| Titel: | Neue rotirende Dampfmaschine, von Hrn. Mathon zu Tousolre im Nord-Departement. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. L., S. 241 | 
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                        L.
                        Neue rotirende Dampfmaschine, von Hrn. Mathon zu Tousolre
                              im Nord-Departement.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Decbr. 1852, S.
                              335.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Mathon's rotirende Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Diese Maschine, Fig.
                                 22, beruht auf folgendem Princip: Wenn man das eine Ende C einer geraden Linie irgend eine Curve CC'B' durchlaufen läßt, ohne daß diese gerade
                              Linie aufhört durch einen Punkt A zu gehen, so wird das
                              andere Ende B dieser geraden Linie eine Curve BB'C durchlaufen, welche sich in B und in C mit der erstern
                              vereinigt; wir nennen diese Curve die Resultante von CC'B. Damit dieses Princip eine Wirkung hervorbringe, welche in der
                              Dynamik angewendet werden kann, muß diese Curve symmetrisch und kein Halbkreis seyn,
                              indem sonst ihre Resultante einen Kreis mit ihr bilden, und Gleichgewicht zwischen
                              den beiden Theilen der Geraden CAB stattfinden
                              würde; es muß daher diese letztere in A sich verschieben
                              können.
                           Um aus diesem Princip Nutzen zu ziehen, ersetzt der Erfinder der Maschine den Punkt
                              durch eine liegende Welle A und die gerade Linie durch
                              einen Schutz oder Schieber C', O,
                                 B', O, der mit einem Schlitz versehen ist,
                              durch welchen die Welle A ohne Reibung geht. Dieser
                              Schutz ist mit zwei Pfannen P und P' versehen, und gleitet in einem andern Schlitz, der in einem Cylinder
                              D, M angebracht ist und auf einer Garnitur E sich reibt, um die Verbindung zwischen dem durch F einströmenden und durch F'
                              ausströmenden Dampf zu verhindern. Wenn nun C' nach C geführt worden ist, so gelangt B' nach B und die Welle A wird sich in der Mitte der Linie BAC
                              befinden. Läßt man nun Dampf durch F einströmen, so wird
                              derselbe auf den Theil D, C des Schutzes einwirken,
                              letzterer wird an Oberfläche bis C' zunehmen, von wo ab
                              er bis B abzunehmen beginnen wird. Alsdann wird der
                              Punkt B' von B aus sich in
                              C befinden und seinerseits dieselbe Bewegung machen
                              und so fort, bis man das Einströmen des Dampfes unterbricht. Der Schutz führt bei
                              dieser Bewegung den Cylinder D, M mit sich, welcher die
                              Welle A dreht und auf diese Weise eine bewegende Kraft
                              ausübt.
                           Wir wollen jetzt die einzelnen Theile der Maschine beschreiben.
                           1) Der Cylinder oder die Triebbüchse von Gußeisen H ist
                              mit zwei Rändern G versehen, um die ebenfalls
                              gußeisernen, mit Stopfbüchsen versehenen Böden befestigen zu können, in denen sich
                              die Welle A bewegt. Dieser Cylinder ist ferner mit zwei
                              Röhren F und F' versehen,
                              die zum Ein- und Ausströmen des Dampfes dienen. Diese Röhren laufen in zwei
                              Erweiterungen K, K des Cylinders aus, welche den Zweck
                              haben, daß der Dampf bis zu den Enden des Schutzes wirken und auch mit Leichtigkeit
                              ausströmen kann; diese Erweiterungen nehmen den ganzen Raum zwischen den Führern L, L ein. In dem Zwischenraum CEB befinden sich zwei Führer L, L, welche die resultirende Curve von CC'B bilden, welche die Pfannen P, P' leiten muß, die nur auf diesen Führern von B bis C reiben, ausgenommen
                              wenn sie über die Liederung E gehen, weil der Cylinder
                              D, M in diesem Augenblick nicht auf diese Liederung
                              reibt. In unserer Figur ist die Resultante nicht ganz genau dargestellt, wegen der
                              schiefen Stellung der Pfanne im Verhältniß zum Schutz. Dieser Umstand ist aber ein
                              glücklicher, denn er gestattete diese Resultante durch zwei Kreisbogen darzustellen,
                              welche durch eine gerade Linie verbunden sind, so daß sie leicht zu construiren
                              ist.
