| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. , S. 310 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Thurmuhren von J. Mannhardt in
                              München.
                           
                              1.
                                 Darstellung der noch bestehenden Mißstände an den älteren
                                    und neueren Thurmuhren; von J. Mannhardt, Stadtuhrmacher und Mechanikus in
                                    München.
                              Es ist wohl nicht allgemein in Deutschland bekannt, daß ich mich nun schon seit
                                 26 Jahren neben den mechanischen Arbeiten, auch mit Bau und Reparatur der
                                 verschiedensten Thurmuhren beschäftige, und solche theils nach einer neuen
                                 Bauart an und für sich vereinfächter Werke, theils nach verschiedenen Plänen von
                                 mir ausgeführt wurden.
                              Man war bisher bei Anfertigung neuer wie bei der Reparatur älterer Thurmuhren
                                 immer vorzüglich darauf bedacht, dem Gehwerke ein sehr leichtes und womöglich
                                 gleichmäßiges Gewicht – was auch als erstes Haupterforderniß zu
                                 betrachten ist – zu verschaffen, und suchte dieses theils durch bessere
                                 Bearbeitung, theils durch geregeltere Aufstellung so viel als möglich zu
                                 erzielen.
                              Da jedoch die schon bestehenden älteren wie neu erbauten Localitäten für die
                                 Aufstellung von Thurmuhren oft größtentheils von ungelegener Bauart sind, aber
                                 nicht wohl verändert werden können, so wird dadurch oft nicht nur eine
                                 ungünstige Aufstellung der Werke selbst herbeigeführt, sondern es werden aus
                                 diesem Umstande auch mitunter lange und schwerfällige Stangenleitungen,
                                 Hammerzüge und Winkelräderwerke nöthig.
                              
