| Titel: | Versuche zur Begründung des ihm patentirten Verfahrens, anlangend die Beseitigung des Verlustes an Zucker bei der Scheidung des Rübensaftes und die Gewinnung einer reineren Zuckermasse aus demselben; vom Medicinalrath Friedrich Michaelis zu Magdeburg. | 
| Autor: | Friedrich Michaelis | 
| Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XIX., S. 57 | 
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                        XIX.
                        Versuche zur Begründung des ihm patentirten
                           Verfahrens, anlangend die Beseitigung des Verlustes an Zucker bei der Scheidung des
                           Rübensaftes und die Gewinnung einer reineren Zuckermasse aus demselben; vom
                           Medicinalrath Friedrich
                              Michaelis zu Magdeburg.
                        Michaelis, über den Verlust an Zucker bei der Scheidung des
                           Rübensaftes.
                        
                     
                        
                           Schon im Jahre 1843, nachdem ich das Patent behufs der Anwendung der KohlensäureMan s. polytechn. Journal Bd. CXV S.
                                       444. erhalten hatte, hatte ich mir vorgenommen, um eine genaue Einsicht in die
                              Erscheinungen zu erlangen, welche die Zuckerfabrication aus Rüben begleiten,
                              Versuche zur Ermittelung der Einwirkung des Aetzkalkes, des Aetzkalis und des
                              kohlensauren Kalis auf den Zucker anzustellen. Noch mehr Veranlassung mußte ich zu
                              diesen Versuchen in den Resultaten finden, welche ich am 22. und 25. September 1848
                              über die Verluste bei der Scheidung erhalten hatte. Nichtsdestoweniger blieben jene
                              Versuche unausgeführt, weil ich zu eben diesem Zwecke auch eine genaue Kenntniß der
                              Bestandtheile der Runkelrübe für nöthig gehalten und deßhalb schon im Jahre 1844
                              eine Analyse dieser Rübe angefangen hatte, die mich gerade damals fast
                              ausschließlich beschäftigte.
                           Durch diese Untersuchung hatten sich mir bis zum Herbste 1849 als Bestandtheile des
                              Saftes der Runkelrübe herausgestellt:
                           
                              
                                   1. Farbstoff,
                                    11. Parapectinsäure,Ob die hier aufgeführte Parapectinsäure wirklich solche sey, oder
                                          eine ihr ähnliche eigenthümliche Säure, in welchem Falle ich sie
                                          Runkelrübensäure nennen würde, darüber zu entscheiden bin ich noch
                                          mit Versuchen beschäftigt.
                                 
