| Titel: | Erdbohr-Apparat mit Führungsstück; von John Thomson, zu Kensington bei Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXI., S. 257 | 
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                        LXI.
                        Erdbohr-Apparat mit Führungsstück; von
                           John Thomson, zu
                           Kensington bei Philadelphia.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, März 1853,
                              S. 88.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Thomson's Erdbohr-Apparat.
                        
                     
                        
                           Bericht einer Commission des Franklin-Instituts über
                                 diesen Erdbohr-Apparat.
                           Dieser Apparat besteht aus einem cylindrischen eisernen Gewicht von 6 bis 8 Zoll
                              Länge und von 3 bis 4 Zoll Durchmesser, mit dessen unterem Ende das Bohrwerkzeug
                              verbunden ist. Eine eiserne Stange von ungefähr 1 Zoll im Quadrat-Stärke,
                              welche auf einen Theil ihrer Länge eine Windung C von
                              1/4 bis 1/2 Drehung per 18 Zoll hat, ist mit dem obern
                              Ende des cylindrischen Gewichts durch einen Wirbel verbunden. Der gewundene Theil
                              der Stange geht durch zwei kleine Metallscheiben, von denen die eine eine
                              quadratische Oeffnung hat und zur Führung der Stange dient. Diese Scheiben sind
                              durch vier elliptische Stahlfedern verbunden, welche durch ihren Druck auf die Wände
                              des Bohrlochs eine genaue Führung veranlassen. Auf dem gewundenen Theil der Stange
                              sind bewegliche Köpfe so angebracht, daß nicht mehr als etwa 18 Zoll von der Stange
                              frei durch die Führer gehen können; indem dieß geschieht, muß die Stange nothwendig
                              eine Drehung machen, und da sich das Gewicht verhältnißmäßig langsam hebt und die
                              Reibung des Wirbels bedeutend ist, so dreht sich das Gewicht mit ihr; beim Fallen
                              findet jedoch wegen der Trägheit und der verminderten Reibung des Wirbels keine
                              Drehung des Gewichts statt.
                           Das Bohren wird auf chinesische Weise mit einem Seile bewirkt, welches an dem oberen
                              Ende der Stange befestigt ist, und man kann jede erforderliche Anzahl von Schlägen
                              bei einer Umdrehung machen, indem man die Stellung des verschiebbaren Kopfes
                              verändert. Das ganze Bohrwerkzeug ist eine Verbesserung des chinesischen,Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CV S.
                                       14. welches ums Jahr 1828 in Europa eingeführt wurde, um gewisse Schwierigkeiten
                              zu überwinden, welche mit den damals üblichen Gestängbohrern verbunden waren, und
                              theilweise noch immer damit verbunden sind.
                           
                           Die wichtigsten dieser Schwierigkeiten sind nachstehende: 1) das Gewicht des
                              Gestänges, wenn das Bohrloch eine bedeutende Tiefe erreicht hat; 2) die zum Reinigen
                              des Bohrlochs erforderliche Zeit, weil das Reinigen bei jeder zunehmenden Tiefe von
                              12 bis 18 Zoll ausgeführt werden muß und eine solche Operation bisweilen einen
                              ganzen Tag in Anspruch nimmt; 3) die Erschütterungen, welche durch das große Gewicht
                              und die Länge des Gestänges veranlaßt werden, wodurch häufig Brüche entstehen; 4)
                              Biegungen des Gestänges und folglich Veränderungen in der Richtung des Bohrens.
                              – Von diesen Einwürfen ist die chinesische Methode zum großen Theil frei,
                              wogegen sie einen andern wesentlichen Nachtheil darbietet, nämlich eine
                              unregelmäßige Drehung des Bohrmeißels; daher ist ein Arbeiter stets mit der Drehung
                              des Seils beschäftigt, während die übrigen an der Maschine arbeiten, aber dessen
                              ungeachtet konnte man nie ganz genügende Resultate erzielen. Die Verbesserung dieser
                              Mängel ist der Zweck der Thomson'schen Erfindung.
                           Der Bohrer war in einem Modell angefertigt, welches der Beurtheilung der Commission
                              unterworfen wurde. Dieselbe fürchtete, daß in der Praxis dessen Drehung durch die
                              Reibung gegen das zu durchbohrende Gestein oder durch irgend eine geringe
                              Verstopfung des Bohrlochs verhindert werden würde, wodurch natürlich die Vortheile
                              des neuen Apparats großentheils aufgehoben würden. Um diesen Einwurf der Commission
                              zu widerlegen, ließ Hr. Thomson eine wirklich zu
                              betreibende Maschine anfertigen und durchbohrte damit ein hartes Gneisgestein; er
                              bohrte in einem Tage 6 1/2 Fuß tief.
                           Die Maschine wurde so aufgestellt, daß sie mit der größten Leichtigkeit beobachtet
                              werden konnte. Man machte zuvörderst den Versuch, die Drehung dadurch zu verhindern,
                              daß man die Hände zu beiden Seiten des Gewichts fest andrückte, und dann mittelst
                              zweier an einem Ende an einander befestigter Bretter; obgleich aber die auf diese
                              Weise veranlaßte Reibung so groß wurde, daß die äußerste Anstrengung von Seiten der
                              Arbeiter erforderlich war um den Bohrer zu heben, zeigte sich doch, so lange als der
                              die Reibung veranlassende Körper stationär blieb und die Hebung des Gewichts
                              gestattete, daß sich letzteres mit derselben Genauigkeit und Sicherheit drehte, als
                              wenn es frei war.
                           Die Commission ist daher der Meinung, daß ihre anfängliche Befürchtung grundlos war,
                              und daß die Maschine eine große und entschiedene Verbesserung der chinesischen
                              Bohrmethode gewährt, daß sie auch vorzüglicher sey als irgend eine der ihr
                              bekannten. Die Commission muß ferner annehmen, daß das Bestreben des chinesischen
                              Bohrwerkzeugs, von der
                              Senkrechten abzuweichen, bei dem Thomson'schen durch das
                              Gewicht vermieden wird, welches durch die Führer immerwährend in der Achse des
                              Bohrers erhalten wird.
                           
