| Titel: | Ueber den angeblichen Ammoniakgehalt des Runkelrübensaftes; von Fr. Michaelis. | 
| Fundstelle: | Band 125, Jahrgang 1852, Nr. CI., S. 461 | 
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                        CI.
                        Ueber den angeblichen Ammoniakgehalt des
                           Runkelrübensaftes; von Fr.
                              Michaelis.
                        Michaelis, über den angeblichen Ammoniakgehalt des
                           Runkelrübensaftes.
                        
                     
                        
                           Die so merkwürdige Erscheinung, daß bei den von mir im Monat Mai d. J. angestellten
                              VersuchenSeite 57 in diesem Bande des polytechn.
                                    Journals. durch das Sonnenschein'sche Reagens im Safte
                              eingemietheter Runkelrüben kein Ammoniak nachgewiesen wurde, hat mich veranlaßt,
                              auch den Saft von während des Wachsens vom Felde genommenen Rüben einer Prüfung auf
                              Ammoniak zu unterwerfen.
                           Nach Kenntniß der Abhandlung des Hrn. Dr. Sonnenschein über sein neues Reagens auf Ammoniak, habe
                              ich die anzustellenden Versuche gegen die früheren in der Art abgeändert, daß ich
                              den mit 1/9 oder 1/8 seines Volums Bleiessig gefällten Rübensaft mit schwefelsaurem
                              Natron vom Blei befreite und zu dieser Flüssigkeit, nachdem sie mit
                              unterchlorigsaurem Natron versetzt und mit Chlorwasserstoffsäure sauer gemacht
                              worden war, das Sonnenschein'sche Reagens hinzufügte.
                           Auf diesem Wege habe ich im Safte von Rüben, welche am 8. Juli, am 11. und 15. August
                              d. J. vom Felde genommen und sofort verarbeitet wurden, niemals Ammoniak auffinden
                              können, während eine Probe von jedem dieser Rübensafte, wenn sie im Reagirglase auch
                              nur mit einem Tropfen einer Salmiakauflösung versetzt worden war, jedesmal die
                              Gegenwart des Ammoniaks sehr deutlich zu erkennen gab.
                           Versetzt man Runkelrübensaft, je nachdem es zur völligen Fällung nöthig ist, mit
                              1/10, 1/9 oder 1/8 seines Volums Bleiessig, so bleibt aus dem Rübensafte, in der
                              Flüssigkeit aufgelöst der größte Theil der unorganischen Basen, ferner der Zucker
                              und der Extractivstoff. Filtrirt man das Gemenge, so ist in der durch schwefelsaures
                              Natron vom Blei befreiten und durch Chlorwasserstoffsäure sauer gemachten
                              Flüssigkeit zufolge der Prüfung mit dem Sonnenschein'schen Reagens kein Ammoniak enthalten. Es gibt aber ein mit
                              Bleiessig gefällter und mit schwefelsaurem Natron vom Blei befreiter Rübensaft schon
                              beim Erwärmen bis zum Sieden durch einen mit Chlorwasserstoffsäure befeuchteten
                              Glasstab deutlich Ammoniak zu erkennen.
                           
                           Da der Zucker keinen Stickstoff enthält, so kann die Entwickelung des Ammoniaks aus
                              obiger Flüssigkeit beim Sieden derselben nur von einer Zersetzung des
                              Extractivstoffs des Rübensaftes herrühren.
                           Die im Rübensafte mit dem Namen Extractivstoff bezeichnete Substanz ist hiernach, da
                              sie kein Ammoniak enthält, wohl aber beim Sieden des Saftes Ammoniak aus sich
                              entwickelt, eine leicht zersetzbare stickstoffhaltige Substanz.
                           Näheres hierüber wird die Fortsetzung meiner Abhandlung zur Begründung des mir
                              patentirten Verfahrens enthalten; übrigens bestätigen meine Versuche nur die
                              früheren Angaben von Hochstetter über diesen
                              Gegenstand.