| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. , S. 234 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hipp's neuester
                              									Schreibtelegraph.
                           Von den bis jetzt in Anwendung gekommenen elektromagnetischen Telegraphen haben die
                              									Zeiger-Telegraphen, bei denen ein Zeiger Buchstabe um Buchstabe auf einer das
                              									Alphabet enthaltenden Rundtafel anzeigt, den Vortheil daß sie ohne besondere
                              									Geschicklichkeit oder Uebung zu handhaben sind, weßhalb sie, trotz dem Uebelstand
                              									daß nur langsam auf ihnen telegraphirt werden kann, doch noch sehr viel im Gebrauch
                              									sind. Die Zeichen-Telegraphen, welche statt der Buchstaben mit besonderer,
                              									aus Strichen und Punkten zusammengesetzter Schrift die Worte auf einen
                              									Papierstreifen schreiben oder drucken. und unter denen der Morse'sche immer noch den ersten Rang behauptet, zeichnen sich, neben
                              									großer Einfachheit in der Construction, noch dadurch aus, daß sie viel rascher
                              									arbeiten. daß ferner die telegraphische Depesche auf Papier fixirt ist, und auch
                              									nachher noch abgelesen werden kann. Sie haben aber den Nachtheil, daß eine
                              									zweckmäßige Handhabung derselben natürliche Geschicklichkeit und viele Uebung
                              									erfordert, und zwar in dem Grade, daß schon manche darauf verzichten mußten die
                              									nöthige Fertigkeit auf denselben zu erlangen. Bakewells
                              									Copir-Telegraphen, die Ende vorigen Jahrs mit großem Lärm von Amerika in die
                              									Welt ausgingen, haben das bis jetzt nicht geleistet, was man anfänglich von ihnen
                              									erwartete. Die Fertigung der Originalschrift mit nicht leitender Dinte auf leitender
                              									Unterlage (Staniol) erfordert schon zu viel Mühe und zu viel Zeit. Da ferner in der
                              									Copie die Buchstaben nicht durch fortlaufende Linien, sondern nur durch parallel
                              									über einander gereihte kleine Striche gegeben werden können, so müssen die
                              									Buchstaben nicht unbedeutend groß seyn, wodurch die Schrift sehr erlangsamt wird.
                              									Ein weiterer Uebelstand liegt im Copirpapier; dieses wird nämlich mit einer
                              									Jodkaliumlösung getränkt, aus welchem durch die Elektricität, so oft der Strom
                              									hergestellt ist, Jod ausgeschieden wird, das dann mit der im Papier enthaltenen
                              									Stärke schwarze Striche gibt. Dazu ist nothwendig daß das Papier die Elekricität gut
                              									leite, also feucht sey, aber nicht naß, weil sonst die Buchstaben fließen und das
                              									Papier leicht zerreißt; hier nun den richtigen Grad von Feuchtigkeit zu erhalten,
                              									bietet weitere besondere Schwierigkeiten. Hr. M. Hipp,
                              									Uhrmacher und Mechaniker in Reutlingen, durch seine Chronoskope, welche den
                              									tausendsten Theil einer Secunde noch mit Genauigkeit angeben, dem Publicum längst
                              									rühmlich bekannt, hat diesem Uebelstand durch Einführung einer Glasfeder abgeholfen,
                              									welche die Depesche mit gewöhnlicher Dinte auf gewöhnliches Papier copirte (worüber
                              									im polytechn. Journal Bd. CXX. S. 103 Nachricht gegeben wurde). Es war dieß eine
                              									wesentliche Verbesserung des amerikanischen Copir-Telegraphen, ohne daß
                              									jedoch für die Geschwindigkeit dadurch etwas gewonnen worden wäre. Noch weiter
                              									zurück stehen in dieser Hinsicht die Druck-Telegraphen, mit welchen zwar die
                              									leserlichsten Zeichen gegeben werden können, da sie die Nachrichten mit gewöhnlichen
                              									Lettern abdrucken, vermittelst deren aber, da sie auf ähnlichem Princip beruhen, in
                              									keinem Fall schneller telegrapirt werden kann als mit dem
                              									Zeiger-Telegraphen.