                              
                                   2. Eiweiß,
                                    12. Metapectinsäure,
                                 
                              
                                   3. Pectin,
                                    13. Extractiffstoff,
                                 
                              
                                   4. Pectas,
                                    14. Eisen.
                                 
                              
                                   5. Zucker,
                                    15. Mangan,
                                 
                              
                                   6. Chlor,
                                    16. Magnesia,
                                 
                              
                                   7. Phosphorsäure,
                                    17. Kalk,
                                 
                              
                                   8. Kieselsäure,
                                    18. Kali,
                                 
                              
                                   9. Oxalsäure,
                                    19. Natron.Ich hatte in dem Abdrucke dieser Versuche in der
                                          „Zeitschrift des Vereines  für die
                                             Rübenzuckerindustrie im Zollvereine“ das Ammoniak als
                                          Bestandtheil des Rübensaftes aufgenommen, habe mich aber jetzt davon
                                          überzeugt, daß das Ammoniak im Rübensafte nicht enthalten ist.Ende April dieses Jahres erhielt ich bei einem Besuche in Berlin
                                          durch die Güte des Hrn. Geheimen Medicinalraths Dr. Mitscherlich Kunde von der durch Hrn. Dr. Sonnenschein gemachten sinnreichen Anwendung einer
                                          Auflösung von molybdänsaurem und phosphorsaurem Natron zur
                                          Ermittelung des Ammoniaks in einer selbst sauren Flüssigkeit; auch
                                          hatte Hr. Dr. Sonnenschein die Güte mir eine hinreichende Quantität
                                          einer solchen Auflösung mitzutheilen.Verschiedene Geschäfte erlaubten mir erst vom 11. Mai ab das
                                          Verhalten des Sonnenschein'schen Reagens
                                          gegen Rübensaft zu prüfen.Am 11. Mai 1852 wurden drei vorsichtig aufbewahrte Rüben zerrieben
                                          und ausgepreßt. Bei 17° C. hatte der Saft 1,05940 spec.
                                          Gewicht.100 Kubikcentimeter Saft und 10 KubikcentimeterKubikcentimer Bleiessig wurden gemischt auf ein Filter gegeben. Die
                                          filtrirte Flüssigkeit polarisirte in dem Mitscherlich'schen Instrumente 15° rechts. Der
                                          Rübensaft enthielt demnach 10,7 Procent Zucker, war also in
                                          Beziehung auf die vorjährige Ernte noch von guter Qualität.100 Grammedes ausgepreßten Saftes    1      –Salpetersäure,  10      –mit Salzsäure ausgelaugter
                                                Knochenkohlewurden gemischt und filtrirt. Die Flüssigkeit
                                          ging gut durch das Filter und hatte nur eine schwach bräunliche
                                          Färbung.Von dieser Flüssigkeit wurde gleich viel in zwei Reagirgläser und in
                                          das eine dieser Gläser 1 Tropfen einer Salmiakauflösung gegeben;
                                          demnächst wurden jedem Glase 10 Tropfen Sonnenschein'scher Probeflüssigkeit hinzugefügt.In beiden Gläsern entstand kein Niederschlag; nach einiger Zeit
                                          wurden die Flüssigkeiten in beiden Gläsern intensiv blau. Es wurde 1
                                          Theil des mit Knochenkohle und Salpetersäure behandelten Rübensaftes
                                          mit chlorsaurem Kali versetzt und mit dieser Flüssigkeit auf
                                          dieselbe Weise wie eben angegeben worden ist verfahren.Auch bei diesen Versuchen entstand in beiden Reagirgläsern kein
                                          Niederschlag; aber die Flüssigkeiten färbten sich durchaus nicht
                                          blau, sondern wurden je länger sie standen um so weniger
                                          gefärbt.Die Flüssigkeit in welcher kein Chlorammonium war, blieb bis selbst
                                          zum sechsten Tage vollkommen ohne Niederschlag.Die Flüssigkeit in welcher Chlorammonium enthalten war, wurde bald
                                          nach Zufügung des Sonnenschein'schen
                                          Reagens durch einen weißlichen Niederschlag getrübt.Dieser Niederschlag vermehrte sich bis zum vierten Tage; an diesem
                                          Tage erschien der das Ammonium anzeigende gelbe Niederschlag am
                                          Boden des Glases in kaum bemerkbarer Menge, vermehrte sich aber bis
                                          zum sechsten Tage in dem Maaße, daß über seine Natur kein Zweifel
                                          obwalten konnte.Gleichzeitig mit diesen Versuchen wurde aus einem Theile des zur
                                          Polarisation mit Bleiessig gefällten und filtrirten Rübensaftes das
                                          Blei mit Schwefelsäure gefällt und mit dieser Flüssigkeit dieselben
                                          Versuche, wie sie mit dem mit Salpetersäure und Knochenkohle
                                          bereiteten Rübensaft angestellt worden waren und in derselben ReihenfolgeReiheufolge angestellt.Bei den ersten beiden Versuchen wurde auch diese Flüssigkeit blau; es
                                          wurde demnach auch zu einem Theile dieser Flüssigkeit chlorsaures
                                          Kali gegeben. Die hierdurch entstandene Flüssigkeit blieb nach dem
                                          Zusatze des Sonnenschein'schen Reagens
                                          sowohl in dem Glase in welchem kein Chlorammonium war, als auch in
                                          
