| Titel: | Ueber die Bestimmung der Härte des Wassers nach Clark. | 
| Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XIV., S. 32 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Bestimmung der Härte des Wassers nach
                           Clark.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1852, Nr.
                              25.
                        Faißt, über die Bestimmung der Härte des Wassers.
                        
                     
                        
                           Bei meiner Anwesenheit in England im vorigen Sommer lernte ich das für viele
                              technische Zwecke sehr praktische Verfahren von Clark
                              kennen, ich erfuhr namentlich auch von Prof. Hofmann in
                              London, daß diese Methode dort sehr häufig in Anwendung komme, daß beim Graben neuer
                              Brunnen, bei Anlegung von Wasserleitungen, bei Gründung neuer Fabriketablissements
                              gewöhnlich das Wasser auf seine Härte, und zwar nach diesem Verfahren von Clark untersucht wird. Dadurch ward ich veranlaßt, bei
                              meiner Rückkehr Hrn. Faißt aufzufordern, titrirte
                              Seifenlösung zu solchem Zweck darzustellen und damit die nöthigen Versuche zu
                              machen. Das Verfahren wird in den Händen eines ungeübten Laien weniger zuverlässige
                              Resultate geben; ein geübter Chemiker wird aber mit Hülfe solcher titrirten
                              Seifenlösung in kürzester Zeit die Härte eines Wassers genau bestimmen können, und
                              es ist dadurch den Technikern die Möglichkeit gegeben, ohne große Unkosten solche
                              Untersuchung anstellen zu lassen.
                           Dr. Fehling.
                           
