| Titel: | Ericsson's Luftexpansionsmaschine (caloric-engine) und das ihr zu Grunde liegende Princip; von Dr. Adolph Poppe. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXXXIV., S. 402 | 
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                        LXXXIV.
                        Ericsson's
                           Luftexpansionsmaschine (caloric-engine) und das ihr
                           zu Grunde liegende Princip; von Dr. Adolph Poppe.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Poppe, über Ericsson's Luftexpansionsmaschine.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Seit einiger Zeit ist die öffentliche Aufmerksamkeit mit gesteigerter Spannung auf
                              Capitän Ericsson's neues Bewegungssystem gerichtet, in
                              welchem die Expansivkraft der erhitzten Luft als Triebkraft auftritt. Wenn auch die
                              Berichte der nordamerikanischen Blätter, welche die Dampfkraft durch das neue System
                              im Geiste bereits gänzlich verdrängt sehen, nicht frei von Uebertreibung zu Gunsten
                              dieser Erfindung sind, so steht doch, übereinstimmenden Nachrichten zufolge, die
                              Thatsache fest, daß sie mit Erfolg und zwar in großartigem Maaßstabe bereits
                              ausgeführt worden ist, daß sie mithin nicht in das Reich jener speculativen Projecte
                              und ephemeren Erscheinungen gehört, wie wir sie von Zeit zu Zeit auf dem Gebiete der
                              Industrie erscheinen und spurlos verschwinden sehen. Die seitherigen in öffentlichen
                              Blättern zerstreuten Beschreibungen der Ericsson'schen
                              Luftexpansionsmaschine (Warmluftmaschine) oder calorischen Maschine, wie sie der
                              Erfinder nennt, sind theilweise verworren, und um so weniger geeignet, dem Leser
                              einen deutlichen Begriff von dem Wesen der Erfindung beizubringen und ihn in den
                              Stand zu setzen, sich ein Urtheil darüber zu bilden, da diesen Berichten die nöthige
                              Erläuterung durch Abbildungen fehlt. Es würde mich daher freuen, wenn es mir
                              gelingen sollte, durch nachfolgende Darstellung zur Aufklärung dieses Gegenstandes
                              beizutragen.
                           Der Gedanke, die Expansivkraft erhitzter Luft zur Hervorbringung einer mechanischen
                              Wirkung zu benützen, ist nicht neu. An Bemühungen in dieser Hinsicht hat es nicht
                              gefehlt, allein weder der mechanische noch der ökonomische Erfolg sprach zu Gunsten der
                              Luftexpansionsmaschinen, weil es nicht gelang, die Luft rasch genug auszudehnen, und
                              die erhitzte Luft, nachdem sie ihre Wirkung vollbracht, für die Betriebskraft selbst
                              wieder nutzbar zu machen. Das Verdienst des ersten Versuches, das
                              Ausdehnungsvermögen der Luft als Triebkraft anzuwenden, gebührt dem Engländer Stirling, welcher bereits im Jahre 1827 eine derartige
                              Maschine in Gang setzte. Im Jahre 1833 trat Capitän Ericsson mit einer nach einem neuen Princip construirten, von ihm caloric-engine genannten Maschine auf, welche in
                              London einige Zeit in Gang war und auf 5 Pferdekräfte berechnet, unter einem Druck
                              von 35 Pfd. auf den Quadratzoll arbeitete. Der Herausgeber des Mechanic's Magazine begleitet die Beschreibung dieser
                              MaschineMitgetheilt im polytechn. Journal, 1834, Bd. LI S. 81. mit der Bemerkung: „Das Wesentliche, wodurch sich diese Maschine
                                 vor den Dampfmaschinen und andern ähnlichen Motoren auszeichnet, besteht darin,
                                 daß die nämliche Quantität Wärme, welche sie in Bewegung setzt, immer wieder zur
                                 Bewegung verwendet wird, und daß aller weitere Wärmeaufwand nur dazu dient, den
                                 durch Ausstrahlung und zufällige Entweichung verursachten Verlust zu
                                 ersetzen.“ Uebrigens fehlte auch dieser Maschine der erwünschte
                              Erfolg und erst nach 20 Jahren unablässiger Studien, Beobachtungen und Versuche
                              sehen wir die Erfindung sich Bahn brechen. Zwei stationäre calorische Maschinen,
                              eine kleinere von 5 und eine größere von 60 Pferdekräften, sind seit längerer Zeit
                              in der Fabrik der HHrn. Hoggs und Delamater zu Newyork in Betrieb, und ein mit einer colossalen Maschine von
                              600 Pferdekräften ausgerüstetes Schiff von 2200 Tonnen Last ist bereits vom Stapel
                              gelassen und hat seine ersten Probefahrten gemacht.
                           
                        
                           Die der Warmluftmaschine (calorischen Maschine) zu Grunde
                                 liegenden physikalischen Principien.
                           Den Leistungen der Ericsson'schen calorischen Maschine
                              liegen folgende physikalischen Principien zu Grunde.
                           1) Das Vermögen der Luft, durch die Einwirkung der Wärme sich
                                 auszudehnen und dadurch eine diesem Ausdehnungsbestreben entsprechende
                                 Druckkraft zu erlangen. Man nimmt gewöhnlich an, die Luft dehne sich, wenn
                              sie von 0° auf 100° Celsius erwärmt wird, um 1/3 ihres Rauminhaltes
                              aus. Genauere übereinstimmende Versuche von Magnus und
                              Regnault haben gezeigt, daß diese räumliche Vermehrung
                              0,3665 betrage. Ist z.B. das Volumen der Luft bei 0° C. = 1 Kubikfuß, so
                              beträgt es, wenn sie sich frei ausdehnen kann, bei 100° C. 1,3665 Kubikfuß.