                              Da nun aber sämmtliche Stangenleitungen aus bloßem Rundeisen sind, und von vielen
                                 Lagern, worauf sie gehen, unterstützt, und oft eben der ungelegenen Bauart wegen
                                 in den verschiedensten Räumen herumgeführt werden müssen, so wird es wohl
                                 begreiflich, daß bei so vielen eisernen Zapfen durch den Temperaturwechsel eine
                                 ungleiche Reibung, und durch dieselbe eine störende Rückwirkung auf den Gang des
                                 Uhrwerkes entstehen muß.
                              Da ferner diese Uhren wegen Verkürzung der Zeigerleitung in möglichster Höhe
                                 aufgestellt werden müssen, die Schallöffnungen der Thürme aber der möglich
                                 größten Ausbreitung des Geläutes halber einer entsprechenden Größe bedürfen, so
                                 ist die Uhr, je höher sie eben angebracht wird, auch um so mehr nicht bloß dem
                                 Einflusse der Witterung, dem durch Vögel, Fledermäuse und Ungeziefer aller Art
                                 verursachten Unrath, sondern auch in demselben Grade dem Verziehen und
                                 Vermorschen des Holzwerkes, dann dem durch das vermehrte Eindringen des Staubes
                                 entstehenden Harzigwerden der Schmiere u.s.w. ausgesetzt, woraus natürlich so
                                 mancher größere oder kleinere Uebelstand entstehen muß, je nachdem die
                                 Zeigerleitungen mehr oder weniger sind.
                              Auf solche Weise herbeigeführte Störungen des Uhrwerkes machen oft die
                                 Herbeirufung eines Sachverständigen nothwendig, welchem mitunter an 10–30
                                 fl. Reisevergütung bezahlt werden müssen, während die Abhülfe und Instruction
                                 für die Person, welche die Uhr bedient, kaum 30 kr. werth ist. – Je mehr
                                 Uhren gefertigt und aufgestellt wurden, desto fühlbarer mußten natürlich auch
                                 die eben angeführten Uebelstände werden, und ich bin überzeugt, daß jeder, der
                                 mehr oder minder mit Thurmuhren umgeht, oder solche in Behandlung hat,
                                 zugestehen wird, daß das Stehenbleiben derselben größtentheils entweder von dem
                                 Zeigergetriebwerk, oder von Schlagwerk-Auslösungen herrührt. Denn stehen
                                 bleiben kann außerdem ein Gehwerk, wenn alles recht gemacht ist, nur dann, wenn
                                 ihm von dem Zeigergetriebwerk oder von den Schlagwerkauslösungen das wirkende
                                 Gewicht genommen wird.
                              Aus mehrjähriger Erfahrung hat sich daher ergeben, daß selbst dann, wenn auch
                                 eine Uhr in allen ihren Theilen richtig gemacht, mit aller Vorsicht aufgestellt
                                 ist, und vorschriftmäßig behandelt wird, dieselbe doch eben nur so lange
                                 ununterbrochen richtig gehen kann, bis die erwähnten Uebelstände, früher oder
                                 später, je nachdem sie eben vorhanden sind, störend auf den Gang einwirken.
                                 Uebrigens haben sich selbst bei den günstigsten Localitäten und Aufstellungen
                                 schon ähnliche Fälle ergeben, bei welchen weder das Werk noch der Uhrmacher oder
                                 der Aufsteller schuld waren. So ist erst kürzlich die Uhr der Münchener
                                 protestantischen Kirche stehen geblieben, welche doch von all' derlei Uhren, wo
                                 das Gehwerk die Zeiger treibt, eines der besten ist, indem man bei ihrer
                                 Bestellung es weder an dem Auftrage: eines der besten Werke herzustellen, noch
                                 an den Mitteln, diesen Auftrag auszuführen ermangeln ließ.
                              An dem Werke selbst hat es auch nicht gelegen, das Stehenbleiben desselben
                                 erfolgte eben nur aus einem der oben angeführten Mißstände, an denen es
                                 überhaupt liegt, daß wir bis jetzt noch immer keine ganz verlässig gehenden
                                 Thurmuhren haben.
                              Daß selbst die ältesten Thurmuhrenbauer dieselbe Erfahrung gemacht haben, geht
                                 daraus hervor, daß sie die Gehwerke mit den schwersten Kübeln voll Steinen
                                 behängt haben, denn um zwei bis drei Räder in dem Uhrwerke selbst umzutreiben,
                                 wodurch der Pendel bewegt wird, braucht man nur ein sehr kleines und gleiches
                                 Gewicht, was für einen richtigen Gang des Pendels eine Hauptsache ist, wogegen
                                 das überschwere und ungleich wirkende Gewicht die nachtheiligsten Folgen auf
                                 denselben ausübt; aus welchem Grunde eine Trennung der beiden Functionen,
                                 nämlich den Pendel zu bewegen und die Zeiger zu treiben, aus der Sache selbst
                                 hervorgeht.
                              Hiezu fand sich endlich im Jahr 1842 die Gelegenheit, als für die Frauenthürme in
                                 München bei mir eine neue Uhr bestellt wurde, welche auf zwei Thürmen, auf 6
                                 Zifferblättern von 22 Fuß Durchmesser, Stunden und Viertel zu zeigen hat, und zu
                                 welcher noch die 6 Zeigerwerke verwendet wurden, wie sie von der Uhr, die schon
                                 vor 300 Jahren gemacht wurde, noch vorhanden waren, mit der schwerfälligen
                                 Zeigerleitung, die im Freien von einem Thurme zum andern hinüberläuft.
                              Es wird also einem Jeden einleuchtend seyn, daß gerade bei dieser Uhr die größten
                                 Reibungsdifferenzen stattfinden müssen. Bei Anfertigung dieses neuen Uhrwerkes
                                 wurden auch die angedeuteten Mißstände von mir näher ins Auge gefaßt, und
                                 dasselbe mit einem eigenen Zeigergetriebwerke und einem abgesonderten Geh werke ausgeführt,
                                 worauf erst weitere Beobachtungen über den ganz richtigen Gang verschiedener
                                 Thurmuhren angestellt werden konnten.
                              Dieses Uhrwerk veranlaßte durch seinen richtigen Gang die Bestellung folgender
                                 Werke:
                              1) eine Uhr für den Stadtthurm in Winterthur in der Schweiz;
                              2) eine Normaluhr für den Bahnhof in Zürich;
                              3) eine dergleichen nach Nürnberg;
                              4) eine solche nach Augsburg, und
                              5) die für das Bahnhofgebäude in München.
                              Die Frauenthurmuhr hat eine Zeigerleitung von 150 Fuß, die zu Winterthur von 90
                                 Fuß, und die in Zürich zeigt an 3 Thürmen auf 6 Zifferblättern, und hat eine
                                 Stangenleitung von 130 Fuß; die Uhr vom Münchner Bahnhofgebäude zeigt auf 4
                                 Zifferblättern und hat eine Zeigerleitung von 450 Fuß.
                              Man hat sich aus mehrjähriger Erfahrung überzeugt, daß sich bei diesen Uhren mit
                                 abgesonderten Gehwerken weder durch die verschiedenartigen
                                 Witterungsverhältnisse, noch durch sonstige Uebelstände der Gang verändert
                                 hatte, während bei den so vielen anderen neueren wie älteren Uhren, bei welchen,
                                 wie gewöhnlich, das Gehwerk die Zeiger treibt, verschiedene Mißstände sich
                                 ergaben, deren Beseitigung zeitraubend und kostspielig war.
                              Nach den verschieden angestellten Beobachtungen haben die angeführten zweierlei
                                 Uhrwerke gezeigt, daß, wenn das Gehwerk das kleinste
                                 und gleichbleibendste Gewicht, die wenigsten Zapfen und Reibungen besitzt, dem
                                 Stocken und Zähwerden des Oeles und dem Einwirken des Temperaturwechsels
                                 möglichst vorgebeugt ist, solches die besten und zuverlässigsten Uhren sind.
                              Ein weiteres, ebenso wichtiges Erforderniß ist andererseits eine größere
                                 abgesonderte Kraft zur Betreibung der Zeigerleitungswerke und
                                 Schlagwerk-Auslösungen. Die an der Frauenthurmuhr zu München, wie an der
                                 zu Winterthur und den angeführten Bahnhofuhren – sämmtliche mit
                                 abgesonderten Gehwerken – gemachten günstigen Erfahrungen, die alle noch
                                 mit 3 Werken und Gewichten ausgeführt sind, veranlaßten mich weiters, auf Mittel
                                 zu denken, wie nach dieser Manier auch für die minder bemittelten Gemeinden
                                 Uhren um billigern Preis mit wenigen Werken und Gewichten herzustellen
                                 seyen.
                              Im Jahre 1850 gelang es mir solche Uhren auszuführen, wovon eine der
                                 Industrie-Ausstellung zu Leipzig übersendet wurde, und ein sehr
                                 empfehlendes Gutachten über dieselbe erfolgte.
                              Letztgenanntes Werk hat in dem Thurme des großartigen Rathhauses der Stadt Fürth
                                 seinen Aufstellungsplatz gefunden.
                              Eine zweite eben solche Uhr befindet sich in der Peterskirche zu Würzburg. Die
                                 Uhr in Fürth hat 4 Zifferblätter von 11 Fuß Durchmesser; die Localitäten
                                 erforderten eine complicirte Zeigerleitung.
                              Die Uhr in Würzburg ist beinahe zu ebener Erde aufgestellt, von wo aus die
                                 Zeigerstange durch 4 Winkelräderwerke über 135 Fuß weit in das hinterste und
                                 oberste Portal der Kirche geführt wird, wo sie Stunden und Viertel zeigt. Ferner
                                 schlägt diese Uhr auf zwei weit entfernten Thürmen, und zwar auf dem einen
                                 Stunden und Viertel, und auf dem andern die Stunden nach, wobei die größten und
                                 entferntesten Winkel und Drahtzüge vorkommen, was den Beweis liefert, daß diese
                                 Uhren bei den allerverschiedensten Gelegenheiten und Größen der Zifferblätter
                                 und Glocken mit Vortheil zu verwenden sind.
                              