                        
                           Untersuchung des Wassers für technische Zwecke.
                           Das tellurische Wasser, wie es sich unter verschiedenen Namen als Brunnen-,
                              See-, Fluß- etc. Wasser vorfindet, ist stets mehr oder weniger mit
                              anderen fremdartigen Substanzen verunreinigt, welche je nach ihrer Natur und
                              Quantität dem Wasser verschiedene Eigenschaften ertheilen, die bei der allgemeinen
                              Anwendung desselben im menschlichen Haushalt sowohl, wie in den verschiedensten
                              Zweigen der Gewerbe und Technik überhaupt meist sehr in Betracht kommen. Zu den
                              gewöhnlichsten und wegen ihrer nachtheiligen Wirkungen bei der Verwendung des
                              Wassers wichtigsten Verunreinigungen gehören hauptsächlich Kalk- und
                              Bittererdeverbindungen, deren nacktheilige Wirkungen z.B. in der Färberei, beim
                              Seifensieden, beim Waschen, bei Dampfmaschinen etc. nur allzuhäufig sich erkennen
                              lassen. Es ist deßhalb begreiflich, wie wichtig es ist, die Eigenschaften eines
                              Wassers in dieser Beziehung auf leichte und einfache Weise ermitteln zu können, um
                              darnach dem Gewerbtreibenden und Fabrikanten es möglich zu machen, den Grad der
                              schädlichen Wirkung des
                              angewandten Wassers, und im Zusammenhang damit zugleich geeignete Mittel und deren
                              zweckmäßige Verwendung zur Hebung des Uebels auf leichte Weise kennen zu lernen. Bei
                              manchen technisch gebrauchten Materialien, wie Soda, Potasche, Chlorkalk etc. ist
                              dem Industriellen eine genaue Kenntniß aller einzelnen darin enthaltenen
                              Bestandtheile und deren Quantität nicht nöthig; er braucht nur die Bestandtheile,
                              welche bei der Verwendung allein wirksam sind, nach Qualität und Quantität zu
                              kennen; ebenso ist es bei Verwendung von Wasser meist nicht nothwendig, durch eine
                              vollständige chemische Analyse die Zusammensetzung desselben ermittelt zu haben,
                              sondern es wird in der Regel genügen, den Kalk- und mit diesem den
                              Bittererdegehalt im Wasser zu kennen, Bestandtheile, welche dem Wasser vorzugsweise
                              und fast allein die Eigenschaften ertheilen, welche wir bei der Verwendung des wegen
                              dieser Bestandtheile so genannten „harten
                                    Wassers“ so häufig zu beklagen haben.
                           In England wurde durch Clark zuerst ein Verfahren in
                              Anwendung gebracht, nach welchem die Quantität der Bestandtheile, durch welche die
                              Härte eines Wassers bedingt ist, auf einfache Weise
                              durch Zusatz von titrirter Seifenlösung bis zur Bildung eines bleibenden Schaums
                              bestimmt wird.
                           Clark bezeichnet den Gehalt des Wassers an solchen
                              Bestandtheilen (Kalksalzen etc.) durch „Härtegrade“, wobei je 1
                              Härtegrad 1 Gran kohlensauren Kalk (oder die ihm äquivalente Menge schwefelsauren
                              Kalk, Chlorcalcium und andere Kalksalze) in 1 Gallon Wasser oder 1 Theil
                              kohlensauren Kalk in 70,000 Theilen Wasser repräsentirt, oder 1 Theil Kalk an irgend
                              eine Säure gebunden in 125,000 Theilen Wasser. Bolley,
                              welcher in neuester Zeit ebenfalls Mittheilung über diesen Gegenstand gemacht
                              hatPolytechn. Journal Bd. CXXIV S.
                                       204., schlägt eine Abänderung dieser Bezeichnung in der Art vor, statt 1/70000
                              Theil kohlensaurem Kalk 1/100000 dieses Salzes im Wasser als 1 Härtegrad zu
                              bezeichnen, wodurch eine einfachere Rechnung möglich ist. Wird Wasser gekocht, so
                              schlägt sich der darin ursprünglich gelöste kohlensaure Kalk nieder, während
                              sonstige Kalksalze gelöst bleiben; war die Härte des Wassers durch kohlensauren Kalk
                              ganz oder theilweise bedingt, so verschwindet die Härte in demselben Maaße; Wasser,
