| Titel: | Ueber die Wiedergewinnung des Goldes und Silbers aus den zur galvanischen Vergoldung und Versilberung dienenden Flüssigkeiten; von Prof. Bolley. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXXI., S. 301 | 
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                        LXXI.
                        Ueber die Wiedergewinnung des Goldes und Silbers
                           aus den zur galvanischen Vergoldung und Versilberung dienenden Flüssigkeiten; von Prof.
                           Bolley.
                        Aus dem Schweizerischen Gewerbeblatt, Januar 1853, S.
                              8.
                        Ueber Wiedergewinnung des Goldes aus galvanoplastischen
                           Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß die Cyanverbindung des Goldes in überschüssigem Cyankalium
                              gelöst, den meisten Abscheidungsmitteln widersteht, Schwefelwasserstoff z.B. erzeugt
                              darin keinen Niederschlag. Auf nassem Wege ist die vollständige Ausscheidung des
                              Goldes nicht zu bewerkstelligen, daher kommen die Vorschläge von Böttcher, Hessenberg, Elsner u.a., die Flüssigkeit
                              abzudampfen, mit gleichviel Bleiglätte den trocknen Rückstand zu mengen, und in
                              starker Rothglühhitze zu schmelzen, aus der geschmolzenen Masse mit verdünnter
                              warmer Salpetersäure das Blei zu lösen, wobei das Gold als lockerer Schwamm
                              zurückbleibt. Ein neuerer Vorschlag ist der von Wimmer,
                              welcher die auf dem Wasserbad eingetrocknete Masse mit ihrem anderthalbfachen
                              Gewicht Salpeter mengt und portionenweise in einen glühenden hessischen Tiegel
                              einträgt, die Verpuffung abwartet und fortfährt, bis die ganze Masse ruhig fließt.
                              Das erstere Verfahren hat nichts gegen sich als die Nothwendigkeit starken Feuers
                              und den Verbrauch an Salpetersäure; das zweite dagegen ist in der Ausführung sehr
                              unangenehm und unsicher. Es ist genugsam bekannt, daß Salpeter mit kaum einer andern
                              Substanz in der Hitze so heftig detonirt, als mit Cyankalium. Nur um weniges zu
                              starke Portionen bringen wirklich, wie ich beobachtete, sehr heftige Verpuffungen,
                              die nicht ohne Verlust ablaufen können, hervor.
                           Im Kleinen ausführbar, über der Spirituslampe und im Platintiegel, ist das
                              nachfolgende Verfahren: Es wird die eingetrocknete Salzmasse mit gleichviel
                              Salmiakpulver vermengt und gelinde erhitzt. Die Ammoniaksalze zerlegen bekanntlich
                              die Cyanmetalle, indem Cyanammonium gebildet und im zersetzten Zustand verflüchtigt
                              wird, während die Säure des Ammoniaksalzes oder der Salzbildner des Ammoniums mit
                              den an das Cyan gebunden gewesenen Metallen resp. Oxyden sich vereinigt. Salmiak
                              bildet im vorliegenden Fall Chlorkalium, Chloreisen (wenn Blutlaugensalz angewendet
                              worden) und Chlorgold. Das letztere wird leicht zersetzt unter Bildung metallischen
                              Goldes, das andere, wenigstens theilweise, unter Abscheidung von Eisenoxyd in schönen
                              krystallinischen Flimmern. Unzersetztes Chloreisen sowie Chlorkalium lassen sich
                              nach beendigter Zersetzung, wozu schwache Glühhitze hinreicht, mit Wasser ausziehen,
                              das Gold bildet eine zusammenhängende lockere Masse, das Eisen leichte feine
                              mechanisch trennbare Flimmerchen. Hat man zu fürchten, daß etwas Gold staubförmig
                              beim Eisenoxyd geblieben, so kann man mit Königswasser lösen (weil das geglühte
                              Eisenoxyd den Säuren lange widersteht) und mit Eisenvitriol das Gold fällen. In den
                              meisten Fällen wird dieser Weg der Trennung unnöthig seyn. Ich habe mich durch
                              Eindampfen gemessener Volume einer und derselben Goldlösung, Abdampfen, Glühen mit
                              Salmiak etc. überzeugt, daß man selbst hinlänglich genau den Goldgehalt solcher
                              Lösungen auf diese Art bestimmen könne.
                           Das nämliche Verfahren läßt sich bei Versilberungsflüssigkeiten anwenden, man behält
                              neben dem Eisenoxyd (vom Blutlaugensalz) Silberchlorid, das sich mit Ammoniak leicht
                              lösen läßt; metallisches Silber wird, obschon nur wenig, oft keines gebildet wird,
                              mit Salpetersäure ausgezogen. Daß der Rückstand nach dem Glühen sich auf die
                              gewöhnliche Art auf Silber verarbeiten läßt, versteht sich von selbst, es ist indeß
                              die Zerlegung der Versilberungsflüssigkeiten zum Zweck der Silbergewinnung auf
                              nassem Wege, z.B. durch Schwefelwasserstoff möglich, darum mag das Verfahren
                              seltener Anwendung finden.
                           Endlich mag es angemessen seyn, die Techniker, welche mit galvanischen
                              Metallüberzügen sich befassen, darauf aufmerksam zu machen, daß die Salmiak-
                              oder Ammoniumoxydsalze in der genannten Anwendung ein leichtes Mittel abgeben, die
                              Zusammensetzung solcher Flüssigkeiten zu prüfen, wie viel sie z.B. von dem Metall
                              enthalten, das den galvanischen Ueberzug bilden soll. Bei Kupferlösung nehme ich zu
                              diesem Zweck schwefelsaures Ammoniak, weil bei Anwendung von Salmiak sich
                              Chlorkupfer bildet, das sich mit dem unzersetzt entweichenden Salmiak theilweise
                              verflüchtigt, wodurch Verlust an Kupfer entsteht.