| Titel: | Ueber ein einfaches Mittel zur Regeneration des verbrannten Stahls; von dem Eisenbahn-Bauinspector Hrn. Malberg in Elberfeld. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. CVII., S. 429 | 
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                        CVII.
                        Ueber ein einfaches Mittel zur Regeneration des
                           verbrannten Stahls; von dem Eisenbahn-Bauinspector Hrn. Malberg in
                           Elberfeld.
                        Aus den Verhandl. des Vereins für Gewerbfl. in Preußen,
                              1853. erste Lieferung.
                        Malberg, über ein einfaches Mittel zur Regeneration des verbrannten
                           Stahle.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß der Stahl beim Härten nur bis zu einer gewissen
                              Temperatur erhitzt werden darf, wenn er seine guten Eigenschaften, Härte und
                              Festigkeit, nicht verlieren soll. Diese Temperatur ist für verschiedene Stahlsorten
                              eine verschiedene und muß für jede besonders ausprobirt werden. Nichtsdestoweniger
                              gehört eine große Gewandtheit dazu, jenen Temperaturgrad nicht zu überschreiten; ja
                              die Beurtheilung der angemessenen Erhitzung ist, da sie sich auf die Farbe des
                              Glühens stützt und diese wiederum von der Tageszeit oder der Helligkeit des Wetters
                              abhängt, weil eine empirische, eine unsichere. Es tritt demnach nicht selten der
                              Fall ein, daß besonders bei Instrumenten mit feinen Schneiden die Härte und
                              Festigkeit beim Härten leidet. Das gewöhnliche Mittel, diesem Uebelstande
                              abzuhelfen, besteht darin, das Instrument rothwarm unter einem mit Wasser benetzten
                              Hammer abzuhämmern und das Härten mit größerer Vorsicht zu wiederholen. Stark
                              verbrannte Stahlstücke lassen sich jedoch auf diese Weise nicht wieder gut machen
                              und werden in der Regel, ohne sie weiter zu benutzen, bei Seite gelegt.
                           Im Jahre 1847 machte der polytechnische Verein für Bayern (Aprilheft 1847) ein Mittel
                              bekannt, wodurch verbrannte Stahlinstrumente, wie Drehstähle, Meißel, Bohrer und
                              dergl., wenn ihre Dimensionen eine gewisse Gränze nicht überschreiten, regenerirt
                              werden können. Auch das polytechn. Journal (Bd. CX S. 232 und Bd. CXIV S. 236) so
                              wie das polytechn. Centralblatt (1847 S. 1360) theilten jenes Mittel mit. Im Jahre 1850 wurde
                              dasselbe wiederum von Professor Dr. Schnedermann (polytechn. Journal Bd. CXVI S. 243) auf den Grund damit
                              angestellter Versuche empfohlen und dessen Bestandtheile als 1 Pfd. Talg, 1/4 Pfd.
                              schwarzes Pech, welche geschmolzen werden, 3/4 Pfd. Salmiak, 1/4 Pfd.
                              Blutlaugensalz, 3 Loth schwarzen Pfeffer, 2 Loth Seife, eine Handvoll Kochsalz,
                              welche gepulvert der geschmolzenen Masse zuzusetzen sind, angegeben. Eine andere
                              eben so wirksame Mischung soll nach derselben Angabe aus 10 Pfd. Harz, 5 Pfd.
                              Fischthran, 2 Pfd. Talg und 8 Loth Stinkasant (Asa
                                 foetida) bestehen. In die genannten Mischungen soll der Stahl im
                              rothglühenden Zustande mehrmals eingetaucht und dann erkalten gelassen werden,
                              worauf zuletzt eine nochmalige Härtung mit der gehörigen Sorgfalt in gewöhnlicher
                              Weise erfolgt.
