| Titel: | Ueber die Härtung des Stahls und des halbirten Gußeisens in verschiedenen Graden im Wasser und in Metallbädern; von L. G. Treviranus. | 
| Autor: | Ludwig Georg Treviranus [GND] | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. XXXII., S. 141 | 
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                        XXXII.
                        Ueber die Härtung des Stahls und des halbirten
                           Gußeisens in verschiedenen Graden im Wasser und in Metallbädern; von L. G. Treviranus.
                        Treviranus, über die Härtung des Stahls im Wasser und in
                           Metallbädern.
                        
                     
                        
                           1. Gewöhnliche Härtung des
                                 Stahls.
                           Wenn es sich darum handelt, den verschiedenen Gattungen des Stahls die sogenannte
                              Glashärte zu ertheilen, dann wird bekanntlich und in der Regel derart verfahren, daß
                              man das zu härtende Stück, je nach der Beschaffenheit seines Materials, mehr oder
                              minder rothglühend macht und in kaltem Wasser ablöscht, womit die Härtung
                              bewerkstelligt ist.
                           Diese Methode ist zwar an und für sich genommen sehr einfach, sie läßt auch für
                              viele, besonders die kleineren Stahlarbeiten, nicht viel zu wünschen übrig. Indessen
                              kommen dem Stahlarbeiter bei ihrer Anwendung auf größere Gegenstände doch häufig
                              Fälle vor, welche ihn fast zur Verzweiflung bringen könnten; er hat viele Zeit und
                              Mühe auf die Ausarbeitung eines Gegenstandes verwandt, von welchem vielleicht gar
                              nicht begehrt wird, daß er glashart, sondern nur etwas härter als der Stahl im
                              natürlichen Zustande sey, und demungeachtet hat er das ganze Risico zu bestehen,
                              welches die Glashärte mit sich führt; er verfährt also nach obiger Methode und sieht
                              zu seinem Schrecken, daß der Gegenstand in Stücke zersprungen ist, oder sich
                              dermaßen geworfen hat, daß er zu dem beabsichtigten Zweck gar nicht mehr zu
                              gebrauchen, also die ganze darauf verwendete Zeit verloren ist, und nur das Material
                              für andere Zwecke noch einigen Werth hat.
                           Dieß ist nun nicht nur ein sehr unangenehmer Umstand, sondern auch die Mitursache,
                              daß manche stählerne Artikel, welche dem Zerspringen und Werfen beim Härten mehr als
                              andere ausgesetzt sind, nur zu einem vergleichsweise viel höhern Preis geliefert
                              werden können, weil der Verfertiger das Risico, welches er bei der Arbeit läuft, dem
                              Käufer in Anrechnung bringen muß.
                           Für diejenigen Fälle, wo die größtmögliche Härte der Stahlarbeit begehrt wird, dürfte
                              es jedoch schwerlich eine mehr Sicherheit gewährende Methode geben, als die
                              gewöhnliche Art der Härtung im Wasser. Gelingt sie bei schwierigen Stücken gleich
                              das erstemal, so kann man von Glück sagen, gelingt sie nicht, so muß man so oft wieder
                              von vorn anfangen, bis dieses der Fall ist.
                           
                        
                           2. Das Tempern des Stahls.
                           Bei weitem in den meisten Fällen ist es nicht nur nicht erforderlich, daß der Stahl
                              die Glashärte behält, sondern diese würde vielmehr schädlich seyn; es genügt schon
                              die sogenannte Federhärte, oder eine zwischen dieser und der Glashärte liegende. Man
                              erzielt diese Härte dadurch, daß man den glasharten Stahl blank scheuert und zu dem
                              Grade erwärmt, wo er von den Farben: Strohgelb, Habergelb, Violett, Blau und Grau
                              diejenige angenommen hat, von welcher man schon durch Erfahrung weiß, daß sie der
                              beabsichtigten Härte des Gegenstandes entspricht. Man nennt diese Operation das
                              Tempern oder Anlassen (Adouciren), auch Ablassen des Stahls.
