| Titel: | Ueber das Verhalten des Chromoxyds zu mehreren anderen Metalloxyden in hoher Temperatur, und über Darstellung schwarzer Farben auf Steingut und Porzellan; von J. G. Gentele in Stockholm. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XCVI., S. 442 | 
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                        XCVI.
                        Ueber das Verhalten des Chromoxyds zu mehreren
                           anderen Metalloxyden in hoher Temperatur, und über Darstellung schwarzer Farben auf
                           Steingut und Porzellan; von J. G.
                              Gentele in Stockholm.
                        Gentele, über das Verhalten des Chromoxyds zu mehreren anderen
                           Metalloxyden in hoher Temperatur.
                        
                     
                        
                           Meine Versuche über das Verhalten des Chromoxyds zu mehreren anderen Metalloxyden im
                              Porzellanofen, bei einer Temperatur zwischen der Schmelzhitze des Kupfers und
                              Goldes, lieferten Resultate, welche in technischer Hinsicht wichtig sind. Dieselben
                              wurden zu dem Zweck angestellt, die Ursache zu ermitteln, warum chemisch reines
                              Chromoxyd, auf die verschiedenste Weise bereitet, wenn Steingut damit unter der
                              Glasur bemalt oder bedruckt wird, beim Glattbrennen stets schmutziggrüne, ins
                              Bräunliche übergehende Nüancen gibt, wenn dieses Oxyd nicht vorher auf unten
                              angegebene Weise präparirt worden ist.
                           Ich fing damit an, zweifach-chromsaures Kali in schwer schmelzbaren
                              Steinguttiegeln der Hitze des Porzellanofens auszusetzen, wobei reines Chromoxyd in
                              Krystallflittern zurückblieb, indem sich das Kali theils verflüchtigte, theils in
                              den Tiegel zog und denselben frittete. Dieses Chromoxyd gab dieselben
                              schmutziggrünen Farben, wie jedes auf anderem Wege dargestellte; es färbte aber den
                              Borax rein grün, weßwegen anzunehmen war, daß der Uebergang der Farbe in Braun durch
                              einen in der Steingutmasse enthaltenen Körper veranlaßt werde; ich überzeugte mich
                              auch bald, daß dieser nichts anderes als Eisenoxyd war, abstammend von Schwefelkies
                              in den Thonarten, aus welchen derselbe durch das Schlämmen nicht vollständig
                              abgeschieden werden kann.
                           Chromoxyd und Eisenoxyd. – Ich untersuchte hierauf
                              das Verhalten des Chromoxyds zum Eisenoxyd näher, wobei sich Folgendes
                              herausstellte. Innige Gemenge von Eisenoxyd und Chromoxyd, der stärksten Hitze des
                              Porzellanofens ausgesetzt, sintern immer zu einer schwarzen Masse zusammen; das
                              Pulver derselben ist stets braun oder schwarzbraun; die Höhlungen der Masse zeigen
                              sich immer krystallinisch. Unter der Glasur auf Steingut aufgetragen (durch Drucken
                              oder Malen auf gewöhnliche Weise), geben diejenigen Gemenge, welche 1/2 Aeq.
                              Chromoxyd (40 Gewichtstheile) auf 2 Aeq. Eisenoxyd (156 Gewichtstheile) enthalten,
                              eine rein schwarze Farbe; enthalten die Gemenge mehr
                              Chromoxyd, so entsteht Braun, welches um so mehr in Gelb und Grün übergeht, je stärker das Chromoxyd
                              vorwaltet.
                           Die Andeutung, durch das angegebene Verhältniß zwischen Chromoxyd und Eisenoxyd eine
                              schwarze Farbe auf Steingut und Porzellan erhalten zu können, ließ ich nicht
                              unberücksichtigt; fortgesetzte Versuche ergaben, daß man dieselbe schwarze
                              Verbindung erhält, wenn man ein Gemenge von Eisenoxyd mit 1/4 Chromoxyd (oder mit
                              1/3 zweifach-chromsaurem Kali) im Windofen einer heftigen Weißglühhitze (der
                              Schmelzhitze des Gußeisens) aussetzt; deßgleichen wenn man im Porzellanofen ein
                              Gemenge von 4 Theilen Eisenoxyd, 1 1/2 Theil zweifach-chromsaurem Kali und 2
                              Theilen Kochsalz einem Brande aussetzt. Bei Anwendung von Chromoxyd sintert das
                              Ganze zu einer sehr harten schwarzen Schlacke zusammen; bei Anwendung von
                              zweifach-chromsaurem Kali geschieht dieses ebenfalls, aber zahlreiche Partien
                              der Masse sind krystallisirt und das auf diesem Wege erhaltene Product muß vor dem
                              Gebrauche nach dem Malen mit Wasser behandelt werden, um Kochsalz und etwas
                              unzersetztes chromsaures Kali auszuziehen.