                                          dem Glase in welchem Chlorammonium war, beinahe ungefärbt; es
                                          bildete sich aber sehr bald in beiden Gläsern eine gelblich weiße
                                          Trübung; diese Trübung nahm bis zum dritten Tage in beiden Gläsern
                                          auf gleiche Weise an Menge zu und setzte sich auch auf gleiche Weise
                                          am Boden des Glases ab, so daß ein Unterschied in den Flüssigkeiten
                                          beider Gläser nicht zu bemerken war; am dritten Tage erschien am
                                          Boden des Salmiak enthaltenden Glases sehr deutlich ein gelber
                                          Niederschlag, der sich bis zum sechsten Tage in viel bedeutenderer
                                          Menge als in dem mit Salpetersäure und Knochenkohle dargestellten
                                          Safte vermehrte, während die Flüssigkeit in dem andern Reagirglase
                                          ohne Salmiakauflösung so blieb, wie sie am dritten Tage war und
                                          namentlich nicht die geringste Spur des charakteristischen gelben
                                          Niederschlags zeigte.Die vorstehenden Versuche wurden vom 16. Mai ab mit dem Safte aus
                                          vier sehr gut erhaltenen Rüben, welche von einer andern Fabrik
                                          entnommen worden waren, wiederholt. Es wurden dieselben Resultate,
                                          jedoch mit dem Unterschiede, daß der charakteristische gelbe
                                          Niederschlag in den Gläsern, welche Salmiak enthielten, bei dem mit
                                          Salpetersäure und Knochenkohle behandelten Rübensafte schon am
                                          dritten Tage, und bei dem mit Blei behandelten Rübensafte schon am
                                          zweiten Tage erschien, wahrscheinlich in Folge der erhöhten
                                          Temperatur der Luft, indem wärmeres Wetter eingetreten war.Bemerken muß ich noch in Betreff der Erscheinung, daß bei einem
                                          gleichen Zusatze von Salmiakauflösung und Sonnenschein'schem Reagens zum Rübensafte der
                                          charakteristische gelbe Niederschlag in viel beträchtlicherer Menge
                                          in dem Rübensafte zum Vorschein kam, der mit Blei gefällt worden
                                          war, als in dem welcher mit Salpetersäure und Knochenkohle behandelt
                                          worden war; daß dieß einfach darin seinen Grund hat, daß in
                                          letzterem Safte der größere Gehalt an phosphorsauren Salzen der
                                          Bildung des gelben Niederschlags hinderlich ist.Nach diesen Versuchen steht fest, daß Ammoniak in einem gesunden Rübensafte nicht enthalten ist; eine für die
                                          Pflanzenphysiologie wichtige Thatsache.
                                 
                              
                                 10. Citronensäure,
                                 
                                 
                              
                           
                           Als mir nun im Herbst 1849 vom Verfahren Melsens
                              versichert wurde, daß bei diesem Verfahren der Rübensaft beim Verkochen nicht nur
                              nicht braun werde, sondern auch bis zuletzt krystallisirbare Producte liefere, und ich
                              zufolge dieser Versicherung von dem Verfahren Melsens
                              annahm, daß bei diesem Verfahren der Rübensaft sich deßhalb nicht braun färbe, weil
                              der Zusatz des sauren schwefligsauren Kalkes das Auftreten freier Alkalien
                              verhindere und dadurch Zersetzungen gewisser Bestandtheile des Rübensaftes und des
                              Zuckers verhüte, welche die Färbung des Saftes zur Folge hätten: so wurde Melsens Verfahren Veranlassung, daß ich die früher
                              beschlossenen Versuche über die Einwirkung des Aetzkalkes, des Aetzkalis und des
                              kohlensauren Kalis auf den Zucker nun wirklich anstellte.
                           Diese Versuche sind im polyt. Journal Bd. CXXIV S.
                                 358 mitgetheilt worden; ihre Resultate aber mußten mich nothwendig
                              veranlassen, auch darüber Versuche anzustellen: ob sich die Alkalien des Rübensaftes
                              nicht schon bei der Scheidung durch Zusatz einer Säure unschädlich machen ließen. Zu
                              diesem Zwecke schien mir unter allen Säuren nur die Chlorwasserstoffsäure geeignet,
                              weil das Chlor derselben mit den Alkalien zu Chlorverbindungen wird, welche
                              Verbindungen ihr Chlor an den Kalk auf keine Weise abtreten.
                           
                           Um hierüber jedoch in Beziehung auf den Zucker Gewißheit zu haben, wurde folgender
                              Versuch angestellt:
                           
                              
                                        100 Gramme
                                 Zucker,
                                 
                              
                                           
                                    4       „
                                 gebrannter Marmor
                                 
                              
                                     5,301      
                                    „
                                 Chlorkalium,
                                 
