| Titel: | Ueber ein neues Farbematerial aus China; von Professor W. Stein in Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. LXXXVIII., S. 362 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber ein neues Farbematerial aus China; von
                           Professor W. Stein in
                           Dresden.
                        Auszug des Programms der königl.
                                 polytechn. Schule etc. zu Dresden von 1853.
                        Stein, über ein neues Farbematerial aus China.
                        
                     
                        
                           Unter dem Namen „chinesische
                                    Gelbbeeren“ erhielt ich durch ein hiesiges Handlungshaus, die
                              HHrn. Vollsack und Comp., ein Farbematerial, welches
                              diesen Herren über Hamburg zugekommen war und angeblich aus China stammt. Etwas
                              Weiteres über botanische Abstammung und Behandlung desselben beim Färben war ihnen
                              nicht bekannt geworden.
                           Da unsere bekannten Materialien zum Gelbfärben jedenfalls noch Manches zu wünschen
                              übrig lassen, so unternahm ich im Interesse der Färberei eine genauere Untersuchung
                              des Vorliegenden, deren Resultate im Folgenden enthalten sind.
                           Schon ein flüchtiger Blick auf den Stoff läßt erkennen, daß die Bezeichnung
                              „Beeren“ der wahren Natur
                              desselben nicht entspricht; denn nirgends läßt sich etwas den Beeren Aehnliches
                              daran erkennen. Eine genauere Untersuchung zeigte mir, daß derselbe aus einem
                              Gemisch von holzigen Theilen, nämlich Bruchstücken dünner
                              von der Rinde meist entblößter Stengel und Blüthenstiele, so wie von unaufgeschlossenen Blüthen besteht. Die Farbe der
                              Blüthenstiele ist mehr und weniger blaßgelb, oft (vom Trocknen) braun, die der Kelche
                              grau-bräunlich-gelb, häufig an der Basis röthlich und am Rande
                              bläulich-grün. Unter der Loupe bemerkt man am oberen Theile der letzteren, so
                              wie auf den Blumenblättern hier und da einen körnigen Ueberzug, der einer
                              harz- oder wachsartigen Ausschwitzung ähnlich sieht und schwefelgelb, oft mit
                              einem grünlichen oder bläulich-grünen Anfluge gefärbt ist. Beim Befeuchten
                              mit Wasser wird dieser Ueberzug schon für das unbewaffnete Auge bemerkbar und
                              zugleich entwickelt sich ein an Opium und Safran erinnernder Geruch.
                           Die botanische Analyse ergab, daß die Mutterpflanze der
                              eben genannten Theile eine strauchartige Papilionacee seyn müsse. Die Aeste sind von
                              einer glatten, bräunlich-gelben, mit Längsstreifen versehenen Rinde bedeckt.
                              Der holzige Theil derselben, aus einem wenig dichten Holze bestehend, ist
                              gelblich-weiß von Farbe und umschließt ein dichtes Mark von verhältnißmäßig
                              bedeutendem Umfange und lichtgelber Farbe. Der Blüthenstand ist eine schlaffe
                              Traube, wie aus den auf den Blüthenstielen vorhandenen Blattnarben hervorgeht. Die
                              Blüthen scheinen kurzgestielt zu seyn; der Kelch ist glockig, lederartig, runzlig,
                              an der Basis streifig; der Saum desselben hat fünf gleiche, rundliche Zähne. Das
                              Fähnchen scheint herzförmig, die zehn Staubgefäße monadelphisch zu seyn. Der
                              Fruchtknoten ist mit Borstenhaaren versehen, der Griffel gekrümmt.
                           Bei der Unvollständigkeit der Unterlagen war ich jedoch nicht im Stande, auch nur die
                              Gattung, der diese Pflanze angehört, zu bestimmen; mit Gewißheit ging aus meiner
                              Untersuchung nur hervor, daß sie keine Genista ist.
                           Aether bei gewöhnlicher Temperatur in einem
                              Verdrängungs-Apparat mit diesen Pflanzentheilen in Berührung gebracht, färbte
                              sich damit schön chromgelb und löste daraus Chlorophyll, ein, schon kalt, leicht
                              verseifbares, durch Erhitzen Acrolein entwickelndes Fett, den den Blüthentheilen
                              eigenthümlichen Riechstoff, einen braunen bitteren Extractivstoff und den gelben
                              Farbestoff.