                           Die Krystalle der Verbindung von Eisenoxyd mit Chromoxyd zeigen sich bei 200facher
                              Vergrößerung als Oktaeder und Abschnitte desselben; sie sind kohlschwarz und
                              spiegeln außerordentlich, so daß sie durchsichtig zu seyn scheinen. Mit Borax
                              schmilzt die Verbindung zu einer schwarzen undurchsichtigen Schlacke. Beim Glühen
                              mit Salpeter auf der Weingeistlampe wird sie nicht angegriffen, es müßte denn ein
                              wenig überschüssiges Chromoxyd vorhanden seyn; auf Platinblech vor dem Löthrohr
                              wirkt der Salpeter erst ein, nachdem er vollständig zersetzt ist, worauf durch die
                              oxydirende Flamme chromsaures Kali gebildet wird.
                           Als Porzellanfarbe ist diese Verbindung die schönste schwarze
                                 Farbe und auch wohlfeiler als jede andere, weil man als Eisenoxyd das
                              gewöhnliche Englischroth verwenden kann. Im Vergleich mit den bisher angewandten
                              schwarzen Farben besitzt sie überdieß die schätzbare Eigenschaft, daß ihr Ton nicht
                              wechselt, weder bei verschiedener Temperatur noch bei verschiedener Dicke der Glasur
                              unter welcher glattgebrannt wird, weil die Farbe in letzterer unlöslich ist; daher
                              auch jeder einzelne Punkt eines Kupferabdrucks in seiner vollen Reinheit auf dem
                              Porzellanstück wiedergegeben ist.
                           Bisher wendete man als schwarze Farbe hauptsächlich Gemenge von Eisenoxyd, Chromoxyd,
                              Manganoxyd und Kobaltoxyd an; diese Farben sind wegen des Kobaltoxyds theurer, der
                              Hauptübelstand ist aber, daß sie mit der Dicke der Glasur und der Hitze im Glattofen ihren
                              Ton wechseln, indem einige Oxyde sich lösen und ihren Farbenton ausbreiten, wie das
                              Kobaltoxyd, oder verschwinden, wie das Eisenoxyd und Manganoxyd, so daß selten aus
                              einem Ofen ein Geschirr von gleichem Schwarz herauskommt, während nicht selten
                              Tafelservisgeschirr von gleicher Farbe begehrt wird.
                           Ich habe bereits mehrere hundert Pfund der aus Eisenoxyd und Chromoxyd bestehenden
                              schwarzen Farbe verbraucht, und kann versichern, daß sie von keiner andern
                              hinsichtlich der Stärke, Reinheit, Gleichheit und Billigkeit erreicht wird. Alle aus
                              England bezogenen und dort gebräuchlichen schwarzen Farben, Gemenge der schon
                              erwähnten Oxyde, stehen meiner Farbe an Tiefe nach und wechseln überdieß ihre
                              Nüance, wie bereits bemerkt wurde.
                           Ich habe noch zu bemerken, daß auch der Niederschlag, welchen neutrales chromsaures
                              Kali in schwefelsaurem Eisenoxydul hervorbringt, nach dem Auswaschen und Glühen
                              dieselbe schwarze Farbe gibt.
                           Chromoxyd und Zinkoxyd. – Setzt man gleiche Theile
                              krystallisirten Zinkvitriol und zweifach-chromsaures Kali der stärksten Hitze
                              des Porzellanofens aus, so erhält man ebenfalls eine schwarze krystallinische
                              Verbindung, welche wie die vorhergehende unter der Glasur ein reines Schwarz
                              liefert.
