| Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 126, Jahrgang 1852, Nr. XLIII., S. 241 | 
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                        XLIII.
                        Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer; von Dr. Ernst
                              Alban in Plau.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        (Schluß von S. 180 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer.
                        
                     
                        
                           Ich frage nun aber: lassen sich noch andere kräftige Gegenmittel gegen ein solches
                              ungünstiges Speisewasser als die oben angegebenen anwenden oder nicht? Ich sollte
                              meinen: Ja! Ich will meine Ansichten darüber vorlegen.
                           
                              
                                 1)
                                 Vor allen Dingen muß bei dem
                                    Gebrauche der Maschine Tag und Nacht hindurch wenigstens alle acht Tage die
                                    Reinigung des Kessels vorgenommen werden; ist es noch öfter möglich, desto
                                    besser. Dieß ist denn auch zuletzt in Warschau geschehen, und hat, verbunden
                                    mit einem öftern Ausblasen, allen Uebelständen so erträglich abgeholfen, daß
                                    nun für die Entwicklungsröhren weniger zu fürchten ist. Das Reinigen hat nur
                                    immer 8 Stunden in Anspruch genommen, 2 bis 4 Stunden zum Ablassen des
                                    Dampfes, dem Abkühlen des Kessels und Abzapfen des Wassers aus
                                    demselbenDieses wird immer am besten so vorgenommen, daß man, wenn der Dampf
                                          abgeblasen ist, nach und nach kaltes Wasser zulaufen läßt, während
                                          man den Abzapfhahn öffnet. Das kalte Wasser wirkt auf diese Weise
                                          nicht so plötzlich auf den Kessel ein, sondern vermindert die
                                          Temperatur desselben, indem es sich zuerst mit dem heißen Wasser
                                          mischt, allmählich. Zuletzt läßt man nicht mehr kaltes Wasser
                                          zulaufen, und den Abzapfhahn so lange offen, bis alles Wasser aus
                                          dem Kessel abgelaufen ist. Beim Ablassen des Wassers muß man auch
                                          sehr vorsichtig seyn, namentlich den Ofen, dessen Wände durch den
                                          längern Betrieb glühend geworden sind, vorher bei offener Heizthür
                                          und starkem Zuge von kalter Luft durch denselben etwas abkühlen
                                          lassen, sonst wirkt die Glühhitze desselben nachtheilig auf den
                                          leeren Kessel und dessen Fugen, vorzüglich aber auf die Röhren und
                                          ihre Dichtungsstellen ein. Besorgt man des Sonntags die Reinigung,
                                          so kann man die Nacht vorher den Ofen auf diese Weise sich abkühlen
                                          lassen., 2
                                    Stunden zum Ab- und Wiederanschrauben der Heizthüren und der
                                    Recipientendeckel, und 2 Stunden zum Reinigen selbst. Der frühere Kessel hat
                                    1 1/2 Tag stehen müssen, um ihn und den Ofen in dem Maaße abkühlen zu
                                    lassen, daß Menschen ohne Gefahr in denselben haben steigen können, das
                                    Reinigen selbst hat aber eine Zeit von 2 Tagen erfordert.
                                 
                              
                                 2)
                                 Ein noch besseres Mittel, welches das
                                    Ablagern von Kesselstein fast ganz zu verhüten im Stande wäre, würde,
                                    vorzüglich bei größern Maschinen, und wenn Condensationswasser hinreichend
                                    zu Gebote stünde, die Anwendung eines Röhrencondensators nach meiner früher
                                    in diesem Journale Bd. CXX S. 241
                                    beschriebenen Einrichtung seyn. Dieser Condensator könnte so eingerichtet
                                    werden, daß er fast allen aus der Maschine kommenden Dampf verdichtete und
                                    mit einer kleinen Klappe zum Auslassen der anfangs in demselben vorhandenen
                                    Luft und einer Pumpe von kleinem Caliber versehen würde, welche die
                                    condensirten Dämpfe aus ihm herauszöge und der Speisepumpe zuführte. Das
                                    dann noch etwa fehlende Speisewasser könnte durch das vorhandene schlechte
                                    Wasser ersetzt werden. Man würde dann zwar noch etwas Concrement im Kessel
                                    vorfinden, die Menge desselben würde aber von so geringem Belange seyn, daß
                                    der Kessel davon nur dann und wann, und zwar in größern Intervallen, befreit
                                    zu werden brauchte.Die vielen chemischen und mechanischen Mittel, um den Niederschlag
                                          des Kesselsteins in den Kesseln theils zu verhüten, theils ihn
                                          locker zu erhalten oder gar aufzulösen, will ich hier nicht
                                          erwähnen. Die meisten derselben sind unpraktisch, indem sie theils
                                          das Wasser im Kessel dick und trübe, schmierig und schleimig machen,
                                          wobei dieses leicht aufschäumt und mit allem Schlamm in die Maschine
                                          überkocht, und dann immer abgelassen werden muß, theils, als mehr
                                          chemisch einwirkend, für das Metall der Kessel oft schädlicher als
                                          der Kesselstein selbst sind. Ein neuer ganz merkwürdiger Vorschlag
                                          als Mittel, um die Absetzung des Steins zu verhüten, ist wieder
                                          derjenige, Scheite Eichenholz in den
                                          Kessel zu thun. Man hört von manchen Seiten günstige Zeugnisse über
                                          dieses Mittel, und es sollen manche Erfahrungen zu seinem Vortheile
                                          sprechen Da es aber ein solches Zeugniß mit allen bisher empfohlenen
                                          Mitteln gemein hat, so gebe ich im Ganzen nicht zu viel darauf. Ich
                                          habe keine Versuche darüber anstellen können, weil meine Kessel in
                                          allen Theilen zu klein von Durchmesser sind, um gehörig Holzscheite
                                          in sich aufnehmen zu können. Sie enthalten schon an sich zu wenig
                                          Wasser, um diesen Wasservorrath noch durch eine dem
                                          Verdampfungsprocesse entsprechende Menge Holzscheite zu verdrängen,
                                          und so zu verkleinern. Sollte der Holzsaft und der Gerbestoff im
                                          Eichenholze hier das Wirksame seyn, so wäre übrigens das Mittel auch
                                          nicht mehr neu, denn Gerberlohe ist früher schon vorgeschlagen. Man
                                          brauchte dann die Scheite selbst auch nicht einmal in den Kessel zu
                                          thun, sondern könnte durch Dämpfe die wirksamen Bestandtheile vorher
                                          aus dem Holze ausziehen, und sie für sich in den Kessel thun. Sie
                                          würden überdieß auch leichter in denselben zu bringen seyn, als
                                          große Scheite, die schon immer eine Oeffnung der Recipienten
                                          verlangen.
                                    
                                 
                              
                                 
                                 3)
                                 Wollte man diese kostspielige
                                    Vorrichtung vermeiden, so müßte man die Entwicklungsröhren von größerm
                                    Durchmesser als von 2 Zoll nehmen (etwa von 3 Zoll) und nur 8 oder 10
                                    Röhrenreihen nach Beschaffenheit des Brennmaterials über einander anwenden.
                                    Diese weitern Röhren würden sich nicht so leicht und so bald durch
                                    Niederschläge verlegen, und könnten leichter rein gehalten werden als die
                                    engern. Daß natürlich die Feuerberührungsfläche an einem solchen Kessel
                                    dieselbe bleiben müsse, als an solchem mit zweizölligen Röhren, halte ich
                                    für überflüssig zu bemerken.
                                 
