| Titel: | Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als Maschinenbauer; von Dr. Ernst Alban in Plau. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer; von Dr. Ernst
                              Alban in Plau.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Alban's Mittheilungen aus meinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer.
                        
                     
                        
                           L. Einiges über meine
                                 Wasserförderungs-Dampfmaschinen von höherm Drucke.
                           Ich habe seit einer Reihe von Jahren verschiedene Maschinen dieser Art gebaut und in
                              Betrieb gesetzt, die von denen des ältern Regime's bedeutend abweichen, und zu
                              mancherlei Zwecken hier in Mecklenburg dienen, namentlich zum Entwässern großer
                              Torfmoore und zur Bewässerung von Wiesen, und man kann nicht in Abrede nehmen, daß
                              alle von guter und zufriedenstellender Wirkung sind. Unter diesen sind nur zwei, und
                              zwar die beiden ersten, nach alter Mode, d.h. mit einem Balancier ausgerüstet, alle
                              anderen tragen den Stempel höherer Einfachheit und Compendiösität an sich. Die
                              beiden Balanciermaschinen sind von mir mehr oder weniger schon öffentlich
                              beschrieben, und zwar die erste in diesem Journale Bd. XL S. 1, die zweite in meinem bekannten Werke über
                              Hochdruckmaschinen, S. 527, und abgebildet auf Tab. V, Fig. 6, wenngleich
                              letztere nur in einer unvollkommenen, aber doch dem Mechaniker gewiß verständlichen
                              Skizze. Beide unterscheiden sich insofern auf eine interessante Weise von einander,
                              als die erste ein Exemplar darstellt, welches, nur als ein Versuch geltend, mit den
                              geringsten und unvollkommensten Mitteln und einem minimo
                              von Kosten dennoch einen guten Zweck erreicht, die zweite aber in einem eleganten
                              Kleide mit allen Zeichen des Luxus auftritt, um auf der andern Seite darzuthun, was
                              von mir bei wirklicher Bestellung eines solchen Werkes zu erwarten sey. Erstere trug
                              das Gepräge einer einfachen und wohlfeilen Hülfe in der Noth, letztere das einer
                              Empfehlung beim Antritt meiner Laufbahn als Maschinenbauer. Ich werde beider
                              Maschinen hier nicht
                              weiter gedenken, da man ihre Beschreibung an den angeführten Orten nachlesen kann.
                              Die hier folgenden Maschinen sind von derjenigen einfachern Einrichtung, von der ich
                              in meinem Werke über Hochdruckdampfmaschinen, S. 531 und Tab. V, Fig. 7, auch schon einige
                              Andeutungen gab, und von denen ich einfach- und doppeltwirkende näher
                              beschreiben und abbilden werde. Ich thue dieß um so lieber, theils als sie nach
                              meiner Ueberzeugung für den Maschinenbauer von Fach von manchem Interesse seyn
                              dürften, indem in denselben mein Hauptprincip bei Dampfmaschinen, die Kraft des
                              Dampfs möglichst direct auf die Wasserförderungsapparate wirken zu lassen, in
                              seiner, wie ich glaube, möglichst höchsten Ausdehnung ausgeführt ist, theils als bei
                              ihrer Construction alle jene Schwierigkeiten, die der regelrechten, bequemen und,
                              was die Hauptsache ist, kunstgerechten Ausführung dieses Princips im Wege standen,
                              auf eine eigenthümliche Weise beseitigt werden, und so zugleich die Einfachheit des
                              Werkes auf einen möglichst hohen Grad gebracht seyn dürfte, ja auf eine Höhe, die
                              bisher noch wenig erreicht erscheint, obgleich Wasserförderungsmaschinen die ersten
                              Dampfmaschinen waren, welche gebaut wurden, und schon lange an Bergwerken und
                              Wasserkünsten bestanden, bevor die Dampfmaschinen mit Kreisbewegung von Watt zuerst ausgeführt wurden, und der Anwendung der
                              Dämpfe so ein größeres Feld in den Künsten und Gewerben eröffneten. Ich hoffe, daß
                              diese meine Maschinen wiederum einen Beweis liefern werden, wie man bei tieferm
                              Eingehen in eine Sache und bei regem Eifer und Beharrlichkeit in Verfolgung eines
                              Zieles, fast unübersteiglich scheinende Hindernisse auf eine einfache Weise
                              beseitigen könne, wenn man nur den festen Willen hat den alten Schlendrian zu
                              verlassen, und einen neuen für untrüglich besser erkannten Weg zu betreten und mit
                              aller geistigen Kraft zu verfolgen. Die zu beschreibenden Maschinen dürften die
                              Ueberzeugung befestigen, daß der menschliche Geist höher reiche als alle Berge,
                              welche dem treuen und emsigen Forscher sich entgegen stellen, daß man daher nie
                              kleinmüthig verzagen, und die Hände in den Schooß legen soll, wenn es die Erreichung
                              eines Zweckes von allgemeinem und hohem Interesse gilt.
                           Wenn man die Wasserförderungsmaschine des alten Regime's, selbst die hochgepriesenen
                              Cornwalliser Maschinen neuerer Zeit betrachtet, so muß man sich wirklich wundern,
                              wie bunt sich der Mensch oft die allereinfachsten Sachen macht. Welche colossalen
                              Verhältnisse in allen Theilen dieser Maschinen, welche Masse von unnöthigen und
                              überflüssigen Einrichtungen und Apparaten, welcher Luxus und Ueberfluß in allen
                              Theilen, welche Umwege, wo man mit wenig Schritten zum Ziele gelangen kann! –
                              War auch in der ersten Zeit nach Erfindung der Dampfmaschinen diese Umständlichkeit
                              in der Ausführung zu
                              entschuldigen – denn der Mensch kommt gewöhnlich nur durch ein buntes
                              Labyrinth zum Einfachen, Wahren – so kann dieß doch nicht von der spätern
                              Zeit gelten, wo man mit allen Mitteln zur Ausführung der Dampfmaschinen immer
                              vertrauter wurde. Aber gerade diese spätere Zeit hat hierin immer Betrübenderes
                              geleistet; denn jeder Unbefangene muß sich doch sogleich gestehen, daß die ersten
                              Wasserhebungsmaschinen viel einfacher und compendiöser als die der Neuzeit waren.
                              Man stelle nur die alten Newcoman'schen mit den neuesten
                              Cornwalliser Maschinen zusammen, und man wird die Wahrheit dieser meiner Behauptung
                              sogleich erkennen. Die englischen Erfinder haben, wie die Besitzer großer Schlösser
                              und Parks in England, immer das Alte stehen lassen, und daran das Neue wieder
                              angesetzt, und jeder Bauherr nach seiner Ansicht, seinen Vorurtheilen und seinem
                              Geschmacke. So sind denn auch, wie an diesen, an ihren Dampfmaschinen so viele
                              überflüssige, geschmacklose und widersinnige Anhängsel entstanden, daß der ganze
                              Zweck des Baues endlich ganz verfehlt erscheint, weil man nicht radical bei der
                              Verbesserung verfuhr, immer dem Alten herkömmlichen zu viel Gewicht einräumte. Sie
                              haben immer an den Zweigen des Baumes geschnitzelt und gestutzt, und an die Wurzel
                              sind sie nicht gekommen. Die alte Basis besteht immer fort ohne gründliche Heilung,
                              und anstatt wahre einfache Gediegenheit, sieht man immer mehr geistlose Ueberfüllung
                              und ein Ringen nach künstlichen und colossalen Verhältnissen und bunterer
                              Ausstattung, um den Laien zu bestechen und der leidigen Prahlsucht dieser Laien in
                              England zu genügen.So z.B. hatte ein Grubenbesitzer in Cornwall während meiner Anwesenheit in
                                    England sich eine Dampfmaschine von 92 Zoll Cylinderdurchmesser bloß aus dem
                                    Grunde bauen lassen, um eine noch größere Dampfmaschine zu besitzen als ein
                                    anderer, der bisher die größte (von 90 Zoll Cylinderdurchmesser) in Betrieb
                                    hatte. Aber so etwas kommt in England sehr häufig vor. Prahlerei und
                                    Charlatanerie haben allenthalben ihr Schild ausgehängt. Möge die große
                                    Weltausstellung in London doch manchen Unbefangenen von dieser Schwäche der
                                    großen Nation überzeugt haben. Wir lieben Deutschen leiden alle mehr oder
                                    weniger am Staar; wir sehen die Fehler der Engländer nicht, und noch viel
                                    weniger unsere Vorzüge.
                              
                           Ich habe in England unter den vielen Wasserförderungsmaschinen, die ich sah, nur eine
                              einzige bemerkt, welche direct wirkte. Sie war eine derjenigen Maschinen, die London
                              mit Wasser versorgen, stand unten an der Themse, und gehörte der New
                              River-Compagnie. Außer dieser waren alle mit großen Balanciers,
                              Parallelogrammen und wie diese überflüssigen Organe alle heißen, versehen. Schon
                              früher habe ich mich einmal in diesem Journale über diese bunten Maschinen
                              ausgesprochen.Band XL Seite 1 ff. Die eine derselben, ebenfalls in London, war sogar mit Balancier, Bläuelstange und
                              Schwungrad versehen, also eine Maschine mit Kreisbewegung, und von ihrem Balancier
                              aus wurde eine doppeltwirkende Druckpumpe in Bewegung gesetzt. Wenn man mit den
                              englischen Maschinenbauern über solche Mißbräuche sprach, so gestanden sie sie wohl
                              theilweise ein, hatten aber immer Entschuldigungsgründe, wenngleich zumeist sehr
                              unhaltbare, nichtssagende, dafür; niemand dachte aber daran, sie durch die Anwendung
                              besserer Principien zu entfernen oder zu vermeiden, ja sie behaupteten vielmehr, daß
                              selbige durchaus unvertilgbar wären, und lächelten mitleidig, wenn man ihnen dieß
                              nicht glauben wollte, sondern eine bessere, einfachere, jenen Ballast von unnützen
                              und zum Theil schädlichen Einrichtungen und Anordnungen entfernende Bauart für
                              möglich hielt. Ihnen sprechen und handeln wieder die meisten deutschen Techniker
                              nach. Diese werden daher auch höchst wahrscheinlich gegen diejenigen Mittel, die ich
                              gegen diese Mißbräuche empfehle, und bereits mit Glück anwende, gleich den
                              Engländern, Zweifel erregen, vorzüglich die Abschreiber unter diesenSo nenne ich diejenige Classe unserer deutschen Maschinenbauer, die rein
                                    mechanisch so nachbauen, wie andere bauen. Ihrer ist wirklich eine größere
                                    Menge als man glauben sollte. Für solche sind nun freilich meine
                                    Abhandlungen nicht; denn ich überlasse zu viel dem eigenen Nachdenken, setze
                                    zu viel nothwendige Kenntnisse voraus, schmiere ihnen nicht alles haarklein
                                    in den Mund, so daß sie nur zuzubeißen brauchen. Und doch sind sie gerade
                                    diejenigen, die mich oft so angreifen und zu verkleinern suchen, weil sie
                                    mich nicht verstehen und darüber verdrießlich sind., sie hie und da als hinter dem grünen Tische geboren bezeichnen, aber dieß
                              soll mich doch nicht abhalten, sie den unbefangenern meiner Collegen zur Prüfung und
                              Nachahmung vorzulegen. Einer oder der andere wird sich doch finden, der sie beachtet
                              und weiter darauf baut, zumal wenn er sich zu überzeugen die Luft hat, daß sie
                              wirklich praktisch anwendbar sind, und bereits von anerkannt gutem Erfolge
                              waren.