                           Wenn mir nun gleich obige Mischungen in ihrer Zusammensetzung etwas abenteuerlich
                              erschienen, insbesondere vom chemischen Gesichtspunkte aus bei den angegebenen
                              Bestandtheilen keine gleichförmige Mengung durch Erwärmung vorausgesetzt werden
                              konnte, so bestimmte mich dennoch das vortheilhafte Zeugniß des Professors Schnedermann, die Versuche damit im September 1850 zu
                              wiederholen. In der That sind dieselben auch in der Art ausgefallen, daß sie die
                              Wirksamkeit des Mittels außer Zweifel ließen. Absichtlich recht stark verbrannte
                              Instrumente (und zwar so stark, wie sie bei der gewöhnlichen Behandlung des Stahls
                              wohl nicht vorkommen) erhielten durch mehrmals wiederholtes Eintauchen in die
                              genannten Mischungen ihre guten Eigenschaften, sowohl was Härte und Festigkeit, als
                              was das Korn anbetrifft, wieder. Nichtsdestoweniger konnte ich mich nicht
                              entschließen, die Wirksamkeit in den abenteuerlich zusammengemischten Substanzen zu
                              suchen. Ich vermuthete vielmehr den Grund in der Temperatur, welche das Gemisch
                              hatte. Mit einem Thermometer maß ich die letztere zu 100 bis 120° R. zur
                              Zeit, als der rothglühende Stahl darin mehrmals eingetaucht worden war, d. i. etwas
                              höher als der Schmelzpunkt des Pechs liegt. Zwischen dieser Temperatur und dem
                              Rothglühen des Stahls, welches über 800° R. geschätzt wird, ist allerdings
                              noch ein großer Unterschied vorhanden. Reines Pech hatte ich im Augenblick nicht zur
                              Hand, auch schien mir diese Substanz für den gewöhnlichen Gebrauch noch zu
                              kostbar.
                           Ich versuchte es daher sogleich mit der billigsten, mit Wasser, welches ich auf
                              offenem Feuer und in einem unverschlossenen kupfernen Gefäße bis zum Aufwallen, nach
                              dem Thermometer bis zu 70 bis 75° R. erhitzte. In dieses kochende Wasser
                              tauchte ich drei- bis viermal den eben so oft bis zur Rothglühhitze
                              vorsichtig erwärmten Stahl. Ein Härten des Stahls wird hierdurch nicht bewirkt,
                              vielmehr behält derselbe seine volle Weichheit und Geschmeidigkeit. Hierdurch
                              erreichte ich genau dieselben Resultate, welche ich unter Anwendung der vorhin
                              angegebenen Mischungen erhalten hatte. Gußstahl bis 1 Zoll im Quadrat verbrannte ich
                              absichtlich so stark, daß das Ende abschmolz und derselbe beim Ueberbrechen über die
                              Amboßkante ein grobes, sehr offenes Korn zeigte. Nach viermaligem Erhitzen und
                              Eintauchen in kochendes Wasser, so wie nach demnächstigem vorsichtigen Härten unter
                              Anwendung der Rothglühhitze und des kalten Wassers von 13 bis 14° R. war das
                              Korn vollständig regenerirt, dessen Feinheit und Dichtigkeit zugleich von der Art,
                              wie es für schneidende Instrumente (Meißel, Drehstähle etc.) gerade wünschenswerth
                              ist. Insbesondere zeigten Meißel, welche aus dem sehr verbrannten Stahle in der Art
                              angefertigt wurden, daß sie rothwarm nur eine Zuschärfung erhielten, ohne im Aeußern
                              die Spuren der Verbrennung zu verlieren, eine ausgezeichnete Härte, Festigkeit und
                              Ausdauer. Bei steyerischem Stahl (Schweißstahl), an welchem sich durch das
                              Verbrennen die Schweißfugen stark geöffnet hatten (wie dieß wegen der
                              Ungleichartigkeit dieser Stahlsorte bei einer solchen Behandlung niemals zu
                              vermeiden ist), zogen sich die Schweißfugen nur theilweise wieder zusammen, doch war
                              Härte, Festigkeit und Korn in den einzelnen Theilen vollständig wieder hergestellt.