                              Nun besteht ferner das Gesetz, daß die Ausdehnung aller permanenten Gasarten, also
                              auch diejenige der atmosphärischen Luft, der Wärmezunahme proportional ist. Dieses
                              gibt uns ein ganz einfaches Mittel an die Hand, für jede Temperaturerhöhung der Luft
                              die Vermehrung ihres Volumens und umgekehrt für jede Volumenvermehrung die
                              zugehörige Temperaturzunahme zu bestimmen. Will man z.B. wissen, welche
                              Temperaturerhöhung erforderlich ist, damit ein Volumen Luft von gewöhnlicher
                              atmosphärischer Dichtigkeit und 0° C. sich verdopple, so findet man dieses
                              durch die Proportion
                           100 : 0,3665 = t : 1
                           woraus
                           t = 100/0,3665 = 272° C.
                           Wenn man die Luft an der Ausdehnung hindert, während man sie erwärmt, so äußert sie
                              gegen die Wände des sie einschließenden Gefäßes einen mit der Temperaturzunahme sich
                              steigernden Druck, welcher genau in dem Verhältniß zunimmt, in welchem sich bei
                              freier Ausdehnung ihr Volumen vermehren würde. Hat z.B. die in einem Cylinder
                              eingeschlossene Luft bei gewöhnlicher atmosphärischer Dichtigkeit am Anfang eine
                              Temperatur von 0°, wobei sie einen Druck von circa 15 Pfunden per Quadratzoll ausübt, und
                              wird sie nun bis zu 272° C. erhitzt, so äußert sie in Folge des Bestrebens,
                              sich in ihr doppeltes Volumen auszudehnen, einen doppelt so großen Druck gegen die
                              Wände des Cylinders, d.h. einen Druck von 30 Pfunden per
                              Quadratzoll oder von 2 Atmosphären, und es findet mithin von innen ein Ueberdruck
                              von 15 Pfunden per Quadratzoll gegen den äußeren
                              atmosphärischen Druck statt. Wollte man die Luft bis auf 544° C. erhitzen,
                              wodurch sie das Bestreben erlangen würde, sich in ihr dreifaches Volumen
                              auszudehnen, so würde sie einen Druck von 45 Pfund per
                              Quadratzoll = 3 Atmosphären, oder einen Ueberdruck von 30 Pfunden per Quadratzoll ausüben. Ist die Luft im Cylinder durch
                              einen beweglichen Kolben abgesperrt, so setzt jener Ueberdruck den Kolben in
                              Bewegung, und hat man die Anordnung getroffen, während des Kolbenhubes die
                              Temperatur der sich ausdehnenden Luft unveränderlich auf 272° zu erhalten, so
                              wird auch der Druck gegen die Kolbenfläche während des Hubes constant bleiben.
                           2) Das Vermögen wärmeleitender Körper, in dem Zustande einer
                                 feinen Zertheilung die dargebotene Wärme rasch aufzunehmen (zu
                                 absorbiren) und die aufgenommene eben so rasch wieder
                                 abzugeben (zu emittiren). Daß Metalle in fein
                              zertheiltem Zustande sowohl die strahlende Wärme, als auch die durch unmittelbare
                              Berührung von der Luft dargebotene Wärme begieriger absorbiren, und eben so ihren
                              Wärmeüberschuß an die kühlere Luft schneller abgeben als in compactem Zustande,
                              rührt einfach von der erlangten größeren Oberfläche her. Ein kupferner Würfel von
                              der Größe eines Kubikzolles enthält eine Oberfläche von 6 Quadratzoll. Bringen wir
                              diesen Würfel in einen Raum, welcher erhitzte Luft enthält, so wird er in einer
                              gewissen Zeit, z.B. in 1 Secunde, der Luft einen Theil ihrer Wärme entziehen.
                              Verwandeln wir den Kupferwürfel in einen Draht von 1/2 Linie Durchmesser, so
                              verwandelt sich jene Oberfläche von 6 Quadratzollen in eine Oberfläche von 96
                              Quadratzollen. Die gleiche Masse bietet demnach als Draht eine 16mal größere
                              Oberfläche dar, welche in jenen Raum gebracht, der heißen Luft in 1 Secunde 16mal so
                              viel Wärme entziehen oder dieselbe 16mal so schnell abkühlen wird, als in dem
                              ersteren Falle. Umgekehrt wird der Kubikzoll des heißen Metalles in Drahtgestalt an
                              die kalte Luft 16mal so schnell seinen Wärmeüberschuß abgeben, als in Würfelform.
                              Die Thatsache, daß von zwei gleich großen quadratischen
                              Flächen eines und desselben Metalles die rauhe Fläche die
                              Wärme stärker ausstrahlt oder absorbirt als die polirte,
                              findet gleichfalls in der Flächenvergrößerung ihre Erklärung. Wir sagen zwar beide
                              Oberflächen seyen gleich groß, streng genommen sind sie es aber nicht; das rauhe
                              Metall bietet bei identischer Umgränzung eine größere physische Oberfläche dar als
                              das polirte, in analoger Weise, wie die natürliche Oberfläche einer Gebirgsgegend
                              größer ist als ihre Projection oder als die Oberfläche einer flachen Gegend von
                              vollkommen gleicher Gränze. – Eine sehr wichtige Rolle spielt ferner bei der
                              calorischen Maschine
                           3) die schlechte Wärmeleitungsfähigkeit gewisser
                                 Körper.
                           
                        
                           Ericsson's Voruntersuchungen.
                           Der Grundgedanke, welchen Ericsson bei der Anwendung
                              dieser physikalischen Gesetze mit Beharrlichkeit verfolgte, und den er allem
                              Anschein nach mit überraschendem Erfolg durchgeführt hat, liegt darin, daß er die
                              Ausdehnung der Luft nicht durch fortgesetzte Einwirkung der aus dem Brennmaterial
                              entwickelten Wärme bewerkstelligt, sondern durch abwechselnde Uebertragung einer
                              gewissen Wärmemenge an metallische Körper, worin sie nach vollbrachter Wirkung, wie in einem Magazin,
                              kurze Zeit aufbewahrt wird, um immer wieder von neuem zur Erzeugung der Triebkraft
                              verwendet zu werden, daß also die ganze Consumtion an Brennmaterial nur dazu dient,
                              die unvermeidlichen Verluste durch Strahlung u.s.w. zu ersetzen.
