| Titel: | Bewegungs-Combination, welche bei verschiedenen Maschinen anwendbar ist; von Hrn. Rennes, Fabrikant in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XXXV., S. 172 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXV.
                        Bewegungs-Combination, welche bei
                           verschiedenen Maschinen anwendbar ist; von Hrn. Rennes, Fabrikant in
                           Paris.
                        Aus Armengaud'sGénie industriel, Octbr. 1852, S.
                              189.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Rennes' Bewegungs-Combination.
                        
                     
                        
                           Dieses System, auf welches Hr. Rennes in Frankreich
                              patentirt ist, hat den Zweck, eine ununterbrochen kreisförmige Bewegung in eine
                              wiederkehrend geradlinige, oder im Gegentheil letztere in erstere zu verwandeln.
                              Dieser Mechanismus ist von sehr einfacher Construction und läßt sich bei sehr vielen
                              Maschinen anwenden. Er besteht aus einer kreisrunden Scheibe, um deren Peripherie
                              ein Seil, eine Kette oder ein Riemen läuft, dessen eines Ende man darauf befestigt,
                              während das andere mit der Stange des zu bewegenden Maschinentheiles verbunden wird.
                              Die Scheibe ist mit einem excentrischen Zapfen versehen, über welchen eine
                              Kurbelstange greift, deren anderes Ende mit einem Kurbelzapfen oder mit dem Angriffszapfen eines
                              Schwungrades verbunden ist, dessen Welle eine ununterbrochene drehende Bewegung
                              erhält.
                           Statt einer Scheibe mit Kehle, welche so mehrere Laufseile aufnimmt, kann man auch
                              ein Zahnrad oder einen doppelten Kreissector anwenden, die in Verzahnungen der
                              Kolbenstangen oder anderer zu bewegender Gegenstände eingreifen.
                           Um diese Bewegungs-Combinationen und ihre Anwendungen auf verschiedene
                              Industriezweige näher zu erläutern, wollen wir einige Beispiele beschreiben.
                           Fig. 17 und
                              18
                              stellen ein doppeltes Butterfaß dar, d.h. einen Apparat,
                              um die Butter zu schlagen, und zwar nach einem Princip eingerichtet, wie es schon
                              seit sehr langer Zeit angewendet wird. Ein solches Butterfaß besteht bekanntlich aus
                              einem einfachen Kolben an einer Stange, die man mit den Händen hebt und
                              niederdrückt, während der in Butter zu verwandelnde Rahm in einem nach oben conisch
                              zulaufenden Fasse befindlich ist.
                           Betrachtet man die Figuren, so erkennt man, daß der Mechanismus, welcher zur Bewegung
                              der Kolbenstangen T dient, aus einer Rolle mit Kehle A besteht, die sich frei um eine festliegende Achse
                              drehen kann, und welche auf ihrer Peripherie die Seile c
                              aufnimmt, deren eines Ende auf der Peripherie der Scheibe befestigt ist. Die andern
                              Enden der Seile sind an den Kolbenstangen T befestigt,
                              an deren unteren Enden die Kolben P sitzen.
                           Mit der Scheibe A ist ein eiserner Zapfen verbunden, über
                              welchen eine platte Kurbelstange E greift, deren anderes
                              Ende ebenfalls über dem Zapfen F an dem Arm des kleinen
                              Schwungrades g liegt. Dieser Zapfen verlängert sich nach
                              außerhalb und bildet einen Kurbelgriff, mit dessen Hülfe man das Schwungrad drehen
                              kann und wodurch man die Kurbelstange in Bewegung setzt.
                           Da die Entfernung vom Mittelpunkt der Scheibe bis zum Angriffszapfen größer ist als
                              der Halbmesser oder die Länge des Kurbelarmes, so begreift man, daß, obgleich der
                              Zapfen F (Fig. 17 und 18) eine ganze
                              Peripherie bei der ihm mitgetheilten Rotationsbewegung beschreibt, der Zapfen an der
                              Scheibe A nur einen Kreisbogen beschreiben kann, dessen
                              Sehne gleich dem Doppelten dieses Halbmessers ist, und es erlangt daher die Scheibe
                              A nur eine wiederkehrend kreisförmige Bewegung.
                           Die Verbindungspunkte der Seile c, c beschreiben bei
                              dieser Bewegung nothwendig ähnliche Kreisbogen, und nöthigen daher die mit ihnen
                              verbundenen Stangen T entweder aufwärts oder abwärts zu
                              gehen.
                           