                           
                              2.
                                 Ueber eine von J. Mannhardt neu construirte
                                    Thurmuhr.
                              (Gutachten des Central-Verwaltungs-Ausschusses
                                 des polytechn. Vereins für das Königreich Bayern.)
                              Unterm 7. April vorigen Jahres überreichte Hr. Mechanikus Mannhardt dem Central-Verwaltungs-Ausschusse des
                                 polytechnischen Vereines für das Königreich Bayern eine Beschreibung einer von
                                 ihm ganz neu construirten Thurmuhr nebst einer Darstellung des Standes sowohl der ältern, als
                                 der bisher bekannten Thurmuhren, zur näheren Prüfung und Beurtheilung.
                              Hr. Mannhardt hatte zwar schon im Jahre 1850 eine
                                 solche neu construirte Uhr in der Industrie-Ausstellung zu Leipzig, für
                                 welche derselbe von der dortigen Prüfungskommission nicht nur ein sehr
                                 gediegenes Gutachten, sondern auch die goldene Medaille sich erworben hat.
                              Während des kurzen Zeitraumes von damals bis jetzt hat Hr. Mannhardt diese dort neu construirte Uhr wieder bedeutend vereinfacht
                                 und vervollkommnet, so daß die Commission des polytechnischen Vereins, bestehend
                                 aus den Herren: Conservator etc. Dr. Schafhäutl, Opticus etc. Sigm. Merz, Hofuhrmacher Joseph Minutti,
                                 Uhrmacher Johann Carl Fischer, Franz Höß, königl. Hofbrunnenmeister, sich veranlaßt sah,
                                 dieses nach eigenthümlicher Construction erbaute mit den so erheblichen Vorzügen
                                 vor allen übrigen wo immer befindlichen Thurmuhren begabte Werk näher
                                 darzulegen.
                              1. Diese neue Uhr hat nur zwei Hauptwerke und zwei Gewichte zum Aufziehen, wovon
                                 das eine Werk die Viertel schlägt, die Zeiger treibt und das Gehwerk in jeder.
                                 Minute aufzieht; das andere Werk dagegen die Stunden, und, wenn es verlangt
                                 wird, nach einer Zwischenpause die Stunden nachschlägt.
                              2. Das Gehwerk, die Laufräder und Büchsen sind von Messing, die Zapfen und
                                 Getriebe von Stahl, und das ganze Werk dieser Uhr ist so angebracht, daß ohne
                                 Zerlegung des sehr compendiös zusammengebauten Gestelles alle Theile einzeln und
                                 bequem herauszunehmen sind.
                              3. Besitzt das Gehwerk nur ein kleines Steigrad mit zwei Zapfen zum Einölen,
                                 wodurch dem schwerfälligen Gang, dem Stocken des Oeles und dem Wechsel der
                                 Temperatur möglichst ausgewichen ist.
                              4. Wird das Gehwerk mit der kleinsten und gleichmäßigsten Kraft getrieben, weil
                                 die Feder in jeder Minute aufgezogen wird.
                              5. Bewegt sich der Pendel nur in zwei Federn, wodurch die Ankerwelle, Zapfen und
                                 alle übrigen reibenden und einzuölenden Theile gänzlich wegfallen.
                              6. Ist die Einrichtung so getroffen, daß, wo es besonders darauf ankommt, wie
                                 z.B. bei Stadt- und Bahnhof-Normaluhren, sich der Pendel und das
                                 Steigrad außer dem Kasten noch unter einem Glasverdecke bewegt, wodurch das Oel
                                 die längste Zeit rein und gleich bleibt.
                              7. Die Pendelstange ist von einem eigens hiezu präparirten Holze, welches sich in
                                 seiner Länge beständig gleich bleibt, was für den richtigen Pendelgang eine
                                 Hauptsache ist.
                              8. In den Schlagwerken sind die Laufwerke so eingerichtet, daß sich dieselben in
                                 ihren Functionen gleich bleiben, wodurch das Verstellen der Windfänge, das
                                 Schwerer- oder Geringermachen der Gewichte ganz wegfällt, was bei den
                                 übrigen Thurmuhren bisher stattfand und zum Theile noch stattfindet.
                              9. Die Schlagwerke besitzen eine ganz eigenthümliche Art Hammerzüge, bei welchen
                                 eine gleichmäßige Hebung der Hämmer erzielt und ein scharfer Abfall erzweckt
                                 wird. Dadurch fallen außerdem alle Rollen, Reife, Schrauben, Muttern und ein
                                 mühsames Ausputzen weg.
                              10. Bei den Laufwerken sind die runden Getriebstecken, welche sich so schnell
                                 ausreiben und die Radzähne angreifen, entfernt, dagegen aber die Verzahnungen so
                                 construirt und ausgeführt, wie es die Abwicklung des Eingriffes von selbst
                                 vorschreibt, wodurch ein sanfter Gang und die größte Dauer erzielt wird.
                              11. An dem Viertelschlagwerke, welches ohnehin einen geringeren Hammer zum Heben
                                 hat, ist das Treiben der Zeigerwerke und das minutenweise Aufziehen des
                                 Gehwerkes, wodurch ein drittes Laufwerk erspart wird, mitangebracht, und das
                                 Viertelschlagwerk löst sich bei jeder fünfzehnten Minute durch das Zeigergetrieb
                                 aus.
                              12. Die Anbringungsart dieser Uhren gestattet einen sehr kleinen festen Bau des
                                 Gestelles, wodurch es zulässig wird, dasselbe gleich von der Werkstätte aus in
                                 einem kleinen zerleg- und verschließbaren Kasten aufzustellen, womit
                                 selbes auch überall viel leichter placirt werden kann; es ist sohin der Zutritt
                                 des Aufziehers, die Beibringung von Staub und das Auftrocknen des Oeles
                                 möglichst vermieden, und es werden außerdem noch der Rost zur Aufstellung der
                                 Uhr und die oft so theuren, viel Raum einnehmenden und doch wenig Schluß
                                 haltenden Bretterverschläge in den Kirchtürmen erspart. Es ist sehr
                                 einleuchtend, daß auf diese Art ein großer Theil des Ausputzens und
                                 Einschmierens von selbst wegfällt und die möglichste Reinhaltung erzielt
                                 ist.
                              13. Der Bau derselben gestattet eine Vorrichtung anzuwenden, daß selbst von dem
                                 Unkundigsten ohne Fehlgriff die Anwellen und Büchsen abgenommen, die Zapfen und
                                 Löcher gereinigt werden können, was besonders für Plätze, wo keine Uhrmacher
                                 sind, wichtig ist.
                              14. Erlauben diese Uhren vermöge ihrer vergrößerten Kraft vom
                                 Viertelschlaggewichte zum Zeigertreiben und der verstärkten zum Stundenschlage,
                                 daß selbe möglichst unten aufgestellt werden dürfen. Dadurch wird nicht nur die
                                 Bedienung außerordentlich erleichtert, sondern es werden dieselben der Nähe
                                 wegen öfters besucht und deßhalb schon wird der Platz der Uhr reinlicher
                                 gehalten. Das Schwanken der Thürme durch Geläute und Stürme, der Zugang von
                                 Gewittern und aller Unrath, der durch die großen Oeffnungen von oben freien
                                 Zutritt hat, ist von unten vermieden, weßwegen die von Hrn. Mannhardt in der Darstellung bezeichneten Mängel,
                                 welche auf den Gang und die Dauerhaftigkeit der Werke störend einwirken,
