| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 314 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die schweizerischen Telegraphen.
                           Das erste Telegraphen-Bureau wurde im Juli vorigen Jahres eröffnet;
                              gegenwärtig sind 64 Stationen eröffnet mit 104 telegraphischen Apparaten, welche
                              sämmtlich der eidgenössischen Telegraphen – Werkstätte zu Bern angefertigt
                              wurden.
                           Sämmtliche Leitungsdrähte sind schweizerisches Fabricat und haben eine Länge von circa 500 Stunden. Die Drähte sind von weichem Eisen und
                              2,63 Millimeter dick.
                           Eine Kettenbatterie nach Daniell mit 12 Elementen sammt
                              Stativ nimmt einen Raum von 1 Kubik-Decimeter ein und kostet 3 Franken 28
                              Centimes.
                           Die Localbatterien sind Bunsen'sche, mit gesättigter
                              Salzlösung erregt.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           
                           Kraftprobe bei Hängebrücken.
                           Der Ingenieur J. Brunton hat in einer im Mémorial des Pyrénées
                              veröffentlichten trefflichen Abhandlung eine von ihm erdachte, so scharfsinnige als
                              einfache Methode zur Erprobung der Trag- und der Widerstandskraft der
                              Hängebrücken entwickelt. Dieselbe besteht in der Ersetzung der gemeinhin zu diesem
                              Behufe verwendeten, schwer ins Gewicht fallenden Materialien, wie Sand, Steine und
                              dergl. welche aber zur Hin- und Wiederwegschaffung beträchtliche
                              Hände- und Maschinenarbeit erfordern, durch eben das Gewässer, worüber sie
                              gespannt sind. Reihenweise mit einander verbundene leere Fässer oder Tonnen werden
                              mittelst eines Pumpwerks mit Wasser aus dem unten fließenden Strome und dergl.
                              angefüllt, in welchen es nach bewerkstelligter Prüfung mit leichter Mühe wieder
                              zurückgegossen werden kann. Da der französische Liter oder Kubikdecimeter Wasser ein
                              Kilogramm wiegt, so ist die Berechnung der Widerstandskraft leicht und weit genauer,
                              als mit jedem andern Material. Außerdem ergibt sich dabei eine Ersparniß an Zeit und
                              Unkosten, und – was das allerwichtigste ist – im Fall einer Berstung
                              kann weder Verlust an Menschenleben oder Zugthieren, noch an Experimentsmaterialien
                              dabei stattfinden. (Schweizer. Handels- und Gewerbezeitung, 1853, Nr. 5.)
                           
