| Titel: | Verbesserungen im Zubereiten und Kämmen von Wolle und andern Faserstoffen, welche sich Samuel Cunliffe Lister zu Manningham in Yorkshire am 24. Febr. 1851 patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. XCII., S. 407 | 
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                        XCII.
                        Verbesserungen im Zubereiten und Kämmen von Wolle
                           und andern Faserstoffen, welche sich Samuel Cunliffe Lister zu
                           Manningham in Yorkshire am 24. Febr. 1851 patentiren ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April 1852,
                              S. 198.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Lister's Verbesserungen im Zubereiten und Kämmen von Wolle
                           etc.
                        
                     
                        
                           Das Kämmen der Langwolle auf mechanischem Wege wurde wegen der Schwierigkeit, sie auf
                              geeignete Weise vorzubereiten, seither nie mit gehörigem Erfolge bewerkstelligt.
                              Entweder zerrissen die Maschinen die Wolle oder die Procedur war zu kostspielig. Das
                              Krämpeln der feinen Wolle erleichterte zwar die nachfolgende Operation des Kämmens
                              bedeutend, aber die gröbere Kammwolle erfordert, um zum Verspinnen geeignet zu
                              werden, eine verschiedene Behandlung.
                           Meine Verbesserungen in der Vorbereitung bestehen nun in
                              der Anordnung eines Kammes vorn an der Stachelwalze (porcupine roller) der Schraubengill-Vorrichtung (screw-gill). Während die Walzen die Wolle
                              vorwärts führen, werden die Spitzen der Wollfasern durch den vorn an dem
                              Gill-Mechanismus angebrachten Kamm ausgekämmt; zugleich wird die Wolle dicht
                              gehalten und durch ein Walzenpaar in ein Vließ gezogen. Das letztere ist für grobe
                              Wolle ungefähr 3 Zoll, für feine Wolle 1 Zoll von der Vorderseite des
                              „Gill“ angebracht. Wichtig ist es, daß die Gillvorrichtung
                              mit zuführenden Stachelwalzen versehen und erwärmt werde.
                              Ein unter den Gillkämmen angebrachter Feuerkasten, so daß die Wärme zwischen den
                              Zähnen in die Höhe steigt, entspricht dem Zweck vollkommen. Der Kamm, welcher die
                              Wolle zwischen dem Gill und den Streckwalzen bearbeitet, wird vermittelst einer
                              Kurbel in Bewegung gesetzt.
                           Fig. 7 ist
                              eine Skizze der zur Ausführung dieses Theils meiner Erfindung dienlichen Anordnung.
                              W ist die zu bearbeitende Wolle, welche durch die
                              Zähne der Gillvorrichtung g vorwärts geführt wird. Der
                              Kamm C erhält durch zwei Kurbeln C¹, C² eine beinahe kreisförmige
                              Bewegung. Angenommen die Zähne des Gilt sowie die des Kammes seyen 1 1/2 Zoll lang,
                              so sollte der Kamm 1 1/2 Zoll in die Höhe gehen und bis möglichst nahe an den Gilt
                              durch die Wolle dringen; angenommen ferner, die Streckwalzen seyen 3 Zoll von dem
                              Gill entfernt, so sollte sich der Kamm ungefähr 2 1/2 Zoll in horizontaler Richtung
                              bewegen, wobei er die Wolle bearbeitet und sie zugleich den Walzen R übergibt, so daß die Wolle sich nicht auf dem Kamm
                              anhäufen kann.
                           Ich gehe nun zur Beschreibung meiner das Kämmen der Wolle
                              betreffenden Verbesserungen über. Fig. 8 stellt eine
                              Maschine zum Kämmen der Wolle im Längendurchschnitt, Fig. 9 in der
                              Seitenansicht und Fig. 10 im Grundrisse dar. a, a ist das
                              Gestell, b die Treibwelle, welche vermittelst der Rolle
                              h¹ und eines endlosen Riemens von einer
                              Dampfmaschine oder einem andern Motor aus in Rotation gesetzt wird. An der Welle b ist das Getriebe b²
                              befestigt, welches in das an der Achse c¹
                              befindliche Zahnrad c greift. Die Achse c¹ enthält die Winkelgetriebe c², c², welche
                              mit den Winkelgetrieben d, d in Eingriff stehen. Die
                              letzteren befinden sich an den Achsen der unteren Schraubenpaare, durch welche die
                              Gillkämme in Thätigkeit gesetzt werden. Diese Achsen sind mit der oberen
                              Schraubenwelle verbunden, die sie vermittelst der Getriebe d¹ in Bewegung setzen.
                           Die Speisewalzen f, f übergeben die Wolle den Gillkämmen
                              e, e, und diese nehmen sie auf vermittelst der
                              Klemmschienen g, h. Die letzteren gehen gerade in dem
                              Augenblick auseinander, wo sie die Wolle von den Gillzähnen in Empfang nehmen, und
                              schließen sich dann, so daß sie eine Portion Wolle fest zwischen sich fassen, und
                              sie ausziehen, während
                              sie sich von den Gillzähnen entfernen und die Wolle auf der andern Seite von den
                              Kämmen noch festgehalten wird. Zu dem Ende besteht das Instrument g aus einer Platte, welche von der Stange g¹ getragen wird und durch die Federn g², g² während
                              ihrer Bewegung die gehörige Nachgiebigkeit erhält. Die Stange g¹ ist an die oberen Enden der Arme g³, g³ befestigt, welche an ihren
                              unteren Enden durch die Nabe g⁴ verbunden sind
                              und sich frei um die Achse g⁵ drehen. Das untere
                              Klemm-Instrument h befindet sich an den
                              Seitenplatten h¹, welche in den Armen g³ gleiten können, damit die Wollfaser zwischen
                              den sich trennenden und dann sich schließenden Instrumenten aufgenommen und
                              festgehalten werde. Diese Bewegung wird dadurch hervorgebracht, daß die an der Achse
                              g⁵ befestigten Arme h² auf die an den Seitenplatten h¹ angebrachten Rollen h³ wirken.
