| Titel: | Ueber die Benutzung der Hohofengase und über das Aufgeben der Schmelzmaterialien in die Hohöfen; von Sam. H. Blackwell zu Dudley. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LVII., S. 261 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Benutzung der Hohofengase und über das
                           Aufgeben der Schmelzmaterialien in die Hohöfen; von Sam. H. Blackwell zu
                           Dudley.
                        Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal, Januar
                              1853, S. 17.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Blackwell, über die Benutzung der Hohofengase.
                        
                     
                        
                           Die Benutzung der aus der Gicht der Hohöfen entweichenden brennbaren GaseWir verweisen hinsichtlich dieses Gegenstandes auf die Abhandlungen von
                                    Montefiore Levi im polytechn. Journal Bd. CXVI S. 363 und 368.A. d. Red. ist schon seit längerer Zeit auf vielen Eisenwerken des Festlandes
                              eingeführt. Die hohen Preise der Brennmaterialien sowie die größere Aufmerksamkeit,
                              welche der wissenschaftlichen Kenntniß der wichtigsten Hüttenprocesse gewidmet wird,
                              haben die Verwendung der Hohofengase in Deutschland und Frankreich weit früher, als
                              es in England geschah, veranlaßt. Auch in den Vereinigten Staaten, besonders in
                              Pennsylvanien, hat man schon seit Jahren das Beispiel des europäischen Festlandes
                              befolgt. Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist der, einige von den Ursachen
                              darzulegen, welche die allgemeinere Benutzung der Gichtgase in den großen
                              Eisenwerken Englands verzögert haben, sowie um die Aufmerksamkeit auf einige der
                              besten Vorrichtungen zu lenken, welche zum Auffangen der Gase und zum Aufgeben der
                              Schmelzmaterialien dienen.
                           Die ersten Versuche zur Benutzung der Gichtgase in England wurden zu
                              Ystal-y-Fera in Südwales gemacht, und es nahm Hr. Budd ein Patent auf die dazu erforderlichen
                              Apparate.Man sehe seine Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXIII S. 208.A. d. Red. In dem Augenblick, in welchem die Gase aus der Gichtöffnung entweichen und
                              sich mit der atmosphärischen Luft verbinden, erfolgt ihre Entzündung und dann muß
                              die Flamme sofort benutzt werden, indem man sie auf die zu erhitzenden Flächen
                              einwirken läßt, weil sonst ihre Heizkraft verschwindet und verloren geht. Bei den
                              Versuchen, die Gichtflammen zu benutzen, mußten daher die
                              Kessel oder die Röhren, deren Feuerung oder Erhitzung man bezweckte, in der
                              unmittelbaren Nähe der Gichtöffnung angebracht werden. Auf vielen Werken war dieß
                              sehr schwierig und nur bei wenigen war es nicht mit wesentlichen Unbequemlichkeiten
                              verbunden. Selbst da wo die Vorrichtungen gut anzubringen waren, wirkte aber die
                              Flamme immer sehr stark auf den Canal, durch welchen sie aus der Gicht entwich, und
                              erschöpfte sich im Verhältniß der Länge dieses Canals und seines
                              Absorptionsvermögens, ehe sie noch dahin gelangte, wo sie eigentlich erforderlich
                              war. Diese Schwierigkeit führte zu einer solchen Veränderung der Vorrichtungen, daß
                              statt der Flamme die Gase
                              selbst, ehe sie sich mit Luft vermischt und entzündet haben, aus der Gicht
                              abgeleitet werden konnten.
                           Dieß wurde durch die in Fig. 13 dargestellte
                              Einrichtung bewirkt. Ein Cylinder A von Gußeisen oder
                              starkem Eisenblech, der bis zu dem unteren Rande der Röhre B, durch welche die Gase ausströmten, hinabreichte, wurde in die Gicht
                              eingehängt, indem sein breiter Rand auf ihrem Rande auflag. Da sich der Durchmesser
                              des Hohofenschachtes von der Gicht ab vergrößert, so entstand zwischen dem
                              Schachtfutter und dem Cylinder ein offener Raum C, C,
                              welcher einen Behälter für das Gas bildete, und da der Cylinder stets mit
                              Schmelzmaterialien angefüllt war, so konnte auch keine atmosphärische Luft
                              eindringen.