                           Es kam nun darauf an, die leichte Handhabung des Zeichen-Telegraphen mit der
                              									Geschwindigkeit des Morse'schen und der bequemen
                              									Lesbarkeit des Schreib- oder Druck-Telegraphen zu verbinden. Diesen
                              									Anforderungen entspricht ein neuer, von 
                              									Hipp erfundener und bereits ausgeführter Schreib-Telegraph. Auf diesem wird durch Anschlagen von Tasten, die mit den einzelnen Buchstaben
                              									bezeichnet sind, telegraphirt, und gleichzeitig auf der andern Station von einer
                              									Feder mit gewöhnlicher Dinte und den Buchstaben des lateinischen
                              									Schreibe-Alphabets auf gewöhnliches Papier, das um eine Walze gelegt ist,
                              									geschrieben. Nach Morse's Angaben können seine
                              									Telegraphen 60, die Zeiger-Telegraphen dagegen nur 10 bis 15 Buchstaben in
                              									der Minute telegraphiren. Dagegen können durch Hipp's
                              									neuen Schreib-Telegraphen jetzt schon 120 Buchstaben in der Minute
                              									telegraphirt werden. Eine Geschwindigkeit die derjenigen des gewöhnlichen Schreibens
                              									gleichkommt, und nach der Construction des Apparats noch höher gesteigert werden
                              									kann. Die sinnreiche Maschinerie selbst, die sich übrigens ohne Zeichnungen nicht
                              									wohl näher beschreiben läßt, ist natürlich etwas complicirter als die des Morse'schen Apparats, aber die Handhabung derselben, das
                              									Telegraphiren ebenso wie das Ablesen, ist so einfach und leicht, daß jeder wie beim
                              									Zeiger-Telegraphen ohne alle Vorbereitung denselben gebrauchen kann. Dadurch
                              									eignet sich dieser Telegraph auch für geheime Nachrichten, da die eingeweihten
                              									Personen dieselben selbst geben und in Empfang nehmen können. Da der Telegraph in
                              									gewöhnlicher Schrift schreibt, so wird durch denselben, dem Morse'schen gegenüber, die Zeit des Abschreibens der telegraphischen
                              									Depesche erspart. Seine Einrichtung ist ferner der Art, daß man durch Einschaltung
                              									weiterer Schreibapparate dieselbe Depesche gleichzeitig in zwei oder mehr Exemplaren
                              									schreiben lassen kann. Ja es wäre sogar möglich ihn als Schreibmaschine zu benützen,
                              									wo man sich von einem Gegenstand schnell mehrere Abschriften machen will. Möge Hrn.
                              										Hipp diejenige Anerkennung werden, die eine so
                              									sinnreiche und so wichtige Erfindung verdient! (Allgemeine Zeitung, 1851 Nr.
                              									229.)
                           
                        
                           Ueber die zweckmäßigste Form der Spitzen von einzurammenden
                              									Pfählen.
                           Der Wegebaumeister Kossak zu Lauenburg in Pommern macht in
                              									einem interessanten Aufsatze des Crelle'schen Journals
                              									der Baukunst 1850, S. 252 auf den Vortheil aufmerksam, welchen man erreicht, wenn
                              									einzurammende Pfähle an den unteren Enden so gestaltet werden, daß sie zweischneidige Schärfen bilden. Kossak hat unter andern beim Bau einer massiven Brücke einigen hundert
                              									Pfählen zu der Spundwand des einen Pfeilers größtentheils vierseitige Spitzen, und eben so vielen Pfählen zur Spundwand des anderen
                              									Pfeilers größtentheils Schärfen geben lassen, und die
                              									Kosten des Einrammens der ersteren verhielten sich zu denen der letzteren nahe wie 9
                              									zu 7. Da auf beiden Seiten die Umstände dieselben waren, auch der Grund und Boden
                              									aus einem gleichmäßigen Sandlager bestand, so konnte der Kostenunterschied nur von
                              									der Form der Spitzen herkommen. Auch ergab sich beim Vergleich der Zugtiefen der
                              									verschiedenen zugespitzten Pfähle, für gleich starke Spitzen, ein Vortheil für die
                              									Pfähle mit Schärfen. Kossak
                              									sucht endlich die gedachten Vorzüge der Pfähle mit zweischneidigen Schärfen auch
                              									theoretisch zu begründen, in welcher Beziehung wir jedoch auf die angegebene Quelle
                              									verweisen müssen. (Mittheil. d. Gew.-Ver. f. d. Königr. Hannover, 61 ste
                              									Lief., S. 308.)
