| Titel: | Beurtheilung der eisernen und gußstählernen Achsen für Eisenbahnen in ökonomischer Beziehung. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXXXVIII., S. 420 | 
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                        LXXXVIII.
                        Beurtheilung der eisernen und gußstählernen
                           Achsen für Eisenbahnen in ökonomischer Beziehung.
                        Aus der Eisenbahnzeitung, 1853, Nr. 9.
                        Beurtheilung der eisernen und gußstählernen Achsen für
                           Eisenbahnwagen in ökonomischer Beziehung.
                        
                     
                        
                           Die Erfahrungen haben genugsam bestätigt, daß die eisernen Achsen der
                              Eisenbahnfahrzeuge durch den Betrieb ihr Gefüge nach und nach verändern und zuletzt
                              krystallinisch werden.
                           Im Schmiedeeisen ist durch die Behandlung beim Frischen und durch das mehrfache
                              Ausrecken entweder unter dem Hammer oder durch Walzen die spiegelige und körnige
                              Textur des Roheisens in eine sehnige verwandelt worden – ein Zustand, der dem
                              Eisen, so zu sagen, wider seine Natur angezwungen wird. Bei den unausgesetzten
                              Erschütterungen und Stößen, welche die Eisenbahn-Wagenachsen im Betriebe
                              erdulden müssen, mögen die einzelnen Atome wohl so viel freie Bewegung unter sich
                              erhalten, daß sie sich nach und nach wieder in die ursprüngliche natürliche Lage im
                              Roheisen verschieben.
                           Die Haltbarkeit der eisernen Achsen wird durch diese Veränderung des Gefüges mit der
                              Zeit des Gebrauches auch zweifelhafter, bis sie zuletzt im gewöhnlichen Betriebe
                              zerbrechen.
                           Hrn. Maschinenmeister Pellenz verdanke ich die
                              Mittheilung, daß auf der rheinischen Bahn sehr ausgedehnte Beobachtungen und
                              Versuche über die Haltbarkeit und Dauer eiserner geschmiedeter und gewalzter Achsen
                              angestellt wurden, welche zu dem Urtheil geführt, daß die geschmiedeten Achsen ihr
                              Gefüge viel schneller verändern als die gewalzten, und deßhalb auch früher ein
                              Brechen vorkommt.
                           Für die rheinische Bahn ist daher – Folge der Beobachtungen – als Regel
                              aufgestellt worden, daß geschmiedete eiserne belgische Locomotivachsen nach
                              Durchlaufung von 10,000 Meilen ausgewechselt werden, während gewalzte Bündelachsen
                              bis 20,000 Meilen durchlaufen durften.
                           Auch anderweite Erfahrungen sprechen für die Annahme, daß die eisernen Achsen mit
                              Sicherheit nicht wohl über 20,000 Meilen durchlaufen dürfen. Die Gefahren, welche
                              für den Eisenbahnbetrieb mit Achsenbrüchen verbunden sind, führten zu Versuchen mit
                              Gußstahlachsen, welche die günstigsten Resultate gaben.
                           Das Gefüge des Gußstahls spricht ebenso dafür, denn schon im Gusse sind die einzelnen
                              Atome in ein körniges Gefüge zusammen getreten, welches durch das folgende
                              Schmieden und Ausrecken wohl feiner und dichter wird, aber seine körnige Textur doch
                              nicht verändert.
                           Es ist daher auch anzunehmen, daß die Erschütterungen und Stöße, welche die Achsen im
                              Betriebe zu erleiden haben, keine Veränderung in der Textur hervorbringen und daher
                              auch keine nachtheilige Einwirkung auf die Haltbarkeit und Sicherheit solcher Achsen
                              haben werden.
                           Die Erfahrungen, welche in den königlichen Münzen zu Düsseldorf und Berlin an
                              eisernen und Gußstahlwellen, Walzen und Achsen resp. Zapfen gemacht wurden,
                              bestätigen dieß ganz; die eisernen zerbrachen in kurzer Zeit, während die aus
                              Gußstahl gefertigten aushielten.
                           Die heftigen Stöße beim Prägen, wahrscheinlich noch in Wechselwirkung mit der
                              wechselnden Temperatur, als Folge der rotirenden Bewegung, Spannung und Stöße,
                              müssen in den eisernen Wellen etc. die Textur und damit die Haltbarkeit so bald
                              verändert haben.
                           Ein Attest, welches die General-Münzdirection dem Gußstahlfabrikanten Hrn. Krupp zu Essen, auf Grund von zwanzigjährigen
                              Beobachtungen und Erfahrungen über das Verhalten von eisernen und gußstählernen
                              Walzen, Zapfen und Wellen ausgestellt hat, wird am Schlusse mitgetheilt.
                           Die Rücksichten für die Sicherheit des Betriebes allein würden hiernach fordern, daß die eisernen Achsen verworfen und nur allein
                                 Gußstahlachsen verwendet werden.
                           Sehr gewichtig legt sich aber der Kostenpunkt mit in die Waagschale und fordert eine
