| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. , S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfmaschine mit einem einzigen Cylinder, mit variabler
                              Expansion und Condensation, von den HHrn. Thomas und Laurens, Ingenieuren zu Paris.
                           Wir theilen hier einen Brief der beiden genannten ausgezeichneten Ingenieure an den
                              Secretär der Société d'Encouragement zu
                              Paris mit, welcher die Resultate der Versuche enthält, die mit einer Dampfmaschine
                              angestellt wurden, welche Hr. Farcot, Maschinenbauer zu
                              St. Ouen, nach ihrer Angabe construirt und in der Fabrik des Hrn. Darblay aufgestellt hat.
                           
                           Dieser Brief enthält sehr interessante Notizen über die horizontalen Maschinen mit einem einzigen Cylinder und mit einer großen
                              variablen Expansion.
                           
                              „Paris, den 19. Mai 1852.
                              
                           Herr Secretär! „Wir bitten Sie, der Société d'Encouragement die ökonomischen Resultate
                                 mitzutheilen, die mit einer Dampfmaschine mit einem einzigen Cylinder bei zwei
                                 Versuchen mit dem dynamometrischen Zaum erhalten wurden. Diese Maschine, welche
                                 das vorhergehende Jahr in der großen Oelfabrik des Hrn. Darblay zu Corbeil aufgestellt worden ist, wurde von uns combinirt.
                                 Der Dampfcylinder liegt horizontal, und dieselbe Lage hat die doppeltwirkende
                                 Luftpumpe. Die ganze Maschine ruht auf einem einzigen gußeisernen Gerüst,
                                 wodurch sie eine ganz besondere Festigkeit erhält. Die Maschine wurde nach
                                 unserer Angabe in der Werkstatt des Hrn. Farcot
                                 erbaut. Wir dürfen sagen, daß ihre Ausführung nichts zu wünschen übrig läßt.
                              
                           
                              Die Versuche mit dem dynamometrischen Zaum oder dem Dynamometer wurden am 2 Mai
                                 nach einem ununterbrochenen Gange der Maschine seit dem November 1851
                                 angestellt. Die Maschine war daher weder ganz neu, noch war sie zu einem Versuch
                                 vorbereitet, denn es wurden bei den Versuchen dieselben Kohlen angewendet wie
                                 bei dem gewöhnlichen Betrieb, d.h. gemischte Kohlen mittlerer Qualität von
                                 Charleroy.
                              
                           
                              Bei dem ersten Versuch, der mit dem Dynamometer angestellt wurde, welcher eine
                                 Belastung von 35 Pferdekräften hatte, überstieg der Verbrauch nicht 1,43 Kilogr.
                                 Steinkohlen per Pferdekraft in der Stunde; der Dampf
                                 hatte eine Pressung von 4 3/4 bis 5 Atmosphären und wurde in den Cylinder
                                 während 1/17 Theil des Kolbenlaufes zugelassen.
                              
                           
                              Der zweite Versuch wurde mit einer Belastung des Dynamometers von 50
                                 Pferdekräften angestellt, und gab ein noch weit vortheilhafteres Resultat. Der
                                 Verbrauch verminderte sich auf 1,30 Kilogr. per
                                 Pferdekraft. Man hatte denselben Dampfdruck beibehalten, allein wegen der
                                 größern Kraftentwicklung mußte die Expansion von 1/17 auf 1/13 reducirt werden.
                                 Man begreift, daß dadurch ein Vortheil veranlaßt wurde, indem die passiven
                                 Widerstände der Maschine mit der Kraft nicht zunehmen; wenn man daher einen
                                 gewissen Grad der Expansion übersteigt, so kann eine Ersparung daraus nicht
                                 hervorgehen.
                              
                           
                              Wir müssen bemerken, daß während beider Versuche, wegen der Bedienung und
                                 Beaufsichtigung des Dynamometers, die Thüren des Maschinen- und des
                                 Kesselhauses stets offen stehen mußten, wodurch, da die äußere Temperatur
                                 ziemlich gering war, jedenfalls ein Wärmeverlust veranlaßt wurde. Ein anderer
                                 ausnahmsweiser Umstand verhinderte ebenfalls die Realisirung einer bedeutenden
                                 Brennmaterialersparung während der Versuche; gewöhnlich liefert der Kessel der
                                 Maschine zu gleicher Zeit auch Dampf zu andern Benutzungen; so daß bei den
                                 Versuchen der Rost eine übermäßige Oberfläche hatte, und es daher für die Heizer
                                 schwierig war, ihn immer bedeckt zu erhalten.
                              
