| Titel: | Ueber die Heliochromie; von James Campbell. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XXIX., S. 143 | 
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                        XXIX.
                        Ueber die Heliochromie; von James Campbell.
                        Aus dem Cosmos, Revue encyclopedique, Decbr. 1852, Nr.
                              32.
                        Campbell, über die Heliochromie.
                        
                     
                        
                           Der Scientific American enthält eine Zuschrift über die
                              Heliochromie von J. Campbell, welcher seine freie Zeit
                              ganz der Verfolgung des von Ed. Becquerel und Niepce aus Saint-Victor bisher angestrebten Zieles
                              widmet. Wir theilen im Folgenden die Resultate seiner Versuche mit und beginnen mit
                              der Beschreibung seiner Verfahrungsweise, welche mit derjenigen der französischen
                              Physiker fast ganz übereinstimmt.
                           Man bereitet eine Auflösung von Kupferchlorid und Eisenchlorid, indem man 1 Th. von
                              jedem dieser Salze in 3 bis 4 Theilen Wasser zergehen läßt. Die Silberplatte, welche
                              empfindlich gemacht werden soll, befestigt man an den positiven Pol einer Säule,
                              deren negativer Pol in ein Platinblech endigt, welches in das Bad jener Metallsalze
                              taucht. Man taucht gleichzeitig die Silberplatte in dasselbe Bad; die wandelbare
                              Zeit des Eintauchens hängt von der Stärke der Säule ab. Die Farbe der Platte geht
                              schnell vom Grün (der Chloride) in Roth, Lilas und Braun über, und sogar in Schwarz,
                              wenn man die Wirkung zu lange fortsetzt. Man muß die Platte herausnehmen, wenn ihre
                              Farbe lilas oder röthlichbraun geworden ist, vorausgesetzt jedoch, daß die
                              chlorhaltige Schicht dick genug ist, um die Oberfläche des Silbers vollständig zu
                              bedecken; außerdem müßte man sie noch etwas länger im Bad lassen. Mit einer Säule
                              von zwei gewöhnlichen Grove'schen Elementen, welche durch
                              Beseitigung der porösen Gefäße in eine Smee'sche Säule
                              umgewandelt und mit so schwacher Schwefelsäure geladen ist, daß der Wasserstoff sich
                              nur sehr langsam auf dem Platinblech entwickelt, ist die Operation des Ablagerns der
                              Schicht in zwei Minuten beendigt. Die herausgezogene Platte wird dann vollkommen in
                              Regenwasser oder destillirtem Wasser gewaschen, und mit der größten Sorgfalt über
                              einer Weingeistlampe getrocknet. In dem Maaße als ihre Temperatur durch das Erhitzen
                              steigt, geht die Farbe nach und nach durch alle Nüancen zwischen dem Braun und dem
                              Roth; die höchste Empfindlichkeit der Platte entspricht der kirschrothen Nüance. Man
                              darf jedoch ihre Temperatur nicht über 100° Celsius steigern, weil sich sonst
                              die empfindliche Schicht ablösen würde. Alle Operationen können am Tageslicht
                              gemacht werden, wenn man nur die directen Sonnenstrahlen vermeidet; eine gewisse Menge
                              Licht ist sogar zur guten Zubereitung der Platte nöthig; wenn die Zubereitung der
                              Platte eine vollkommene ist, zeigt sich ihre Oberfläche schön roth gefärbt; dieselbe
                              ist zum Theil durchsichtig, aber ohne die Silberfläche unter ihr sehen zu lassen;
                              die Platte kann nun in die camera obscura gebracht
                              werden.
                           Der abzubildende Gegenstand, z.B. eine gemalte Lithographie, muß von dem hellen
                              Sonnenlicht beleuchtet seyn, und die Exposition muß mehr oder weniger lange Zeit
                              dauern, je nach der Intensität des Lichts und dem mehr oder weniger großen Vorwalten
                              der wirksamen Strahlen in der Atmosphäre. Im Allgemeinen sind zwei bis drei Stunden
                              erforderlich, damit die Farben aus der Platte bemerklich werden, und fünf bis sechs
                              Stunden um eine gute Copie zu erhalten. Wenn das Verfahren gut ausgeführt wurde,
                              läßt die Copie des Originals weder hinsichtlich der Form noch hinsichtlich der
                              Farben etwas zu wünschen übrig; sie gleicht vollständig einem Miniaturbikd, aber mit
                              einer viel größeren Zartheit der Details.
                           Wenn man die Platte, bevor man sie in die Camera obscura
                              stellt, in eine schwache Auflösung von Fluornatrium taucht, so wird die Einwirkung
                              des Lichts sehr beschleunigt und die Farben werden bleibend oder fixirt. Es wurden
                              auch andere beschleunigende Mittel versucht, nämlich Chlornatrium und Chlorbrom,
                              Verbindungen von Brom und Fluorwasserstoffsäure, die Chlorchromsäure und das
                              Dreifach-Fluorchrom. Alle beschleunigen sehr die Erzeugung des Bildes,
                              vermindern aber den Glanz der Farben; die Fluorwasserstoffsäure und die
                              Chlorchromsäure sind die besten Agentien. Mit der Fluorwasserstoffsäure gelingen die
                              rothe und die blaue Farbe sehr gut, aber das Braun und Schwarz geht in Roth über.
                              Die Chlorchromsäure (das chromsaure Chromchlorid) ist vorzuziehen, aber die Platte
                              darf nur einige Secunden lang hineingetaucht werden. Es gelang Hrn. Campbell auch sehr gute Bilder in einer Stunde oder in
                              anderthalb Stunden zu erhalten; meistens brauchte er aber drei oder vier Stunden.
                              Wenn die Versuche mißlangen, war die Ursache fast immer, daß er die Zeit der
                              Exposition schlecht berechnet hatte; wenn er so die Platte zur unrechten Zeit
                              herauszog, zeigte sie ein Bild, welches sowohl hinsichtlich der Form als
                              hinsichtlich der Farben sehr genau, aber unvollständig entwickelt war. In diesem
                              Fall kann die Wolke welche die glänzenden Farben verhüllt, bisweilen durch eine
                              alkalische Auflösung beseitigt werden; die Copie ist alsdann gut gebildet. Sehr
                              nützlich wäre eine camera obscura, die mit einem Fenster
                              versehen ist, durch welches man die Entwickelung des Bildes verfolgen könnte.
                           