                                 großentheils von selbst wegfallen.
                              15. Gehen und schlagen dieselben viel gleichmäßiger und man kann vermöge der
                                 größeren Kraft und dadurch ausgeglichenen Störung bei jeder Witterungszeit und
                                 anderen Zufällen auf einen gesicherten Fortgang rechnen.
                              16. Kann der Pendel bequem regulirt und können die Zeiger rück- und
                                 vorwärts gerichtet werden.
                              17. Nach der Anordnung der Werke, daß solche schon in einem Kasten aufgestellt
                                 sind, gestattet die nöthige Kraft zum Zeigertreiben, daß auf Plätzen, wo schon
                                 alte Uhren gestanden sind, die älteren Zeigerwerke, Hämmer und anderes, wenn sie
                                 einigermaßen noch brauchbar sind, mit weniger Reparatur zu verwenden sind, was
                                 die Kosten erleichtert. Deßhalb können diese Uhren auch von andern Uhrmachern,
                                 wenn sie schon mit Thurmuhren zu thun hatten, mittelst einer Anleitung
                                 aufgestellt werden, was die eigenen Reisekosten erspart.
                              Oben geschilderte Uhren sind für alle Größen von Glocken und Zifferblättern
                                 geeignet. Hr. Mannhardt hat schon im Jahre 1850 ein
                                 Zeigerleitungswerk aus einem rohen Eisengestänge von 432 Schuh zur Probe in
                                 seinem Hause angerichtet, und dasselbe mit Vortheil getrieben, um sich zu
                                 überzeugen, daß diese Uhren für weit entfernte und etwas mehr Kraft erfordernde
                                 Zeigerwerke mit Vortheil zu verwenden sind. Diese Uhren sind endlich auch wegen
                                 ihres so kleinen Baues und geringen Gewichtes zur weitesten Versendung
                                 geeignet.
                              Hr. Mannhardt hat somit nicht nur in allen Theilen ein
                                 ganz neues Werk hergestellt, sondern auch die in seiner Darstellung angeführten
                                 Mängel zu beseitigen gewußt, wodurch die Fabrication der Thurmuhren nebst deren
                                 Aufstellung auf einen völlig anderen Standpunkt versetzt ist, welcher alle
                                 denkbaren Vortheile in Erbauung, Aufstellung und Bedienung jener Uhren gewährt
                                 und wirklich nichts mehr zu wünschen übrig läßt.
                              Man hat in den Ausstellungen sowohl in Leipzig als in London die Gelegenheit
                                 gehabt, sich von allen anderen Arten von großen Uhren zu überzeugen, daß weder
                                 eine so compendiöse Ausführung der Werke noch eine so schonende Aufstellung und
                                 Erleichterung der Bedienung angetroffen werden konnte. Sie haben weder einen so
                                 einfachen Gang, noch so zweckdienliche Hammerzüge, noch ein Gestell, das einen
                                 so kleinen Raum einnimmt, um an demselben die Lager und Büchsen bequem abnehmen
                                 und putzen zu können, ohne daß die Räder und Getriebe aus den Eingriffen kommen,
                                 und zugleich gestattet, dieselben wegen möglichster Reinhaltung und
                                 erleichterter Aufstellung in einem so kleinen verschließbaren Kasten
                                 anzubringen. Ebensowenig wird bei denselben das Viertelschlagwerk zum
                                 Zeigertreiben und Aufziehen des Gehwerks, durch welches ein drittes Laufwerk
                                 erspart wird, verwendet.
                              Hr. Mannhardt hat nun über zweihundert neue Thurmuhren
                                 verfertigt und über fünfzig alte umgearbeitet, und wo es darauf ankam, auch
                                 Normaluhren, als auf der hiesigen Frauenkirche, zu Winterthur etc., und
                                 Bahnhofuhren hergestellt, die in ihren Functionen nichts zu wünschen übrig
                                 lassen. Denn wir haben schon seit zehn Jahren die Beweise an unserer
                                 Frauenkirchthurmuhr, daß dieselbe ununterbrochen so pünktlich fortgeht, daß sie
                                 der Stadtnormaluhr vorgezogen wird. Dieß veranlaßte Hrn. Mannhardt auf Mittel zu denken, wie dieser hohe Zweck mit wenigen Werken und Gewichten
                                 zu Stande gebracht werde, so daß auch minder bemittelte Gemeinden solche
                                 ausgezeichnete Uhrwerke um geringere Kosten erhalten können.
                              Die Art, wie er solches erreicht hat, muß zu den sinnreichsten Erfindungen
                                 gerechnet werden.
                              Hr. Mannhardt hat inzwischen für diese neueren Uhren
                                 eigenthümliche Maschinen und Vorrichtungen hergestellt, und ist dadurch in Stand
                                 gesetzt, nicht nur die besten und gediegensten Werke auszuführen, sondern auch
                                 dieselben um einen mäßigen, billigen Preis abgeben zu können, so daß wir also
                                 seine Thurmuhren in jeder Beziehung bestens empfehlen können.
                              Er begann seine Thurmuhrverbesserung mit der Uhr zu Egern am Tegernsee im Jahre
                                 1826, über welche der Central-Verwaltungs-Ausschuß des
                                 polytechnischen Vereins schon in seinem BlatteSiehe Kunst- und Gewerbeblatt, 1826, S. 529. ein umfassendes Gutachten abgegeben hat. Seit dieser Zeit war jede neue
                                 Thurmuhr, die er gebaut, ein neuer Schritt zu jenem bisher unerreichten Grade
                                 von Vollkommenheit, von der die gegenwärtige Thurmuhr das sprechendste Zeugniß
                                 gibt. Sie ist ein Triumph technischen Scharfsinnes und mechanischer
                                 Combinationsgabe, die uns eine zeitmessende Maschine von solcher Einfachheit und
                                 Zweckmäßigkeit geliefert haben, daß nicht abzusehen ist, was an ihr noch
                                 Wesentliches mit der Zeit geändert werden könnte.
                              Schließlich ist noch zu bemerken, daß diese Vereinfachung und Vervollkommnung des
                                 Uhrenbaues theilweise ein Resultat jener allgemeinen Umschaffung im
                                 Maschinenbaue ist, welche Mannhardt durch
                                 Verbesserungen der Arbeite- und Werkzeugmaschinen im Verlaufe seiner
                                 langen Wirksamkeit hervorgerufen hat.Siehe Kunst- und Gewerbeblatt, 1850, S. 199. (Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, Maiheft 1852.)
                              Privilegium: Seine Majestät der König von Bayern
                                 haben unterm 7. October v. Is. dem Mechanikus und Stadtuhrmacher Johann Mannhardt von München ein Gewerbprivilegium auf
                                 Ausführung seiner Erfindung, bestehend in eigenthümlich construirten Thurmuhren,
                                 welche mit nur zwei Werken und Gewichten alle Funktionen der früheren Uhren mit
                                 vier Werken verrichten, den einfachsten und möglichst gleichmäßigen Gang haben,
                                 wegen der vom Gehwerke abgesondert zu vergrößernden Kraft zum Zeigertreiben und
                                 Schlagen mit möglichster Benützung älterer Theile – statt oben –
                                 unten im Thurme aufgestellt werden können, größere Dauer und leichtere Bedienung
                                 erzielen lassen, und zugleich um den billigsten Preis hergestellt werden können,
                                 für den Zeitraum von fünf Jahren zu ertheilen geruht. (Regierungsbl. f. d.
                                 Königr. Bayern, Nr. 53, 30 October 1852.)
                              