                           
                        
                           Stahlgewinnung bei der Leuchtgasfabrication; von William Dick in Edinburgh.
                           Um bei der Leuchtgasfabrication als Nebenproduct Stahl zu erzeugen, benutzt man die
                              									jetzt gebräuchlichen thönernen Retorten; nachdem dieselben den für die Gaserzeugung
                              									erforderlichen Hitzegrad angenommen haben, bringt man das Quantum Eisen hinein,
                              									welches in Stahl verwandelt werden soll, nämlich Eisenstangen von derselben Länge
                              									wie die Retorten, die man horizontal in deren unterem Theil so  anordnet, daß sich eine dünne
                              									Kohkschicht zwischen den Wänden der Retorte und dem Eisen befindet. Das Leuchtgas
                              									wird dann wie gewöhnlich bereitet und man läßt die Eisenstangen mehr oder weniger
                              									lange Zeit, je nach ihrer Dicke, in der Retorte, nur muß man sie alle zwei bis drei
                              									Tage umkehren, wenn man die Retorte frisch beschickt, bis sie vollständig in Stahl
                              									verwandelt sind, was man leicht erkennt, wenn man eine Stange bricht, nachdem man
                              									sie plötzlich abgekühlt hat. Die Operation ist als beendigt zu betrachten, wenn der
                              									Bruch ein gleichartiges Korn in seiner ganzen Dicke darbietet. (Repertory of Patent-Inventions, März 1851.)
                           
                        
                           Wood's Verfahren künstliches
                              									Brennmaterial zu fabriciren.
                           Um mit Steinkohlen ein gemischtes Brennmaterial zu
                              									fabriciren, werden dieselben hinreichend verkleinert und ganz
                                 										heiß gemacht. Man bringt sie nun in eine Mischmaschine, deren verticale
                              									Achse mit Armen versehen ist, und setzt Pech, Steinkohlentheer, Harz, Fette etc. in
                              									geeignetem Verhältniß zu, wie es dem Zweck des Brennmaterials entspricht; nachdem
                              									das Ganze innig gemischt ist, preßt man es in Form von Kuchen.
                           Um ein ähnliches Brennmaterial mit Kohks zu fabriciren,
                              									verwendet man dieselben ebenfalls ganz heiß, wie sie aus
                              									den Oefen kommen. nachdem man sie zuvor behufs der Zerkleinerung durch ein Walzwerk
                              									gehen ließ. (Repertory of Patent-Inventions, Juli
                              									1851, S. 40.)
                           
                        
                           Boswell's künstliche Tusche.
                           Man nimmt Aetzkalilauge und löst darin durch Kochen so viel Hornspäne auf, als sich
                              									auflösen lassen, dann dampft man die Lösung in einem eisernen Kessel zur Trockne ab
                              									und bringt sie zuletzt in einen teigartigen Fluß. Zu dieser letztern Behandlung ist
                              									ziemlich starke Hitze nöthig. Dann entfernt man das Gefäß vom Feuer. Man löst die
                              									Masse in dem doppelten Gewichte kochenden Wassers auf, seiht die Flüssigkeit klar
                              									durch, und versetzt sie mit einer Alaunauflösung, die einen schwarzen Niederschlag
                              									darin hervorbringt, der abgesondert, ausgewaschen und getrocknet, und mit
                              									Gummiwasser angerieben die schönste indische Tusche geben soll. (Polyt. Notizblatt
                              									1851, Nr. 14.)
