| Titel: | Verfahren Kupferstiche und Zeichnungen mittelst Joddampf zu copiren; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XXX., S. 137 | 
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                        XXX.
                        Verfahren Kupferstiche und Zeichnungen mittelst
                           Joddampf zu copiren; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor.
                        Aus den Comptes rendus, März 1853, Nr.
                              13.
                        Niepce, Verfahren Kupferstiche mittelst Joddampf zu
                           copiren.
                        
                     
                        
                           Im J. 1847 habe ich eine Abhandlung über die Wirkung verschiedener Dämpfe, unter
                              anderen des Joddampfs, veröffentlicht.Polytechn. Journal Bd. CVII S.
                                       58.
                              
                           Ich bemerkte darin, daß der Joddampf sich an die dunkeln Stellen eines Kupferstichs,
                              mit Ausnahme der weißen, begibt; daß man das Bild des Kupferstichs auf mit Stärkmehl
                              geleimtem Papier, oder auf einem mit Stärkmehlkleister überzogenen Glase
                              reproduciren kann; daß sich so eine Zeichnung bildet, deren Farbstoff
                              Jod-Stärkmehl ist: aber diese Zeichnungen waren wenig beständig und ich
                              versuchte sie damals vergeblich zu fixiren.
                           Jetzt kann ich diese Copien durch folgende Verfahrungsarten unveränderlich
                              machen.
                           Nachdem man mittelst des in der erwähnten Abhandlung beschriebenen VerfahrensDie Kupferstiche, Bleistiftzeichnungen etc. werden zuerst präparirt, indem
                                    man sie einige Minuten lang in schwach ammoniakalisches Wasser legt, dann
                                    durch Wasser zieht, welches mit Schwefelsäure angesäuert ist, und sie
                                    hierauf trocknen läßt. Die so präparirten Kupferstiche setzt man fünf
                                    Minuten lang (bei einer Temperatur von 12 bis 16° R.) dem Joddampf
                                    aus; hierauf legt man den Kupferstich auf mit Stärkmehl getränktes Papier,
                                    das vorher mit Wasser befeuchtet wurde, welches mit Schwefelsäure angesäuert
                                    ist, so daß es 1° Baumé zeigt. Nachdem man das Original mit
                                    einem Linnenbausch aufgedrückt hat, erhält man eine Copie von großer
                                    Reinheit. – Von einem Kupferstich können mehrere Exemplare abgezogen
                                    werden, ohne daß man ihn frisch jodirt, und die letzten Abzüge sind immer
                                    die saubersten. Der Kupferstich leidet durchaus keinen Schaden, und kann
                                    beliebig oft vervielfältigt werden.A. d. Red. eine (durch Jod-Stärkmehl gefärbte) Copie erhalten hat, taucht man
                              das Bild in eine Auflösung von salpetersaurem Silber; die Zeichnung verschwindet;
                              setzt man aber das Papier oder Glas einige Secunden dem Licht aus, so geschieht folgendes: die
                              anfängliche Zeichnung, welche Jod-Stärkmehl war, hat sich in Jodsilber
                              umgewandelt, und durch die Einwirkung des Lichts wird das Jodsilber, welches viel
                              empfindlicher ist als das im Papier oder in der Kleisterschicht des Glases
                              enthaltene salpetersaure Silber, vor letzterm Silbersalz afficirt; man braucht daher
                              nur noch das Papier oder das Glas in eine Auflösung von Gallussäure zu tauchen, um
                              sogleich die anfängliche Zeichnung erscheinen zu sehen, welche man hernach mit
                              unterschwefligsaurem Natron behandelt, ganz so wie die gewöhnlichen Lichtbilder,
                              deren Beständigkeit die Zeichnung dadurch erhält.
                           Dieses Verfahren wird gewiß in vielen Fällen Anwendung finden.
                           Hr. Bayard, ein geschickter Photograph, hat unlängst eine
                              andere sehr glückliche Anwendung von dem Joddampf gemacht. Nachdem er den
                              Kupferstich dem Joddampf ausgesetzt hat, legt er ihn auf ein mit einer dünnen
                              Eiweißschicht überzogenes Glas, um eine negative Copie zu erhalten, mit welcher er
                              dann nach den bekannten photographischen Verfahrungsarten positive Bilder auf Papier
                              abzieht. Er erhielt auf diese Weise herrliche Copien von sehr alten Kupferstichen,
                              ohne irgend eine Verzerrung der Bilder.