                           
                        
                           Der Probehaspel für Seide von Hrn. Martin in Lyon.
                           Der alte Probehaspel hat seine nicht unerheblichen Uebelstände. Es werden damit vier
                              und mehr Fäden zu eben so vielen Probesträngchen zugleich abgehaspelt. Der nämliche
                              Zähler dient für alle. Bricht nun einer der Fäden, so bemerkt man es entweder nicht
                              sogleich, und wenn ja, so macht der Haspel leichtlich noch verschiedene Umdrehungen,
                              bevor man anhält und anknüpfen kann. Dasselbe wiederholt sich öfter. Auf diese Weise
                              wird der eine Faden kürzer, der andere länger. Wie sollen da die für jedes
                              Strängchen erforderlichen 400 Umgänge genau herauskommen? Es kann nicht geläugnet
                              werden, daß dergestalt mit dem bisherigen Instrumente bei der Titrirung der Seide
                              manchmal bedeutende Unrichtigkeiten mit unterlaufen. Diesem Uebelstande wird
                              abgeholfen durch den neuen Probehaspel des Hrn. Martin.
                              Dieser Haspel ist so eingerichtet, daß jedes Strängchen für sich aufläuft und seinen
                              besondern Zähler hat, sowie auch, daß das Aufwinden bei jedem Fadenbruche, sowie
                              nach Vollendung der 400 Umgänge allsogleich stockt. Auf diese Weise wird das
                              vorgeschriebene Längenmaaß des Fadens ungeschmälert erlangt. Es ist zu erwarten, daß dieses System
                              vermöge seiner unbestreitbaren Nützlichkeit sich Eingang verschaffen werde. Wer Lyon
                              besuchen sollte, kann im Geschäfte seines Erfinders selbst diesen neuen Probehaspel
                              besichtigen. Für London, Turin, Mailand sind schon mehrere seiner Art bestellt.
                              (Schweizerische Handels- und Gewerbe-Zeitung, 1853, Nr. 6.)
                           
                        
                           Chemische Untersuchungen von A. Faißt.
                           (Ausgeführt im chemischen Laboratorium der polytechnischen Schule
                              in Stuttgart.)
                           
                              I. Bestimmung des Zucker-,
                                    Säure etc. Gehalts in einzelnen Früchten.
                              1) Heidelbeeren (frische). In 100 Theilen sind
                                 enthalten:
                              
                                 
                                    Zucker
                                    4,2
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Säure
                                    2,0
                                      „
                                    
                                 
                              2) Himbeeren (frische). In 100 Theilen sind
                                 enthalten:
                              
                                 
                                    Zucker
                                    5,2
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Säure
                                    1,5
                                      „
                                    
                                 
                              3) Kirschen (frische, von Schwarzenberg im
                                 Schwarzwald):
                              
                                 
                                    a) schwarze
                                          Kirschen;
                                    Zucker
                                    9,6
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    
                                    Säure
                                    0,8
                                      „
                                    
                                 
                                    b) rothe
                                          Kirschen;
                                    Zucker
                                    9,4
                                      „
                                    
                                 
                                    
                                    Säure
                                    1,0
                                      „
                                    
                                 
                              4) Zwetschgen (frische von Stuttgart). In 100 Theilen
                                 sind enthalten:
                              
                                 
                                    feste Bestandtheile
                                    22
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    78
                                      „
                                    
                                 
                              5) Getrocknete Zwetschgen
                                 
                              
                                 
                                    von Hohenheim
                                    enthalten in 100 Theilen:
                                    
                                 
                                        Zucker
                                    30,59 Proc.
                                    
                                 
                                        Wasser
                                    27,17   „
                                    
                                 
                                        Steine
                                    14,73   „
                                    
                                 
                              
                                 
                                    von Feuerbach:
                                    
                                    
                                 
                                        Zucker
                                    31,12 Proc.
                                    
                                 
                                        Wasser
                                    20,77  „
                                    
                                 
                                        Steine
                                    16,33  „
                                    
                                 
                              
                                 
                                    von Fellbach:
                                    
                                    
                                 
                                    a) Zucker
                                    32,52 Proc.
                                    
                                 
                                        Wasser
                                    25,00  „
                                    
                                 
                                        Steine
                                    18,50  „
                                    
                                 
                                    b) Zucker
                                    32,51  „
                                    
                                 
                                        Wasser
                                    28,81  „
                                    
                                 
                                        Steine
                                    17,02  „
                                    
                                 
                                    c) Zucker
                                    33,79  „
                                    
                                 
                                        Wasser
                                    30,33  „
                                    
                                 
                                        Steine
                                    16,71  „
                                    
                                 
                              Der Wassergehalt einer Probe französischer getrockneter Zwetschgen beträgt 25,4
                                 Procent.
                              
                           
                              II. Analyse zweier Proben
                                    Schmierseife.
                              1) Von Gruner in Calw.
                              