                              
                                 4)
                                 Man könnte aber auch noch, wenn das
                                    Speisewasser vorzugsweise viel kohlensauren Kalk oder Gyps enthielte, das
                                    Speisewasser durch einen Vorwärmer von größerm cubischen Inhalte, durch den
                                    das Exhaustionsrohr der Maschine in einer gehörigen Erweiterung oder in
                                    mehreren Windungen geleitet würde, gehen lassen, bevor es in den Kessel
                                    tritt. In diesem würde sich durch die starke Vorwärmung des Speisewassers
                                    und bei dem ruhigen Stande darin, der größte Theil jener Stoffe
                                    niederschlagen und daraus mit leichter Mühe entfernt werden können, wenn die
                                    Einrichtung eines solchen Vorwärmers dergestalt getroffen wäre, daß man ihn,
                                    wie meine Recipienten, mit leichter Mühe öffnen und reinigen könnte. Es
                                    würde dann auch gewiß von Vortheil seyn, eine oder mehrere oben offene
                                    Schalen in dem Vorwärmer aufzustellen, die den Niederschlag aufnähmen. Um
                                    diesen dann aus dem Vorwärmer zu entfernen, wäre es nur nöthig, nach seiner
                                    Oeffnung die Schalen herauszunehmen und zu reinigen.
                                 Bei dieser Einrichtung würde ich empfehlen, das Speisewasser durch die
                                    Speisepumpe kalt in den oder die Vorwärmer pumpen zu lassen, wo es dann
                                    gleich unter den im Kessel vorhandenen Druck käme, und in dem Maaße, als es
                                    durch die Pumpe hineingefördert würde, durch ein Rohr in den eigentlichen
                                    Kessel überträte. Die Einrichtung müßte dann aber auch so getroffen seyn,
                                    daß die Pumpe es an einem Ende des Vorwärmers einförderte, und daß es am
                                    entgegengesetzten Ende durch das eben genannte Rohr in den Kessel
                                    gelangte.
                                 Ein solcher Apparat würde zugleich den großen Vortheil haben, daß er ein
                                    Speisewasser von 80° Reaumur in den Kessel lieferte, ein Gewinn, der
                                    hier durchaus kein besonderes Opfer fordert, als das, was schon durch das
                                    schlechte Speisewasser bedingt ist.Trevithik und Vivian wandten schon bei den gußeisernen
                                          Kesseln ihrer ersten Lokomotiven solche Vorwärmer zum Zwecke der
                                          Erneuerung des Speisewassers durch die aus der Maschine blasenden
                                          Dämpfe an. Man vergl. Christian's Traité de
                                             mécanique industrielle, Planche 25, die Buchstaben
                                          V und Q.
                                          Auch Perkins empfahl einen ähnlichen
                                          Apparat, und nahm ein Patent darauf. Die Erwartungen, die er davon
                                          hegte, waren aber eine seiner sanguinen Extravaganzen, die bei ihm
                                          leider nur zu sehr aus der Branntweinstasche kamen. Man sehe seine
                                          Patentbeschreibung über diesen zu genialen Gedanken in diesem
                                          Journale Bd. XIII S. 305, wo
                                          auch eine Abbildung desselben gegeben ist. Der gute Mann hat nur
                                          vergessen, daß der aus der Hochdruckmaschine strömende Dampf sich,
                                          er mag im Kessel und in der Maschine einen noch so hohen Druck
                                          gehabt haben, bei seinem Ausströmen aus letzterer bis zum Drucke
                                          einer Atmosphäre herunter ausdehnt, und folglich auch nur dessen
                                          Temperatur behält. Ein Dampf von 80 Grad kann aber dem Wasser keine
                                          höhere Temperatur als höchstens seine eigene mittheilen. Man sehe
                                          hier nach, was ich schon Bd. XXVII S. 347 dieses Journals in der
                                          Note 3 gesagt habe. Er ist überhaupt zugleich
                                    nach meiner Ueberzeugung der zweckmäßigste Apparat für die Erwärmung des
                                    Speisewassers, indem er bei gehöriger Ausdehnung der erhitzenden Fläche des
                                    Exhaustionsrohrs in seinem innern Raum ein Wasser von möglichst hoher
                                    Temperatur, wie gesagt, von 80 Grad Reaumur, liefert, wodurch allerdings
                                    schon etwas gewonnen ist, wenn gleich nicht so viel als manche
                                    Maschinenbauer träumen. Zugleich braucht bei seiner Anwendung die
                                    Speisepumpe kein warmes oder gar heißes Wasser zu gewältigen, welcher
                                    Umstand, wie ich schon in meinem Hauptwerke aus der Erfahrung dargethan
                                    habe, leicht ihre gehörige Wirkung aus dem Grunde stört, weil durch das
                                    heiße Wasser die durch den Kolben der Pumpe gebildete und das Aufsaugen des
                                    Wassers bedingende Leere getrübt wird, und so den Saugproceß der Pumpe
                                    leicht unvollkommen macht und stört.
                                 Bevor ich von diesem Gegenstande zu einem andern übergehe, will ich noch
                                    einige Worte zur Erläuterung hinzufügen über den auf Tab. V Fig. 14
                                    abgebildeten Vorwärmer, der mein in dieser Beziehung vorzuschlagendes
                                    Princip darthut. A ist hier der eigentliche
                                    Vorwärmer, von starkem Eisenbleche nach Art der Recipienten genietet, und
                                    von demselben Durchmesser und derselben Länge. Er kann, wenn zwei
                                    Recipienten an einem Kessel vorhanden sind, wie in Fig. 15
                                    dargestellt ist, zwischen den beiden bei a oder
                                    sonst seitwärts von demselben nach dem Schornstein hin liegen, und ist ganz
                                    wie die Recipienten mit Schlußdeckeln verschlossen, und diesen überhaupt
                                    vollkommen ähnlich. Fig. 14 zeigt
                                    denselben im perpendiculären Längs- und Fig. 15, A, im perpendiculären Querdurchschnitte. In
                                    beiden Figuren mündet bei b das von der
                                    Speisepumpe kommende Speiserohr in ihn ein, bei c hingegen sieht man das Verbindungsrohr zwischen ihm und einem
                                    der Recipienten, gleichviel mit welchem. Es muß immer von dem obern Theile
                                    des Vorwärmers ausmünden, und zwar, wie ich schon oben bemerkte, an dem dem
                                    Speiserohre entgegengesetzten Ende desselben. Da nämlich das im Vorwärmer
                                    enthaltene am meisten erwärmte Wasser wegen seines geringern specifischen
                                    Gewichtes immer in den obersten Theil desselben steigt, so muß es auch von
                                    hier aus in den Recipienten übertreten, und am meisten wird es sich in dem
                                    vom Speiserohre am entferntesten liegenden Ende des Vorwärmers erwärmen. B ist in Fig. 14 das von
                                    der Maschine kommende Exhaustionsrohr. Es tritt in den hintern Deckel des
                                    Vorwärmers A, und erstreckt sich inwendig
                                    beinahe bis ans Ende desselben. Hier öffnet es sich in den vorne bei d verschlossenen Dampfbehälter C, der, an den hintern Deckel des Apparates
                                    dicht angeschroben, frei in den Vorwärmer hineinragt. Aus diesem leitet ein
                                    gleiches Rohr D die verdichteten und nicht
                                    verdichteten Dämpfe wieder nach außen und aus dem Gebäude heraus. Dieses ist
                                    daher als die Fortsetzung des Exhaustionsrohres zu betrachten, und es muß so
                                    tief aus C ausmünden, daß die condensirten
                                    Dämpfe leicht in dasselbe übertreten können, ohne daß sie sich in C anzuhäufen brauchen.
                                 Die Wirkung der Vorrichtung ist leicht erklärlich. Die aus der Maschine
                                    strömenden Dämpfe treten durch B in C und zwar bei e
                                    ein, erfüllen den Behälter C und treten bei f wieder aus demselben. Während des
                                    Durchströmens durch denselben theilen sie durch die Wände des Behälters C dem im Vorwärmer enthaltenen Wasser ihre Wärme
                                    mit. Wird der vordere Deckel g des Vorwärmers
                                    A abgeschroben und weggenommen, so wird man
                                    diesen vom Kesselstein leicht reinigen können. Fig. 14 und 15,
                                    h, stellt die vorhin erwähnte in dem
                                    Vorwärmer aufgestellte Schale vor, die aus leichterm Eisenblech angefertigt
                                    werden kann.
                                 Zum Reinigen der Kessel muß auch noch diejenige Operation gerechnet werden,
                                    die ihre äußere dem Feuer dargebotene Fläche (vorzugsweise der Röhren), die
                                    Hitzevertheilungsplatte und die Züge im Ofen vom Ruße und von Asche zu
                                    befreien bezweckt. Habe ich in neuerer Zeit die Entwicklungsröhren auch
                                    weiter aus einander gelegt, und in diesem Journale Bd. CXI Seite 167 die größere
                                    Zweckmäßigkeit dieser Maßregel dargethan, und an dem Kessel meines
                                    Etablissements bewiesen, der nun schon 3 1/2 Jahre ohne Reinigung der Röhren
                                    zur Zufriedenheit arbeitet, so glaube ich doch, daß, namentlich
                                    bei Steinkohlenfeuerung, Vorsicht nöthig sey, und habe ich trotz der
                                    günstigsten Erfahrungen doch immer eine Oeffnung in der Seite des Ofens
                                    anbringen lassen, um möglicherweise von hier aus eine Reinigung der Röhren
                                    vornehmen zu können.Hr. Dr. Lüders
                                          hat mir mitgetheilt, daß bei Braunkohlenfeuerung sich die
                                          Zwischenräume zwischen den Röhren leicht verschlammen, und daß
                                          dieser Schlamm so schmierig und so zähe sey, daß er nur mit einiger
                                          Mühe zu entfernen ist. Diese Oeffnung habe ich nach meiner Revallenser Reise noch höher
                                    hinauf reichen lassen als früher geschah, um zugleich bei der Reinigung der
                                    Röhren die der Hitzevertheilungsplatte und des obern Raums unter den
                                    Recipienten sowie des Zuges in den Schornstein mit seinen Zungen vornehmen
                                    zu können. In Reval hatte sich nämlich an allen diesen Stellen bei der
                                    schlechten Sorte von Steinkohlen so viel Ruß angesetzt, daß er mich
                                    beunruhigte, und mich eine baldige bedeutende Verminderung des Zuges im Ofen
                                    befürchten ließ. Vor Kurzem sagte mir auch noch Hr. Hallwachs in Malchow, daß er die
                                    Reinigung von Ruß und Asche in seinem Ofen alle 14 Tage vornehmen lasse, und
                                    daß sie dann nur immer außerordentlich wenig Mühe und Zeit koste, so z.B. in
                                    2 bis 3 Stunden des Sonntags vollkommen beendigt würde. Er behauptete, an
                                    seinem Kessel bemerkt zu haben, daß er, obgleich er mit Torf geheizt werde,
                                    der nur Asche und sehr wenig Ruß absetzt, vor der jedesmaligen Reinigung
                                    immer eine, wenngleich sehr unbedeutende Verminderung des Zuges und deßhalb
                                    auch seines Effectes blicken lasse.
                                 Bei Schiffskesseln wird man wohl thun, immer eine der seitlichen
                                    Wasserkammern oder beide für den Zweck der Reinigung in der Art leicht
                                    abnehmbar einzurichten, als es jetzt an unserm Plauer Dampfschiffe
                                    eingeführt ist, und sich als höchst zufriedenstellend erwiesen hat. Daß dann
                                    aber zugleich im Schiffe auf beiden Seiten des Kessels ein gehöriger Raum
                                    gelassen werden muß, um das Abnehmen der Kammern und Reinigen der Röhren mit
                                    Bequemlichkeit vornehmen zu können, halte ich für überflüssig zu
                                    bemerken.
                                 Bei gemauerten Oefen lasse ich die Oeffnung in der Seitenwand derselben nach
                                    dem Reinigen immer wieder mit einer einfachen Mauerschicht verblenden, und
                                    zwar in solcher Weise, daß die innere Fläche dieser Verblendung mit der
                                    innern Wand des Ofens Flucht hält, also auch bis 3/4 Zoll an die äußersten
                                    Röhren herantritt.
                                 