                           Das Risico des Zerspring ms und Werfens der Arbeit findet bei diesem Anlassen zwar
                              nicht statt (ich erinnere mich wenigstens nicht, daß es in meiner eigenen Praxis
                              vorgekommen wäre); indessen erfordert das Verfahren, wenn die Arbeit ganz nach
                              Wunsch ausfallen soll, wieder mehr Geschicklichkeit, um allen Theilen des Artikels
                              die erforderliche gleiche Farbe zu geben, als das bloße Härten.
                           Läßt man z.B. eine Feder stellenweise höher anlaufen als der Stahl für die Federhärte
                              verträgt, so wird sie sich auf diesen Stellen bei starker Spannung setzen, d.h.
                              bleibende Biegungen bekommen; läßt man sie dagegen auf anderen Punkten weniger als
                              nöthig anlaufen, so ist es wahrscheinlich, daß sie bei der Probe auf einem solchen
                              Punkt auch springen wird. Kurz, das Tempern der Stahlwaaren nach den Farben ist bei
                              größern Stücken ein langsamer und unsicherer Proceß,
                              welcher sich für die Praxis nicht gut eignet.
                           Deßwegen tempern namentlich die Büchsenmacher meines Wissens die Federn der
                              Gewehrschlösser nie nach den Farben, sondern sie beschmieren sie mit Unschlitt und
                              erwärmen sie einzeln möglichst gleichförmig so stark, bis das Fett überall
                              gleichmäßig darauf abgebrannt ist, worauf, wie man annimmt, die Federhärte erzielt
                              ist.
                           Ich zweifle nicht, daß ein Arbeiter, welcher fast täglich dieses Geschäft zu
                              verrichten hat, viele Sicherheit darin erlangen kann. Mir standen indessen, wenn
                              Federn zu tempern waren, nicht immer Büchsenmacher zu Gebote, und wenn dieses auch
                              der Fall war, so hatten mitunter die Federn eine so ungewöhnliche Form, daß selbst
                              die Federnverfertiger von Profession nur selten die rechte und durchgängig gleiche
                              Härte trafen.
                           
                           Um diesem Uebel wo möglich abzuhelfen, hatte ich verschiedene Mittel mit mehr oder
                              minder gutem Erfolg versucht, als ich im Jahre 1814, wo ich mich in London aufhielt,
                              auf eine Anlaßmethode kam, welche meinen Wünschen entsprach. Die zu tempern den
                              Federn wurden nämlich in einen länglich-viereckigen oben offenen Kasten von
                              Eisenblech gethan und mit Unschlitt übergossen, hierauf das Ganze langsam bis zu dem
                              Grad erwärmt wo das Fett Feuer fing, dann die Federn gleichzeitig herausgenommen und
                              zuletzt, je nach der Beschaffenheit des Stahls, entweder sich selbst zur Abkühlung
                              überlassen, oder in kaltes Wasser geworfen. Dieses Verfahren fand Beifall.
                           In neuerer Zeit, etwa im Jahre 1835, wo ich die sägeartigen Blätter der Reibmaschinen
                              für Rübenzucker-Fabriken in großer Anzahl anfertigen lassen mußte, von
                              welchen, damit sie sich nachschärfen lassen, auch nur die Federhärte begehrt wurde,
                              modificirte ich letzteres Verfahren in der Art, daß der Kasten geschmolzenes Blei
                              enthielt, in welchem die gehärteten Blätter Halbdutzendweise, durch Blechstücke zwar
                              von einander getrennt, aber mit Eisendraht zusammengehalten, so lange hin und her
                              bewegt wurden, bis sie die Temperatur des Bleies angenommen hatten, was sich dadurch
                              kundgab, daß vom Blei nichts mehr in den Zwischenräumen der Blätter haftete. Zuletzt
                              wurden sie in kaltes Wasser getaucht, worauf sie sich gewöhnlich sämmtlich von
                              gleicher und passender Härte zeigten.