                           Ich will zuerst einige derjenigen Entschuldigungsgründe, welche die englischen
                              Maschinenbauer für die alte Bauart ihrer Wasserförderungsmaschinen vorführen, hier
                              aufzählen, und ihre Unhaltbarkeit näher ins Auge zu fassen suchen, dann aber die
                              Mittel und Wege angeben, durch welche ich sie zu besiegen suchte und auch wirklich
                              besiegte, und die praktische Brauchbarkeit dieser theils wissenschaftlich darlegen,
                              theils aus meiner Praxis Fälle angeben, an denen sie von gutem Erfolge waren, sich
                              also vollkommen bewährten.
                           
                              1) Der erste dieser Entschuldigungsgründe ist der, daß man
                                 behauptet, ein Balancier sey in allen Fällen nöthig, um die in den einseitig wirkenden
                                 Wasserförderungsmaschinen (und solche sieht man fast nur in England, auf dem
                                 Continent und noch weiter), niedergehende wirksame Bewegung des Kolbens im
                                 Dampfcylinder, in eine für die Pumpen nöthige aufgehende zu verwandeln. Man
                                 sieht hier, daß die Herren Britten von ihren alten Balanciers nun einmal nicht
                                 abkommen können; sie sind so kurzsichtig, nicht zu sehen, daß die aufsteigende
                                 Bewegung der Pumpenstangen und Kolben sich auf eine bei weitem einfachere und
                                 weniger umständliche, mehr directe Weise bewirken lasse, und weil sie dieß nicht
                                 sehen und sich klar machen können, so führen sie ein Heer von Schwierigkeiten
                                 herauf, dem sie bei der von mir gewählten Construction ganz aus dem Wege gingen.
                                 Zu diesen rechne ich hauptsächlich folgende: a) den Umstand, daß sie nun den
                                       durch die beiden Enden des Balancier beschriebenen Bogen am
                                       Befestigungspunkte des Kolbens und der Pumpenstangen für beide
                                       unschädlich machen müssen, und daher die Ketten der frühern und die noch
                                       schlechtern Parallelogramme der neuern Maschinen anwenden mußten, welche
                                       letztere noch den Nachtheil haben, daß sie einen Theil der Kraft durch
                                       Zerlegung zerstören;b) daß sie durch die schweren
                                       Balanciers ein großes Trägheitsmoment in die Bewegung bringen, welches
                                       hier mehr schädlich als nützlich ist, indem eine zweckmäßige Begränzung
                                       der Hube dabei oft sehr behindert wird, und nachtheilige Erschütterungen
                                       dadurch in den Maschinenlocalen hervorgerufen werden;c) daß sie, da Kraft und Last an
                                       diesen Balanciers zugleich hangen, eine außerordentliche Reibung und
                                       Abnutzung an den Drehzapfen im Mittel derselben zu verhüten oder doch so
                                       viel als möglich unschädlich zu machen haben, die bei großen Maschinen
                                       oft eine solch Erhitzung erzeugt, daß eigene Kühlvorrichtungen daran
                                       haben angebracht werden müssen;d) daß sie endlich für sehr
                                       starke Gerüste oder Pfeiler haben sorgen müssen zur Auflage und
                                       Unterstützung der Lager dieser Zapfen, die an Gruben und nahe an tiefen
                                       Schachten oft große Schwierigkeiten haben, nicht selten eigenthümliche
                                       sehr kolossale und kostspielige Vorkehrungen und Bauten nöthig
                                       machen.
                                 
                              2) Ein wichtigerer Grund für die fortwährende Beibehaltung der
                                 alten Construction der Wasserförderungs-Dampfmaschinen als der eben
                                 genannte ist durch die Steuerung derselben gegeben. Da hier eine
                                 Schwungradwelle, Kurbel, Schwungrad und Excentricum fehlen, so entsteht für den
                                 rechtzeitigen Wechsel des Zu- und Abflusses der Dämpfe im Cylinder bei
                                 diesen Maschinen eine Schwierigkeit, die allerdings große Berücksichtigung
                                 verdient, aber durch die künstlichen und complicirten Maßregeln der Engländer
                                 auch nur unvollkommen gehoben erscheint. Da hier nämlich jener Wechsel im
                                 Zu- und Abflusse der Dämpfe durch die gradlinige Bewegung des
                                 Dampfkolbens selbst hervorgerufen werden soll, so muß er immer vor Beendigung
                                 jedes Hubes der Maschine vollendet seyn. Dadurch werden die Dampfcanäle für die
                                 Zu- und Abführung der Dämpfe im Cylinder aber immer zu früh geöffnet und
                                 geschlossen, und es entsteht im Organismus der Maschine ein Widerstreben, diesen
                                 Hub auf seine äußerste Gränze ankommen zu lassen; namentlich wird die
                                 Dampfzuströmung eher frei als die Gesetze vorschreiben, und der Dampfkolben
                                 seinen Rückweg beginnen soll, und es entsteht so leicht ein Stillstand, ja sogar
                                 ein Antrieb der Dämpfe auf den Kolben rückwärts in einem Augenblicke, wo er
                                 seinen Lauf noch nicht beendigt hat. Freilich hilft hier die Masse der sich in
                                 Bewegung befindenden Maschinentheile, und selbst die der Wassersäule in den
                                 Wasserpumpen einigermaßen aus, aber nicht immer und zu allen Zeiten in dem
                                 Maaße, daß der Dampfkolben bei verschiedenen Graden der Dampfspannung und sich
                                 gleichbleibendem Widerstande der Nutzlast nicht bald zu früh auf seinem
                                 Standpunkte vor Erreichung seines Zieles stehen bleiben, bald über dieses Ziel
                                 Hinausgetrieben werden sollte, für welchen letzteren Fall dann BufferAls ich die weiter unten beschriebene Maschine für das großherzogliche
                                       Schloß in Schwerin baute, hegte die Schloßbaubehörde manchen Zweifel
                                       über die Statthaftigkeit und Zweckmäßigkeit meiner Anordnung, die Hube
                                       der Maschine durch Buffer von starkem Filz, innerhalb des
                                       Pumpencylinders angebracht, zu begränzen. Gewiß werden aber solche
                                       Buffer bei dem einfachen und zusammengedrängten Bau meiner Maschine, bei
                                       der so wenige, oder vielmehr gar keine, die Maschine mit dem Gebäude
                                       verbindende Zwischenapparate vorhanden sind, in ihrer von mir gewählten
                                       Einrichtung und Anordnung viel weniger schädliche Erschütterungen in der
                                       Maschine und im Gebäude derselben hervorbringen, als wenn sie, wie bei
                                       den gepriesenen englischen Maschinen, an einem Balancier angebracht
                                       wären. Auch hört man bei ihrem Vorhandenseyn innerhalb der Pumpen und
                                       bei dem von mir dazu erwählten Material kein besonderes beunruhigendes
                                       Geräusch wenn sie aufschlagen, ein Umstand, der bei gehöriger Leitung
                                       und Bedienung der Maschine freilich nicht oft und im Falle des
                                       wirklichen Eintretens auch nicht mit großer Heftigkeit stattfinden
                                       kann. am Balancier oder an irgend einem durch ihn in Bewegung gesetzten Theil
                                 angebracht werden müssen, die am Ende des Hubes auf irgend einen mechanischen
                                 Widerstand an der Maschine oder am Gebäude derselben stoßen, und so eine
                                 gewaltsame Begränzung des Hubes hervorbringen müssen, deren Aufstoßen zu großen
                                 und schädlichen Erschütterungen der Maschine oder des Gebäudes führen kann, und deren
                                 Operation daher von dem Maschinenwärter wohl beaufsichtigt und regulirt werden
                                 muß. Dieser Uebelstand bei der Steuerung wasserfördernder Dampfmaschinen wird
                                 aber bei Anwendung von Dampfschiebern (slides)
                                 allerdings noch greller hervortreten, da diese eine Bewegung der
                                 Steuerungsorgane innerhalb weiterer Gränzen fordert, als man dieß von
                                 gewöhnlichen Ventilen sagen kann. Letztere öffnen und schließen schon durch eine
                                 geringe Hebung und Senkung die Canäle vollkommen, und nehmen daher nur einen
                                 sehr kurzen Moment der Bewegung des Dampfkolbens dabei in Anspruch, und dieser
                                 kann daher dem Umkehrungspunkte des Kolbens näher gerückt werden. Aus diesem
                                 Grunde stellen auch die englischen Maschinenbauer, wenngleich zu voreilig,
                                 allgemein den Grundsatz auf, daß für Wasserförderungs-Dampfmaschinen die
                                 gewöhnlichen Schiebventile (slides) durchaus
                                 unanwendbar seyen; auch behauptet man in England, daß alle Versuche mit
                                 denselben durchweg gescheitert wären. Man mag hierin den Schlüssel suchen, warum
                                 man sich dort immer mehr auf Seite der Ventile gehalten und ganz vergessen hat,
                                 daß an den ersten Newcoman'schen Maschinen Organe für
                                 diesen Zweck allgemein und mit Erfolg angewandt worden waren, die hinsichtlich
                                 ihrer Wirkungsweise den Schiebern vollkommen gleich gestellt werden müssen, und
                                 alle Schattenseiten derselben haben. Mit der Einführung der Ventile beschwor man
                                 aber wieder ein solches Heer von Schwierigkeiten herauf, und um diese zu
