| Titel: | Ueber das Sicherheitspapier der HHrn. Glynn und Appel, um das Copiren von Banknoten, Wechseln etc. mittelst des Ueberdrucks zu verhindern. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXIII., S. 303 | 
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                        LXIII.
                        Ueber das Sicherheitspapier der HHrn. Glynn und Appel, um das Copiren von
                           Banknoten, Wechseln etc. mittelst des Ueberdrucks zu verhindern.
                        Aus dem Cosmos, revue encyclopédique, 1852, Nr.
                              25.
                        Ueber Glynn's Sicherheitspapier.
                        
                     
                        
                           Hr. Bateson hielt bei der Versammlung der brittischen
                              Naturforscher zu Belfast, im Septbr. v. J., einen Vortrag über die von Glynn und 
                              Appel erfundenen Methoden um den Fälschern das Copiren
                              von Banknoten, Wechseln etc. mittelst des sogenannten anastatischen Drucks (sowie
                              des Ueberdrucks auf lithographischen Stein) unmöglich zu machen. Durch den
                              anastatischen Druck (Ueberdruck auf Zinkblech)Faraday über anastatische Druckerei, im
                                    polytechn. Journal, 1845, Bd. XCVI S. 401., welcher vor etwa neun Jahren von Rudolph Appel
                              (aus Schlesien) erfunden wurde, kann man bekanntlich eine beliebige Anzahl
                              vollkommener Abdrücke oder Copien von jedem gedruckten Document machen, der Stich
                              mag noch so fein oder das Dessin noch so complicirt seyn. Man verfährt
                              folgendermaßen: das gedruckte Papierblatt, von welchem man Copien erhalten will,
                              wird zuerst in sehr verdünnte Salpetersäure (1 Theil Säure auf 7 Theile Wasser)
                              eingeweicht; man legt es dann zwischen weiches Druckpapier, um ihm die überschüssige
                              Feuchtigkeit zu benehmen. Die verdünnte Säure haftet der Druckerschwärze nicht an,
                              weil diese fett ist; wenn man nun das auf angegebene Weise präparirte Papierblatt
                              auf eine Zinkplatte legt und stark auf dieselbe preßt, so wird der gedruckte Theil
                              einen Abdruck seiner Schwärze auf dem Zink hinterlassen, während die Salpetersäure,
                              womit die nicht gedruckten Theile des Papiers getränkt sind, das Zink auflösen, also
                              die Platte ätzen und vertiefen wird. Man entfernt nun das Originalblatt, welches
                              unversehrt blieb; hierauf überzieht man die Zinkplatte mit einer Auflösung von
                              arabischem Gummi, welche den bedruckten öligen Stellen derselben nicht anhaften
                              wird, hingegen allen anderen Stellen. Man schwärzt später mit einer Walze, wobei die
                              Reliefs, welche den Buchstaben des Gedruckten entsprechen, die Schwarze annehmen,
                              die gummirten Stellen der Platte hingegen nicht; endlich gießt man auf die Platte
                              eine Auflösung von Phosphorsäure, welche die den weißen Stellen des Originals
                              entsprechenden Theile des Zinks beizt und so tief äzt, daß die Schwärze der Walze
                              sie nicht mehr erreichen kann. Die Zinkplatte ist nun ganz präparirt und kann eine
                              beliebige Anzahl von Abdrücken liefern. Dieses Copiren mittelst des Ueberdrucks
                              beschränkt sich nicht auf die mit Buchdruckerschwärze gedruckten Papierblätter; alle
                              anderen Schwärzen oder Tinten, selbst die flüchtigsten, können so abgeändert oder
                              präparirt werden, daß ihre Abdrücke sich für den Ueberdruck auf Zink (oder
                              lithographischen Stein) eignen. Es ist daher leicht, von Banknoten, Wechseln etc. so
                              vollkommene Abdrücke zu machen, daß sie das geschickteste Auge täuschen, und dieß