                        
                           Vorrichtung, um bei Benutzung eines Hebers zum Abziehen von
                              Flüssigkeiten denselben im Anfange mit der Flüssigkeit zu füllen.
                           Um beim Abziehen einer Flüssigkeit aus einem Gefäße mittelst eines Hebers den Heber
                              in Thätigkeit zu setzen, wird bekanntlich gewöhnlich mit dem Munde die Luft aus dem
                              Heber ausgesaugt. Dabei kann aber dem Saugenden Flüssigkeit in den Mund gelangen,
                              theils kann er durch Dämpfe der Flüssigkeit, wenn diese Dämpfe ausstößt, belästigt
                              werden. Dieser Uebelstand wird vermieden, wenn man, nach Devers und Plisson, den Heber dadurch in
                              Thätigkeit setzt, daß man in das Gefäß, aus welchem die Flüssigkeit abgezogen werden
                              soll, und in welchem der Heber steht, Luft einbläst, so daß auf die Oberfläche der
                              Flüssigkeit ein stärkerer Druck ausgeübt wird, welcher die Flüssigkeit in den Heber
                              hinaufdrückt, und dadurch denselben mit der Flüssigkeit füllt. Ist das Gefäß, aus
                              welchem die Flüssigkeit abzuziehen ist, eine Flasche, so befestigt man auf der
                              Mündung derselben das weitere Ende eines kurzen conischen Rohres von vulcanisirtem
                              Kautschuk, durch dessen oberes engeres Ende der eine Schenkel des Hebers so
                              hindurchgesteckt ist, daß es denselben luftdicht umschließt, was schon bloß durch
                              die Elasticität des Kautschuks zu erreichen ist. Dieses Kautschukrohr hat an der
                              Seite eine Oeffnung, in welcher eine engere Kautschukröhre eingesetzt ist. Um den
                              Heber in Gang zu setzen, bläst man nun durch diese seitliche Röhre Luft in die
                              Flasche, bis der Heber sich mit der Flüssigkeit gefüllt hat und dadurch das
                              Ueberfließen derselben eingeleitet ist. Soll das Ueberfließen aufhören, so braucht
                              man nur die seitliche Röhre zusammenzudrücken, so daß sie der Luft den Eintritt in
                              die Flasche nicht mehr gestattet. Soll Flüssigkeit mittelst eines Hebers aus einem
                              Fasse abgezogen werden, so benutzt man ein conisches Holzscheibchen, welches in der
                              Mitte eine Oeffnung hat und in die Spundöffnung des Fasses hineinpaßt. Man schiebt
                              das untere Ende des Kautschukrohres über dieses Holzscheibchen, senkt dann den
                              Heberschenkel, der durch die Oeffnung desselben hindurchgeht, in das Faß, und setzt
                              darauf das Holzscheibchen in die Spundöffnung ein, wobei durch die
                              Kautschukumhüllung ein luftdichter Verschluß bewirkt wird. Befindet sich die
                              abzuziehende Flüssigkeit in einem Gefäße mit weiter Oeffnung, an welcher man die
                              Vorrichtung zum Anlassen des Hebers nicht anbringen kann, so senkt man, nachdem
                              dessen einer Schenkel in die Flüssigkeit eingetaucht ist, den anderen Schenkel
                              desselben in eine Flasche, welche so viel von derselben Flüssigkeit enthält, daß der
                              Heber davon gefüllt werden kann. Man bringt an dieser Flasche und um den äußeren
                              Heberschenkel die erwähnte Verschlußvorrichtung an und bläst dann durch diese Luft
                              in die Flasche, wobei der Heber sich von dem äußeren Schenkel aus mit der Flüssigkeit füllt. Nachdem
                              dieß erreicht ist, nimmt man die Flasche weg, worauf der Heber zu wirken beginnt.
                              (Aus dem Technologiste, durch Schweizer. Gewerbeblatt,
                              Februar 1853.)
                           
                        
                           Verfahren Lichtbilder auf den zum Stich dienenden
                              Metallplatten etc. darzustellen; von A. Martin in
                              Paris.
                           Im verflossenen Jahre habe ich eine Methode veröffentlicht (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 119), um sicher und schnell
                              positive Lichtbilder auf Collodion darzustellen. Seitdem war ich bemüht, solche
                              Bilder auf der Oberfläche der Platten von Holz, Kupfer und Stahl, welche zum Stich
                              dienen, zu dem Zweck zu erzeugen, dadurch die Arbeit des Künstlers bedeutend zu
                              vereinfachen.
                           Die Methode welche ich anwende, ist dieselbe welche ich für die Lichtbilder auf Glas
                              angegeben habe. Die Metallplatte, welche auf gewöhnliche Weise (aber auf ihren
                              beiden Seiten) mit Aetzgrund überzogen wurde, wird mit jodhaltigem Collodion
                              überzogen, dann in das Bad von salpetersaurem Silber getaucht etc. Nachdem man dem
                              Bild im Cyansilberkalium-Bad sein durch das Licht nicht modificirtes
                              Jodsilber entzogen hat, wäscht man es mit vielem Wasser, taucht es in eine Auflösung
                              von Dextrin und trocknet es. Der Kupferstecher kann das Bild nun benutzen wie das
                              durchgezeichnete Blatt, welches gewöhnlich auf den Aetzgrund getragen wird. Ein
                              zweites auf Glas dargestelltes Lichtbild wird als Original der Zeichnung aufbewahrt,
                              welche die Arbeit des Künstlers nach und nach auf der Platte zerstört.
                           Wenn man Metallplatten oder selbst Pappendeckel mit Firniß überzieht, und dann nach
                              meiner Methode positive Lichtbilder darauf erzeugt, so sind dieselben natürlich
                              dauerhafter und leichter zu transportiren als solche auf Glas. (Comptes rendus, April 1853, Nr. 16.)
                           