                                 beseitigen, wurden so viele complicirte Gegenmittel nöthig, daß die Steuerungen
                                 der Wasserförderungs-Dampfmaschinen zu den buntesten und verwickeltsten
                                 Organen aller Dampfmaschinen älterer und neuerer Zeit wurden, und dieß um so
                                 mehr, als bei Anwendung von irgend höherem Drucke der Dämpfe, z.B. bei den
                                 Cornwalliser Maschinen, der Lüftung der Ventile ein so hoher Dampfdruck sich
                                 entgegenstemmte, daß man genöthigt war auf Mittel zu sinnen, diesen Druck theils
                                 durch einen eigenthümlichen Bau der VentileIch spiele hier auf die neuern West'schen sehr
                                       künstlich und schwer anzufertigenden, bei den Cornwalliser Maschinen
                                       aber allgemein in Gebrauch gekommenen Ventile an, die in den weiter
                                       unten angeführten Werken näher beschrieben und abgebildet sind. selbst, theils durch äußere an dem Lüftungsapparate angebrachte
                                 Gegengewichte möglichst zu paralisiren. Endlich stellte sich aber auch noch bei
                                 der Anwendung der Ventile heraus, daß beim zu plötzlichen Oeffnen der
                                 Zuströmungscanäle für die Dämpfe zum Cylinder, die Umkehr des Kolbens zu rapid
                                 effectuirt wurde, und die Wirkung der Dämpfe darauf so heftig eintrat, daß
                                 dadurch ein starkes Schlagen der Klappen in den Pumpen und eine außerordentliche
                                 Erschütterung sowohl in diesen als in dem ganzen Werke hervorgerufen wurde, und
                                 man zu der Anwendung von den bekannten Cataracten genöthigt war, die den Zufluß
                                 der Dämpfe zum Cylinder so lange verzögern, bis jene Klappen in den Pumpen sich
                                 erst durch ihre eigene Schwere, also sanfter, geschlossen haben. Derjenige
                                 Mechaniker, der je Wasserförderungs-Dampfmaschinen errichtet hat, wird
                                 mich hier vollkommen verstehen, und darum das geringe Verdienst, was ich mir
                                 etwa um diese Maschine erwarb, desto besser zu würdigen wissen, wenn ich ihm die
                                 meinigen vorgeführt habe. Er wird dann begreifen, daß die Engländer sich viele
                                 unnütze Mühe gemacht haben, ohne doch ihren Zweck gehörig zu erreichen, ja daß
                                 sie bei ihren Bestrebungen zum Theil erst Schwierigkeiten hervorgerufen haben,
                                 die gar nicht existirten, daß ferner an all diesem Unglücke ihr alter
                                 Schlendrian die Hauptschuld trage, indem er sie zurückhielt, von den bestehenden
                                 unvollkommenen durch die Zeit und eine längere Praxis als geheiligt geglaubten
                                 Einrichtungen ganz abzugehen, daß sie bei dem Bemühen endlich, die dabei
                                 unnöthig heraufbeschworenen Schwierigkeiten möglichst unschädlich zu machen, in
                                 immer neue Irrthümer verfielen, und immer neue Berge von Hindernissen vor sich
                                 aufthürmten, wobei es dennoch nicht an Bewunderern für sie fehlte, die dem
                                 endlichen Sieger über Schwierigkeiten zujauchzten, wenn er gleich auch den
                                 gerechten Vorwurf verdient, diesen nicht auf eine kluge und wissenschaftliche
                                 Weise aus dem Wege gegangen zu seynWer über die englischen Wasserförderungsmaschinen, namentlich die
                                       Cornwalliser, sich genauer unterrichten will, dem empfehle ich Birkbeck's und Adcock's Werk über Dampfmaschinen, betitelt: The Steam Engine, theoretically and practically
                                          displayed by etc. etc; ferner Tredgold's berühmtes Werk: The Steam
                                          Engine, its invention and progressive improvement, an investigation
                                          of its principles and its application to navigation, manufactures,
                                          and railways; zuletzt noch William Poole's Abhandlung über die Cornwalliser Dampfmaschine,
                                       betitelt: A treatise on the Cornish Pumping
                                          Engine, in two parts., sondern sie vielmehr offenbar verschuldet zu haben. 
                              
                           Ich wende bei meinen Wasserförderungsmaschinen immer Schieber an, die zu ihrer
                              Bewegung nur einen sehr einfachen Apparat fordern, und namentlich bei kleinern
                              Maschinen, ohne besondere Hülfsmittel, vollkommen den Zweck eines regelrechten
                              Wechsels des Zu- und Abflusses der Dämpfe im Cylinder bewirken, und das, wie die Erfahrung an
                              mehreren meiner Maschinen lehrt, selbst bei fehlendem durch einen Balancier
                              gegebenen Trägheitsmomente und bei ausgedehnterer Anwendung des Expansionsprincips.
                              Bei größern und doppeltwirkenden Maschinen wende ich aber eine Hülfssteuerung an,
                              die den Schiebern eine Bewegung in den nöthigen weitern Gränzen mit höchster
                              Sicherheit und Zuverlässigkeit mittheilt, und einen sanften Zu- und
                              Abströmungsproceß der Dämpfe für den Cylinder vermittelt, um alle Stöße möglichst zu
                              verhindern. Dadurch, daß dabei die Arbeit der Hülfssteuerung regulirt werden kann,
                              ist es möglich diesen Zweck um so vollkommener zu erreichen, indem es dadurch dem
                              Maschinenmeister ganz in die Hand gegeben wird, die Geschwindigkeit in der Bewegung
                              der Schieber genau der Stärke des wirkenden Dampfes anzupassen. Ich werde auf diesen
                              Gegenstand erst tiefer bei Beschreibung meiner Maschine eingehen, und hoffe dann
                              meinem Leser verständlicher zu werden.
                           Diese Beschreibung will ich jetzt mit der einer einfachwirkenden Maschine von
                              kleinerer Gattung beginnen, wie ich sie hier in neuerer Zeit in Mecklenburg zur
                              Entwässerung von Torfmooren und zur Rieselung von Wiesen gebaut habe. Den Kessel
                              werde ich dabei unbeachtet lassen, da er von verschiedener Form genommen werden
                              kann, und immer seinen Zweck erfüllt, wenn er nur gehörig Dampf mit möglichster
                              Ersparung an Brennmaterial liefert. Ich habe zu einer kleinern dieser Maschinen
                              einen cylindrischen Kessel von kleinerm Durchmesser mit durchgehendem Feuerrohr
                              geliefert, der gute Dienste thut; jetzt nehme ich meine neuesten Röhrenkessel dazu,
                              und lasse daher die jetzigen Maschinen mit höherm Dampfdruck arbeiten, als ich bei
                              Anwendung der größern cylindrischen Kessel wagte. Diese Kessel haben sich auch hier
                              wieder in einem Grade bewährt, der nichts zu wünschen übrig läßt.
                           Man steht auf Tab. I, Fig. 1 und 2, eine solche Maschine,
                              und zwar in Fig.
                                 1 dieselbe in der äußern Seitenansicht und in Fig. 2 in perpendiculärem
                              Durchschnitte mit ihrer Wasserpumpe abgebildet. In beiden Figuren bezeichnen gleiche
                              Buchstaben und Zahlen gleiche Gegenstände.
                           Die eigentlichen gangbaren Theile der Maschine stehen auf einem Säulengestelle A von möglichst gefälliger Form, und sie ist, wie jetzt
                              alle meine Wasserförderungsmaschinen, eine direct wirkende, d.h. die Kolbenstange
                              a des Dampfcylinders B
                              ist zugleich Pumpenstange. Sie bedarf, weil beide Achsen der Cylinder, die des
                              Dampfcylinders B und des gußeisernen Pumpencylinders C, in einer und derselben senkrechten Linie liegen,
                              keinerlei Führung, vielmehr wird diese durch beide Kolben selbst und die Stopfbüchse
                              der Kolbenstange des Dampfcylinders ersetzt. Das Säulengestell A besteht aus einer gußeisernen obern b, Fig. 3, und untern Platte c
                              Fig. 4,
                              zwischen denen die vier gußeisernen Säulen d, d, d, d in
                              derjenigen Weise befestigt sindIch habe solche Säulengestelle unter allen Umständen immer als die
                                    einfachsten, solidesten und stabilsten bei Dampfmaschinen erkannt. Sind sie
                                    gleich etwas theurer als manche andere, so entschädigen ihre ausgezeichneten
                                    Eigenschaften hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit und Stabilität doch
                                    reichlich die höhern Kosten, und sind vollends da von keinem Gewichte, wenn
                                    man selbst eine Eisengießerei hat. Zugleich bieten sie eine sehr angenehme
                                    und elegante Form dar, und ihre Zusammensetzung ist äußerst leicht
                                    bewerkstelligt. Zudem kann man bei ihrer Anwendung auch immer sehr leicht
                                    und ungehindert an alle gangbaren Maschinentheile kommen, indem diese
                                    möglichst frei liegen. Dieserhalb habe ich mich bewogen gefunden, in
                                    neuester Zeit immer mehr zu ihnen überzugehen, zumal ich immer gefunden
                                    habe, daß complicirt und kostbar erscheinende Gegenstände an Maschinen es
                                    nicht immer bei ihrer Anfertigung sind. Die Säulengestelle haben da auch
                                    noch vorzüglich Werth, wenn Maschinen nur eine verhältnißmäßig kleine Basis
                                    haben., daß starke Bolzen durch sie und die beiden Platten gehen, deren Muttern e, e auf der obern Platte stark angezogen werden. Der
                              Dampfcylinder B steht auf der obern Platte b und die Pumpe C ist an die
                              untere angebolzt, und hängt unterhalb derselben frei in den Brunnen unterhalb der
                              Maschine hinab.