                           
                        
                           3. Die Härtung des Stahls in einem
                                 Metallbad.
                           Bei Gelegenheit einer solchen Härtung und dem nachherigen Tempern kam ich auf die
                              Idee, den Bund in einer Muffel (einem gußeisernen glühend erhaltenen Rohr) gehörig
                              angewärmter Blätter – statt vorher in das kalte Wasser – direct in das
                              flüssige Blei zu tauchen, und stehe da, sie hatten auf einmal dieselbe Härte als
                              früher bei dem aus der Härtung im Wasser und demnächstigen Tempern zusammengesetzten
                              Proceß erlangt. Ausschuß gab es fast gar keinen mehr, weil dieser, bei sonst
                              gesundem Stahl, nur durch die Glasharte veranlaßt wird.
                           Es versteht sich, daß seitdem die alte Härtungsmethode, wenigstens in denjenigen
                              Fällen wo es sich um Sachen von Wichtigkeit handelte und es sich also der Mühe
                              lohnte die nöthigen Vorbereitungen für das neue Verfahren zu treffen, bei mir gar
                              nicht mehr in Anwendung kam.
                           Wenn eine größere als die Federhärte begehrt wird, etwa die Härte welche beim
                              gewöhnlichen Anlassen dem Habergelb entspricht, so nimmt man zu dem Metallbade Zinn
                              statt Blei. In beiden Fällen bekommen auf solche Art gehärtete Werkzeuge für Holz- und
                              Metallarbeiten eine sogenannte zähe Härte, deren Werth diejenigen, welche sich zu
                              ihren Arbeiten schneidender Werkzeuge bedienen müssen, wohl zu würdigen wissen.
                           Mehrere Metallarbeiter, welchen ich die neue Härtungsmethode mittheilte, haben sich
                              sehr lobend darüber ausgesprochen; besonders wurde hervorgehoben, daß längere Stücke
                              bei weitem nicht mehr dem Verziehen wie sonst ausgesetzt sind. Ob, wenn der Stahl
                              sonst ganz gesund war, in einem oder dem anderen Fall noch ein Zerspringen oder
                              Rissigwerden vorkam, darüber ist mir bis jetzt nichts bekannt geworden; bei mir fiel
                              dieß, wie gesagt, nicht vor.
                           In einem Falle hat sich das geringe Risico, welches mit der neuen Härtungsmethode im
                              Vergleich mit der alten verknüpft ist, sehr auffallend herausgestellt. Ich wollte
                              nämlich einmal die reibende Fläche eines Dampfschiebers mit glashartem Gußstahl
                              belegen, wobei die Härtung wie gewöhnlich im Wasser geschah. Aber zweimal hatte ich
                              den Verdruß, zu sehen daß das Rahmstück zersprungen, also nicht verwendbar war; das
                              drittemal, wo ich auf die glasharte Beschaffenheit desselben verzichtet hatte und
                              die Härtung in einem Zinnbad geschah, gelang sie vollkommen. Risse waren durchaus
                              nicht bemerkbar und verzogen hatte sich das Stück so wenig, daß es sich ohne
                              Umstände wieder gerade richten ließ.
                           Obgleich man nun auf diese Art den Dampfschiebern im Vergleich mit denen von Metall
                              und von etwas hartem Gußeisen eine viel größere Dauer geben kann, so kommt doch eine
                              solche Armirung immer noch ziemlich theuer zu stehen; sie hat nebstdem das
                              Unangenehme, daß der Schrauben wegen, womit sie befestigt werden muß, in deren
                              versenkten Köpfen sich aber leicht Unreinigkeiten festsetzen, im Lauf der Zeit die
                              Armirung des Schiebers und die Platte Risse bekommt, wenn auch nur feine. Seit
                              dieser Beobachtung wurden die Dampfschieber ohne Armirung ganz von halbirtem
                              Gußeisen gemacht und im Zinnbad gehärtet, worüber weiterhin noch einiges folgen
                              wird.
