| Titel: | Verfahren zur Bereitung des flüssigbleibenden Tischlerleims; von Hrn. Sc. Dumoulin. | 
| Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXV., S. 122 | 
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                        XXV.
                        Verfahren zur Bereitung des flüssigbleibenden
                           Tischlerleims; von Hrn. Sc.
                              Dumoulin.
                        Aus den Comptes rendus, Septbr. 1852, Nr.
                              13.
                        Dumoulin, Verfahren zur Bereitung des flüssigbleibenden
                           Tischlerleims.
                        
                     
                        
                           Wenn man eine Auflösung von Leim mehrmals in Berührung mit der Luft erhitzt und
                              jedesmal wieder erkalten läßt, so verliert sie bekanntlich die Eigenschaft zu einer
                              Gallerte zu erstarren. Gmelin
                               zeigte, daß eine
                              Auflösung von Hausenblase, welche in einer zugeschmolzenen Glasröhre eingeschlossen
                              ist, nachdem sie mehrere Tage lang im Wasserbad kochend erhalten wurde, dieselbe
                              Erscheinung darbietet, nämlich daß der Leim dann flüssig bleibt und nicht mehr zu
                              einer Gallerte erstarrt.
                           Da anzunehmen war, daß bei dieser Veränderung des Leims der Sauerstoff der Luft oder
                              des Wassers eine Hauptrolle spielt, so vermuthete ich, daß sich durch Behandlung des
                              Tischlerleims mit einer kleinen Menge Salpetersäure dieselbe Wirkung hervorbringen
                              lassen wird. Wenn man thierischen Leim mit einem Ueberschuß von Salpetersäure in der
                              Wärme behandelt, so verwandelt er sich bekanntlich in Aepfelsäure, Oralsäure, Fett,
                              Gerbstoff etc. Anders ist es aber, wenn man diesen Leim mit seinem gleichen Gewicht
                              Wasser und einer kleinen Menge Salpetersäure behandelt; der Leim behält dann seine
                              früheren Eigenschaften fast unverändert, nur kann er nicht mehr zu einer Gallerte
                              erstarren. Auf diese Weise wird in Paris der Leim fabricirt, welchen man in
                              Frankreich unter der Benennung „flüssiger und unveränderlicher
                                 Leim“ (colle liquide et
                                 inaltérable) verkauft.
                           Dieser Leim ist für die Kunsttischler, Bautischler, Pappenmacher, Drechsler etc. sehr
                              bequem, weil man ihn nicht zu erwärmen braucht, sondern kalt anwendet.
                           Um ihn darzustellen, löst man 2 Pfd. guten Tischlerleim (sogenannten Kölner Leim) in
                              2 Pfd. Wasser in einem glasirten Topf über einem gelinden Feuer oder besser im
                              Wasserbad auf, indem man von Zeit zu Zeit umrührt. Nachdem aller Leim zergangen ist,
                              gießt man portionenweise nach und nach bis 12 4/5 Loth Salpetersäure von 36°
                              B. hinein.Auf 10 Gewichtstheile Leim und ebensoviel Wasser 2 Gewichtstheile
                                    Salpetersäure von 36° Baumé. Dieser Zusatz bewirkt ein Aufbrausen, weil sich Untersalpetersäure
                              entbindet. Nachdem alle Säure eingegossen ist, nimmt man das Gefäß vom Feuer und
                              läßt es erkalten.
                           Ich habe so bereiteten Leim über zwei Jahre lang in einer offenen Flasche aufbewahrt,
                              ohne daß er die geringste Veränderung erlitt.
                           Dieser flüssige Leim ist auch in den Laboratorien sehr bequem; ich benutze ihn bei
                              der Darstellung von Gasarten als Kitt, indem ich Leinwandstreifen mit diesem Leim
                              überziehe.