| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neue physikalische Erscheinungen.
                           Hr. F. Schwärzler in Bregenz, welcher vor einigen Jahren
                              einen ganz eigenthümlichen hydraulischen Motor erfand, der im polytechn. Journal
                              Bd. CXI S. 180 beschrieben wurde, machte
                              in neuester Zeit einige interessante Beobachtungen, welche die Beachtung der
                              Physiker verdienen.
                           Nimmt man ein Glasfläschchen, gießt in dasselbe etwas Wasser, verschließt es durch
                              einen Kork, durch welchen hindurch luftdicht eine Röhre gesteckt ist, die fast bis
                              an den Boden des Fläschchens hinabreicht, und erwärmt man nun dasselbe dadurch daß
                              man es in ein Gefäß mit kochendem Wasser stellt, so wird, was allgemein bekannt ist,
                              in Folge der Ausdehnung der über dem Wasser befindlichen Luft, dieses durch die
                              Röhre in die Höhe steigen, und am Ende derselben ausfließen, bis die Mündung der
                              Röhre im Fläschchen nicht mehr unter Wasser steht, worauf dann auch noch ein Theil
                              der ausgedehnten Luft entweichen wird. Sammelt man nun das oben aus der Röhre
                              ausfließende Wasser, welches sich nur ganz unbedeutend erwärmt hat, in einer Art
                              Trichter, welchen man sich am leichtesten dadurch herstellt, daß man von einem
                              verkorkten Fläschchen den Boden abschneidet, und dieses dann mit dem durchbohrten
                              Korke nach unten gerichtet, über die Röhre so schiebt daß letztere noch etwas über
                              dem Korke im Trichtergläschen vorsteht, so wird man erstaunt seyn zu finden daß,
                              sobald das Wasser aus dem untern Glase alles in das obere übergegangen ist, und die
                              letzten Luftblasen durch dasselbe emporgestiegen sind, das Wasser im Trichter zu
                              sinken anfängt, und so stürmisch wieder in das untere Glas, welches jedoch immer im
                              kochenden Wasser gehalten wird, zurückfließt, als wenn man dasselbe plötzlich
                              abgekühlt hätte. Nicht bloß das Wasser aus dem Trichter geht von selbst in das
                              untere Gläschen hinab, sondern nachdem die obere Röhrenmündung nicht mehr mit Wasser
                              bedeckt ist, saugt das untere heiße Fläschchen auch noch Luft ein, deren Eindringen
                              nicht bloß sehr hörbar ist, sondern auch leicht aus den Blasen erkannt werden kann,
                              die aus der untern Röhrenmündung austreten und durch das Wasser emporsteigen.
                              Hierdurch hat sich nun in dem untern Fläschchen alles wieder in den ursprünglichen
                              Stand gestellt, die Luft dehnt sich wieder aus, treibt das Wasser in die Höhe,
                              dieses fließt wieder in das untere Fläschchen zurück, und dasselbe Spiel wiederholt
                              sich so oft man nur will, oder so lange als man das untere Fläschchen im kochenden
                              Wasser erhält. So unglaublich diese Thatsache auch im ersten Augenblick scheint, so
                              kann sich doch leicht jeder durch den äußerst einfachen Versuch von der vollkommenen
                              Wahrheit derselben überzeugen, zu welchem Zweck nur noch anzugeben ist, daß die
                              Röhre, durch welche das Wasser in die Höhe steigt, nicht zu weit seyn darf. Daß
                              diese eigenthümliche neue Erscheinung einer technischen Anwendung fähig ist, beweist
                              Hr. Schwärzler durch ein kleines, arbeitendes
                              Maschinenmodell, dessen Construction auf die eben beschriebene Erscheinung basirt
                              ist.
                           Eine zweite, ebenfalls früher unbeachtete Erscheinung, welche für Geologie und
                              Geognosie von Wichtigkeit werden kann, besteht darin, daß sich durch bloßes
                              Befeuchten von Sand (am besten Quarzsand) Luft comprimiren läßt. So unwahrscheinlich
                              auch diese Behauptung klingt, eben so leicht kann sich Jedermann von der Wahrheit
                              derselben überzeugen. Man braucht zu diesem Zweck nur ein cylindrisches Glas mit
                              trockenem Sand zu füllen, die Oberfläche desselben mit Wasser anzufeuchten, und
                              allenfalls eine kleine Schichte Wasser über den Sand zu gießen. Gleich darauf wird
                              man sehen, daß sich die feuchte Sandschichte von der trockenen ablöst, und 1/2 bis
                              3/4 Zoll hoch in die Höhe steigt, indem die Luft unter derselben so comprimirt
                              wurde, daß sie nicht bloß die aufgegossene Flüssigkeit, sondern auch den noch viel
                              schwereren Sand trägt.
                           Augsburg.
                           
