| Titel: | Vorrichtung in der Gold- und Silberscheideanstalt zu Frankfurt a. M., um die beim Auflösen der Metalle entstehende schweflige Säure aus den Scheidkesseln rasch abzuleiten. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXXXVI., S. 360 | 
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                        LXXXVI.
                        Vorrichtung in der Gold- und
                           Silberscheideanstalt zu Frankfurt a. M., um die beim Auflösen der Metalle entstehende
                           schweflige Säure aus den Scheidkesseln rasch abzuleiten.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1853, Nr.
                              11.
                        Vorrichtung um schweflige Säure aus den Scheidkesseln rasch
                           abzuleiten.
                        
                     
                        
                           Die Anstalt besitzt nicht wie andere große Affinerien, einen hohen aus Stein
                              ausgeführten Kamin, sondern einen eisernen Schornstein
                              von 90 Fuß Höhe, welcher die Aufnahme und den Abzug der beim Auflösen der Metalle in
                              den Scheidkesseln sich entwickelnden schwefligen Säure nicht verträgt. Bis zum Jahr
                              1851 wurden die schwefligsauren Dämpfe in einer geneigt liegenden bleiernen
                              Röhrenleitung von 140 Fuß Länge dem entfernt stehenden steinernen Kamine einer
                              Dampfmaschine, die jedoch zu wenig im Gange war, um allzeit auf einen guten Abzug
                              rechnen zu können, zugeführt. Bei der im Jahr 1852 stattgefundenen starken
                              Affinirung von Schweizerbatzen und Kronenthalern, wo meistens drei bis vier
                              Scheidkessel zugleich im Gange waren, reichten für die in Masse entstehenden
                              schwefligsauren Dämpfe die bisherigen Mittel, ohne Belästigung der Arbeiter, nicht
                              mehr aus, und verfiel man auf nachstehende Vorrichtung, die sich als sehr
                              erfolgreich erwies.
                           Es muß hier vorausgeschickt werden, daß die Scheidkessel, wegen des öfteren
                              Nachfüllens von Säure und des hin und wieder eintretenden Aufschäumens der Lösung,
                              nicht wohl hermetisch verschlossen bleiben dürfen, weßhalb sich in dem bleiernen
                              Deckel der Kessel eine circa 1 Fuß große Oeffnung
                              befindet, durch welche ein starker Luftzug nach dem Kamin unterhalten werden muß. Es
                              wurde nunmehr an dem circa 20 Fuß von den Scheidkesseln
                              entfernten eisernen Schornstein ein 8 Zoll weites bleiernes Rohr mittelst
                              Rohrschellen dergestalt ausgerichtet, daß beide gleiche Höhe hatten, und bei einer
                              Entfernung von 3 Zoll parallel nebeneinander aufstiegen. Im Fuße dieser Röhre, und
                              zwar etwas über der Einmündung des von den Kesseln kommenden Rohres, welches die
                              Säuredämpfe aufnimmt, wurde ein Dampfstrom in senkrechter Richtung nach oben gehend
                              eingeleitet, der sich mittelst eines angebrachten Krahnes reguliren ließ, und dieser
                              Dampfstrom, die schweflige Säure mit sich reißend, bewirkte in den Röhren einen so
                              raschen Abzug, daß alle seit mehreren Jahren erlittenen Unannehmlichkeiten auf
                              einmal beseitigt waren.
                           Außer dem sicheren Abzug der Dämpfe bietet diese Vorrichtung noch andere Vortheile,
                              die vielleicht in Kürze Veranlassung zu einer glücklichen Lösung der Wiedergewinnung
                              der zersetzten Schwefelsäure, die zur Zeit in Masse verloren geht, geben möchten.
                              Das in dem 90 Fuß hohen Rohre sich condenirende Wasser, welches am Fuße desselben in
                              einem dünnen Strahle abläuft, ist nämlich im hohen Grade mit schwefliger Säure
                              gesättigt und enthält außerdem alle verdampfte Schwefelsäure, die hin und wieder bei
                              zu starker Feuerung aus den Kesseln unzersetzt entweicht.
                           Die Umwandlung der schwefligen Säure in Schwefelsäure, und deren Condensation auf
                              eine zweckmäßige und wenig kostspielige Weise zu bewirken, beabsichtigt Hr.
                              Münzwardein F. Rössler, der dieser Anstalt vorsteht,
                              weitere Versuche anzustellen.