| Titel: | Bender's verbesserter Wende-Ruchadlo. | 
| Autor: | Thomä | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LIV., S. 231 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LIV.
                        Bender's verbesserter
                           Wende-Ruchadlo.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Bender's verbesserter Wende-Ruchadlo.
                        
                     
                        
                           Schmiedmeister Friedrich Bender zu Wiesbaden hat den
                              Ruchadlo, der bekanntlich im mittleren Rheingebiete und namentlich auch in einem
                              großen Theile des Herzogthums Nassau als Wendepflug im Gebrauche ist, wesentlich
                              verbessert. Die Verbesserung (Fig. 34 und 35)Da die Verbesserung sich auf eine Abänderung des eigentlichen Pflugkörpers
                                    oder vielmehr nur auf eine andere Form des Streichbrettes beschränkt und die
                                    übrigen Theile des sonst wohlbekannten Pfluges nicht berührt, so konnten die
                                    hier nicht in Betracht kommenden Theile in der Zeichnung füglich wegbleiben.
                                    Fig.
                                       32 und 33 zeigen die
                                    Vorderseite und Rückseite der bisher üblichen Form des
                                    Wende-Ruchadlo; Fig. 34 und 35 die
                                    Vorderseite und Rückseite der verbesserten Form nach Bender. ebenso einfach, wie sinnreich, besteht darin:
                           1) daß die Eisenplatte, welche das Streichbrett ersetzt, im Profil gesehen, aus der
                              bisherigen ∫-Form in die )-Form,
                              d.h. in den Längenabschnitt eines Cylinders umgewandelt worden ist und zwar von
                              einer für den Gang und die Arbeit des Pfluges erfahrungsmäßig erprobten Größe. Der
                              Querschnitt der genau cylindrisch-gebogenen Streichbrettplatte stellt nämlich
                              den Abschnitt eines Kreises dar, dessen Halbmesser 15 Zoll Decimalmaaß hat. Diese
                              Biegung, auf dem Wege der praktischen Prüfung als die normale (zweckmäßigste)
                              ermittelt, bietet den Vortheil, daß die bisher willkürliche ∫-Form, welche in der Art der Krümmung einer vielfachen Abänderung
                              fähig ist, nun durch eine gegebene, mathematisch-bestimmt ausgesprochene
                              ersetzt ist, so daß also jedem Schmiede – selbst dem weniger geübten –
                              wenn er sich an diese Form hält oder sich eine Platte von dieser Biegung anderswoher
                              verschafft, der Weg zur Anfertigung eines guten Pfluges mechanisch vorgezeichnet
                              ist. Er hat nur die gewöhnliche Scharplatte passend hinzuzufügen, der Pflug ist
                              damit fertig, und – was mehr sagt – im wesentlichsten Theil immer
                              gelungen.
                           Eine weitere Verbesserung besteht:
                           2) darin, daß die cylindrisch-gebogene Streichbrettplatte sammt der
                              Scharplatte, ohne die Richtung zur Furchensohle zu ändern, nach Bedürfniß gehoben
                              und gesenkt werden kann. Die Vorrichtung, welche diese Verschieblichkeit vermittelt,
                              ist einfach und besteht in zwei auf der Rückseite der Streichbrettplatte parallel
                              befestigten, durchbrochenen Bügeln (Rahmschienen) und zwei Paar durch diese Bügel
                              gehenden, mittelst Nieten an die Streichbrettplatte befestigten Stellschrauben.
                              Erwägt man, daß die bisher übliche ∫-förmige Streichbrettplatte, wenn sie mit der daran
                              befindlichen Scharplatte auch zufällig von der Schmiede aus die normale (richtige)
                              Stellung hatte, durch Abnutzung der Scharplatte alsbald eine andere nicht mehr
                              normale Stellung erhalten mußte, und daß selbst eine (früher öfter versuchte)
                              Vorrichtung zum senkrechten Niederlassen des abgenutzten (verkürzten) Theils diesem
                              Mißstande keineswegs abhelfen konnte, indem durch das Niederlassen nach der
                              Verkürzung die ursprüngliche richtige Stellung des Pfluges wider Willen des besten
                              Pflügers im Winkel zur Furchensohle eine andere, jedenfalls nicht mehr normale, also
                              immer schlechtere werden mußte; so begreift man das Sinnreiche der neuen Erfindung,
                              nämlich, daß die Verschiebung des cylindrisch-gebogenen Streichbrettes den
                              beregten Mangel zu beseitigen im Stande ist. Mit anderen Worten: die neue
                              Vorrichtung gestattet, den Pflug bei fortwährender Abnutzung der Scharplatte durch
                              einfache Vorschiebung des abgenutzten Theils stets in normaler Stellung zu
                              erhalten.
                           Bender hat bis jetzt vier Exemplare dieses verbesserten
                              Pfluges angefertigt. Das erste, von dem Directorialmitgliede des
                              landwirthschaftlichen Vereins, Landwirth O. Schmidt in
                              Wiesbaden, in Bestellung gegeben, ist von einem intelligenten Gutsbesitzer aus
                              Gallizien erworben und nach Gallizien befördert worden; die drei übrigen Exemplare
                              befinden sich in den Händen praktischer Landwirthe dahier und werden sowohl wegen
                              der Leichtigkeit des Ganges, wie der schönen Arbeit, die sie machen, von allen
                              Seiten gelobt.
                           
                           Leider ist dieser Pflug für den weniger bemittelten Mann noch etwas theuer. Er kostet
                              (ohne Vordergestell) 20 fl. – Können – was zu erwarten steht –
                              die cylindrischen Platten gegossen oder aus Tafeln von Schmiedeisen gepreßt werden,
                              wie dieß in neuerer Zeit fabrikmäßig auch mit den Streichbrettplatten des Schwerz'schen Pfluges in hiesiger Gegend geschieht, so
                              wird die Anschaffung wohlfeiler kommen.
                           Ein sauber gearbeitetes Modell des neuen Pfluges, in 1/6 natürlicher Größe, ist in
                              der Sammlung des landwirthschaftlichen Instituts zu Hof Geisberg aufgestellt.
                           Dr. Thomä.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