                           
                              Wir haben die gewisse Ueberzeugung, daß, wenn bei den Versuchen diese beiden
                                 Umstände nicht einen nachtheiligen Einfluß ausgeübt hätten, sowie, wenn die
                                 Luftleere wegen der Gase, die sich aus dem zum Einspritzen angewendeten unreinen
                                 Wasser entwickelten, nicht etwas gering gewesen wäre, der Brennmaterialverbrauch
                                 1,25 Kilogr. nicht überstiegen und sich selbst auf 1,15 oder 1,20 vermindert
                                 haben würde, wenn man, statt der sehr mittelmäßigen Steinkohlen, ausgesuchte
                                 hätte benutzen können, wie es gewöhnlich bei derartigen Versuchen geschieht.
                              
                           
                              Der folgende Versuch, welcher mit Unterstützung des Hrn. Darblay Sohn angestellt wurde, bestätigt diese Ueberzeugung. Die
                                 Expansion, der Dampfdruck und der Gang der Maschine wurden so regulirt und auf
                                 dem Punkt erhalten, wie es gewöhnlich der Fall beim Betriebe der Oelfabrik ist;
                                 der Dynamometer wurde alsdann mit 60 Pferdekräften belastet. Indem man den
                                 wirklichen Steinkohlenverbrauch während eines Betriebstages der Fabrik auf diese
                                 Kraft vertheilte, ergab sich nach den Berechnungen des Hrn. Darblay, daß dieser Verbrauch von 1,25 Kilogr. per Pferdekraft in der Stunde, welcher bei den
                                 Versuchen erlangt wurde, gegen den gewöhnlichen Verbrauch beim Betriebe der
                                 Fabrik eher zu hoch als zu niedrig sey.
                              
                           
                              Die vorhergehenden Verbrauchsziffern sind eben so klein als die günstigsten von
                                 denen, welche bei den dynamometrischen Versuchen mit den kostspieligen und
                                 complicirten zwei-cylindrigen Maschinen erlangt wurden. Bekanntlich gaben
                                 die Versuche, welche
                                 von Seite der Société d'Encouragement
                                 mit den zwei-cylindrigen Maschinen von Farcot
                                 und von Le Gavrian und Farinaux im Jahre 1847 angestellt wurden (polytechn. Journal Bd. CXIII S. 1), einen Verbrauch von
                                 1,326 bis 1,257 Kilogr. per Pferdekraft in der
                                 Stunde.
                              
                           
                              Die Versuche mit der neuen Maschine beweisen, daß es möglich ist, Maschinen mit
                                 einem einzigen Cylinder zu construiren, welche die größte Brennmaterialersparung
                                 veranlassen, die bis jetzt nur mittelst der besten zwei-cylindrigen
                                 Maschinen erlangt wurde. Obgleich nun diese Versuche nach einem fünfmonatlichen
                                 ununterbrochenen Betriebe angestellt wurden, so könnten doch Zweifel entstehen,
                                 ob die horizontale Lage des Cylinders dieser Maschine nicht Veranlassung zu
                                 Dampfverlust gibt, weil bei den liegenden Cylindern eine Abnutzung erwartet
                                 werden muß. Die meisten Maschinen, welche wir seit 15 Jahren construirt haben,
                                 hatten solche liegende Cylinder, und wir können daher sehr bestimmte
                                 Mittheilungen in dieser Beziehung machen. Außer einigen von den zuerst gebauten
                                 Maschinen, bei denen noch nicht alle Vorsichtsmaßregeln angewendet worden waren,
                                 deren Nutzen und Nothwendigkeit uns die Praxis seitdem gelehrt hat, zeigten die
                                 übrigen, deren Anzahl sich auf mehr als 70 belief, keine wesentliche Abnutzung,
                                 nachdem sie fünf bis sechs Jahre betrieben worden waren. Unter den letzteren
                                 sind aber einige von 70 bis 100 Pferdekräften, welche Eisen-Walzwerke
                                 direct bewegen, und daher dieselbe Geschwindigkeit haben wie diese. Außerdem
                                 unterstützen die an den Locomotiven seit langer Zeit gemachten Erfahrungen die
                                 unsrigen. Nur nach einer sehr großen Anzahl von Umdrehungen, welche sich auf 60
                                 Millionen belaufen, erfordern die Locomotiv-Cylinder ein Nachbohren.
                                 Diese Anzahl von Radumläufen und daher doppelten Kolbenzügen entspricht dem
                                 zehnjährigen Betriebe einer Fabrikmaschine, unter den gewöhnlich vorkommenden
                                 Bedingungen. Es ist ganz offenbar, daß eine feststehende Maschine nicht solchen
                                 Einflüssen der Abnutzung unterworfen ist, wie eine Locomotive, und daß folglich
                                 die Geschwindigkeit der Fabrikmaschinen viel höher gesteigert werden kann.
                              
