| Titel: | Ueber eine neue directwirkende Dampfpumpe. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XXXIII., S. 167 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXIII.
                        Ueber eine neue directwirkende
                           Dampfpumpe.
                        Aus dem London Journal of arts, Novbr. 1852, S.
                              367.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Ueber eine directwirkende Dampfpumpe.
                        
                     
                        
                           Diese Dampfpumpe ist eine amerikanische Erfindung, und sie wird sehr häufig zur
                              Kesselspeisung auf Seedampfschiffen angewendet. Sie ist jedoch auch da sehr
                              brauchbar, wo man eine mäßige Wassermenge zu heben hat und wo eine rotirende
                              Bewegung nicht füglich benutzt werden kann. Fig. 13 ist der
                              Längendurchschnitt einer feststehenden derartigen Pumpe, welche auf der Station der
                              großen Nord-Eisenbahn zu King's Cross in London zu dem Zweck angebracht
                              ist, um die Station mit Wasser zu versehen.
                           Die hauptsächlichste Eigenthümlichkeit dieser Maschine besteht darin, daß der Hub des
                              Dampf- und des Pumpen-Kolbens ohne die Anwendung einer Kurbel regulirt
                              wird, so daß die Bewegung des letztem auf der ganzen Länge des Hubes oder Zuges fast
                              gleichförmig ist. Hr. Ericsson (von der Firma der HHrn.
                              Braithwaite) hat bereits vor mehreren Jahren eine
                              durch Dampf bewegte Feuerspritze nach diesem Princip construirt, und Hr. Penn wendete dieselbe Bauart auf Maschinen für Dampfboote
                              an; beide Arten von Maschinen arbeiteten jedoch nicht mit der gehörigen Sanftheit,
                              welcher Nachtheil jedoch von den HHrn. Worthington und
                              Baker, welche auf die vorliegende Pumpe patentirt
                              sind, durch eben so wirksame als einfache Mittel vermieden wurde.
                           a ist der Dampfkolben und b
                              der Pumpenkolben, welche beide an derselben Kolbenstange befestigt sind. Der
                              Pumpenkolben ist doppeltwirkend und arbeitet in einer metallenen Packung c. d, d sind die Saugventile und e, e die Druckventile, deren jedes aus einem Ring von Kautschuk besteht,
                              der sich an einer messingenen Spindel erhebt, oben mit einem Deckel versehen ist und
                              auf eine runde durchbohrte Platte niederfällt. In dem Kolben sind einige Löcher h, h eingebohrt, die den Zweck haben, eine Verbindung
                              zwischen den beiden Enden des Pumpencylinders an beiden Enden des Hubes
                              herzustellen, wodurch das Wasser gewissermaßen eine Elasticität erlangt, da es
                              während des Momentes, wo der Kolben stehen bleibt, aus dessen Höhlung auszuströmen
                              fortfährt. Der Kolben wird dadurch in Stand gesetzt, seine rückgängige Bewegung ohne
                              Stoß zu beginnen.
                           Das Schieberventil i wird durch den Knaggen k bewegt, der an der Kolbenstange befestigt ist und
                              gegen die Verstärkungen l oder m der Schieberstange stößt. Wie die Abbildung zeigt, gelangt Dampf unter
                              den Schieber, da die Bewegung des Schiebers in einer Richtung Dampf für den in
                              entgegengesetzter Richtung sich bewegenden Kolben zulassen muß. n ist ein an der Schieberstange angebrachter Kolben, der
                              als „Dampfbuffer“ zur Vermeidung der Stöße dient. Dieser Kolben
                              bewegt sich in einem Cylinder, der eine kleine Vertiefung in dem Boden hat; der
                              Cylinder wird von dem Schieberkasten aus mittelst einer kleinen Oeffnung im Ende mit
                              Dampf versehen und dieser Dampf wird durch den Kolben n
                              zusammengepreßt, und zwar bei jeder Bewegung des Knaggens k, und bildet einen Buffer oder eine Feder von sehr vollkommener
                              Elasticität. Der zusammengepreßte Dampf entweicht unmittelbar darnach auf die andere
                              Seite des Kolbens n, durch die Vertiefung an der untern Seite des
                              Cylinders; auf diese Weise wird jeder Rückgang des Ventils vermieden. o ist der Windkessel der Steig- oder Druckröhre.