                              K. W.
                              
                           
                        
                           
                           Ueber die Verbreitung des Goldes; von Dr. John Percy.
                           Da man sich gegenwärtig für die Verbreitung des Goldes auf der Erdoberfläche sehr
                              interessirt, so glaube ich auf die Resultate einer Untersuchung über diesen
                              Gegenstand, welche an der k. Bergschule (zu London) angestellt wird, aufmerksam
                              machen zu sollen. Ein merkliches und sichtbares Quantum Gold wurde bisher aus jeder
                              brittischen und ausländischen Bleisorte ausgezogen, sowie aus allen untersuchten
                              Mustern von Bleiglätte, Mennige, Bleiweiß und Bleizucker. Auch das im Handel
                              vorkommende Wismuth zeigte einen sehr merklichen Goldgehalt. Die Details aller
                              Bestimmungen sollen bald veröffentlicht werden. Die Untersuchung wird nun auf die
                              verschiedenartigsten natürlichen Mineralien ausgedehnt. (Philosophical Magazine, April 1853, S. 310.)
                           
                        
                           Verfahren zum Schmelzen des Zinks; von Hosch in Paris.
                           Anstatt das Zink in einem Gefäß zu erhitzen welches direct von den Flammen bespült
                              wird, schmilzt man es (nach diesem in Frankreich am 4. September 1846 patentirten
                              Verfahren) in einem gußeisernen mit Thon gefutterten Behälter, welcher in einen
                              anderen gußeisernen Behälter getaucht ist, der ein aus Blei und Zink bestehendes Bad
                              enthält. Dieses Metallbad, welches die Wärme direct empfängt, überträgt sie
                              gleichförmig an das Gefäß, welches das Zink enthält. (Génie industriel, März 1853, S. 153.)
                           
                        
                           Härten des englischen Gußstahls.
                           Englischer Gußstahl wird in der Schweiz unter Geheimhaltung des Verfahrens
                              mehrentheils zu Schneide-Instrumenten vortrefflich
                              gehärtet, indem man in einem passenden Gefäß von Metall
                           4 Theile fein pulverisirtes gelbes Harz mit
                           2 Theilen Thran vermischt, wozu
                           1 Theil geschmolzenes Unschlitt noch
                                 heiß gerührt wird,
                           und darin sodann den zum Härten bestimmten Gegenstand
                              dunkelroth glühend völlig abkühlt; ohne abzuputzen kommt derselbe wieder ins Feuer
                              und wird auf gewöhnliche Weise in gesottenem Wasser ausgehärtet.
                           Die Untersuchung der auf diese Art gehärteten Gegenstände zeigt, selbst wenn der
                              Stahl verbrannt worden, daß die Härte bei sehr zartem Korn tiefer und gleichförmiger
                              eingedrungen, als bei andern Verfahrungsmethoden, daß sie nicht zu hoch und spröde
                              ist, und die Schneiden einen ungemein guten Zug haben,
                              wie man sich ausdruckt. August Kieser in Ißny.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1853, Nr. 15.)
                           
                        
                           Darstellung des Magnesiums auf elektrolytischem Wege; von R.
                              Bunsen.
                           Geschmolzenes Chlormagnesium wird so leicht durch den Strom zersetzt, daß man daraus
                              in kurzer Zeit mit wenigen Kohlenzinkelementen einen mehrere Gramme schweren
                              Metallregulus erhalten kann. Zur Darstellung des wasserfreien Chlormagnesiums wendet
                              man am besten die von Liebig vorgeschlagene Methode an;
                              dasselbe wird geschmolzen in einen Porzellantiegel eingetragen, der inwendig ein
                              Diaphragma aus Porzellan enthält und einen doppelt durchbohrten Deckel trägt, durch
                              dessen Löcher Kohlenstücke als Pole gehen, von denen der negative sägeförmig
                              eingeschnitten ist, um die sich reducirenden Kügelchen von Magnesium aufzufangen und
                              gegen das Aufsteigen an die Oberfläche zu schützen.
                           