                           
                              Das, was uns unter den meisten Umständen bestimmt hat, vorzugsweise Maschinen
                                 ohne Balancier anzuwenden, war die Möglichkeit sie ohne Zwischenkunft eines
                                 Räderwerkes auf die Werkzeug- oder Arbeitsmaschinen wirken zu lassen,
                                 welche sie in Betrieb setzen sollen. So bewegt die Maschine zu Corbeil die
                                 Hauptwelle der Oelfabrik unmittelbar mittelst einer Kurbel und einer
                                 Kurbelstange, welche letztere mittelst eines Gelenkes mit der Kolbenstange
                                 verbunden ist. Hätte der Fabricant eine Maschine mit zwei Cylindern und mit
                                 Balancier angewendet, wie ihm gerathen wurde, um einen gewissen
                                 Brennmaterialverbrauch nicht zu übersteigen, so würden ein Räderwerk und mehrere
                                 andere Theile zur Bewegungsmittheilung unvermeidlich gewesen seyn.
                              
                           
                              Aus den mitgetheilten Thatsachen und Beobachtungen läßt sich folgern, daß die
                                 Bedingung der größten Brennmaterialersparung sehr füglich mit den geringsten
                                 Anlage- und Unterhaltungskosten zusammenfallen kann. Wir haben dieß schon
                                 wiederholt bewiesen.
                              
                           
                              Thomas und Laurens,
                                 Ingenieure.“
                              
                           Hr. Jobard fügt bei, daß nach den Berichten, die ihm aus
                              der Fabrik selbst zukamen, diese Maschine eine tägliche Leistung von 70
                              Pferdekräften hat, und daß ihr gewöhnlicher Brennmaterialverbrauch 1,25 Kilogr.
                              Steinkohlen von mittelmäßiger Beschaffenheit nicht übersteigt. Es ist
                              bemerkenswerth, daß sich das Minimum des Verbrauchs nur bei der geringeren und nicht
                              bei der höchsten Expansion von 1/17 gezeigt hat. – Die HHrn. Thomas und Laurens nehmen an,
                              daß bei ihren Maschinen die geringste normale Expansion 1/10 nicht übersteigen
                              dürfe. (Aus Jobard's
                              Bulletin du Musée de l'Industrie, Juli 1852, S.
                              39.)
                           