                              genaue Calculation, wie sich in unmittelbar ökonomischer Beurtheilung die eisernen
                              zu den Gußstahlachsen verhalten.
                           Bevor wir zu dieser Vergleichung übergehen, dürfte jedoch die Frage zu stellen seyn,
                              ob gehärtete oder ungehärtete
                              Gußstahlachsen zu nehmen sind.
                           Der Unterzeichnete sprach sich schon bei den in Berlin im Jahre 1850 von einer
                              Commission der Versammlung deutscher Eisenbahntechniker angestellten Versuchen über
                              die Festigkeit etc. der verschiedenen Achsen für Eisenbahnwagen dahin aus, daß das
                              Härten der Gußstahlachsen eine sehr gefährliche Procedur für die Sicherheit und
                              Dauer derselben sey.
                           Beim Härten wird der glühende und dadurch im Volumen ausgedehnte Stahl zuerst auf der
                              Oberfläche möglichst schnell abgekühlt. Je dicker das Stahlstück, desto mehr Zeit
                              ist erforderlich bis die Abkühlung nach innen durch die ganze Masse dringt. Die
                              äußeren zusammengezogenen Seiten treten dadurch gegen die innere Masse in eine
                              Spannung, die sich schon bei Stücken von ganz geringen Dimensionen häufig in den
                              sogenannten Härterissen und Sprüngen äußert, bei größeren Stücken wohl ein
                              förmliches Auseinanderspringen bedingt, oder durch das Zusammenpressen der sich nicht so
                              schnell abkühlenden innern Masse, in dieser Verschiebungen bedingt, die auch innere
                              Härtebrüche verursachen, während die Oberfläche unversehrt erscheint. Ist in einem
                              gehärteten Stücke die Cohäsion der Stahltheilchen unter sich größer, als die durch
                              das Härten verursachte innere Spannung, so bleibt das Stück zwar ganz, allein die
                              einmal hineingebrachte Spannung wirkt doch fort, und manchmal genügte schon eine
                              geringe Erschütterung von außen her, daß ein solches Stück lange nach der
                              Fertigstellung unversehens und also so zu sagen ohne äußere Veranlassung zersprang
                              oder zerbrach.
                           Wie hoch die innere Spannung sich stellt, wie viel sie von der innern Festigkeit des
                              Stahls für sich in Anspruch nimmt, wie viel oder wie wenig sie davon gegen äußere
                              Einwirkungen übrig läßt, das kann keinem Stücke angesehen werden.
                           Durch Anlassen des gehärteten Stückes wird die Spannung nicht gehoben und was im
                              Innern oder an der Oberfläche gesprungen ist, bleibt unganz. Das Härten ist daher
                              immer eine gefährliche Procedur und sollte nur da angewendet werden, wo zu
                              bestimmten Zwecken einzelne durch das Härten bedingte Veränderungen des Stahles
                              gerade vorwiegend gebraucht werden, z.B. Federkraft. Auch dabei werden starke
                              Dimensionen für die Sicherheit immer nachtheilig seyn und leicht Bruch verursachen;
                              ein Uebelstand, der sich bei den starken Federn aus einem Stücke, den sogenannten
                              Parabelfedern, auch zeigt, abgesehen davon, daß denselben mit Sicherheit auch nicht
                              so viel freies und leichtes Spiel zugemuthet werden darf, wie anderen aus mehreren
                              Blättern bestehenden Federn.
                           Die Versuche in Berlin 1850 haben gezeigt, daß die gehärteten Gußstahlachsen eine
                              höhere Torsionsgränze haben und gegen Torsionen größeren Widerstand leisten als die
                              ungehärteten. Andere Vorzüge wurden nicht ermittelt, im Gegentheil beim Abschlagen
                              der Schenkel zeigten die gehärteten Achsen eine viel geringere Zuverlässigkeit in
                              sehr ungleicher Festigkeit.
                           Die höhere Widerstandsfähigkeit gegen Torsionen kann für den Eisenbahnbetrieb aber
                              nicht so wichtig gehalten werden, daß es gerechtfertigt werden könnte, dafür von der
                              sonstigen größeren Festigkeit und Sicherheit der ungehärteten Achsen auch nur etwas
                              zu opfern.
                           Die eisernen Achsen haben sich, was die Widerstandsfähigkeit gegen Torsionen
                              anbelangt, für den Eisenbahnbetrieb schon ausreichend fest bewährt, die ungehärteten
                              Gußstahlachsen, mit ihrer viel größeren Torsionsgränze, sind daher vollkommen genügend.
                              Die Erzielung einer noch höheren Torsionsgränze durch das Härten kann daher nur als
                              nachtheilig und verwerflich erkannt werden.
                           Die Erfahrungen stimmen mit dem vorstehend Gesagten auch ganz überein.
                           Auf der Köln-Mindener Bahn sind seit 1849 ungehärtete Gußstahlachsen im
                              Betriebe, bis jetzt schon über 500 Stück, und noch ist kein Bruch vorgekommen oder