                           Ich habe nicht versucht, wie die Härtung in einem leichtflüssigen Metallgemisch, etwa
                              dem Rose'schen, welches bekanntlich schon bei 80°
                              R. fließt, oder wohl gar im Quecksilber ausfällt; schon bei Anwendung des ersteren
                              muß wohl die Härte des Stahls der Glashärte sehr nahe kommen, und im Quecksilber sie
                              wo möglich noch übertreffen, aber demungeachtet (wegen der größeren
                              Wärmeleitungsfähigkeit der Metalle im Vergleich mit dem Wasser) die Gefahr, daß man
                              nur Stücke des Ganzen aus dem Bade bringt, doch geringer seyn.
                           Nur muß man beim Gebrauch der Metallbäder den Umstand im Auge behalten, daß wenn
                              auch, wie gesagt, die Wärme-Leitungsfähigkeit der Metalle viel größer als
                              diejenige des Wassers ist, folglich das flüssige Metall den Wärme-Ueberschuß
                              des zu härtenden Körpers viel schneller in sich aufnimmt, dagegen die Metalle auch
                              wieder weniger Wärmecapacität als das Wasser haben.
                           Man kann aber einen über die Temperatur des flüssigen Mediums erwärmten Körper nicht
                              in dieses tauchen, ohne daß dessen Temperatur, je nach dem Quantum, mehr oder
                              weniger erhöht wird. Wenn für den Fall, daß man einen stählernen Körper von
                              bekanntem Gewicht im rothglühenden Zustand in ein gewisses Quantum Wasser taucht,
                              die Temperatur-Zunahme des Wassers durch einen Versuch bekannt wäre, und man
                              wollte daß z.B. bei dem Eintauchen in flüssiges Blei die Temperaturzunahme auch nur
                              dieselbe wie beim Wasser sey, so müßte, weil das Blei dem Volumen nach gerechnet nur 0,34 der Wärmecapacität des Wassers hat, das
                              Volumen des Bleies im Verhältniß = 0,34 : 1 größer seyn. Beim Zinn ist das
                              Verhältniß = 0,38, beim Zink = 0,688 und beim Quecksilber = 0,447 : 1.
                           Der obige ist übrigens kein ganz richtiger Schluß und soll nur darauf aufmerksam
                              machen, daß man bei den Metallbädern eben so wenig als beim Wasser ohne
                              Rücksichtnahme auf das Volumen des Körpers zum Wasser, mit Aussicht auf guten Erfolg
                              Härten kann. Denn ist die Masse des flüssigen Metalles zu klein, also die
                              Temperaturzunahme zu groß, so wird man voraussichtlich eine geringere Härte bekommen
                              als man vielleicht erwartete.
                           Aber die Erfahrung wird Jeden bald lehren, welche Härte im einen und welche im andern
                              Falle erzielt wird. Wer indessen in Bezug auf die Härtung die angegebenen
                              Verhältnißzahlen verbessern wollte, hätte nebst Anderm noch in Anschlag zu bringen,
                              daß, weil der Wärme-Ueberschuß des Metallbades über die atmosphärische Luft
                              viel größer als beim Wasserbad ist, und deren Bestreben das Metallbad abzukühlen, im
                              Verhältniß des Ueberschusses wächst, man deßhalb jedenfalls weniger Metall
                              gebrauchen wird, als die bloße Berechnung nach den Wärme-Capacitäten
                              ergab.
                           Wer in der Lage ist die neue Härtungsmethode in einem großen Maßstab in Anwendung
                              bringen zu können, bei dem dürfte das Quantum an Metall, welches er dazu und das
                              Brennmaterial um es im Fluß zu erhalten braucht, von keiner großen Bedeutung seyn,
                              da das Blei und Zinn ihren Werth behalten, auch das sich bildende Oxyd wieder
                              verwerthet werden kann, der Verbrauch an Brennmaterial aber am Ende sich noch
                              geringer als bei dem bisherigen Tempern herausstellen dürfte.