                           Die Menge der durch Aether nach lange fortgesetzter Einwirkung ausgezogenen Substanz
                              betrug auf 20 Grm. 0,7, also 3,5 Procent. Die hierauf in gleicher Weise vorgenommene
                              Extraction durch 96 procentig. Alkohol lieferte 5,04 ausgezogene Substanz, also 25
                              Procent, in der Hauptsache aus Farbstoff bestehend.
                           Ein Theil mit 20 Theilen Wasser bis auf die Hälfte
                              eingekocht, lieferte eine dunkelbraun gefärbte Flüssigkeit, welche beim Erkalten den
                              Farbstoff in grünlich-gelben Flocken, die sich zum Theil fest an den Wandungen des Gefäßes
                              anlegten, ausschied. Außer dem Farbstoff waren ein Gummi, welches durch
                              schwefelsaures Eisenoxyd fällbar ist und mit Salpetersäure Schleimsäure bildet,
                              Spuren von Gerbstoff und der schon erwähnte braune Extractivstoff durch das Wasser
                              ausgezogen worden.
                           In den holzigen Theilen konnte durch Jod Amylum erkannt
                              werden; auch zeigte ein besonders in dieser Absicht angestellter Versuch, daß
                              dieselben ebenso, wie die Blüthen, den gelben Farbstoff, aber weniger braunen
                              Extractivstoff und weniger Gummi enthalten.
                           Um den gelben Farbstoff rein abzuscheidenNachdem ich die Löslichkeitsverhältnisse dieses Stoffes näher kennen gelernt
                                    habe, glaube ich, daß er durch bloßes Auskochen mit Wasser und
                                    Umkrystallisiren ebenso leicht und billiger dargestellt werden kann. kochte ich das Material mit Weingeist von 80 Procent wiederholt aus. Von der
                              weingeistigen Lösung destillirte ich den größten Theil des Weingeistes ab. Der
                              Rückstand erstarrte beim Erkalten zu einem Brei, durch die Ausscheidung des, noch
                              durch den braunen extractiven Stoff und durch Chlorophyll verunreinigten Farbstoffes
                              in körnigen Flocken, welche unter dem Mikroskop als Zusammenhäufungen von
                              prismatischen Krystallen erschienen. Durch wiederholtes Umkrystallisiren aus
                              kochendem Wasser wurde derselbe möglichst von dem ihm hartnäckig anhängenden
                              Extractivstoff befreit, welcher, in kochendem und kaltem Wasser gleich löslich, in
                              der Mutterlauge blieb, die schließlich durch Auswaschen des Farbstoffs mit kaltem
                              Wasser, so lange bis dieses ungefärbt abfloß, entfernt wurde.
                           Möglichst gereinigt besitzt der Farbstoff weder Geruch
                              noch Geschmack.
                           Seine Farbe ist, im getrockneten Zustande, blaßgelb mit einer geringen Beimischung von Grün.
                           Seine sehr voluminösen Theilchen adhäriren leicht sowohl
                              unter sich, als auch mit anderen Körpern. In kleineren Mengen auf dem Filtrum
                              eingetrocknet, lösen sie sich deßhalb in Blättern von demselben ab. Auf der
                              Oberfläche zeigen diese schwachen Fettglanz.
                           Unter dem Mikroskop gesehen bestehen die aus kochend
                              gesättigter wässeriger Lösung beim Erkalten in Flocken, aus kochend gesättigter
                              weingeistiger (80 Procent) Lösung körnig, bisweilen auch in kugligen
                              Zusammenhäufungen, sich abscheidenden Theilchen aus sehr feinen vierseitigen
                              Prismen, deren Endflächen ich nicht zu erkennen im Stande war.
                           
                           Trocken erhitzt erhöht sich seine gelbe Farbe, indem sie
                              zuerst eine leichte Beimischung von Braun erhält; es tritt sehr bald eine Schmelzung
                              mit dünnflüssigem Zustande ein, später geht die Farbe in Braun, der dünnflüssige
                              Zustand in einen dickflüssigen über, ein Verhalten, welches dem des Schwefels
                              überraschend ähnlich ist. Bei fortgesetztem Erhitzen bläht sich endlich die Masse
                              auf und verbrennt an offener Luft sehr leicht unter Verbreitung eines auffallenden
                              Caramelgeruchs. Findet das Erhitzen in einer Probirröhre statt, so entwickeln sich
                              gelbe Dämpfe und es bildet sich ein Sublimat, bestehend aus einer dicklichen
                              Flüssigkeit, untermischt mit gelblichen Körnchen.