                        
                           Zur Photographie auf Collodion.
                           Um die Collodionplatten viele Stunden lang empfindlich zu erhalten, wendet man in
                              Frankreich folgendes Verfahren an. Man nimmt zwei Glastafeln von gleicher Größe und
                              verbreitet auf der einen das Collodion wie gewöhnlich; dann taucht man sie in das
                              Bad von salpetersaurem Silber, und nachdem alle Streifen verschwunden sind, hebt man
                              sie vertical aus dem Bad, indem man den untern Rand gerade noch in der Flüssigkeit
                              eingetaucht läßt. Die zweite Glastafel wird nun auf der Collodionschicht angebracht,
                              indem man am untern Rand beginnt. Hierbei wird eine dünne Schicht der Auflösung
                              durch Capillaranziehung zwischen den zwei Glastafeln eingeschlossen, welche man dann
                              in den Rahmen verschließt; so zubereitet, kann man sie einen ganzen Tag aufbewahren,
                              ehe man sie der Wirkung der camera obscura aussetzt.
                              Wenn der Photograph seine Arbeiten wieder aufnehmen will, kann er die Glastafeln
                              leicht trennen, indem er an einem Eck ein dünnes Falzbein einführt, wobei die
                              Collodionschicht ganz unversehrt bleibt, und das Bild wird dann auf gewöhnliche
                              Weise entwickelt. (Journal of the Society of arts)
                           
                        
                           Der sogenannte Naturselbstdruck.
                           Der Director der k. k. Staatsdruckerei in Wien, Hr. Regierungsrath Auer und deren Factor Hr. Worring, nennen „Naturselbstdruck“ eine Erfindung, zu
                              deren Ausführung sie durch einige aus England empfangene, auf lithographischem Wege
                              in sehr versinnlichender Weise ausgeführte Spitzenmuster veranlaßt wurden. Director
                              Auer nahm bei dieser Gelegenheit einen seit Jahren
                              gehegten und bereits probeweise durchgeführten Gedanken wieder auf –
                              Gegenstände der Natur und Kunst ohne Mitwirkung des Zeichners oder Graveurs durch das Original
                              selbst zu vervielfältigen. Die bald darauf der Handelskammer vorgelegten Abdrücke
                              von Spitzenstoffen erregten das größte Erstaunen. Direktor Auer machte dann die gelungensten Versuche mit Abbildungen von weiblichen
                              Handarbeiten, Pflanzen, geätzten Achaten, fossilen Fischen u. dgl.
                           Das Verfahren geschieht in folgender Weise: Das Original, sey es Pflanze, Insect,
                              Stoff oder Gewebe, wird zwischen eine Stahl- und eine Bleiplatte gelegt, die
                              man durch zwei eng zusammengeschraubte Walzen laufen läßt. Durch diesen Druck läßt
                              das Original sein Bild mit allen ihm eigenen Zartheiten auf der Bleiplatte zurück.
                              Trägt man nun auf diese geprägte Bleiplatte die Farben wie beim Kupferstichdruck
                              auf, so erhält man durch einmaligen Druck von der Platte den vollendetsten Abzug des
                              Gegenstandes in seinen verschiedenen Farben. Da die Bleiform wegen ihrer Weichheit
                              eine große Vervielfältigung von Abdrücken nicht zuläßt, so stereotypirt oder
                              galvanisirt man dieselbe und druckt sofort die stereotypirte oder galvanisch
                              erzeugte Platte. Bei einem Unicum, welches keinen Druck verträgt, überstreicht man
                              das Original mit aufgelöster Gutta-percha, macht einen Ueberzug von
                              Silberlösung und benützt sodann die abgenommene Gutta-percha-Form als
                              Matrize zur galvanischen Vervielfältigung.
                           Unter den in der Staatsdruckerei zur Ansicht aufliegenden Gegenständen befindet sich
                              ein auch in typographischer Beziehung und durch sonstige Ausstattung ausgezeichnetes
                              botanisches Werk in Folio, worin die Pflanzenbilder auf dem Wege des
                              Naturselbstdruckes dargestellt sind. Dieses Werk, von dem erst einige Exemplare die
                              Presse verlassen haben, ist „Eine Probe der kryptogamischen Flora des
                                 Arpaschthales in den siebenbürgischen Karpathen, von Ludwig Ritter v. Heufler.“ Der Abdruck oder Pflanzen ist so
                              naturgetreu, daß man bei der Zusammenstellung mit der Pflanze selbst nicht zu
                              unterscheiden vermag, welches das Original und welches das Abbild sey. Für das
                              Studium der Botanik ist diese Erfindung von besonderem Werthe; die Herbarien werden
                              dadurch zum Theil überflüssig. Keine menschliche Hand ist im Stande so feine
                              Zeichnungen von Pflanzen in natürlicher Größe wiederzugeben, daß sich daran mit
                              bewaffnetem Auge die Elementartheile erkennen lassen. Die zarteste Abbildung sieht
                              unter der Loupe grob aus, und wenn mit einem außerordentlichen Aufwand von
                              Geschicklichkeit, Zeit und Mühe Miniaturbilder zu Stande gebracht wurden, welche die
                              Loupe vertragen, wie dieß mit dem höchsten der Fall ist, was in dieser Art geleistet
                              worden, mit Daffinger's Bildern der österreichischen
                              Flora, aufbewahrt in der kaiserl. Akademie der bildenden Künste, so ist das was man
                              unter der Loupe sieht zwar fein, aber dagegen nicht im mindesten naturgetreu. Der
                              Naturselbstdruck eignet sich übrigens besser für Zellen- als Gefäßpflanzen,
                              denn letztere müssen stark gepreßt werden um die Umrisse wieder zu geben, wodurch
                              die Kennzeichen, die im körperlichen Umfange liegen, verloren gehen, und die
                              Untersuchung der Elementartheile schwierig wird. Bei Zellenpflanzen aber, die einen
                              einfacheren Bau haben, wird der Abdruck nicht selten Elementartheile oder wenigstens
                              Gruppen von Elementartheilen darstellen, die schon bei einer schwachen Vergrößerung
                              dem Auge erkennbar sind. (Allgem. Zeitung, 1853, Nr. 138.)
                           