                        
                           Straßenpflaster von schmelzbarer Lava.
                           Es sind in Paris häufige Versuche gemacht worden, das Pflastern der Straßen mit
                              Sandsteinblöcken und Granitplatten durch ein vortheilhafteres System zu ersetzen.
                              Unter die Zahl der natürlichen oder künstlichen Erzeugnisse, mit denen man Proben anstellte, gehört
                              eines, das die öffentliche Aufmerksamkeit in hohem Grade verdient. Es ist die
                              schmelzbare Lava. Dieses in manchen äußern Beziehungen dem Asphalt und den Bitumen,
                              welche Materialien in neuester Zeit sehr allgemeine Verwendung fanden, ähnliche
                              Product scheint alle die Eigenschaften zu besitzen, die man von jenen erwartet hat.
                              In einem der schönsten Landhäuser der Umgegend von Paris wurde ein herrliches
                              Trottoir und ein geräumiger und vollkommen ebener Hof mit schmelzbarer Lava
                              hergestellt; und in derselben Besitzung erhebt sich ein Fontainenbassin mit
                              zierlichen Umrissen von demselben Material, und eben so erblickt man dort
                              geschlängelte Gartenwege, die wie ein getäfelter Fußboden ebenfalls aus dieser Lava
                              zusammengesetzt sind. Die außerordentliche Dehnbarkeit der schmelzbaren Lava macht
                              sie für Architekten und Bauunternehmer in hohem Grade brauchbar, denn sie kann in
                              sehr vielen Fällen von der Pflasterung der Straßen und Chausséen an bis zu
                              den zartesten architektonischen Ornamenten und Kunstwerken verwendet werden. Auch
                              haben sich die hierin competentesten Männer, die ausgezeichnetsten Architekten, für
                              dieses Material sofort interessirt und sich zu Gunsten desselben ausgesprochen, da
                              es bereits die besten Resultate geliefert hat. Die von schmelzbarer Lava errichteten
                              Trottoirs besitzen eine Festigkeit und eine Dauer, welche Eigenschaften mit Asphalt
                              und Bitumen niemals zu erreichen sind: denn es üben die atmosphärischen
                              Veränderungen ihren zerstörenden Einfluß auf die letzteren aus. Was aber dieses neue
                              Material besonders geeignet macht, ist die wasserdichte Eigenschaft, die es in hohem
                              Grade besitzt, und es wird in dieser Beziehung die unermeßlichsten Dienste leisten.
                              Bei Feuchtigkeit in Gebäuden, die man durch die verschiedenartigsten Mittel nur zu
                              oft vergeblich zu entfernen gesucht hat, ist es von dem außerordentlichsten Nutzen.
                              Mit der schmelzbaren Lava werden die Wände überzogen, und es werden dadurch die
                              Wohnungen in gesunden Stand versetzt, welche mit solchem Uebel behaftet waren und an
                              denen der Salpeter seine zerstörenden Wirkungen begann. – Unter Anderem wird
                              die schmelzbare Lava in diesem Augenblicke bei den unterirdischen Arbeiten an dem
                              Grabe Napoleon's in der Kirche der Invaliden verwendet. (Allg. Bauzeitung.)
                           
                        
                           Ueber Reinigung des Graphits zu Schreibstiften; von Prof. Runge.
                           Um Graphit zu Schreibstiften zu verarbeiten, wird er bekanntlich sehr fein gerieben,
                              mit irgend einem Bindemittel zu einer steifen Masse zusammengeknetet, in eine Form
                              gedrückt, getrocknet, zersägt und dann in Holz gefaßt. Nach einer neueren Art
                              schmelzt man ihn in verschiedenen Verhältnissen mit Schellack zusammen, pulvert die
                              Mischung und schmelzt sie noch einmal. Die Masse wird dann geformt, gesägt und in
                              Holz gefaßt. Sie scheint mir zu hart zu seyn.
                           Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, meine Verwunderung darüber auszudrücken,
                              daß noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, diese Schreibstifte dahin zu
                              verbessern, daß sie einen schwärzern Strich geben. Oft kann man nach einigen Tagen
                              das damit Geschriebene nicht mehr lesen. Ein kleiner Zusatz von einer sehr
                              schwarzen, weichen Kohle, z.B. Kienruß, oder auch vom schwarzen Manganoxyd
                              (Braunstein), würde hier wahrscheinlich sehr gute Dienste leisten.
                           Der englische Graphit ist sehr rein und kommt in so großen Stücken vor, daß man diese
                              ohne weiteres zersägt und in Holz faßt. Die Schreibstifte aus den Graphitarten
                              anderer Länder, die weniger Zusammenhang haben, werden, wie gesagt, aus
                              Graphitpulver mittelst eines Bindemittels bereitet. Sie werden allgemein für
                              schlechter gehalten und sind es auch, da dieser Graphit oft sehr unrein ist.
                           Es wäre also wichtig, den Graphit zu reinigen. Ich habe in dieser Hinsicht zahlreiche
                              Versuche angestellt, und zwar mit dem glücklichsten Erfolge. Das beste Mittel ist
                              starke Schwefelsäure, worin man soviel feines Graphitpulver einrührt, daß ein dünner
                              Brei entsteht. Das Gemenge erhitzt sich und wird nach 36 Stunden mit Wasser
                              ausgewaschen. Man erhält dann einen Graphit, der sehr schöne Schreibstifte gibt und
                              zwar zu einem äußerst wohlfeilen Preise. Das Pfund englischen Graphits kostet in Berlin 3 Thaler, das Pfund spanischen nur 4 Sgr., und mit 4 Pfund Schwefelsäure (à 1 Sgr.) behandelt, gab er 3/4 Pfund Graphit,
                              der eben so rein war wie
                              der englische. Wer im Großen diese Reinigungsweise vornehmen will, der thut wohl,
                              gleichzeitig Eisenvitriol zu fabriciren, wodurch die Ausgabe für Schwefelsäure so
                              ziemlich gedeckt wird. (Runge's Grundriß der Chemie, I
                              Theil S. 69.)
                           
