| Titel: | Neue Methoden, das Kupfer, das Blei und die Schwefelsäure auf maaßanalytischem Wege zu bestimmen; von Dr. H. Schwarz in Breslau. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XI., S. 52 | 
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                        XI.
                        Neue Methoden, das Kupfer, das Blei und die
                           Schwefelsäure auf maaßanalytischem Wege zu bestimmen; von Dr. H. Schwarz in
                           Breslau.
                        Im Auszug aus den Annalen der Chemie und Pharmacie,
                              Octoberheft 1852, S. 84.
                        Schwarz, neue Methoden, das Kupfer, das Blei und die Schwefelsäure
                           auf maaßanalytischem Wege zu bestimmen.
                        
                     
                        
                           I. Bestimmung des Kupfers.
                           Das Kupfer findet in seinen Legirungen und Salzen eine so ausgebreitete Verwendung,
                              die Analyse seiner Erze ist für den hüttenmännischen Betrieb so wichtig, daß
                              vielfältige Versuche gemacht worden sind, um eine einfache quantitative Bestimmung
                              desselben aufzufinden. Die Gewichtsanalyse, ich meine die Fällung als Kupferoxyd,
                              erfordert schon bei Substanzen, welche kein anderes Metall als Kupfer enthalten,
                              wegen des anhängenden Kalis ein sehr langwieriges Verfahren, welches bei Gegenwart
                              von Eisen oder Zink wegen der nöthigen Anwendung von Schwefelwasserstoff äußerst
                              complicirt und unangenehm wird. Die dokimastische Bestimmung auf trockenem Wege
                              leidet an großer Ungenauigkeit. Wenn man nun andererseits die maaßanalytischen Methoden
                              betrachtet, so ist zuerst das Verfahren von Jacquelain,
                              aus der mehr oder weniger intensiven blauen Farbe einer ammoniakalischen
                              Kupferauflösung auf den Kupfergehalt zu schließen, wohl kaum geeignet für eine
                              irgend genaue Analyse. Das Verfahren von Pelouze, eine
                              titrirte Auflösung von Schwefelnatrium zu einer kochenden ammoniakalischen Lösung
                              des Kupfers so lange hinzuzufügen, bis die über dem Niederschlage stehende
                              Flüssigkeit farblos erscheint, gibt zwar bei sehr großer Gewandtheit des
                              Experimentirenden ziemlich genaue Bestimmungen; indessen, wenn man bedenkt, daß die
                              Temperatur sehr genau beobachtet, daß die Schwefelnatriumlösung fast zu jeder
                              Bestimmung neu titrirt werden muß, daß endlich wenigstens zuletzt vor jedem Zufügen
                              derselben das Klären der Flüssigkeit abgewartet werden muß, und daß diese dabei fast
                              augenblicklich sich von der Oberfläche aus wieder blau färbt, so wird man begreifen,
                              daß dieses Verfahren immer noch wenig Anwendung gefunden hat. Es ist mir nunmehr
                              gelungen, eine Methode ausfindig zu machen, bei der die eigentliche Bestimmung ganz
                              identisch ist mit der so ausgezeichnet einfachen und genauen Eisenbestimmung von Marguerite. Das übermangansaure Kali bildet bei dieser,
                              sowie bei den beiden folgenden Bestimmungen die titrirte Flüssigkeit, aus deren
                              verbrauchtem Volumen das Resultat gefunden wird. Mein Verfahren basirt sich nunmehr
                              auf folgende Reactionen. Wird eine Kupferauflösung mit einer größeren Menge von
                              Weinsäure und Kali versetzt, so erhält man eine tief dunkelblaue Flüssigkeit.
                              Erwärmt man dieselbe, und fügt nun eine hinreichende Menge einer reducirenden
                              Substanz, z.B. arsenige Säure oder Traubenzucker hinzu, so fällt nach kurzer Zeit
                              absolut alles Kupfer als Kupferoxydul zu Boden.
                           Pelouze hatte anfangs diesen Weg betreten, indem er zu
                              der alkalischen Lösung von Kupferoxyd eine titrirte Traubenzuckerlösung bis zur
                              Entfärbung hinzufügte. Er hatte denselben indessen deßhalb wieder verlassen, weil