                           Das gewonnene Magnesium ist bald schwach krystallinisch großblättrig, bald
                              feinkörnig, selbst fadig, silberweiß glänzend bis bläulichgrau matt. Härte nahe der
                              des Kalkspaths. Schmilzt bei Rothgluth. An trockner Luft behält es seinen Glanz, an
                              feuchter überzieht es sich mit Magnesiahydrat. Geglüht an der Luft, verbrennt es mit
                              intensiv weißem Licht zu Magnesia, im Sauerstoff mit ungewöhnlicher Intensität.
                              Reines Wasser wird nur langsam, säurehaltiges schnell durch Magnesium zersetzt. Auf
                              Salzsäure geworfen, entzündet es sich auf Augenblicke. Specifisches Gewicht bei +
                              5° C. = 1,743. Das Metall läßt sich leicht feilen, bohren, sägen und platt
                              schlagen, hat aber kaum größere Dehnbarkeit als Zink bei gewöhnlicher Temperatur
                              (meist ist das auf angegebene Weise erhaltene Magnesium durch geringe Mengen
                              Aluminium und Silicium verunreinigt). – Barium, Strontium und Calcium ließen
                              sich aus ihren Chlorverbindungen nicht auf analoge Weise darstellen. (Annalen der
                              Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXII S. 137.)
                           
                        
                           Ueber Verfälschung der Farbholzextracte; von Prof. Dr. Bolley in Aarau.
                           Bekanntlich kommen seit einigen Jahren für die Zwecke der Färberei, und häufiger noch
                              für die des Zeugdrucks, anstatt der Farbhölzer die Extracte derselben im Handel vor.
                              Die meisten dieser Präparate kommen aus Frankreich, wo sie an mehreren Orten
                              bereitet werden. Es war mir von einem hiesigen Farbtechniker eine Probe von
                              Quercitronextract übergeben worden, die er für verfälscht hielt. Dieselbe war
                              dicklich, syrupartig, klebrig, sonst klar und von guter Farbe. Ich ließ aus
                              Quercitronrinde ein Extract bereiten und dasselbe sehr vorsichtig eindampfen, es
                              gelang aber nicht eine Flüssigkeit von dieser Consistenz zu gewinnen, sondern immer
                              schied sich ein fester Absatz am Boden aus, so oft die Verdampfung bis zu einem
                              gewissen Punkte stattgefunden hatte. Die Klebrigkeit der Flüssigkeit führte zu der
                              Vermuthung, es sey Leim oder holländischer Syrup beigemengt. Ersterer konnte
                              möglicherweise unabsichtlich im Ueberschuß beim Abscheiden der Gerbsäure
                              hinzugekommen seyn, letzterer ist bekanntlich das berüchtigte Verfälschungsmittel
                              der im Handel vorkommenden pharmaceutischen Präparate, z.B. des Extractum graminis u.s.w. Allein weder die Behandlung
                              mit Aetzkalk (Mengen und Erhitzen der vorher bei gelinder Wärme eingetrockneten
                              Masse) verrieth stickstoffhaltige Substanzen, noch war der mit Galläpfelabguß
                              erfolgende geringe Niederschlag charakteristisch genug. Auch Zucker konnte nicht
                              durch Mischen mit ausgewaschener Bierhefe und Wasser und Stehenlassen in der
                              Gährungstemperatur nachgewiesen werden. Dagegen ließ sich durch Vermischen mit
                              Weingeist eine gelbliche klumpige Masse ausscheiden, die in Wasser gelöst und aufs
                              neue mit Weingeist gefällt, mehr und mehr die gelbe Farbe verlor und beim
                              Eintrocknen sich als eine spröde unkrystallinische Masse von schwachem Geschmack
                              zeigte. Dieselbe wurde mit Wasser und wenig Schwefelsäure längere Zeit gekocht, die
                              Schwefelsäure in der Lösung durch Schlämmkreide neutralisirt, die Flüssigkeit
                              filtrirt und abgedampft. Der Rückstand war ein dicker Syrup von ganz deutlich süßem
                              Geschmack, worin sich nach einiger Zeit kristallinische Körnchen ausschieden. Um
                              jeden Zweifel zu beseitigen, wurde Wasser und Bierhefe zugesetzt, das Ganze in die
                              Nähe des Ofens gestellt, wobei nach einem Tag Ruhens die Gährung begann.
                           Der Zusatz zu jenem Extract bestand aus sogenanntem Dextrin oder Stärkegummi, dessen
                              Beimengung bei einer Waare, wovon 100 Kilogr. 195 Franken kosten, wohl lohnt, und
                              auf dessen Aufsuchung wir mit dieser Notiz die Aufmerksamkeit der Coloristen und
                              Färber lenken möchten. (Schweizerisches Gewerbeblatt, 1853, S. 33.)
                           
