| Titel: | Ueber die chemische Zusammensetzung der im Thonboden der unteren Loire gebauten Zuckerrübe; von Hrn. Bobierre. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XCVIII., S. 448 | 
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                        XCVIII.
                        Ueber die chemische Zusammensetzung der im
                           Thonboden der unteren Loire gebauten Zuckerrübe; von Hrn. Bobierre.
                        Aus den Comptes rendus, Januar 1853, Nr.
                              1.
                        Bobierre, über die chemische Zusammensetzung der im Thonboden der
                           unteren Loire gebauten Zuckerrübe.
                        
                     
                        
                           Es ist eine in der Gegend der untern Loire allgemein angenommene Meinung, daß der
                              Thonboden des Westens sich für die Entwicklung der schlesischen Runkelrübe nicht
                              eigne. Bei Einigen scheint diese Ansicht durch die fruchtlosen Versuche, welche vor
                              einiger Zeit einzelne Zuckerfabrikanten anstellten, veranlaßt worden zu seyn; andern
                              zufolge wäre die Schwierigkeit, in der Bretagne eine zuckerreiche Rübe zu erhalten,
                              der Gegenwart einer zu großen Menge Chlornatriums (Kochsalzes) im Boden beizumessen.
                              Wenn ich diesen einzelnen Punkt der Landwirthschaft des westlichen Frankreichs
                              aufzuklären suchte, so geschah es keineswegs um daraus günstige Folgerungen für die
                              Einführung eines Industriezweigs abzuleiten, welcher mit den wesentlich maritimen
                              Beschäftigungen von Nantes nicht wohl vereinbar ist, sondern nur zur Lösung einer
                              rein technischen Frage. Auch schien mir die Untersuchung des Verhältnisses zwischen
                              dem Zuckergehalt einer Runkelrübe, welche in einem kalireichen Boden gebaut wurde
                              und einer solchen in der Umgebung von Valenciennes gewachsenen, einiges Interesse zu
                              gewähren.
                           Ich verschaffte mir Rüben aus der Umgegend von Valenciennes, sowohl von der grünen als von der rosenrothen
                                 Varietät. Dieselben Gewächse aus den Feldern des Hrn. Derrieu in der Umgegend von Nantes wurden vergleichend analysirt.
                           Ich befolgte dabei Peligot's Verfahren. 100 Gramme aus
                              verschiedenen Theilen der Wurzel geschnittene dünne Scheiben wurden im
                              Trocknenzimmer ausgetrocknet; der gewogene Rückstand wurde mit kochendem Alkohol von
                              83 Proc. (nach Gay-Lussac's Alkoholometer)
                              behandelt. Eine neue Wägung ergab den ausgezogenen Zucker, nebst einer sehr kleinen
                              Menge einer schleimig-zuckerigen Substanz, welche ich bei dem rein
                              technischen Zweck meiner Untersuchung vernachlässigen durfte. Das Albumin und Pektin
                              bestimmte ich gemeinschaftlich mit der Holzfaser. Folgendes sind die Resultate
                              dieser Analysen:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 127, S. 449
                              
                                 
                                 Bei diesem Versuche nahm der Alkohol eine ziemlich große Menge eines schön
                                    gelben Farbstoffs auf, welcher also im Gewicht des Zuckers inbegriffen
                                    ist.
                                 
                              Rosenrothe Varietät von
                                 Valenciennes; Ende September 1852; Grüne Varietät von Valenciennes; Ende
                                 September 1852; Rosenrothe Spielart von Keredou bei Nantes; Anfang Octobers;
                                 Grüne Spielart von Keredou bei Nantes; Anfang Octobers; November; Gelbe deutsche
                                 Runkelrübe; Feld-Runkelrübe; Schlesische Zuckerrübe von Keredou; October
                                 1851, analysirt im April 1852
                              
                           Diese verschiedenen Runkelrüben-Varietäten wurden in Porzellanschälchen in der
                              Muffel eines Probirofens eingeäschert; die Asche betrug 63 bis 70 und 80 Proc. der
                              Rübe; das als Chlorsilber sorgfältig bestimmte Chlor betrug in der Asche der Rüben
                              aus dem Thonboden der untern Loire nicht mehr als in derjenigen der Rüben von
                              Valenciennes.
                           Aus diesen Versuchen geht hervor, daß die Cultur der schlesischen Runkelrübe in der
                              untern Loire möglich ist und daß die in der Umgegend von Nantes gebaute Rübe keine
                              Substanzen enthält, deren Gegenwart der Bildung und Absonderung des
                              krystallisirbaren Zuckers hinderlich seyn könnte.