                              die Mengen des nöthigen Traubenzuckers zu sehr variirten. Wie mir vielfältig
                              wiederholte Versuche darthaten, nimmt der Traubenzucker je nach der Temperatur, dem
                              Kaligehalte der Flüssigkeit etc. schwankende Mengen Sauerstoff, zwischen 4 und 5
                              Aeq., aus dem Kupferoxyd auf. Die Bestimmung des Traubenzuckers nach Mulder, der das dadurch gefällte Kupferoxydul wägt,
                              möchte daher nicht ganz genau seyn, abgesehen davon, daß das Kupferoxydul sich nur
                              schwierig ganz auswaschen läßt.
                           Besonders letzterer Umstand wies deutlich auf eine maaßanalytische Bestimmung hin,
                              bei der man das anhängende Kali ganz vernachlässigen kann, und nur die reducirende
                              Wirkung des Kupferoxyduls in Anwendung bringt.
                           In der That, wenn man dasselbe mit reinem Eisenchlorid und Salzsäure übergießt, und
                              alsdann gelinde erwärmt, so löst es sich mit größter Leichtigkeit auf, indem
                              folgende Umsetzung vor sich geht:
                           Cu²O + Fe²Cl³ + ClH = 2 CuCl + 2 FeCl +
                              HO.
                           Für je 1 Aeq. Kupfer haben wir 1 Aeq. Eisenchlorür, das sich nun nach dem Marguerite'schen Verfahren durch Zufügen einer
                              Chamäleonlösung auf das allerleichteste und genaueste bestimmen läßt.
                           Das praktische Verfahren ist nunmehr folgendes. Setzen wir vorderhand ein reines
                              Kupferoxydsalz voraus. Die abgewogene Kupferverbindung, in Wasser oder durch
                              Salpetersäure gelöst, wird in eine ziemlich geräumige Porzellan- oder
                              Platinschale gebracht und in der Kälte mit einer Auflösung von neutralem weinsaurem
                              Kali und Aetzkali im Ueberschuß versetzt. Die so erhaltene tief dunkelblaue Lösung
                              wird nunmehr mit einer wässerigen Trauben- oder Milchzuckerlösung in
                              hinreichender Menge versetzt, worauf man so lange im Wasserbade erwärmt, bis die
                              klare Flüssigkeit am Rande eine braune Färbung zeigt, zum Beweis, daß alles Kupfer
                              gefällt ist, und das Kali nun auf den Traubenzucker bräunend wirkt. Als
                              Traubenzucker kann man entweder den käuflichen Stärkezucker oder auch geradezu eine
                              Honiglösung anwenden. Am besten ist es wohl, reinen Milchzucker zu benutzen. Nachdem
                              sich der Niederschlag etwas abgesetzt hat, was sehr rasch geschieht, schreitet man
                              zum Abfiltriren, zu dem man sich des gewöhnlichen Filtrirpapiers ohne Bedenken
                              bedienen kann. Es geht meistentheils eine tiefbraune Flüssigkeit durch, die in
                              dickeren Schichten fast undurchsichtig erscheint. Kommt nun beim Auswaschen reineres
                              Wasser hinzu, so erscheint oft die Berührungsstelle beider Schichten gelblich trübe,
                              eine Erscheinung, die aber beim Vermischen sogleich verschwindet und keineswegs auf
                              durchgegangenes Kupferoxydul deutet. Das rückständige Kupferoxydul muß so lange, am
                              besten mit heißem Wasser, ausgewaschen werden, bis das Wasser farblos abläuft. Es
                              erscheint nicht selten, besonders wenn man zu lange erwärmt hat, etwas mißfarbig.
                              Indessen rührt dieß nur von einem etwas dichteren Aggregatzustande her, und hat auf
                              das Resultat der Analyse nicht den mindesten Einfluß.
                           Häufig sitzt ein kleiner Theil des Kupferoxyduls hartnäckig an den Wänden der Schale
                              fest. Man braucht sich indessen gar keine Mühe zu geben, denselben loszubekommen,
                              indem der Niederschlag doch nachher in der Schale selbst wieder aufgelöst wird. Den
                              auf dem Filter wohl ausgewaschenen Niederschlag bringt man mit demselben in die Schale
                              zurück, und übergießt ihn mit überschüssigem Eisenchlorid und verdünnter Salzsäure.