                        
                           
                           Ueber verfälschten Orlean.
                           Nach John enthält der Orlean: bräunlich-rothen
                              harzigen und ein wenig von gelblichem Farbstoff 28, Pflanzenschleim 26,5, Faserstoff
                              20, färbenden Extractivstoff 20, eigenthümliche Substanz, welche sich dem
                              Schleim- und dem Extractivstoff nähert 4. Nach Girardin ist der Orlean oft mit rothem Ocker, Colcothar, armenischem Bolus
                              und Ziegelmehl verfälscht. Hr. Risler, welcher einen
                              solchen untersuchte, der sich an Consistenz und Farbe vom ächten schon unterschied,
                              namentlich aber den harnartigen Geruch nur schwach hatte, fand denselben, bei
                              80° R. getrocknet, in 100 Theilen bestehend aus: Wasser 34, Eisenoxyd 22,10,
                              Sand 35,70, organischer Materie 8, und Spuren von Kalk. Mit Alkohol erschöpft, gab
                              er 7,60 Proc. eines schön orangerothen, harzigen Farbstoffs. Der Wassergehalt der
                              käuflichen Orleansorten ist wandelbar, im Mittel beträgt er 68 Proc. Der untersuchte
                              gefälschte Orlean enthielt statt, wie guter, 92,7, nur 12,4 organischer Materie,
                              also um ungefähr 79 Proc. zu wenig. (Journal de Chimie
                                 médicale, Febr. 1853, S. 128.)
                           
                        
                           Zur Biertechnik.
                           Die rationelle Behandlung der Bierbrauerei in den bekannten Werken von Otto, Siemens, Balling, Knapp etc. erleichtert es dem
                              Brauereibeflissenen sehr, sich diejenige wissenschaftliche Aufklärung zu
                              verschaffen, welche die organische Chemie über die in seinem Gewerbe täglich
                              vorgehenden interessanten und complicirten Processe verbreitet; dagegen kann er sich
                              die zahlreichen praktischen Regeln zur sichern Durchführung der Bierbereitung nur in
                              den Brauereien selbst, unter Anleitung des Braumeisters, sammeln, und viele
                              derselben muß er aus eigenen Beobachtungen abstrahiren, welche er im Laufe der Zeit
                              unter veränderten Umständen zu machen Gelegenheit hat. Eine Darstellung der
                              Bierbrauerei mit vorzüglicher Berücksichtigung dieser praktischen Regeln kann
                              natürlich nur aus der Feder eines erfahrenen Braumeisters hervorgehen. Mit einer
                              solchen ist nun die technische Literatur bereichert worden; das empfehlenswerthe
                              Buch führt den Titel:
                           
                              „Die Bierbrauerei mit besonderer
                                 Berücksichtigung der Dickmaischbrauerei, dargestellt
                                 von Philipp Heiß, ehemal. Braumeister zum
                                 „Spaten“ in München und jetzigem Gasthofbesitzer
                                 „zum Oberpollinger“ daselbst. München 1853. Im
                                 Selbstverlag des Verfassers.“
                              
                           In diesem Werke sind für alle Abtheilungen des Brauprocesses nicht nur die zu
                              beobachtenden praktischen Regeln und wichtigsten Handgriffe sorgfältig
                              zusammengestellt, sondern auch – und dieses ist die Hauptsache – die
                              einzuhaltenden Temperaturgrade und die Attenuationen für
                              die verschiedenartigen Biere genau angegeben. Außer der Brauart der Münchner und
                              übrigen bayerischen Viere, hat der Verfasser diejenige der englischen, schottischen
                              und belgischen Biere durchgeführt. Endlich hat er auch für den Baumeister gesorgt,
                              durch Beigabe eines vollkommenen Brauhausplans nebst Detailzeichnungen auf eilf
                              Tafeln.
                           Die Redact.
                           