                              sonst etwas zu tadeln gewesen. Auf Bahnen, welche gehärtete Gußstahlachsen
                              eingeführt haben, sind Brüche aber mehrfach vorgekommen und nichts Unerhörtes
                              mehr.
                           In der weitern Beurtheilung lassen wir die gehärteten Gußstahlachsen ganz fallen, und
                              halten nur an die ungehärteten, die sich als altes Material im Preise auch höher
                              calculiren, denn der Fabrikant Fr. Krupp zu Essen
                              übernimmt die Verpflichtung, die von ihm gelieferten, verbrauchten ungehärteten
                              Gußstahlachsen jederzeit dem halben Gewichte nach durch neue zu ersetzen, der Werth
                              des alten Materials ist also mit dem halben Werth der neuen Achsen in Rechnung zu
                              bringen.
                           Für die neuen ungehärteten, ganz fertig gedrehten und genutheten Gußstahlachsen
                              stellt Fr. Krupp den Preis bei größeren Lieferungen zu
                              acht Silbergroschen per Pfund.
                           Der folgenden Calculation wird dieser Preis zu Grunde gelegt und für das Material der
                              verbrauchten Achse per Pfund vier Silbergroschen
                              gerechnet.
                           Die eisernen gewalzten Achsen ganz fertig gedreht und genuthet, kosten à 1000 Pfd. 80–85 Thlr.; der Satz von 80
                              Thlr. soll in der folgenden Calculation aufgenommen werden, die unbrauchbaren
                              eisernen Achsen die 1000 Pfd. zu 20 Thaler.
                           Auf die Dauer der Gußstahlachsen werden die durchlaufenen Meilen keine Einwirkung
                              haben, denn eine Veränderung des Gefüges wird nicht angenommen. Unbrauchbarwerden
                              durch äußere abnorme Veranlassungen, z.B. Verderben der Schenkel durch mangelhaftes
                              Schmieren etc., kann den Achsen auch nicht zur Last gesetzt werden, es darf daher
                              nur die Abnutzung der Schenkel im gewöhnlichen Betriebe maaßgebend seyn.
                           Diese Abnutzung ist zwar von den durchlaufenen Meilen abhängig, jedoch wie die
                              Erfahrung lehrt, so geringfügig, daß eine Feststellung nach Meilen zu ungeheuren
                              Zahlen führen müßte. Um in der späteren Rechnung aber eine Gränze aufnehmen zu
                              können, wird die Annahme, daß die Abnutzung selbst beim stärksten Betriebe nicht vor
                              zwanzig Jahren zur Unbrauchbarkeit führen kann, nicht zu günstig für die
                              Gußstahlachsen erachtet werden. Die Dauerzeit der ungehärteten Gußstahlachsen soll daher zu zwanzig Jahren
                              in Rechnung gebracht werden.
                           Für die eisernen Achsen wird die Dauerzeit auf durchlaufene 20,000 Achsmeilen
                              genommen. Zur Anwendung auf die Praxis wird die Berechnung aber mit Rücksicht auf
                              verschiedene Wagengattungen geführt werden, je nachdem diese gruppenweise im
                              gewöhnlichen Betriebe mehr oder weniger gebraucht werden, die Achsen unter denselben
                              per Jahr also mehr oder weniger Meilen
                              durchlaufen.
                           Aus den von sämmtlichen Wagen einer Gruppe im Jahre durchlaufenen Achsmeilen für die
                              Rechnung per Wagen resp. Achse die Durchschnittszahl zu
                              nehmen, würde zwar rechnungsmäßig richtig, in praktischer Anwendung auf den Betrieb
                              aber nicht durchzuführen seyn.
                           Um für die Praxis haltbare Resultate zu erzielen, werden von den verschiedenen
                              Gruppen diejenigen Wagen als Anhalt genommen werden müssen, welche im Jahre häufiger
                              zum Gebrauch kommen, also die mehreren Achsmeilen durchliefen.
                           Die Dauerzeit der eisernen Achse nach Jahren, und danach per Betriebsachse der Verbrauch in zwanzig Jahren ergibt sich:
                           A. für Wagen, von welchen eine Mehrzahl im Jahre bis zu
                              10,000 Achsmeilen durchlaufen (Personenwagen) auf zwei Jahre, in zwanzig Jahren also
                              10 Achsen;
                           B. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 8500
                              Achsmeilen durchlaufen, 2 1/2 Jahre, in 20 Jahren also 8 Achsen;
                           C. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 6000
                              Achsmeilen durchlaufen, 3 1/3 Jahre, in 20 Jahren also 6 Achsen;
                           D. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 4000
                              Achsmeilen durchlaufen, 5 Jahre, in 20 Jahren also 4 Achsen;
                           E. für Wagen, welche zur Mehrzahl jährlich bis 2000
                              Achsmeilen durchlaufen, 10 Jahre, in 20 Jahren also 2 Achsen;
                           F. für Wagen, welche noch weniger laufen, in 20 Jahren
                              also eine und weniger Achse.
                           Die Gußstahlachse zu 231 1/2 Pfd. schwer, à Pfd. 8
                              Sgr., kostet 61 Thlr. 22 Sgr.
                           