                        
                           Zur Analyse des Messings; von Bobierre.
                           Bei neuen Versuchen über die Analyse der Legirungen von Kupfer und Zink habe ich
                              gefunden, daß ein Bleigehalt derselben bei sehr hoher
                                 Temperatur die gleichzeitige Verflüchtigung des Bleies und des Zinks zur
                              Folge hat. Dieser Umstand beeinträchtigt aber die genaue Bestimmung des Zinkgehalts
                              nach meiner Methode keineswegs, und es ist darnach bloß die betreffende Stelle in
                              meiner Abhandlung (S. 138 in diesem Bande des polytechn. Journals) zu berichtigen.
                              (Comptes rendus, April 1853, Nr. 17.)
                           
                        
                           
                           Thonerdegehalt der Bogheadkohle.
                           Zwei Proben von Bogheadkohle lieferten mir (Nr. 1) 20,56 und (Nr. 2) 24,09 Proc.
                              Asche. Die Asche von Nr. 1 gab bei der Behandlung mit starker Salzsäure eine
                              Auflösung, aus welcher Ammoniak 6 Gran Thonerde niederschlug; Nr. 2 lieferte 7,12
                              Gran Thonerde. Folglich enthielt die Asche der zwei Proben respective 29, 18 und
                              29,55 Procent in Säuren auflösliche Thonerde. Die Asche von einer der Proben zeigte
                              deutliche Spuren von Kupfer, die andere nicht. Die Asche der Bogheadkohle wird auch
                              bereits zur Alaunfabrication benutzt. J. Herapath. (Chemical Gazette, Mai 1853, Nr. 253.)
                           
