| Titel: | Ueber horizontale Gebläse. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. III., S. 30 | 
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                        III.
                        Ueber horizontale Gebläse.
                        Ueber horizontale Gebläse.
                        
                     
                        
                           Wirksame und dauerhafte Gebläse sind eine nothwendige Bedingung bei allen
                              Hüttenprocessen, und wenn jetzt von solchen die Rede ist, so können es nur eiserne
                              Cylindergebläse seyn, da alle anderen nicht zweckentsprechend sind.
                           Bis vor wenigen Jahren waren alle Cylindergebläse sehr complicirte Maschinen; mochten
                              sie durch Wasserräder oder durch Dampfmaschinen betrieben werden, so hatten sie, und
                              haben es größtentheils noch, Balanciers, Storchschnäbel, Kurbelstangen, Kurbeln,
                              Kurbelwellen und meistens auch Schwungräder. Die Anlagekosten dieser Maschinen sind
                              sehr bedeutend, auch nehmen sie einen großen Raum ein.
                           Man vereinfachte daher die durch Wasser getriebenen Gebläse dadurch, daß man die
                              Welle mit den Kurbeln unmittelbar unter – oder auch wohl über – die
                              Cylinder legte und die Kurbelstangen unmittelbar mit den Kolbenstangen verband. Bei
                              den durch Dampf betriebenen legte man den Dampf- und den Gebläsekolben an
                              eine Kolbenstange, und die beiden Cylinder unter einander, den Dampfcylinder
                              gewöhnlich unten hin. Zwei verschiedene zweckmäßige Maschinen dieser Art, die in der berühmten Eisenhütte und
                              Maschinenfabrik zu Seraing bei Lüttich im Betriebe sind, findet man in Valerius' Handbuch der Roheisenfabrication (S. 252 und
                              ff. der deutschen Bearbeitung) beschrieben und abgebildet. Diese Gebläse sind
                              einfach und wohlfeil, sie nehmen auch wenig Platz ein, allein sie sind leicht
                              zerbrechlich, da ihre Construction nothwendig complicirt seyn muß.
                           Den Vorzug vor allen andern Gebläsen verdienen aber die horizontalen, nachdem man sich bei Locomotiven und bei stehenden
                              Dampfmaschinen hinlänglich überzeugt hat, daß bei guter Construction die Abnutzung
                              der liegenden Cylinder nicht von der Art ist, daß sie ein wesentliches Hinderniß
                              bildet liegende Gebläsecylinder anzuwenden. Gebläse dieser Art erfordern minder
                              starke und weit weniger kostspielige Fundamente als die senkrechten, sie nehmen weit
                              weniger Platz ein, können hin und wieder unter die Hüttensohle gelegt werden, sind
                              überall leicht zugänglich, ihre Anlagekosten sind verhältnißmäßig gering, und da sie
                              im Allgemeinen einfach sind, so sind sie auch dauerhaft.
                           Im achten Band der trefflichen Publication industrielle
                              von dem altern Hrn. Armengaud, Ingenieur und Professor zu
                              Paris, sind zwei verschiedene Maschinen dieser Art auf S. 231 ff. sehr genau
                              beschrieben und auf zwei Tafeln abgebildet.
                           Man unterscheidet hauptsächlich zwei Systeme von horizontalen Gebläsen, von denen das
                              eine ein Schwungrad hat, das andere nicht. Im erstern Fall wird der Kolbenlauf
                              sowohl in dem Dampf- als auch in dem Gebläsecylinder durch den Halbmesser der
                              Kurbel begränzt, indem dieselbe zwischen beiden Kolben angebracht ist und die
                              Bewegung auf eine Schwungradwelle überträgt. Dieß ist die von den Ingenieuren Thomas und Laurens zu Paris
                              angewendete Einrichtung, welche mehrere solche Gebläse construirt haben, die auf
                              verschiedenen französischen Hütten im Betriebe sind.
                           Bei dem zweiten System begränzt die Dampfvertheilung selbst den Kolbenlauf; am Ende
                              der Kolbenstange angebrachte Knaggen dienen dazu, einen Wechsel des Schieberventils
                              hervorzubringen, so daß der Dampf abwechselnd rechts und links einströmen kann. Ist
                              es nöthig, so werden auch Stoßfedern an den Enden und gänzlich außerhalb des
                              Apparats angebracht, um die Wirkung der Stöße zu schwächen, wenn durch eine
                              plötzliche Verminderung des Widerstandes der Kolbenlauf die Neigung erlangen könnte,
                              über die Gränze hinauszugehen.
                           Eine solche Einrichtung haben die von dem Ingenieur Cadiat
                              zu Paris construirten horizontalen Gebläse, von denen unter andern mehrere auf der Hütte zu
                              Decazeville im französischen Aveyron-Departement im Betriebe stehen.
                           Die Dampfmaschine eines solchen Gebläses arbeitet mit Hochdruckdämpfen, ohne
                              Condensation und Expansion, und mit 80 Pferdekräften; beide Kolben sitzen an einer
                              Stange; Kurbel und Schwungrad fehlen. Die Kessel werden durch die Gichtgase
                              gefeuert, und man ist bei dem ganzen Bau dieser Gebläse von dem Zweck ausgegangen,
                              die Construction möglichst zu vereinfachen und die Anlagekosten zu vermindern.