                              
                                 295,274       „
                                 Wasser
                                 
                              
                           wurden vorsichtig gemischt, unter fortwährendem Umrühren bis
                              70° R. erwärmt; hierauf bis zu 93° R. eingekocht.
                           Das Eingekochte wurde in Wasser gelöst, diese Auflösung durch Wasser auf das frühere
                              Gewicht gebracht, filtrirt. Das Filtrat erschien in der Polarisationsröhre gelblich
                              gefärbt, hatte bei
                           13° C.
                           1,1301 specifisches Gewicht
                           und polarisirte im Apparate von Mitscherlich 36,5° rechts.
                           281,240 Gramme wurden mit Kohlensäure gefällt. Nach der Fällung wurde die Flüssigkeit
                              aufgekocht, nach dem Erkalten durch Wasser auf das Gewicht von 283,416 Grammen
                              gebracht, filtrirt. Die so gewonnene Flüssigkeit hatte bei
                           13° C.
                           1,11645 specifisches Gewicht,
                           war in der Polarisationsröhre fast wasserhell und polarisirte
                              im Apparate von Mitscherlich 39° rechts, zeigte
                              also die Polarisation einer Auflösung von 1 Theil Zucker in 3 Theilen Wasser. Aus
                              diesem Versuche geht hervor, daß eine Auflösung von Zucker, Aetzkalk und Chlorkalium
                              im Wasser, wenn sie gekocht wird, ebensowenig Zersetzungen erleidet, wie eine
                              Auflösung von Aetzkalk, Zucker und Wasser, wenn diese gekocht wird.
                           Nach dieser Erfahrung wurde am 11. Januar 1850 zu Versuchen mit Rübensaft
                              geschritten. Bei diesen Versuchen bin ich davon ausgegangen, daß bei Anwendung von
                              etwa 10 Procent Knochenkohle aus Rübensaft ein guter Hutzucker vorzugsweise dann
                              gewonnen wird, wenn der Saft nach der Scheidung mit dem in ihm zurückbleibenden
                              freien Kalke und den freien Alkalien eine Zeit lang gekocht und erst hierauf mit
                              Kohlensäure neutralisirt wird. Demgemäß richtete ich meine Versuche zunächst mit
                              dahin, zu ermitteln, ob durch Kochen eines mit der nöthigen Menge Salzsäurezusatz
                              geschiedenen Saftes mit dem in ihm verbleibenden freien Aetzkalk in diesem Safte die
                              zur Gewinnung eines guten Hutzuckers nothwendigen Veränderungen in dem Maaße hervorgebracht würden, wie
                              dieß durch das Kochen des gewöhnlich geschiedenen Rübensaftes bei der Gegenwart von
                              Aetzkali und Aetzkalk geschieht.
                           Ich will diese Versuche hier nicht in chronologischer Ordnung, sondern in einer
                              Reihenfolge aufführen, die eine leichte Uebersicht der Resultate gestattet.
                           A. Drei Rüben wurden zerrieben und ausgepreßt. Der Saft
                              hatte bei 14° C. ein specifisches Gewicht von 1,060 und polarisirte nach dem
                              Verfahren von Mitscherlich 19,9° rechts, enthielt
                              also 12,97 Procent Zucker.
                           500 Gramme dieses Saftes wurden mit 12,5 Grammen Kalkmilch, die 2,5 Gr. Kalk
                              enthielt, geschieden.
                           Nachdem der Saft erkaltet war, wurde sein Gewicht durch Zusatz von Wasser auf 502,5
                              Gramme gebracht, hierauf wurde filtrirt. Das Filtrat war dunkel gefärbt und zur
                              Polarisation nicht brauchbar. 375 Gramme des Filtrats wurden bis auf 1/3
                              eingedickt.
                           105 Gramme des eingedickten Saftes wurden mit Wasser verdünnt und mit Kohlensäure,
                              bis alles Ausgeschiedene wieder aufgelöst war, behandelt. Hierauf wurde die
                              Flüssigkeit aufgekocht, während des Kochens mit 31 Grammen Knochenkohlen versetzt
                              und zum Erkalten hingestellt.
                           Nach dem Erkalten wurde das Gewicht der Masse durch Zusatz von Wasser bis auf 315 +
                              31 Gramme = 346 Gramme gebracht; endlich wurde filtrirt. Das Filtrat war gelblich
                              gefärbt. Bei 13 1/2° C. hatte es ein specifisches Gewicht von 1,0567 und
                              polarisirte im Mitscherlich'schen Apparate 18°
                              rechts, enthielt demnach 11,74 Procent Zucker.
                           200 Gramme dieses Saftes kochten gut bis 95° R. und gaben mit kohlensaurem
                              Kali keinen Niederschlag.
                           Dieser Versuch zeigte:
                           1) daß der Rübensaft, wenn er auf die gewöhnliche Weise geschieden, bis auf 1/3 mit
                              dem Kalke und den Aetzkalien eingekocht, dann aber mit Kohlensäure vom Kalke befreit
                              und über 10 Procent Knochenkohle filtrirt wird, neben der Umwandlung derjenigen
                              Substanzen, welche ein schlechtes Kochen des Saftes in dem Falle veranlassen, daß
                              der Saft sofort mit Kohlensäure gefällt, bis zu 1/3 eingekocht und nun über 10
                              Procent Knochenkohle filtrirt wird, eine Umwandlung des Zuckers in dem Maaße
                              erleidet, daß von dem im Safte befindlichen 12,97 Procent Zucker nur noch 11,74
                              Proc. vorhanden bleiben, so daß bei dieser Behandlung 1,23 Procent des Saftes an
                              Zucker verloren gehen;
                           