                              
                                 Diese 61 Thlr. 22 Sgr. geben in 20 Jahren
                                    zu 4 Proc. Zins auf Zins
                                 135 Thlr.
                                 15 Sgr.
                                 9 pf.
                                 
                              
                                 Davon ab: Werth der abgenutzten Achse zu
                                    230 Pfd. à 4 Sgr.
                                 30    „
                                 20  „
                                 –  „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Die Gußstahlachse absorbirt in 20 Jahren
                                    also
                                 104 Thlr.
                                 25  „
                                 9 pf.
                                 
                              
                                 rund
                                 105 Thlr.
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Ad. A. Die gewalzte eiserne Achse, zu 250 Pfd.
                              angenommen, à 1000 Pfd. 80 Thlr., kostet 20 Thlr,
                              gibt in zwei Jahren à 4 Procent Zins auf
                           
                              
                                 Zins
                                 21 Thlr.
                                 19 Sgr.
                                 – pf.
                                 
                              
                                 Davon ab: Werth der ausgenutzten Achse à 248 Pfd.und 1000 Pfd. 20
                                    Thlr.
                                 4     „
                                 28  „
                                 10 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Die eiserne Achse absorbirt in 2 Jahren
                                    also
                                 16 Thlr.
                                 20 Sgr.
                                 2 pf.
                                 
                              
                                 oder
                                 16,7 Thlr.
                                 
                                 
                              
                           In 20 Jahren müßte die eiserne Achse 10mal erneuert werden, wodurch an Werth
                              absorbirt wird:
                           
                              
                                 Für die erste Achse nach Ablauf
                                    der ersten zwei Jahre 16,7 Thlr. absorbirt, 18
                                    Jahre      zu 4 Proc. Zins
                                    auf Zins
                                   33,831 Thlr.
                                 