                           Zur Würdigung des Vortheils, welchen sein System der Oekonomisirung der Wärme der
                              Dampfmaschine gegenüber darbietet, stellt Ericsson
                              zunächst über die Art und Weise, wie dieses Agens bei der letzteren nutzbar
                              verwendet wird, ungefähr folgende Betrachtungen an. Angenommen, ein gewisses
                              Dampfvolumen von bekannter Spannung trete in ein mit kaltem Wasser von bekanntem
                              Volumen und bekannter Temperatur gefülltes Gefäß, so wird die Temperaturerhöhung,
                              die das Wasser erleidet, einen genauen Maaßstab für die vor der Condensation in dem
                              Dampf enthaltene Wärme abgeben. Läßt man nun ein gleiches Volumen Dampf von gleicher
                              Spannung zuerst unter den belasteten Kolben eines Dampfcylinders strömen, denselben
                              in Bewegung setzen, und erst nach vollbrachter Wirkung in jenes kalte Wasser
                              strömen, so zeigt es sich, daß dieses die nämliche Temperaturerhöhung erleidet, wie
                              wenn der Dampf nicht vorher die erwähnte mechanische Wirkung aus den Kolben
                              hervorgebracht hätte. Demnach ist die Erzeugung der
                                 mechanischen Kraft von keinem Wärmeverlust begleitet. Dieser
                              bemerkenswerthe Umstand findet bei der Dampfmaschine keine entsprechende Benützung.
                              Der Dampf gelangt zwar bei der Condensations-Maschine in den Condensator und
                              gibt dort seinen Wärmegehalt ab, aber nur ein sehr geringer Theil dieser Wärme wird
                              durch die Warmwasserpumpe in den Dampfkessel zurückgeleitet, um von neuem Dampf
                              erzeugen zu helfen. Die Kraft der Dampfmaschine ist daher nur ein Bruchtheil
                              derjenigen Kraft, welche die Verbrennung einer gegebenen Quantität Brennmaterials
                              möglicherweise hervorbringen kann.
                           In welcher Weise es nun möglich ist, ein bedeutendes Luftquantum mit einem
                              verhältnißmäßig geringen Aufwand an Brennmaterial zu einer beliebigen Temperatur zu
                              erhöhen und einen entsprechenden mechanischen Effect zu erzielen, dieses sucht Ericsson in folgender Weise zu erläutern. Man stelle sich
                              vor, eine gebogene Metallröhre a, n, b sey auf die in
                              der Skizze Fig.
                                 1 angegebene Weise in einem Ofen angeordnet und der Einwirkung der Hitze
                              ausgesetzt. An einer ihrer Oeffnungen a befinde sich ein
                              Blasbalg, mit dessen Hülfe ein constanter Luftstrom unterhalten wird; ferner seyen
                              bei a und b in der Röhre
                              Thermometer angebracht. Setzt man nun, während ein gleichmäßiges Feuer unterhalten
                              wird, den Blasbalg dergestalt in Thätigkeit, daß er z.B. 20 Kubikfuß Luft per Minute liefert, so wird man, wenn der Thermometer bei a eine Temperatur von 15° und bei b eine solche von 36° zeigt, auf die Wärmemenge
                              schließen können, welche nöthig ist, um diese fortwährend per Minute circulirenden
                              20 Kubikfuß Luft von 15° auf 36° zu bringen, d.h. ihre Temperatur um
                              21° zu erhöhen.
                           Angenommen nun, der eine Arm n, a der Metallröhre habe,
                              wie Fig. 2
                              zeigt, außerhalb des Ofens eine Fortsetzung c, a von
                              beliebiger Länge, und diese sey in einen Mantel eingeschlossen, der selbst von einem
                              schlechten Wärmeleiter umgeben ist; ferner werde die erhitzte Luft, anstatt, wie in
                              Fig. 1,
                              außerhalb des Ofens sogleich ins Freie zu entweichen, durch den Röhrenarm d in den Raum zwischen dem erwähnten Mantel und der
                              Röhrenverlängerung a, c geleitet, so daß sie erst bei
                              b, eine kurze Strecke vor dem Blasbalg, ins Freie
                              tritt. Alsdann werden, wenn der Luftstrom mit der nämlichen Geschwindigkeit wie
                              vorher sich fortbewegt und das Feuer auf gleiche Weise unterhalten wird, die bei a in der Nähe des Blasbalgs und bei c an der Einmündungsstelle in den Ofen in der Röhre
                              angebrachten Thermometer am Anfang auf 15° zeigen. Allein die Stelle c wird alsbald eine höhere Temperatur annehmen, weil die
                              auf ihrem Wege durch den Ofen erwärmte Luft durch den Röhrenarm d bei c in den Mantel
                              geleitet wird; aber jede Temperaturzunahme der Luft in c
                              hat wieder eine entsprechende Zunahme an derjenigen Stelle des Mantels zur Folge, wo
                              der Röhrenarm d in den letzteren einmündet; diese
                              Erhöhung der Temperatur im Mantel ruft wieder eine Erhöhung in c hervor, und so fort, bis der Thermometer in d eine Temperatur anzeigt, welche derjenigen der heißen
                              Luft bei c beinahe gleich ist. Ist dieses der Fall, so
                              kann eine weitere Zunahme der Temperatur nicht mehr stattfinden. Da nun die
                              Quantität der in die Röhre geblasenen Luft die nämliche ist, wie in dem ersten mit
                              Bezug auf Fig.