                        
                           Ueber die Reinigung der Kupferbleche durch das sogenannte
                              Pickeln.
                           Ein bei uns nicht hinreichend bekannter Proceß ist das auf den englischen
                              Kupferwalzwerken angewandte Pickeln, wodurch die
                              ausgewalzten Kupferbleche vom Glühspan gereinigt werden, und dadurch eine reine
                              Kupferfarbe bekommen. Zu dem Ende werden die ausgewalzten Bleche in ein mit Urin
                              gefülltes Bassin getaucht und gleich wieder auf kurze Zeit in nahe lothrechter Lage
                              auf die Seite gestellt, damit die übrige Flüssigkeit zurücklaufen kann. Noch nicht
                              ganz trocken, kommen die Bleche in einen mäßig geheizten Flammofen, wo ihnen schnell
                              eine schwache Glühhitze ertheilt wird, mit der sie sofort in einen flachen, mit
                              Wasser gefüllten Behälter geworfen werden. Beim Erkalten im Wasser schütten die
                              Bleche den Glühspan rein ab, können daher gleich wieder herausgenommen und zum
                              Trocknen bei Seite gelegt werden.
                           In der Regel werden die so gereinigten Bleche hiernach nur noch auf einer ebenen
                              Eisenplatte als Unterlage mit flachen hölzernen Hämmern ausgeklopft, beschnitten,
                              ausgewogen und dabei sortirt, worauf sie zur Verpackung bereit sind. In besonderen
                              Fällen jedoch werden die gereinigten Bleche im kalten Zustande, ähnlich den Blechen
                              für die Darstellung der Weißbleche, einzeln einmal zwischen Glanzwalzen
                              durchgezogen.
                           Dieser einfache, nicht kostspielige Proceß, welcher seine Erklärung durch den
                              Ammoniakgehalt des Urins findet, soll jedoch nicht bei allen Kupfersorten gleich gut
                              vor sich gehen. So soll namentlich bei sonst reinem Kupfer das Abschütten des
                              Glühspans nicht vollkommen seyn, wenn unter den verschmolzenen Erzen viel Malachit
                              enthalten war. (Aus Tunner's Jahrbuch, durch Berg-
                              und hüttenmän. Zeitung 1852, Nro. 32.)
                           
                        
                           Feuerfeste braune Bronzefarbe auf Kupfer und Messing; von Dienst in Wien.
                           Man nehme 1/8 Loth feinen krystallisirten Grünspan, ebensoviel feingestoßenen
                              Salmiak, löse das Ganze in 5/6 Schoppen Regenwasser auf, lasse die Lösung bedeckt
                              durch 3–4 Stunden ruhig stehen und gieße dann noch 1 1/2 Schoppen Wasser
                              daran. Nun halte man das Kupfergefäß, welches rein seyn muß, über ein Kohlenfeuer,
                              so daß es überall gleiche Hitze bekommt und gleichförmig anläuft. Jetzt bestreiche
                              man das Kupfer mit jener Mischung, und trockne es behutsam wieder ab.
                           Bei verzinntem Kupfer darf jedoch das Zinn nicht fließend werden. Nach einer solchen
                              fünf- bis sechsmaligen Behandlung erhält das Kupfer eine Messingfarbe, nach
                              einer sechs- bis zehnmaligen ein schönes Gelb. Wenn nun das Kupfer vom Gelben
                              in das Braune übergehen soll, so muß man es nicht mehr heiß bestreichen; will man es
                              jedoch sehr hellbraun haben, so muß man dieses Verfahren zwanzig- auch
                              fünfundzwanzigmal wiederholen. Ist die gewünschte Farbe erreicht, so legt man das
                              Kupfer in reines Wasser, hütet sich aber, es gleich nach dem Herausnehmen zu putzen
                              oder schnell abzutrocknen. Dieses muß behutsam geschehen; dann hält man das Kupfer
                              über ein schwaches Kohlenfeuer, worauf die Bronzefarbe haltbar und feuerfest
                              wird.
                           Um Messing mit einer feuerfesten braunen Bronzefarbe zu belegen, verfährt man auf
                              folgende Art:
                           Man nehme 5/16 Loth feinen krystallisirten Grünspan, ebensoviel Salmiak, stoße das
                              Ganze fein, gieße 5/6 Schoppen Regenwasser daran, lasse die Masse durch 2–3
                              Stunden stehen, und bestreiche dann das Messing 2–3 Minuten lang, worauf es
                              grün wird. Nun setzt man der Lösung noch 1 1/4 Schoppen Regenwasser zu. Das grüngewordene Metall wird
                              über ein nicht zu starkes Kohlenfeuer gehalten, bis es mit der Kupferfarbe anläuft.
                              Nun bestreicht man es wieder, läßt es abdunsten und trocknen. Ist es vier-
                              bis fünfmal auf solche Art behandelt, so wird es olivenfarbig. Jetzt darf man die
                              Hitze etwas verstärken, aber man muß genau Acht geben, daß das Metall nicht zu heiß
                              wird. Ist das Metall neun- bis zehnmal auf solche Art behandelt, so wird es
                              braun. Solange sich aber noch gräuliche Stellen sehen lassen, fahre man mit der
                              erwähnten Behandlung fort, bei manchen Gefäßen zwanzig- bis
                              fünfundzwanzigmal, bis es die gewünschte braune Farbe erhält. Ist das Metall aber
                              stark, so lasse man die Masse mit heißgemachtem Regenwasser auflösen, und gleich
                              damit bestreichen, so daß das Messing einen schönen dunkelgrünen Anlauf erhält; dann
                              hält man das Metall über starkes Kohlenfeuer, worauf es nach zehn- bis
                              zwölfmaliger Behandlung eine schöne braune Farbe erlangt. Dabei muß man aufmerksam
                              seyn, daß das Metall eine gleiche Hitze erfährt. Zeigen sich aber Flecken, so müssen
                              diese während der Arbeit abgebeizt und mit Ziegelmehl abgerieben werden. (Leuch's polytechn. Zeitung.)
                           