                           
                           Auffallend ist aber immerhin die von mir entdeckte Thatsache, daß wenn man
                              rothglühenden Stahl in kochendes Wasser, also von etwa 80° R. taucht,
                              derselbe, wenn er nicht zu dünn ist, höchstens eine Federhärte bekommt, daß dagegen,
                              wenn die Eintauchung in nicht überhitztem Blei erfolgt, welches dann etwa
                              260° R. zeigte, also eine 3 1/4 Mal höhere Temperatur hat, die Härte des
                              Stahles dennoch etwas größer ausfällt.
                           Aus diesen Beobachtungen scheint zu folgen, daß die Härtung des Stahls weit weniger
                              auf der Temperatur-Differenz des glühenden Stahls und des abkühlenden Mediums
                              beruht, als auf der Zeit, in welcher das Medium dem Stahle den
                              Wärme-Ueberschuß zu entziehen und vermöge seiner größeren Leitungsfähigkeit
                              in der ganzen Masse zu vertheilen vermag.
                           Bei der Abkühlung in Blei und Zinn erfolgt diese Vertheilung, wie der Augenschein
                              lehrte, im Augenblick, wogegen bei der Eintauchung ins kochende Wasser man fast die
                              Geduld darüber verliert, bis der Stahl unter der Wasserfläche nur erst aufhört zu
                              glühen und sich seine Temperatur in dem Maaße erniedrigt hat, daß die sogenannte
                              Calefaction oder die Dampfhülle welche den glühenden Körper umgibt, nicht mehr
                              stattfindet, also das Wasser selbst mit ihm in Berührung kommen kann.
                           Auch machte ich die Beobachtung, daß im kochenden Wasser die Härte der verschiedenen
                              Theile des Gegenstandes sehr ungleich ausfiel, daß namentlich die dünneren Theile
                              bedeutend härter als die dickeren sich zeigten, weßhalb ich diese Art der Härtung
                              nicht weiter verfolgte.
                           Die ungleichzeitige Abkühlung der verschiedenen Theile des Stahlkörpers, nebst der
                              daraus entstehenden Spannung, dürfte auch der Hauptgrund des so häufigen
                              Zerspringens der Gegenstände bei der gewöhnlichen Härtung im kalten Wasser seyn. Ich
                              hoffe seiner Zeit zu vernehmen, daß wenn ein hoher Grad der Härte entweder durch die
                              Abkühlung in dem Rose'schen Metall oder auch im
                              Quecksilber, bei kostbaren Sachen bewirkt wird, das Uebel sich, wo nicht ganz
                              gehoben, doch bedeutend vermindert findet.
                           Ist also nach den gemachten Beobachtungen das Wasser zur Härtung nicht immer mit
                              Sicherheit anzuwenden, so hat doch das kochende, wie Hr.
                              Malberg entdeckteVerhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, 1652, 6te Lieferung
                                    (polytechn. Journal Bd. CXXVII S.
                                       396)., die schätzenswerthe Eigenschaft, verbrannten Stahl, glühend darin
                              abgelöscht, zu regeneriren, d.h. einen durch Unachtsamkeit und Nachlässigkeit der
                              Arbeiter entstandenen Fehler des Stahls wieder gut zu machen.
                           
                           Ich füge dem hinzu, daß das Ablöschen des nur bis zu einem gewissen Grad erwärmten
                              Stahls in Wasser von mittlerer Temperatur auch das Mittel ist ihn weicher zu machen,
                              als man mitunter widerspänstigen Stahl durch das gewöhnliche Ausglühen bekommen
                              kann. Soll aber der Versuch gelingen, dann darf der Stahl nur bis zu dem Grad
                              erwärmt werden, wo er im Dunkeln etwas röthlich
                              erscheint. Das Mittel ist auch in den Fällen anwendbar, wenn man harte Werkzeuge,
                              etwa zum Behuf einer Formveränderung, ausgeglüht hat und auf die natürliche
                              Abkühlung in der Luft nicht warten will.