                              Das Eisenchlorid muß natürlich gleich frei von Eisenoxydul und von überschüssiger
                              Salpetersäure seyn, kann aber einen bedeutenden Ueberschuß von Salzsäure enthalten.
                              Man thut daher wohl, das käufliche Eisenchlorid nochmals mit etwas Salpetersäure und
                              einem Ueberschuß von Salzsäure zur Trockne zu verdampfen, wo man dann sicher seyn
                              kann, das passende Präparat zu erhalten.
                           Beim gelinden Erwärmen löst sich das anfangs entstandene Kupferchlorür mit
                              Leichtigkeit auf, besonders wenn man durch Umrühren die Oberfläche erneuert.
                           Die entstandene grüne Lösung wird nun durch ein geräumiges Filter in einen
                              hinreichend großen Kolben filtrirt, die Reste des ersten Filters ebenfalls darauf
                              gebracht und alles sorgfältig mit heißem Wasser ausgewaschen. Bei Anwendung des
                              gewöhnlichen Filtrirpapiers, das tüchtig mit heißem Wasser benetzt seyn muß, erfolgt
                              diese Filtration außerordentlich schnell.
                           Das Filtrat wird noch mit etwas Salzsäure versetzt, und dann noch so viel kaltes
                              Wasser zugefügt, daß die Temperatur nicht viel über 30° C. beträgt, weil
                              sonst aus dem übermangansauren Kali Spuren von Chlor entwickelt werden könnten.
                           Das übermangansaure Kali wird mit reinem Eisendraht titrirt. Gewöhnlich wiege ich
                              0,281 Grm. des feinsten Claviersaitendrahts ab, eine Menge, die mit Berücksichtigung
                              der kleinen Menge beigemengter Verunreinigungen 0,280 Gram. oder 1 Aeq.
                              entspricht.
                           Wird diese Menge durch ungefähr 20 Kub. Centimet. Chamäleonlösung oxydirt, so fallen
                              die Analysen hinreichend genau aus. Durch größere Verdünnung erreicht man natürlich
                              größere Genauigkeit.
                           Sind fremde Metalle beigemischt, so kann man sie entweder vor der Fällung des
                              Kupferoxyduls abfiltriren, oder sie bleiben auch nach derselben gelöst, und lassen
                              sich durch die Filtration entfernen.
                           Gold und Platin lösen sich nicht in Salpetersäure, Silber und Quecksilberoxydul
                              lassen sich durch Salzsäure, ebensogut aber auch, wie das Quecksilberoxyd, durch
                              Kali, selbst bei Gegenwart von Weinsäure fällen. Antimon und Zinn bleiben beim
                              Auflösen in Salpetersäure als Oxyde zurück. Bleioxyd und Zinkoxyd, sowie Thonerde
                              und Chromoxyd, lösen sich für sich in Kali, Wismuthoxyd und Manganoxyd bei Gegenwart
                              von Weinsäure.
                           Das Nickeloxyd wird zwar theilweise gefällt, wirkt indessen nicht reducirend und
                              stört also die Analyse in keiner Art. Versetzt man Eisenchlorid mit einer hinreichenden Menge
                              von Weinsäure und Kali, so erhält man eine bräunliche Auflösung, die erst nach
                              längerem Kochen, keineswegs aber beim Erwärmen im Wasserbade, Eisenoxyd fallen läßt.
                              Sollte dasselbe aber auch in kleinerer oder größerer Menge dem Kupferoxydul sich
                              beimengen, so entsteht natürlich beim Auflösen in Eisenchlorid und Salzsäure nur ein
                              wenig Eisenchlorid mehr, und es ist also keinerlei Einfluß auf die Kupferbestimmung
                              zu fürchten, während beim Pelouze'schen Verfahren die
                              Fällung des Eisenoxydes durch Ammoniak immer einen kleinen Kupferverlust verursacht,
                              indem Kupferoxyd mit dem Eisenoxyde niederfällt.
                           Analysen von Kupfervitriol, Bronzebohrspänen, Messing, Neusilber, Scheidemünzen,
                              Kupferrohstein etc. lieferten nach dem beschriebenen Verfahren ganz gelungene und
                              übereinstimmende Resultate; als Belege für die Genauigkeit der Methode führen wir
                              bloß folgende Analysen an:
                           