                           In allen gewöhnlichen Lösungsmitteln (Wasser, Alkohol,
                              Aether) ist er wenig löslich; am löslichsten in kochendem
                              80 procentigem Weingeist; die Lösungen reagiren sauer.
                           Die Löslichkeit des Farbstoffs in Wasser wird auffallend
                                 vergrößert durch Alaun, zinnsaures Natron, Essigsäure (mit andern
                              Substanzen wurden keine Versuche angestellt). Eine unter Zusatz von Alaun kochend
                              gesättigte Lösung wurde nach dem Erkalten kleisterartig dick. Eine mit neutralem
                              zinnsaurem Natron auf ähnliche Weise dargestellte war grünlich-braun gefärbt
                              und schied beim Erkalten nichts ab. Eine unter Zusatz eines gleichen Volumens
                              Essigsäure von 65 Procent C₄H₃O₃ + HO Gehalt zum Wasser erhalten, war schwach
                              grünlich gefärbt und ließ beim Erkalten den Farbstoff in Flocken fallen, welche die
                              ganze Flüssigkeit erfüllten.
                           Den Farbenton des Farbstoffs, so wie seiner Lösungen
                                 verändern die Alkalien, so wie Aetzbaryt, Kalk und einige Säuren,
                              Zinnchlorür, Zinnchlorid, Chlorbaryum und Eisensalze. Die wässerige, kochend
                              bereitete, nach dem Erkalten in 1/2 Zoll dicker Schicht kaum merklich gefärbte
                              Lösung wird durch einen geringen Zusatz einer Lösung der Alkalien und alkalischen
                              Erden sofort schön goldgelb gefärbt. Ebenso der trockene Farbstoff, welcher sich
                              reichlich darin löst; die Lösung nimmt aber eine braunrothe Farbe an. Ein geringer
                              Zusatz von Salzsäure macht die Farbe der (wässerigen) Lösung blasser, ein größerer
                              Zusatz bringt den goldgelben Ton hervor; der trockene Farbstoff wird sogleich
                              goldgelb gefärbt, ebenso die weingeistige Lösung, aus welcher sich nach längerem
                              Stehen ein goldgelber oder auch bisweilen orangefarbener körniger Niederschlag
                              absetzt. Verdünnte Schwefelsäure (1 : 3) verhält sich gegen die wässerige Lösung
                              ähnlich der Salzsäure, doch ist die Farbe weniger hochgelb. Der Schwefelsäure
                              ähnlich wirkt eine Alaunlösung, die Farbe wird aber nach einigem Stehen tiefer.
                              Zinnchloridlösung bewirkt schon in geringer Menge die goldgelbe Färbung. Dem Zinnchlorid ähnlich wirkt
                              Chlorbaryum; Zinnchlorürlösung wirkt wie Alaunlösung. Eisenchlorid bringt in
                              geringer Menge eine gelblich-grüne Färbung ohne Niederschlag hervor; ähnlich
                              wirkt schwefelsaures Eisenoxydul, die Färbung ist aber lichter. Ob diese
                              Farbenveränderungen die Entstehung einer chemischen Verbindung bezeichnen, oder nur
                              einer Wasserentziehung zuzuschreiben sind (wie Rochleder
                              meint, der diesen Stoff, wenn auch nicht als Farbstoff, früher untersucht hat), wage
                              ich vorläufig noch nicht zu entscheiden. Ich habe jedoch Ursache zu vermuthen, daß
                              Ersteres der Fall sey, da, wie mich ein Versuch gelehrt hat, Salzsäuregas von dem
                              trocknen Farbstoff absorbirt wird.
                           Ohne Wirkung auf den Farbenton zeigte sich Chlornatrium, Chlorammonium, schwefelsaure
                              Magnesia, schwefelsaures Natron.