                           Dieses Mittel ist mir übrigens schon so lange bekannt, daß ich nicht mehr weiß wie
                              ich dazu gelangt bin; auch ist mir unbekannt, ob es je veröffentlicht wurde.Vielleicht gehört aber diese Entdeckung, wie diejenige des Hrn. Malberg, nach den Ansichten des Vereins für
                                    Gewerbfleiß in Preußen, mit in die Kategorie der sehr
                                       wichtigen Entdeckungen von anerkanntem Nutzen, welche allein, wie
                                    mir der Hr. Vorsitzende schrieb, bei ihm zu honoriren üblich ist. Mir will
                                    bedünken, dem Verein wäre vor allem eine Umgestaltung seines Geschäftsgangs
                                    zu wünschen. Dieß als Erwiederung auf erwähnte Antwort. welche mir, und zwar
                                    erst nach Verlauf von mehr als sechs Monaten, in Folge einer über
                                    Dampfschifffahrt etc. eingesandten Abhandlung geworden ist.
                              
                           Nach diesen Beiträgen zu den Eigenschaften und Eigenthümlichkeiten des Stahls, so wie
                              seiner Behandlung unter verschiedenen Umständen, bleibt nur noch übrig mich
                              auszusprechen:
                           
                        
                           4. Ueber die Darstellung des halbirten
                                 Gußeisens und dessen Härtung im Metallbade.
                           Das graue Gußeisen, wie es in der Regel den Maschinenfabriken von den Gießereien
                              geliefert wird, oder geliefert werden sollte, damit die
                              Maschinen-Bestandteile sich mit den verschiedenen Werkzeugen nicht nur
                              gehörig bearbeiten lassen, sondern sich auch in keinem gespannten Zustande befinden,
                              welcher Veranlassung zu Brüchen geben könnte, kann man nicht Härten, mindestens
                              nicht gleichförmig in der ganzen Masse, obgleich sich gewöhnlich die Kanten härter
                              als das Uebrige zeigen, durch künstliche Mittel sich auch wohl eine dünne harte
                              Schale, wie beim Einsetzen des Schmiedeisens, darauf erzeugen läßt.
                           Das weiße Roheisen ist dagegen schon von Natur so hart, daß es sich in der Art wie
                              das graue, gar nicht bearbeiten läßt, so daß es, wenn man es ja anwenden will, erst
                              durch ein bei hohem Hitzegrad lange Zeit andauerndes Ausglühen zur Bearbeitung tauglich
                              gemacht werden kann, sich dann aber auch wieder Härten läßt.
                           Von den Hohöfen wird es gewöhnlich nur dargestellt um Schmiedeisen daraus zu
                              erzeugen; bei denen welche sich mit der Darstellung von Gußwaaren beschäftigen,
                              erzeugt sich dasselbe aber auch häufig genug, wider den Willen der Hüttenleute und
                              zu deren Verdruß, von selbst.
                           Eine dritte Art, das halbirte Gußeisen, kann man durch Vermischung der beiden
                              genannten Arten darstellen. Ist die Mischung richtig getroffen, dann läßt sich das
                              halbirte Gußeisen, wenn auch mit etwas mehr Mühe und Zeitaufwand, nicht nur
                              bearbeiten, sondern auch in der ganzen Masse wie Stahl härten.
                           Gegenstände von halbirtem Gußeisen werden übrigens gewöhnlich nur in so geringen
                              Quantitäten begehrt, daß die Gießereien ihren Betrieb nicht darauf einrichten
                              können, man daher genöthigt ist es sich selbst zu erzeugen, was am einfachsten im
                              Tiegel geschieht.