                           
                        
                           Papiertapeten welche horizontal anstatt vertical aufgezogen
                              									werden; von G. H. Voyez.
                           Bisher wurden die Papiertapeten so bedruckt, daß die Muster in der Längenrichtung des
                              									Papiers laufen, das Muster also gehörig angebracht ist, wenn das Papier vertical an
                              									der Wand aufgezogen wird; man pflegte mit denselben Druckformen die ganze Länge des
                              									Papierstücks zu bedrucken, so daß beim Aufziehen der Tapeten dasselbe Muster sich
                              									von dem Boden bis zur Decke des Zimmers wiederholt; wenn also die Zeichnung
                              									hauptsächlich aus einer Rose oder mehreren Blumen besteht, so stehen dieselben in
                              									einer verticalen Linie so oft über einander als es die Höhe des Zimmers erfordert.
                              									Um diese beständige Wiederholung desselben Musters zu vermeiden, kannte man bisher
                              									kein anderes Mittel, als das Papier mit verschiedenen Formen zu bedrucken, was aber
                              									die Kosten sehr erhöht, und wobei überdieß der Abgang beim Zuschneiden des Papiers
                              									für das Aufziehen an der Wand größer wird. Wenn man hingegen das Papier so bedruckt,
                              									daß es der Tapezirer horizontal aufziehen muß, so kann sich auf einem Papierstück in
                              									dessen Längenrichtung das Muster mehrmal wiederholen, aber die Wiederholungen des
                              									Musters — anstatt sich unter einander in der Längenrichtung des Papiers zu
                              									befinden — haben dann ihre  verticalen oder aufrechten Stellungen in der Quere des
                              									Papiers oder in transversaler Richtung; hierbei kann man mehrere Papierstücke,
                              									welche als Grund eine gemeinschaftliche Zeichnung haben, aber in den
                              									Hauptgegenständen des Musters verschieden sind, horizontal über einander vom Boden
                              									eines Zimmers bis zur Decke aufziehen, so daß ganz verschiedene Muster in verticaler
                              									Richtung aufeinander folgen. So kann z. B. auf dem ersten Papierstreifen vom Boden
                              									angefangen die Hauptzeichnung ein Fasan, auf dem nächsten Papierstreifen, welcher
                              									horizontal darüber aufgeklebt wird, ein anderer Vogel, und wieder ein anderer auf
                              									jedem folgenden Streifen seyn. Bei diesem Verfahren kann man überdieß mit denselben
                              									Mustern von Papiertapeten, welche man in den einzelnen Zimmern in veränderter
                              									Reihenfolge aufzieht. verschiedene Effecte hervorbringen. (Repertory of Patent-Inventions Juli 1851, S. 38.)
                           
                        
                           Papier für Pastellmalerei.
                           Bimsstein wird ganz fein gepulvert und gesiebt oder gebeutelt, und in diesem
                              									Zustande, oder beliebig gefärbt (durch Kochen mit einem Farbabsud) auf Papier
                              									gesiebt, das mit 64° R. heißem Leim von Handschuhlederabfällen überstrichen
                              									ist. Das überflüssige Pulver wird abgebürstet, das Papier 3 bis 4 Stunden
                              									getrocknet, ein neuer Leimanstrich gemacht und eine zweite Lage Bimsstein
                              									aufgesiebt. Auch Bleistiftzeichnungen werden auf diesem Papier schöner und schwärzer
                              									von Farbe. (Leuchs' polytechn. Zeitung 1851, Nr. 2.)
                           
                        
                           Wiederherstellung der ursprünglichen Holzfarbe alter
                              									Parketböden; von H. Braconnot.