                                 1 angenommenen Fall, da die Intensität des Feuers ebenfalls die gleiche
                              geblieben ist, so beweist dieses Beispiel unwiderlegbar, daß
                                 die Temperatur, welche der Luft beigebracht werden kann, von der in dem Ofen
                                 erzeugten Hitze unabhängig ist.
                           Da aber die Quantität der zu erhitzenden Luft von der erzeugten Wärmemenge
                              gleichfalls unabhängig ist, so wollen wir annehmen, es werde bei dem zuerst
                              angeführten Beispiel der Zug des Feuers dergestalt regulirt, daß die
                              Brennmaterial-Consumtion um 3/4 oder um 75 Procent sich vermindert, so wird
                              die Temperatur der per Minute beständig circulirenden 20
                              Kubikfuß Luft auch nur um 5°,25, anstatt, wie im ersten Beispiel, um
                              21° erhöht werden. Trifft man aber die Fig. 2 dargestellte
                              Anordnung, so werden die
                              Thermometer in c und d genau
                              in dem oben angedeuteten Sinne afficirt werden, nur daß es länger dauert, bis die
                              Temperatur in d ihren Höhepunkt erreicht, und daß die
                              Luft an der Ausmündung b unter einer entschieden
                              geringeren Temperatur austritt. Es läßt sich demnach schon durch eine einfache
                              theoretische Betrachtung nachweisen, daß jede beliebige Quantität Luft oder Gas
                              unabhängig von der Quantität der zu diesem Zweck erzeugten Hitze bis zu einer hohen
                              Temperatur erhitzt werden kann. Obgleich dieser Satz vielleicht paradox erscheint,
                              so ist er es doch nicht. Denn mit Bezug auf die Figuren 2 und 3 wird man
                              einsehen, daß die circulirende Luft nur in der Gegend von d das Maximum der Temperatur zeigt, und daß die letztere mit der
                              Entfernung von diesem Punkte sich stufenweise vermindert. In Anbetracht des Zweckes
                              einen mechanischen Effect hervorzubringen, ist dieser letztere Umstand, wie Ericsson bemerkt, jedenfalls eben so vortheilhaft, als
                              wenn die Luft bis zu ihrem Austritt aus dem Apparat eine hohe Temperatur
                              beibehielte, denn bei d ist es, wo die Luft in den
                              Arbeitscylinder tritt, um nach vollbrachter Wirkung erst aus diesem in den die
                              Röhrenverlängerung a, c umhüllenden Mantel zu
                              gelangen.
                           Ericsson gab bei seinen Vorversuchen dem Apparate die
                              Fig. 3
                              dargestellte Form, so daß er ganz in gleichem Sinne, wie der in Fig. 2 bezeichnete,
                              wirkte. Die in a, c, d und b
                              angebrachten Thermometer gaben die Temperatur, ihre Zunahme und Uebertragung auf
                              gleiche Weise an. Die kalte Luft wurde durch eine Menge enger Röhren m, m, m in den Ofen getrieben, während die heiße Luft
                              durch den diese Röhren umhüllenden Behälter R, den
                              sogenannten Regenerator strömte, welcher die Stelle des
                              Mantels Fig. 2
                              vertrat, wobei sie mit der äußeren Fläche jener Röhren in Berührung kam. Diesem
                              Luftstrom stellte Ericsson ein System von Scheidewänden
                              p, p, p entgegen, um eine beständige Mischung der
                              Luftmolecüle zu veranlassen, welche sich als eine für die rasche Uebertragung der
                              Wärme wesentliche Bedingung herausstellte. Dieser Zweck wurde auch durch die
                              bezeichnete Anordnung so wirksam erreicht, daß die heiße Luft, welche durch eine 4,2
                              Meter lange Röhre von 0,032 Meter innerem Durchmesser mit einer Geschwindigkeit von
                              2 Metern per Secunde und einer Temperatur von
                              148° C. bei d in den Regenerator R einströmte, durch den Gegenstrom in den Röhren m, m, m abgekühlt, bis auf 30° herabsank. Dieser
                              Gegenstrom zeigte bei seinem Eintritt in den Behälter R
                              eine Temperatur von 23°.
                           Nach diesen einleitenden Betrachtungen gehe ich zu dem Hauptgegenstande, nämlich zur
                              Beschreibung des Ericsson'schen Calorimotors
                               (caloric-engine) über. Ericsson ließ sich
                              den Apparat in England auf den Namen eines Hrn. Dunn
                              patentiren. Außer den in einigen nordamerikanischen Journalen zerstreuten Notizen
                              ist es die dem Patentgesuch beigefügte Beschreibung und skizzenhafte AbbildungPolytechn. Journal, 1852, Bd. CXXIII S. 86., welche mir dabei als Anhaltspunkt diente. Daß ich die letztere in
                              anschaulicherer Form wiedergegeben und die Maschine Fig. 4 in den
                              verschiedenen Hauptmomenten der Bewegung dargestellt habe, wird, wie ich hoffe,
                              nicht verfehlen zum Verständniß des Ganzen beizutragen.
                           
                        
                           Beschreibung der calorischen Maschine.
                           Ich will zuerst die Haupttheile der Maschine in ihrem gegenseitigen Zusammenhang
                              beschreiben und dann auf das Spiel und die Wirkungsweise des Apparates
                              übergehen.