                              das nur kohlensauren Kalk und keine anderen Kalksalze
                              enthält, ist nach dem Kochen ganz weich; Wasser, welches keinen kohlensauren Kalk und nur
                              andere Kalksalze enthält, verliert durch Kochen nichts von seiner Härte. In England
                              unterscheidet man daher von der Gesammthärte eines
                              Wassers, welche abhängig ist von der ganzen Quantität Kalk und Bittererde, die darin
                              enthalten ist, gleichgültig mit welchen Säuren in Verbindung, die temporäre Härte, abhängig von der Menge Kalk und
                              Bittererde, welche nur durch Kohlensäure in Lösung gebracht war, und beim Kochen aus
                              dem Wasser abgeschieden wird, und die bleibende Härte,
                              bedingt durch die Kalksalze welche sich durch bloßes Aufkochen aus dem Wasser nicht
                              abscheiden. Wenn demnach in einem natürlichen Wasser die Gesammthärte, wie sie
                              mittelst des hier zu beschreibenden Verfahrens gefunden wird, z.B. 21°
                              beträgt, und das Wasser würde nach dem Kochen, auf die gleiche Art untersucht, nur
                              noch 14 Härtegrade zeigen, so wäre die temporäre Härte des betreffenden Wassers
                              7°; d.h. 1/3 des Kalks wäre an Kohlensäure gebunden, die andern 2/3 Kalk an
                              Schwefelsäure, Salzsäure u.s.w.
                           Das Verfahren von Clark gründet sich darauf, daß eine
                              Seifenlösung durch eine Lösung von Kalksalzen oder durch – chemisch diesen
                              ähnlich wirkende Salze – zersetzt wird, und daß die Menge einer und derselben
                              Seife zur Menge der vorhandenen Kalksalze, welche in der gleichen Quantität Wasser
                              gelöst sind, in einem durch die Erfahrung bestimmten Verhältniß steht.
                           Nach Versuchen, welche ich im Spätjahr 1851 über diese Methode, die Härte des Wassers
                              zu bestimmen, angefangen habe, welche aber in Folge anderweitiger Arbeiten erst in
                              letzter Zeit vollendet werden konnten, habe ich die Zweckmäßigkeit dieser Methode,
                              besonders für technische Zwecke, vollkommen erprobt gefunden, und ich werde in
                              Folgendem die Details des Verfahrens, welches ich dabei in Anwendung gebracht habe,
                              sowie die dabei erhaltenen Resultate, welche in einzelnen Fällen von denen durch Moser und Bolley erhaltenen
                              differiren, beschreiben.
                           Der größere Theil der Versuche wurde gemeinschaftlich mit Hrn. C. Knauß ausgeführt; durch gegenseitige Controle aller
                              einzelnen Proben wurden übereinstimmende und daher zuverlässige Resultate
                              erhalten.
                           Wird zu einer Lösung von Chlorcalcium, welche in 100,000 Thln. eine höchstens 12
                              Thln. Kalk (Calciumoxyd) entsprechende Menge Chlorcalcium enthält, eine weingeistige
                              Seifenlösung von bestimmter Concentration nach und nach hinzufügt, so tritt ein
                              Punkt ein, bei welchem nach lebhaftem Umschütteln der Kalklösung auf deren
                              Oberfläche sich ein mehr
                              oder weniger starker bleibender Schaum gebildet hat,
                              während der Schaum, welcher vor dieser Zeit auf Zusatz von Seifenlösung zu der
                              Chlorcalciumlösung durch Umschütteln hervorgebracht wird, fast momentan wieder
                              verschwindet; diese Erscheinung tritt erst ein, wenn aller Kalk durch Seifenlösung
                              vollständig gefällt ist und läßt daher diesen Punkt bei vorsichtiger Behandlung
                              leicht erkennen. Das Gelingen des Versuchs ist aber durchaus an gewisse
                              Verhältnisse, besonders der Concentration der angewandten Flüssigkeiten
                              (Kalk- und Seifenlösung) gebunden, ohne welche keine maßgebenden
                              Erscheinungen eintreten und keine constanten Resultate erhalten werden.
                           Bald nach Beginn meiner Versuche zeigten sich Uebelstände, welche, wenn sie nicht