                           Um alten Parketböden von Eichen- und anderm Holz, wenn sie eine dunkle Farbe
                              									angenommen haben und verschmutzt sind, ihre ursprüngliche oder eine noch hellere
                              									Farbe wieder zu verschaffen, verfährt Hr. Braconnot wie
                              									folgt. Man läßt 1 Thl. calcinirte Soda ¾ Stunden lang mit 1 Thl. gelöschten
                              									Kalks und 15 Thln. Wassers in einem gußeisernen Topfe kochen. Das so erhaltene
                              									Aetznatron breitet man mittelst eines an dem Ende eines Stocks befestigten Tuches
                              									auf dem Boden aus. Einige Zeit darauf reibt man diesen mittelst einer harten Bürste
                              									mit feinem Sand und einer hinlänglichen Menge Wassers ab, um das alte Wachs und alle
                              									Unreinigkeiten zu entfernen. Alsdann macht man eine Mischung von 1 Thl.
                              									concentrirter Schwefelsäure und 8 Thln. Wassers und verbreitet diese auf dem Boden.
                              									Die Schwefelsäure belebt die Farbe des Holzes, indem sie sich mit der braunen
                              									Substanz und den eingedrungenen erdigen Theilen verbindet. Wenn der Boden wieder
                              									trocken ist, wird er noch einmal mit Wasser geputzt, worauf er nach abermaligem
                              									Trocknen wie gewöhnlich gewichst wird. — Sollten noch einige Flecken
                              									zurückgeblieben seyn, so wäre dieß ein Beweis, daß der Boden nach dem Auftragen der
                              									ätzenden Sodalauge nicht an allen Stellen gleich gerieben worden ist; diese Flecken
                              									müßte man dann noch einmal mit Sodalauge und Schwefelsäure auf angegebene Weise
                              									behandeln. (Journal de Chimie médicale, Juli 1851, S.
                              									432.)
                           
                        
                           Bemerkungen über das plötzliche Krystallisiren übersättigter
                              									Glaubersalzlösungen durch ihre Berührung mit der atmosphärischen Luft; von H. Loewel.
                           Hr. Goskynski übergab unlängst der franz. Akademie der
                              									Wissenschaften eine Notiz über die Theorie der Erstarrung einer concentrirten
                              									Auflösung von Glaubersalz  in Wasser, bei Berührung mit Luft (S. 140 in diesem Bande des polyt. Journals).
                              									Er glaubt aus seinen Versuchen schließen zu können, daß wenn man eine Auflösung,
                              									welche in einem geschlossenen Gefäß in übersättigtem Zustand verblieb, mit
                              									atmosphärischer Luft in Berührung bringt, dann die Luft, welche die freie Oberfläche
                              									der Salzlösung trifft und sie plötzlich krystallisiren macht, einzig dadurch wirkt,
                              									daß sie Wasserdampf auflöst) daß sie so die obere Schicht concentrirend, darin die
                              									Bildung von eben so vielen kleinen Krystallen veranlaßt, als Punkte durch die Luft
                              									berührt wurden. Diese kleinen Krystalle bilden dann Mittelpunkte der Anziehung und
                              									Krystallisation, von denen aus die Flüssigkeit nach und nach bis auf den Boden hinab
                              									krystallisirt.
