| Titel: | Verfahren die Dauerhaftigkeit der Eisenbahnschienen zu erhöhen, welches sich Annet Gervoy, Director der Lyoner Eisenbahn, am 13. Febr. 1852 für England patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XXXI., S. 182 | 
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                        XXXI.
                        Verfahren die Dauerhaftigkeit der
                           Eisenbahnschienen zu erhöhen, welches sich Annet Gervoy, Director der Lyoner Eisenbahn, am
                           13. Febr. 1852 für England patentiren
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, August 1852, S.
                              96.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Gervoy's Verfahren die Dauerhaftigkeit der Eisenbahnschienen zu
                           erhöhen.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß schmiedeiserne Eisenbahnschienen in Folge der
                              wiederholten durch die darüber wegrollenden Wagenzüge veranlaßten Vibrationen einen
                              krystallinischen Zustand erlangen, dadurch geschwächt werden und an Dauerhaftigkeit
                              verlieren. Vorliegende Erfindung besteht nun darin, daß man die Schienen, nachdem
                              sie mehrere Jahre (8–10 Jahre) im Betriebe gewesen sind, herausnimmt und ausglüht, um ihre faserige Structur wieder
                                 herzustellen.Wir theilen das Patent des Hrn. Directors der Lyoner Eisenbahn mit, um darauf
                                    aufmerksam zu machen, daß es den beabsichtigten Zweck nicht erfüllen kann. Wenn die faserige Textur des Eisens nach
                                    continuirlichen Erschütterungen desselben in die körnige übergeht, so wird
                                    der Zusammenhang zwischen den kleinsten Theilen aufgehoben, welche dann kein
                                    vollständiges Continuum mehr bilden, was zur Genüge der Umstand beweiset,
                                    daß, wie Hr. Karl Kohn durch Versuche dargethan
                                    hat, der ursprüngliche Zustand des Eisens nicht durch vorsichtiges Ausglühen
                                    und Ueberschmieden, sondern nur bei der Schweißhitze wieder hergestellt werden kann. Das körnige Eisen muß
                                    nämlich amorph werden, was in der Schweißhitze geschieht, wodurch die
                                    abgesonderten Stücke wieder in ununterbrochenen Zusammenhang kommen und der
                                    Cohäsionskraft unterworfen werden, was bei andern Körpern durch die
                                    Schmelzung geschieht. Man sehe die Abhandlung des Hrn. Dr. J. N. v. Fuchs
                                    über die Gestaltungszustände des Eisens im polytechn. Journal Bd. CXXIV S. 316.A. d. Red.
                              
                           Das Ausglühen der Schienen kann in jedem geeigneten Ofen vorgenommen werden, der
                              Patentträger zieht jedoch eine besondere Ofenconstruction vor, welche Fig. 10 im
                              Grundriß, Fig.
                                 11 im Verticaldurchschnitt nach der Linie 1,2 in Fig. 10, und Fig. 12 im
                              Verticaldurchschnitt nach der Linie 3,4 in Fig. 10 dargestellt ist.
                              Der Ofen besteht aus zwei Abtheilungen a, b, deren
                              erstere mit einer Feuerstelle c versehen ist, von der
                              die Verbrennungsproducte längs der Abtheilung a
                              hinstreichen, durch den verticalen Feuercanal d in den
                              horizontalen Canal e gelangen, von da durch den
                              verticalen Canal f in die Abtheilung b steigen, und endlich in den Schornstein g entweichen. Es sind zwei Schieber h und i vorgerichtet, durch welche die heißen
                              Producte von der zweiten Abtheilung oder Kammer abgesperrt und durch den Canal e in den Schornstein j
                              geleitet werden können. An derjenigen Seite des Ofens, wo die Schienen eingeschoben
                              werden, befindet sich eine in Trägern l gelagerte Walze
                              k, als Unterlage für die Schienen, während man diese
                              in den Ofen schiebt.
                           Zuerst kommen die Schienen in die Abtheilung a, worin sie
                              von Strecke zu Strecke unterstützt werden, damit sie den Boden des Ofens nicht
                              berühren. Die Unterlagen befinden sich nahe genug bei einander, um eine Biegung der
                              Schienen während des Glühens zu verhüten. Wenn die Schienen die Rothglühhitze
                              erlangt haben, so bringt man sie in die zweite Abtheilung des Ofens, worin ihre
                              Hitze vermindert wird. Der Betrieb des Ofens ist so eingerichtet, daß wenn die
                              Schienen in der ersten Abtheilung den höchsten Hitzegrad erlangt haben, der Schieber
                              h geschlossen und der Schieber i geöffnet wird, um die heißen Producte zu veranlassen,
                              ihren Weg in den Schornstein j, anstatt in die zweite
                              Abtheilung zu nehmen. Ist die Hitze der Schienen in der zweiten Abtheilung so weit
                              vermindert, daß ein Rothglühen nicht mehr zu bemerken ist, so nimmt man sie heraus,
                              und bringt die in der ersten Abtheilung befindlichen Schienen nach der zweiten.
                              Nachdem die erste Abtheilung eine neue Ladung Schienen aufgenommen hat, wird der
                              Schieber i geschlossen, der Schieber h geöffnet, und nun in der beschriebenen Weise
                              fortgefahren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