                           Wenn man zweifach-chromsaures Kali auf der Weingeistlampe in einem
                              Porzellantiegel schmelzt und Zinkoxyd (meines war durch Glühen von Zinkvitriol im
                              Porzellanofen gewonnen und enthielt keine Spur Schwefelsäure) hinzufügt, so wird das
                              chromsaure Kali sehr rasch zersetzt; es entwickelt sich Sauerstoffgas und es setzt
                              sich eine schwarze Zinkverbindung ab, welche mit der vorher erwähnten identisch zu
                              seyn scheint.
                           Da Eisenoxyd billiger ist als Zinkoxyd, und die schwarze Farbe von letzterm keinen
                              Vorzug vor der mit Eisenoxyd bereiteten zu haben scheint, so wird die Verbindung von
                              Chromoxyd mit Zinkoxyd weniger in Gebrauch kommen.
                           Chromoxyd und Kupferoxyd. – Bringt man Kupferblech
                              mit zweifach-chromsaurem Kali in den Porzellanofen, so erhält man das Blech
                              von graugrüner Farbe, zum mehr als zehnfachen Volum aufgeschwollen, aber nicht
                              geschmolzen. Die entstandene Masse färbt unter der Glasur grün. – Fällt man hingegen Kupfervitriol mit neutralem chromsaurem
                              Kali, wascht den Niederschlag gut aus, und glüht ihn dann im Porzellanofen, so
                              gleicht er den Verbindungen von Chromoxyd mit Eisenoxyd und Zinkoxyd, ist
                              krystallintsch, gibt ein braunschwarzes Pulver und liefert unter der Glasur
                              ebenfalls eine satte, rein schwarze Farbe.
                           Chromoxyd und Manganoxyd. – In verschiedenen
                              Verhältnissen innig gemengt, lieferten dieselben krystallisirte Verbindungen, deren
                              Zusammensetzung ich noch nicht untersucht habe, welche unter der Glasur schöne
                              braune Farben gaben, aber kein Schwarz.
                           Chromoxyd und Kobaltoxyd. – Dieselben geben in der
                              Glasur lösliche Verbindungen, von der Farbe welche sich voraussehen läßt.
                           Chromoxyd und Zinnoxyd. – Das Verhalten dieser
                              zwei Oxyde nach den Angaben von Malaguti (polytechn.
                              Journal Bd. LXI S. 282), fand ich in jeder
                              Hinsicht bestätigt.
                           Wie man sieht, geben meine Versuche nicht nur mehrere Wege an die Hand, vorzügliche
                              schwarze Farben auf Steingut und Porzellan darzustellen, sondern sie zeigen auch die
                              Ursache, warum Chromoxyd unter der Glasur auf Steingut oder Porzellan mißfarbig
                              wird, und wie diesem Umstande begegnet werden kann. Da es nämlich nicht möglich ist
                              das Eisenoxyd vollständig aus der Porzellan- oder Steingutmasse zu entfernen,
                              so muß man Vorsorge treffen, daß das Chromoxyd nicht mit der eisenhaltigen Masse in
                              Berührung kommt. Dieß erreicht man durch Zusammenglühen des Chromoxyds mit einem so
                              harten Fluß, daß es darin eingehüllt ist und nicht von der Glasur gelöst wird.
                              Dieser Fluß darf keines derjenigen Oxyde enthalten, von denen hier die Rede war; er
                              darf bei der Temperatur des Glattbrennens nicht gelöst werden, weil sonst die Glasur
                              diese Oxyde (Kupferoxyd vom Bleiglas und Eisenoxyd vom Glimmer der Granitmahlsteine)
                              in Berührung mit dem Chromoxyd bringt.
                           Daß in den Vorschriften zur Darstellung von Farben für die Porzellanmalerei häufig
                              jene Oxyde zusammen vorkommen, wie Zinkoxyd mit Chromoxyd etc., und solche Gemenge
                              zu diesem Zweck angewendet werden können, beruht darauf, daß beim Aufbrennen
                              derselben auf die Glasur in den Muffelöfen nur eine niedrige Temperatur angewendet
                              wird, bei welcher das Chromoxyd sich nicht löst, sondern bloß durch den Fluß
                              befestigt wird.