                              
                           
                           V. Meine Wasserstandszeiger bewähren sich von Jahr zu Jahr
                              immer mehr, selbst bei einer nur mittelmäßigen Aufmerksamkeit darauf bleiben sie
                              immer eines der sichersten und untrüglichsten Mittel, den Wasserstand im Kessel
                              genau zu erkennen. Nie habe ich die Schwimmer in Unordnung kommen sehen, nie werden
                              sie ungelenkig, die immerwährende Bewegung, worin sie sich befinden, leidet das
                              nicht. Und wie leicht ist zu ihnen zu kommen, und ihnen zu helfen. Das einzige Organ
                              meiner Wasserstandszeiger, welches einige Aufmerksamkeit erfordert, ist der Draht
                              und seine Stopfbüchse, und doch kann man nicht sagen, daß irgend etwas
                              ungewöhnliches dabei zu beobachten sey. Wird die Stopfbüchse immer reinlich und gut
                              und richtig geliedert gehalten, so conservirt sich der Draht sehr lange, und bemerkt
                              man, daß derselbe nach mehrjährigem Gebrauche sich etwas abnutzt, nun so bindet man
                              mit wenig Mühe und selbst bei geringer Sachkenntniß leicht einen andern neuen ein.
                              Und so ein Renovatum verursacht so gut als gar keine Kosten. Sehr leicht ist auch zu
                              erfahren, ob der Wasserstandszeiger in Ordnung sey oder nicht. Die Notwendigkeit,
                              ihn immer zu beobachten, führt auch zur leichten und augenblicklichen Bemerkung und
                              Ausfindung seiner Mängel, und hat der Heizer nur einige Kenntniß von seiner
                              Construction und seinem Zwecke, so weiß er diese Mängel auch gleich zu deuten und
                              ihnen abzuhelfen. Ich habe schon früher erinnert, daß die größere oder geringere
                              freie Beweglichkeit seines Zeigers der untrüglichste Maaßstab für seine Zustände
                              sey. Ist alles an ihm in Ordnung, so befindet sich dieser in einer beständigen
                              oscillirenden Bewegung, indem er den Wallungen des Wassers im Kessel bei jeder
                              Bewegung nachgibt. Zeigt er sich ruhig, so darf man annehmen, daß ihn irgend etwas
                              in seiner freien Bewegung hindert, z.B. sein Draht ist entweder zu stark geliedert
                              oder verbogen durch irgend eine Unvorsicht von Seiten des Heizers. Fällt er
                              plötzlich, so ist der Draht gerissen etc. In solchen Fällen wird es immer das
                              geeignetste seyn, mit dem Heizen inne zu halten und nachzusehen. Und ein Glück, daß
                              dieß bei meinen Kesseln nach Ablassen des Wassers aus den Recipienten (die Röhren
                              müssen gefüllt bleiben, damit sie nicht zu sehr von der Hitze des Ofens, dessen
                              Wände sich zum Theil, vorzugsweise in der Gegend der untern Röhren, in einem
                              glühenden Zustande befinden, leiden) zu jeder Zeit gleich nach dem Stillhalten der
                              Maschine und nach der Herausnahme des Feuers zu bewerkstelligen ist, was bei den
                              großen voluminösen Kesseln wegen der hohen Temperatur derselben unendliche
                              Schwierigkeiten hat, ja in den meisten Fällen unmöglich ist.
                           
                           Bei dem Revallenser Kessel kam mir zum erstenmale eine Erscheinung am
                              Wasserstandszeiger vor, die ich sonst noch nie bemerkt hatte. Bei allen Zeichen von
                              mehr als reichlichem Wasserstande im Kessel fiel plötzlich der Zeiger auf seinen
                              niedrigsten Stand. Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß der Kessel auf keinerlei
                              Weise plötzlich eine große Wassermasse eingebüßt habe, ließ ich aus Vorsicht das
                              Feuer unter dem Kessel auslöschen, und fand nun beim Oeffnen des Sicherheitsventils
                              mit der Hand, daß der Kessel alle Zeichen von Ueberladung mit Wasser von sich gab.
                              Es strömte nämlich viel Wasser aus dem Ventil aus und die Maschine gab auch alle
                              Merkmale von sich, daß Wasser durch dieselbe dringe. Als ich darauf anfing, Wasser
                              aus dem Kessel abzulassen, und der Wasserstand um einige Zoll wieder gesunken war,
                              hob sich der Zeiger des Wasserstandszeigers plötzlich wieder auf die frühere Höhe.
                              Einiges Nachdenken ließ mich gleich die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung
                              entdecken. Sie war diese: das Gegengewicht des Schwimmers innerhalb des Kessels war
                              an diesem Kessel etwas groß ausgefallen und stand deßhalb niedriger als gewöhnlich,
                              und als die Regel gibt. Bei dem Eintreten der Ueberfüllung des Kessels mit Wasser
                              war es allmählich unter den Wasserstand desselben gekommen, und hatte dadurch einen
                              Theil seines notwendigen Gewichtes verloren. Es erhielt nun der Schwimmer, seines
                              Gegengewichtes zum großen Theil beraubt, eine zu große Schwere, gegen das Wasser im
                              Kessel gehalten, und sank unter, und mit ihm fiel natürlich der Zeiger bis in seine
                              niedrigste Stellung. Um die Wiederkehr eines solchen Uebelstandes für die Folge zu
                              verhüten, habe ich dem Schwimmerhebel und dem Gegengewichte in neuester Zeit eine
                              andere Stellung gegeben, und zwar eine solche, die in Fig. 16 Tab. V
                              dargestellt ist, und die auch vollkommene Abhülfe geschafft hat. Sie besteht darin,
                              daß ich auf den oder die Recipienten statt des frühern
                              Dampfröhren-Verbindungssystems kleine gußeiserne Dome a anbringe, in deren einem das Gegengewicht b
                              des Schwimmers c sich bewegt, so daß es auf diese Weise
                              recht leicht von dem zu stark sich hebenden Wasserstande im Kessel erreicht werden
                              kann. Die übrige Einrichtung des Wasserstandszeigers, seines Hebels d, des Drahtes e, Zeigers
                              f etc. ersieht man vollkommen aus der Zeichnung,
                              ohne daß ich besonders darauf aufmerksam zu machen brauche.
                           Ich muß hier noch eines Umstandes erwähnen, der wieder recht deutlich zeigt, wie neue
                              Verbesserungen im Dampfmaschinenfache, die aufs materielle Wohl der Menschheit den
                              wohltätigsten Einfluß zu üben beginnen, zum Theil im großen Publicum angefeindet und
                              verlästert werden, der
                              aber zugleich einen Beleg gibt zu meiner in meinem Hauptwerke S. 171 angeführten
                              Erfahrung, daß die gewöhnlichen Glasröhren, auf Maschinen mit höherm Drucke
                              angewandt, unsichere, leicht zerbrechliche Wasserstandszeiger sind. Hr. Bialon hat in der, in der Walkmühle
                              des Hrn. Malck (Neue
                              Jacobsstraße Nr. 13 und 14, Berlin) nach meinem Principe gebauten Dampfmaschine von
                              4–6 Pferdekräften, um der preußischen Verordnung wegen Dampfmaschinen zu
                              genügen, neben meinem Schwimmer einen Wasserstandszeiger mit Glasrohr anbringen
                              müssen. Das Glas desselben zersprang, und die daraus hervordringenden Dämpfe von 8
                              Atmosphären Druck erfüllten die Walkmühle und brachten ein großes brausendes
                              Geräusch hervor. Durch den heißen Dampfbrudel war der Maschinenmeister verhindert
                              worden sogleich die von mir in dieser Beziehung schon als nutzlos erkannten Hähne zu
                              schließen. Gleich darauf erschien in der Voß'schen
                              Zeitung Nr. 189 des Jahrganges 1850 folgender Aufsatz:
                           
                              „In der Walkmühle, welche sich hinter den Häusern Nr. 13 und 14 der neuen
                                 Jacobsstraße befindet, geschah gestern gegen Nachmittag eine Explosion mit
                                 solcher Heftigkeit, daß man anfänglich auf die Vermuthung gerieth, es sey ein
                                 Schuß gefallen. Man erkannte jedoch sehr bald als den wahren Grund des heftigen
                                 Schlages, der die Explosion begleitete, daß die Dämpfe den Dampfbehälter an der
                                 Maschine gesprengt hatten. Unter heftigem Zischen strömte der Dampf über die
                                 Nachbargrundstücke aus, und auch bedeutende Stücke Steine wurden in
                                 beträchtliche Entfernung geschleudert. Gleichwohl hat man von erheblichen
                                 Beschädigungen des Gebäudes nichts vernommen. Menschen scheinen gar nicht
                                 beschädigt worden zu seyn.“
                              
                           Hr. Bialon liest dieses Gemisch
                              von Uebertreibung und offenbarer Lüge in der Zeitung, und wundert sich, daß ihm von
                              der Explosion gar keine Notiz zugekommen sey. In die Droschke springend, fährt er
                              sogleich an den Ort der gräulichen Verwüstung, und findet die Maschine – im
                              gemächlichen Gange, erfährt auch, daß sie kurze Zeit nach der fürchterlichen
                              Explosion wieder in Thätigkeit gesetzt sey. Was kann das Springen eines Glasrohres
                              denn auch für Verwüstungen anrichten, zumal eines Glasrohres von kaum einem Zoll
                              äußerm Durchmesser? – Parturiunt montes etc.
                              
                           Man wird mir diese kleine Abschweifung freundlich zu Gute halten. Sie hat bloß den
                              Zweck, den Erfindern ein Bild vorzuhalten, welches sie überzeuge, wie das Erfinden
                              oft lange nicht so schwer sey, als das Einführen einer einflußreichen Erfindung ins
                              praktische Leben. Ich habe in dieser Beziehung Erfahrungen gemacht, worüber ich ein
                              starkes Opus liefern könnte. Mehr als hundertmal wurde
                              ich überzeugt, daß diejenigen Erfindungen, die am meisten, hervorstehendsten und
                              wohlthätigsten ins menschliche Leben eingreifen, immer die sind, welche am meisten
                              angefeindet und verketzert werden. Das Gute bricht sich nur immer langsam Bahn, und
                              die meisten Erfinder erleben die Freude nicht, welche die allgemeine Anerkennung
                              ihrer Schöpfungen bringt.
                           VI. Meine neuern Manometer (s. ihre Beschreibung in diesem
                              Journale Bd. CXII Seite 249) bestätigen ihre
                              Zweckmäßigkeit auf eine erfreuliche Weise, jedoch habe ich eine kleine Veränderung
                              daran vorgenommen, die sie augenscheinlich empfindlicher macht. Ich nehme nämlich
                              den kleinen Cylinder mit seinem Stempel von größerm Durchmesser, und zwar in Folge
                              der Betrachtung, daß die Reibung der Stempelliederung im Verhältnisse zum Areal des
                              Stempels sich günstiger stelle als bei dem frühern kleinern Durchmesser desselben.
                              Die Gründe für diese Betrachtung liegen auf der Hand. Der Erfolg war auch in jeder
                              Beziehung der erwartete. Zugleich suchte ich aber die Reibung des Stempelkörpers an
                              den Cylinderwänden dadurch zu verringern, daß ich ihm 1/2 Zoll unter der Liederung
                              einen kleinern Durchmesser gab, wodurch er von der Cylinderwand zurücktrat, und
                              diese nur an seinem obern stärkern Theile berührte. Um nun aber seiner Bewegung mehr
                              Sicherheit zu geben, ließ ich ihn am untern aus dem Cylinder hervorragenden Theile
                              durch eine kleine Führung gehen. Das untere Querstück des denselben mit den Riemen
                              verbindenden Rahmens wurde nun vom Stempel durchdrungen und stützte sich gegen einen
                              kleinen Satz desselben. In Fig. 16 Tab. V Bd. CXII
                              sieht man einen solchen Cylinder mit seinem Stempel im senkrechten Durchschnitte bei
                              a. Bei b steckt das
                              Querstück des Rahmens auf seinem schwächern Theil c,
                              während sein stärkerer die Liederung trägt. Bei f sieht
                              man den kleinen Satz, der als Stütze des Rahmens dient, und bei g die Führung. Den Cylinder schraube ich jetzt nicht
                              mehr an die hintere, sondern an die Seitenwand des das Instrument aufnehmenden
                              Kastens. Er steht so günstiger für die Verbindung mit dem vom Kessel kommenden
                              Rohre, und dieses ist durch einen kleinen Conus an denselben angedichtet.
                           Im Verlaufe der Aufstellung eines meiner neuern Kessel, und zwar an dem Malchower,
                              habe ich noch die Erfahrung machen müssen, daß man sehr wohl thue, das das Manometer
                              mit dem Kessel verbindende Rohr mehr von dem hintern Ende des betheiligten
                              Recipienten austreten zu lassen. Es fand sich nämlich, daß dasselbe, vom vordern
                              Theile des Recipienten ausgehend, leicht Schmutz aufnimmt und verstopft wird, indem
                              in diesem Theile die Bewegung des Wassers so groß ist, daß in demselben befindlicher
                              Schmutz leicht in das Rohr getrieben wird.
                           