                           Da diese Stangen durch Löcher in dem Deckel des Butterkastens J gerade geführt werden, so gehen sie auch, sowie ihre Kolben, in gerader
                              Linie; und da sie einander im Verhältniß zu dem Mittelpunkt der Scheibe diametral
                              entgegengesetzt sind, so geht die eine aufwärts, während die andere abwärts geht,
                              und umgekehrt.
                           Indem der Verf. diese Art der Bewegungsveränderung auf die Butterfässer anwendete,
                              hat er auch bei diesen selbst eine Verbesserung veranlaßt. Das Butterfaß J selbst, welches den Rahm oder die Sahne enthält, ist
                              so eingerichtet, daß die Substanzen sehr leicht eingeführt und herausgenommen werden
                              können. Oben ist der Kasten mit einem Deckel K versehen,
                              der um Hespen oder Scharniere beweglich ist und daher leicht aufgehoben werden kann,
                              wenn man es für nöthig hält. Am untern Theile des Kastens ist eine Oeffnung
                              angebracht, welche mit einem Schieber M verschlossen
                              werden kann, und durch welche man die sich von der Butter abscheidende Buttermilch
                              ausfließen läßt. Ein senkrechter Scheider N, welcher mit
                              Löchern durchbohrt ist, theilt den Kasten in zwei Abtheilungen, und in jeder
                              derselben spielt ein Kolben P. Der Butterkasten J kann auch in einen hölzernen oder metallenen Trog
                              gestellt werden, den man im Winter mit warmem Wasser anfüllt, wodurch das Buttern
                              sehr befördert wird. Statt des warmen Wassers könnte man in gewissen Fällen auch
                              Dampf anwenden.
                           In Fig. 19 ist
                              eine andere Anwendung dieses Mechanismus zur Bewegungsverwandlung abgebildet; sie
                              bezieht sich auf das Spiel der Stempel, welche in gewissen Gewerben zum Egrainiren (Enthülsen) oder zum Zerstoßen verschiedener Substanzen angewendet werden.
                           Hinsichtlich der Combination der Bewegung hat dieser Apparat viel Aehnlichkeit mit
                              dem oben beschriebenen Mechanismus, jedoch ist er doppelt, d.h. es werden vier
                              senkrechte Stangen bewegt, auf jeder Seite der Triebwelle zwei. Die obigen Seile c, c' sind hier durch Laufriemen ersetzt, welche eine
                              dem zu hebenden Gewicht entsprechende Breite haben. Sie sind ebenso wie die Seile an
                              der äußern Peripherie der Scheiben A und A' befestigt, die sich um eiserne Achsen drehen. Die
                              wiederkehrend kreisförmige Bewegung wird diesen Scheiben durch Kurbelstangen E, E' mitgetheilt, deren eines Ende über den
                              Angriffszapfen der gekröpften Welle F, das andere aber
                              über die der beiden Scheiben greift.
                           Die gekröpfte Welle trägt ein Zahnrad G, in welches ein
                              Getriebe H greift, welches an der Triebwelle der ganzen
                              Maschine sitzt. Die Bewegung wird derselben mittelst der Triebrolle I, oder auf irgend andere Weise mitgetheilt.
                           
                           Die senkrechten Stangen T, welche ebenfalls wechselsweise
                              eine auf- und niedergehende Bewegung erlangen, fallen nach und nach mit ihren
                              Stempeln P in den runden Trog M nieder, der sich zu gleicher Zeit sehr langsam um sich selbst dreht,
                              damit die darin befindlichen Substanzen fortwährend ihren Platz verändern und der
                              Wirkung der Stempel unterworfen werden. Daher liegt unter dem Fasse eine kreisrunde
                              Eisenschiene und der untere Rand des Fasses ist mit eisernen Rollen versehen, die
                              sich auf derselben bewegen; die sehr langsame Bewegung des Fasses wird durch die
                              senkrechte Welle K hervorgebracht, welche mit irgend
                              einem Räderwerk in Verbindung steht.
                           Man wird leicht einsehen, daß der Stempel-Apparat auf verschiedene Weise
                              eingerichtet werden kann, je nach der Arbeit, die er zu verrichten hat. Das
                              Wesentliche besteht darin, die Bewegung einzurichten, wodurch jeder Stempel steigt
                              oder fällt.
                           Hr. Rennes hat auch andere Anwendungen derselben
                              mechanischen Combination oder Bewegungsverwandlung mit einigen Abweichungen
                              angegeben, die sich bei Pumpen oder Dampfmaschinen benutzen lassen. In diesem Fall
                              findet aber das Entgegengesetzte von den vorhergehenden Beispielen statt, indem es
                              die abwechselnde Bewegung der Kolben ist, die das Zahnrad entweder nach rechts oder
                              nach links dreht, und die wiederkehrend kreisförmige Bewegung des letztern sich
                              alsdann in eine ununterbrochene verwandelt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