                              hätten gehoben werden können, schon allein genügt haben würden die Unzweckmäßigkeit
                              der ganzen Methode darzuthun.
                           Wird zur Darstellung der Normalseifenlösung gewöhnliche gute Natrontalgseife, wie von
                              Clark und Moser
                              vorgeschrieben, angewandt und diese in Weingeist von 56° Tr. gelöst, so tritt
                              der Uebelstand ein, daß die Seifenlösung bei der daselbst vorgeschriebenen
                              Concentration sich nach kurzer Zeit zersetzt, indem sich schon nach mehreren Tagen
                              aus der Lösung eine reichliche Menge einer unlöslichen Seife (saures Salz)
                              abscheidet; ich glaubte den Grund hiervon in der allzugroßen Verdünnung der Lösung
                              suchen zu müssen, weßhalb ich eine Lösung von Seife in der nöthigen Menge von
                              gewöhnlichem käuflichem Alkohol von 90° darstellte, um dann durch Verdünnen
                              derselben mit der nöthigen Menge Wasser erst unmittelbar vor deren Anwendung den
                              Zweck zu erreichen; aber diese stärkere Lösung gelatinirte in 1 oder 2 Tagen. Es ist
                              nun nach den Angaben von Clark und Moser wahrscheinlich, daß nicht alle Natrontalgseife sich so verhält,
                              mehrere von mir versuchte Proben zeigten jedoch das angegebene Verhalten. Ich
                              versuchte deßhalb andere Seifen für diesen Zweck anzuwenden, und fand, daß
                              Natronölseife (welche man aus gewöhnlicher Oelsäure mit Soda selbst darstellen kann)
                              sehr gut geeignet ist, indem diese in einer starken alkoholischen Lösung nach
                              Verlauf mehrerer Monate keine merkbare Veränderung erlitten hat.
                           Die Concentration der anzuwendenden Seifenlösung ist
                              ebenfalls sehr wesentlich, weil nur bei einem gewissen Grad der Verdünnung (wie
                              weiter unten bei der Darstellung der Normalseifenlösung angegeben werden wird) ein
                              Schaum hervorgebracht werden kann, welcher unter denselben Umständen auch stets das
                              gleiche Verhalten zeigt, und die Angabe von Bolley, als
                              sey die Seifenlösung so zu titriren, daß von sehr hartem Wasser doch
                              nicht mehr Seifenlösung als 40 bis 50 Kubikcentimeter zu jedem Versuch gefordert
                              werden, wäre darnach zu berichtigen. Aber eben so darf auch der Kalkgehalt in einer
                              verdünnten Kalklösung gewisse Gränzen nicht überschreiten. Wird z.B. zu einer
                              Chlorcalciumlösung, welche in 100,000 Theilen mehr als 12 Thle. Kalk enthält, von
                              der Normalseifenlösung nach und nach zugesetzt, so wird schon nach Zusatz von
                              weniger Seifenlösung beim Umschütteln auf der Oberfläche ein ungleichartiger,
                              häutiger aber bleibender Schaum sich zeigen, lange bevor aller Kalk durch Seife
                              gefällt seyn wird; diese Erscheinung ist um so auffallender, je mehr Kalk das Wasser
                              enthält. Der Schaum, welchem man bei Untersuchung sehr kalkhaltiger Wasser häufig
                              begegnet, ist von dem normalen sehr leicht zu unterscheiden. Weiter ist es, um einen
                              bleibenden Schaum zu erhalten, nöthig, daß die Seife in nicht zu starkem Alkohol,
                              sondern in solchem von etwa 56° Tr. gelöst sey, weil der erstere das Schäumen
                              verhindert.
                           Zu dem Titriren der Seifenlösung dienten mir vollkommen neutrale Lösungen von
                              Chlorcalcium, welche je in 100 Grammen Lösung eine 0,5, 1, 1,5, 2 bis 12
                              Milligrammen Kalk entsprechende Menge Chlorcalcium enthielten, und welche Lösungen
                              ich hiernach mit I, II, III bis XXIV bezeichnet habe. Diese Lösungen erhielt ich
                              dadurch, daß ich mir eine größere Portion neutrale Chlorcalciumlösung, durch
                              Auflösen von reinem kohlensaurem Kalk in Salzsäure und Abdampfen zur Trockne,
                              darstellte, welche in 100 Grammen eine 12 Milligrammen Kalk (Calciumoxyd)