                           Diese Einrichtung entsprach dem Zweck vollkommen, insofern dadurch die Gase, ohne
                              entzündet zu seyn, aufgefangen wurden; und obgleich dieselben mit einer hohen
                              Temperatur aus dem Ofen ausströmten, so hatte sich doch der Wärmeverlust in den
                              Canälen sehr vermindert, indem er sich auf die Strahlung der heißen aber nicht
                              entzündeten Gase beschränkte. So weit die Gase auch geleitet werden mochten, so
                              blieb doch ihre chemische Zusammensetzung dieselbe und die atmosphärische Luft
                              konnte sich erst dort mit ihnen vermischen, wo sie verbrennen und als Brennmaterial
                              wirken sollten.
                           Jede Schwierigkeit des Anbringens der Röhren zum Erhitzen der Gebläseluft, oder zur
                              Feuerung der Dampfkessel war gehoben, allein es blieben zwei Quellen von Nachtheilen
                              zurück. Erstens war ein sehr starker Zug erforderlich, der nur durch eine
                              hinlänglich hohe Esse erreicht werden konnte, um die Gase mit Regelmäßigkeit
                              emporzuziehen; zweitens war die Menge der Gase, welche man unter den günstigsten
                              Umständen aus dem Hohofen emporziehen konnte, nur ein geringer Theil von dem ganzen
                              Volum derselben, welches im Ofen erzeugt worden war, indem der größere Theil aus dem
                              offenen Cylinder entwich.
                           Wo eine stark ziehende Esse zur Hand und wo die Benutzung des ganzen Quantums
                              erzeugten Gases nicht erforderlich war, da genügte die in Fig. 13 dargestellte
                              Einrichtung in vielen Fällen. Auf andern Werken war dieß dagegen nicht der Fall; so
                              konnte man auf einigen den Hohofen durchaus nicht in einem guten Betriebe erhalten, sobald
                              die Gichtgase abgeleitet wurden; es fand nämlich vor den Formen ein starkes
                              Aufwallen statt, begleitet von häufigem Kippen und Rutschen der Gichten, so daß der
                              Gang fortwährend unregelmäßig war. Die Production verminderte sich und man mußte
                              endlich die Benutzung der Gase wieder aufgeben, da sie mehr Nachtheile als Vortheile
                              darbot.
                           In Süd-Staffordshire war dieß weit mehr der Fall als in Wales, weßhalb in
                              jener Provinz nach mehreren Versuchen, die sämmtlich gleiche Resultate gaben, die
                              Benutzung der Gichtgase gänzlich aufgegeben wurde. Es war schwer, die Ursache dieser
                              großen Unregelmäßigkeit in den Resultaten zu ermitteln, jetzt weiß man dieselbe aber
                              genau.
                           Im Jahre 1849 wurden dem Verfasser dieses Aussatzes zwei Hohöfen in Derbyshire zur
                              Leitung übergeben, bei denen man die Gichtgase auffing, um damit die Luftapparate zu
                              erhitzen. Der Betrieb der Hohöfen war, so lange man sie im Gaargange erhalten
                              konnte, sehr gut, allein es war dieß nicht immer möglich. Der Grund davon war
                              folgender: die Oeffnungen zum Auffangen der Gichtgase lagen so nahe an der
                              Gichtöffnung, daß wenn der Wind gewisse Richtungen hatte, die Gase nicht regelmäßig
                              ausströmten, oder wenn dieß auch in gehöriger Menge geschah, sie so mit
                              atmosphärischer Luft vermischt waren, daß sie in den Canälen verbrannten und große
                              Nachtheile veranlaßten, indem nun der Gebläsewind minder stark erwärmt wurde, die
                              Temperatur im Ofen auch sank und der Gaargang nachließ.