                              1) 0,280 Grm. Eisen (1 Aeq.) brauchen 17,5 Kub. Centimet.
                                 Chamäleon;
                              2) 0,317 Grm. galvanisches Kupfer (1 Aeq.) brauchen ebenfalls
                                 17,5 Kub. Centimet.     0,280 Grm. Eisen
                                 brauchten 17,1 Kub. Centimet.;      0,317 Grm.
                                 galvanisches Kupfer bedurften genau ebensoviel.
                              
                           Obige maaßanalytische Bestimmungsmethode wird besonders den Kupferhüttenleuten sehr
                              erwünscht kommen; auch erlaubt sie beim Guß von Bronzegegenständen, z.B. von
                              Geschützen, eine Analyse anzustellen, während die Legirung noch im Flusse befindlich
                              ist, so daß man also nach den Ergebnissen der Analyse die etwa noch nöthige Zugabe
                              von Kupfer oder Zinn zu bemessen im Stande ist.
                           
                        
                           II. Bleibestimmungsmethode.
                           Die bis jetzt angewendeten maaßanalytischen Methoden zur Bestimmung des Bleies
                              genügen ihrem Zweck nur sehr unvollständig. Nach Flores
                                 Domonte soll man die salpetersaure Bleilösung mit Kali in Ueberschuß
                              versehen, von den gefällten fremden Metalloxyden abfiltriren und nun von einer
                              titrirten Schwefelnatriumlösung solange hinzufügen, bis kein Niederschlag von
                              Schwefelblei mehr erfolgt (oder bei Gegenwart von Zinkoxyd weißes Schwefelzink
                              niederzufallen anfängt). Diese Art der Analyse wird überhaupt nur dadurch möglich,
                              daß nur sehr wenig Metalloxyde, wenigstens bei Anwesenheit nicht flüchtiger
                              organischer Substanzen, in Kali löslich sind. Sie fällt indessen sehr leicht ungenau
                              aus, da überhaupt das Aufhören einer Fällung immer ein unsicheres Kennzeichen ist,
                              und da ferner die Schwefelnatriumlösung sehr leicht ihren Titre verändert.
                           