                        
                           Ueber Gelatine und Leimfolie; von Dr. Heeren.
                           Die Anfertigung der Gelatine, dieser im Wesentlichen mit dem Leim übereinstimmenden,
                              jedoch durch viel größere Reinheit sich von ihm unterscheidenden Substanz, hat in
                              der neueren Zeit durch verschiedene anderweite Anwendungen einen bedeutenden
                              Aufschwung gewonnen. Man benützte sie früher, wie auch jetzt noch, als
                              Nahrungsmittel, besonders zu den bekannten Bouillontafeln, wobei es nur auf einen
                              reinen Geschmack, nicht auf Farblosigkeit ankam, und bereitete sie theils aus
                              Knochen, theils aus Kälberfüßen. Seitdem es aber gelungen ist, sie in vollkommen
                              farblosem und durchsichtigem Zustande darzustellen, so daß sie kaum von Glas zu
                              unterscheiden ist, haben sich noch andere Benützungen gefunden. Sie wird, indem man die durch Abdampfen
                                 concentrirte Auflösung auf fein polirten Metallplatten eintrocknen läßt, in
                              Gestalt dünner, ganz geradflächiger Blätter von bedeutenden Dimensionen gewonnen,
                              welche eine Art Papier oder dünner Pappe von glasartiger Durchsichtigkeit
                              darstellen. Mit aufgelösten Pigmenten versetzt, nimmt sie die reinsten
                              durchsichtigsten Farben an, in welchem Zustande sie sich zur Anfertigung künstlicher
                              Blumen, zu den bekannten transparenten Oblaten und mancherlei anderen Verzierungen
                              eignet.
                           Es sind sowohl von englischen, als auch und besonders von französischen Fabriken sehr
                              großartige, durch Lebhaftigkeit und Klarheit der Farbe das Auge blendende Sortimente
                              von Arbeiten in Gelatine zu ausgestellt worden. (Die Kunsthandlung von Joh. Walch in Augsburg liefert ausgezeichnete Fabricate von
                              Gelatine-Papier, hauptsächlich Heiligenbilder, Gebetbuchblätter,
                              Visitenkarten etc. Die Red.)
                           Die zur Bereitung von Speisen dienende Gelatine, welche in London fast in allen Läden
                              zu haben ist, wird nicht mehr in Gestalt von Bouillontafeln gefertigt, sondern aus
                              dünnen Tafeln zu ganz schmalen bandartigen Streifen zerschnitten, welche sich beim
                              Trocknen wurmförmig krümmen und eine gelbliche Farbe besitzen. (Amtlicher Bericht
                              über die Londoner Industrie-Ausstellung, Bd. I. S. 309.)
                           
                        
                           Ueber Reisstärkmehl.
                           Die Reisstärke soll vor der Weizenstärke den Vorzug haben, daß sie nicht gekocht zu
                              werden braucht, daß sie sich mit dem Wasser inniger verbindet und sich daher besser
                              zur Appretur sehr feiner Stoffe eignet, als Weizenstärke.
                              Vergleichende Versuche über Reis- und Weizenstärke, von Prof. Dr. Heeren in Hannover
                              angestellt, bestätigen dieses. Reisstärke mit Wasser
                              angerührt und allmählich erhitzt, fing bei 58° R. an aufzuweichen und war bei
                              70° zu einer zwar noch etwas trüben, aber gleichmäßig schleimigen Masse
                              aufgelöst. Weizenstärke begann zwar ebenfalls bei 53° R. aufzuquellen, es
                              zeigte sich aber bei 70° noch eine Menge ungelöster Stärke, und erst nach
                              einigem Kochen verschwand diese. Nachdem eine Zeit lang das Kochen fortgesetzt
                              worden war, verblieb letztere (die Weizenstarke), im Zustande feiner gallertartiger
                              Klümpchen, durch das Anschwellen der einzelnen Körner gebildet, während die
                              Reisstärke schon bei 70° eine mehr gummiartige Flüssigkeit bildete, in welcher, auch bei
                              genauester Betrachtung, die einzelnen Körnchen kaum mehr zu bemerken sind. Sie
                              verhält sich daher bei der Anwendung fast dem Dextrin gleich. (Amtlicher Bericht
                              über die Londoner Industrie-Ausstellung, Bd. I S. 310.)
                           