                           A, Fig. 4, ist der Arbeitscylinder, welcher hinsichtlich seines Zweckes dem
                              Dampfcylinder einer Dampfmaschine entspricht. Derselbe ist oben vollständig offen,
                              und bildet die Fortsetzung eines cylindrischen gleich hohen Behälters E mit gewölbtem Boden, des Expansionsheizers. Demnach vereinigen sich Arbeitscylinder und
                              Expansionsheizer zu einem einzigen oben offenen Cylinder mit gewölbtem Boden. In dem
                              Cylinder A bewegt sich genau anschließend ein sorgfältig
                              gearbeiteter Metallkolben a. An die untere Fläche dieses
                              Kolbens ist ein Behälter D befestigt, welcher der Form
                              des Expansionsheizers E dergestalt sich anschmiegt, daß
                              er diesen bei der tiefsten Lage des Kolbens beinahe vollständig ausfüllt, ohne
                              jedoch die Wände desselben zu berühren. Der Behälter D
                              ist unten mit Gyps und nach oben mit Asche oder Kohle ausgefüllt, um vermöge der
                              schlechten Wärmeleitungsfähigkeit dieser Stoffe den Kolben gegen den schädlichen
                              Einfluß der Hitze zu schützen und zugleich die Ausstrahlung und den Verlust der
                              Wärme durch die breite Kolbenfläche möglichst zu verhüten. Dieser Zweck wird auch
                              durch die bezeichnete Anordnung so gut erreicht, daß die Wärme an der
                              Kolbenliederung kaum hinreicht, um Talg zu schmelzen. Der Arbeitskolben a steht vermittelst vier Stangen d, d in starrer Verbindung mit einem zweiten kleineren Kolben b, dessen Fläche aus Gründen, die weiter unten ihre
                              Erläuterung finden werden, nur ungefähr halb so groß wie die des Kolbens a ist. Dieser kleinere Kolben läuft in einem oben
                              geschlossenen aber unten offenen Cylinder B, dem
                              sogenannten Speisecylinder (supply-cylinder), der in fester und centraler Lage über dem Arbeitscylinder A angebracht ist. Die nächste Aufgabe der Maschine
                              besteht, wie bei der Dampfmaschine, in der Erzeugung einer hin- und
                              hergehenden Kolbenbewegung, und diese wird in die für industrielle Zwecke geeignete
                              rotirende Bewegung durch einen Transmissions-Mechanismus verwandelt, welcher
                              von einem zwischen beiden Kolben befindlichen Punkte ausgeht, als von
                              untergeordnetem Interesse aber hier nicht näher bezeichnet werden soll.
                           Der Deckel des Speisecylinders B, der hinsichtlich seines
                              Zweckes und seiner Einrichtung die vollkommenste Aehnlichkeit mit einem
                              Gebläsecylinder hat, enthält zwei selbstthätige Ventile oder Klappen s und t, wovon die erstere
                              nach innen, die letztere nach außen sich öffnet. Bei der Herabbewegung des Kolbens
                              b läßt demnach die Klappe s Luft in den Cylinder dringen, während t sich
                              schließt; beim Aufgang des Kolbens schließt sich dagegen s, während die Klappe t sich öffnet, und dem
                              Kolben gestattet, die eingesaugte Luft in die Röhre g zu
                              drücken. Diese letztere leitet die Luft in den cylindrischen Recipienten oder Luftbehälter C, welcher
                              abwechselnd durch die eine oder die andere der beiden Röhren l, l oder m, m mit einem cylindrischen
                              Luftbehälter H, dem sogenannten Heizer, der durch ein gelindes Feuer von unten erwärmt wird, in
                              Communication steht. Diese abwechselnde Verbindung wird durch die beiden Schieber
                              N, N' vermittelt, indem diese in correspondirender
                              Bewegung bald die Röhre l, l, bald die Röhre m, m gleichzeitig bedecken. Die Stangen dieser beiden
                              Schieber treten durch Stopfbüchsen aus den Behältern, worin sie sich bewegen, ins
                              Freie; die ganze Bewegung der Schieber steht aber mit der Rotation der Kurbelwelle
                              in mechanischem Zusammenhang und tritt stets im geeigneten Momente ein.
                           Zwischen den Behältern C und H sind in die Röhren l, l und m, m die beiden Regeneratoren
                              L und M eingeschaltet, durch
                              welche demnach die Luft abwechselnd streichen muß, um aus dem Recipienten C in den Heizer H zu
                              gelangen. Diese Regeneratoren sind ohne Zweifel das wichtigste Organ der ganzen
                              Maschine. Jeder derselben besteht aus einem rectangulären Behälter, welcher von oben
                              bis unten mit siebartigen Geflechten oder Geweben aus dünnem Kupferdraht durchzogen
                              und von außen mit schlechten Wärmeleitern bekleidet ist. Nach übereinstimmenden
                              Berichten haben diese Behälter bei der in der Werkstätte der HHrn. Hogg und Delamater in Newyork
                              aufgestellten Maschine von 60 Pferdekräften einen quadratischen Querschnitt von 26
                              Zoll im Geviert und enthalten 200 über einander geschichtete Drahtgewebe. Auf jeden
                              Zoll der Seite eines solchen siebartigen Gewebes kommen 10 Drähte, also auf jeden
                              Quadratzoll 100
                              viereckige Löcher oder Maschen, und da jede Seite des Siebes 26 Zoll lang ist, so
                              enthält es 26 × 26 × 100 = 67600 Maschen. Die Gesammtzahl der Maschen
                              aller 200 Siebe ist demnach 200 × 67600 = 13520000. Die Länge des Drahtes in
                              jedem einzelnen Sieb beträgt, da von einer Seite des Quadrates zur
                              gegenüberliegenden jedesmal 10 × 26 = 260 Drähte gespannt sind, und jeder
                              dieser Drähte 26 Zoll lang ist, 13500 Zoll = 1126 Fuß, und da 200 Siebe vorhanden
                              sind, so repräsentirt der in jedem Regenerator befindliche Kupferdraht eine Länge
                              von 225200 Fuß oder eine Länge von ungefähr 10 deutschen Meilen. Da endlich der
                              Durchmesser jedes Drahtes 1/2 Linie beträgt, so bieten
                                 sämmtliche Drahtgewebe eine Heiz- oder Abkühlungsoberfläche von 2456
                                 Quadratfuß dar. Die Heizoberfläche einer gewöhnlichen Locomotive beträgt
                              800 Quadratfuß; es ist demnach in dem verhältnißmäßig kleinen Behälter von 26 Zoll
                              im Geviert die Heizfläche von drei Locomotiven concentrirt. Wird nun dieses System
                              von Drahtgeflechten zu einer gewissen Temperatur erhitzt und eine Quantität kühle
                              Luft hindurchgetrieben, so erscheint es nicht mehr unbegreiflich, daß die Luft,
                              indem bei dieser ungeheuren Anzahl von Maschen und dieser kolossalen
                              Berührungsfläche sozusagen jedes ihrer Atome mit dem erhitzten Metall in Contact
                              gelangt, auf ihrem kurzen Weg durch den Raum des Regenerators beinahe momentan den
                              Wärmeüberschuß des Metallgeflechtes sich zueignet und zu einem der aufgenommmenen
                              Wärmemenge entsprechenden Volumen sich ausdehnt. Eben so begreiflich aber ist es,
                              daß, wenn umgekehrt heiße Luft durch die abgekühlten Drahtgewebe getrieben wird, die
                              letzteren der Luft ihren Wärmeüberschuß eben so schnell entziehen und eine
                              Verminderung ihres Volumens veranlassen, als sie vorher die Wärme an die Luft
                              abgegeben und dieselbe ausgedehnt hatten.