                           Der Verfasser suchte diese Nachtheile dadurch zu vermeiden, daß er in der Gicht einen
                              blechernen Cylinder, wie in Fig. 13, anbrachte. Die
                              Gichten waren nicht weit und gestatteten nur Cylinder von 4 1/2 und 6 Fuß
                              Durchmesser. Die dadurch erlangte Wirkung war insofern genügend, als man auf diese
                              Weise ein regelmäßiges Ausströmen von entzündetem Gas erlangte; allein in dem
                              Hohofen mit dem 4 1/2füßigen Cylinder begann ein Kippen und Rücken der Gichte, vor
                              den Formen im Herde war es sehr unruhig und die wöchentliche Production verminderte
                              sich. Nach zweiwöchentlichen Versuchen wurde der Cylinder herausgenommen und es
                              wurden andere Mittel ergriffen, um die Entzündung der Gase zu verhindern, worauf der
                              Ofen wiederum in regelmäßigen Betrieb kam. Der Hohofen, in welchem der 6füßige
                              Cylinder angebracht worden war, hatte einen weit bessern Gang, doch keinen völlig
                              genügenden, und als daher der Cylinder verbrannt war, traf man ähnliche
                              Einrichtungen, wie bei dem andern Ofen. Es ist nicht nöthig auf dieselben näher
                              einzugehen, weil weiter unten ähnliche, aber durch weitere Erfahrungen verbesserte
                              Vorrichtungen beschrieben werden; im Wesentlichen war die Einrichtung von der in Fig. 18 dargestellten
                              nicht verschieden. Beide Hohöfen sind seitdem in einem guten Betriebe gewesen und
                              die aufgefangenen Gase genügen, um den Gebläsewind gehörig zu erhitzen, so daß dazu
                              keine besondere Feuerung mit Staubkohlen mehr erforderlich war.
                           Aus diesem Versuche, sowie aus ähnlichen, auf andern Werken erlangten Resultaten,
                              geht hervor, daß die Betriebs-Unregelmäßigkeiten nicht bloß durch das
                              Ableiten der Gase veranlaßt wurden, und sie konnten bloß noch einer andern Ursache
                              zugeschrieben werden, nämlich der Verengung der Gichtöffnung; es entstand daher die
                              Frage, auf welche Weise diese wirkte? Die erste Vermuthung, welche sich natürlich
                              darbot, war die, daß die hervorgebrachte Wirkung von dem verminderten Querschnitt
                              der Oeffnung herrührte, durch welche die in dem Ofen entstandenen Gase aufsteigen
                              mußten, wodurch dem freien Durchströmen der Gebläseluft größere Hindernisse
                              entgegengestellt wurden. Man fand jedoch bald, daß diese Erklärung unhaltbar
                              sey.
                           Die Ersparniß, welche auf einigen Waleser Werken durch die Benutzung desjenigen
                              Antheils der Gase erzielt wurde, die man mittelst der dort angewandten Cylinder
                              auffangen konnte, erregte den Wunsch, das ganze Gasquantum verwendbar zu machen,
                              indem man die Gichtöffnung gänzlich verschließt, so daß nichts von den Gasen in die
                              freie Luft entweichen kann.
                           Dieß wurde zuerst in der Waleser Hütte Cwn Celyn
                              Das gälische w wird wie u ausgesprochen.A. d. Red. ausgeführt. Die angewendete Vorrichtung ist in Fig. 14 dargestellt. Zwei
                              gußeiserne Balken A, A (von denen jedoch nur einer in
                              dem Durchschnitt zu sehen ist), sind etwa 7 Fuß unter der Gicht, quer durch den
                              Ofenschacht gelegt. Auf denselben ruht ein gußeiserner Kegel B, dessen Basis nicht so groß ist als die Gicht weit. Ein etwa 3 1/2 Fuß
                              hoher Cylinder ist mittelst eines Randes in die Gicht eingehängt, und ein zweiter,
                              etwa eben so hoher D, ruht auf dem Kegel; er ist weiter
                              als der erste Cylinder und kann mittelst zweier eiserner Stäbe und daran befestigter
                              Ketten, welche durch Löcher in dem Rande des obern Cylinders gehen, gehoben werden.
                              E ist die Röhre zum Ableiten der Gase. Wenn der
                              untere Cylinder auf dem Kegel aufliegt, wie die Figur zeigt, so ist die Gicht
                              gänzlich verschlossen und der innere Raum der Cylinder kann mit der Erz- oder
                              Kohlengicht angefüllt werden. Wird nun der untere Cylinder gehoben, so fallen die
                              Schmelzmaterialien
                              rings um die Basis des Kegels in den Ofen, und wenn alsdann der Cylinder
                              herabgelassen wird, so ist die Gicht wiederum verschlossen. Bei einer solchen
                              Einrichtung kann man alle Gase benutzen und erlangt eine größere Hitze für den
                              Luftwärmeapparat.