                           Der Dampfcylinder ist oben und unten, bei f und g, durch einen Deckel verschlossen, in deren unterm g sich eine Stopfbüchse h
                              für den dampfdichten Durchgang der Kolbenstange a
                              befindet. Auf dem obern ist eine Schmierbüchse i mit
                              hohlem Hahn k von gewöhnlicher Einrichtung angebracht.
                              Der Raum l unter dem Kolben communicirt mit der
                              Schieberbüchse m und der obere n mit dem Exhaustionsrohre o. Der Zweck dieser
                              letztern Einrichtung dürfte bald verständlich werden.
                           Der Kolben im Dampfcylinder hat Metallliederung, nach meinem neuesten im polytechn.
                              Journal Bd. CXVIII S. 1 beschriebenen
                              Principe eingerichtet.
                           Die Schieberbüchse D ist von ziemlich gewöhnlicher
                              Einrichtung, und in Fig. 7 besonders und zwar in der hintern Ansicht und im perpendiculären
                              Längsdurchschnitte dargestellt. Sie wird aus der Zeichnung so ziemlich deutlich. p ist die in den Dampfcylinder führende Oeffnung in der
                              Grundfläche derselben, q die in das Exhaustionsrohr
                              ausmündende. Diese geht in zwei der Oeffnung p seitlich
                              liegende und durch r und s
                              punktirt bezeichnete Canäle über, die nach oben auf der obern Fläche des
                              Schieberbüchsenkörpers t sich ausmünden, und die Dämpfe
                              hier in das über t geschrobene Exhaustionsrohr u führen. Dieses Exhaustionsrohr u steht in dem weitern Rohre v einige Zoll
                              vor, so daß die sich in diesem Rohre verdichtenden Dämpfe nicht in u gelangen, und den Dampfausströmungen entgegentreten
                              können. Sie werden aus dem Raume w zwischen u und v durch ein kleines
                              absteigendes Röhrchen in den Brunnen oder in die Pumpe geführt. Dieses Rohr muß aber in
                              solcher Tiefe unter dem Wasserspiegel in beiden tauchen, daß ein hydraulischer
                              Schluß gebildet und die Dämpfe dadurch am Herausdringen aus denselben verhindert
                              werden.
                           Die Dämpfe gelangen durch das vom Kessel ausgehende und mit einer Regulirvorrichtung
                              versehene Dampfrohr x in die Schieberbüchse.
                           Die Einrichtung des Schiebers und seines nach unten führenden Bewegungsstieles, sowie
                              seiner Stopfbüchse sind aus der frühern Beschreibung und Abbildung, sowie aus der
                              hier vorliegenden Zeichnung so bekannt, daß ich kein Wort weiter darüber verlieren
                              will.
                           Die Einrichtung ist nun so, daß, wenn der Dampf durch das Rohr x in die Schieberbüchse und durch das in der Zeichnung geöffnete Rohr y in dem untern Raum des Cylinders unter den Kolben
                              tritt, er letztern aufwärts bewegt, und so vermittelst der Kolbenstange a, die zugleich Pumpenstange ist, einen Hub in der Pumpe
                              vollführt. Wird Expansion angewandt, so wird der Dampfzufluß auf eine gewisse Länge
                              des Hubes dadurch vom Cylinder abgeschnitten, daß der volle Theil z des Schiebers vor die Oeffnung p, d.h. in die in Fig. 5 bezeichnete
                              Stellung tritt. In dieser Stellung bleibt die Abflußöffnung für die Dämpfe in das
                              Exhaustionsrohr, wie nothwendig, noch immer geschlossen.
                           Ist der Kolben an das oberste Ende seines Laufes gekommen, so tritt der Schieber der
                              Schieberbüchse in die Stellung Fig. 6, in welcher beide
                              Oeffnungen der Grundplatte der letztern durch den halbrunden Ausschnitt des
                              Schiebers in Verbindung treten, und die unter dem Kolben befindlichen Dämpfe in das
                              Exhaustionsrohr geführt werden. Der Kolben im Dampfcylinder kann nun ungehindert
                              seinen Rückweg antreten, wozu er durch sein und der an ihm hängenden Organe, der
                              Kolbenstange und des Pumpenkolbens, Gewicht bestimmt wird. Der Kolben der Pumpe
                              bereitet sich so zu einem neuen Hube vor, der dadurch effectuirt wird, daß bei
                              Annäherung des Dampfkolbens aus einen untersten Standpunkt, die Steuerung der
                              Maschine den Dampfschieber in die in Fig. 2 bezeichnete
                              Stellung zurückführt, und so den Dampf wieder in den Raum l unterhalb des Dampfkolbens einläßt, worauf dieser von neuem einströmende
                              Dampf den Kolben und alles an ihm hängende Geschlepp wieder in die Höhe treibt, und
                              so einen neuen Hub in den Pumpen bewirkt.
                           Man sieht hier, daß ein Balancier ein durchaus unnützer Theil ist, um einen Hub in
                              der Pumpe auf die angegebene Weise zu bewirken; denn wo steht es geschrieben, daß
                              bei einer so einfach wirkenden Wasserförderungsmaschine der Dampfkolben nur bei
                              seiner Abwärtsbewegung wirksam seyn könne, und deßhalb ein Balancier vorhanden seyn
                              müsse, um diese Bewegung
                              in die entgegengesetzte für die Pumpe oder die Pumpen nöthige zu transformiren? Ist
                              diese Behauptung nicht wieder ein redender Beweis für den Schlendrian der
                              gepriesenen Nation, die ihn an den frühern Newcomen'schen
                              Maschinen, bei denen freilich andere gewichtigere Gründe für diese Anordnung
                              obwalteten, so gewohnt geworden war. Muß nun eine solche Construction noch auf
                              unsere aufgeklärten Zeiten, wo man sonst gerne alles Bestehende umstößt, übergehen?
                              ist sie unabänderbar? – Ließ doch Watt bei seinen
                              doppeltwirkenden Maschinen später den Aufgang des Kolbens wirksam auftreten und
                              gebrauchte dazu alle Mittel, die ich anwende; wie kam man denn dazu, sie bei den
                              einfachen Wasserförderungsmaschinen, wobei sie vorzugsweise vorgeschrieben sind, um
                              deren Einrichtung einfacher und solider zu stempeln, nicht anzuwenden?
                              Unbegreiflich. Da sieht man aber, daß man das, was man mit Händen greifen kann, oft
                              am weitesten sucht, und es übersieht.
                           Aus dem Vorhergehenden wird dem Leser klar geworden seyn, daß das Spiel des
                              Dampfschiebers bei dieser Maschine in Absicht auf Auf- und Abbewegung des
                              Kolbens ein verschiedenes sey. Bei der erstern geschieht die Bewegung nämlich in
                              zwei abgesonderten Momenten, in welchen der Schieber jedesmal die Hälfte seines
                              Weges zurücklegt. Der erste Moment der Bewegung führt ihn mit seinem gefüllten Theil
                              z über die Oeffnung p,
                              um diese zu decken, und den Dampf vom Cylinder abzuschneiden, so daß dieser nun
                              expansiv wirken muß; in dem zweiten Momente wird er aber soviel weiter gerückt, daß
                              beide Oeffnungen p und q in
                              der Grundplatte der Schieberbüchse durch die halbkreisförmige Aushöhlung des
                              Schiebers miteinander verbunden werden, und so die Dämpfe vom Cylinder in das
                              Exhaustionsrohr gelangen. Die letzte Bewegung findet statt am Ende des Kolbenhubes
                              nach oben, die erste kann in Absicht auf ihren Eintritt beliebig verändert werden,
                              so daß man den Dampf von der Hälfte des Kolbenhubes im Dampfcylinder an bis zu 7/8
                              desselben beliebig auf jeder Stelle abschließen, im Cylinder ihn also mehr oder
                              weniger expandiren kann.
                           Um diese Bewegungen des Schiebers hervorzubringen, dient bei vorliegender Maschine
                              eine sehr einfache Vorrichtung, die nicht den zehnten Theil jener Apparate enthält,
                              welche man an den englischen Wasserhebungsmaschinen bemerkt. Sie geht vorzugsweise
                              von einer Art zweiarmiger Hebel Fig. 2, 1 aus, der zur
                              Bewegung der Speisepumpe dient und doppelt ist. Derselbe wird bei 2 durch zwei
                              Zapfen 3 an der auf die Kolbenstange geschobenen und durch eine Stellschraube oder
                              noch besser durch einen Keil 4 befestigten Walze 5 mit seitlichen Zapfen in
                              Auf- und Niederbewegung gesetzt, indem die Zapfen auf jeder Seite in Schlitzen 6, von denen
                              jeder Theil des Hebels einen hat, arbeiten. Die Schlitze in den Hebeln sind gerade
                              so lang, daß an jedem Ende des Hubes der Kolbenstange die Zapfen ihre äußerste
                              Gränze berühren. Durch diese Einrichtung wird verhütet, daß die Kolbenstange mit
                              beiden Kolben sich während ihrer Arbeit drehen kann.