                           Einige Thatsachen, welche ich beobachtete und in einer der Akademie im verflossenen
                              									Jahre übergebenen Abhandlung beschrieb (Annales de Chimie et
                                 										de Physique, 3me série, t. XXIX
                              									p. 103), scheinen mir mit der von Hrn. Goskynski gegebenen Erklärung der fraglichen Erscheinung
                              									ganz im Widerspruch zu seyn. Ich fand, daß concentrirte Auflösungen von Glaubersalz,
                              									welche kochend in Fläschchen unter große Glasglocken gebracht wurden, darin sehr
                              									lange (zwei Monate) in übersättigtem Zustande bleiben, es mag nun die Luft unter
                              									diesen Glocken durch gebrannten Kalk ausgetrocknet worden seyn, oder sie mag mit
                              									Feuchtigkeit gesättigt seyn. Noch mehr: wenn dieselben Auflösungen kochend in
                              									Schalen unter kleinere Glocken gebracht werden. worin die Luft durch Chlorealcium
                              									ausgetrocknet wird, so concentriren sie sich darin nach ihrem Erkalten durch
                              									freiwillige Verdunstung und setzen endlich nach und nach am Boden der Schalen
                              									Krystalle von Glaubersalz mit 7 Atomen Wasser ab, ohne den
                              									Uebersättigungs-Zustand zu verlieren, d. h. ohne plötzlich zu einer Salzmasse
                              									mit 10 Atomen Wasser zu gestehen, wie dieses der Fall ist, sobald man die Glocken
                              									über den Schalen wegnimmt, selbst wenn die umgebende Luft sehr feucht ist. (Comptes rendus, Juli 1851, Nr. 1.)
                           
                        
                           Zur Analyse des Galmei; von Dr.
                              									Emil Schmidt.
                           Mit dem Namen Galmei werden bekanntlich diejenigen Zinkerze belegt, welche aus
                              									Zinkoxyd in Verbindung mit Kohlensäure oder Kieselsäure bestehen. Der meiste Galmei
                              									ist ein Gemisch von kohlensaurem und kieselsaurem Zinkoxyd, mit mehr oder weniger
                              									fremden Bestandtheilen gemengt. Für die Zinkgewinnung ist es oft von Interesse zu
                              									wissen, ob und wieviel der Galmei kieselsaures und kohlensaures Zinkoxyd enthält.
                              									Bisher wendete man zur Trennung derselben Essigsäure an, welche das kohlensaure
                              									Zinkoxyd lösen, das kieselsaure aber ungelöst lassen soll. Der Verfasser fand nun,
                              									daß dieses Verfahren ganz ungenau ist, indem die Essigsäure schon im verdünnten
                              									Zustande aus dem Kieselgalmei (Kieselzinkerz), mag dasselbe im natürlichen oder im
                              									durch Glühen von seinem Wassergehalt befreiten Zustande angewendet werden,
                              									beträchtliche Mengen von Zinkoxyd auszieht und im concentrirten Zustande auch
                              									Kieselsäure daraus auflöst. Ein ganz geeignetes Mittel zur Trennung des kieselsauren
                              									und kohlensauren Zinkoxyds fand er dagegen in einer Auflösung von kohlensauren
                              									Ammoniak, welche mit kaustischem Ammoniak in geringem Ueberschuß vermischt ist. Eine
                              									solche Flüssigkeit löst nämlich geglühtes Zinkoxyd leicht auf, während kaustisches
                              									oder kohlensaures Ammoniak für sich allein dieß nur schwierig thun. Wird ein Galmei
                              									im geglühten Zustande kurze Zeit mit derselben digerirt, so wird das Zinkoxyd,
                              									welches an Kohlensäure gebunden war, vollständig aufgelöst, während das kieselsaure
                              									Zinkoxyd ungelöst bleibt. Das vorausgehende Glühen des Galmeis ist deßhalb
                              									angemessen, weil sonst leicht Eisenoxydhydrat und Manganoxydul sich mit auflösen
                              									könnten. (Erdmann's Journal für prakt. Chemie Bd. LI S.
                              									257.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Krankheiten der Arbeiter, welche sich mit der
                              									Bereitung des schwefelsauren Chinins beschäftigen; von A. Chevallier.
                           Chinafieber, — Seit meiner frühern Mittheilung
                              									(polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 158) forschte ich nach, ob die von Hrn. Zimmer in Frankfurt a. M. als
                              										„Chinafieber“ bezeichnete Krankheit auch anderswo
                              									beobachtet wurde.