                           Eine andere Vorrichtung, welche denselben Zweck erfüllt, wurde etwas später in der
                              Ebbw Vale-Hütte in Wales angewendet; sie ist
                              in Fig. 15
                              abgebildet. Ein abgestumpfter Kegel A ist umgekehrt,
                              mittelst eines Randes, der auf dem Gichtrande ruht, in die Gicht eingehängt. Das
                              abgestumpfte Ende ist durch einen andern Kegel B
                              verschlossen, dessen Scheitel durch das abgestumpfte Ende des oberen Kegels A in die Höhe steigt und ihn verschließt. Der untere,
                              den Verschluß bewirkende Kegel hängt an einer Kette, die an einem Balancier mit
                              Gegengewicht hängt, so daß er nach Belieben gehoben und niedergelassen werden kann;
                              C ist die Röhre, durch welche die Gase abgeleitet
                              werden. Wird der untere Kegel gehoben, so ist die Ofengicht geschlossen; es werden
                              nun die Kohlen- oder Erzgichten mittelst der Gichtwagen darin eingefüllt und
                              er wird alsdann niedergelassen, worauf die Materialien rings herum in den Ofen
                              fallen. Dieser Gichtverschluß ist auf mehreren Werken der Ebbw Vale-Compagnie angebracht und man ist mit ihm sehr zufrieden.
                              Sowohl dort als auf den Cwn Celyn-Werken sind die
                              Hohöfen mit den verschlossenen Gichten in sehr gutem Betriebe und produciren ein
                              eben so gutes, wo nicht besseres, und eben so viel Roheisen als die mit offener
                              Gicht. Der Querschnitt der Oeffnung, durch welche die Gase abgeleitet werden, ist in
                              einigen Fällen kaum so groß, als derjenige einer dreifüßigen Röhre und viel geringer
                              als derjenige des kleinsten Cylinders, welche so ungünstige Resultate veranlaßten.
                              Folglich konnte die nachtheilige Wirkung dieser Cylinder weder von der geringern
                              Ausströmungsöffnung für die Gase, noch daher rühren, daß der Gebläsewind nicht
                              gehörig durch den Ofen konnte. Die Wirkung der Cylinder konnte bloß darin bestehen,
                              daß die Schmelzmaterialien zu sehr gegen den mittleren Theil des Hohofens
                              niederfielen, welches, wie anderweitige Erfahrungen gezeigt haben, einen
                              nachtheiligen Einfluß auf den Betrieb hat.
                           Durch die Kegel werden hingegen die in die verschlossenen Oefen gegebenen
                              Schmelzmaterialien ringsum an den Schachtwänden verbreitet und zwar ganz so wie es
                              bei offenen Oefen mit weiten Gichten geschieht. Es ist daher einleuchtend, daß in
                              Wales die Cylinder nicht solche Nachtheile auf den Betrieb äußern konnten, wie in
                              Staffordshire, weil die Hohöfen der erstem Provinz weitere Gichten haben als die der
                              letztern, so daß dort Cylinder von 8 bis 10 Fuß Weite angewendet werden konnten,
                              während in Staffordshire nur weit engere benutzt werden konnten.
                           
                           Die Art und Weise des Aufgebens der Schmelzmaterialien auf die Hohöfen ist eine sehr
                              wichtige Sache, welche einen bedeutenden Einfluß auf den Betrieb hat, bis jetzt aber
                              wenig beachtet wurde.
                           Es ist beim Hohofenbetrieb schon seit langer Zeit als allgemeiner Grundsatz
                              angenommen worden, daß weite Gichten einen günstigen Einfluß, besonders auf die
                              Größe der Production haben, nicht allein bei den Kohks-, sondern auch bei den
                              Holzkohlenhohöfen, daher bei den Hohöfen des Harzes, die bekanntlich nur mit
                              Holzkohlen betrieben werden, schön vor 40 Jahren weite Gichten gebräuchlich waren.
                              Auch in Steiermark wendet man jetzt weitere Gichten an; man gibt dort auch die
                              Kohlengichten mehr in der Mitte und die Erzgichten mehr ringsum an den Seiten auf;
                              durch diese Mittel hat man die Production sehr erhöht.