                           Es wurde oben erwähnt, daß der Recipient C abwechselnd
                              durch einen der beiden Regeneratoren L oder M mit dem Heizer H in
                              Communication stehe. Der letztere selbst ist durch die Oeffnungen i, k und die Ventilkammer F
                              mit dem Raum E unter dem Arbeitskolben in Verbindung,
                              vorausgesetzt, daß das Schieberventil p die Oeffnung i nicht verdeckt. Der Schieber p kann nämlich drei Lagen annehmen: die oberste, worin er die Oeffnung der
                              Röhre n, die mittlere, worin er beide Oeffnungen n und i, und die unterste,
                              worin er die Oeffnung i bedeckt. Befindet sich der
                              Schieber in seiner tiefsten Stellung Fig. 4, Nr. II, so steht
                              der Raum unter dem Arbeitskolben mit dem Heizer H, dem
                              Recipienten C u.s.w. in keiner weiteren Verbindung,
                              sondern communicirt auf folgendem Wege mit der äußeren Luft: durch die Oeffnung k, die Röhre n, das Innere
                              des Schiebers N, die Röhre m,
                                 m und den Regenerator M, das Innere des Schiebers N' und die Röhre o. Soviel
                              über die einzelnen Haupttheile der Maschine und ihren Zusammenhang. Der besseren
                              Uebersicht wegen mag noch der Weg bezeichnet werden, welchen die Luft, um zur
                              Wirkung zu gelangen, von ihrem Eintritt in den Apparat bis zu ihrem Austritt aus
                              demselben zurückzulegen hat. Durch das Ventil s strömt
                              die äußere Luft in den Speisecylinder B, von diesem
                              durch das Ventil t und die Röhre g in den Recipienten C, aus diesem, je nach
                              der Stellung der Ventile N, N' durch die Röhren l, l und den Regenerator L
                              oder durch die Röhren m, m und den Regenerator M in den Heizraum H, und so
                              fort durch die Oeffnung i, den Ventilkasten F und die Oeffnung k in den
                              Raum E unter den Kolben und gelangt, nachdem sie hier
                              ihre Wirkung vollbracht hat, durch die Röhre n, den
                              Schieber N, die Röhren m, m
                              und den Regenerator M in den Raum des Schiebers N' und endlich durch die Röhre o ins Freie. Ich gehe nun zur näheren Beschreibung des Spiels der Maschine
                              über, wobei folgende Hauptmomente der Bewegung zu unterscheiden sind.
                           1) Fig. 4, Nr.
                              I. Wir wollen annehmen, der Schieber p befinde sich,
                              bevor die Maschine in Gang gesetzt wird, in seiner mittleren Stellung, wobei er beide Oeffnungen i und n bedeckt, während die Schieber N, N' die in den Regenerator M führenden
                              Röhren m, m bedecken; die verschiedenen Räume seyen mit
                              Luft von gewöhnlicher Dichtigkeit gefüllt, deren Temperatur, sowie die der äußeren
                              Luft, der einfacheren Betrachtung wegen, 0° betragen soll, und beide Kolben
                              befinden sich in ihrer tiefsten Lage. In jeder der Feuerstellen unter den Behältern
                              H und E werde nun ein
                              Feuer angezündet, wodurch diese, sowie der Regenerator L
                              auf 272° C. erwärmt werden sollenNach Ericsson beträgt diese Temperaturerhöhung bei
                                    einer seiner stationären Maschinen nur 260° C., während der Regenerator M, welcher bei der
                              gegenwärtigen Stellung der Schieber N, N' durch die
                              Röhre o mit der äußeren Luft communicirt, und von unten
                              der Wirkung des Feuers nicht ausgesetzt ist, kühl bleibt. Um die Bewegung der
                              Maschine leichter einleiten zu können, wird mittelst einer Handpumpe durch die Röhre
                              r Luft in den Recipienten C gepreßt, wodurch der innere Druck um ungefähr 1 1/2 Pfund per Quadratzoll vergrößert wird. Unter diesen Umständen
                              erhält sowohl die Luft in H und den damit unmittelbar in
                              Verbindung stehenden Räumen, als auch das höchst geringe Luftquantum im
                              Schieberkasten F und im Behälter E das Bestreben sich in sein doppeltes Volumen auszudehnen, und übt daher
                              auf die Wände der Behälter einen diesem Ausdehnungsbestreben entsprechenden Druck, d.h.