                        
                           Wasserdichte Zündholzmasse; nach Krutzler in Wien.
                           Einerseits schmilzt man in einem geeigneten Gefäß 6 Gran Kolophonium mit 4 Gran
                              Terpenthinöl zusammen und erhitzt es bis zum Kochen; anderseits erwärmt man in einem
                              Kolben 8 Unzen Wasser und 12 Gran Mennige, Zinkweiß u. dgl. und 1 Gran Phosphor bis
                              zu 40 oder 50° R., und schüttelt das Ganze bis zum Erkalten tüchtig um,
                              worauf man das Wasser abfiltrirt und die zurückbleibende feste Masse mit der
                              obenerwähnten erkalteten Harzmasse innig vermengt. Das Ganze ist hinreichend um
                              damit 500 Hölzchen, Wachskerzen oder Papierfidibus zu tunken. Soll diese Zündmasse
                              noch mit einem Wohlgeruch versehen werden, so tauche man zuletzt noch die Hölzchen
                              etc. in eine Auflösung irgend eines wohlriechenden Harzes – Benzoëharz
                              etc., wovon 2 Unzen zur Lösung in 4 Unzen Weingeist von 40 Grad zu nehmen sind. (A.
                              a. O.)
                           
                        
                           Firniß mit kopalähnlichem Glanz; von Reinhard in Wien.
                           1/4 Pfd. Asphalt, 1/4 Pfd. Kesselbraun und 4 Loth weiß gebrannter Vitriol werden
                              – in einen leinenen Lappen eingebunden – eine Stunde lang in 25 Pfd.
                              siedendem Leinöl gelassen; hierauf setzt man eine Lauge aus 3 Maaß siedendem Wasser
                              und 1/4 Pfd. Potasche hinzu und läßt es noch 1/2 Stunde lang sieden.
                           Die Läuterung des auf die erwähnte Art bereiteten Firnisses besteht darin, daß man zu
                              jenen 25 Pfd. gekochten Leinöls 5 Pfd. gut geriebenes Schieferweiß setzt und das
                              Ganze wieder 1/4 Stunde lang sieden läßt, wodurch die Farbe ohne Bleiglätte
                              empfehlende Eigenschaften erhält. (A. a. O.)
                           