                           Diese Manometer helfen nach meiner Erfahrung wirklich einem großen Bedürfnisse in
                              Beziehung auf die Messung des Dampfdruckes im Kessel ab. Sind sie auch nicht so
                              genau als die Quecksilbermanometer, so legen sie dafür andere wichtige Vortheile in
                              die Waagschale. Sie kommen nämlich höchst selten in Unordnung. Das vom Kessel zum
                              Manometer führende Rohr braucht nicht jedesmal beim Stillstand der Arbeit des
                              Kessels und dem dadurch bewirkten Erkalten desselben abgeschlossen zu werden, um
                              beim Entstehen einer Luftleere im Kessel das Austreten der Luft aus dem
                              Quecksilbermanometer zu verhüten; auch werden diese Manometer bei höherm Drucke
                              genauer, während die gewöhnlichen Quecksilbermanometer ungenauer erscheinen, indem
                              bei ihnen die Scala in abnehmendem Verhältnisse steigt, während sie dieß bei meinem
                              Manometer im zunehmenden thut; die Entfernung der verschiedenen, die Anzahl der
                              Atmosphären bezeichnenden Striche von einander also größer wird. Eine Vergleichung
                              meines in diesem Journale a. a. O. abgebildeten Manometers mit einem
                              Quecksilbermanometer und einem von mir Bd. CXII Seite 250 beschriebenen
                              Federmanometer wird dieß deutlich darthun.
                           Ich habe die neuern Manometer von Schinz
                              Polytechn. Journal Bd. CXIII S. 85.
                                    Sie werden vorzugsweise von den HHrn. Schaeffer und Comp. in Magdeburg
                                    angefertigt, und ist deren Fabricat besonders zu empfehlen. nicht versucht, kann indessen meine Zweifel an ihre längere Genauigkeit und
                              Dauerhaftigkeit nicht verhehlen. Die kleinen ovalen kupfernen Röhren dürften nämlich
                              bei längerm Gebrauche nach und nach wie die Federn der Federmanometer von ihrer
                              Elasticität einbüßen, zumal Kupfer kein besonders elastisches Metall ist. Sollte
                              eine längere Erfahrung das Gegentheil beweisen, so will ich gerne diese meine
                              Bedenken zurücknehmen. An meinem Manometer ist keinerlei schädliche Veränderung
                              durch das Material zu fürchten, woraus er verfertigt ist. Ein Strecken des Riemens
                              ist durchaus von keinerlei Nachtheil begleitet, da höchstens ein tieferer Stand des
                              Stempels im Cylinder die Folge davon seyn würde, der in Absicht auf die genauen
                              innern Verhältnisse des Instrumentes keinen Einfluß übt, auch kann hier durch die
                              Stellschraube am Haken des Rahmens leicht nachgeholfen werden. Uebrigens habe ich
                              auch nie eine Streckung des Riemens in solchem Grade bemerkt, daß sie bedenklich
                              werden könnte. Ein Riemen bleibt in der Regel auf einem gewissen Punkte der
                              Streckung stehen, und verändert sich dann nicht mehr, vorzüglich wenn man ihn vor
                              Feuchtigkeit schützt, und diese ist bei der von mir angewandten Construction des Instruments
                              nicht leicht zu fürchten.Die HHrn. Schaeffer und
                                    Comp. in Magdeburg hatten die Güte, mir vor einiger Zeit einen Manometer
                                    nach Art des Schinz'schen, jedoch mit einigen
                                    zweckmäßigen Veränderungen, zur Probe an meinen Kesseln für hohen Druck
                                    zuzusenden. Derselbe ist an dem Kessel meines Etablissements von mir so
                                    angebracht worden, daß ich ihn stets vor Augen habe. Ich kann demselben zu
                                    seinem Ruhme nachsagen, daß, wenn er auf lange Zeit aushalten sollte, kein
                                    besserer Manometer gedacht werden kann, als er repräsentirt. Seine
                                    Empfindlichkeit ist so groß, daß er wie ein Quecksilbermanometer jeden Hub
                                    der Maschine anzeigt. Auch hat derselbe seit beinahe einem Vierteljahre
                                    seines täglichen Gebrauchs keinerlei nachtheilige Veränderungen gezeigt,
                                    namentlich tritt er beim Erkalten des Kessels stets genau in seine
                                    anfängliche Stellung zurück, welche Erscheinung durchaus gegen ein
                                    Nachlassen seiner Federkraft spricht.
                              
                           Ich muß hier noch einer Beobachtung gedenken, deren ich früher (s. dieses Journal
                              Bd. CXI Seite 9) schon Erwähnung gethan
                              habe, und die bei der Revallenser Maschine von mir mit mehr Genauigkeit als früher
                              angestellt wurde. Sie betraf das beim Anheizen des Kessels bemerkte gleichmäßige
                              Steigen des Quecksilbermanometers, während doch die Scala daran die die Anzahl der
                              Atmosphären andeutenden Striche in abnehmendem Verhältnisse darstellt. Ich hatte
                              nämlich der Scala außer der Bezeichnung der Atmosphären noch, und zwar gleich neben
                              dem Glasrohre, eine besondere Reihe von Strichen gegeben, die 1/4 Zoll auseinander
                              standen. Als das Quecksilber zu steigen begann, nahm ich eine Uhr zur Hand, und es
                              zeigte sich nun die merkwürdige Erscheinung, daß bei möglichst gleichmäßiger
                              Feuerung bis zur regelmäßigen Spannung der Dämpfe von 8 Atmosphären hinauf, das
                              Quecksilber in jeder Viertelminute die Entfernung von einem Striche zum andern
                              durchlief; eine Abweichung im höhern Spannungsgrade war so unbeträchtlich, daß sie
                              kaum in Rechnung zu bringen war. Eine Wiederholung dieses Versuchs gab immer
                              dieselben Resultate. Welche Folgerungen ich früher (s. dieses Journal Bd. CXI Seite 10) aus diesen Erscheinungen zu
                              ziehen wagte, möge man an der betreffenden Stelle nachlesen.
                           So leicht es auch ist, die Scala für meinen neuen Manometer durch Rechnung zu finden,
                              so habe ich es doch immer vorgezogen, sie durch an den Stempel angehängte Gewichte
                              zu bestimmen, insoferne hier die durch die Reibung des Stempels im Cylinder
                              verursachten Ungenauigkeiten eher berücksichtigt erschienen, auch ist dieses
                              Verfahren so leicht und erfordert so wenig Zeit, daß es schon aus diesem Grunde
                              vorzuziehen seyn dürfte.
                           