                           Der Grund der bessern Wirkung der weiten Gichten war früher nicht genau bekannt und
                              erst die Benutzung der Gichtgase führte zu einer genügenden Erklärung.
                           Vor einigen Monaten wurde dem Verfasser der Betrieb von einem der Hohöfen der
                              Bilston-Hütte in Staffordshire übertragen, welcher mit einem Cylinder und mit
                              andern Einrichtungen zum Auffangen der Gase versehen war. Obgleich er überzeugt war,
                              daß der Cylinder auf den Betrieb einen schlechten Einfluß haben müsse, so begann er
                              den Betrieb doch, weil er den Hohofen zugestellt und zum Anblasen bereit fand und
                              weil der Cylinder 6 Fuß im Durchmesser hatte. Der erwartete Erfolg blieb nicht aus,
                              denn es fand ein stetes Rücken und Kippen der Gichten und ein Aufwallen vor der Form
                              statt. Die Esse war nicht hoch genug, um ein kräftiges Abziehen der Gase bewirken zu
                              können und der Verfasser ließ daher eine ähnliche Einrichtung wie die in Ebbw Vale vorhandene machen, welche Fig. 16 zeigt. Es gab
                              dieß sofort ein gutes Resultat, der Betrieb wurde regelmäßig, allein das Roheisen
                              blieb weiß, selbst als man den Erzsatz verminderte und eine gute Schlacke erhielt.
                              Es war klar, daß eine weitere Verminderung des Erzsatzes das verlangte Resultat
                              nicht geben würde. Offenbar war das weiße Roheisen eine Folge, der verschlossenen
                              Gicht. Man brachte eine 9 Zoll weite Röhre in der Gicht an, jedoch ohne Erfolg, und
                              nur ein geringer wurde mittelst einer weiteren Röhre erlangt.
                           Da die Production von grauem Roheisen nothwendig war, so beschloß man nun, die
                              Benutzung der Gase lieber ganz aufzugeben, als fortzufahren weißes Eisen zu blasen.
                              Das Ventil A auf der Haupt-Gasröhre B, sowie der Deckel E auf
                              der Gasröhre C, C wurden nun geöffnet und man erlangte
                              sogleich ein anderes Resultat. Das Eisen wurde grau und der Betrieb regelmäßig. Das weiße
                              Eisen war offenbar eine Folge des Drucks, welcher durch die verschlossene Gicht
                              veranlaßt wurde. Der Ofen war so empfindlich für die geringste Beschränkung des
                              freien Abzuges der Gase, daß schon ein starker Wind, der in die offene Röhre drang,
                              durch welche die Gase gewöhnlich ausströmten, die Bildung von weißem Roheisen
                              veranlaßte.
                           In Wales, wo man die verschlossenen Gichten mit Erfolg anwendet, betreibt man viele
                              Oefen auf weißes, zu verfrischendes Roheisen, und daher ist die Tendenz der
                              verschlossenen Gichten, diese Qualität zu erzeugen, nicht unvortheilhaft. In manchen
                              Fällen sind jedoch gegen ihre Anwendung wesentliche Einwürfe zu machen; außerdem
                              würden geschlossene Gichten allgemein eingeführt werden, da sie die Nothwendigkeit
                              hoher Essen beseitigen und die Benutzung aller Gase gestatten.
                           Daß an der Tendenz zum Rohgang oder zur Erzeugung weißen Eisens nicht bloß die
                              Ableitung der Gase aus dem Ofen schuld war, beweisen klar die Resultate der
                              schottischen Hohöfen, bei denen diese Ableitung ohne Anwendung geschlossener Gichten
                              bewirkt wird. Zu Dundyvan hat man auf diesen Punkt besonders eine große
                              Aufmerksamkeit gerichtet, und die Resultate haben gezeigt, daß die Oefen, von denen
                              die Gase abgeleitet werden, mit gleicher Regelmäßigkeit arbeiten und mit gleicher
                              Leichtigkeit graues Roheisen produciren, wie diejenigen, welchen man die Gase nicht
                              entzieht, und es würde leicht seyn, noch andere Beispiele anzuführen, die dasselbe
                              Resultat liefern.Wir verweisen auf die Hohöfen der Coltneß-Hütte in Schottland, von
                                    denen die Gase auf ähnliche Weise abgeleitet werden, um sie zum Erzrösten zu
                                    benutzen; siehe S. 116 in diesem Bande des polytechn. Journals.A. d. Red.