                              äquivalente Menge Chlorcalcium gelöst enthielt, was durch directe Bestimmung des
                              Kalks controlirt war. Diese Lösung wurde zur Darstellung der verdünnteren Lösungen
                              mit reinem Wasser in dem nöthigen Gewichtsverhältniß gemischt.
                           Die Normalseifenlösung, wie sie den Anforderungen für die
                              fraglichen Zwecke zu entsprechen geeignet ist, stellte ich nach mannichfachen
                              vorhergegangenen Versuchen auf folgende Weise dar:
                           Zuerst wird eine stärkere Lösung durch Auflösen von 30 Grammen ziemlich stark
                              ausgetrockneter (etwa 12 Proc. Wasser haltender) Natronölseife in 3 Liter Alkohol
                              von 90° Tr. dargestellt; die trübe Lösung wird von abgeschiedenem
                              kohlensaurem Natron abfiltrirt und in einer gut verschlossenen Flasche aufbewahrt.
                              Eine solche Lösung hat sich nun schon Monate lang gehalten, ohne alle Veränderung.
                              Diese concentrirte Seifenlösung wird nun zum Gebrauch verdünnt, und zwar setzt man
                              zu 200 Grammen obiger Lösung zuerst 150 Gramme Wasser, um den Weingeist der Lösung
                              auf 56° Tr. zu bringen und dann 130 Gramme Weingeist von 56° Tr.
                              Hierdurch erhält man eine Lösung, von welcher genau 45 Kubikcentimeter erfordert
                              werden, um in 100 Grammen der Normalkalklösung (12 Milligramme Kalk enthaltend)
                              allen Kalk zu fällen, d.h. die charakteristische Schaumbildung hervorzurufen. Diese
                              verdünnte Lösung wird in nicht zu großer Menge vorräthig gehalten.
                           Für die Ausführung der Versuche selbst nimmt man zweckmäßig 25 kleine Flaschen mit
                              gut eingeschliffenen Glasstöpseln von 300 bis 400 Kubikcentimeter Inhalt und bringt
                              in dieselben je 100 Gramme der Chlorcalciumlösung I, II, III bis XXIV und in die
                              eine Flasche 100 Gramme destillirten Wassers.
                           Setzt man nun zu den Lösungen in diesen einzelnen Flaschen aus einer in 1/10
                              Kubikcentimeter eingetheilten Bürette nach und nach in kleinen Portionen von der
                              Normalseifenlösung und versucht nach jedesmaligem wiederholtem Zusatz von
                              Seifenlösung durch etwa 20maliges Hin- und Herschütteln der Flasche ein
                              Schäumen in der Flüssigkeit hervorzubringen, so verschwindet der hierbei gebildete
                              Schaum schnell nach dem Aufhören des Schüttelns, so lange nicht aller Kalk durch die
                              zugesetzte Seifenlösung vollständig gefällt ist; fährt man auf diese Weise so lange
                              mit Zusatz von Seifenlösung fort, bis durch Schütteln ein dichter und zarter Schaum
                              sich gebildet hat, welcher sich bis zu 4 oder 5 Minuten auf der Oberfläche erhält,
                              und auch selbst Versuchen zu seiner Vernichtung (sanftes Hin- und Herbewegen
                              und Neigen der Flasche etc.) während dieser Zeit zu widerstehen vermag, so beweist
                              dieß, daß aller Kalk gefällt und ein kleiner Ueberschuß von Seifenlösung zugesetzt
                              ist. Diese Reaction ist so empfindlich, daß einem in solchen Untersuchungen Geübten
                              es leicht möglich wird, bis auf nur wenige Tropfen (höchstens 0,1 Kubikcentimeter)
                              Seifenlösung den Punkt der vollständigen Zersetzung genau zu bestimmen.
                           Wesentlich ist bei diesen Versuchen, daß alle möglichst auf gleiche Weise behandelt
                              werden, so in Beziehung auf Stärke des Schüttelns, Zeitdauer des hervorgebrachten
                              Schaums etc., denn nur auf diese Weise ist es möglich, stets zuverlässige und
                              übereinstimmende Resultate zu erhalten.
                           Auf diese Weise wurden die Resultate, wie sie in folgender Tabelle zusammengestellt
                              sind, erlangt:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                   Normalseifen-
                                           lösung.
                                    Diffe-
                                        renz.
                                 