                           Ich habe früher schon erwähnt, daß mein Manometer zwar für physikalische Experimente
                              nicht genau genug genannt zu werden verdiene, die Erfahrung hat aber ergeben, daß es
                              für den Heizer ein durchaus genügendes und äußerst praktisches Instrument sey. Eine
                              Einschränkung dürfte seine Anwendung nur da finden, wo der Kessel und das Manometer
                              sich nicht im vollkommenen Zustande der Ruhe befinden, sondern merklichen
                              Schwankungen ausgesetzt sind, wie z.B. auf Schiffen und Locomotiven. Hier müßte man
                              sich lieber solcher Federmanometer bedienen, als ich in diesem Journale Bd. CXII Seite 250 angegeben habe.
                           VII. Wenn Hr. Professor Rühlmann in Hannover, der Recensent meines Hauptwerkes über
                              Hochdruckmaschinen, meine darin beschriebenen Kessel (Nr. II) für complicirt
                              erklärt, und der Meinung ist, daß ihre praktische Anfertigung große Schwierigkeiten
                              habeMan vergleiche hier Hrn. Professor Rühlmanns Recension meines
                                    Hauptwerkes in den Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich
                                    Hannover, 1842, 31ste Lieferung, S. 267., so hat er wohl so ganz Unrecht nicht. In einer Beurtheilung meiner jetzigen
                              Kessel würde er indessen gewiß andere Ansichten äußern, das bin ich überzeugt, und
                              hier nur noch das, daß Hr. Dr. Lüders vom Mägdesprung mir von daher ungefähr vor einem Jahre schrieb, wie
                              er sich wundere, mit welcher Leichtigkeit und Bequemlichkeit, mit welcher Ersparung
                              an Arbeit und Zeit meine neuen Kessel zu liefern seyen. Er äußert unter anderm, daß
                              er jetzt die alten gewöhnlichen Kessel gar nicht mehr anfertigen möge, und ganz zu
                              den meinigen übergehen würde, wo sie nur irgend anzuwenden wären. Wenn ein Mann, der
                              in seinem Leben schon so viele Kessel der verschiedensten Construction hat
                              anfertigen lassen, dieß so unumwunden erklärt, so denke ich, ist auf eine solche
                              Aeußerung ein großes Gewicht zu legen, und sollte Hr. Professor Rühlmann in das früher (s.
                              dieses Journal Bd. CXV Seite 405) über
                              diesen Punkt von mir Gesagte noch irgend Zweifel sehen, so mag er nun nur den ihm so
                              nahen Hrn. Dr. Lüders zu
                              Rathe ziehen, und er wird in jeder Beziehung beruhigt werden.
                           Und wie leicht die Reparatur meiner neuesten Kessel sey, daran dürfte gewiß keiner
                              mehr zweifeln, der nur irgend mit der Fabrication von Kesseln überhaupt vertraut
                              ist, zumal da diese Reparatur größtentheils nur die Entwicklungsröhren betrifft, die
                              wenig Werth haben, und deren Herausnahme und Wiedereinsetzen eine Operation von gar
                              keinem Belange ist,
                              mit der ein guter und tüchtiger Heizer zur Noth allein fertig werden kann, wenn er
                              nur einige Handfertigkeit und Genauigkeit bei Ausführung seines Geschäftes besitzt.
                              Wie häufig sind solche Heizer aber früher auch Schmiede oder Schlosser gewesen, und
                              wie gut würde es seyn, wenn es alle wären, da es bei Behandlung eines Kessels großen
                              Werth hat, wenn einer in Eisenarbeiten etwas Einsicht und Geschick besitzt.
                           VIII. Was das Dampfdichtschaffen meiner Kessel betrifft, so habe ich mir in neuerer
                              Zeit wieder viele Erfahrungen darüber erworben. Vorzüglich gilt dieß in Hinsicht der
                              Herzthüren und Anker, von denen erstere sehr oft abzunehmen, und beim Anschrauben
                              sogleich wieder dicht zu schaffen sind; so sehr mir auch Hr. Bialon den vulcanisirten Kautschuk empfahl, so
                              bin ich doch in neuester Zeit wieder ganz davon zurückgekommen, da er die hohe
                              Temperatur meiner Dämpfe und des Wassers in meinen Kesseln doch nicht recht
                              verträgt, vielmehr bei jedem Ab- und Anschrauben der Herzthüren erneuert
                              werden muß, welcher Umstand nicht unbedeutende Kosten verursacht. Ich habe früher
                              mein Bedenken gegen die Anwendung dieses Dichtungsmaterials ausgesprochen, auch die
                              früher gemachten Erfahrungen über diesen Punkt mitgetheilt. Jetzt bin ich völlig
                              überzeugt, daß das Blei in der in diesem Journale Bd. CXV S. 407 bezeichneten Weise angewandt, weit mehr Sicherheit gewähre
                              und eine viel größere Dauer als Kautschuk verspreche, auch hat es sich ja früher
                              schon bei den Dichtungen an meinen Maschinen selbst für lange Zeit stets vollständig
                              bewährt. Wie glücklich mußte ich mich schätzen, diese Dichtungsmethode bei dem
                              Revallenserkessel angewandt zu haben, denn da mir zu demselben schlechte Siedröhren
                              von England gesendet waren, die beim Festkeilen in die hinteren Herzplatten sehr
                              häufig aufrissen und dann sich leck zeigten, und bei denen daher im Anfange sehr
                              viel nachzuhelfen war, so mußten zu diesem Zwecke die Herzthüren oft jeden Tag
                              zwei- bis dreimal geöffnet werden. Welchen Calamitäten wäre ich da ausgesetzt
                              gewesen, wenn ich jedesmal andern Kautschuk hätte anwenden müssen, und welche Kosten
                              hätte dieß verursacht, zumal in Reval und in Rußland überhaupt, wo noch kein
                              vulcanisirter Kautschuk fabricirt werden durfte. Und in welchem hohen Grade bewährte
                              sich hier mein oben bezeichnetes verbessertes Verfahren bei Anwendung der
                              Bleidichtungen an den Thüren. Wurden die Fugen nach anfänglichem starken Anziehen
                              der Schrauben doch sogleich vollkommen dicht befunden, und bedurfte es später, als
                              sie sich einmal nach den zu dichtenden Flächen accommodirt hatten, nach jedesmaligem
                              Abnehmen doch nicht
                              einmal des starken Anziehens der Schrauben, so daß die ganze Operation des Oeffnens
                              der Thüren stets in sehr kurzer Zeit und in Absicht auf dichte Verbindung in so
                              zufriedenstellender Weise ausgeführt wurde, daß man namentlich an den am Rande der
                              Thüren befindlichen Dichtungsflächen nie den geringsten Leck bemerken konnte. Ich
                              kann diese Dichtungsmethode, die sich jahrelang in einem ungetrübten Zustande
                              erhält, und bei ihrer einmal nothwendig gewordenen Restauration mit sehr leichter
                              Mühe, in kurzer Zeit und ohne erhebliche Kosten wieder hergestellt werden kann,
                              jetzt gar nicht genug empfehlen. Sie leistet alles, was man davon verlangen kann.
                              Dieß haben nach dem Revallenserkessel auch die nach ihm gebauten und aufgestellten
                              Kessel in einem Grade bewiesen, der nichts zu wünschen übrig läßt. Schade nur, daß
                              in der davon in diesem Journale Bd. CXV Seite
                                 407, Tab. V Fig. 6 gegebenen
                              Beschreibung und Zeichnung die auf die Thüren aufgenieteten eisernen Leisten nicht
                              deutlich genug dargestellt sind. Es geben hier einige Striche einen wichtigen
                              Ausschlag, die der Lithograph vielleicht für unwesentlich gehalten hat. Um diesen
                              Fehler zu verbessern, will ich die Zeichnung hier noch einmal liefern, und bitte
                              sie, mit der a. a. O. angegebenen Beschreibung zusammen zu halten. Die Wichtigkeit
                              des Gegenstandes wird diese Wiederholung (Fig. 17 auf Tab. V)
                              entschuldigen.
                           Was die Dichtung meiner übrigen Kesseltheile betrifft, so ist sie sehr leicht zu
                              bewerkstelligen, wie ich dieß schon oft zu erwähnen und zu beweisen Gelegenheit
                              hatte, und spreche ich daher nicht weiter darüber. Ich habe jetzt zum Nieten der
                              Recipienten mir so brauchbare, tüchtige und zuverlässige Arbeiter herangebildet, daß
                              nie Unregelmäßigkeiten bei der Fabrication der Kessel vorkommen, daß vielmehr
                              selbige sich immer sogleich und ohne einer Nachhülfe zu bedürfen, als vollkommen
                              dicht erweisen.
                           IX. Meine neueren Kessel beweisen sich fortwährend als völlig gefahrlos, und sind
                              Theile an denselben geplatzt, so waren es nur immer die Siedröhren, und das
                              Zerspringen dieser ist, wie der Warschauer Kessel, an dem zwei Röhren wegen
                              Verstopfung mit Kesselstein aufrissen, von neuem bewiesen hat, nie von nur irgend
                              bemerkenswerthen Zufällen begleitet gewesen.
                           Daß die Herzen und Recipienten nicht leicht einer Gefahr des Zerspringens
                              unterliegen, weil sie, vorzüglich letztere, gar keiner intensiven Hitze ausgesetzt,
                              daher auch nicht leicht zerstört werden, habe ich früher schon ausführlich
                              auseinandergesetzt. Die Recipienten des 
                              Hallwachs'schen Kessels dienen hier zum Beweise.
                              Dieselben waren nämlich, wie ich schon oben erwähnte, sieben Jahre lang in fast
                              unausgesetztem Gebrauche (Tag und Nacht), und litten bei dem Abbrennen des
                              Etablissements durch das Feuer bedeutend, stellten sich aber dennoch als so sicher
                              und vollkommen erhalten dar, daß ich sie zu dem neuen Kessel unbedenklich wieder
                              verwandt habe, indem ich überzeugt bin, daß sie noch eine längere Zeit bestehen
                              werden, als sie schon zur größten Zufriedenheit ausdauerten. Die Hitze, die sie
                              trifft, übersteigt die des Apparates oder der in selbigem entwickelten Dämpfe aber
                              auch wenig oder gar nicht. An den Herzen sind nur die hintern Platten einer stärkern
                              Hitze ausgesetzt. Die Entwicklungsröhren dienen aber als soviele Anker, die sie
                              stützen, abgesehen von denjenigen Ankern, die die hintere und vordere Herzplatte mit
                              einander verbinden. Auch sind die Platten von so starkem Bleche, daß eine geraume
                              Zeit erfordert wird, um sie in dem Grade zu destruiren, daß sie unsicher werden.
                              Beim Herausnehmen und Auswechseln von Siedröhren erhält man immer leicht Gewißheit
                              über den Fortschritt ihrer Destruction. Eine beinahe eilfjährige Erfahrung hat
                              hierüber zur Genüge entschieden, namentlich in der Dampfmaschine unserer Plauer
                              Tuchfabrik, die ich stets in Aufsicht habe.
                           Ich habe früher in meinem Hauptwerke Seite 147 und 249 erzählt, daß zwei Explosionen
                              an meinen frühern Kesseln mit Entwicklungsröhren von größerem Durchmesser (7 bis 10
                              Zoll) namentlich an den kupfernen der früher Bützow'schen, später Brockelmann'schen Maschine (in Rostock) keine
                              bedenklichen Zufälle herbeiführten, obgleich die Röhren in einer bedeutenden Länge
                              aufrissen, und daß ich selbst bei einer dieser Explosionen vor dem Ofen und der
                              geöffneten Heizthür desselben stand, ohne irgend eine Gefahr zu erleiden. Es sind
                              jedoch später zwei Explosionen vorgekommen, die mehr Schaden anrichteten, namentlich
                              den Ofen auseinanderrissen, wenn gleich sie weder einen Menschen noch das Gebäude
                              irgend verletzten. Die eine Explosion ereignete sich an einer der zehnzölligen
                              Röhren des Brockelmann'schen Kessels, und bestand darin,
                              daß der eine Deckel dieses Rohres in Folge einer galvanischen Destruction der ihn
                              festhaltenden eisernen Schraubenbolzen bei sehr hoher Spannung der Dämpfe
                              abgesprengt wurde. Der erfolgende Rückstoß schleuderte das Rohr aus dem Ofen und
                              gegen die gegenüberstehende Wand des Kesselhauses, und da das Rohr durch mehrere
                              andere kleinere Röhren mit dem übrigen Kessel in Verbindung stand, so wurde dieser
                              mit losgerissen und der Ofen theilweise zerstört. Das Kesselhaus nahm jedoch keinen
                              Schaden. Die Kesselröhren, vorzüglich die untern, wurden bei der Untersuchung hinsichtlich
                              ihrer kupfernen Wände so geschwächt befunden, daß nicht zu begreifen ist, wie sie
                              dem zuletzt angewandten Drucke noch so lange widerstanden hatten. Der übertriebene
                              Dampfdruck im Kessel wurde dadurch motivirt, daß Hr. Brockelmann seine Oelfabrik nach und nach immer
                              mehr vergrößert hatte, und die Kraft der Dampfmaschine nun nicht mehr hinreichte,
                              die hinzugekommenen Werke mit dem gewöhnlichen Dampfdrucke in Thätigkeit zu setzen,
                              er sich also durch eine verstärkte Feuerung einen höhern Dampfdruck zu verschaffen
                              suchte. Er hat mich selbst versichert, daß derselbe oft bis auf 130 bis 140 Pfund
                              auf den Quadratzoll getrieben sey. Die Zerstörung des Metalles der Röhren war aber
                              aus dem Umstände sehr erklärlich, daß die Röhren überhaupt nicht stark construirt,
                              nur von 3/16 Zoll starkem Kupferbleche mit Schlagloth zusammengelöthet waren, und
                              daß nach seinem sechs- oder siebenjährigen Gebrauche in Bützow neun oder zehn
                              Jahre hindurch Steinkohlenfeuerung in größerer Intensität angewandt wurde, wobei die
                              sich aus den Kohlen entwickelnde schweflige Säure das Kupfer in einem weit höhern
                              Grade als Eisen angreift.
                           Bei dem Malchow'schen Kessel war der Fall ein anderer. Hier riß eine von den 10 Zoll
                              im Durchmesser haltenden von Eisenblech zusammengenieteten Siedröhren in der Mitte
                              durch und wurde in ihrer Längenrichtung aus dem Ofen herausgeschleudert, so daß der
                              Ofen mehr oder weniger zertrümmert erschien. Ueber die Ursache der Explosion waren
                              so manche Gerüchte im Umlaufe, die sich darin vereinigten, daß der Maschinenmeister
                              zu spät erschienen sey, um die Maschinen angehen zu lassen, und daß der Heizer
                              fortgeheizt und, um nicht den Dampf aus dem Sicherheitsventile entweichen zu lassen,
                              dieses zugestülpt habe. Hr. Hallwachs will von dieser Erklärung der Explosion nichts wissen, und
                              im Grunde genommen ist sie auch ohne diese motivirt genug durch den Umstand, daß mir
                              eine der 10 Zoll im Durchmesser haltenden Siedröhren an einer Stelle, wo das aus
                              einem Leck des über ihn liegenden Rohres kommende Wasser sie längere Zeit getroffen
                              hatte, durch Oxydation in dem Grabe geschwächt erschien, daß ihre Wand rundherum an
                              der betheiligten Stelle kaum 1/32 Zoll stark befunden wurde.Man hat überhaupt sehr darauf zu sehen, daß Lecke am Kessel, namentlich an
                                    den Recipienten da sehr vermieden werden, wo selbige im Mauerwerke des Ofens
                                    liegen. Die Ofenwand erhält sich an der betheiligten Stelle dann
                                    immerwährend feucht und bewirkt dadurch an dem Metalle des Kessels einen so
                                    hohen Grad von Oxydation, daß, wie ich verschiedenemale zu bemerken
                                    Gelegenheit hatte, tiefe Gruben von größerm oder geringerm Umfange
                                    hineinrosten, die leicht gefährlich werden können. Ich gebe
                                    deßhalb meinen Kesseln vor dem Einlegen in den Ofen immer gerne einen
                                    zwei- oder dreifachen Anstrich von fetter Oelfarbe, und vermeide vor
                                    allen Dingen Lecke sehr sorgfältig. Es sind mir alte cylindrische Kessel
                                    vorgekommen, wo das Metall an den tief eingerosteten Stellen kaum noch eine
                                    Linie stark geblieben war. Vielleicht ist dieser hier angeregte Gegenstand
                                    Ursache mancher Explosion geworden, und verdient daher große Beachtung.
                              