                              Die Saugröhre reicht bis über die Pumpe, wodurch ein gleichförmigeres Zuströmen des
                              Wassers veranlaßt wird. Beim Ingangsetzen der Pumpe wird der Handhebel r mit der Nuß oder Verstärkung l in Bewegung gesetzt, wie die punktirten Linien zeigen, und das Ventil
                              wird während einiger Züge mit der Hand bewegt, um den Dampf zuzulassen, bis die
                              Pumpe im gehörigen Gange ist.
                           Diese Dampfpumpe ist auf der Station von King's Cross seit fünf Monaten zur
                              Zufriedenheit in Gebrauch; die einzige erforderliche Reparatur nahm ungefähr einen
                              Tag in Anspruch. Das Wasser wird 14 Fuß senkrecht angesaugt und anderweitige
                              senkrechte 30 Fuß in die Höhe gedrückt. Die gewöhnliche Geschwindigkeit beträgt 40
                              bis 50 Hube in der Minute; wenn es erforderlich ist, kann man deren Anzahl aber auch
                              ohne Nachtheil verdoppeln. Bemerkenswerth ist das gleichförmige Ausströmen des
                              Wassers, ein Beweis, daß kein Kraftverlust stattfindet, oder richtiger ausgedrückt,
                              daß nie ein Ueberschuß von Kraft vorhanden ist, um eine größere Geschwindigkeit des
                              Wassers zu veranlassen. Der kleine Raum, welchen die Pumpe einnimmt, ist ein
                              Vortheil auf Dampfschiffen.
                           ––––––––––
                           Nachdem diese Beschreibung der Maschine in der Gesellschaft der Mechaniker zu
                              Birmingham vorgelesen war, entstanden einige Discussionen über dieselbe:
                           Hr. Ramsbottom bemerkte, daß er die Pumpe auf der
                              King's-Cross-Station im Betriebe gesehen habe und daß ihr Gang ein
                              guter sey, daß sie nur geringe Erschütterungen veranlasse und eine sehr
                              gleichförmige Wassermenge abliefere. Ein Mangel in ökonomischer Hinsicht sey es
                              aber, daß die Maschine nicht mit Expansion betrieben werden könne, indem eine nach
                              diesem Princip construirte Pumpe den Hub mit vollem Dampfdruck vollenden müsse. Das
                              Ventil, welches zur Steigröhre führe, habe eine sehr einfache Vorrichtung, um die
                              Richtung des aufsteigenden Wassers zu verändern; es habe nämlich dieses Ventil eine
                              doppelte Fläche, so daß es die OeffnungenOeffnangen zu beiden Seiten des Windkessels verschließen könne; die eine Oeffnung
                              führe zu dem Steigrohr, welches das Wasser in das Reservoir ausgießt, die andere
                              Oeffnung führe dagegen zu Spritzenschläuchen, um bei Feuersgefahr benutzt werden zu
                              können; das Ventil könne mittelst einer Schraube, an deren Ende eine Kurbel befindlich, die
                              eine Oeffnung verschließen, während die andere geöffnet bleibt.
                           Hr. Preston bemerkte, daß die von Hrn. Penn construirte directwirkende Dampfpumpe zur Speisung
                              von Kesseln der See-Dampfboote jetzt mit einer Kurbelbewegung versehen worden
                              sey, weil man gefunden habe, daß die Bewegung des Schieberventils durch einen
                              Knaggen zu starke Erschütterungen und Stöße veranlasse.