                              
                           Die Art und Weise, wie die Gase zu Dundyvan aufgefangen werden, ist in Fig. 17
                              dargestellt. Der Hohofen ist 42 (engl.) Fuß hoch und hat in der Mitte 12 Fuß
                              Durchmesser. In einer Höhe von 12 Fuß vom Boden beginnt er sich zu verengen, um die
                              Rast und das Gestell zu bilden, welches letztere unten am Boden, oder im Herde 7 Fuß
                              weit ist. In acht Fuß Entfernung von der Gicht, welche acht Fuß weit ist, fängt die
                              Verengung auch an, so daß der Ofen auf 22 Fuß eine cylindrische Form hat. Unter dem
                              sich nach der Gicht zu verengenden Theil sind acht Oeffnungen A, A, A, von 4 Fuß Höhe und 1 1/2 Fuß Weite, gleich weit von einander
                              entfernt, angebracht. Dieselben führen zu einem ringförmigen Raum B, B, welcher rings um den Ofen und bis zum Gichtplateau
                              geht, woselbst er
                              durch die eisernen Platten geschlossen ist, womit dieselbe belegt ist. Die Röhre C, mittelst welcher die Hohofengase abgeführt werden,
                              ist nahe am oberen Ende des ringförmigen Raumes angebracht. Hin und wieder sind die
                              Eingänge zu den Canälen mit einem blechernen Cylinder bedeckt, der 10 Fuß weit ist
                              und auf einem Rande ruht und 5 bis 6 Fuß unter dem Gichtrand hinabreicht, so daß
                              zwischen dem Cylinder und dem Schachtfutter ein etwa 1 Zoll weiter Raum bleibt. In
                              Fig. 17
                              ist der Cylinder nicht dargestellt. Obgleich man mit diesem Cylinder sehr genügende
                              Resultate erlangt hat, so ist es doch zweifelhaft, ob er überall nothwendig ist,
                              denn jedenfalls ist es mehr als wahrscheinlich, daß er nach kurzer Zeit verbrannt
                              seyn wird.
                           Bei manchen Hohöfen mit offenen Gichten, von denen die Gase abgeleitet werden, hat
                              man die Cylinder ganz aufgegeben. In diesem Fall müssen aber die Oeffnungen in dem
                              Schachtfutter, durch welche die Gase abziehen, weit genug von der Gicht entfernt
                              seyn, um eine Vermischung der Gase mit atmosphärischer Luft zu verhindern. Es ist
                              daher ganz zweckmäßig, sie 10, 12 oder 15 Fuß unter der Gicht anzubringen. In dieser
                              Tiefe strömen die Gase leichter aus, indem die darauf liegenden Materialien einen
                              größern Druck auf sie ausüben und sie sind daher zur Feuerung weit geeigneter.
                           Fig. 18 zeigt
                              die Vorrichtung zum Auffangen der Gase, wie sie neuerlich zu Pontypool in Südwales
                              gemacht wurde und wobei man ebenfalls auf den Gebrauch des Cylinders verzichtet hat.
                              – In Beziehung auf die Heizkraft ist es nothwendig, die Zusammensetzung der
                              Gase und die in dem Hohofen stattfindenden chemischen Reactionen kurz zu
                              betrachten.
                           Die ausgedehntesten Untersuchungen über die Hohofengase hat der verewigte
                              französische Chemiker Ebelmen angestelltPolytechn. Journal Bd. LXXXV S. 33,
                                    Bd. XCIV S. 44 und Bd. CXIX S. 351.; auch Professor Bunsen in Heidelberg und Prof.
                              Playfair in London haben viel zur Kenntniß derselben
                              beigetragen.Polytechn. Journal Bd. CVII S.
                                       271.