                           Die so erhaltenen Bilder widerstehen der Wirkung der gewöhnlichen chemischen Agentien
                              und der Wärme sehr gut, aber das unterschwefligsaure Natron löst sie sehr rasch
                              auf.
                           Hr. Campbell brachte einmal ein Bild, welches in dem
                              Augenblick wo es aus der camera obscura kam, unsichtbar
                              oder latent war, mittelst schwefelsauren Eisens und zweifach-chromsauren
                              Kalis zum Vorschein; die Farben waren aber schwächer als diejenigen des Originals.
                              In diesem besondern Fall war als Beschleunigungsmittel die Chlorchromsäure angewandt
                              worden.
                           Es gelang Hrn. Campbell nicht, Farben auf den mit
                              Quecksilberdampf behandelten Platten hervorzubringen, jedoch hat er in dieser
                              Hinsicht nur wenige Versuche angestellt. Er vermuthet, obgleich er es nicht versucht
                              hat, daß man eine oder zwei Farben auf den gewöhnlichen (Daguerre'schen) Bildern
                              hervorbringen kann, wenn man sie nach der Einwirkung der Quecksilberdämpfe und vor
                              dem Fixiren durch Chlorgold, mit chemischen Agentien behandelt. Die Farben wären in
                              diesem Falle vielmehr chemische als heliochromische.
                           Während Hr. Niepce behauptet, daß außer dem Chlor oder den
                              Chloriden keine andere Substanz farbige Bilder geben kann, neigt sich Hr. Campbell zu der Meinung, daß wenn das Problem des
                              augenblicklichen Erzeugens farbiger Lichtbilder eines Tags gelöst wird, das Fluor wo
                              nicht das Hauptagens, doch eines der wichtigsten Agentien dabei seyn wird.
                           Hr. Campbell bemerkt noch, daß sehr häufig die Lichter der
                              Platte leiben, wenn sie zu lange dem Licht exponirt wurde; wenn dieser Fehler sich
                              nicht auf die ganze Platte erstreckt, kann man ihm abhelfen und das Bild mittelst
                              alkalischer Auflösungen (Ammoniak) restauriren. Eine dünne Schicht von farblosem
                              Firniß erhöht den Effect der Farben sehr. Die Bilder, deren Erzeugung durch das
                              Fluornatrium und die Chlorchromsäure beschleunigt worden ist, scheinen fast
                              vollkommen fixirt zu seyn, denn sie verändern sich im gewöhnlichen zerstreuten Licht
                              nicht mehr.Das amerikanische Journal mit diesem Brief des Hrn. Campbell kam nach Paris, bevor noch Hr. Niepce seine letzte AbhandlungAbbandlung über die Heliochromie (polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 295) in der Akademie der
                                    Wissenschaften Vorgelesen hatte.