                           2) Der gußeiserne Cylinder D, M reibt auf die Liederung
                              E; seine Böden umfassen die Welle A und reiben nur auf einem Theil ihrer Oberfläche gegen
                              die Böden der Triebbüchse; außerdem reibt er auf den Schutz in M, M und ist mit zwei Liederungen E', E'' versehen, um Dampfentweichungen zu
                              verhindern.
                           3) Der gußeiserne Rahmen C', O, B'O, welcher die Impulsion des
                              Dampfes aufnimmt, gleitet mit Reibung in dem Schlitze des Cylinders D, M und ist selbst mit einem Schlitz versehen, durch
                              welchen die Welle A ohne Reibung geht. Er ist mit zwei
                              Pfannen P und P' versehen,
                              die aus Gußeisen oder Bronze bestehen und die Liederungen in Q aufnehmen; sie sind auf Theilen des Cylinders angebracht, den sie auf
                              5/8 umfassen, und bewegen sich stets in einer Richtung, die senkrecht auf dem
                              Halbmesser steht, wie es die punktirten Linien NC
                              und NB andeuten. In dem Schutz sind Einschnitte
                              vorhanden, um die Pfannen in die Richtung BAC
                              bringen zu können. Der Schutz ist auf beiden Seiten bei O mit Liederungen versehen, und diese reiben auf dem Boden der Triebbüchse H und des Cylinders D, M.
                              Die Kanten des Schutzes sind abgeschrägt, damit sie durch das Spiel der Liederungen
                              keine Dampfverluste veranlassen. Endlich reibt der Schutz nicht gegen den Boden I, von der Linie BAC
                              bis B, da die Reibung des Cylinders D, M hinreicht, um jeden Dampfverlust zu vermeiden.
                           4) Die schmiedeiserne Welle, welche am Boden des Cylinders D,
                                 M befestigt ist, geht ohne Reibung durch den Schlitz des Schutzes und dreht
                              sich außerdem in der Stopfbüchse. Man könnte den Schutz auch massiv machen, die
                              Welle A weglassen und den Cylinder D, M statt derselben anwenden.
                           5) Die besten Liederungen bestehen: a) aus Federn, die
                              sich auf den Boden der Vertiefung stützen, welche die Liederung aufnimmt; b) aus zwei Stücken Metall, zwischen welchen man Hanf
                              oder besser noch Kork anbringt, und wobei sich das stärkste Metallstück auf der
                              Seite der Reibung befindet; das Ganze wird auf die Federn gelegt.
                           Wir wollen einen Schutz von 15 Centimetern (6 Zoll) Höhe und 15 Centimet. Breite
                              annehmen.
                           Man sieht aus dem Vorhergehenden, daß die Reibung sich auf Folgendes reducirt:
                           1) Auf die Reibung des Cylinders D, M auf die Liederung
                              E und auf einen Theil der Böden, in welchen sie
                              eingelassen ist.
                           2) Auf die Reibung einer der Liederungen P des Schutzes
                              auf die Böden und auf diejenigen des Cylinders D, M, und
                              auf das Gleiten seiner Flächen in M und in E'E''.
                           3) Auf die Reibung der Pfannen P auf die Theile des
                              Cylinders C' und B' und der
                              Welle in der Stopfbüchse, welche Reibungen ziemlich gleich denen des Kolbens und der
                              Kolbenstange eines Cylinders von 11 Centimet. Durchmesser und 20 Centimet. Lauf
                              sind, der also ein geringeres Volum erzeugt als der Schutz.