                           Das Verfahren von Marguerite, der die kochende alkalische
                              Bleilösung solange mit Lösung von übermangansaurem Kali versetzt, bis dasselbe nicht
                              mehr durch Bildung von PhO² in MnO² übergeht, sondern mit dem Kali
                              sich in mangansaures Kali umsetzt, und so der Flüssigkeit eine grüne Färbung
                              ertheilt, ist schon bedeutend genauer, aber auch hier haben wir einen trübenden
                              Niederschlag, der nebenbei gesagt ein höchst unangenehmes Stoßen der Flüssigkeit
                              bewirkt; ferner muß jede Spur organischer Substanz vermieden werden, und endlich
                              erfolgt auch die Umsetzung des PhO in PbO² durch die Uebermangansäure nicht
                              augenblicklich, sondern erst nach längerem Kochen. Dieß ist ein Umstand, der, bei
                              der gleichfalls ziemlich rasch erfolgenden Umsetzung des mangansauren Kalis für
                              sich, einen genauen Abschluß des Zufügens fast unmöglich macht.
                           Das chromsaure Bleioxyd, auf das ich meine analytische Methode basire, ist schon in
                              der Gewichtsanalyse als vollständig passende Bestimmungsform anerkannt. Durch
                              Zufügung einer überschüssigen Menge von saurem
                              chromsaurem Kali zu einer nicht allzusauren
                              salpetersauren oder essigsauren Bleilösung fällt alles Bleioxyd als neutrales chromsaures Bleioxyd zu Boden. Es setzt sich
                              beim gelinden Erwärmen sehr rasch ab, und läßt sich leicht abfiltriren und
                              auswaschen. Selbst eine kleine Menge Salzsäure schadet nicht, und nur wenn dieselbe
                              in großem Ueberschusse vorhanden ist, wird es nothwendig, nach Zufügung des
                              chromsauren Kalis Ammoniak und dann Essigsäure im Ueberschuß hinzuzusetzen. Selbst
                              schwefelsaures Blei, wenigstens frisch gefälltes, geht bei der Digestion mit saurem
                              chromsaurem Kali fast vollständig in chromsaures Bleioxyd über. Ein Ueberschuß von
                              saurem chromsaurem Kali ist bei sauren Lösungen deßhalb zu vollständiger Fällung
                              nöthig, damit die Säure sich eines Theils des Kalis bemächtige, wobei sich
                              mehrfach-saures chromsaures Kali bildet, das nicht auflösend auf das
                              chromsaure Bleioxyd wirkt.
                           Von den andern Metallen stellt nur das Wismuthoxyd der genauen Bleibestimmung auf
                              diesem Wege ernsthafte Hindernisse in den Weg. Es wird zwar in den analytischen
                              Handbüchern angegeben, daß chromsaures Wismuthoxyd in NO⁵ löslich sey und
                              sich dadurch von dem chromsauren Bleioxyd unterscheide. Dieß ist indessen immer nur
                              cum grano salis zu verstehen. Es ist richtig, daß
                              das Wismuthsalz sich in frisch gefälltem Zustande in starker Salpetersäure zu einem
                              sauren chromsauren Salz auflöst. Diese starke Säure löst aber auch einen kleinen
                              Theil des chromsauren Bleioxydes. Durch Zufügen von Wasser aber, mehr noch durch das nothwendige Zufügen
                              von überschüssigem chromsaurem Kali, wird basisch-chromsaures Wismuthoxyd
                              wieder gefällt, und mischt sich dem chromsauren Blei bei.
                           Ich versuchte auch durch Kali Wismuthoxyd zu fällen, indessen schien es mir, als ob
                              dem Wismuthoxyd auch Bleioxyd anhaftete. Durch Vermischen der salpetersauren Lösung
                              beider Metalloxyde mit essigsaurem Natron und Erwärmen gelang es, den größten Theil
                              des Wismuthoxydes zu entfernen; indessen wurden doch 3 bis 4 Procent desselben
                              später mit dem chromsauren Bleioxyd niedergeschlagen. Das Silberoxyd und
                              Quecksilberoxydul, die ebenfalls in schwacher Salpetersäure unlösliche chromsaure
                              Salze geben, können durch sehr verdünnte Salzsäure entfernt werden, ohne daß dabei
                              Bleioxyd verloren geht. Auch kann man das Hg²O durch Kochen mit NO⁵ in
                              HgO verwandeln, das nicht durch chromsaures Kali gefällt wird. Die andern
                              chromsauren Salze sind sämmtlich in Wasser oder wenigstens in Säuren löslich.
                           Anstatt nun aber das chromsaure Bleioxyd durch ein bei 100° C. getrocknetes
                              Filter abzufiltriren, und Niederschlag und Filter wieder bei dieser Temperatur zu
                              trocknen und zu wägen, ein Verfahren, das allerwenigstens vier Wägungen nöthig
                              macht, filtrire ich durch gewöhnliches Filtrirpapier, und bringe den gut
                              ausgewaschenen Niederschlag sammt Filter mit einer salzsauren Auflösung einer
                              abgewogenen, überschüssigen Menge Eisen zusammen. Statt jedesmal Eisen abzuwägen,
                              kann man auch ein bestimmtes Volumen einer Eisenlösung abmessen, indem man vorher
                              durch eine titrirte Chamäleonlösung die Menge des als FeO vorhandenen Eisens
                              bestimmt hat. Das chromsaure Bleioxyd löst sich bei gelindem Erwärmen vollständig zu
                              Cr²O³ und PbCl auf, indem für je ein 1 Aeq. CrO³ oder PbO, 3
                              Aeq. Fe aus Eisenoxydul in Eisenoxyd übergehen.
                           2 (PbO + CrO³) + 6 FeO = 2 PbO + Cr²O³ + 3 Fe²O³
                              oder CrO³ + 3 FeO = 1/2 (Cr²O³) + 3/2
                              (Fe²O³).
                           Bestimme ich nun durch Zufügung der Chamäleonlösung die Menge des unoxydirt
                              gebliebenen Eisens, so gibt mir die Differenz dieser Größe mit der anfänglich
                              angewendeten Menge Eisen, die Menge des durch die Chromsäure oxydirten Eisens, also
                              auch die Chromsäure, also auch das Bleioxyd.
                           