                              Dünne Grabstichel, Stichel zum Guillochiren, die bei einer äußerst feinen Spitze
                              eine besonders große Festigkeit bedürfen, wurden auf eine leichte Weise regenerirt.
                              – Die genannten Versuche sind von mir in der Werkstätte des königl.
                              Gewerbe-Instituts mehrmals wiederholt und von mehreren Mechanikern, denen ich
                              das Mittel mitgetheilt habe, bewährt gefunden worden. Das Mittel empfiehlt sich
                              besonders durch seine Einfachheit und Wohlfeilheit, so daß auch der weniger
                              geschickte und weniger bemittelte Eisenarbeiter davon mit Vortheil Gebrauch machen
                              kann.
                           Sowie nun auf der einen Seite der praktische Nutzen bei Anwendung der beschriebenen
                              Behandlung des Stahls nicht zu verkennen ist, so gewährt auf der andern Seite das
                              Resultat derselben für die Wissenschaft ein besonderes Interesse. Man hat bisher die
                              Veränderung des Stahles beim sogenannten Verbrennen in der theilweisen Entkohlung
                              desselben gesucht und für dieselbe einen chemischen Proceß vorausgesetzt. Es sind
                              mir zwar keine directen Versuche darüber bekannt, wodurch nachgewiesen worden wäre,
                              daß der verbrannte Stahl weniger Kohle enthalte als der nicht verbrannte, doch ist
                              diese Ansicht eine vielfach verbreitete; und wenn auch durch die von mir erhaltenen
                              Resultate dieselbe nicht geradezu widerlegt wird, so erscheint ihre Richtigkeit
                              darnach mindestens zweifelhaft. Nimmt man nämlich auch eine Entkohlung als durch die starke
                              Erhitzung erzeugt an, so müßte doch durch die nachfolgende Behandlung dem Stahle
                              wieder Kohlenstoff zugeführt werden. Wenn man indessen erwägt, wie langsam die
                              Verbindung des Eisens mit Kohle vor sich geht und daß hierzu zugleich eine hohe
                              Temperatur erforderlich ist, so ist eine Carburation bei dem zwar mehrmaligen, aber
                              nur eine kurze Zeit dauernden Erhitzen bis zur Rothglühhitze im offenen
                              Holzkohlenfeuer doch nicht wahrscheinlich. (Durch das Ablöschen in reinem Wasser
                              kann offenbar keine Kohlenstoffaufnahme bewirkt werden.) Viel wahrscheinlicher ist
                              es dagegen, daß der Proceß des sogenannten Verbrennens ein mechanischer ist. Nach
                              der atomistischen Theorie von der Natur der Körper erklärt sich derselbe, sowie auch
                              die Regeneration durch das von mir angewandte Mittel auf eine einfache Weise. Jene
                              Theorie setzt, wenn man der Anschauung von Poisson folgt,
                              voraus, daß jeder Körper aus Theilchen bestehe, welche durch leere Zwischenräume
                              getrennt sind, jedes Theilchen wiederum aus einem Kerne (dem Atom) und einer
                              Atmosphäre von Wärmestoff, deren Größe und Dichtigkeit für verschiedene Körper
                              verschieden ist, daß zwischen den einzelnen Atomen gewisse Kräfte wirksam sind,
                              insbesondere eine Anziehungskraft, welche den Atomen adhärirt, und eine
                              Abstoßungskraft, deren Sitz die Wärmeatmosphäre ist. Bei dem Stahle befinden sich
                              nun im gewöhnlichen Zustande diese beiden Kräfte im Gleichgewicht. Wird eine
                              Erhitzung vorgenommen, so nimmt die Abstoßungskraft der Wärmeatmosphäre zu, die