                              
                           Aus Ebelmen's Versuchen geht hervor, daß die erste Wirkung
                              des Gebläsewindes bei seinem Eintritt durch die Formen in den Ofen darin besteht,
                              durch die Vereinigung des Sauerstoffs der atmosphärischen Luft mit dem Kohlenstoff
                              der Kohks (der Holz- oder Steinkohlen) Kohlensäure zu bilden, wobei die zum
                              Schmelzen des Eisenerzes erforderliche intensive Hitze entbunden wird. Indem nun die
                              Kohlensäure aufwärts strömt, kommt sie mit den über der Schmelzungszone befindlichen
                              glühenden Kohks in Berührung und wird durch Aufnahme von Kohlenstoff aus denselben,
                              in Kohlenoxydgas verwandelt. Letzteres steigt dann in die höheren Räume des
                              Ofenschachts empor und wirkt reducirend auf das Eisenoxyd des Erzes und verwandelt
                              sich dadurch großentheils wieder in Kohlensäure. Die aus der Gicht entweichenden
                              Gase enthalten in Folge dieses chemischen Processes und auch wegen der aus dem
                              Zuschlagskalk entwickelten Kohlensäure, mehr von derselben, als wenn sie tiefer im
                              Schacht aufgefangen worden wären, und wegen dieses größeren Kohlensäuregehalts ist
                              ihre Heizkraft geringer.
                           Wo daher nur ein Theil der Gase aufgefangen wird, wie bei den offenen Gichten, ist
                              die tiefe Lage der Canäle sowohl wegen der Heizkraft der aufgefangenen Gase, als
                              auch deßwegen von Wichtigkeit, weil sie dann keine atmosphärische Luft beigemischt
                              enthalten.
                           Im Folgenden stelle ich die Resultate zusammen, zu denen wir mit Sicherheit gelangt
                              sind:
                           1. Die aus der Gicht entweichenden Gase können mit großem Nutzen zur Dampferzeugung
                              und zur Erhitzung der Gebläseluft angewendet werden.
                           2. Sie müssen so aufgefangen werden, daß sie sich nicht mit atmosphärischer Luft
                              vermischen, ehe sie zu dem Punkt gelangen, wo sie benutzt werden sollen.
                           3. Dieß kann auf zweierlei Wegen bewirkt werden, entweder indem man die
                              Ableitungscanäle tief genug unter der Oberfläche der Schmelzmaterialien anbringt,
                              oder indem man die Gicht gänzlich verschließt.
                           4. Der erste Weg muß dann eingeschlagen werden, wenn graues Roheisen erzeugt werden
                              soll; dann muß aber auch ein starker Zug durch eine hinlänglich hohe Esse
                              hervorgebracht werden.
                           5. Wenn die Gase einmal aufgefangen sind, so können sie auf jede Entfernung, welche
                              mit dem Zuge im Verhältniß steht, fortgeleitet werden, ohne an ihrer Heizkraft
                              anders als durch Strahlung zu verlieren. Die ganze Heizkraft wird dadurch erhalten,
                              daß man die Gase erst da mit atmosphärischer Luft vermischt, wo sie verbrannt werden
                              und ihre Heizkraft ausüben sollen.
                           
                           6. Auf der Gicht darf keine Einrichtung getroffen werden, welche die Oeffnung auf
                              mehr als 8 Fuß Durchmesser verengt; 9 bis 10 Fuß weite Gichten sind die
                              zweckmäßigsten.
                           ––––––––––
                           Nachdem vorstehende Abhandlung in dem Institut der Maschinenbauer zu Birmingham
                              vorgetragen worden war, entstand eine Discussion darüber, aus welcher wir das
                              Wichtigste mittheilen.
                           Der Vorsitzende, Hr. Rob. Stephenson warf unter anderm die
                              Frage auf, ob man denn die Temperatur der abgeleiteten Gase nicht kenne?
                           Hr. Blackwell erwiederte, daß man darüber nichts Genaues
                              wisse, daß aber die Temperatur der Gase nicht hoch seyn könne, so lange sie nicht
                              entzündet seyen. Bei einem Verfahren zur Benutzung der Gase, welches in Frankreich
                              angewandt worden, lasse man sie durch Wasser gehen, ehe man sie verbrenne, um sie
                              von allen Unreinigkeiten und schädlichen Substanzen zu befreien und um jede
                              Möglichkeit einer Explosion zu vermeiden, wobei also die freie Wärme der Gase, die
                              sie bei ihrem Ausströmen aus dem Ofen und vor ihrer Verbrennung besitzen, verloren
                              geht.
                           Hr. Gibbons bemerkte, daß sein verstorbener Bruder der
                              erste in England war, welcher die Nachtheile der engen, gewöhnlich nur vier Fuß
                              weiten Gichten nachwies. Eine Weite von 8 bis 9 Fuß sey die beste, auch 10 Fuß seyen
                              noch zweckmäßig.