                                 
                                    100 Theile Seife enthalten:
                                    
                                    
                                 
                                    Fettsäuren
                                      42,17 Proc.
                                    
                                 
                                    an Fettsäuren gebundenes und freies
                                       Kali
                                        6,43
                                         „
                                    
                                 
                                    schwefelsaures Kali
                                        4,32
                                         „
                                    
                                 
                                    Chlorkalium
                                        1,27
                                         „
                                    
                                 
                                    Wasser, Glycerin etc.
                                      45,81
                                         „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,00
                                    
                                 
                              
                              2) Eine hier im Handel vorkommende Schmierseife (von Worms) enthält in 100
                                 Theilen:
                              
                                 
                                    Fettsäuren
                                      38,50
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    an Fettsäuren gebundenes und freies
                                       Kali
                                        7,26
                                      „
                                    
                                 
                                    schwefelsaures Kali
                                        3,12 
                                      „
                                    
                                 
                                    Chlorkalium
                                        1,04
                                      „
                                    
                                 
                                    Wasser, Glycerin etc.
                                      50,08
                                      „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,00
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              III. Verhalten einzelner Metalle
                                    gegen verschiedenes Wasser.
                              Die Wasser, deren Einwirkung auf Blei, Zink, Kupfer und Eisen beobachtet wurde,
                                 waren destillirtes Wasser, Wildbader Wasser und Stuttgarter Brunnenwasser.
                              Besonders auffallend und interessant ist die Wirkung obiger Wasser unter
                                 gleichzeitiger Einwirkung der atmosphärischen Luft auf Blei und Zink.
                              Das gewöhnliche Brunnenwasser sowie das Wildbader Wasser veränderten selbst nach
                                 Verlauf von mehreren Wochen das Blei nicht merkbar
                                 – es war keine nachweisbare Menge einer Bleiverbindung im Wasser weder
                                 aufgelöst, noch als Niederschlag enthalten; in reinem destillirtem Wasser,
                                 welches unter gleichzeitiger Einwirkung von Luft mit Blei in Berührung war,
                                 zeigte sich dagegen schon nach einer halben Stunde eine weiße Trübung in Folge
                                 der Bildung von kohlensaurem Bleioxyd, die Trübung vermehrte sich nach und nach
                                 und es entstand bald ein weißer krystallinischer Bodensatz in nicht
                                 unbedeutender Menge. Ein fast ganz entgegengesetztes Verhalten zeigte das Zink gegen obige verschiedene Wasser. In dem
                                 destillirten Wasser, welches drei Wochen lang mit Zink – unter Einwirkung
                                 der Atmosphäre – in Berührung war, konnte kein Zink in Auflösung
                                 nachgewiesen werden, auch blieb das Wasser während dieser Zeit vollkommen klar,
                                 während in gewöhnlichem Brunnenwasser, unter denselben Umständen, schon nach
                                 einigen Tagen eine Trübung entstand, und ein Zinkgehalt in diesem Wasser leicht
                                 nachgewiesen werden konnte.
                              Ganz dasselbe Verhalten zeigte das Zink gegen Wildbader Wasser, nur mit dem
                                 Unterschiede, daß sich bei letzterem die Einwirkung noch schneller und stärker
                                 zu erkennen gab, als dieß bei gewöhnlichem Brunnenwasser der Fall war.
                              In dem Verhalten des Eisens gegen die verschiedenen
                                 benannten Wasser war kein eigentlicher Unterschied zu bemerken, sofern das Eisen
                                 durch alle Wasser ziemlich gleich schnell und gleich stark alterirt wurde, und
                                 sich nach und nach ein reichlicher Bodensatz von Eisenrost bildete.
                              Auch das Kupfer zeigt sich in seinem Verhalten gegen
                                 die verschiedenen genannten Wasser insofern gleich, als nach Verlauf von drei
                                 Wochen weder bei Anwendung des einen noch des andern in wässeriger Lösung Kupfer
                                 nachgewiesen werden konnte.
                              
                           
                              IV. Analyse einer englischen
                                    Porzellan-Schreibtafel.
                              Die in England ziemlich gebräuchlichen und von Davenport verfertigten Porzellanschreibtafeln zeichnen sich vor den
                                 Tafeln, welche früher in deutschen Porzellanfabriken gemacht wurden, dadurch
                                 aus, daß sie glätter sind, daher die Schriftzüge sich gut und vollständig
                                 fortwischen lassen; doch sind sie nicht so glatt, daß sich nicht gut darauf
                                 schreiben ließe. Die Tafeln, deren Karmarsch in
                                 seinem Ausstellungsbericht (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 76) erwähnt hat, bestehen aus einer Grundmasse mit einer
                                 dünnen Glasurschichte, ganz wie bei unserem gewöhnlichen Porzellan. Weder die
                                 Glasur noch die Grundmasse enthalten Blei oder Phosphorsäure, und es finden sich
                                 darin nur Spuren Kalk. Die ganze Masse enthielt, wie die Grundmasse ohne Glasur,
                                 Kieselsäure, Thonerde und Natron; die Glasur ist auch wie bei hartem Porzellan
                                 eine erdige. Die Grundmasse gab, nachdem die Glasur durch Abschleifen entfernt
                                 war, in 100 Theilen:
                              
                              
                                 
                                    Kieselerde
                                    37,86
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    47,22
                                      „
                                    
                                 
                                    Natron
                                    14,64
                                      „
                                    
                                 
                                    Spuren Kalk und Eisenoxyd.
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    99,72
                                    Proc.
                                    
                                 
                              Die Masse unterscheidet sich darnach wesentlich von hartem Porzellan in den
                                 Mengenverhältnissen, das Porzellan von Sevres z.B. enthält
                              
                                 
                                    59,6   
                                    Kieselerde,
                                    
                                 
                                    35,0
                                    Thonerde,
                                    
                                 
                                      1,8
                                    Kali,
                                    
                                 
                                      2,4
                                    Kalk.
                                    
                                 
                              (Württemberg. Gewerbeblatt, 1853, Nr. 6 und 7.)
                              