                              
                                 3 Aeq. Fe : 1 Aeq. PbO
                                 = 84 : 112
                                 
                              
                                 
                                      3
                                    :    4
                                 
                              
                           oder
                           
                              
                                 3 Fe : Pb
                                 = 84 : 104
                                 
                              
                                 
                                    21 :   26.
                                 
                              
                           
                           Das chromsaure Blei wird am besten in einer Porzellanschale gefällt, nachdem man die
                              Flüssigkeit im Wasserbade vorher gelinde erwärmt hat. Auch hier, wie bei dem
                              Kupferoxydul, ist es nicht nothwendig, die letzten, oft hartnäckig anhängenden
                              Spuren des Niederschlags aus der Schale auf das Filter zu bringen, da man letzteres
                              doch zur Behandlung mit dem Eisenchlorür in die Schale wieder zurückbringt. Man thut
                              wohl, dasselbe darin auszubreiten, damit das chromsaure Blei leicht und vollständig
                              mit der Flüssigkeit in Berührung kommt. Auch ist es gut, einen nicht zu kleinen
                              Ueberschuß von Salzsäure zuzufügen. Noch heiß filtrirt man die dunkelgrüne Lösung
                              durch ein geräumiges, mit heißem Wasser angefeuchtetes Filter, was sehr schnell
                              geschieht, wäscht Alles gut aus und verfährt nun ganz, wie oben beim Kupfer
                              angegeben. Trotz der grünen Farbe der Flüssigkeit kann man die Rothfärbung durch das
                              Chamäleon sehr scharf erkennen. Indeß, da doch immer ein kleiner Ueberschuß davon
                              nöthig ist, so wird man gut thun, den letzten zugefügten Tropfen, = 0,1 Kub.
                              Centim., nicht mitzurechnen.
                           