                           Niederschläge entstehen in der weingeistigen Lösung durch
                              Baryt- und Kalkwasser, von schöner, theils orange-, theils goldgelber
                              Farbe, in der wässerigen und weingeistigen Lösung durch basisches und neutrales
                              essigsaures Bleioxyd. Diese Niederschläge sind theils orangetheils rein chromgelb
                              gefärbt. Schwefelsaures Kupferoxyd erzeugt in diesen Lösungen wenig schöne
                              olivenfarbige Niederschläge.
                           Eine wesentliche Veränderung scheint der reine Farbstoff
                              durch den Sauerstoff der Luft nicht zu erleiden. Wenn er aber bei Gegenwart von
                              caustischem Ammoniak, Kali oder Baryt in Wasser gelöst wird, so absorbirt er
                              Sauerstoff (0,05 Grm. absorbirten in zwölf Stunden 0,5 K. C., in 48 Stunden 1 K. C.)
                              unter Bräunung. Bei gewöhnlicher Temperatur scheint die Veränderung, welche er
                              hierdurch erfährt, keine sehr tiefgehende zu seyn; denn eine solche Lösung, welche
                              ich über Quecksilber so lange stehen gelassen hatte, bis keine Volumverminderung der
                              Luft mehr stattfand, fällte Bleizuckerlösung immer noch gelb; die Farbe des
                              Niederschlags hatte nur einen Stich ins Braune und durch Salzsäure wurde wenigstens
                              die größte Menge des Farbstoffes in schön goldgelben Flocken durch geringes
                              Eindampfen der Flüssigkeit abgeschieden. Bei gleichzeitiger Erwärmung scheint
                              dagegen eine gänzliche Veränderung statt zu finden; denn eine Lösung in Barytwasser,
                              welche ich bei 100° C. abgedampft hatte, hinterließ einen schwarzbraunen, in
                              Wasser mit gleicher Farbe löslichen Rückstand, dessen Lösung durch Bleiessig
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                           Salpetersäure von gewöhnlicher Stärke färbte den trocknen Farbstoff im ersten
                              Augenblick goldgelb, die Farbe ging schnell in dunkel Olive, endlich in röthlich
                              Braun über. Beim Erwärmen entwickelte sich salpetrige Säure; die abgedampfte
                              Flüssigkeit lieferte Krystalle von Pikrinsäure und enthielt Spuren von
                              Kleesäure.
                           Der Caramelgeruch, welchen der Stoff beim Erhitzen bis zur Zersetzung verbreitet,
                              legte die Vermuthung nahe, daß er auch wirklich Zucker, oder einen diesem noch näher
                              als er selbst verwandten Körper, enthalte. Es ist mir jedoch bis jetzt noch nicht
                              gelungen, diese Vermuthung durch positive Beweise zur Gewißheit zu erheben. Der
                              folgende Versuch erhöht aber, in Uebereinstimmung mit dem Gerüche, die
                              Wahrscheinlichkeit: Eine Auflösung des Farbstoffs in Aetznatronlauge wurde mit
                              Kupferoxydlösung vermischt und zum Kochen erhitzt; erst nach längerem Kochen
                              erfolgte eine geringe Reduction. Nachdem der Farbstoff aber mit verdünnter
                              Schwefelsäure gekocht worden war, erfolgte auf Zusatz von Aetznatron und
                              Kupferlösung beim Erhitzen schnell und reichlich die Bildung von Kupferoxydul.
                           Mit destillirter Schwefelsäure kalt zusammengerieben bildet sich eine anfänglich
                              braungelbe, später dunkel braunrothe Lösung, wobei keine schweflige Säure frei wird.
                              Beim Erwärmen dieser Lösung bemerkt man die Entwickelung von Ameisensäure, welche
                              später von schwefliger Säure begleitet ist. Wenn die kalt bereitete Lösung nach
                              ungefähr einer Stunde mit Wasser verdünnt wird, so scheiden sich olivengrüne Flocken
                              ab. Wird die Verdünnung mit Wasser nach Verlauf einer längeren Zeit (12 Stunden)
                              vorgenommen, so fällt ein violetter (persiofarbener) Niederschlag. Die über dem
                              Niederschlag stehende Flüssigkeit ist bräunlichgelb gefärbt und hinterläßt, nachdem
                              durch kohlensauren Baryt die freie Schwefelsäure daraus entfernt ist, durch
                              Abdampfen eine schwarzbraune Flüssigkeit, aus der sich in Wasser leicht lösliche
                              Krystalle absetzen.