                           
                        
                           Ueber Stickstoffeisen.
                           Prof. H. L. Buff zieht aus seinen Versuchen das Resultat,
                              daß der Stickstoffgehalt, welchen das Eisen beim Glühen in Ammoniakgas aufnimmt, von
                              dem Kohlenstoffgehalt desselben abhängig ist. Eisendraht
                              nahm bis gegen 6 Procent Stickstoff auf und verminderte dabei sein spec. Gewicht von
                              7,416 auf 7,145. – Eisenoxyd, durch Fällung
                              bereitet, reducirte sich in einem Strom Ammoniakgas und enthielt dann 0,079 Proc.
                              Stickstoff. Eben solches Eisenoxyd, in einem Strom Kohlenoxydgas geglüht, nahm 1,8
                              Proc. Kohlenstoff und dann in Ammoniakgas geglüht 1,159 Proc. Stickstoff auf, indem
                              es seine tief schwarze Farbe mit einer grauweißen vertauschte. (Annalen der Chemie
                              und Pharmacie, Bd. LXXXIII S. 375.)
                           
                        
                           Verfahrungsarten zur Darstellung von Molybdänsäure aus
                              Gelbbleierz.
                           Elbers Verfahren. – Man digerirt 1 Theil des
                              feingepulverten Erzes mit 1 1/4 Th. englischer Schwefelsäure auf dem Sandbade, bis
                              eine davon genommene Probe beim Uebergießen mit Wasser einen vollkommen weißen
                              Rückstand läßt. Die blaue breiartige Masse wird mit viel Wasser verdünnt und durch
                              Decantation ausgewaschen. Das filtrirte Waschwasser wird mit Salpetersäure versetzt,
                              eingedampft bis Schwefelsäure abraucht und der weiße Niederschlag, der dabei
                              entsteht, mit Wasser übergossen und ausgewaschen, zuletzt mit salpetersäurehaltigem
                              Wasser. Dabei erhielt Elbers 17,4 Proc. Molybdänsäure.
                              Wird das gelbliche Waschwasser für sich weiter eingedampft und eben so behandelt, so
                              erhält man aus ihm noch 6,8 Proc. Säure und aus dem letzten Wasser noch 4,9 Proc.
                              Die so erhaltene Molybdänsäure ist frei von Phosphorsäure und das Gelbbleierz ist
                              durch Schwefelsäure vollkommen zersetzt.
                           Dieses wohlfeile Verfahren gibt eine größere Ausbeute als alle bisher vorgeschlagenen
                              Methoden.
                           Mahla's Verfahren. – Um aus dem Gelbbleierz von
                              Garnisch (bayerisches Hochland), welches 5 bis 7 Procent Molybdänsäure enthält, das
                              Molybdän auf vortheilhafte Weise abzuscheiden, vermischte er das fein gepulverte
                              Mineral mit seinem gleichen Gewicht Kienruß und glühte das Gemenge in einer weiten
                              Glasröhre, die mit einer tubulirten Vorlage in Verbindung stand, unter Darüberleiten
                              eines Stromes trocknen Chlorgases. Das Glühen darf erst beginnen, wenn alle Luft aus
                              dem Apparat vertrieben ist, sonst bildet sich das weiße Sublimat von molybdänsaurem
                              Dreifachchlormolybdän, welches die Ableitungsröhre leicht verstopft. In der Vorlage
                              verdichten sich graubraune Flocken von Molybdänchlorid, welches in Alkohol gelöst
                              wird, um es von einer geringen Menge Chlorblei zu befreien. Die alkoholische Lösung,
                              zur Trockne abgedampft und mit Salpetersäure behandelt, liefert eine reine
                              Molybdänsäure. Die Ausbeute ist sehr reich, indem der Rückstand vom Glühen nur noch
                              Spuren von Molybdän zeigt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXIII S. 215 und
                              320.)
                           
                        
                           
                           Mittel zur Erkennung der Reinheit des Bittermandelöls; von Redwood.
                           Bekanntlich verfälscht man das Bittermandelöl häufig mit Alkohol, der, in einem
                              gewissen Verhältniß zugesetzt, den Geruch des Oels nicht verändert. Man kann diese
                              Verfälschung an der Veränderung der übrigen physikalischen Eigenschaften nicht mit
                              Sicherheit erkennen; der Verfasser bemühte sich daher ein Mittel aufzufinden, das
                              zur sicheren Nachweisung des Alkohols, also auch der Reinheit des Oels dienen könne.
                              Nach den Versuchen des Verfassers ist hierzu concentrirte Salpetersäure das beste
                              Mittel. Wird das Oel mit ungefähr dem Doppelten seines Volumens Salpetersäure von
                              1,42 specifischem Gewicht vermischt, so findet anfangs gar keine Reaction statt. Der
                              größte Theil des Oels schwimmt auf der Säure, und ist es rein, so bemerkt man
                              anfangs selbst keine Aenderung in der Farbe; nach drei oder vier Tagen jedoch bilden
                              sich, durch Oxydation des Benzoylwasserstoffs, Krystalle von Benzoesäure, die sich
                              bald so vermehren, daß das Ganze zu einer festen krystallisirten Masse erstarrt, die
                              allmählich eine schön smaragdgrüne Färbung annimmt. Diese Reaction ist sehr
                              charakteristisch. Enthält das Oel 8 bis 10 Procent Alkohol, so fängt die
                              Salpetersäure schon nach wenigen Minuten an auf diesen zu reagiren, es erfolgt ein
                              starkes Aufbrausen mit Entwickelung von salpetrig sauren Dämpfen. Bei Anwendung
                              einer Säure von 1,5 specifischem Gewicht kann man eine sehr kleine Menge Alkohol
                              erkennen. Reines Oel mit dieser Säure zu gleichem Volumen gemischt, gibt eine klare
                              Flüssigkeit, aus der sich nichts abscheidet und die nur eine geringe Veränderung der
                              Farbe erleidet; ein anderes Phänomen findet nicht statt. Die Anwesenheit von 2 bis 3
                              Procent Alkohol dagegen genügt, um salpetrigsaure Dämpfe zu geben. (Aus dem Journal de Pharmacie, durch Erdmann's Journ. für
                              praktische Chemie Bd. LVII S. 190.)
                           