                        
                           Ueber Mercer's Vorbereitung von Baumwollenstoffen zur Färberei; von Dr. Varrentrapp.
                           Die gewebten oder gewirkten Baumwollenfabricate werden (nach diesem wiederholt im
                              polytechn. Journal besprochenen Verfahren) ein bis zwei Minuten lang in eine Lauge
                              von caustischer Soda getaucht von 1,26–1,28 specifischem Gewicht bei
                              15–18° C., dann im Wasser, hierauf in sehr verdünnter Schwefelsäure,
                              zuletzt in Wasser gespült. Durch diese Operation hat sich das Ansehen der Waare
                              wesentlich verändert. Lose gewebte Zeuge sind weit dichter geworden; freilich haben
                              sie etwa ein Sechstel in der Breite eingebüßt, aber sie sind auch viel stärker und
                              härter geworden. Fäden daraus, welche durchschnittlich nur 12 Loth tragen konnten,
                              ehe sie präparirt wurden, tragen jetzt 16 Loth, ehe sie zerreißen. Gewirkte Waaren
                              dagegen haben den Nachtheil, sehr an Elasticität zu verlieren: man kann dieß
                              vollkommen zugeben, ohne den Werth des Processes herabzusetzen. Meinungen, die
                              geäußert werden, z.B. daß solche Strümpfe, die allerdings sehr viel schöner
                              aussehen, wie vor der Präparation, aber sehr unelastisch geworden sind, wegen
                              Nichtgestattung der Ausdünstung ungesund zu tragen seyen, sind ganz grundlos. Der
                              Erfinder glaubt nachweisen zu können, daß die Soda sich chemisch mit der Baumwolle
                              verbinde, die Schwefelsäure zersetze die Verbindung, scheide aber die Baumwolle mit
                              einem Atom Wassergehalt mehr ab, als sie im gewöhnlichen Zustand enthalte; das
                              Wasser entweiche bei 76° C., ohne daß die Eigenschaften der präparirten Faser
                              verändert würden. Man kann den Beweis für diese Erklärung als noch nicht geliefert
                              betrachten. Man mag sich die Wirkung vielmehr mechanisch vorstellen. Die Sodalauge
                              macht die platt zusammengetrocknete, schlauchartige Baumwollenfaser aufquellen,
                              daher die Verkürzung, dringt in das Innere derselben und wird daraus nur mit Hülfe
                              der Schwefelsäure vollständig ausgewaschen, was leicht stattfindet. Der
                              aufgequollene Zustand, das Rundwerden der platten Faser soll sich unter dem
                              Mikroskope leicht erkennen lassen; welche Schwierigkeit besteht dann noch, den
                              wichtigsten Theil der Entdeckung zu begreifen, auch ohne Zuziehung der chemischen
                              Veränderung, daß nämlich die präparirte Baumwolle sich so
                                 schön, intensiv und feurig, wie Wolle färbt.
                           Die Farbstoffe vermögen jetzt in die Faser selbst einzudringen, sie haften nicht mehr
                              bloß auf der Oberfläche, sie werden in größerer Menge aufgenommen, sie sind fester
                              gebunden; die Faser selbst, nicht nur die Oberfläche muß zerstört werden, wenn sie
                              sich abreiben sollen.
                           Es liegen uns eine Masse von Proben vor, wo die halben Stücke präparirt, die andere
                              Hälfte nicht präparirt und das Ganze dann gleichzeitig in denselben Bädern gefärbt
                              wurde. Die ersteren Theile sehen wie wollene Stoffe, die zweiten wie gewöhnliche
                              Kattune aus; eben so ist es bei Baumwollen-Sammet u.s.w. Bedruckt man die
                              Stoffe vor der Präparation mit Gummi, so wirkt die Sodalauge an diesen Stellen nicht
                              ein, es bleiben gemusterte Zeuge mit lichteren und dichteren Stellen; färbt man
                              diese, so ist die Färbung eben so verschieden. Allerdings lassen sie sich nicht
                              glätten. Die vollendeten Versuche an vielleicht 50 verschiedenen Stücken liegen vor,
                              die Anwendung im Großen kann und wird nicht ausbleiben. (Amtl. Bericht über die
                              Londoner Industrie-Ausstellung Bd. I S. 274.
                           