                              Anziehungskraft der Atome, eben weil die erstere die Entfernungen der Atome von
                              einander vergrößert, ab, in Folge dessen die räumliche Ausdehnung der Atmosphäre
                              selbst aber zu, wie dieß die Volumvergrößerung durch die Wärme beweist. Die Atome
                              kommen somit durch die Erwärmung in eine andere Lage, die bei einer darauf folgenden
                              Abkühlung um so leichter beibehalten wird, je langsamer diese erfolgt. Daher kommt
                              es, daß stark erhitzter und langsam abgekühlter Stahl ein offenes Korn zeigt, welches sich auch nicht ändert, wenn man die Erwärmung und
                                 allmähliche Abkühlung mehrmals wiederholt. Findet dagegen eine plötzliche
                              Abkühlung statt, so wird die Wirkung der Abstoßungskraft plötzlich aufgehoben, die
                              Anziehungskraft aber äußert sich in ihrer ganzen Stärke, und die Folge davon ist,
                              daß in diesem Falle das Korn geschlossener, das Gefüge sich dichter zeigt, indem die
                              Zwischenräume sich verkleinert haben. Dieses ist der Vorgang beim Härten. Wenn
                              jedoch die Erhitzung sehr groß gewesen ist, so hat die Abstoßungskraft an Intensität
                              bedeutend zugenommen und ist bei der darauf eintretenden Abkühlung so überwiegend
                              geworden, daß hierbei die Atome sich nicht wieder bis auf die ursprünglichen
                              Entfernungen nähern können. Die Folge davon ist, daß das Korn offener bleibt, womit
                              die das Verbrennen charakterisirenden Merkmale in naher Verbindung stehen.
                           Mag nun auch die von mir versuchte Erklärung des Vorganges beim Verbrennen und
                              Regeneriren des Stahls noch manches zu wünschen übrig lassen, so sprechen die
                              Thatsachen:
                           1) daß der verbrannte Stahl durch Erwärmen bis zur
                              Rothglühhitze und demnächstiges Eintauchen in kochendes Wasser regenerirt wird;
                              und
                           2) daß der verbrannte Stahl, wenn man ihn nur bis zur
                              Rothglühhitze (obgleich mehrmals) erwärmt, und demnächst unter sorgfältiger
                              Bedeckung mit Kohlenpulver (mehrmals) langsam erkalten läßt, die Spuren der
                              Verbrennung nicht verliert, wovon ich mich durch Versuche ebenfalls überzeugt
                              habe;
                           doch dafür, daß dem Verbrennen eine
                                 mechanische und nicht eine chemische Veränderung zum Grunde liegt.
                           Gern hätte ich meine Versuche noch weiter fortgesetzt, doch gebricht es mir hierzu
                              gegenwärtig an Zeit. Ich beschränke mich daher darauf, zu bemerken, wie es mir nicht
                              unwahrscheinlich scheint, daß durch die beschriebene Behandlung des Stahls demselben
                              eine größere Gleichartigkeit in seinen einzelnen Theilen mitgetheilt werden kann,
                              und daß die beim Härten als weich hervortretenden Stellen in demselben Stahlstück,
                              wenn der verschiedene Kohlengehalt Ursache davon nicht ist, dadurch weggeschafft
                              werden können. In letzterer Beziehung empfehle ich denn den Stahlfabrikanten mein
                              Mittel zu weitern Versuchen.
                           
                        
                           Nachschrift, die Resultate der im königl.
                                 Gewerbe-Institut und der königl. Münze zu Berlin angestellten Versuche
                                 betreffend.