                        
                           Neue Stereotypir-Methode, von Dr. Wilson.
                           Dr. Daniel Wilson hielt in
                              der Society of arts für Schottland einen Vortrag über
                              seine Stereotypir-Methode, wobei er eine Matrize (vertiefte Form) von einem
                              Letternsatz nach seinem Verfahren und dann deren Abguß in Metall machte. Seine
                              Methode besteht darin, die Copie der Lettern nicht in Gyps oder Stuck herzustellen,
                              sondern in Löschpapier, auf welchem sich eine dünne Schicht von (feingeschlämmter)
                              Kreide, Stärkmehl und Mehlkleister befindet, welche mit einem Blatt
                              Nesseltuch-Papier (ganz dünnem Papier) bedeckt ist und auf die Lettern
                              dadurch gedrückt wird, daß man mit einer feinen Bürste auf sie klopft. Sie wird dann
                              auf einem heißen
                              Dampfgehäuse getrocknet, während sie den Lettern noch anhaftet; auf solche Weise
                              erhält man eine Matrize, und der Letternsatz kann nach einer Stunde wieder den
                              Setzern zum Ablegen übergeben werden.
                           Die Vortheile des neuen Verfahrens sind: 1) die größere Sicherheit desselben, weil
                              die neue Matrize sich weder werfen noch zerbrechen kann, wie der Stuck; 2) die
                              größere Schnelligkeit desselben, indem die ganze Procedur in einer Stunde beendigt
                              ist, während die gewöhnliche Methode sechs Stunden Zeit erfordert; 3) die
                              Möglichkeit, in gewissen Fällen die Matrize zum Abgießen mehrerer Platten verwenden
                              zu können, während von der Gypsform nur ein einziger Abguß gemacht werden kann; und
                              4) die viel größere Einfachheit des erforderlichen Apparats, was in Verbindung mit
                              der Ersparniß an Zeit und folglich der Verminderung des Letternvorraths für die
                              Setzer, eine bedeutende Ersparniß im Vergleich mit der bisherigen Methode ergibt.
                              (Civil Engineer's Journal, April 1853, S. 157.)
                           
                        
                           Ueber das Ausbrennen enger Schornsteine.
                           Einsender dieses war im Januar d. J. Zeuge des Vorfalles, daß in einem bewohnten
                              Gebäude ein enger sogenannter russischer Schornstein sich entzündete und in der
                              oberen Hälfte ausbrannte. Da es an einem Nachmittage bei Sonnenschein geschah, so
                              machte das Ereigniß unter den Bewohnern des betreffenden Fleckens kein allgemeines
                              Aufsehen, weil die aus dem Schornsteinkasten hervorwirbelnden Funken nicht
                              leuchteten, daher nicht überall gesehen wurden.
                           Das Schornsteinrohr ist inwendig und und etwa sieben Zoll weit, die Wände der Röhre
                              sind sechs Zoll dick von gebrannten Formsteinen. – In dem Dachraume, etwa
                              drei Fuß über dem Fußboden, befindet sich eine der gewöhnlichen Reinigungsklappen;
                              etwa handbreit über derselben ist seit einigen Jahren ein eiserner Schieber
                              horizontal angebracht, ursprünglich zu dem Zwecke, um den allzulebhaften Zug in der
                              Röhre reguliren zu können. Dieser Schieber kam bei dem hier in Rede stehenden
                              Vorfalle sehr zu Statten, indem man durch beliebiges Ein- und Ausziehen
                              desselben das Feuer im Schornsteine in der Gewalt hatte.
                           Auffallend – wenn auch nicht unerklärlich – war es, daß die untere
                              Hälfte des Schornsteins (in den zwei Etagen) nicht gebrannt hatte, wie solches beim
                              späteren Oeffnen der untern Reinigungsklappen sich ergab, sondern daß die Entzündung
                              in der auf dem Dachboden beginnenden Biegung ihren
                              Ursprung genommen und sonach nur in dem oberen Theile des Rohres bis zum Dachkasten
                              sich ausgedehnt hatte. – Das Anbringen von Reinigungsklappen in solchen
                              Beziehungen zeigt sich daher um so mehr als nothwendig und praktisch; überhaupt auch
                              das Einsetzen von Schiebern auf dem Dachboden, wie solches selbst in weiten Schornsteinen sich schon bewahrt hat.
                           Uebrigens dürfte dieser Vorfall beweisen, daß enge
                              Schornsteine von Zeit zu Zeit ausgebrannt werden müssen, allerdings mit den
                              gehörigen Vorsichtsmaßregeln: bei stillem Wetter, Zuziehung des Schornsteinfegers,
                              Anstellung von Wächtern in allen Etagen, Bereithalten der Feuerspritze u.s.w.
                           Der Schornsteinfeger mit seiner Kugelbürste vermag in der Regel nur das lose
                              Hängende, die Flocken des Rußes herauszuschaffen. Der anklebende Glanzruß wird nur
                              durch Ausbrennen gründlich zu beseitigen seyn. Volborth,
                              Landbaumeister in Uelzen. (Notiz-Blatt des hannoverschen Architekten-
                              und Ingenieur-Vereins, Bd. II S. 330.)
                           Wir verweisen auf die im ersten Märzheft des polytechn. Journals (Bd. CXXVII S. 337)
                              beschriebene Kaminbürste mit Stahlfedern statt der Borsten, bei deren Anwendung zum
                              Reinigen russischer Schornsteine ein Ausbrennen derselben viel seltener erforderlich
                              seyn wird.
                           Die Redact.
                           