                              
                                 
                                 100 Gr.
                                 destillirtes Wasser erfordern
                                          1,4
                                    Kubikcentim.
                                 
                              
                                        I.
                                 100  „
                                 Chlorcalciumlös.
                                   0,5 Milligr. Kalk (Calciumox.)
                                    enth.
                                 erf.    3,4      
                                    „       2,0
                                 
                              
                                      
                                    II.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   1,0            
                                    „
                                   „      5,4      
                                    „       2,0
                                 
                              
                                     
                                    III.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   1,5            
                                    „
                                   „      7,4      
                                    „       2,0
                                 
                              
                                      IV.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   2,0            
                                    „
                                   „      9,4      
                                    „       2,0
                                 
                              
                                       V.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   2,5            
                                    „
                                   „    11,3      
                                    „       1,9
                                 
                              
                                      VI.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   3,0            
                                    „
                                   „    13,2      
                                    „       1,9
                                 
                              
                                     VII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   3,5            
                                    „
                                   „    15,1      
                                    „       1,9
                                 
                              
                                    VIII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   4,0            
                                    „
                                   „    17,0      
                                    „       1,9
                                 
                              
                                      IX.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   4,5            
                                    „
                                   „    18,9      
                                    „       1,9
                                 
                              
                                      
                                    X.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   5,0            
                                    „
                                   „    20,8      
                                    „       1,9
                                 
                              
                                      XI.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   5,5            
                                    „
                                   „    22,6      
                                    „       1,8
                                 
                              
                                     XII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   6,0            
                                    „
                                   „    24,4      
                                    „       1,8
                                 
                              
                                    XIII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   6,5            
                                    „
                                   „    26,2      
                                    „       1,8
                                 
                              
                                    XIV.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   7,0            
                                    „
                                   „    28,0      
                                    „       1,8
                                 
                              
                                     XV.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   7,5            
                                    „
                                   „    29,8      
                                    „       1,8
                                 
                              
                                   XVI.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   8,0            
                                    „
                                   „    31,6      
                                    „       1,8
                                 
                              
                                  XVII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   8,5            
                                    „
                                   „    33,3      
                                    „       1,7
                                 
                              
                                 XVIII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   9,0            
                                    „
                                   „    35,0      
                                    „       1,7
                                 
                              
                                   XIX.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                   9,5            
                                    „
                                   „    36,7      
                                    „       1,7
                                 
                              
                                    XX.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                 10,0            
                                    „
                                   „    38,4      
                                    „       1,7
                                 