                           In Folge obiger Mittheilung des Hrn. Malberg wurden in der
                              Werkstatt des königl. Gewerbe-Instituts weitere Versuche durch Hrn. H. Corssen angestellt. Diese erstreckten sich:
                           1) darauf, das Thatsächliche für verschiedene Stahlsorten
                                 festzustellen. Es wurden deßhalb in der angegebenen Weise behandelt:
                           a) vier Sorten deutscher Schweißstahl und zwar
                              Tannenbaumstahl, Brillenstahl, raffinirter Stahl und feinster steyerischer
                              Münzstahl;
                           b) zwei Sorten deutscher Gußstahl, nämlich Werner'scher Gußstahl, vom Karlswerk bei
                              Neustadt-Eberswalde, und Gußstahl von Goury und
                              Comp., Stahlwerk Goffontaine bei Saarbrücken;
                           c) englischer Gußstahl in den verschiedensten
                              Dimensionen.
                           
                           Von jeder Stahlsorte wurde ein frischer Bruch, im Zustande wie sie im Handel
                              vorkommt, nach der Härtung und nach der Verbrennung genommen. Demnächst wurden von
                              jeder möglichst gleichförmig verbrannte Stücke mehrmals (bis fünfmal) rothglühend
                              gemacht, nach dem jedesmaligen Anwärmen in kochendes Wasser gebracht und auf
                              gewöhnliche Weise gehärtet. Auch hiervon wurden frische Brüche genommen. Die
                              Vergleichung der verschiedenen Brüche eines und desselben Stahls miteinander
                              bestätigte vollkommen die von Hrn. Malberg darüber
                              gemachte Mittheilung. Das Korn des verbrannten und demnächst regenerirten Stahls
                              zeigte sich oft feiner und anscheinend schöner, als das des ursprünglichen Bruchs;
                              ebenso verhielt es sich mit dem Korn des verbrannten, dann regenerirten und
                              gehärteten Stahls im Vergleich zu dem einfach gehärteten.
                           2) Festzustellen, wie oft der verbrannte Stahl bis zum
                                 Rothglühen angewärmt und demnächst in kochendes Wasser getaucht werden
                                 müsse, um seine vorigen guten Eigenschaften wieder herzustellen. Die dahin
                              zielenden Versuche ergaben, daß die Wirkung der ersten Behandlung die
                              durchgreifendste ist, und mit jeder folgenden Behandlung die Wirkung so abnimmt, daß
                              die Veränderung bei der vierten und fünften kaum bemerkbar bleibt, daß demnach ein
                              dreimaliges Rothglühendmachen und Eintauchen eines verbrannten Stücks in kochendes
                              Wasser zu seiner Regeneration ausreichend ist. Es hat sich dieses bei Versuchen mit
                              den verschiedensten Werkzeugen, mit Bohrern, Meißeln, Sticheln, Schraubenbohrern
                              u.s.w. bewährt. Besonders anwendbar hat sich das Verfahren bei der Verstählung von
                              schmiedeisernen Hämmern mit Gußstahl gezeigt, für welche, wenn eine Schweißung des
                              Schmiedeisens mit dem Gußstahl erfolgen soll, eine Verbrennung des letztern wegen
                              der verschiedenen Temperaturen, bei welcher die Schweißbarkeit beider Materialien
                              eintritt, nothwendig ist.
                           3) Festzustellen, ob die Beschaffenheit des Wassers, seine
                                 größere oder geringere Reinheit, auf das Gelingen der Procedur von Einfluß
                                 sey.
                           Bis dahin waren die Versuche mit Brunnenwasser angestellt. Es ergab jedoch die
                              Anwendung von destillirtem Wasser kein anderes Resultat.
                           4) Festzustellen, ob eine andere Flüssigkeit gleiche Wirkung
                                 hervorbringe, wie das kochende Wasser, sowie inwiefern die Temperatur des
                                 Abkühlungsmittels von Einfluß auf die Regeneration sey.
                           
                           Zu diesem Zweck wurde als Abkühlungsmittel Quecksilber gewählt, welches als einfacher
                              Körper der Zersetzung nicht, wie das Wasser ausgesetzt ist und sich mit Eisen oder
                              Stahl nur sehr schwierig, unter den obwaltenden Umständen aber gar nicht, verbindet.