                        
                           
                           Bemerkungen zur Verhütung des Hausschwamms.
                           Oftmals ist dadurch der Hausschwamm, vorzugsweise in Wohnräumen des untern
                              Stockwerks, entstanden, daß die tannenen Fußbodendielen, sowie die Unterlager
                              derselben, dicht gegen die massiven Umfassungen des Wohnraumes traten und durch
                              deren Feuchtigkeit angesteckt wurden; man wendet deßhalb als allgemeine Regel die
                              Vorsicht an, diese Lagerhölzer wenigstens in einem einzölligen Abstande von der
                              Umfassungsmauer zu legen. Es ist hiernach auffallend, daß eine andere, das
                              Schwammübel ebenfalls begünstigende Constructionsweise bei Anbringung von
                              Holzbekleidungen an Mauerflächen auf hölzernen Klötzen, welche man bei Aufführung
                              des Gebäudes entweder gleich mit einmauert, oder aber später in die geöffneten Fugen
                              des Mauerwerks eintreibt, worauf dann die Lambris genagelt werden, meines Wissens
                              eine noch immer fast allgemeine Anwendung findet.
                           Mir sind mehrere Fälle bekannt, in welchen diese Klötze, die mindestens einige Zolle,
                              oft aber auch einen halben Fuß tief in das Mauerwerk treten, die Leiter der
                              Feuchtigkeit der Mauern (namentlich der, welche den Wind- und Regenanfall
                              auszuhalten hatten) gegen die Lambris waren; von ihnen aus begann hinter der
                              Vertäfelung das feine, zartwollige, seidenglänzende Fadengeflecht, welches
                              allmählich die ganze tannene Vertäfelung hinterwärts überzogen und bröcklich gemacht
                              hatte, während die mit Oelfarbe angestrichenen vorderen Flächen zusammengeschrumpft,
                              und die Klötze selbst, obwohl von Eichenholz, in einem durch Fäulniß zerstörten
                              Zustande sich befanden.
                           Die Befestigung der Lambris und der Holzvertäfelungen der Mauern an Holzklötzen ist
                              demnach wegen des zu befürchtenden Hausschwammes im Allgemeinen zu verwerfen, und
                              sind statt der Holzklötze eingemauerte Eisen, worauf die Lambris mit
                              Schraubenmuttern so befestigt werden, daß ein Zwischenraum von ungefähr einem Zoll
                              zwischen ihnen und der Mauerfläche bleibt, vorzuziehen. Wellenkamp. Landbau-Conducteur in Wunstorf. (Notiz-Blatt des
                              hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Bd. II S. 340.)
                           
                        
                           Neue gelbe Zuckerrübe.
                           Hr. Perier, Zuckerfabrikant in
                              Flavy-le-Myrtel, überschickte der (französischen)
                              Central-Ackerbaugesellschaft mit einem Schreiben einen Sack Samen einer neuen
                              gelben birnförmigen Runkelrübe mit schwach gefärbtem zelligem Fleisch, welche ihm
                              mehr Zucker zu enthalten scheint, als alle bis jetzt bekannten Varietäten. Prof. Payen, welcher dieselbe analysirte, fand in der That mehr
                              Zucker darin als in allen denjenigen, welche er dieses Jahr untersuchen konnte; sie
                              enthielt nämlich:
                           
                              
                                 Wasser
                                   82,35
                                 
                              
                                 reinen Zucker
                                   11,45
                                 
                              
                                 fremdartige organische Substanzen
                                     5,55
                                 
                              
                                 Alkalisalze
                                     0,45
                                 
                              
                                 Kalk- und Bittererdesalze
                                     0,20
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Diese Rübe, deren Zuckergehalt und Reinheit auffallend ist, scheint allerdings eine
                              besondere Spielart zu seyn. Besonders beachtenswerth ist bei ihrem großen
                              Zuckergehalt die geringe Menge der Alkalisalze. Die Kalksalze bilden 32 Procent vom
                              ganzen Gewicht der Asche.
                           Bei der Versammlung der Landwirthe des Nord-Departements zu Valenciennes wurde
                              vielseitig die Vermuthung geäußert, daß der Mangel an Alkalisalzen (Kali und Natron) die Runkelrüben-Krankheit veranlaßt
                              habe. Aus obiger Analyse muß man aber schließen, daß die Alkalisalze keinen
                              merklichen Einfluß auf die Entwicklung dieser Krankheit äußern. Nach Prof. Payen sind die besten Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung
                              der Rübenkrankheit:
                           