                              
                                   XXI.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                 10,5            
                                    „
                                   „    40,1      
                                    „       1,7
                                 
                              
                                  XXII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                 11,0            
                                    „
                                   „    41,8      
                                    „       1,7
                                 
                              
                                 XXIII.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                 11,5            
                                    „
                                   „    43,4      
                                    „       1,6
                                 
                              
                                 XXIV.
                                 100  „
                                           
                                    „
                                 12,0            
                                    „
                                   „    45,0      
                                    „       1,6
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, daß eine gewisse Quantität der Normalseifenlösung
                              nöthig ist, um in 100 Grammen reinem Wasser eine Schaumbildung möglich zu machen,
                              und daß ferner die zur Fällung des Kalks nöthige Menge Seifenlösung nicht ganz in
                              demselben Verhältniß zunimmt, wie der Kalkgehalt.
                           Mit Hülfe dieser Tabelle ist es nun leicht in einer Kalksalzlösung in einem harten
                              Wasser), vorausgesetzt, daß der Kalkgehalt derselben 0,00012 nicht übersteigt,
                              mittelst der Normalseifenlösung den Kalkgehalt zu bestimmen, und zwar erhält man bei
                              der Berechnung des Kalkgehalts der untersuchten Flüssigkeiten nach vorstehender
                              Tabelle – da stets 100 Gramme der zu untersuchenden Lösung für einen Versuch
                              zu verwenden sind – die Anzahl von Milligrammen Kalk, welche in 100 Grammen
                              des untersuchten Wassers enthalten sind. Diese Anzahl von Milligrammen Kalk, welche
                              in 100 Grammen Wasser enthalten sind, können als „Härtegrade“ bezeichnet werden, um diesen Ausdruck Clark's beizubehalten; dann ist von 10° Härte das
                              Wasser, welches in 100 Gram. 10 Milligramme Kalk an Säure gebunden enthält. Untersucht
                              man das frische Wasser, so erhält man also die „ganze Härte“, das gekochte Wasser gibt die „bleibende Härte“ und die Differenz beider
                              gibt die „temporäre Härte.“ Die
                              Härtegrade nach Clark können leicht mit den hier
                              gewählten verglichen und gegenseitig in einander übergeführt werden.
                           Wie schon früher angegeben, repräsentirt 1 Härtegrad nach Clark 1 Theil kohlensauren Kalk in 70,000 Theilen Wasser, entsprechend 1
                              Thl. Kalk in 125,000 Thl. Wasser, während nach unserer Bezeichnung 1 Thl. Kalk in
                              100,000 Thl. Wasser = 1 Härtegrad ist; und die Clark'schen Härtegrade stehen demnach mit den unsern in dem einfachen
                              Verhältniß wie 4 : 5, und wir haben unsere Härtegrade nur mit 4/5 zu multipliciren,
                              um sie in die Clark'schen umzuwandeln.
                           Handelt es sich um Untersuchung eines kalkhaltigeren Wassers, dessen größerer
                              Kalkgehalt sich sogleich beim Zusatz von Seifenlösung zu erkennen gibt, wie oben
                              angeführt ist, so hat man nur die fragliche Kalklösung (Brunnenwasser etc.) mit dem
                              zwei-, drei-, vier- etc. fachen Gewicht reinen Wassers zu
                              verdünnen, um dadurch eine Lösung zu erhalten, welche in 100 Grammen zwischen 0,5
                              und 12 Milligramme Kalk enthält; untersucht man dann die so verdünnte Lösung
                              mittelst der Normalseifenlösung auf ihren Kalkgehalt, so hat man das gefundene
                              Resultat nur mit 2, 3, 4 etc., je nachdem die Verdünnung stattgefunden hat, zu
                              multipliciren, um den Kalkgehalt der ursprünglichen Flüssigkeit zu finden.
                           Die Richtigkeit dieser Behandlung habe ich durch mehrere und wiederholte Versuche
                              bestätigt gefunden. Hierbei muß ich jedoch bemerken, daß es nicht zweckmäßig wäre,
                              eine viel größere Verdünnung vorzunehmen, als eben nothwendig ist, weil die
                              Beobachtungsfehler sonst unnötigerweise vervielfältigt würden, und weil auch der
                              Schaum bei einem Kalkgehalt, welcher sich den beiden Gränzen (0,5 und 12
                              Milligramme) nähert, besonders durch minder Geübte, nicht so leicht und sicher
                              beurtheilt werden kann, als dieß bei den Mittelgliedern der Fall ist.
                           Trifft es sich bei diesen Versuchen, daß die Zahlen, welche die zur vollständigen
                              Fällung des Kalks verbrauchten Kubikcentimeter Seifenlösung ausdrücken, sich in
                              obiger Tabelle nicht unmittelbar vorfinden, so ist es leicht mit Hülfe der dort
                              angegebenen Differenzen die zwischenliegenden Größen zu berechnen. Daß der
                              Kalkgehalt für die directe Bestimmung in einem zu untersuchenden kalkhaltigen Wasser
                              zu groß ist, gibt sich
                              dadurch zu erkennen, daß schon nach Zusatz von verhältnißmäßig wenig Seifenlösung
                              die entstandene Kalkseife sich sogleich in zusammenhängenden Flocken abscheidet, und
                              durch Schütteln ein Schaum mit großen häutigen Blasen hervorgebracht wird, welcher
                              sich auf der Oberfläche erhält, noch ehe aller Kalk gefällt ist; während bei
                              geeigneter Concentration der Kalklösung auf Zusatz von Seifenlösung nur eine
                              gleichartige, trübe, opalisirende Flüssigkeit entsteht und erst nach vollständigem
                              Fällen des Kalks beim Schütteln ein Schaum mit den schon früher erwähnten
                              Eigenschaften sich bildet.
                           In Hinsicht darauf, ob und welchen Einfluß Bittererdesalze, die gleichzeitig neben Kalksalzen in der Auflösung enthalten
                              sind, auf Seifenlösung ausüben, habe ich Versuche angestellt. Zu diesem Zweck
                              stellte ich mir zuerst eine AuflösungAuflösuug von 0,528 Grammen krystallisirter schwefelsaurer Bittererde (eine 0,120
                              Grammen Kalk äquivalente Menge) in 1 Liter Lösung dar, und benützte diese
                              Normal-Bittererdelösung zu weiteren Versuchen.
                           41,666 Gramme dieser Lösung (eine 5 Milligr. Kalt äquivalente Menge Bittererde
                              enthaltend) mit Wasser bis zu 100 Grammen verdünnt, erforderten zur vollständigen
                              Zersetzung 20,8 Kubikcentim. Seifenlösung, also genau dieselbe Menge wie 5 Milligr.
                              Kalk.
                           25 Gramme Normal-Kalklösung (3 Milligr. Kalt enthaltend) mit 33,333 Grammen
                              Normal-Bittererdelösung (4 Milligr. Kalk entsprechend) und Wasser zu 100
                              Grammen verdünnt, erfordern 28 Kubikcentimet. Seifenlösung, also genau die Menge wie
                              7 Milligr. Kalk.
                           Die Erscheinungen, welche in diesen Fällen eintreten, sind etwas verschieden von
                              denen, welche in reinen Kalklösungen hervorgebracht werden. Ist nur Bittererde in
                              Lösung, so kommt es wohl vor, daß schon im Anfang auf Zusatz von Seifenlösung nach
                              dem Schütteln ein schöner dichter Schaum sich zeigt, der aber nach 1 Minute und
                              selbst noch kürzerer Zeit wieder vollkommen verschwindet, und dann auf weitern
                              Zusatz von Seifenlösung nach dem Schütteln erst dann wieder zum Vorschein kommt,
                              wenn alle Bittererde gefällt ist; der Schaum ist etwas weniger zart und mehr häutig
                              als bei Kalksalzen. Wenn Bittererdesalze gleichzeitig neben Kalksalzen durch
                              Seifenlösung zersetzt werden, so erkennt man die Gegenwart der erstern dadurch, daß,
                              weil auf Zusatz von Seifenlösung zuerst die Kalksalze gefällt werden, ein Zeitpunkt
                              eintritt (wenn aller Kalk gefällt ist), wo nach dem Umschütteln ein anderer Schaum
                              (mehr häutig) sich bildet als es bei Kalksalzen der Fall ist; in Beziehung auf die
                              Haltbarkeit verhält sich jedoch der Schaum wie immer, sobald nur alle Salze gefällt
                              sind.
                           