                           Sey es nun, weil der Schutz in der Richtung des Drehens der Triebbüchse läuft, oder
                              weil die Bewegung nicht denselben Widerstand erleidet wie der Kolben an jedem Ende
                              des Cylinders, so bedarf man 1/10 Kraft weniger, um einen vollständigen Umlauf zu
                              machen, als bei zwei Kolbenläufen. Die Reibung bei einer gewöhnlichen Dampfmaschine
                              beschränkt sich aber nicht auf den Kolben und auf seine Stange, sondern es kommt
                              dazu das Spiel der Geradeführung, die Zapfen des Balanciers und der Kurbelstange,
                              die Kurbelwarze, die Schwungradwelle, das Excentricum, die Schieber und die
                              Schieberstange, endlich noch der Widerstand des Schwungrades in der Luft, welcher
                              jedoch in einigen Fällen auch bei den vorliegenden Maschinen stattfinden kann, wo dann eine größere Reibung
                              eintritt.
                           Vergleichen wir nun die rotirende Dampfmaschine mit einer gewöhnlichen Maschine ohne
                              Balancier, so wird die Vergleichung für erstere noch weit günstiger ausfallen, da
                              die letzteren Maschinen in den Stopfbüchsen, in den Führungen und sogar am Kolben
                              wegen ihrer Kurbelstange eine so starke Reibung erleiden, daß sich die Stangen in
                              kurzer Zeit biegen, die Führungen aus der Lage kommen und Dampfverlust stattfindet.
                              Außerdem haben letztere Maschinen die Reibung des Schwungrades, der Zapfen, der
                              Kurbelstange, der Kurbel, des Excentricums und der Schieber.
                           Die geradlinigen Maschinen haben überdieß noch folgende Nachtheile:
                           1) Die todten Punkte, welche die Veranlassung sind, daß bei Dampfschiffen und bei
                              Locomotiven zwei Maschinen mit einander verbunden werden müssen. Bei den
                              Rotationsmaschinen findet kein Trägheitsmoment statt; die Oberfläche des Schutzes
                              ist zwar in der Stellung BAC geringer, allein sie
                              beträgt noch 3,7 × 15; übrigens strebt die erlangte Bewegung den Gang zu
                              reguliren.
                           2) Ein Kolben, welcher stets in umgekehrtem Sinne geht, zerstört seine Liederung und
                              kann nicht so geschwind betrieben werden, wie der Schutz; da der Cylinder ausgebohrt
                              ist, so hat der Kolben während seines Laufs stets mit den Riefen zu kämpfen, welche,
                              wenn sie auch kaum bemerkbar sind, dennoch existiren, hauptsächlich bei neuen
                              Maschinen.
                           3) Wenn durch irgend eine Beschädigung ein Schieber zu functioniren aufhört, so kann
                              der Dampf nicht ausströmen, und wenn alsdann auch die Sicherheitsventile nicht im
                              gehörigen Stand sind oder der Wasserstand gesunken ist, so kann leicht eine
                              Explosion veranlaßt werden. Wenn dagegen bei den Rotationsmaschinen irgend eine
                              Beschädigung entsteht, so ist der dadurch veranlaßte größte Unfall der, daß der
                              Dampf von der Ein- zur Ausströmungsöffnung geht und dann die Maschine
                              stillsteht.
                           4) Die zusammengesetzte Einrichtung der gewöhnlichen Maschinen hat außer ihrer
                              leichten Beschädigung noch den Nachtheil, sehr theuer zu seyn, während bei
                              Beschädigungen auch die Sicherheit der Maschine benachtheiligt wird. Sie verbrauchen
                              außerdem auch soviel Kraft durch Reibung, daß man Dampfschiffe schon stehen bleiben
                              sah, weil die Excentriken zu scharf angezogen waren.
                           Bei meinem System, bemerkt der Erfinder schließlich, sind die Liederungen fest,
                              kommen nicht leicht in Unordnung; man kann ohne Verwickelung vor- und rückwärts gehen.
                              Die Maschine ist leicht, unschwer zu unterhalten und da ihre Construction keine
                              Schwierigkeiten hat, so kostet sie auch wenig.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