                        
                           III. Schwefelsäurebestimmung.
                           Die Schwefelsäure auf maaßanalytischem Wege zu bestimmen, ist bis jetzt nur von Gay-Lussac versucht worden, der sich einer
                              titrirten Lösung von Chlorbarium zu ihrer Fällung bediente. Es ist aber wegen
                              langsamer Klärung der Flüssigkeit außerordentlich schwierig und langwierig den Punkt
                              zu treffen, wo auf weiteren Zusatz von Chlorbarium kein Niederschlag mehr erfolgt.
                              Die Wichtigkeit einer einfachen, raschen und genauen Bestimmung der Schwefelsäure
                              für die Technik ist, ich erinnere nur an die Sodafabrication, so groß, daß es sehr
                              wünschenswerth erscheint, eine solche Bestimmung aufzufinden.
                           Ich versuchte anfangs die Schwefelsäure dadurch zu bestimmen, daß ich zu ihrer
                              Auflösung eine bekannte überschüssige Menge salpetersaures Bleioxyd zusetzte. Ich
                              glaubte dann durch Zufügen von chromsaurem Kali einen gemengten Niederschlag von
                              schwefelsaurem und chromsaurem Blei erhalten zu können, in dem ich nur die Menge der
                              Chromsäure zu bestimmen hätte, um die Menge des an dieselbe und des an Schwefelsäure
                              gebundenen Bleioxydes durch Rechnung finden zu können. Leider stand dem die
                              Umsetzung des schwefelsauren Bleioxydes mit chromsaurem Kali entgegen.
                           Frisch gefälltes schwefelsaures Bleioxyd ging, wie die Analyse zeigte, durch
                              Digestion mit chromsaurem Kali zu 5/6 in chromsaures Bleioxyd über. Es blieb daher nichts übrig, als
                              das schwefelsaure Bleioxyd durch Filtration zu entfernen, und alsdann die
                              rückständige Menge Bleioxyd auf dem eben angegebenen Wege zu bestimmen. Dazu wäre
                              indessen noch eine Filtration, nämlich die des mit dem chromsauren Bleioxyd
                              erzeugten Eisenchlorids, nöthig gewesen. Um diese zu umgehen, bereitete ich mir eine
                              Auflösung von saurem chromsaurem Kali, von der ein bestimmtes Volumen genau ein
                              gleiches Volumen der salpetersauren Bleilösung fällte.
                           War also schon ein Theil des Bleis durch die Schwefelsäure entfernt worden, so mußte
                              eine äquivalente Menge Chromsäure in dem Filtrat vom chromsauren Blei zurückbleiben,
                              und konnte nun sogleich durch Zufügen des Eisenchlorürs etc. bestimmt werden.
                           Es waren also folgende titrirte Auflösungen nöthig:
                           1) Die Normaleisenlösung. 5,600 Fe im Liter; 0,280 Grm. Fe
                              = 1 Aeq. in 50 Kub. Centim.
                           2) Die Normallösung des KaO + 2 CrO³ (Aeq. 147,8); 4,926 Grm. im Liter; 0,2463
                              Grm. KaO + 2 CrO³ (= 1/6 Aeq.) in 50 Kub. Centim.
                           3) Die Normalbleilösung; 11,056 Grm. PbO + NO⁵ (Aeq. 166) im Liter; 0,5533
                              Grm. (1/3 Aeq.) in 50 Kub. Centim.
                           6 Aeq. FeO + 1 Aeq. KaO + 2 CrO³ = Cr²O³ + 3
                              Fe²O³
                           2 Aeq. PbO + NO⁵ + 1 Aeq. KaO + 2 CrO³ = 2 Aeq. PbO + CrO³.
                           1 Aeq. Fe = 1/6 Aeq. KaO + 2 CrO³ = 1/3 Aeq. PbO + NO⁵ = 1/3 Aeq.
                              SO³ = 0,1333 Grm.
                           Die 50 Kub. Centim. Eisenlösung bedurften zu ihrer vollständigen Oxydation 17,3 Kub.
                              Centim. Chamäleon. Wurden sie partiell durch die freigebliebene Chromsäure oxydirt,
                              so bedurften sie natürlich weniger. Die Differenz der zuletzt gefundenen Zahl mit
                              17,3 ist also äquivalent der freigebliebenen Chromsäure und der Schwefelsäure.
                           Man hat also den Ansatz:
                           17,3 : 17,3 – A = 0,1333 Grm.
                              SO³ : x.
                           Das praktische Verfahren ist sehr einfach. Das
                              schwefelsaure Salz, das natürlich weniger als 0,1333 Grm. SO³ enthalten muß,
                              wurde in Wasser gelöst, schwach mit Salpetersäure angesäuert, und dann mit 50 Kub.
                              Centimet. der Bleilösung versetzt. Das Filtrat von dem niedergefallenen
                              schwefelsauren Bleioxyde wurde schwach erwärmt und mit 50 Kub. Centimet. der Lösung
                              von chromsaurem Kali versetzt, das niedergefallene chromsaure Blei wurde abfiltrirt
                              und ausgewaschen, und das Filtrat endlich mit 50 Kub. Centimet. der Eisenlösung
                              versetzt.
                           
                           Es war nöthig, etwas viel Salzsäure zuzusetzen und schwach zu erwärmen, indem sonst
                              häufig die Reduction der Chromsäure auf dem Stadium der braunen Cr²O³
                              + CrO³ stehen blieb.
                           Durch einfaches Zufügen der Chamäleonlösung wurde die Analyse vollendet.
                           Die Gegenwart der Salzsäure schadete nichts, da die Bleilösung zu verdünnt war, als
                              daß Chlorblei hätte fallen können. Phosphorsäure, Salpetersäure, Essigsäure bieten
                              kein Hinderniß.
                           Von den Basen konnten nur diejenigen störend wirken, die mit Chromsäure einen in
                              NO⁵ unlöslichen Niederschlag geben. Indessen kann man, wie oben gezeigt, AgO,
                              Hg²O und BiO sehr leicht vorher durch Kali beseitigen.
                           Ebenso müßten die reducirend wirkenden Oxyde, wie SnO, FeO vorher durch
                              Oxydationsmittel unschädlich gemacht werden.