                           Zwei Beobachtungen kamen mir aus Paris und dessen Burgfrieden zu; die erste von Dr. Guérard. Derselbe
                              									behandelte vor 12 Jahren im Hospital St. Antoine einen Arbeiter aus einer Fabrik von
                              									schwefelsaurem Chinin, welcher in der Fabrik selbst von einem Tertianfieber befallen
                              									worden war, gegen welches das schwefelsaure Chinin durchaus nichts ausrichtete;
                              									durch Salicin wurde der Kranke geheilt. — Im zweiten Fall wurde der Kranke
                              									mit schwefelsaurem Chinin in schwacher Dosis behandelt und genas am dritten Tag.
                           Neue Nachforschungen von Faraday in England und Dr. Bieckel in Deutschland
                              									lieferten nur negative Resultate. Durch Hrn. Schäufele in
                              									Thann, welcher bei deutschen Aerzten Erkundignng einzog, erfuhr ich:
                           1) daß die Arbeiter in einer der bedeutendsten Fabriken von schwefelsaurem Chinin zu
                              									Stuttgart bisher noch nie vom Chinafieber befallen wurden;
                           2) daß alle als herzschlächtig ausgemusterten Pferde, deren man sich zum Treiben der
                              									Chinamühlen bediente, durch diese Arbeit geheilt wurden.
                           Handthierung mit Chinarinde. — Hinsichtlich der
                              									Zufälle, welche durch Chinarindensplitter veranlaßt werden können, erfuhr ich durch
                              									Hrn. Girard Folgendes: Wenn man gelbe Chinarinde aussucht
                              									und die Arbeit mehrere Tage andauert, so verspürt man beinahe allemal, besonders bei
                              									großer Hitze, ein Jucken wie von Dolichos pruriens
                              									(Juckerbse), welches von dem sehr leicht stattfindenden Eindringen kleiner,
                              									nadelförmiger Splitterchen unter die Haut herrührt.
                           Rother Hautausschlag. — Hr. Bouchut, Arzt an der Pitié, beobachtete bei Individuen die Rheumatismen
                              									hatten und mit schwefelsaurem Chinin behandelt wurden, Ausschläge, welcher Fall
                              									fünfmal vorkam. Hr. Daubeuf beobachtete mit
                              									Glieder-Rheumatismen behaftete Kranke, welche mit schwefelsaurem Chinin in
                              									großer Dosis behandelt und geheilt wurden; bei diesen erzeugte sich der Ausschlag
                              									bei der Genesung, wo er sich innerhalb 24 Stunden zeigte und wieder verschwand.
                           Hr. Riviére schlägt vor, das Einimpfen der Materie zu
                              									versuchen, welche in den Pusteln der vom Chinafieber befallenen Individuen enthalten
                              									ist, weil zu hoffen wäre, daß der Geimpfte nicht nur vor dieser Krankheit, sondern
                              									auch vor Sumpffiebern dadurch geschützt würde. (Comptes
                                 										rendus, Juni 1851, Nr. 25.)
                           
                        
                           Ueber Klärung und Entwässerung der ätherischen Oele.
                           Nach einer Beobachtung des Medicinal-Assessors Fr. Jahn in Meiningen eignet sich zur Klärung und Entwässerung der frisch
                              									destillirten ätherischen Oele, besonders des Nelkenöls,
                              									unter allen bis jetzt bekannt gewordenen Mitteln am besten gepulverter Zucker, wenn nämlich so lange von diesem hinzugefügt wird, als
                              									derselbe im Oele noch feucht wird. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXVI S. 144.)
                           
                        
                           Verfahren von gewissen Kartoffelsorten vier Ernten in einem
                              									Jahr zu erhalten.
                           Bekanntlich fällt die Ernte der Frühkartoffelsorten, welche Anfangs Februar gelegt
                              									werden, trotz der Frühlingsreife, im Monat Mai. Nun machte Hr. Leclerc zu Gringrée bei Lüttich 1849 und 1850 den Versuch, die
                              									Mutterkartoffel gleich nach dem Ausziehen wieder in dieselbe Grube einzulegen,
                              									worauf er in der letzten  Woche des Juni eine zweite Ernte vortrefflicher Kartoffeln erhielt. Dasselbe
                              									wiederholte er ein drittes- und viertesmal, und erhielt in der dritten
                              									Augustwoche und, je nach dem Wetter, Mitte oder Ende Octobers, noch zwei Ernten.