                           
                           Es ist durch diese Explosion attestirt, wie sehr von den Maschinenbauern die Furcht
                              vor dem hohen Drucke und die daraus hergeleitete Nothwendigkeit, sehr starke Röhren
                              anzuwenden, übertrieben werde, indem sie den Beweis liefert, daß selbst sehr
                              geschwächte und sehr destruirte Kesselwände doch noch lange einen bedeutenden Druck
                              aushalten, selbst wenn die Röhren von größerm Durchmesser sind. Wenn Hr. v. Reichenbach in München schon
                              fand, daß kupferne birnförmige Gefäße von einer Linie dickem Kupferblech und acht
                              Zoll Durchmesser einen innern Dampfdruck von 90 Atmosphären aushielten, bevor sie
                              zersprangen, so erscheinen alle Vorschriften, die Blechdicke. für Kessel
                              verschiedenen Durchmessers zu bestimmen, etwas extrem, und die Formeln, die in die
                              Gesetzgebung für die Construction und Prüfung der Kessel übergegangen sind, überaus
                              vage und unerwiesen. Explodiren aber dennoch Kessel, so bin ich überzeugt, daß dieß
                              in den meisten Fällen mehr einer Unvorsichtigkeit und Fehlern in ihrer Behandlung
                              zuzuschreiben sey, als einer zu geringen Wandstärke derselben. Ueberhaupt dürfte
                              wohl selten ein Kessel wegen allmählich zugenommenen starken Dampfdruckes
                              zerspringen, es müssen vielmehr wohl andere den Kessel und seine Wände
                              widernatürlich erschütternde Einflüsse zugleich einwirken, wenn er explodiren soll,
                              oder die Dampfentwickelung muß auch eine plötzliche Steigerung erfahren, so daß die
                              schnell entstandene Dampfmasse sich aus der gewöhnlichen Oeffnung des
                              Sicherheitsventils nicht erschöpfen kann, wie dieß beim Glühendwerden einzelner
                              nicht vom Wasser bespielten Stellen des Kessels und nach einem plötzlichen
                              Hinüberwallen von Wasser über selbige der Fall ist. Ueberhaupt halte ich diesen
                              Umstand für die gewöhnlichste Ursache der Explosion, und man kann nicht läugnen, daß
                              die Form unserer bisherigen Kessel und die unsichere Wirkung ihrer gewöhnlich
                              üblichen Wasserstandszeiger sehr dazu geeignet erscheinen, solche Umstände
                              herbeizuführen. Wie meine Kessel aber gerade geeignet sind, diese Klippe zu
                              vermeiden, habe ich früher schon erwiesen.Vorzüglich schützend gegen diese Art von Explosionen tritt wohl die geringe
                                    Metallstärke derjenigen Wände meiner Kessel auf, die den Dampf liefern, also
                                    der Röhrenwände. Werden selbige auch einmal überhitzt, so ist die Anhäufung
                                    von Wärmestoff in dünnen Wänden in dem Maaße geringer, als sie weniger
                                    Metall enthalten (dem Volumen und dem Gewichte nach).
                              
                           
                           Ueberhaupt dürfte es niemand, der nur einige Begriffe von den Grundsätzen hat, wonach
                              Kessel gebaut werden müssen, die auf Sicherheit Anspruch machen sollen, entgehen,
                              wie ich von jeher eifrig bemüht gewesen bin, die in meinem Hauptwerke Seite 101
                              ausgesprochenen Grundsätze, die Kessel so zu bauen, daß die Gefahr des Zerspringens
                              bei ihnen bis auf ein Minimum gebracht ist, ja sie selbst so zu construiren, daß sie
                              bei einer Explosion keinen Schaben anrichten, immer mehr ins Leben treten zu lassen,
                              und daß ich diesem Ziele immer näher zu treten auch wirklich das Glück gehabt habe.
                              Wer meine bisher nach und nach vorgenommenen Verbesserungen der Hochdruckkessel mit
                              aufmerksamem Auge verfolgt hat, der wird nicht verkannt haben, wie ich die
                              gesammelten, unangenehmen und angenehmen Erfahrungen immer benutzt habe, darauf
                              günstigere und gediegenere Pläne zu bauen, und auch gestehen müssen, daß meine Pläne
                              immer den Gegenstand möglichst erschöpfend behandelt, und darum auch zu immer
                              günstigem Erfolgen geführt haben. Auch ist Gott Lob, obgleich ich einen so
                              ungewöhnlichen Druck anwende, noch nie ein Menschenleben durch meine
                              Hochdruckmaschine in Gefahr gekommen, noch weniger geopfert worden, und frei und
                              dankbar gegen die Vorsehung darf ich bekennen, daß mein Werk von dem gesegnet sey,
                              der alles zum Besten führt, zum Beweise gegen die, die mich gerne verkleinern und
                              verketzern. Werden sie noch nicht bald offen bekennen, daß ich ihre Vorurtheile
                              besiegt und sie überzeugt habe, daß meine Kessel das wirklich sind, was ich ihnen
                              davon verspreche, daß sie in Wahrheit einen reellen Fortschritt in der Sache der
                              Dampfmaschinen bezeichnen, und endlich alle Hindernisse, die der allgemeinen
                              Anwendung der Hochdruckmaschinen bisher im Wege standen, wegzuräumen gegründete
                              Aussicht darbieten? – Man muß nur keine Wunder von meinen Kesseln verlangen,
                              und durch die Ueberspannung der Jetztzeit seine Erwartungen zu hoch treiben über die
                              Gesetze der Natur hinaus.
                           ––––––––––
                           Ich werde diesen Zeilen noch einige Bemerkungen hinzufügen, welche die Bedingungen
                              fester zu stellen suchen, wonach die Construction meiner Kessel in einigen Theilen
                              und für gewisse Fälle zu modificiren nothwendig erscheinen dürfte. Sie sind die
                              Resultate einer längern Erfahrung und fleißiger Beobachtungen und Versuche. Stehen
                              sie auch zum Theil noch nicht als unumstößlich begründet da, so dürften sie doch ein fruchtbares
                              Material für den vorliegenden Zweck darstellen, und deßhalb dem praktischen
                              Maschinenbauer, der sich mit Ausführung meiner Kessel zu beschäftigen willens ist,
                              fürs erste sehr willkommen seyn. Auch werden sie dazu beitragen, ihn in die
                              Grundsätze, wonach meine Kessel gebaut werden müssen, immer mehr einzuführen und ihn
                              darin zu befestigen, so wie ihn vor Fehlgriffen dabei zu warnen und zu behüten.
                           Eine vorzügliche Beachtung beim Bau meiner Kessel verdient die Anordnung der
                              Siedröhren, nicht in Hinsicht auf ihre Stellung im Ofen, sondern
                           
                              1) in Absicht auf ihre für jeden zu erreichenden Zweck nöthige
                                 Anzahl,
                              2) auf ihre als nothwendig erscheinende Länge,
                              3) ihre Anordnung in gewisse Reihen und die nach verschiedenen
                                 Umständen zu bestimmende Anzahl dieser Reihen über einander,
                              4) endlich auf ihren für gewisse Fälle zu nehmenden
                                 Durchmesser.
                              