                           2) daß demnach bei der obigen Behandlung nicht mehr Zucker
                                 verloren gehe, als dem Verluste bei der Scheidung entspricht;
                           3) daß bei der obigen Behandlung der Saft eine Färbung annimmt, die schwer durch
                              Knochenkohle beseitigt werden kann;
                           4) daß in einem auf die angegebeneangebene Weise behandelten Safte kein organisches Kalksalz vorhanden ist.
                           B. Aus drei zerriebenen Rüben wurde der Saft ausgepreßt.
                              Dieser Saft hatte bei 14° C. ein specifisches Gewicht von 1,060 und
                              polarisirte nach Mitscherlich 19,9° rechts,
                              enthielt demnach wiederum 12,97 Procent Zucker.
                           500 Gramme Saft wurden mit 15 Grammen Kalkmilch, die drei Gramme Kalk enthielten und
                              denen 1 Gramm Chlorwasserstoffsäure hinzugefügt worden war, die ein specifisches
                              Gewicht hatte von 1,120, die demnach 0,2345 Gramme reinen Chlorwasserstoff enthielt,
                              demnach 0,188 Gramme Kalk oder auch 0,315 Gramme Kali sättigte und dadurch 0,371
                              Chlorcalcium oder 0,498 Chlorkalium bildete, also mit 0,371 Chlorcalcium und mit
                              2,812 Aetzkalk geschieden. Das Geschiedene wurde, nachdem es erkaltet war, durch
                              Zusatz von Wasser auf 503,183 Grm. Gewicht gebracht und nun filtrirt. Das Filtrat
                              war zur Polarisation nicht brauchbar. 384 Gramme des Filtrats wurden bis zu 128
                              Grm., also bis zum dritten Theil, eingedickt. 106,66 Gramme der eingedickten Masse
                              wurden mit Wasser verdünnt, diese Auflösung wurde so lange mit Kohlensäure
                              behandelt, bis alles Gefällte wieder aufgelöst war. Hierauf wurde die Flüssigkeit
                              aufgekocht, in die kochende Flüssigkeit 32 Gramme Knochenkohle gegeben, dieß Gemisch
                              zum Erkalten hingestellt, nach dem Erkalten durch Wasser auf das Gewicht von 320 +
                              32 = 352 Grammen gebracht, zuletzt filtrirt.
                           Das Filtrat war weniger gelblich gefärbt, als das Filtrat des vorigen Versuches,
                              hatte bei einer Temperatur von 12° C. ein specifisches Gewicht von 1,0566 und
                              polarisirte nach Mitscherlich 18 1/2° rechts,
                              enthielt demnach 12,07 Procent Zucker.
                           250 Gramme wurden eingedickt, sie kochten sehr gut bis 95° R. Mit kohlensaurem
                              Kali wurde in der verkochten Masse kein Niederschlag hervorgebracht.
                           Dieser Versuch zeigte:
                           1) dadurch, daß der Saft nach der Behandlung mit Knochenkohle eine geringere
                              gelbliche Färbung besaß, als der Saft im vorhergehenden Versuche, daß die
                              gewöhnlichen Zersetzungen, welche der geschiedene Saft beim Einkochen erleidet,
                              hier in geringerem Maaße stattgefunden hatten;
                           2) daß die geringeren Zersetzungen des geschiedenen Rübensaftes begleitet gewesen
                              waren, neben der Erscheinung eines guten Verkochens, mit dem Vorhandenseyn einer
                              größeren Menge Zucker, indem von den 12,97 Procent Zucker im Safte in der aus ihm
                              erhaltenen über Kohle filtrirten Flüssigkeit noch 12,07 Procent vorhanden waren,
                              woraus sich nur eine Zerstörung von Zucker im Betrage von 0,90 Procent des Saftes
                              ergibt;
                           3) daß in dem auf die angegebene Weise behandelten Safte, wie in dem Safte des
                              vorigen Versuches, kein organisches Kalksalz vorhanden gewesen war.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)