                           Durch die oben beschriebenen und andere Versuche, welche dieselben Resultate
                              geliefert haben, und welche ich wohl kaum noch anzuführen brauche, ist hinlänglich
                              bewiesen, daß Bittererdesalze, sowohl für sich als mit Kalksalzen gemengt, gegen
                              Seifenlösung sich durchaus nicht indifferent verhalten, sondern ganz dieselbe
                              Zersetzung und unter ähnlichen Erscheinungen hervorbringen, wie eine äquivalente
                              Menge Kalksalze. Daß dem so seyn würde, ergibt sich schon aus dem den Kalksalzen
                              analogen Verhalten der Bittererdesalze, wie es in allen Lehrbüchern angegeben ist.
                              Es hätte daher unnöthig erscheinen können, hierüber noch Versuche zu machen. Hierzu
                              nöthigte jedoch namentlich der Einwurf von Campbel gegen
                              die Clark'sche Methode, den Bolley in seiner Abhandlung hierüber ausgeführt hat, wornach
                              Bittererdesalze, gleichzeitig mit Kalksalzen in einem
                              Wasser vorkommend, die Quantität der zur Schaumbildung nöthigen Seifenlösung
                              vermindern! Diese Behauptung ist wirklich unerklärlich und nach dem Vorhergehenden
                              muß sie auf einem Irrthum beruhen. Wenn nun Bolley dabei
                              bemerkt, daß man diesem Vorwurf ganz leicht begegnen könne, indem man das fragliche
                              Wasser mit dem gleichen Maaß destillirten Wassers verdünne, worauf dann das
                              gefundene Resultat zu verdoppeln sey, so ist unverständlich, wie hier die Verdünnung
                              mit Wasser die Wirkung der Bittererdesalze auf die Seife aufheben soll, was aller
                              Erfahrung widerspricht.
                           Bei den vielen Versuchen, welche ich bis jetzt nach der Clark'schen Methode anstellte, habe ich mich überzeugt, daß es nothwendig
                              ist, durch Uebung in derselben die einzelnen Erscheinungen genau beobachten und
                              kennen zu lernen, in welchem Fall dann aber auch leicht mittelst dieses Verfahrens
                              Resultate erzielt werden können, welche in Beziehung auf ihre Genauigkeit gewiß in
                              keiner Weise denen nachstehen, wie sie bei andern ähnlichen volumetrischen Proben
                              erreicht werden können.
                           Die Anwendung und der Nutzen solcher Wasseruntersuchung auf seine Härte ergibt sich
                              leicht. Handelt es sich darum, aus hartem Wasser, welches vermöge seines
                              Kalk- und Bittererdegehalts für manche besondere Zwecke sich nicht
                              unmittelbar verwenden läßt, den Kalk und die Bittererde durch geeignete Mittel, Soda
                              oder Potasche, abzuscheiden, so ist es von Wichtigkeit, die für diesen Zweck nöthige
                              Quantität dieser Materialien für eine bestimmte Menge Wasser kennen zu lernen. 28
                              Thle. Kalk erfordern nämlich 143 Theile krystallisirter Soda; hiernach werden z.B.
                              für 1 württembergischen Eimer (625 Pfd.) eines Wassers von 40° Härte (in
                              100,000 Theilen Wasser 40 Theile Kalk enthaltend) (40.625.143.32)/(100,000.28) =
                              40,8 Loth krystallisirter Soda erforderlich seyn oder für 1 Grad Härte 1,02 Loth
                              krystallisirte Soda. Will man statt krystallisirter Soda calcinirte Soda anwenden,
                              so hat man von dieser in demselben Fall nur 53/143 so viel als von der
                              krystallisirten, oder von der gewöhnlichen käuflichen (76–80grädigen) nahezu
                              die Hälfte der krystallisirten anzuwenden.
                           Sind im Wasser Kalk und Bittererde theilweise als doppelt-kohlensaure Salze
                              gelöst enthalten, welche bei Berührung mit der Atmosphäre allmählich – und
                              schnell durch Kochen – als einfach-kohlensaure Salze abgeschieden
                              werden und welche deßhalb nur eine temporäre Härte des Wassers bedingen, so sind in
                              demselben Verhältniß die oben angegebenen Quantitäten Soda zu vermindern.
                           A. Faißt.