                           1) den zu nassen Boden Mittelst der Drainage trocken zu legen und zu lüften;
                           2) den zu wenig Kalk enthaltenden Boden durch Zusatz von Kalkstein zu verbessern;
                           3) die Dünger eines oder zwei Jahre vor dem Anbau der Zuckerrübe anzuwenden;
                           4) die besten Rüben-Varietäten zu wählen, besonders diejenigen, welche am
                              wenigsten Salze aus dem Boden aufnehmen;
                           5) die sogenannte „Feld-Runkelrübe“ sorgfältig
                              auszuschließen. (Moniteur industriel, 1853, Nr.
                              1744.)
                           
                        
                           Verfahren das Getreide gegen die Kornmotte und den Kornwurm zu
                              schützen; von Dr. Leon Dufoux.
                           Um das Getreide vor dem Insectenfraß zu bewahren, ist es nicht, wie man vielfach
                              glaubt, wohlgethan, dasselbe auf den Speichern, dem Zutritt der Luft ausgesetzt,
                              aufzuschütten, sondern viel besser, es in Fässern oder Kisten gegen den Einfluß der
                              äußeren Temperatur und des Lichts geschützt aufzubewahren und dadurch den Eiern,
                              welche schon bei Annäherung der Erntezeit auf die Körner gelegt werden, die
                              Bedingungen ihrer Ausbildung und ihres Lebens zu entziehen. Ich habe mich, nachdem
                              ich früher durch den Kornwurm großen Schaden erlitt, durch Befolgung dieses
                              Verfahrens nach dem Beispiele anderer, von dessen Zweckmäßigkeit seit 17 Jahren
                              vollkommen überzeugt. Ich bringe das trockene und gereinigte Getreide in Fässer von
                              3 bis 5 Hektoliter Inhalt, die ich mit beweglichen Deckeln versehe. Diese Fässer
                              werden auf dem Speicher, dessen Läden man verschließt, oder sonst an einem dunkeln
                              Ort, in Reihen aufgestellt. Damit ist noch der Vortheil verbunden, daß der Raum,
                              welcher das Getreide in verticalen Säulen enthält, von denselben weit mehr faßt.
                              Ferner nimmt das Getreide, obwohl eingeschlossen und niemals bewegt, keinen Geruch
                              an, wird von Thieren nicht verunreinigt, und ist zum Brodbacken wie zur Keimung
                              gleich geeignet. (Agriculteur-praticien, Octbr.
                              1852, S. 9.)
                           
                        
                           Ueber ein Mittel, um der Kartoffelkrankheit vorzubeugen; von
                              Hrn. Bayard.
                           Die Kartoffeln, welche ich im Jahre 1850 im Norden des Dpt. de
                                 Maine-et-Loire im schweren Thonboden erntete, waren fast
                              sämmtlich fleckig und krank. Ehe ich dieselben im J. 1851 legte, ließ ich ein
                              Hektoliter derselben in Stücke zerschneiden und in jedes Stück, je nach dessen Größe
                              eine, zwei oder drei trockne Erbsen stecken. Sie wurden dann in erhöhte Furchen
                              eingelegt; in das übrige Erdstück (von beiläufig 1 Hektare) wurden ungespickte
                              Kartoffeln gelegt Ungeachtet des trocknen Sommers wuchsen nicht nur die Erbsen bis
                              zur Blüthe heran, sondern auch die Kartoffeln trieben kräftig ihre Stengel. Letztere
                              erkrankten nicht und lieferten sehr viele, zwar kleine, aber gesunde Knollen, welche
                              sich sehr gut erhielten und im Juni 1852 zur Saat dienten. Ein Theil der
                              gewöhnlichen Kartoffeln war krank. Gleiches Resultat wurde im leichten Boden eines
                              gutgedüngten Küchengartens erhalten. Während der Entwicklung der Erbsen und
                              Kartoffeln zeigten herausgenommene und geöffnete Stöcke, daß das rasche Wachsthum
                              der Erbsen der Kartoffel die überflüssige Feuchtigkeit entzog und dadurch der
                              Entwickelung der letztern förderlich war. – Die von einigen Oekonomen
                              empfohlene Anwendung der Asche scheint mir auf gleiche Weise, nur nicht so kräftig,
                              zu wirken.
                           Hr. Brière bemerkt über denselben Gegenstand, daß
                              Allem nach was er in Erfahrung bringen konnte, die Kartoffelkrankheit sich niemals
                              in einem Boden zeigt, zu welchem das Seewasser dringen kann. Er glaubt daher, daß
                              die Gegenwart von Salz in einem Boden vor der Krankheit schützen müsse und daß das
                              Salzwasser, welches zu
                              Conservirungen des Fleisches gedient hat, zu diesem Behufe benützt werden könnte.
                              (Comptes rendus, August 1852, Nr. 8.)
                           