                              									— Hr. Morren erklärt diese Erscheinung
                              									physiologisch dadurch, daß die Kartoffel, je nach ihrer Race, als
                              									Fortpflanzungstheile 1, 2 bis 3 Spirallinien von Augen hat, welche parallel von der
                              									Basis des Knollens bis an dessen Spitze laufen; von diesen Augen schlafen die
                              									untersten noch, während die obersten treiben und Kartoffeln erzeugen, worauf die
                              									mittlern und zuletzt die untersten zur Entwickelung kommen. Nur entschieden
                              									frühzeitige Kartoffelsorten haben diese Eigenschaft; welchen großen Nutzen diese
                              									neue Erfahrung gewähren kann, ist leicht einzusehen. (Agriculteur-praticien, April 1851.)
                           
                        
                           Schwefelblüthe gegen den Pilz der Weinstöcke.
                           Allerlei Mittel wurden von Hrn. Prof. Duchartre im
                              									Gemüsegarten zu Versailles gegen dieses Uebel versucht. Waschungen zeigten sich
                              									unzureichend; von pulverigen Körpern zeigte sich endlich die Schwefelblüthe als das
                              									beste Mittel. Man wandte sie auf zweierlei Weise an. 1) Man vertheilte sie schwebend
                              									in Wasser. mit welchem dann mittelst einer Gießkanne mit etwas großen Löchern die
                              									kranken Weinstöcke begossen wurden. 2) Man wusch die Trauben von Hand mit
                              									gewöhnlichem Wasser, um sie zu befeuchten, worauf die Schwefelblüthe aus einem
                              									Blasebalg darauf geblasen wurde. Durch letzteres Verfahren wird der Zweck besser und
                              									vollständiger erreicht. Die von Oïdium Tuckeri durch
                              									Schwefel befreiten Trauben behalten zwar einen noch ziemlich sichtbaren braunen
                              									Flecken, welcher aber nur die Tafeltrauben unverkäuflich macht. Ohne Anwendung
                              									dieses Mittels würde die ganze Ernte verloren gehen. (Moniteur industriel 1851, Nr. 1556.)
                           
                        
                           Beschneiden des vom Pilze Oïdium befallenen Weinstocks im
                              									Herbst.
                           Im Herbst 1850, wo der Weinstock von genanntem Pilze heimgesucht war, beschnitt Hr.
                              										Pévin die noch mit ihren Blättern und Früchten
                              									versehenen, aber sehr leidenden Weinstöcke, indem er ihre Ranken auf einem
                              									sichtbaren Auge, meistentheils aber am Rebende, dem untern Theil der Ranke, dessen
                              									Augen gewöhnlich verborgen, oder doch dem bloßen Auge kaum sichtbar sind, abschnitt.
                              									Er nahm diese Operation, welche sonst erst im kommenden Frühling geschieht, im
                              									September und October vor. Bei ihm, sowie bei einem Gärtner, welcher mit einem Theil
                              									seiner Reben ebenso verfuhr, hatte dieses Verfahren den besten Erfolg, so daß im Mai
                              									die im Herbst geschnittenen Reben noch etwas kräftiger in ihrem Wachsthum waren, als
                              									die im Februar und März geschnittenen. Es ist zu hoffen, daß diese Krankheit, welche
                              									im J. 1850 die Weinbauer sehr beunruhigte, wieder verschwinden wird. Hr. v. Gasparin und mehrere andere gelehrte Agronomen
                              									bestätigen, daß das Beschneiden des Weinstocks im Herbst in mehreren französischen
                              									Departements mit gutem Erfolge vorgenommen wird. (Moniteur
                                 										industriel 1851, Nr. 1512.)