                           Der Doppelhebel ist auf der Welle 7 befestigt, welche ihm als Hypomochlion dient. Sie
                              dreht sich in zwei an den hintern Säulen befestigten Lagern 8. Beide Arme des
                              Doppelhebels sind bei 9 und 10 durch Riegel verbunden, von denen der vordere 9 den
                              Dampfschieber kurz vor jedem Ende des Auf- und Niederganges des Dampfkolbens
                              rückt, wenn er in diesen Augenblicken gegen die Gränzen des Schlitzes der
                              Verbindungsstange 11 mit dem Schieber stößt. Der hintere Riegel 10 des Doppelhebels
                              ist beweglich durch die Druckstange 12 mit der Speisepumpe 13 verbunden. Bei 14 ist
                              noch ein Riegel vorhanden, der eine stählerne gehärtete Rolle enthält. Er ist in den
                              Schlitzen 15 des Doppelhebels verstellbar, und hat die Bestimmung, beim Aufgang des
                              Dampfkolbens die erste Hälfte der Dampfschieberbewegung zu bewirken, indem er mit
                              seiner Rolle gegen den krummen Hebelarm 16 stößt und diesen nach hinten drückt. Je
                              nachdem dieser Riegel in den Schlitzen des Doppelhebels höher oder niedriger
                              gestellt wird, schließt er den Dampf früher oder später vom Dampfcylinder ab,
                              bewirkt also eine größere oder mindere Expansion der Dämpfe in demselben. Die Ränder
                              des Schlitzes 15 sind aus dem Umdrehungsmittelpunkte des Doppelhebels beschriebene
                              Bogen, damit die Rolle in allen Stellungen gleich weit von diesem Punkte entfernt
                              stehe, was in Absicht auf ihren Zweck, wie weiterhin deutlich werden wird, von
                              Wichtigkeit ist.
                           Die Bewegung des Dampfschiebers durch den Doppelhebel geschieht, wie schon oben
                              bemerkt wurde, dadurch, daß der Riegel 9 in dem Schlitze 17 der mit dem
                              Schieberstiele beweglich verbundenen Stange 11 bald gegen die obere bald gegen die
                              untere Gränze desselben anstößt, und die Stange und durch sie den Schieberstiel mit
                              dem Schieber innerhalb der gesetzlichen Bahn auf- und niederschiebt; der
                              Schlitz 17 muß deßhalb um die Länge des Schieberzuges kürzer als der bei den Huben
                              der Maschine von dem Riegel bei der Bewegung des Doppelhebels beschriebene Bogen
                              seyn.
                           Diese Vorrichtung bewegt indessen nur den Schieber in den Momenten der Annäherung der
                              Kolbenstange an ihren höchsten und niedrigsten Stand, und hat auf die Expansion
                              keinen Einfluß. Um diese zu bewirken, ist nach dem früher Gesagten beim Aufgange des
                              Dampfkolbens ein zweimaliges Rücken des Schiebers nothwendig, und um dieses zu
                              bewirken, dient die
                              Vorrichtung 18, die in einem Winkelhebel besteht, der sich bei 19 in einer starken
                              Stütze dreht, an seinem horizontalen Arme bei 20 aber vermittelst eines Gelenkes mit
                              dem Schieberstiele 21 verbunden ist, welches Gelenk den letztern zugleich mit der
                              geschlitzten Stange 11 beweglich vereinigt. Das Ende dieses Armes ist verlängert,
                              und trägt einen Handgriff 22, um die Steuerung auch mit der Hand, z.B. beim
                              Angehenlassen der Maschine, in Thätigkeit setzen zu können. Der andere absteigende
                              Arm 16 des Winkelhebels aber ist so gebogen, daß er bei 23 eine schiefe Fläche
                              bildet, an welche die Rolle bei ihrem Aufgange streift und den Hebel soweit nach
                              hinten drückt, als nöthig ist um den ganzen Winkelhebel so viel um seine Axe zu
                              drehen, daß der erste Moment des Schieberzuges in der berechneten Zeit und Länge
                              richtig effectuirt werde. Steigt nun die Rolle mit dem Hebel noch höher, so wird sie
                              in die Ausbiegung 24 des absteigenden Hebelarms 16 wirkungslos eintreten, und
                              denselben und mit ihm den Schieber nicht weiter rücken.
                           Der zweite Moment des Schieberzuges, also die letzte Hälfte seiner Bewegung, wird nun
                              wieder durch die geschlitzte Verbindungsstange 11 vollendet, in deren Schlitz der
                              Riegel 9 gegen den obern Rand desselben stößt. Beim Sinken des Dampfkolbens geht
                              dann die Rolle 14 an dem Winkelhebelarm 23, der bei der letzten Bewegung noch mehr
                              dem Bereich ihrer Wirkung ausgewichen ist, spurlos vorüber, bis gegen sein Ende hin
                              die Stange 11 wiederum die umgekehrte Bewegung des Schiebers, und zwar in Einem Zuge
                              bewirkt, indem der Riegel 9 die äußerste untere Gränze des Schlitzes 17 der Stange
                              vorher berührt, und dadurch dieselbe nach unten, und soviel zurückgedrängt hat, als
                              sie beim Anfange der Bewegung des Dampfkolbens, wenn gleichin zwei Momenten,
                              aufwärts stieg. Durch die punctirten Linien 25 und 26, und 27 und 28, habe ich die
                              verschiedenen Stellungen der beiden Hebelarme 16 und 22 näher bezeichnet, die sie in
                              Absicht auf die in zwei Momenten stattfindende Bewegung des Schiebers einnehmen.
                           Es hat sich an allen kleinern Maschinen, die ich nach diesem Grundsatze baute, das
                              Trägheitsmoment der in Bewegung gesetzten Maschinentheile und des Wassers in den
                              Pumpen hinreichend bewiesenDieses Trägheitsmoment der Wassersäule ist selbst bei der Bewegung sehr hoher
                                    Säulen so entschieden, daß es nicht weggeläugnet werden kann. In einer
                                    meiner Maschinen, die das Wasser 10 Fuß hoch aus einem Torfmoore bei Crakow,
                                    einer benachbarten Stadt, fördert, ist es so bedeutend, daß die untere
                                    Bodenklappe der Pumpe sich nach jedem Hube erst dann wieder schließt, wenn
                                    der Kolben seinen Weg schon wieder halb rückwärts durchlaufen hat. Ich
                                    schrieb diesen Umstand zuerst der Trägheit der Klappe und dem dadurch
                                    bewirkten schlechten Schlusse derselben zu,  als ich jedoch fand,
                                    daß bei diesem spätern Schluß der Klappe doch kein Wasser verloren gieng,
                                    sondern das berechnete Quantum desselben gehoben wurde, so mußte ich andere
                                    Erklärungsgründe zu Hülfe nehmen. Ich vermuthe, daß diese Erscheinung mit
                                    dem Verhältnisse des Durchmessers des Saugrohres zu dem des Pumpencylinders
                                    zusammenhänge, und um so greller da hervortrete, wo das Saugrohr, wie an der
                                    hier gemeinten Maschine, im Verhältnisse zum Pumpendurchmesser etwas eng
                                    ausfällt, das Wasser daher eine größere Geschwindigkeit in demselben
                                    annehmen muß. In dieser Maschine betrug diese Geschwindigkeit im Saugrohre
                                    gegen 8 Fuß pro Secunde., um den Schieber durch die beschriebene Vorrichtung in den gesetzlichen Momenten und in der
                              vorgeschriebenen nochwendigen Kraft und Ausdehnung in Bewegung zu setzen, und man
                              wird zugeben müssen, daß in meinen Maschinen viel weniger Trägheitsmoment liege als
                              in denen mit großen und schweren Balanciers. Ein solches Resultat ist aber durch
                              besondere Maßregeln herbeigeführt worden, die darauf hinarbeiten, dem Schieber seine
                              Function in gesetzlicher Vollkommenheit bei möglichster Kürze seines Zuges möglich
                              zu machen. Da das Zu- und Abströmen der Dämpfe im Cylinder nämlich nicht so
                              beschleunigt zu seyn braucht als bei den Maschinen mit Kreisbewegung, es im
                              Gegentheil hier zweckmäßiger erscheint die Bewegung der Kolben sanft beginnen zu
                              lassen, die Kolbengeschwindigkeit auch nur eine mäßige (bei dieser Maschine 120 Fuß
                              in der Minute) zu seyn braucht, so sind keine großen Zu- und
                              Abströmungsöffnungen für die DämpfeBei den Maschinen mit Kreisbewegung gebe ich diesen Oeffnungen, wie man aus
                                    meinem bekannten Werke über Hochdruckmaschinen erfahren hat, ein Areal,
                                    welches dem eines Kreises gleichkommt, der den fünften Theil des
                                    Cylinderdurchmessers hat; hier habe ich es vollkommen hinreichend gefunden,
                                    wenn dasselbe das Areal eines Kreises vom sechsten bis siebenten Theil des
                                    Cylinderdurchmessers erhält. Meine Maschinen machen bei einem solchen Areal
                                    doch noch zwischen 30 und 40 Hube in der Minute, der Kolben durchläuft also
                                    in den wirksamen Momenten (d.h. während seiner Aufgänge), bei 2 Fuß Hubhöhe,
                                    60 bis 80 Fuß in der Minute, eine Geschwindigkeit, die für die großen
                                    Wasserpumpen nicht viel höher angenommen werden dürfte, wenn nicht unnöthig
                                    Kraft zerstört werden soll. nöthig, und diese sind von mir möglichst in die Breite gezogen, wodurch der
                              Weg, den der Schieber zu durchlaufen hat, sehr verkürzt wird. Eine kurze Bewegung
                              wird aber viel eher durch das Trägheitsmoment der Maschine vollführt werden, als
                              eine lang ausgedehnte, indem dazu weniger Zeit gehört, und dadurch die
                              Einwirkungsperiode der Kolbenstange auf den Schieber von dem jedesmaligen Wechsel
                              ihrer Bewegung sehr abgekürzt wird, was bei diesen Maschinen wesentlich erscheint.
                              Bei solchen Maßregeln habe ich auch die Expansion der Dämpfe mehr ermöglicht, ja ich
                              habe sogar erfahren müssen, daß bei voller Cylinderfüllung der Kolben am Ende seines
                              Laufs häufig diesen noch zu überschreiten strebt, wenn der Druck der Dämpfe den
                              gewöhnlich angewandten etwas übersteigt, ja daß er sogar öfters aufschlug, was in
                              allen Fällen doch möglichst vermieden und durch größere Abstellung der
                              Dampfzulaßklappe bewirkt werden muß.