                           ad 1) Was die für einen gewissen Zweck nöthige Anzahl
                              von Röhren betrifft, die bei meinem Kessel angewandt werden müssen, der von
                              möglichst genügendem Effecte seyn und diesen mit einem Minimum von
                              Brennmaterialaufwand erzielen soll, so hat die Erfahrung mir ergeben, daß auf die
                              Pferdekraft bei Maschinen von 1 bis 10 Pferdekräften wenigstens 14 bis 16 Quadratfuß
                              Feuerberührungsfläche an den Röhren, d.h. fünf Röhren von 6 Fuß Länge kommen.Ich habe früher schon bemerkt, daß man, bei Anwendung engerer Röhren und
                                    weiterer Zwischenräume zwischen denselben, mehr Feuerberührungsfläche nöthig
                                    habe, als bei den Kesseln Nr. II meines Hauptwerkes, daher denn auch die
                                    daselbst gegebenen Regeln hier eine Abänderung finden müssen. Von da an bis zu 30 Pferdekräften wenigstens 12. Unter diese Zahl würde man
                              nur bei sehr großen Maschinen gehen können, da ich auch hier und gerade vorzugsweise
                              bei diesen Kesseln die Regel aufstellen muß, lieber zu viel als zu wenig zu thun,
                              indem eine größere Feuerberührungsfläche für einen gewissen Zweck immer die
                              Brennmaterialersparung befördert, und man, wenn man eine zu große Wirkung erzielt
                              hätte, immer durch eine Mäßigung des Feuers helfen kann, im Gegentheil eine zu
                              geringe Feuerberührungsfläche durch nichts anders als durch einen unnöthig
                              vermehrten Brennmaterialaufwand wieder aufwiegen kann. Da man nun die Röhren, wie
                              weiter gezeigt werden wird, aus verschiedenen Rücksichten ist verschiedener Länge anwenden kann, so läßt
                              sich diese Regel noch bequemer so stellen, daß auf die Pferdekraft für Maschinen von
                              1 bis 10 Pferdekräften 30 laufende Fuß Röhrenlänge, für die größern Maschinen 24 Fuß
                              kommen. Bei solchen Umständen wird sich immer ein Arrangement der Röhren treffen
                              lassen, welches allen möglichen Anforderungen genügt, und namentlich eine
                              symmetrische, hinsichtlich ihrer dichten Stellung neben einander völlig genügende
                              Anordnung der Anker in den Herzen zuläßt, die man doch immer gerne so beschafft, daß
                              die Zwischenräume zwischen denselben und der Raum zwischen ihnen und dem die
                              Herzplatten anschraubenden Bolzen so ziemlich gleich groß werden. Ueber die mögliche
                              leichte und bequeme Ausführung dieser Anordnung für alle verschiedenen Fälle dürfte
                              man wirklich überrascht werden.
                           Alle diese Regeln gelten aber nur für den Fall, daß meine Kessel auf Maschinen von
                              meiner Construction angewandt werden. Die Warschauer Angelegenheit hätte den Beweis
                              hiefür in die Hand gegeben, wenn ich nicht schon früher überzeugt gewesen wäre, daß
                              man bei Hochdruckmaschinen von gewöhnlicher Einrichtung und ohne Expansion wirkend,
                              gar nicht Vorsicht genug anwenden könne, um mit meinen Kesseln zu einem erwünschten
                              Ziele zu gelangen. Man glaube sich daher ja nicht in Ordnung, wenn Bestellungen auf
                              bloße Kessel eingehen, und einem die Anzahl der Pferde angegeben wird, die der
                              Kessel repräsentiren soll. Dieser Anhaltspunkt ist ein sehr unbestimmter, und man
                              würde ebenso unvorsichtig verfahren, wenn man dann nach den eben angegebenen Regeln
                              seine Anordnungen treffen wollte, als wenn man bei einer Verproviantirung von
                              Menschen sich nicht darum kümmerte, von welchem Schlage diese Menschen sind, ob
                              Kinder oder Erwachsene, stark oder wenig essende Subjecte etc. In solchen Fällen
                              kann man, wie der Warschauer Kessel gezeigt hat, gar nicht zu viel thun, und man
                              nehme lieber das Doppelte, was meine obigen Regeln geben, als weniger. Der Kessel
                              der Malchower Maschine hat dieselben Dimensionen, die der Warschauer hat, ist mit
                              diesem ganz nach einer Zeichnung gearbeitet, und in Malchow ist er an einer nach
                              meinem Princip gebauten Maschine von 20 Pferdekräften eher zu groß als zu klein,
                              während er in Warschau, noch dazu bei einer Heizung mit Holz, also einem viel
                              günstigem Brennmaterial als derjenige Torf ist, mit welchem die Malchower Maschine
                              geheizt wird, anfangs nicht viel über die Hälfte der Kraft hervorbrachte.
                           
                           ad 2) Die Länge der Röhren wird vorzugsweise von
                              zweierlei Umständen bestimmt:
                           
                              a) Durch die Forderung, im Verhältniß
                                 zur Feuerberührungsfläche der Röhren möglichst wenig Fläche im Heizraume des
                                 Ofens zu erhalten, da diese Fläche, je größer, je mehr Wärme absorbirt. Nimmt
                                 man kürzere Röhren, so müssen mehrere derselben angewandt werden, um dieselbe
                                 Feuerberührungsfläche zu erhalten, und die innern Wände des Ofens werden kürzer,
                                 treten also in ein günstigeres Verhältniß zu dieser Feuerberührungsfläche,
                                 worauf großes Gewicht zu legen ist. Diese Rücksicht hat vorzüglich Gewicht bei
                                 Kesseln kleinerer Maschinen.
                              b) Durch die Forderung, bei kleinen
                                 Kesseln nicht zu lange Roste zu bekommen. Die Breite derselben würde dann, da
                                 immer eine Rostfläche von bestimmter Größe bei irgend einer hervorzubringenden
                                 Kraft nöthig ist, im Verhältniß zur Länge zu schmal ausfallen, welcher Umstand
                                 für den Heizproceß Unbequemlichkeiten hat, auch nöthig macht, den Heizraum von
                                 den Röhren bis zum Rost hinunter einzuziehen, eine immer schwierige Aufgabe für
                                 die Maurer, welche oft die feuerfesten Steine zu diesem Zwecke behauen müssen
                                 – eine Operation, welche bei dieser Sorte von Steinen theils mehr
                                 Schwierigkeiten als bei den gewöhnlichen Ziegeln hat, theils die Steinflächen
                                 weniger dauerhaft gegen das Feuer macht.
                              
                           ad 3) Dem Leser wird von früher her noch erinnerlich
                              seyn, daß ich statt der zuerst angeordneten acht Röhrenreihen über einander, jetzt
                              10 und auch 12, und zwar mit sehr günstigem Erfolge, nehme. Jedoch dürften auch hier
                              einige Modifikationen gelten, z.B. dann, wenn
                           
                              a) mit sehr hellbrennendem und viele
                                 Flamme gebendem Brennmaterial, namentlich schönen, eine sehr helle und hohe
                                 Flamme entwickelnden Steinkohlen oder Holz gefeuert wird. Ich sah in dieser
                                 Beziehung bei dem Revallenser Kessel Erscheinungen, die eine Vermehrung der 12
                                 Röhrenreihen noch um wenigstens 4 wünschenswerth machten. Die daselbst verwandte
                                 Kohle gab nämlich eine starke Flamme, und ich mußte bemerken, wie diese Flamme
                                 noch über die Röhren, durch die Oeffnung der Hitzevertheilungsplatte in den aus
                                 dem Ofen in den Schornstein führenden Canal zog. Es entwich in diesem Falle also
                                 augenscheinlich viele Hitze aus dem Ofen, die, wenn mehr Röhrenreihen über
                                 einander angebracht gewesen wären, noch nützlich verwendet worden wäre. Derselbe
                                 Fall würde gewiß
                                 eintreten, wenn die Flamme durch einen gebläseartigen Zug oder gar durch ein
                                 Gebläse angefacht und dadurch genöthigt würde mit großer Eile durch den Heizraum
                                 und zwischen die Röhren hindurch zu streichen.Bei dem hiesigen Dampfschiffe wirkt ein gebläseartiger Zug auf den Kessel
                                       ein, und die Hitze würde gewiß weniger Wirkung auf die acht Röhrenreihen
                                       desselben hervordringen, und mehr oder weniger ungenutzt aus dem Ofen
                                       entweichen, wenn die Röhrenreihen bei diesem Kessel nicht enger an
                                       einandergedrängt wärenso daß die zwischen ihnen durchstreichende Hitze
                                       mehr Widerstand bei ihrem Durch, gange findet.
                                 
                              b) Es kann aber auch bei gewissen
                                 Brennmaterialien, die nur dunkel brennen, und deren Hitze sich nicht hoch über
                                 den Rost erhebt, z.B. bei manchen Sorten Braunkohlen und Torf, nöthig werden,
                                 die Anzahl der Röhrenreihen bis auf 8 zu vermindern.
                              c) Dieselbe Rücksicht würde eintreten,
                                 wenn, wie bei Seeschiffen, Röhren von weiterm Durchmesser als von 2 Zoll, etwa
                                 von 2 1/2 bis 3 Zoll Durchmesser angewendet würden; denn die Flächen, welche die
                                 Hitze während ihres Aufsteigens im Heizraume berührt, erscheinen an den weitern
                                 Röhren größer und ausgedehnter als an den zweizölligen.
                              