                              einen absoluten Druck von circa 30 Pfund per Quadratzoll, oder einen Ueberdruck von 15 Pfunden
                              über den äußeren atmosphärischen Druck aus. Sobald nun der Maschinist das Ventil p aus seiner Mittellage in die Nr. I dargestellte Lage
                              bringt, und dadurch die Communication zwischen dem Arbeitscylinder, dem Heizer H und dem Regenerator L
                              herstellt, wird die expandirende Kraft der erhitzten Luft den Kolben a zu heben beginnen. Mit diesem Kolben steigt aber auch
                              gleichzeitig der Kolben b des Speisecylinders in die
                              Höhe und drückt die in demselben enthaltene kühle Luft durch das sich öffnende
                              Ventil t in die Röhre g und
                              von da in den Recipienten C und den heißen Regenerator L. Indem
                              sie die vielen Millionen Maschen der heißen Drahtgeflechte durchströmt, entzieht sie
                              den letzteren ihre Wärme, und strömt unter einer Temperatur von 272° C. und
                              verdoppeltem Volumen in den Arbeitscylinder nach. Das kleinere aus dem
                              Speisecylinder gedrückte Volumen wird daher, wenn der Rauminhalt dieses Cylinders
                              halb so groß als der des Arbeitscylinders ist, gerade hinreichen, den Raum des
                              letzteren auszufüllen. Somit wird der Arbeitskolben a
                              unter einem constanten absoluten Druck von 30 Pfunden per Quadratzoll oder in Betracht des entgegenwirkenden äußeren
                              atmosphärischen Druckes mit einem Ueberdruck von 15 Pfunden gehoben. Diesem Druck
                              wirkt der Widerstand entgegen, den die Luft im Cylinder B dem Kolben b entgegensetzt, und dieser
                              Widerstand wirkt gleichfalls mit 15 Pfunden Ueberdruck abwärts, weil während der
                              Oeffnung des Ventils t die Räume B und E mit einander in Verbindung stehen.
                              Demnach ist es der Kraftüberschuß des unteren größeren Kolbens über den auf den
                              oberen Kolben entgegenwirkenden Luftdruck, welcher bei Beurtheilung der Leistung der
                              Maschine in Rechnung zu bringen ist, d.h. es darf, da der Raum B bei gleicher Höhe beider Cylinder nur halb so groß wie
                              der Raum A, also auch die Fläche des Kolbens b nur halb so groß als die des Kolbens a ist, nur die Hälfte des auf den unteren Kolben
                              aufwärts wirkenden Druckes als disponible Kraft in Anschlag gebracht werden. Hätte
                              z.B. der Cylinder A 8 Fuß = 96 Zoll Durchmesser, so wäre
                              der disponible Kraftüberschuß = (48² . 15 . π)/2 = 54286 Pfunden.
                           2) Wenn der Arbeitskolben ungefähr 2/3 seines aufwärtsgehenden Hubes zurückgelegt
                              hat, so bewegt sich der Schieber p abwärts in seine
                              mittlere Lage, so daß er beide Oeffnungen i und n bedeckt, wodurch alles weitere Nachströmen der heißen
                              Luft abgesperrt ist. Der Kolben legt daher das übrige Drittel seines Hubes vermöge
                              der Expansion der unter ihm befindlichen mit einem Ueberdruck von 15 Pfunden per Quadratzoll wirkenden eingeschlossenen Luft zurück. Von dem Momente
                              der Absperrung bis zur Beendigung des Hubes nimmt natürlich der Druck gegen die
                              untere Kolbenfläche stufenweise ab, während zugleich der entgegenwirkende Luftdruck
                              gegen den Kolben b insofern zunimmt, als die durch den
                              letzteren in den Recipienten gedrückte Luft wegen Absperrung der Oeffnung i nicht in den Arbeitscylinder nachdringen kann, und
                              folglich eine gewisse Compression erleidet. Daher erreicht der Arbeitskolben seine
                              höchste Lage nur mit einem verhältnißmäßig geringen Druck.
                           3) Sobald der Arbeitskolben seine höchste Lage erreicht, so bewegt sich das Ventil
                              p aus der mittleren Lage, die es soeben eingenommen,
                              in seine tiefste Lage Nr. II, wobei es die untere Oeffnung i noch bedeckt hält, dagegen die obere Oeffnung n frei läßt. Sofort sinken beide Kolben vermöge ihrer bedeutenden eigenen
                              Schwere herab und treiben die heiße Luft durch die Röhre n und den inneren Raum des Schiebers N in den
                              kühlen Regenerator M.
                              Hier gibt sie, die unzähligen Drahtmaschen durchströmend, und mit der ungeheuren
                              Abkühlungsoberfläche von 2456 Quadratfuß in Berührung kommend, beinahe ihren ganzen
                              Wärmegehalt ab, strömt von da durch den Raum des Schiebers N' und gelangt, bis auf circa 30°
                              abgekühlt, durch die Röhre o ins Freie. Während der so
                              eben beschriebenen einmaligen Auf- und Niederbewegung des Arbeitskolbens ist
                              also mit der Temperatur beider Regeneratoren ein Wechsel vorgegangen; der heiße
                              Regenerator hat seine Wärme an die aus dem Cylinder B
                              dem Cylinder A zuströmende kalte Luft abgegeben und ist
                              dadurch abgekühlt worden, während der kühle Regenerator M den Wärmegehalt der nach vollbrachter Wirkung aus dem Cylinder
                              strömenden heißen Luft aufgenommen hat.
                           4) Angenommen, dieser Temperaturwechsel der Regeneratoren sey schon nach dem ersten
                              Doppelhub vollständig genug, so bewegen sich die Schieber N,
                                 N' und ebenso der Schieber p gleichzeitig in
                              die Nr. III dargestellte Lage. Die kühle Luft des Speisecylinders streicht durch den
                              nunmehr heißen Regenerator M, absorbirt die Wärme
                              desselben, strömt, sich ausdehnend, unter den Kolben und treibt ihn in die Höhe.
                           5) Nach Vollendung von 2/3 des Kolbenhubes bewegt sich das Ventil p wieder in seine Mittellage, damit der Kolben vermöge
                              der Expansion der abgesperrten Luft den Rest seines Laufs vollende.