                        
                           Die verschiedenen Verwendungen erkrankter Kartoffeln.
                           Wenn die Kartoffeln im Felde die bekannten Zeichen der Krankheit haben, ziehe man sie
                              sogleich aus, lasse sie einige Tage auf dem Boden liegen, wenn derselbe trocken ist.
                              In diesem Zustand der anfangenden Zersetzung lassen sie sich noch recht gut als
                              Nahrungsmittel für Menschen, auch als Futter für das Vieh verbrauchen, wozu man sie
                              kocht und anderen Futterarten zusetzt. Falls man die Kartoffeln nicht bald verwenden
                              könnte, müßte sogleich zu der Bereitung von Stärkmehl aus denselben geschritten
                              werden, und wenn man daran verhindert ist, so zerschneidet man die gewaschenen)
                              Kartoffeln in dicke Scheiben und gießt siedendes Wasser darauf, welches man aber
                              bald wieder ablaufen läßt, worauf man sie auf Tüchern an der Sonne oder auf Hürden
                              über dem Ofen trocknen läßt und dann in Fässern oder Säcken aufbewahrt; man kann sie
                              auch vorher in Wasser, oder besser noch in Dampf kochen und dann erst zerschneiden
                              und trocknen. Zum Verbrauch wieder aufgekocht, liefern sie den Winter über, mit Heu
                              oder Häcksel gemengt, ein treffliches Viehfutter. Das Trocknen der auf angegebene
                              Weise in Scheiben zerschnittenen Kartoffeln kann von Jedermann ausgeführt werden,
                              und ist daher der Stärkebereitung vorzuziehen. Seringe,
                              Director des Pflanzengartens in Lyon. (Agriculteur-praticien Nov. 1852, S. 61.)
                           
                        
                           Ueber die Trauben- und Kartoffelkrankheit; von Dalmas und Dussugues.
                           Nach der Ansicht des Hrn. Dalmas zu Rosières
                              (Ardèche) hat die Traubenkrankheit eine Stockung
                              des Saftes zur Ursache. Er wurde in dieser Ansicht durch die in seiner Gegend
                              beobachteten Resultate bestätigt, die, je nachdem das Schneiden spät oder frühzeitig
                              vorgenommen wurde, sehr verschieden ausfielen. Sollte in Folge nicht zu gehöriger
                              Zeit (spät) vorgenommenen Schnittes die Krankheit sich zu zeigen beginnen, so kann
                              ihre Entwicklung, nach Dalmas, dadurch aufgehalten werden, daß man in die Reben
                              tiefe Einschnitte macht oder die Spitzen des Rebholzes beschneidet.
                           Hinsichtlich der Kartoffeln empfiehlt Dalmas sie früh zulegen und versichert, daß in seinem
                              Bezirk alle im Februar gelegten von der Krankheit frei blieben, während die im April
                              oder Mai gelegten sämmtlich mehr oder weniger litten. Wenn sich die Krankheit im
                              Kraute zeigt, so genügt es oft, dasselbe abzuschneiden, um die Knollen davor zu
                              bewahren. Die Knollen sind an trockenen, hochliegenden Plätzen gut zugedeckt
                              aufzubewahren, um sie vor Frost zu schützen.
                           Hr. Dussugues, Arzt in Lyon, betrachtet die allzustarke
                              Düngung als die Ursache der Kartoffelkrankheit; er empfiehlt daher, die Düngung zu
                              unterlassen und zur Brachwirthschaft zurückzukehren. (Comptes
                                 rendus, Octbr. 1852, Nr. 17.)