                        
                           Ueber das Fett der Kartoffeln.
                           Hierüber hat Eichhorn Untersuchungen angestellt
                              (Poggendorff's Annalen Bd. LXXXVII S. 227), deren Resultat folgendes ist:
                           1. Die Quantität des in den Kartoffeln enthaltenen Fetts ist höchstens 0,1 Procent,
                              davon in den Schalen mehr als in der innern Masse.
                           2. Das in den Schalen enthaltene Fett ist weich und besteht aus mehr flüssigem Fett,
                              während dasjenige in der innern Schale mehr fest und im Saft gelöst ist.
                           3. Bei Luftzutritt oxydirt sich wahrscheinlich die im flüssigen Fett enthaltene
                              Säure, welche der Oelsäure ähnlich ist.
                           4. Das Kartoffelfett besteht nur aus Säuren und scheint kein Glycerin zu
                              enthalten.
                           5. Das Kartoffelfett enthält einen wachsähnlichen Stoff (Korkwachs), der in feinen
                              Nadeln krystallisirt.
                           
                        
                           Entgegnung auf „Einige Bemerkungen etc.“
                              des Prof. C. M. Bauernfeind in München.
                           (Siehe polytechn. Journal, 2tes Januarheft 1853, S. 159.)
                           Hr. Prof. Bauernfeind in München hat mit mehr Eifer als
                              Ueberlegung sich zu einer gehässigen Polemik gegen mein Buch „Die
                                 Instrumente und Werkzeuge der Meßkunst etc.“ bewogen gefunden, auf
                              welche ich ihm Folgendes zu erwidern mich veranlaßt sehe.
                           Ich muß zuvörderst die Insinuation abweisen, als habe ich in irgend einer Weise ihm
                              die Ehre seiner Erfindung oder die Autorschaft seines separat gedruckten
                              Journalartikels beeinträchtigen oder gar zu seinem Nachtheile verwischen wollen.
                              Jedermann wird sich davon leicht überzeugen. Wenn Hr. Prof. B. mir mit Grund etwas
                              zur Last legen kann, so ist es der Umstand, daß ich seiner Erfindung durch den Umfang des darüber
                              Angeführten eine größere Bedeutung beimaß, als sie verdient und ich aus irgend einem
                              Grunde Ursache hatte, sowie daß ich die constructive Variation seines
                              Instrumentchens anzuführen übersah. Das letztere Versehen wäre denn in wenig Worten
                              zu beseitigen gewesen; Hr. Prof. B. widmet dem ein paar Spalten und mag dabei von
                              anderen Motiven geleitet seyn. Ich finde dieß unzweideutig in der Art und Weise, wie
                              er über den übrigen Theil meines Buches herfällt. Hr. Prof. B. behauptet u.a.,
                              „das Buch sey zum größten Theil Wort für Wort aus Büchern und
                                 Zeitschriften abgedruckt.“ Ich nenne diese Behauptung eine Unwahrheit, gleichviel ob sie aus Absicht oder Unkenntniß
                              aufgestellt worden. Hr. Prof. B. führt für seine ganze Behauptung zwei s. g. Beweise
                              an: eine Stelle seiner Broschüre, welche „ohne seinen Namen anzuführen“ aufgenommen sey. Hätte Hr. Prof.
                              B. sehen wollen, so würde er gefunden haben, daß ich am
                              Ende des §. 89 ausdrücklich auf diese Stelle (§. 68) verwiesen. Er
                              führt ferner als Belegestück für seine Behauptung einen Aufsatz über den Reichenbach'schen Distanzenmesser an, bei dessen
                              theilweiser Aufnahme allerdings der Name des Verfassers (Hr. Prof. Decher in Augsburg) nicht genannt ist. Wäre es dem Hrn.
                              Prof. B. wirklich bloß um eine Kritik meines Buches und nicht um eine gehässige
                              Anfeindung zu thun gewesen, so hätte er auch bei näherer Ansicht des Decher'schen Aufsatzes, den ich zum geringsten Theile
                              benutzte, finden können, daß derselbe hauptsächlich einen Streit mit Dr. Romershausen behandelte,
                              der für meine Schrift um so weniger von Interesse seyn konnte, als beide Theile eben
                              in einer Sache kämpften, über welche mir noch immer das Urtheil von Schulz-Montanus als ein zutreffendes gilt.
                           Es ist nicht meine Art, mich mit den Verdiensten Anderer zu schmücken, und ich habe
                              früh im Leben Bescheidenheit gelernt; auch bin ich weit davon entfernt, meinem Buche
                              nur einen Theil der Bedeutung beizulegen, die Hr. Prof. B. für sein Werkchen und
                              sein Instrumentchen beansprucht. Indeß ist jenes von Sachverständigen als eine
                              nützliche Arbeit anerkannt worden und hat eine erfreuliche Verbreitung gefunden. Wie
                              sich bei einer derartigen Arbeit von selbst versteht, waren alle vorhandenen und
                              zerstreuten Materialien dafür zu benutzen. Daß dieß nicht in dem Maaße und der Weise
                              geschehen, wie Hr. Prof. B. behauptet, und daß eben diese seine Behauptung eine Unwahrheit ist, will ich ihm zeigen, indem ich ihn nur
                              auf folgende von mir zuerst beschriebene Instrumente und Vorrichtungen verweise: die
                              Oldendorff'sche Meßkette (§. 13), die
                              Vorrichtung zum Einziehen der Mikrometerfäden (§. 32), die verbesserten
                              Meßtischköpfe (§§. 103. 104. 115. 116), die Boussolen im §.
                              131, den Gruben-Boussolen-Theodolit (§. 145–148), die
                              Theodoliten in den §§. 157 u. 158, die Gruben-Theodoliten
                              (§§. 183–197), die Nivellir-Instrumente in den
                              §§. 255–261 u. 266, den Architekten-Meßapparat
                              (§. 275) u.s.w. Auch die beiden englischen Theodoliten (§.
                              171–175) und Gravatt's Libelle (§. 270.
                              271) sind meines Wissens bis jetzt in Deutschland unbekannt gewesen. – Wenn
                              ich nun auch auf den Ruhm verzichten muß, ein Meßwerkzeug von ersetzbarem Werthe
                              erfunden zu haben, so hege ich doch die Ueberzeugung, der Meßkunst einen größeren
                              Dienst dadurch erwiesen zu haben, daß ich gute, verbesserte und vervollkommnete
                              Instrumente beschrieben. Um deßwillen ist es mir denn auch völlig gleichgültig, ob
                              Hr. Prof. Bauernfeind seine wenig würdige und
                              leichtfertige, mit Unwahrheiten vermischte Polemik fortsetzt oder nicht; ich werde
                              ihm nicht weiter als durch die möglichste Verbreitung dieser Entgegnung
                              antworten.
                           Dr. E. Schneitler in
                              Berlin.