                        
                           Ueber sogenanntes Ungarweinöl; von Dr. H. Schwarz in
                              Breslau.
                           Die ziemlich ausgebreitete Fabrication von feineren Liqueuren in Breslau verschaffte
                              einem herumziehenden Händler mit sogenanntem Ungarweinöl einen ziemlich bedeutenden
                              Absatz seiner Waare, obgleich er dieselbe sehr hoch im Preise hielt, nämlich 69
                              Thlr. das Pfund.
                           Seinen Angaben nach sollte es in Ungarn aus Weintrestern destillirt werden. Da
                              dasselbe sich, in sehr geringer Menge, sehr geeignet zeigte zur Fabrication von
                              künstlichem Cognak, so daß man denselben kaum vom ächten unterscheiden konnte, wurde
                              ich aufgefordert, dasselbe zu analysiren.
                           
                           Die mir übergebene kleine Probe stellte ein ziemlich dünnflüssiges Oel dar, dessen in
                              concentrirtem Zustande nicht gerade angenehmer Geruch tagelang an den Fingern
                              haftete.
                           Es trübte sich nicht beim Vermischen mit Wasser, enthielt daher keinen Alkohol
                              beigemengt.
                           Als ich aber dasselbe mit einer schwachen Kalilauge kochte, löste es sich klar auf,
                              und Alkohol gieng über, der nach Zufügen von trockenem kohlensaurem Kali sich als
                              wasserklare Schicht abschied. Dieß bewies, daß eine Aetherart vorhanden war. Bei der
                              Sättigung des Kali durch Säure schied sich eine ölartige Schicht an der Oberfläche
                              ab; bei der Destillation derselben mit Wasser gieng eine flüchtige, ölartige Säure
                              mit über, während in der Retorte eine krystallinisch erstarrende Fettsäure
                              zurückblieb, die ich ihrem Ansehen nach für Margarinsäure zu halten geneigt bin.
                           Das Destillat wurde mit kohlensaurem Natron übersättigt, wobei einige schwach nach
                              Citronenöl riechende Tropfen auf der Flüssigkeit zurückblieben, zur Trockne
                              verdampft, und wieder mit absolutem Alkohol aufgenommen, welcher beim abermaligen
                              Verdampfen eine gelbliche, amorphe Masse zurückließ. Diese, in wenig Wasser gelöst,
                              gab mit salpetersaurem Silberoxyd einen käsigen Niederschlag, der sich beim Kochen
                              mit Wasser nur theilweise wieder löste. Aus der heißen Lösung setzten sich beim
                              Erkalten kleine, weiße Körnchen ab. 0,360 Grm. derselben, im Vacum getrocknet, gaben
                              0,170 Gr. Ag = 47,22 Proc.
                           Oenanthsaures Silber verlangt 47,30 Proc. Ag.
                           Dieser Analyse nach könnte das fragliche Oel wohl den angegebenen Ursprung haben.
                              Jedenfalls könnte es aber auch ebensogut auf künstlichem Wege erzeugt seyn. Das
                              Fuselöl des Kornbranntweins enthält nach Mulder neben
                              Kartoffelfuselöl, Oenanthsäure, Margarinsäure und sogenanntes Kornöl. Würde man
                              dasselbe mit Kali destilliren, so würden die Säuren, daran gebunden, zurückbleiben,
                              während der Amyl-Alkohol entfernt würde. Wenn man nunmehr die Kalisalze mit
                              überschüssiger Schwefelsäure und Alkohol destillirte, so würde man ein Product
                              erhalten, das bis auf das citronenartig riechende Oel in seiner Zusammensetzung dem
                              vorliegenden Präparat ganz gleich käme.
                           Leider habe ich mir noch kein Kornfuselöl verschaffen können, um durch die Synthese
                              die Analyse zu bestätigen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, October 1852, S.
                              82.)
                           
                        
                           Ueber die Säure in unreifen Weintrauben; von Demselben.
                           Im vorigen Jahre gelangten nur sehr wenige Trauben zur Reife. Ich preßte eine größere
                              Menge davon aus, und nachdem ich durch Aufkochen das Eiweiß entfernt hatte,
                              versetzte ich das Filtrat mit Kalkmilch im Ueberschuß. Es entwickelte sich ein
                              stechend urinöser Geruch (nicht ein rein ammoniakalischer), und aus dem kochenden
                              Filtrat von dem zu Boden gefallenen überschüssigen Kalk setzte sich eine große Menge
                              harter, schwach gelblich gefärbter Körner ab.
                           Diese waren nichts anderes als äpfelsaurer Kalk, wie die Bildung des sauren
                              Kalksalzes beim Auflösen in Salpetersäure, das Bleisalz und endlich die Analyse
                              bewies. 0,500 Grm. gaben nach dem Glühen 0,231 Grm. CaO + CO² = 0,1293 Grm.
                              CaO = 25,86 Proc. CaO.
                           Die Formel 2 (CaO + a) + 5 Aq verlangt 25,80 Proc. CaO.
                           Vielleicht daß in den unreifen Trauben Asparagin enthalten ist, welches die Bildung
                              von Aepfelsäure und Ammoniak beim Kochen mit Kalk bewirkt. (Annalen der Chemie und
                              Pharmacie, October 1852, S. 83.)
                           