                           Die Achse g⁵ empfängt ihre Bewegung von dem
                              Getriebe b² vermittelst des Zwischenrades h⁴, welches einerseits in dieses Getriebe,
                              anderseits in das an der Achse g⁵ befestigte Rad
                              h⁵ greift. Die Bewegung der oberen Enden der
                              Arme g³ ist so beschaffen, daß, wenn die
                              Einklemmung der Wolle stattgefunden hat, das Ausziehen oder Ablösen derselben
                              vermittelst der Verbindungsstangen g⁶, g⁶ bewerkstelligt werden kann, welche mit dem
                              einen Ende die Enden der Stange g¹ aufnehmen und
                              an den anderen Enden mit den Kurbelzapfen g⁷ der
                              Achse c¹ verbunden sind. Derjenige Theil der
                              Rolle, welcher von dem in den Gillzähnen befindlichen Theile abgelöst worden ist,
                              wird durch das Instrument g, h in die durch (rothe)
                              Linien bezeichnete Lage gebracht, worauf der Kamm i¹ in Thätigkeit kommt und die Wolle von dem Instrument g, h abnimmt und sie auf die im Kreise sich bewegenden
                              Kammzähne j legt. Der Kamm i
                              ist durch einen Arm mit der Achse i¹ verbunden;
                              seine Bewegung wird auf folgende Weise controlirt.
                           Die Achse i¹ läßt sich in der an dem Ende des
                              Hebels i² angebrachten Hülse drehen, wird jedoch
                              durch die Feder i³ verhindert, eine lockere
                              Bewegung anzunehmen. Der Hebel i² ist mit seinem
                              unteren Ende an die Kurbel i⁴ der Achse i⁵ befestigt. Die letztere enthält ein Zahnrad
                              i⁶, welches durch ein anderes an der Achse
                              g⁵ befestigtes Zahnrad i⁷ in Bewegung gesetzt wird. Der Hebel i² ist ferner mit dem einen Ende des Gelenkes i⁸ verbunden, dessen anderes Ende um einen Zapfen
                              am Gestell drehbar ist. Durch diese vereinigte Wirkung der Kurbel i⁴ und des Gelenkes i⁸ erhält das obere Ende des Hebels i² die geeignete Bewegung. Die Bewegung des Kammes i wird ferner durch die Stifte i⁹, i⁹ eingeschränkt, indem
                              diese den Arm i¹¹ der Achse i¹ zwischen sich fassen. Sobald der Kamm j die Wolle aufgenommen hat, wird sie durch die Bürste k niedergedrückt. Die letztere befindet sich an dem
                              oberen Ende der Stange k¹, welche durch die
                              Führung k² gleitet und durch den um k⁴ drehbaren Hebel in auf und nieder gehende
                              Bewegung gesetzt wird. Das andere Ende dieses Hebels steht vermittelst der Stange
                              k⁵ mit dem Excentricum k⁶ in Verbindung und wird von diesem in Bewegung gesetzt.
                           Meine Erfindung besteht ferner darin, daß ich bei der für Josua Heilmann im Jahr 1845 patentirten MaschineMan s. die Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CIII S. 255.
                              Wärme anwende, und diejenigen Zähne, welche die Wolle
                              zuerst kämmen, eben so fein als die hinteren Reihen mache, was seither nicht der
                              Fall war. Der Erfinder dieser Maschine scheint geglaubt zu haben, daß die Wärme
                              nachtheilig wirke. Ich finde dagegen ihre Einwirkung sehr wohlthätig, indem sie
                              sowohl Wolle, als auch Kammzähne gegen Beschädigung schützt. Denn wenn die Zähne
                              gebrochen sind, so müssen offenbar die Wollfasern zugleich beschädigt werden; nun
                              weiß aber jeder erfahrene Wollkämmer, daß vermöge der Wärme die Zähne mit größerer
                              Leichtigkeit durch die Wolle gleiten, besonders wenn diese in feuchtem Zustande
                              bearbeitet wird. Der Feuerkasten ist in einer solchen Lage angeordnet, daß die
                              aufsteigende Wärme die Zähne erwärmt, ehe sie die Wolle zu kämmen beginnen. Diese
                              Anordnung ist in Fig. 11 dargestellt. a ist der Cylinder, an
                              welchem die Kämme befestigt sind, F der unter demselben
                              angebrachte Feuerkasten. Es hat sich gezeigt, daß die bei Heilmann's Maschine angewandten Kämme sehr
                              leicht brechen und sonst beschädigt werden; deßhalb hat man die vorderen Zähne,
                              welche zuerst die Wolle zu kämmen beginnen, immer stärker und gröber gemacht. Dieser
                              Uebelstand hatte zwei Ursachen, nämlich Mangel an Wärme und den Umstand, daß die
                              Wolle nicht gehörig vorbereitet war. Wenn dagegen die Wolle gut cardirt ist, und die
                              Kämme erwärmt werden, so finde ich, daß die Zähne, welche zuerst die Wolle kämmen,
                              mit großem Vortheil eben so fein oder noch feiner als die hinteren Reihen gemacht
                              werden können, indem die Knoten eben so klein und so schwer auszuziehen sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