                           Bei sehr großen Maschinen, wo der Druck der Dämpfe auf die Schieber von sehr hohem
                              Belange wird, indem er eine sehr große Reibung zwischen diesen und der Grundfläche
                              der Schieberbüchse erzeugt, und die Bewegung der Schieber in dem Maaße erschwert
                              wird, daß das Trägheitsmoment der Maschine und der zu hebenden Wassersäule nicht
                              vollständig hinreicht, um diese Bewegung in den nothwendigen Gränzen zuverlässig und
                              sicher zu bewirken, da konnte man auch die Schieber nach derjenigen Weise, wie ich
                              sie in diesem Journale Bd. CXXII S. 1
                              verschieden angedeutet habe, decken, oder meine später zu beschreibende hydraulische
                              Vorsteuerung anwenden.Bei der rückgängigen absteigenden Bewegung der Kolben und ihres Geschleppes,
                                    welche entweder durch ihr Gewicht allein, oder, wie wir weiter unten sehen
                                    werden, durch beigegebene Hülfsgewichte effectuirt wird, ist es immer
                                    unumgänglich nothwendig, daß beide mit einer gewissen Geschwindigkeit am
                                    Ende ihres Laufes ankommen, um noch die Bewegung des Schiebers zur Oeffnung
                                    des unter den Kolben führenden Dampfweges in den gehörigen Gränzen zu
                                    bewirken. Ist dieß nicht der Fall, so öffnet sich der Dampfweg unter dem
                                    Kolben zu wenig, und der Hub geschieht nicht mit der gehörigen Energie, zu
                                    langsam und träge. Eine Aushülfe gibt hier eine größere Belastung jenes
                                    ganzen Geschleppes durch die später erwähnten Hülfsgewichte. Doch hat man
                                    sich dabei auch wieder vorzusehen, diese Aushülfe genau in dem Grade
                                    stattfinden zu lassen, daß die Oeffnung des Dampfweges nur insoweit
                                    geschehe, als nöthig ist die Kolben etc. in der gesetzlichen Weise wieder
                                    steigen zu machen, und ein zu heftiges Schlagen der Klappen im Pumpenkolben
                                    möglichst zu verhüten. Ein ausreichendes bequemes und sicheres Mittel zur
                                    Erreichung dieses Zweckes gibt die später berührte Regulirklappe am
                                    Exhaustionsrohr, insoferne als man dadurch das Abströmen der Dämpfe aus dem
                                    Cylinder etwas mäßigen und so die zu starke Wirkung der bestehenden Gewichte
                                    der Kolben etc. augenblicklich paralysiren kann. Ein guter Maschinenmeister
                                    wird hier immer unter allen Umständen das richtige Maaß treffen. Sollte bei
                                    zu starker Oeffnung des Dampfweges unter dem Kolben und dessen zu
                                    kraftvoller Ingangsetzung nach oben dieser zuweilen an dem obern
                                    Cylinderdeckel anprellen, so kann man hier leicht durch einen Buffer von
                                    starken und festen Filzscheiben von der später an der doppeltwirkenden
                                    Maschine beschriebenen Art helfen, oder dem Cylinder zwischen oberstem
                                    Kolbenstande und Deckel einen größern Raum geben. Letztere Maßregel habe ich
                                    an der Crakower Maschine mit entschiedenem Glücke versucht. Sie ist
                                    einfacher als die zuerstgenannte, und ziemlich sicher und zuverlässig.
                                    Ueberschreitet bei derselben der Hub auch um ein weniges seine gesetzliche
                                    Höhe, so ist das insoferne kein Fehler, als die zu hebende Wassermenge für
                                    diesen Hub an Ausdehnung gewinnt, und der Dampf, der bei Ankunft des Kolbens
                                    in der gesetzlichen Höhe aus dem Exhaustionsrohr entweicht, Zeit gewinnt,
                                    durch dieses Entweichen den Dampfdruck im Cylinder zur rechten Zeit zu
                                    vermindern. Trägt eine constant größere Dampfproduction des Kessels die
                                    Schuld, ist dieser etwas reichlich groß für die Maschine, so kann man
                                    dadurch helfen, daß man die Regulirklappe am Dampfrohre mehr schließt, oder
                                    den Abschluß des Dampfes vom Cylinder eher eintreten läßt, folglich mit mehr
                                    Expansion arbeitet.
                              
                           Ich bin völlig überzeugt, daß bei so genommenen Maßregeln auch bei großen Maschinen
                              Schiebersteuerungen sehr gut anwendbar seyn würden. Ich bedaure nur, daß ich bisher
                              nicht Gelegenheit gehabt habe, eine solche auszuführen. Meine Maschinen dieser Gattung sind alle
                              kleinere, von 2 bis 4 Pferdekräften. Indessen steht dennoch sehr in Frage, ob von
                              diesen kleinern Maschinen nicht ein vollgültiger Schluß auf das Gelingen einer
                              solchen Steuerung an größern Maschinen gezogen und der Erfolg garantirt werden
                              könne. Ich würde wenigstens unbedenklich den Bau einer solchen nach diesen
                              Principien unternehmen, indem ich eines günstigen Erfolges völlig gewiß bin.
                           Was faseln daher die englischen Maschinenbauer immer von der Unmöglichkeit der
                              Ausführung eines solchen Vorhabens? Hätte ich Gewicht auf ihre Behauptung gelegt, so
                              würde ich nicht gleich beim Bau meiner ersten Maschine dagegen gehandelt haben. Ich
                              war aber völlig von dem Gelingen überzeugt, und gieng darum mit gutem Muthe und
                              freudiger Hoffnung darauf ein, ohne mich an den alten Schlendrian zu kehren, und das
                              um so mehr, als ich bei näherm Nachdenken über den Gegenstand gleich die Hindernisse
                              des Erfolges aufgefunden zu haben überzeugt war, und ihnen beim Bau durch obige
                              Anordnungen aus dem Wege gieng. Man sieht hier wieder, an welchen Kleinigkeiten oft
                              wichtige Unternehmungen scheitern, und wie sehr man Ursache habe bei dem
                              anfänglichen Nichtgelingen guten Muth zu behalten, daß man die Hindernisse finden
                              und heben werde. Vor allem baue man aber bei seinen Unternehmungen nicht zu viel auf
                              das Urtheil Anderer bei ihren Beobachtungen und Versuchen. Sehr viele sehen dabei
                              mit sehenden Augen nicht, deuten die Erscheinungen falsch und ziehen übereilte
                              unlogische Schlüsse, verlieren zu leicht den Eifer, den Muth, die Hoffnung und die
                              Ausdauer, strecken das Gewehr vor der Zeit – eine Eigenschaft kleiner
                              Geister.
                           Die Pumpen, die bei dieser Sorte meiner Maschinen angewendet werden, sind gewöhnliche
                              Saugpumpen, und haben größere Durchmesser, da zur Entwässerung von Torfmooren und
                              Rieselung von Wiesen das Wasser selten hoch gehoben zu werden braucht. Von allen
                              meinen Maschinen dieser Art hebt die Hohenfelder bei Dobberan am höchsten, nämlich
                              22 Fuß. Alle übrigen heben nicht über 12 Fuß.
                           Ich baue jetzt zu meinen Maschinen immer gußeiserne PumpenIch habe hie und da bei Windmühlen, die zum Entwässern von Torfmooren
                                    dienten, auch hölzerne Pumpen von eichenen Dauben zusammengesetzt, und mit
                                    eisernen Ringen versehen, angewandt. Selbige würden auch für Dampfmaschinen
                                    gewiß gute Dienste leisten, nur sind sie von kurzer Dauer, und haben den
                                    großen Uebelstand, daß, wenn sie einige Zeit trocken stehen, sie eintrocknen
                                    und undicht werden, oft sogar auseinanderfallen. mit ausgebohrtem Cylinder, und versehe sie mit Kolben, die zur Dichtung ihres Ganges einen
                              gewöhnlichen ledernen Stulpring erhalten. Wo die Durchmesser sehr groß sind, ordne
                              ich wohl statt Eines Kolben- und Bodenventils 6 bis 8 Klappen an, die in Form
                              eines Sterns um die Kolbenstange des Kolbens in der in Fig. 4 bezeichneten Weise
                              herumliegen. Es wird durch diese Anordnung das heftige Schlagen und Hämmern großer
                              Klappen und die dadurch entstehende Erschütterung sehr vermieden, auch schließen
                              sich kleinere Klappen schneller als größere, und lassen daher weniger Wasser
                              zurücktreten. Die Klappen sind alle mit Leder versehen, was ihren Schluß dichter
                              macht, und den gewöhnlichen durch sie verursachten Lärm bedeutend mäßigt. Aus den
                              Fig. 2 und
                              4 wird ihr
                              Bau sowie die ganze Construction des Kolbens und des Bodenventils völlig deutlich.
                              Von diesen Figuren enthält Fig. 4 eine Ansicht des
                              Kolbens von oben. Eine Hälfte, und zwar die linke, zeigt die Klappen im
                              geschlossenen Zustande, die rechte die Oeffnungen im Kolbenkörper, die durch die
                              Klappen geschlossen werden, und man sieht hier ihre Form und Größe sehr deutlich.
                              Damit die Klappen nicht zu weit aufschlagen können, ist eine Art Ring 32 an der
                              Kolbenstange durch eine Stellschraube befestigt, gegen die sie nach gesetzlicher
                              Oeffnung stoßen, und so in ihrem weitern Aufschlagen gehemmt werden. Beim
                              Bodenventil ist zu diesem Zwecke eine Art Schale auf den gußeisernen Körper
                              desselben niedergeschroben.
                           Die Pumpe hat bei 33 ihre Ausgußöffnung, die an der äußern Fläche derselben soweit
                              vortretend angegossen ist, daß man eine hölzerne Ablaufrinne durch Schrauben bequem
                              daran befestigen kann. Damit kein Wasser aus der obern Oeffnung der Pumpe
                              übersprudle, ist dieser Rand noch mit einer 8 Zoll hohen Umkleidung 34 von
                              Eisenblech versehen. Die Kolbenstange 35 des Pumpenkolbens ist für sich nur kurz,
                              und steckt, wie die der Dampfmaschine, in einem Muff 36, der als Verbindungsstück
                              beider dient, und in welchen jede durch einen Keil befestigt ist. Es ist diese
                              Einrichtung getroffen, um eine leichte und bequeme Herausnahme des Pumpenkolbens in
                              Fällen der Noth zu ermöglichen. Dem Saugrohr 37 der Pumpe gebe ich immer mehr als
                              den halben Durchmesser derselben. Es ist auch von Eisen und erweitert sich am untern
                              Ende trompetenartig.