                           ad 4) Weitere Durchmesser als die von 2 Zoll dürften in
                              allen den Fällen sehr zu empfehlen seyn, wo viel Kesselstein aus dem Speisewasser
                              sich ablagert, und eine baldige Verstopfung enger Röhren zu fürchten ist, oder bei
                              Seekesseln, um dem sich bildenden Seesalze weitere Abzugswege zu den Herzen und den
                              an denselben angebrachten Ausblasehähnen hin zu eröffnen, wenn man nicht die
                              Rücksicht bei Anwendung weiterer Möhren gelten lassen will, daß Kessel mit solchen
                              Röhren im Verhältniß zu ihrer Feuerberührungsfläche mehr Wasser enthalten als die
                              mit engen Röhren, was für manche Zwecke gewiß sehr wünschenswerth erscheint,
                              namentlich da, wo öftere Pausen im Betriebe der Kessel vorkommen, z.B. auf
                              Dampfschiffen an den Landungsplätzen, oder wo man ein Brennmaterial anwenden muß,
                              mit dem keine ganz gleichmäßige Hitze im Ofen zu erzielen ist, z.B. bei Feuerung mit
                              Kiefernholz, Sägespänen etc.
                           Eine große Berücksichtigung verdient der Bau der Oefen für meine Kessel; denn der
                              Einfluß, welchen ein guter und zweckmäßiger Ofen auf die Wirkung des Kessels übt,
                              ist, wie ich dieß wieder in Warschau erfahren habe, ein außerordentlicher, und es
                              kann daher nicht
                              Sorgfalt genug angewendet werden, ihn richtig nach meinen Vorschriften aufzuführen.
                              Wenn ich auch sonst die Aufstellung einer Dampfmaschine nicht so genau mehr
                              beaufsichtige als früher, so thue ich es doch noch immer gerne beim Bau der Oefen
                              für die Kessel; denn ein kleines Versehen kann hier oft den ganzen gehofften Erfolg
                              der Dampfmaschine vereiteln. Im Allgemeinen dürften folgende Regeln bei Aufzeichnung
                              der Pläne für die Oefen und beim Aufrichten derselben vorzugsweise gelten:
                           
                              1) Man sorge dafür, daß der Feuerherd immer beinahe so lang werde
                                 als die Entwickelungsröhren, und so breit als der Heizraum. Daß dieß möglich
                                 sey, darauf habe ich eben bei a der vorhergehenden
                                 Zeilen hingewiesen.
                              2) Man richte den Aschenfall nie zu niedrig ein, das Minimum
                                 seiner Höhe sollte nie unter 18 Zoll gehen.
                              3) Man braucht vom Roste an gerechnet nur bis zur halben Höhe des
                                 Heizraumes hinauf feuerfeste Ziegelsteine anzuwenden; denn weiter hinauf
                                 erscheint die Hitze im Heizraume schon sehr gemildert.
                              4) Man richte den Zwischenraum zwischen den einzelnen Röhren und
                                 den Heizungsraumswänden genau nach der in diesem Journale Bd. CXI S. 166 von mir gegebenen Regel
                                 ein. Größere Zwischenräume als die dort angegebenen verursachen
                                 Hitzeverschwendung, indem die Hitze zu schnell durch sie an den Röhren
                                 vorüberstreicht, nicht genug an sie herangedrängt wird; engere verstopfen sich
                                 leicht mit Asche und Ruß. Vorzügliche Beachtung verdient aber die Entfernung der
                                 äußersten Röhren von der Ofenwand. In meinem Hauptwerke habe ich diese
                                 Entfernung so bestimmt, daß sie die Hälfte derjenigen zwischen den einzelnen
                                 Röhren betrage, und dieß haben meine späteren Erfahrungen immer als richtig
                                 erkannt. Richtet man die Entfernung zu groß ein, so wird ein zu freier
                                 Abzugscanal für die Hitze zwischen Röhrenwand und Ofen gebildet, und diese wird
                                 immer lieber durch diesen, also den weitern Weg, als durch die engern
                                 Zwischenräume zwischen den Röhren gehen. Man vergleiche hier, was ich in diesem
                                 Journale Bd. CXVIII S. 325 über diesen
                                 Punkt gesagt habe. Bei den Seekesseln gelten für die Zwischenräume zwischen
                                 Röhren und seitlichen Wasserkammern dieselben Regeln.
                              5) Man richte die Oeffnungen in der Hitzevertheilungsplatte genau
                                 nach der in meinem Hauptwerke gegebenen Regel ein. Bei sehr starkem Zuge gebe man ihnen
                                 eher etwas kleinere Dimensionen, auch beschränke man ihre Anzahl auf nicht zu
                                 wenige Nummern. Auf jede 5 Zoll der Breite des Heizungsraums muß wenigstens eine
                                 Längsreihe von Oeffnungen fallen.
                              6) Man lasse die Hitzevertheilungsplatte nicht zu schwach gießen,
                                 weil sie sich sonst leicht wirft. Sie sollte wo möglich 3/4 Zoll stark seyn, und
                                 querüber zwischen den Oeffnungen und ihrer untern Fläche Rippen enthalten; auch
                                 muß sie auf dem Mauerwerke nicht zu knapp aufliegen, sondern wenigstens 3 Zoll
                                 breit auf jeder Seite.
                              7) Die mittlere Entfernung der Hitzevertheilungsplatte von der
                                 obern Fläche der höchsten Röhrenlage muß wenigstens immer 5 Zoll, diejenige von
                                 der Platte bis zu den Recipienten 8 Zoll betragen.
                              8) Vor allen Dingen hat man aber dahin zu sehen, daß der aus dem
                                 Heizungsraume horizontal in den Schornstein führende Zug möglichst von der Mitte
                                 des Heizungsraumes ausgehe, immer bedeutend breiter als hoch sey, und sich bis
                                 zu der berechneten Breite vom Heizraume aus allmählich zusammenziehe. Um ihn
                                 decken zu können, wird er mit Zungen versehen. Die zwischen diesen
                                 freibleibenden Oeffnungen müssen zusammen genommen dasjenige Areal haben, was
                                 ich in meinem Hauptwerke für den Canal angegeben habe.
                              
                           Ich muß schließlich noch auf einen Punkt aufmerksam machen, der bei Anlage meiner
                              Kessel eine Hauptberücksichtigung verdient, wenn man den gehörigen Effect von
                              denselben erreichen will.Im polytechn. Journal Bd. CXX S. 233
                                    ist unter dem Titel: „Kleine Dampfkessel mit
                                          sehr hohem Drucke“ eine Notiz von dem
                                    Civil-Ingenieur Karl
                                       Kohn mitgetheilt, worin er angibt. daß ein Dampfkessel von 5
                                    Fuß Länge, 2 Fuß Durchmesser und von 6 Linien starkem Bleche construirt,
                                    dessen Oderfläche 27,68 Quadratfuß und circa 25 Quadratfuß Feuerfläche
                                    beträgt, und dessen Leistung nach der gewöhnlichen Annahme gleich 1 1/2
                                    Pferdekraft ist, bei einer constanten Spannung von zwölf Atmosphären
                                    Ueberdruck denselben Dienst bei continuirlichem Gang der Maschine von acht
                                    Pferdekraft, wie ein Kessel von 20 Fuß Länge, 4 Fuß Durchmesser und 3,5
                                    Linien dickem Bleche bei 2 1/2 Atmosphären Ueberdruck leistete. Der
                                    Brennmaterialverbrauch des kleinen Kessels verhielt sich zu dem des großen
                                    wie 7 zu 9. Wenn diese Notiz gleich eine Bestätigung meiner Ansichten über
                                    die Vortheile sehr hochdrückender Dämpfe ist, so scheint sie mir doch
                                    ebenso, wie die Oliver-Evans'sche Angabe
                                    in diesem Punkte über die Wirklichkeit hinauszugehen, und ist mir
                                    dergleichen noch nie vorgekommen, obgleich ich schon mit einem weit höhern
                                    Drucke als dem von 12 Atmosphären wirklich gearbeitet habe. (S. mein
                                    Hauptwerk S. 94 und dieses Journal Band
                                       XXVIII S. 337.) Er ist der, daß man dieselben durchaus mit demjenigen Dampfdrucke arbeiten lassen muß, der für
                              meine Maschinen gilt, ich meine den von 7 bis 8 Atmospären. Meine von meiner spätern
                              Erfahrung immer mehr bestätigt werdenden Gründe für die Aufstellung dieses Satzes
                              ergeben sich zwar schon aus meinen frühern Mittheilungen über meine Kessel, indessen
                              will ich hier noch folgendes anführen:
                           
                              1) In dem Falle, daß man meine Kessel mit zu niedrigem Drucke
                                 arbeiten läßt, müssen sie im Verhältnisse zum Effecte der Maschine mehr Wasser
                                 verdampfen, und desto größer muß die Speisepumpe seyn. Man vergleiche, um mich
                                 hier ganz zu verstehen, das was ich in diesem Journale Bd. CXI S. 8 gesagt habe. So paradox dieß
                                 auch anfangs klingen mag, so wahr ist es doch, und jeder Mechaniker, der sich
                                 einmal auf meinem Felde des höhern Drucks versucht hat, wird diese wieder von
                                 mir in späterer Zeit, unter andern in Reval und Warschau gemachte Erfahrung
                                 vollkommen bestätigt finden. Deßhalb muß ich hier auch wiederholt anrathen,
                                 meine Kessel mit einem a. a. O. schon empfohlenen Valcourd'schen Druckventile zu versehen, wenn man in die
                                 Nothwendigkeit versetzt werden sollte, sie für einen niedrigeren Druck als den
                                 von 7 bis 8 Atmosphären in Thätigkeit zu setzen.
                              2) Bei Anwendung eines zu niedrigen Drucks in meinen Kesseln wird
                                 der Kesselstein eine festere Gestalt annehmen, und es werden dann alle
                                 diejenigen Schwierigkeiten eintreten, die dessen Entfernung aus so engen
                                 Gefäßen, als mein Kessel enthält, herbeiführt, und deren große Unannehmkeit
                                 jeder Mechaniker zur Genüge kennt.
                              3) Die Wallungen in meinen Kesseln werden bei Anwendung eines
                                 niedrigen Druckes zu stark, indem die in dem Wasser aufsteigenden Dämpfe ein
                                 größeres Volumen einnehmen, und mehr Wasser aus den Röhren austreiben, so daß
                                 dieses nicht mehr so innig mit den Röhrenwänden in Berührung bleibt, und diese
                                 dann leicht überhitzt werden. Auch enthalten meine Kessel aus diesem Grunde bei
                                 niedrigem Drucke nicht so viel Wasser als bei hohem.
                              
                           –––––––––––
                           Allen Mechanikern, die Neigung haben, meine Kessel und Maschinen nachzubauen, und
                              hinsichtlich der von mir gegebenen und bei dem Bau derselben geltenden Regeln
                              vielleicht zu ängstlich wären, bin ich gerne erbötig, Zeichnungen dazu bei mir
                              unentgeltlich anfertigen zu lassen, wenn sie mich in dieser Hinsicht mit ihrem
                              Vertrauen beehren, und mir genau die nöthige Stärke der Maschine angeben, auch über
                              die Localität für dieselbe und die Einrichtung der zu betreibenden Werke gehörige
                              und durch Zeichnungen erläuterte Auskunft geben wollen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