                        
                           Beschreibung des Bohrapparats.
                           A, Fig. 9, ist ein
                              cylindrischer eiserner Stab, welcher fast das ganze Bohrloch ausfüllt und etwa fünf
                              Fuß lang ist; am unteren Ende desselben ist der Bohrmeißel befestigt. Oben hat
                              dieser Cylinder einen Bügel D, mit welchem mittelst
                              eines Wirbels eine quadratische Eisenstange von etwa vier Fuß Länge und 1 Zoll
                              Stärke verbunden ist, die durch eine elliptische Stahlfeder geht und oben an dem
                              Seil B befestigt ist. Die elliptische Feder F besteht aus vier Stäben von 18 bis 20 Zoll Länge; sie
                              füllt das Bohrloch so aus, daß sie genau an den Wänden desselben anliegt; ihre
                              untere Scheibe hat eine runde und die obere eine quadratische Oeffnung, durch welche
                              beide die Stange C hindurchgeht. Das obere Ende dieser
                              Stange ist etwa auf 1/4 der Peripherie gewunden, und bei F befindet sich ein Ring oder Kopf, der nach Belieben verschoben und
                              befestigt werden kann. Die Feder E wirkt als eine
                              Klammer, indem sie nach außen drückt, und bleibt während der Wirkung des Bohrers in
                              einer festen Stellung.
                           Der Apparat kann auf verschiedene Weise in Bewegung gesetzt werden, entweder durch
                              Menschen- oder durch Maschinenkräfte, indem es nur darauf ankommt den Bohrer
                              um etwa 18 Zoll mittelst des Seils über den Boden emporzuheben.
                           Die Figur stellt den Apparat vor, wie er in dem Bohrloch hängt und etwas gehoben ist;
                              seine Wirkung ist folgende: die oben auf der Erdoberfläche wirkende Kraft hebt durch
                              Aufrollen des Seiles das Ganze, mit Ausnahme der Feder E, indem der Stab C bloß hindurchgeht; da aber
                              C einen quadratischen Querschnitt und die obere
                              Scheibe der Feder eine quadratische Oeffnung hat, in welche jene genau paßt, und da
                              der obere Theil des Stabes, wie bemerkt, mit einer Windung versehen ist, so folgt,
                              daß der ganze Apparat, mit Ausnahme der Feder, sich um einen Theil der ganzen
                              Peripherie dreht, wenn er gehoben wird. Da nun der Ring auf C, welcher innerhalb der Feder bei F
                              dargestellt ist, durch eine Hebung von 18 Zoll fast den oberen Theil der Feder
                              erreicht hat, und das Gewicht des Bohrers nunmehr ein Niederfallen veranlaßt,
                              welches ganz frei erfolgt, so fällt der Bohrer mit dem Gewicht A genau in derselben Richtung nieder, in welcher er
                              gehoben wurde, ohne dabei dem gewundenen Stabe zu folgen, der beim Fall seine frühere Stellung
                              wieder annahm. Dieses gerade Niederfallen des schweren Gewichts wurde durch den
                              Wirbel D bewirkt; denn obgleich der Wirbel das Gewicht
                              hebt und es während des Aufganges dreht, so ist er doch beim Fallen nicht belastet,
                              da der Stab C durch seine eigene Schwere eben so rasch
                              fällt wie der Stab A. Bei einer zweiten Hebung wird der
                              schwere Cylinder A mit dem Meißel um einen andern Theil
                              des Kreises, mittelst der durch die Feder gehenden gewundenen Stange gedreht, und da
                              er frei in der Mitte des Bohrlochs aufgehängt ist, so fällt er senkrecht und in der
                              Stellung nieder, in welcher er hing. Die Feder wird nach und nach niederwärts
                              geführt, wie das Bohrloch, tiefer wird. Der Bohrmeißel muß nach der Beschaffenheit
                              des Gesteins bei jeder Umdrehung mehr oder weniger oft niederfallen, was man durch
                              Verschiebung des Ringes F auf der Stange C bewerkstelligt, so daß eine größere oder geringere
                              Länge von der Windung durch die Feder geht.
                           Für die Reinigung des Bohrlochs wird der Apparat mittelst des Seils zu Tage gehoben,
                              und statt des Bohrers das Räumwerkzeug gebraucht. Man kann jede beliebige Tiefe mit
                              dem Apparat bohren, indem nur die Länge des Seils eine verschiedene zu seyn
                              braucht.
                           Der Apparat ist einfach und kann von jedem geschickten Zeugschmied angefertigt
                              werden. Die Bohrwerkzeuge sind natürlich nach den Umständen verschieden und lassen
                              sich leicht auswechseln. Die schnelle Manipulation beim Seilbohren gegen das
                              Stangenbohren ist bekannt.
                           
                        
                     
                  
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