                           Bei kleinern Maschinen dieser Art ist gewöhnlich ein Gewicht auf dem Kolben nöthig,
                              um nach jedem Hube seine Rückkehr zu beschleunigen; bei größern nicht, indem hier
                              das Gewicht beider Kolben, der Kolbenstange und ihres Muffs hinreicht den Rückgang
                              gehörig zu bewirken. Ich habe da, wo ein Gewicht nothwendig erscheint, dieses immer
                              in Form von mehreren
                              gußeisernen ScheibenDie Scheiben sind so eingerichtet, daß sie auf den untern Kolben um dessen
                                    Stange herum aufgepackt und wieder abgenommen werden können, ohne daß man
                                    die untere Stange von der obern Kolbenstange in dem Muff trennt. Eine solche
                                    Einrichtung ist an den Gewichten vieler Apparate bekannt, die veränderlich
                                    eingerichtet werden müssen, z.B. an den Walzenwalken. über dem Pumpenkolben oder dem Muff angebracht. Gewöhnlich ist im Anfange
                              der Arbeit der Maschine mehr Gewicht nöthig als später, wenn alle Theile, namentlich
                              die Kolben im Dampfcylinder und der Wasserpumpe, sich mehr eingearbeitet haben. Man
                              nimmt dann später eine oder mehrere der Scheiben von dem Gewichte ab. Wenn bei
                              größern Maschinen das Gewicht der beiden Kolben, ihrer Stange und des Muffs zu
                              schwer ausfiele, schwerer wenigstens als nöthig ist, um den Rückgang der Kolben mit
                              gesetzlicher Geschwindigkeit zu bewirken, so ist dem Uebelstande dadurch leicht
                              abzuhelfen, daß man im Exhaustionsrohr der Maschine, etwa bei 38 in Fig. 1 und 2 eine Klappe anbringt,
                              welche die Form einer gewöhnlichen Drosselklappe oder des sogenannten Schosses in
                              den Ofenröhren hat, und an einem Stiele auswendig gedreht werden kann. Bei mehrerm
                              oder minderm Abschlusse derselben ist man in den Stand gesetzt, das Abströmen der
                              Dämpfe aus der Maschine in verschiedenen Graden zu mäßigen, und so das Sinken des
                              Kolbens im Dampfcylinder beliebig zu verzögern.
                           Ich muß hier noch einiges über das lästige Schlagen der Klappen in den Wasserpumpen
                              größerer Wasserförderungsmaschinen bemerkenbemerlen. Dieses Schlagen und Hämmern ist oft im hohen Grade lästig und unleidlich.
                              Es verbreitet eine große Erschütterung, und wird Ursache, daß
                              Wasserförderungsmaschinen oft ein bedeutendes weit hörbares Geräusch verursachen;
                              auch kommt es nicht selten vor, daß bei einer so gewaltsamen Bewegung der Klappen
                              diese verletzt und unbrauchbar werden. Dieses Schlagen wird aber noch um so mehr
                              durch den Umstand verstärkt, daß beim Niedergang des Dampfkolbens im Cylinder die
                              Einströmungsöffnung für die Dämpfe frei wird, bevor der Kolben seinen Niedergang
                              ganz vollendet hat. Da in diesem Augenblicke dann die Klappen im Kolben noch offen
                              sind, so wirkt die ganze Kraft des den Dampfkolben aufwärtsbewegenden Dampfes zum
                              Schlusse der Klappen mit. Man bemerkt dieß deutlich daran, daß der Kolben sogleich
                              eine kleine Strecke zurückschnellt, bis die Klappen am Pumpenkolben geschlossen
                              sind, und darauf einen zweiten Anlauf nimmt, weil dann erst die ganze zu hebende
                              Wassermassenlast über dem Pumpenkolben fühlbar wird, was, so lange die Klappen noch nicht geschlossen
                              sind, nicht der Fall ist, indem das Wasser durch die Klappen zurückzuströmen vermag.
                              Man sieht diese Erscheinung bei den englischen Wasserhebungsmaschinen von niederm
                              Drucke vorzugsweise scharf ausgeprägt. Hat der Kolben seinen Weg aufwärts vollendet,
                              und die Dampfzuströmungsöffnung wird frei, so macht er augenblicklich einen kleinen
                              Rückschlag (auf 10 Fuß Hub gewöhnlich 6 Zoll).Hier übt auch der Condensator dieser Maschinen seinen wichtigen Einfluß,
                                    indem die Leere bei der Einspritzung von kaltem Wasser sich nicht plötzlich,
                                    sondern nur nach und nach bildet, und auf diese Weise beim Beginnen des
                                    Kolbenlaufs noch nicht Kraft genug gegeben ist, den Kolben mit der ganzen
                                    Wasserlast in gesetzlicher Geschwindigkeit zu bewegen. Dieser augenblickliche Rückschlag findet immer seine Gränze durch den Schluß
                              der Pumpenklappen, wie man dieß durchs Ohr deutlich wahrnehmen kann. Bei den
                              Cornwalliser Maschinen hat man diesen Uebelstand durch die Kataracte zu verhindern
                              gesucht, die dem Dampf erst nach Verlauf einer bestimmten Zeit, die regulirt werden
                              kann, in den Cylinder einzutreten verstatten, wenn die Klappen in den Pumpen sich
                              durch ihr eigenes Gewicht, also möglichst sanft, geschlossen haben. Ich habe das
                              Zuschlagen der Klappen in den großen Wasserhebungsmaschinen in London oft mehrere
                              Straßen weit hören können. Ein Maschinenmeister bei den New
                                 river waterworks verminderte den Schlag der Klappen dadurch nicht
                              unbedeutend, daß er bei jedem Hube der Maschine durch einen kleinen Hahn am
                              Saugrohre Luft in dieses eintreten ließ. Er hob dadurch die Steifheit in der
                              Wassersäule der Pumpen auf eine wohlthätige Weise, und so das harte Anprallen der
                              Wassersäule an die Klappen. Ich habe dasselbe bei meiner doppeltwirkenden neuen
                              Wasserförderungsmaschine im großherzoglichen Schloß zu Schwerin versucht, jedoch
                              ohne besonders günstigen Erfolg, so daß ich wieder davon abgestanden bin. Bei dieser
                              Maschine verstattet jedoch die neue von mir sogenannte hydraulische Vorsteuerung dem
                              Kolben nach jeder Vollendung des Hubes einen kurzen Ruhemoment, wobei der Schluß der
                              Klappen in dem Druckwerke bei einer über 170 Fuß hoch zu hebenden Wassersäule ruhig
                              und fast allein durch ihr eigenes Gewicht erfolgt. Bei größerer Ausführung der hier
                              beschriebenen einfachen Wasserförderungsmaschinen dürfte solche Vorsteuerung, wie
                              ich schon oben bemerkt habe, gewiß auch am rechten Orte seyn.
                           Die Beschreibung und Abbildung der Schweriner Maschine werde ich sobald als möglich
                              dieser Abhandlung folgen lassen.
                           Die Speisepumpe 13 Fig. 1 und 2 der hier beschriebenen
                              Maschine hat nichts Besonderes. Ihr Saugrohr mündet sich in einem Wasserkasten 39, der von der großen
                              Pumpe aus, und zwar durch das Röhrchen 40 mit Wasser gefüllt erhalten wird. Er ist
                              an seinem untern Ende mit einer Vorrichtung zur Lüftung des Saugventils zu sehen,
                              wie ich sie immer anwende, um die Pumpe in den nöthigen Momenten außer Thätigkeit zu
                              setzen, und wie ich sie in meinem größern Werke über Hochdruckmaschinen früher
                              beschrieben und abgebildet habe.
                           Wenn man die Construction dieser Wasserförderungsmaschine einer genauen Würdigung
                              unterzieht, und die bunten englischen Maschinen dieser Art damit vergleicht, so muß
                              man doch, wenn man unparteiisch seyn will, gestehen, daß sie kaum den sechsten Theil
                              derjenigen Organe enthält, womit diese wahrhaft überladen sind. Sähe man die
                              Maschinen vollends arbeiten, so würde man bekennen müssen, daß sie alles leisten,
                              was billigerweise davon erwartet werden kann. Sie gehen so regelmäßig wie eine Uhr,
                              und gebrauchen sehr wenig Brennmaterial. Eine Maschine hier in der Nähe, in einer
                              kleinen Stadt, Namens Crakow, von ungefähr zwei Pferdekräften, consumirt in 24
                              Stunden nur 600 Saden eines sehr mittelmäßigen Torfes, und hebt damit in dieser Zeit
                              gegen 130,000 Kubikfuß Wasser 10 Fuß hoch aus dem Torfmoor. Ihr Kessel bildet einen
                              Cylinder von 2 Fuß Durchmesser und 8 Fuß Länge, und hat ein durchgehendes Feuerrohr.
                              Seine Gesammtfeuerberührungsfläche enthält nicht über 30 Quadratfuß. Er entwickelt
                              nur Dämpfe von 5 bis 6 Atmosphären. Die Maschine schließt den Dampf auf 5/8 des
                              Hubes ab. Der Cylinder hat 6 Zoll im Durchmesser, der Kolbenhub beträgt 2 Fuß und
                              die Pumpe hat 15 Zoll lichten Durchmesser. Sie macht 30 bis 34 Hube in der Minute.
                              Eine andere mir ebenfalls sehr nahe arbeitende Maschine, die Wasser, zur
                              Wiesenrieselung bestimmt, hebt, hat einen Kessel nach meiner neuesten Construction,
                              einen neunzölligen Cylinder, und eine Pumpe von 26 Zoll lichten Durchmesser. Ihr Hub
                              hat auch 2 Fuß Höhe. Sie liefert in 24 Stunden 300,000 Kubikfuß Wasser 8 1/2 Fuß
                              hoch und ist diejenige, die ich hier näher beschrieben und abgebildet habe.