                              kam schon öfters bei Banquiers selbst vor. Die HHrn. Glynn und Appel bemühten sich, ein ganz
                              wirksames Mittel aufzufinden, um diesen Betrug zu verhüten. Dieses Mittel ist sehr einfach: es
                              besteht darin, den Zeug aus welchem das Papier verfertigt wird, mit einem
                              unauflöslichen Kupfersalz, z.B. phosphorsaurem Kupferoxyd zu verbinden; dieß wird
                              dadurch erreicht, daß man den Zeug zuerst mit schwefelsaurem Kupferoxyd
                              (Kupfervitriol) tränkt und hierauf mit phosphorsaurem Natron, welche zwei Salze
                              durch gegenseitige Zersetzung das unauflösliche phosphorsaure Kupferoxyd erzeugen;
                              man setzt überdieß eine kleine Menge fetter Seife zu, welche nicht trocknet; der
                              Schutz gegen den Betrug ist so ein doppelter und vollständiger.Die Verhältnisse der Ingredienzien für ein bestimmtes Quantum Papierzeug,
                                    sind in der Beschreibung des den Erfindern ertheilten Patents im polytechn.
                                    Journal Bd. CXXIV S. 141
                                    angegeben.A. d. Red. Wenn der Fälscher eine Banknote, einen Wechsel etc., welche auf so
                              präparirtes Papier gedruckt sind, mittelst des Ueberdrucks auf Zink zu copiren
                              sucht, so reducirt sich das Kupferoxyd und es legt sich eine Schicht metallischen
                              Kupfers zwischen das Papier und die Zinkplatte. Diese Schicht verhindert nicht nur
                              die Bildung des Reliefs, sondern macht auch das Papier so fest an der Zinkplatte
                              haften, daß man es nicht mehr anders davon trennen kann, als indem man es stückweise
                              abreißt. Der Fälscher muß daher seinen strafbaren Versuch durch den Verlust des
                              Originals büßen.Das in den Papierzeug gebrachte unauflösliche Kupfersalz dient speciell um zu
                                    verhindern, daß ein auf solches Sicherheitspapier gedrucktes Document
                                    mittelst Ueberdruckens auf eine Zinkplatte copirt
                                    werden kann. Um das Copiren mittelst Ueberdrucks auf lithographischen Stein unmöglich zu machen, dient der Zusatz von
                                    fetter Seife; wenn man nämlich eine auf solches Sicherheitspapier gedruckte
                                    Banknote etc. nach der Behandlung mit verdünnter Salpetersäure, behufs des
                                    lithographischen Ueberdrucks in reinem Wasser auswascht, dann mit trockenem
                                    Druckpapier die überschüssige Feuchtigkeit daraus entfernt, und sie nun auf
                                    die Steinplatte legt und durch die Presse zieht, so wird nicht nur die
                                    Schrift oder Zeichnung auf die Steinfläche übergetragen, sondern es wird
                                    auch das in den weißen Stellen des Originals enthaltene Fett vom Stein
                                    eingesogen, so daß der Stein nach dem darauffolgenden Präpariren mit
                                    Gummiwasser und Salpetersäure beim Ueberfahren mit Druckfarbe sich
                                    vollständig schwärzen muß.Setzen wir jedoch den Fall, ein Fälscher besitze chemische Kenntnisse, so
                                    wird er leicht die geeigneten Mittel finden, um aus einer auf erwähntes
                                    Sicherheitspapier gedruckten Banknote etc. nicht nur das Kupfersalz, sondern
                                    auch die Seife und das Fett auszuziehen, ohne daß das Dessin im Geringsten
                                    leidet, worauf die Banknote leicht übergedruckt werden kann, daher der
                                    vermeintliche Schutz des präparirten Papiers und die Wichtigkeit der
                                    patentirten Erfindung in Nichts zerfällt!A. d. Red.