                              
                                 für die zweite Achse
                                 16,7 Thlr.
                                 16 Jahre
                                 à 4 Proc. Zins auf Zins
                                   31,279   „
                                 
                              
                                   
                                    „      dritte      „
                                 16,7   „
                                 14 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   28,919   „
                                 
                              
                                   
                                    „      vierte    
                                    „
                                 16,7   „
                                 12 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   26,737   „
                                 
                              
                                   
                                    „      fünfte    
                                    „
                                 16,7   „
                                 10 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   24,72    
                                    „
                                 
                              
                                   
                                    „      sechste  
                                    „
                                 16,7   „
                                   8 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   22,855   „
                                 
                              
                                   
                                    „      siebente  „
                                 16,7   „
                                   6 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   21,082   „
                                 
                              
                                   
                                    „      achte      „
                                 16,7   „
                                   4 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   19,537   „
                                 
                              
                                   
                                    „      neunte    „
                                 16,7   „
                                   2 „
                                 à 4  
                                    „      
                                    „    
                                    „     „
                                   18,021   „
                                 
                              
                                   
                                    „      zehnte    „
                                 
                                 
                                 
                                   16,7      
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Im Ganzen
                                 243,681 Thlr.
                                 
                              
                           
                              
                                 Ad B. Die eiserne Achse bei 2 1/2 Jahr
                                    Dauerzeit, absorbirt
                                 
                                 17,1 Thlr.
                                 
                              
                                 durch achtmalige Erneuerung in 20 Jahren
                                    werden im Ganzen absorbirt
                                 197,6 Thlr.
                                 
                                 
                              
                                 Ad C. Die eiserne Achse bei 3 1/2 jähriger
                                    Dauer, absorbirt
                                 
                                 17,83  „
                                 
                              
                                 durch sechsmalige Erneuerung werden in 20
                                    Jahren absorbirt
                                 151,59  „
                                 
                                 
                              
                                 Ad D. Bei 5jähriger Dauer absorbirt die eiserne
                                    Achse
                                 
                                 20,4    „
                                 
                              
                                 durch viermalige Erneuerung in 20 Jahren im
                                    Ganzen
                                 106,42  „
                                 
                                 
                              
                                 Ad E. Bei 10jährige Dauer absorbirt die eiserne
                                    Achse
                                 
                                 25,66  „
                                 
                              
                                 durch zweimalige Erneuerung in 20 Jahren im
                                    Ganzen
                                   63,63  „
                                 
                                 
                              
                                 Ad F. Bei 20jähriger Dauer
                                   17,1
                                       „
                                 
                                 
                              
                           Aus der Vergleichung der durch diese Rechnung erzielten Resultate ergibt sich, daß
                              für die Wagengattungen ad A. B. C. und D., also für alle Wagen, welche per Jahr nur 4000 Meilen durchlaufen, die Verwendung von Gußstahlachsen,
                              trotz des höhern Ankaufpreises, doch unmittelbar noch ökonomischer ist, als die der
                              eisernen Achsen.
                           
                           Die Vortheile der höhern Sicherheit, geringeren Reibung, geringeren todten Last,
                              Vermeidung von Störungen durch Auswechseln etc. sind für die Gußstahlachsen außerdem
                              noch in Anschlag zu bringen.
                           Dortmund, im Januar 1853.
                           Neesen,   
                                                   