                              Hierbei ergab sich Folgendes:
                           Gußstahl, rothwarm in Quecksilber von 14,4° R. abgelöscht, zeigte sich schön
                              gehärtet und erlitt keine nachtheilige Veränderung. Vorher verbrannter Gußstahl, in
                              Quecksilber von derselben Temperatur abgelöscht, wurde nicht allein regenerirt,
                              sondern zeigte sich meistens noch grobkörniger auf dem Bruche, als der verbrannte
                              Stahl; kleine Stücke hatten das Ansehen des weißen Spiegeleisens und waren ungemein
                              hart. Verbrannter Gußstahl, rothwarm in Quecksilber von 32° R. abgelöscht,
                              zeigte eine bedeutende Verbesserung im Korne. Verbrannter Gußstahl, rothwarm in
                              Quecksilber von 80° R. abgelöscht, wurde vollständig regenerirt, erhielt eine
                              gute Weichheit und Geschmeidigkeit. Verbrannte Meißel, dreimal rothwarm in
                              Quecksilber von 80° R. gebracht, hielten nach dem Härten besonders gut
                              aus.
                           Aus diesen Versuchen geht hervor: daß das Wasser als solches die Regeneration nicht
                              bewirkt, vielmehr letztere von der gleichzeitigen Temperatur des Stahls und des
                              Ablöschmittels abhängig ist.
                           Um dieß noch sicherer zu ermitteln, wurden noch folgende Versuche gemacht. Es wurde
                              zuerst verbrannter Stahl rothwarm in Wasser von 14,4° R. abgelöscht. Derselbe
                              zeigte hiernach zwar wieder ein so feines und dichtes KornIch habe bei dieser Behandlung im Korn stets einige Verschiedenheit
                                    wahrgenommen.Malberg., wie der nicht verbrannte gehärtete Stahl; doch war derselbe nicht
                              regenerirt, da verbrannte Meißel so behandelt durchaus nicht standen. Deßgleichen
                              machte man verbrannten Stahl dreimal rothwarm und ließ ihn nach jedem Anwärmen
                              langsam an der Luft erkalten.Verbrannter Stahl, mehrmals rothglühend gemacht und nach jedem Anwärmen
                                    langsam unter Bedeckung mit Kohlenpulver erkaltet, verliert die Spuren der
                                    Verbrennung nicht.Malberg. Der so behandelte Stahl zeigte nach dem Härten wieder ein feines Korn, aber
                              Werkzeuge blieben nach dieser Behandlung unbrauchbar.
                           Wie im königl. Gewerbe-Institut, wurde auch an der königl. Münze durch den
                              Münzmeister Hrn. Klipfel das Verfahren von Malberg geprüft und verbrannter Gußstahl, der seine gute
                              Textur verloren hatte, in der angegebenen Weise regenerirt, so daß daraus gefertigte
                              Instrumente ihrem Zweck entsprachen.