                           Gewiß wird ein jeder, der diese Abbildung sieht, über die angenehme und solide Form
                              dieser Maschine erfreut seyn. Wie schön würde sich eine Maschine von größerem
                              Kaliber, nach dieser Form und Einrichtung gebaut, präsentiren; wie einfach ist sie,
                              und welchen kleinen Raum würde sie gegen die englischen Maschinen einnehmen!
                              – Wie leicht wäre dieselbe herzustellen und zu befestigen! wie könnte sie
                              selbst unmittelbar über dem Schacht der Bergwerke hergestellt werden, indem das
                              Pumpengestänge gleich an ihrer Kolbenstange aufgehängt wird. Wird sie aber darum
                              Eingang finden? Vielleicht weder in meinem engern noch weitem Vaterlande, in
                              Deutschland.
                           
                           Die große Londoner Ausstellung hat den Nimbus, in dem alle englischen Maschinen uns
                              Deutschen erscheinen, wieder erhöht; in Mecklenburg selbst hat man viele Tausende
                              für englische Maschinen hingegeben, die größtentheils für unsere Verhältnisse gar
                              nicht passen. Was bleibt uns Mecklenburgischen Maschinenbauern nun noch zu hoffen
                              übrig? – Einzig das, daß wenn sich erst Tausende den Kopf zerschellt haben an
                              englischem Bombast, und Tausenden die Geldbeutel englisirt worden sind, man endlich
                              einmal näher um sich sehen und erschrecken wird, daß man uns, die wir dem Lande
                              Millionen einbrachten, vergaß, worauf es denen besser ergehen wird, die nach uns
                              kommen, und denen wir die mühevolle Bahn ebneten.
                           Man könnte nach Lesung der vorhergehenden Seiten noch die Frage aufwerfen: warum ich
                              bei Wasserförderungswerken dieser Art, bei denen doch nur eine geringe
                              Förderungshöhe vorliegt, Pumpen von der eben beschriebenen Art und nicht andere
                              ältere und neuere Wasserförderungsmittel angewandt habe, und unter denen ich nur
                              vorzugsweise der Schnecken, der Wurfräder und der Centrifugalpumpen, die seit der
                              großen Londoner Ausstellung so viel Aufsehen erregt haben, gedenken will. Die
                              Antwort ist nicht schwer. Meine Gründe sind folgende:
                           
                              1) Die meisten der Apparate dieser Art sind complicirter und
                                 theurer als eine gewöhnliche Pumpe, und an einen Wasserförderungsapparat dieser
                                 Art wird von denen, die ihn gebrauchen, vorzüglich dem Landmanne, immer
                                 vorzugsweise die Bedingung gestellt, daß er möglichst einfach und wohlfeil
                                 ausfalle. Eine Pumpe ist auch ein Apparat, der am meisten bekannt, dessen
                                 Construction bisher am meisten verstanden und auf deren richtige Behandlung
                                 deßhalb noch am meisten zu rechnen ist. Aus diesem Grunde nehme ich auch bei
                                 geringeren Förderungshöhen immer nur eine einzige große Pumpe statt mehrerer
                                 kleineren, zusammen soviel als diese liefernden, ganz abgesehen davon, daß eine
                                 einfache Pumpe weniger Kolbenreibung gibt als mehrere, und leichter,
                                 ungekünstelter, directer mit einer einfachwirkenden Dampfmaschine in Verbindung
                                 gesetzt werden kann, als jene. Ein anderes Ding ist es freilich da, wo das
                                 Wasser aus tiefen Schachten zu heben ist, und mehrere Sätze Pumpen angewandt
                                 werden müssen. Man kann indessen dann leicht die Einrichtung so treffen, wie bei
                                 den Cornwalliser Pumpensätzen, die Dampfmaschine bloß das Gestänge heben, und
                                 dieses dann durch sein Gewicht die Pumpen (Druckpumpen mit solidem Stempel) in
                                 Bewegung setzen lassen, wobei man den Vortheil höherer und wenigerer Pumpensätze
                                 hat. Man könnte an das Gestänge aber auch sämmtliche Saugpumpensätze in der
                                 gewöhnlichen, vorzüglich auf dem Continent üblichen Weise anhängen, und das
                                 ganze Geschleppe durch Gegengewichte balanciren, die jedem Baumeister an
                                 Bergwerken bekannt sind.
                              2) Eine Pumpe hat eine ganz ähnliche Art der Bewegung als eine
                                 Dampfmaschine, d.h. eine geradlinige reciproke, es ist daher keinerlei
                                 Transformation derselben nöthig und geht daher auch keine Kraft auf diesem Wege
                                 unnöthig verloren.
                              3) Pumpen sind im Verhältnisse zur Menge des Wassers, welches sie
                                 fördern, weniger umfängliche Apparate als mehrere der andern, z.B. die
                                 Schnecken, die Wurfräder, deren letztere, selbst bei sehr geringen
                                 Förderungshöhen, schon von ziemlich großem Durchmesser seyn müssen, und viel
                                 Wasser während der Arbeit verlieren, während den Schnecken überdieß eine große
                                 Länge gegeben werden muß, wenn sie nicht zu steil aufgestellt und viel von ihrem
                                 Effect einbüßen sollen.
                              4) Alle diese Gründe im Interesse der von mir angewandten Pumpen
                                 werden aber verdunkelt durch jenen, daß keine Dampfmaschine mit Kreisbewegung zu
                                 ihrem Betrieb nothwendig wird, einer Gattung von Dampfmaschinen, die viel
                                 complicirter bei der Anfertigung und Erhaltung ist als einfach wirkende, nicht
                                 zu gedenken, daß sie bedeutend theurer als jene im Ankaufe und bei der Bedienung
                                 und Erhaltung wird. Ich glaube, daß jeder das Gewicht dieses Grundes anerkennen
                                 und begreifen wird, ohne daß ich nöthig habe, auf denselben tiefer einzugehen
                                 und ihn mehr zu entwickeln. Ein anderes ist es, wenn bei der Anlage einer
                                 Dampfmaschine außer der Wasserförderung andere Zwecke verfolgt werden, welche
                                 die complicirtere Einrichtung einer rotirenden Maschine der Art vernothwendigen,
                                 und wo der Zweck des Wasserpumpens mehr oder weniger nur nebenher berücksichtigt
                                 wird. Von solchen kann hier aber auch gar nicht die Rede seyn.Ich habe in neuerer Zeit zur Wasserförderung auf dem Mecklenburgischen
                                       Gypswerke zu Lübtheen, nicht weit von der Elbe entfernt, als
                                       provisorisches Mittel, die ungewöhnlich starken Grubenwasser bei der
                                       Unzulänglichkeit und Unzuverlässigkeit der bisher benutzten
                                       Förderungsmittel zu gewältigen, eine Centrifugalpumpe mit einem Göpel
                                       angelegt, die wirklich eine sehr bedeutende von mir lange nicht
                                       erwartete Wirkung hervorbringt. Später werde ich in diesem Journale
                                       nähere Nachrichten über dieselbe mittheilen. Diese Centrifugalpumpe
                                       unterscheidet sich in vielen Stücken wesentlich von der Gwynne'schen und Appold'schen der Londoner Ausstellung, ist viel einfacher,
                                       namentlich als die erstere, und vermeidet möglichst alle großen
                                       Reibungen jener beiden.
                                 
                              
                           
                           Bei den großen Wasserförderungsmaschinen für die Versorgung von Städten mit Wasser,
                              namentlich den Londonern, sieht man immer nur einfache Pumpen. Diese sind aber, weil
                              das Wasser die meiste Zeit auf eine Höhe von 100 und mehr Fuß zu heben ist,
                              gewöhnlich nicht allein Saugpumpen, sondern mehr Hebepumpen. Der Engländer, der
                              gewöhnlich sehr praktisch ist, hat hier nach meiner Ansicht eine richtige Wahl
                              getroffen. Bei letztern Pumpen sieht man immer eine eigenthümliche Construction, auf
                              die ich hier nicht weiter eingehen will, da sie in den oben angeführten Werken, und
                              zwar beim Capitel von den Wasserhebungsmaschinen mit einfacher Wirkung, deutlich
                              genug beschrieben und abgebildet ist, und die ich deßhalb nachzulesen bitte. Die
                              großen Cornwalliser Maschinen haben auf den verschiedenen Sätzen allenthalben
                              Druckpumpen mit soliden Stempeln, von den Engländern plunger
                                 pumps genannt, die beim Niedergange der plungers arbeiten, und allein durch das Gewicht ihrer Stempel oder plungers und des großen und langen sehr schweren
                              Gestänges, woran die plungers befestigt sind, in
                              Thätigkeit gesetzt werden. Die Maschine wirkt nicht direct auf den Hub, sondern hebt
                              mit ihrer ganzen Kraft immer nur das Gestänge mit den daran befestigten plungers der Pumpen etc. Auf diese Weise gilt ihre
                              Wirkung, genau untersucht, nur dem Saugprocesse in den Pumpen, der während des
                              Aufganges des Gestänges statt findet, und nur von geringem Belange ist, da die
                              Saugröhren sehr kurz sind. (Man vergleiche hier William Poole's oben angeführte Schrift, Tab. VIII.) Diese Theilung der Arbeit ist
                              gewiß lobenswerth, da sie sehr triftige Gründe für sich hat, von denen ich im
                              Verlaufe dieser Abhandlung beiläufig schon einige angegeben habe, deren weitere
                              Ausführung hier aber gewiß zu weit führen würde. Sie beurkundet wenigstens viel
                              praktischen Tact. Bei unsern Saugpumpensätzen werden die schweren Gestänge ein
                              Ballast, der bei jedem Hube von der Dampfmaschine ohne irgend einen Nutzen
                              mitgehoben werden muß; die Cornwalliser Mechaniker benutzen dieselben als
                              Triebkraft, und neutralisiren dadurch ihr Gewicht auf eine sehr vortheilhafte
                              kraftersparende Weise.
                           
                        
                           
                              (Die Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
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