                           Die genauere Untersuchung dieser, so wie der durch die Einwirkung von Alkalien und
                              trockene Destillation aus dem Farbstoffe entstehenden Zersetzungsproducte, die
                              jedenfalls über die wahre Constitution desselben Aufschluß zu geben am besten
                              geeignet seyn dürften, muß ich einer späteren Arbeit vorbehalten.
                           Hier will ich vorläufig nur bemerken, daß der violette Körper keinen Schwefel noch
                              Schwefelsäure enthält, in kochendem Weingeist, wenig in Wasser, reichlich in
                              Ammoniak mit gelblicher Farbe löslich ist, also mit einem der schon bekannten durch
                              Entstehung und äußeres Ansehen damit ähnlichen nicht identisch ist.
                           Die bis jetzt beschriebenen Eigenschaften des Farbstoffs, sowie sein Verhalten gegen
                              Lösungsmittel u.s.w. ließen kaum einen Zweifel über dessen Identität mit der im
                              Kraute der Ruta graveolens entdeckten und später auch in den Kappern
                              nachgewiesenen Rutinsäure zu, was auch die Elementar
                              – Analyse bestätigte, deren Ergebnisse folgende waren:
                           1) Krystallisirte Rutinsäure = C₁₂H₈O₈ + aq.
                           2) Bei 100° C. getrocknete Rutinsäure =
                              C₁₂H₈O₈.
                           3) Aus Essigsäure krystallisirte Rutinsäure =
                              C₁₂H₇O₇.
                           4) Rutinsäure im zweibasischen Bleisalze = C₁₂H₆ 2 PbO.
                           
                        
                           Anwendbarkeit der Rutinsäure und der chinesischen Gelbbeeren
                                 in der Färberei.
                           Die reine Rutinsäure, unter Zusatz von Alaun in kochendem Wasser gelöst, färbt sowohl
                              ungeheizten, als mit Alaun gebeizten Wollenstoff schön schwefelgelb.
                           Mit den Gelbbeeren wurden theils von einem tüchtigen praktischen Färber, theils von
                              mir selbst Versuche angestellt, und diese haben ergeben, daß damit auf Wolle und
                              Seide ein angenehmes Gelb in verschiedenen Tönen hergestellt werden kann. Die Stoffe
                              werden am zweckmäßigsten in Alaun gebeizt und heiß in einer, unter Zusatz von Alaun
                              (auf 1 Pfd. Gelbbeeren 2 Loth Alaun) bereiteten Abkochung ausgefärbt. Dadurch erhält
                              man ein Citrongelb mit einem Stich ins Grüne. Durch kaltes Waschen mit Seife kann
                              diese Farbe geschönt werden; durch heißes Seifenwasser verwandelt sie sich in
                              Orange, welches aber durch eine Beimischung von Braun nicht schön erscheint. Durch
                              Erwärmen in ätzammoniakhaltigem Wasser dagegen verliert die Farbe ihren grünen Ton
                              und wird feurig durch eine geringe Beimischung von Roth. Aetzkali bräunt die Farbe,
                              durch Essig verschwindet die Bräunung wieder. Alle diese Mittel entziehen
                              gleichzeitig dem gefärbten Zeuge etwas Farbstoff.
                           Durch wässerige schweflige Säure wird die Farbe auf dem Zeuge beim Kochen damit
                              langsam gebleicht, durch Chlorkalk unter Zusatz von Säure schneller.
                           Auch am Lichte, ohne die directe Einwirkung der Sonne, ist ein Verschießen der Farbe
                              sehr bald zu bemerken.
                           Aus diesen Versuchen läßt sich schließen, daß die chinesischen Gelbbeeren als
                              Farbematerial nichts vor den uns bekannten voraus haben, es sey denn den großen
                              Gehalt an Farbstoff, der, wie ein oben angeführter Versuch nachweist, jedenfalls
                              zwischen 20 und 25 Procent derselben beträgt.Mit dem Kraut der Raute angestellte Färbeversuche haben gänzlich ungenügende
                                    Resultate gegeben.