                        
                           
                           Ersatzmittel des Weinsteins beim Beizen und Färben der
                              Wollenstoffe; von Hrn. Huilard.
                           Man läßt in 150 Pfd. Wasser 50 Pfd. Kochsalz zergehen, dann setzt man der Auflösung
                              10 Pfd. Salpetersäure zu. Diese Mischung ersetzt den Weinstein vollkommen in
                              denjenigen Fällen, wo er ohne Zusatz von Alaun angewandt wird (wie z.B. für
                              Schwarz). In den Fällen, wo man mit Weinstein und Alaun zu beizen pflegt, setzt man
                              dieser Mischung in kleinen Portionen nach und nach 30 Pfd. schwefelsaure Thonerde
                              zu.
                           Bei Anwendung dieses Mordant ist es nöthig, gewisse Vorsichtsmaßregeln zu beobachten,
                              damit er sich nicht zersetzt oder einen Theil seiner Eigenschaften verliert.
                           Man muß nämlich das Bad für das erste zu färbende Stück mit Weinstein und Alaun
                              ansetzen, oder zugleich mit dem neuen Mordant ein wenig Weinstein in das Färbebad
                              werfen. Ebenso muß man für die Beizbäder oder das Ansieden verfahren, indem man
                              jedesmal den Weinstein zuerst hineinwirft. – Man wendet von dem neuen Mordant
                              dasselbe Gewicht an, wie sonst von Weinstein und Alaun.
                           Wenn man in Kästen färbt, welche mit Dampf erhitzt werden, fällt diese
                              Vorsichtsmaßregel weg, weil man dabei das Sieden sogleich unterbrechen kann, während
                              beim directen Heizen der Färbekessel durch das fortdauernde Sieden des Bades, worin
                              sich keine Wolle mehr befindet, ein Theil des Mordant abgedampft wird, wenn man die
                              Arbeit verläßt. (Description des brevets d'invention,
                              1844, t. II, p. 170.)
                           
                        
                           Verfahren beim Färben mit Krapp; von John Brazil in Manchester.
                           Die Verbesserungen im Färben mit Krapp, welche sich John Brazil am 24. Juni 1851 für England patentiren ließ, bestehen in drei
                              Verfahrungsarten:
                           I. Die erste betrifft die Anwendung einer Seifenlösung als Zusatz zum Krapp beim
                              Färben, damit der Farbstoff besser ausgezogen wird.
                           Auf je zehn Pfund Krapp wendet man ein halbes Pfund Palmölseife an, und setzt der
                              Mischung die gebräuchliche Menge Kreidepulver zu. Der Krapp muß der Seifenlösung
                              zugesetzt werden, ehe man die Zeuge in das Färbebad einhaspelt; am besten führt man
                              die Stücke ein, wenn das Färbebad eine Temperatur von 17 bis 21° Reaumur hat,
                              und steigert die Temperatur in beiläufig 1 1/4 Stunde auf 66° Reaumur.
                           II. Bei demselben Verfahren kann man in Verbindung mit Seife Borax anwenden. Die
                              Verhältnisse sind: zwölf Pfund Krapp, ein halbes Pfund Seife und ein Viertelpfund
                              Borax, mit der gebräuchlichen Menge Kreidepulver.
                           III. Man kann auch die zu färbenden Stücke mit einer warmen Auflösung von 1 Pfd.
                              Seife in 120 Pfd. Wasser tränken, hierauf trocknen und dann auf der Klotzmaschine
                              mit dem Mordant imprägniren. – Auch eine Auflösung von 1 Pfd. Borax in 60
                              Pfd. Wasser, der man dann soviel Harz zusetzte als sie auflösen kann, wird zum
                              Imprägniren der Stücke vor dem Beizen derselben empfohlen. (London Journal of arts, Novbr. 1852, S. 346.)