| Titel: | Ueber das Vorkommen, die Aufbereitung und die Qualität des Braunsteins von Ilfeld am Harze; von Bruno Kerl zu Clausthal. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXXIII., S. 345 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber das Vorkommen, die Aufbereitung und die
                           Qualität des Braunsteins von Ilfeld am Harze; von Bruno Kerl zu
                           Clausthal.
                        Aus der Berg- und hüttenmännischen Zeitung,
                           1853, Nr. 9.
                        Kerl, über die Qualität des Braunsteins von Ilfeld am
                           Harze.
                        
                     
                        
                           In der Nähe von Ilfeld kommt Braunstein zwischen den Absonderungen des
                              Porphyrgebirges auf Gängen und Trümmern vor, welche vielfach zerbrochen und
                              verschoben, Nester mit einem gewissen Streichen bilden. Selten haben die Gangstücke
                              eine größere Längenerstreckung als 6–8 Lachter. Dieselben gehen zu Tage aus
                              und werden von hier abgebaut, einestheils weil es noch nicht nöthig geworden ist in
                              die Tiefe zu gehen, anderntheils hat man die nicht unbedeutenden Kosten gescheut,
                              welche mit dem Beginn des Tiefbaues erwachsen. Die Gewinnung der Erze geschieht auf
                              die Weise, daß man auf dem Erzmittel mit einem Absinken niedergeht und von diesem
                              aus einen Forstenbau vorrichtet. Außer diesem anstehenden Braunstein gewinnt man
                              auch ein nicht unbedeutendes Quantum in Gestalt von Geröllen aus dem angeschwemmten
                              Erdreich der Thalsohle.
                           Zur Abscheidung des mit dem Braunstein vorkommenden Kalkspaths, Schwerspaths und
                              Porphyrs unterwirft man denselben zunächst einer Handscheidung in der Scheidestube beim Braunsteinhäuschen, wobei mittelst
                              zweckmäßig eingerichteter Hämmer auf runden gußeisernen Platten von 10–12
                              Zoll Durchmesser und 2–2 1/2 Zoll Stärke nach ihrer Güte und Reinheit drei
                              Erzsorten ausgeschlagen werden.
                           Zur ersten Sorte nimmt man metallisch glänzende Stücke mit
                              braunem bis schwarzem Striche, welche völlig frei von allem Fremdartigen sind, und
                              producirt man jährlich 2600 bis 3000 Ctr. Zur zweiten
                                 Sorte wird solches Erz geschlagen, welches die Erdarten so fein
                              eingesprengt enthält, daß ein Ausscheiden derselben mit dem Hammer nicht mehr
                              möglich ist; jährliche Production 300–400 Ctr. Die dritte Sorte bildet vorzugsweise Schwarzmanganerz (Hausmannit) und
                              Hartmanganerz (Psilomelan), welche keinen oder nur geringen Metallglanz und einen
                              rothbraunen Strich besitzen; jährliche Production 380–400 Ctr.
                           Der Abschlag aus der Scheidestube, sowie die in der Grube
                              gewonnenen Schurerze (mit dem Porphyr innig verwachsene
                              Braunsteintrümmchen, welche keine Handscheidung zulassen) werden rösch gepocht,
                              separirt und auf Setzmaschinen verarbeitet, wo jedoch keine Reinscheidung, sondern
                              nur eine Concentration des Erzes stattfindet. Das angereicherte Erz wird fein
                              gepocht und auf Schlämmgräben und Kehrherden zu Schlieg gezogen. Man producirt
                              jährlich 140–150 Ctr. Grabenschlieg und 50–60 Ctr.
                              Kehrherdschlieg.
                           Diese Braunsteinsorten wurden zur Ermittelung ihrer Qualität auf den daraus darstellbaren Chlorgehalt nach Fikentscher's und Otto's
                              Methode untersucht und aus dem gefundenen Chlorgehalt der entsprechende
                              Sauerstoffgehalt berechnet. Fikentscher's MethodePolytechn. Journal Bd. LXXIII S.
                                       204. besteht darin,
                              daß man den Braunstein mit Salzsäure behandelt, das entwickelte Chlorgas als Chlorür
                              an metallisches Kupfer bindet und aus dem Gewichtsverlust des vorher gewogenen
                              Kupfers den Chlorgehalt berechnet. Nach Otto's Methode
                              behandelt man den Braunstein ebenfalls mit Salzsäure und ermittelt, wie viel
                              Eisenvitriol durch das frei werdende Chlor höher oxydirt wird, woraus sich dann
                              ebenfalls der nutzbare Chlorgehalt ergibt.
                           Die Resultate dieser Proben waren folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 127, S. 346
                              Fikentscher's Methode; Otto's
                                 Methode; Chlorgehalt; Sauerstoffgehalt; 1. Sorte; Proc.; Grabenschlieg;
                                 Kehrherdschlieg
                              
                           Die in der Natur vorkommenden reinen Manganerze geben folgende nutzbaren
                              Sauerstoffmengen ab:
                           
                              
                                 Pyrolusit
                                 18,10
                                 Procent
                                 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Varvicit
                                 13,80
                                     –
                                     –
                                 
                              
                                 Braunit
                                 10,00
                                     –
                                     –
                                 
                              
                                 Manganit
                                   9,00
                                     –
                                     –
                                 
                              
                                 Hausmannit
                                   6,80
                                     –
                                     –
                                 
                              
                                 Psilomelan variable Mengen.
                                 
                              
                           Vergleicht man den gefundenen Sauerstoffgehalt der Ilfelder Braunsteinsorten mit dem der Manganfossilien und berücksichtigt,
                              daß erstere meist wasserhaltig sind, so ergibt sich, daß die Sorten 1 und 2 Gemenge
                              von Pyrolusit und Manganit sind, welche der Zusammensetzung des Varvicits entsprechen. Nr. 3 ist Hausmannit und die Schliege sind Gemenge sämmtlicher Sorten mit Erden. Die
                              frühern Verkaufspreise waren pro Ctr. für die erste
                              Sorte 4 Thlr. 8 Gr., für die zweite 2 Thlr. 16 Gr. und für die dritte 14 Gr.; die
                              Schliege verkaufte man fast zu denselben Preisen wie die zweite Sorte.