                           Hr. Ramsbottom entgegnete, daß der Dampfbuffer eine so
                              bedeutende Wirkung zur Auffangung der Stöße zu haben scheine, daß dieselbe auch bei
                              einer großen Geschwindigkeit nicht ausbleiben werde. Ferner werde zwischen den
                              beiden Enden der Pumpe ein solches Gleichgewicht durch die Löcher in dem Kolben
                              hergestellt, daß die Ventile dicht auf ihre Sitze niederfielen, ehe der Hub
                              zurückkehre, und daß daher die Pumpe für die entgegengesetzte Wirkung des Dampfes
                              vorbereitet werde.
                           Hr. Appold warf die Frage auf, wie lange die Liederungen
                              von Kautschuk bei den Pumpen dauern?
                           Hr. Preston antwortete, daß die Kautschuk-Ventile
                              bei den Luftpumpen der Dampfschiffe sehr zweckmäßig seyen. Bei
                              Schrauben-Dampfschiffen, deren Maschinen nur einen kurzen Hub hätten, wende
                              man sie wegen der raschen Bewegung der Ventile stets an, wogegen metallene Ventile
                              unbrauchbar seyen. Ihre Dauer sey nach den Umständen verschieden; man dürfe nur
                              vulcanisirten Platten-Kautschuk anwenden, der einige Monate, vielleicht sogar
                              ein Jahr aushalten könne; dagegen zerfielen Ventile aus mit Kautschuk getränkter
                              Leinwand sehr bald.
                           Hr. Appold bezweifelte, daß vulcanisirter Kautschuk seine
                              Elasticität ein Jahr oder selbst eine kürzere Zeit behalten könne. Er habe vor
                              einigen Jahren Kautschukfedern zum Fensterverschluß angewendet, allein sie seyen
                              schon nach drei bis vier Monaten unbrauchbar geworden. Diesem fügte Hr. Gibbons bei, daß elastische Bänder für Papiere und
                              Bücher, nachdem sie zwei oder drei Jahre gelegen, ihre Elasticität verloren hätten
                              und zerfallen seyen.
                           Hr. Adams warf die Frage auf, ob die Kautschukringe bei
                              den Eisenbahn-Wagenbuffern und die Bänder bei deren Federn dem Verderben
                              unterworfen seyen?
                           Hr. Wright antwortete, daß er die Ringe in den Buffern
                              nach drei bis vier Jahren noch in gutem Zustande getroffen habe; der Kautschuk
                              erleide nur eine Zusammendrückung, sey aber gegen Feuchtigkeit geschützt. Er habe
                              mehrere Hundert Waggons unter seiner Aufsicht gehabt, deren Kautschuk-Buffer
                              und Federn stets gut gewirkt hätten. Dagegen habe er gefunden, daß Kautschukscheiben
                              zwischen gußeisernen Frictions- oder Stoßscheiben dadurch beschädigt worden seyen, daß
                              diese Stoßscheiben zu dünn gegossen waren, deßhalb zerbrachen und die
                              Kautschukscheiben zerschnitten; bei stärkeren schmiedeisernen Stoßscheiben, welche
                              man jetzt anwende, sey dieß aber nicht der Fall.
                           Hr. Preston bemerkte noch, daß bei Pumpen-Ventilen
                              der Kautschuk durch das immerwährende schnelle Biegen und durch die Einwirkung des
                              Wassers einer viel größeren Abnutzung ausgesetzt sey, als bei Buffern und Federn.
                              Einige von den Ventilen seyen anfangs fehlerhaft geworden, weil sie der Quere nach
                              aus einem Kautschukcylinder geschnitten waren, welcher Cylinder auf die Art
                              angefertigt worden war, daß man eine lange Platte aufrollte. Solche Ventile
                              spalteten auf und würden daher wegen der fortwährenden Anstrengung sehr bald
                              schadhaft; jetzt gebrauche er aber bloß solche, die aus einer einzelnen Platte
                              geschnitten seyen und diese hätten eine sehr lange Dauer.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