                           
                           Da von der königl. Münze früher ein Verfahren erworben worden war, wobei ein Mittel
                              von ähnlicher Zusammensetzung, wie die von Hrn. Malberg
                              Eingangs seiner Mittheilung erwähnten, angewendet worden, um das Setzen der Stempel
                              zu verhindern, sich aber nicht bewährt hat, so mußte es interessant seyn zu
                              ermitteln, ob etwa das Rothglühendmachen und Ablöschen der Stempel in kochendem
                              Wasser zwischen dem jedesmaligen Senken mit Vortheil zu benutzen seyen. Es wurden zu
                              diesem Zweck zunächst mehrere geschmiedete, unfertige, größere Stempel von Krupp'schem Gußstahl rothwarm geglüht und darauf in
                              kochendem Wasser abgelöscht, wornach sich dieselben an den Außenflächen härtlich und
                              spröde zeigten, so daß sie sich nur schwer feilen und drehen ließen. Hiernach
                              erschien die Anwendung dieses Verfahrens nicht räthlich; dagegen zeigten sich bei
                              vier Thaler-Stempeln von Krupp'schem Stahl, welche
                              vor dem Härten nach empfangener Rothwärme in kochendem Wasser abgekühlt worden
                              waren, sogenannte Kreissprünge nur in sehr geringem Grade; von vier andern, eben so
                              behandelten Stempeln zeigten sich drei ebenfalls mit nur sehr wenig sichtbaren, mit
                              der Loupe kaum aufzufindenden Kreissprüngen, der vierte war aber so stark
                              gesprungen, daß derselbe gar nicht benutzt werden konnte. Weitere Versuche ergaben,
                              daß sich nach dem Ablöschen in kochendem Wasser die beim Senken entstehenden
                              KreissprüngeEs wird hierbei ausdrücklich bemerkt, daß sogenannte Kreissprünge sich auch
                                    bei glatten, ungravirten Stempeln, welche gar nicht gesenkt sind, zeigen.
                                    Man erkennt sie überhaupt erst nach dem Härten und Poliren; ein Ausglühen
                                    dürfte daher Wohl nicht anwendbar seyn.Klipfel. auf der Oberfläche der Stempel nicht mehr so dicht geschlossen zeigten, als
                              bei den vorher genannten Versuchen, vielmehr bei einigen Stempeln stärker
                              hervortraten. Hiernach dürfte das von Hrn. Malberg für
                              Regenerirung des verbrannten Stahls angegebene Verfahren für die
                              StempelfabricationFür diesen Zweck habe ich auch mein Verfahren als anwendbar nicht ausgegeben.
                                    Beim Senken der Stempel findet ein Verdichten des Materials statt; und
                                    dieses kann voraussichtlich wohl nur durch ein nachfolgendes sorgfältiges
                                    Ausglühen wieder weggeschafft werden. Durch Verbrennen wird dagegen der
                                    Stahl nicht nur nicht dichter, sondern bekommt ein sehr offenes Korn,
                                    welches eben in Folge des angemessenen Temperaturunterschiedes des
                                    rothwarmen Stahls und des kochenden Wassers sich wieder mehr schließt, so
                                    daß für das nachfolgende Härten die Bildung des bei Werkzeugen
                                    erforderlichen Korns des Stahls vorbereitet wird.Malberg. nicht anwendbar seyn.
                           Dagegen würde man die bekannte Eigenschaft des Stahls, dunkelroth geschmiedet und in
                              kaltem Wasser abgelöscht eine zur weiteren Verarbeitung zweckmäßige Weichheit und
                              Zähigkeit anzunehmen, für die Stempelfabrication benutzen können. Versuche haben
                              gezeigt, daß wenn man die Stempel zwischen den einzelnen Senkungen in ein wenig
                              Kohlenstaub drückt, so daß dieser daran haften bleibt, dann rothwarm ausglüht und so
                              weit abkühlen läßt, daß sie, an einem dunkeln Ort beobachtet, den ersten rothen
                              Schein fast ganz verloren haben, sodann in frischem Wasser ablöscht, nicht allein
                              sich gut graviren und drehen lassen, sondern auch weich genug bleiben, um die
                              Eindrücke der Patrize beim Senken aufzunehmen.
                           Durch dieses Verfahren würde man das bisherige, sehr langsam vor sich gehende
                              Abkühlen der Stempel in dem Glühfeuer zwischen jeder Senkung, mithin Zeit und
                              Brennmaterial ersparen. Leider werden bei Anwendung dieses abgekürzten Verfahrens
                              die Kreissprünge nicht vermieden. Dabei ist aber nicht zu verkennen, daß das
                              Gerathen der Operation immerhin von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängig
                              bleibt, ein Uebelstand, der sich nicht beseitigen läßt und die Arbeiten, im Großen
                              aus diese Weise ausgeführt, unsicher macht.