                              Vorsteher der Wagen-Verwaltung der Köln- Mindener
                              Eisenbahn-Gesellschaft.       
                           Zeugniß.
                           An Herrn Fr. Krupp zu Essen in Rheinpreußen.
                           Ew. Wohlgeboren haben in dem gefälligen Schreiben vom 22. v. M. den Wunsch
                              ausgesprochen, von uns eine Aeußerung über das Verhalten der an die königlichen
                              Münzstätten gelieferten Walzen und anderen Maschinenstücke aus Gußstahl zu erhalten,
                              welche wir mit um so größerem Vergnügen im Nachstehenden abgeben, als wir in deren
                              Anwendung vollständige Befriedigung erlangt haben.
                           Gußstahlwalzen Ihrer Fabrik sind bei der 1848 eingegangenen Münzstätte zu Düsseldorf
                              während eines Zeitraums von 28 Jahren im Bahndurchmesser von 3 1/2'' und im
                              Zapfendurchmesser von 2'', bei der Hauptmünzstätte zu Berlin während eines Zeitraums
                              von 16 Jahren im Bahndurchmesser von 4 1/8'' und Zapfendurchmesser von 2 1/8'',
                              sowie in einer Bahnbreite von 2 1/8'' zum Strecken der Münzmetalle, neben anderen
                              Walzen aus Schweißstahl und aus Harteisen in Anwendung gekommen.
                           Während der ganzen Zeit haben sich Ihre Gußstahlwalzen stets an allen Stellen
                              gleichartig gezeigt, es ist an keiner einzigen ein Zapfenbruch und die
                              Unbrauchbarkeit nur durch Abnützung nach langem Gebrauch und wiederholtem
                              Abschleifen eingetreten. Dagegen ist bei den früher und auch gleichzeitig noch
                              benutzten gleich großen Walzen mit einer Bahn aus Schweißstahl und eisernen Zapfen
                              öfters ein Zapfenbruch vorgekommen. Außer diesen kleineren Walzen sind aber auch ein
                              Paar größere Gußstahlwalzen Ihrer Fabrik von 8'' Bahndurchmesser, 5'' Bahnbreite und
                              4 1/2'' Zapfendurchmesser bei der hiesigen Hauptmünzstätte ein ganzes Jahr hindurch
                              versuchsweise im Gebrauch gewesen, ohne daß irgend eine nachtheilige Veränderung an
                              denselben hat wahrgenommen werden können.
                           Die Anwendung Ihres Gußstahls zu Maschinenstücken geschah ebenfalls zuerst in der
                              vormaligen Düsseldorfer Münzstätte. Es hatte sich nämlich bei den dort eingeführten,
                              wegen des Moments des Durchstoßens bei 180 bis 200 Umdrehungen in der Minute, einer
                              starken Erschütterung ausgesetzten, rotirenden Durchschnittmaschinen wiederholt
                              gezeigt, daß die aus Schmiedeisen gefertigten Krummachsen nach einiger Zeit
                              zerbrachen und, bei aller Vorsicht in der Anfertigung, doch nicht haltbar blieben.
                              Dieser Uebelstand gab Veranlassung, die Krummachsen der Durchschnittmaschinen aus
                              Ihrem Gußstahl anfertigen zu lassen, und es wurde dadurch nicht bloß vollständige
                              Haltbarkeit, sondern auch, da die Gußstahl-Krummachsen dünner als die
                              schmiedeisernen gehalten werden konnten, und der Gußstahl größere Dichtigkeit als
                              Eisen besitzt, zugleich eine bedeutende Verminderung der Reibung erzielt.
                           
                           Dieselbe Erfahrung wurde in der hiesigen Hauptmünzstätte an verschiedenen Krummachsen
                              und anderen Maschinenstücken gemacht und führte dahin, nicht nur die Krummachsen an
                              den rotirenden Durchschnittmaschinen und Uhlhorn'schen
                              Prägmaschinen, sondern auch die eingeschliffenen Kniescheiben oder Halbkugeln unter
                              den Prägestempeln, die Einsenkringe für große Stempel (welche aus Eisen öfters
                              zersprangen) und selbst in neuester Zeit die Schraubenspindel zum größten
                              Medaillen- und Einsenk-Prägewerk von 2 3/4 Fuß Länge und 7''
                              Durchmesser, da die Prägewerkspindeln eine größere Widerstandsfähigkeit besitzen
                              müssen und eiserne nach längerem Gebrauch brüchig geworden waren, wie auch noch
                              andere Maschinentheile aus Gußstahl darzustellen. Alle diese Maschinenstücke haben
                              sich bis jetzt gut gehalten.
                           Wir können demnach bezeugen, daß in unseren Münzstätten die aus Ihrem Gußstahl
                              gefertigten Walzen, Krummachsen, Senkringe, Spindeln und andere, der Reibung und
                              starkem Druck ausgesetzte Maschinentheile, wenn auch in der ersten Anschaffung
                              theurer, mit der Zeit bedeutende Vortheile und Vorzüge vor den aus Eisen
                              bestehenden, namentlich in der Haltbarkeit, Ausdauer und verminderten Reibung
                              gewährt haben, und daß wir nach solchen Erfahrungen auch für die Folge die
                              bezeichneten Maschinenstücke aus Gußstahl anfertigen zu lassen Bedacht nehmen
                              werden, sowie zur Anwendung sehr empfehlenswerth erachten.
                           Berlin, den 20. December 1852.
                           Die General-Münz-Direction.
                                       gez. Noelle.
                                    gez. Kandelhardt.