                           6) Aus der eben erwähnten Lage bewegt sich endlich der Schieber p in seine tiefste Lage Nr. IV. Der vermöge seines
                              Gewichtes herabsinkende Kolben aber drückt die heiße Luft durch den Schieberraum N, den kühlen Regenerator L, den
                              Schieberraum N' und die Röhre o ins Freie. Nach diesem zweiten Doppelhub nehmen sämmtliche beweglichen
                              Theile wieder die in Nr. I dargestellte Lage an und das Spiel der Maschine
                              wiederholt sich in der beschriebenen Weise.
                           Nach der in der Patentbeschreibung enthaltenen Angabe ist ein Wechsel der Schieber
                              N, N' erst nach etwa 50 Huben nöthig, indem es so
                              lange dauern soll, bis in der Wärmeabnahme des einen und der Wärmezunahme des andern
                              Regenerators ein Stillstand eingetreten ist. Man sieht aus dieser Beschreibung, daß
                              die Maschine, ähnlich der alten atmosphärischen (Newcomen'schen) Dampfmaschine, einfach wirkend ist. Soll daher eine rotirende
                              Bewegung erzeugt werden, so sind mindestens zwei solcher Apparate erforderlich,
                              welche durch eine passende Transmission in der Art auf eine Kurbel wirken, daß,
                              während der Arbeitskolben der einen Maschine in seiner höchsten Lage sich befindet,
                              derjenige der andern Maschine seinen tiefsten Punkt erreicht hat.
                           ––––––––––
                           Durch die befriedigenden Resultate, welche die beiden mehrfach erwähnten calorischen
                              Maschinen von 5 und von 60 Pferdekräften lieferten, ermuthigt, hat Ericsson, in der Absicht die Anwendbarkeit seines
                              Princips auf die Schifffahrt durch einen im kolossalsten Maaßstabe angestellten
                              Versuch außer Zweifel zu stellen, ein Schiff gebaut, welches den größten
                              Dampfschiffen an die Seite gestellt werden kann. Nach dem Berichte des
                              Civilingenieurs Victor Beaumont ist dieses Schiff 250 Fuß
                              lang, und 42 Fuß breit bei 2200 Tonnen Gehalt. Vier Schornsteine, jeder von nur 30
                              Zoll Durchmesser, ragen 12 Fuß über das Verdeck empor. Zwei derselben dienen zur
                              Abführung der aus den Regeneratoren kommenden Luft, die andern zwei als Rauchfang.
                              Beide Schaufelräder haben 32 Fuß Durchmesser und 10 Fuß Breite. Die 18 Zoll dicke
                              Radwelle hat in der Mitte eine 3 Fuß 8 Zoll lange Kurbel, in welche zwei unter
                              45° geneigte Bleuelstangen eingehängt sind. Vor der Welle befinden sich zwei
                              durch einen Balancier verbundene Calorimotoren der beschriebenen Art, welche die
                              eine Bleuelstange in Bewegung setzen; zwei andere Calorimotoren befinden sich hinter
                              der Welle und setzen die andere Bleuelstange in Thätigkeit. Die Art und Weise, wie
                              diese vier Arbeitscylinder mit ihren vier Speisecylindern mit Hülfe der beiden
                              Bleuelstangen auf die einzige Kurbel wirken und ihr eine gleichmäßige Rotation
                              ertheilen, ist weder aus dem Berichte des oben erwähnten Technikers, noch aus den
                              verschiedenen Zeitungsberichten verständlich; es sind daher nähere Angaben hierüber noch
                              abzuwarten. Jeder der Arbeitscylinder hat 14 Fuß Durchmesser und 6 Fuß Kolbenhub.
                              Die Böden des Expansionsheizers und des Heizers sind 1 1/2 Zoll dick und werden
                              durch die strahlende Wärme eines 5 Fuß unter ihnen befindlichen Feuers von
                              Anthracitkohlen erhitzt. Ericsson hat diesen bedeutenden
                              Abstand gewählt, um das Glühendwerden der Böden dieser Behälter zu verhüten; er
                              hofft daher, daß dieselben länger als vier Jahre aushalten. Er hat es ferner
                              vortheilhaft gefunden, die Luft im Cylinder nur auf ungefähr 195° C. zu
                              erhitzen, wobei sie einen Druck von circa 11 Pfund per Quadratzoll ausübt. Die Regeneratoren haben einen
                              Querschnitt von 24 Quadratfuß und sind mit 200 Drahtgeflechten gefüllt, welche, wenn
                              auf den Quadratzoll 100 Maschen kommen, eine Summe von mehr als 69 Millionen Maschen
                              oder Zellen darbieten. Die Gesammtdrahtlänge eines solchen Regenerators beträgt
                              1,152,000 Fuß oder ungefähr 50 deutsche Meilen; sämmtliche Gewebe aber bieten eine
                              Heiz- oder Abkühlungsfläche von 12385 Quadratfuß dar, die der summirten
                              Heizfläche von 15 Locomotiven gleichkommt. Wenn die Maschine 15 Kolbenhube per Minute macht, so beträgt das Gewicht der in einer
                              Stunde durch den Apparat gegangenen Luft 75 Tonnen. Das Schiff consumirt in 24
                              Stunden angeblich nur 6 Tonnen = 6094 Kilogr. Kohlen bei einer Leistung von
                              angeblich 600 Pferdekräften. Ein Dampfschiff von 600
                              Pferdekräften consumirt in 24 Stunden 72000 Kilogramme Steinkohlen. Es würde sich
                              daher nach jener Angabe, deren Glaubwürdigkeit vor der Hand noch dahin gestellt
                              bleiben mag, in Vergleich mit dem Dampfschiff zu Gunsten des calorischen Schiffes
                              eine beinahe zwölffache Ersparniß an Brennmaterial herausstellen.
                           Frankfurt a. M., den 6. März 1853.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