                           Hr. Blackwell sagte, er habe überall die Erfahrung
                              gemacht, daß bei einer verschlossenen Gicht weißes Roheisen erzeugt werde.
                           Hr. Slate erwähnte, daß man auf der
                              Middlesboro-Hütte im nördlichen England bei verschlossener Gicht ein weit
                              festeres Roheisen zum Gießereibetriebe erblase, welches jedoch nicht gänzlich weiß
                              sey; daß auch dabei eine hohe Production und eine Verminderung der Kosten erzielt
                              werde. Er warf zugleich die Frage auf, warum man die Gase nicht so tief im Schacht
                              auffange, daß man möglichst reines Kohlenoxydgas erhalte?
                           Hr. Blackwell antwortete darauf, daß seines Wissens unter
                              15 Fuß von der Gichtöffnung aus gerechnet, keine Gase aufgefangen werden, weil dieß
                              Nachtheile veranlassen müsse, indem das Kohlenoxyd zur Reduction der Erze durchaus
                              erforderlich sey.
                           Es entstand nun eine Discussion über die ökonomischen Vortheile, welche die Benutzung
                              der Gichtgase gewährt.
                           
                           Hr. Blackwell bemerkte, daß auf den Ebbw
                              Vale-Werken der Dampf zum Betriebe des Gebläses gänzlich mittelst dieser Gase
                              erzeugt und die Gebläseluft dadurch erhitzt werde; es seyen dazu unter gewöhnlichen
                              Umständen, bei besonderer Feuerung, 15 bis 20 Ctr. Steinkohlen per Tonne Roheisen erforderlich. Der dadurch erlangte
                              Gewinn sey freilich sehr verschieden, je nach dem Werth der zur
                              Dampfmaschinen-Feuerung verwendeten Staubkohlen. – In Staffordshire
                              würden daher nur 6 Pence auf die Tonne Roheisen erspart, da dort die Staubkohlen
                              einen sehr geringen Werth haben, denn sie seyen gar nicht backend und könnten nicht
                              zum Verkohken benützt werden. In Süd-Wales sey dieß aber der Fall und der
                              Werth der backenden Staubkohlen dort weit höher, so daß es ein wichtiger Gegenstand
                              sey, dieselben nicht zur Kesselfeuerung zu benutzen.
                           Eine andere Frage war, ob die Gase die Kessel und Winderwärmungsröhren stark
                              angreifen und bald zerstören?
                           Die Meinungen der Mitglieder waren darüber getheilt. Hr. Blackwell behauptete, die Kessel und Röhren würden von den Gasen schon
                              deßhalb mehr geschont, weil sie eine weit gleichförmigere Hitze geben als festes
                              Brennmaterial. Bei einigen Hohöfen in Derbyshire seyen die Kessel und Heizröhren
                              drei Jahre lang in ununterbrochenem Betriebe gewesen, ohne daß irgend eine Reparatur
                              erforderlich war. Die Röhren wurden alle sechs Wochen von dem Gichtsand gereinigt,
                              wie man nämlich den Erz- und Kohksstaub nenne, welcher von den Gichtgasen
                              aufwärts geführt, und auf die Röhren abgesetzt werde. Da dieser Gichtsand ein
                              schlechter Wärmeleiter sey, so vermindere er die Heizkraft der Rohren und müsse
                              daher nothwendig von Zeit zu Zeit entfernt werden. – Auf andern Werken, z.B.
                              zu Dundyvan würden aber die Röhren von den Gasen stark angegriffen, die Kessel
                              weniger.
                           Als Resultat aller dieser Betrachtungen über den Vortheil der Benutzung der Gichtgase
                              ergibt sich, daß da wo die Staubkohlen so backend sind, daß man Ofenkohks daraus
                              fabriciren kann, der Vortheil der Gasfeuerung ganz überwiegend ist, wie z.B. in
                              Wales und theilweise in Schottland, wogegen z.B. bei den nicht backenden und nicht
                              verkohkbaren Staubkohlen im südlichen Staffordshire der Vortheil, welchen die
                              Benutzung der Gase veranlaßt, so gering ist, daß dadurch die Anlagen und
                              Unterhaltungskosten der Apparate nicht gedeckt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