                           Bei mir war die Mischung nicht immer die gleiche. Einmal wurde zum Einsatz gutes
                              graues Roheisen nebst etwa 1/5 Schmiedeisen (Putzen von gelochten Kesselplatten)
                              genommen. Man gelangte damit zum Ziele, und hatte folglich eine Mischung, welche
                              seitdem unter dem Namen Stirling's patentirtes gezähtes
                              Gußeisen bekannt geworden ist, aus welcher sich, nebenbei bemerkt, (für anderweitige
                              Zwecke als des Härtens) sehr schöne dichte Güsse von mehr als gewöhnlicher
                              Haltbarkeit machen lassen.
                           Ein andermal wurde zum Einsatz graues und weißes Roheisen vermischt genommen. Auch
                              dieses ließ sich bearbeiten und Härten. Ein ganz bestimmtes Verhältniß der beiden
                              Sorten wurde jedoch auch in diesem Fall nicht festgesetzt, sondern man richtete sich
                              nach kleinen Probegüssen im Sand, setzte demnach je nach deren Beschaffenheit von
                              der einen oder andern Eisensorte etwas mehr zu, bis man die richtige Mischung
                              getroffen hatte.
                           Aber trotzdem ist es auch vorgekommen, daß der Abguß nach dem Modelle zu hart für die
                              Bearbeitung ausfiel, wo dann aber gewöhnlich ein einige Zeit andauerndes Ausglühen,
                              bei hochrother Farbe, dem Abguß die nöthige Weiche gab.
                           Ein Ausglühen der Gegenstände, welche gehärtet werden sollten, wurde überhaupt immer
                              vor der Bearbeitung vorgenommen, um die allenfallsige Spannung in denselben
                              aufzuheben, somit dem Werfen und dem Zerspringen so viel als möglich
                              vorzubeugen.
                           Auch verabsäumte man nicht, das Stück vor der Bearbeitung, gleich nach dem Guß durch
                              den Klang zu prüfen, ob es nicht etwa schon einen verborgenen Sprung hatte,
                              welcher es zum Ausschuß machte. Das Gleiche geschah auch nach dem Härten.
                           Weil die Härtung des halbirten Gußeisens immer so groß gewünscht wurde, als sie mit
                              Sicherheit noch zu erreichen war, so wurde sie nie im fließenden Blei, sondern stets
                              im Zinnbad vorgenommen, wobei dann alle die Regeln, welche man sich vor der Härtung
                              des Stahles abstrahirt hatte, in Anwendung kamen.
                           Dampfschieber wurden immer flach, nämlich mit ihrer unterm geraden Fläche zuerst in
                              das Bad getaucht. Dieses durfte geschehen, weil auf dem höchsten Punkt ihres
                              Rückens, in der Kammer, ein kleines Loch. für den Austritt der Luft gebohrt war,
                              widrigenfalls das Zinn unfehlbar explodirt hätte. Ihre Beendigung erhielten sie
                              durch Schmirgeln auf einer geraden Platte etc. Die Zapfen von Dampf- und
                              Wasserhähnen ließen sich auch, ohne viel Ausschuß, im Wasser Härten.
                           Meine über die Härtung in Metallbädern etc. gemachten Erfahrungen habe ich hier in
                              der Absicht mitgetheilt, damit sie ein Gemeingut werden, auch damit, weil ich eben
                              kein Geheimniß daraus machte, nicht etwa ein Patentjäger sich mit fremden Federn
                              schmückt und sie ausbeutet.
                           Von der Wahrheit meiner Behauptungen wird sich jeder, welchen die Sache interessirt,
                              leicht selbst überzeugen können, indem etwas Blei oder Zinn flüssig zu machen und
                              ein glühendes Stück Stahl oder halbirtes Gußeisen hineinzutauchen, eine sehr
                              einfache Sache ist. Ob aber und in welchen Fällen die neue Härtungsmethode mit
                              Vortheil anwendbar ist, darüber mag jeder mit sich selber und andern zu Rathe
                              gehen.
                           Brünn, im April 1853.