                        
                           
                           Das Faulen des Wassers zu verhüten.
                           Ein gutes Mittel gegen das Faulen des Wassers besteht darin, daß man dasselbe mit
                              metallischem Eisen in Berührung bringt. Die Wirksamkeit dieses Mittels wurde unter
                              anderm an Wasser bemerkt, worin Blutegel aufbewahrt wurden. Man kann diese Jahre
                              lang in demselben Wasser aufbewahren, indem man nur das verdunstete Wasser ersetzt,
                              ohne daß das Wasser faul wird, wenn in demselben sich viele eiserne Nägel befinden.
                              Durch das Rosten derselben wird das Faulwerden verhindert, indem der Schleim, den
                              die Thiere entlassen, sich stets mit dem Eisenroste verbindet. (Allgem. polytechn.
                              Zeitung, 1853, Nr. 3.)
                           
                        
                           Entfernung des übeln Geruchs der Nachtgeschirre und
                              Abtrittgruben durch Eisenvitriol.
                           In der neuen Strafanstalt bei Berlin sind auf höhere Anordnung hin Versuche mit der
                              Anwendung des Eisenvitriols zur Entfernung des Übeln Geruchs der
                              Nachtgeschirre und Abtrittgruben gemacht worden, welche so günstige Resultate
                              geliefert haben, daß die Regierung von Potsdam sie unterm 3. Decbr. v. J. im
                              preußischen Staatsanzeiger veröffentlichte.
                           Es wurden nämlich täglich 10 Pfund Eisenvitriol in 170 Quart Wasser aufgelöst und
                              diese Auflösung auf 38 größere Nachtgeschirre zur Vertilgung des Geruchs verwendet.
                              Die Kosten dafür beliefen sich bei einem Preise von 1 Thlr. 15 Sgr. per Centner Eisenvitriol auf 4 Sgr 1 Pfg. täglich und
                              auf 1 11/38 Pfg. für jedes Nachtgeschirr. Das Auflösen nahm man mit kaltem Wasser in
                              hölzernen oder irdenen Geschirren unter mehrmaligem Umrühren vor. Zinkgefäße taugen
                              dazu nicht, sie werden angegriffen. Die Auflösung erhält hierbei nach dem
                              1000theiligen Aräometer ein specifisches Gewicht von 20 Graden bei einer Temperatur
                              von 14° R. Diese Flüssigkeit beseitigt allen stinkenden Geruch, so lange der
                              Koth damit übergossen und die Uringefäße bis zu 1/8 des Raumes damit gefüllt
                              sind.
                           Für eine Abtrittgrube von 275 Kubikfuß Rauminhalt reichen 25 Pfd. Eisenvitriol in 200
                              Pfd. (90 Quart) Wasser aufgelöst – also 3/8 Pfd. auf den Kubikfuß –
                              hin, wobei aber die Auflösung mit dem Koth vermengt werden muß, so daß der Unrath
                              von derselben vollständig bedeckt ist.
                           In Anstalten, wo mehr Fleischspeisen als in der Strafanstalt gereicht werden, muß
                              auch mehr Eisenvitriol genommen werden, wogegen aber die Düngkraft des auf diese
                              Weise geruchlos gemachten Unrathes bedeutend erhöht wird, wie man sich auf dem sonst
                              ganz unfruchtbaren Boden bei der neuen Strafanstalt beim Anbaue verschiedener
                              Gartenfrüchte überzeugt hat. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1852, S.
                              812.)
                           
                        
                           Preisaufgabe des königlichen Ingenieur-Vereins im
                              Haag.
                           Die Regierung der Stadt Amsterdam hat im Jahre 1852 einer Commission von fünf
                              Mitgliedern die Untersuchung aufgetragen, ob die Idee, Amsterdam durch einen großen
                              Schifffahrt-Canal mit der Nord-See zu verbinden, nämlich in der
                              Richtung, wo Holland am schmalsten ist, ausführbar sey,
                              und, im bejahenden Fall, davon einen Entwurf zu machen.
                           Dieser Entwurf, ausführlich erörtert in dem Rapport der Commission vom December 1852,
                              ist im J. 1853 gedruckt worden und allgemein zu haben.Verslag van de door het bestuur der stad Amsterdam
                                       benoemde Commissie, tot onderzoeg naar de mogelijkheid, om door het
                                       smalle gedeelte van Holland een kanaal, geschikt voor de groote
                                       sheepvaart, en eene veilige haven aan te leggen. Te Amsterdam, ter
                                       stadsdrukkerij. 1853. Preis 3 Gl.
                              
                           
                           Der Kostenanschlag sämmtlicher Arbeiten beträgt die Summe von achtzehn Millionen
                              Gulden, und die Zeit der Ausführung ist auf fünfzehn Jahre angesetzt.
                           Die bedeutenden Kosten, aber mehr noch die lange Zeitdauer sind Schwierigkeiten, die
                              vielleicht die Ausführung nicht ermöglichen dürften.
                           Der königliche Ingenieur-Verein dazu angesucht und in Stand gesetzt von einem
                              seiner Mitglieder, schreibt deßhalb, mit Gutheißen und Mitwirken der Regierung von
                              Amsterdam, die folgende Preisfrage aus:
                           
                              „Den Entwurf eines Canals zu liefern, für Schiffe von der
                                 größten Construction, zur Verbindung des Y bei
                                 Amsterdam mit der Nord-See, in der Richtung, wo Holland am schmälsten ist, und worin obige Schwierigkeiten, die gegen
                                 den bestehenden Entwurf gemacht werden können, vermieden werden.“
                              
                           Zu den einzuschickenden Antworten müssen gefügt werden Kostenanschlag und detaillirte
                              Eintheilung der Arbeiten, welche für die Frist der Ausführung angenommen werden.
                              Zeichnungen sind nur insofern erforderlich, als sie nöthig seyn dürften, um deutlich
                              die Abweichungen vom oben erwähnten gedruckten Rapport anzuzeigen. Die in demselben
                              enthaltenen Nivellirungen, Sondirungen und sonstigen Messungen des Terrains werden
                              als richtig und genau angenommen und mögen zur Grundlage dienen zu den Erörterungen
                              und Berechnungen in den Antworten auf die Preisfrage.
                           Die Antworten werden vor dem 31. December 1853 franco
                              eingesendet an den Secretär des königlichen Ingenieur-Vereins im Haag. Sie
                              müssen in deutlicher lateinischer Schrift verpaßt seyn, entweder in holländischer,
                              französischer, deutscher oder englischer Sprache. Alle Theile müssen irgend ein
                              Kennzeichen oder einen Spruch führen. Ein versiegelter Brief, worauf dieses Zeichen
                              oder dieser Spruch vermeldet ist, enthält den Namen des Einsenders; doch steht es
                              den Concipisten frei, die Stücke mit ihrer Namensunterschrift zu versehen.
                           Die Beurtheilung der Antworten geschieht durch den dirigirenden Rath des königlichen
                              Ingenieur-Vereins. Der Verfertiger des besten, ausführbaren Entwurfs bekommt
                              eine Belohnung von zweitausend Gulden, wovon die eine
                              Hälfte von dem obenermeldeten Mitgliede des Vereins, und die andere von der
                              Regierung von Amsterdam angewiesen ist.
                           Die zu den gekrönten Antworten gehörenden Stücke bleiben im Archiv des Vereins
                              aufbewahrt, und es steht dem Vereine frei, die darin enthaltenen Andeutungen und
                              Ideen bei der Zusammenstellung eines andern Entwurfes zu benutzen für den Fall, daß
                              keine der Antworten ganz zur Ausführung geeignet wäre, und also der Prämie nicht
                              werth erachtet werden sollte. In diesem Falle jedoch wird, wie billig, ein Theil der
                              Prämie dem Entwerfer solcher Stücke zuerkannt werden.
                           Die Namenbillets der nicht entsprechenden Antworten werden uneröffnet in der
                              allgemeinen Versammlung des Ingenieur-Vereins verbrannt.
                           Der dirigirende Rath des königl. Ingenieur-Vereins,
                           F. W. Conrad, Präsident.
                              Staring, Secretär.