| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 128, Jahrgang 1853, Nr. , S. 460 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Clark, über das Verdampfungsvermögen der
                              Locomotivkessel.
                           In der betreffenden Abhandlung (S. 326 in diesem Bande des polytechnischen Journals)
                              ist die Formel für die ökonomische Verdampfungskraft der Locomotivkessel per Quadratfuß des Rostes und per Stunde unrichtig gedruckt; anstatt
                           c = 0,00222 (h²/g)
                           sollte sie seyn:
                           c = 0,00222 (h/g)².
                           (Civil Engineer's Journal, Jun. 1853,
                              S. 234.)
                           
                        
                           Elastische Scalen für Thermometer; von W. Mackenzie und G. Blair in
                              Glasgow.
                           Die elegante Erfindung, welche sich Mackenzie und Blair am 5 October 1852 patentiren ließen, besteht darin,
                              daß sie graduirte Scalen für Thermometer und andere Meßinstrumente, auf Blätter von
                              elastischen Substanzen, z.B. von vulcanisirtem Kautschuk drucken; dieselben können
                              dann den verschiedenen Längen zwischen zwei fixen Punkten einer Glasröhre angepaßt
                              werden, indem man sie auszieht oder sich zusammenziehen läßt. Die Linien der
                              Graduirungen werden mit ihren entsprechenden Ziffern etc. mit Lettern gesetzt,
                              worauf man diese Form auf die elastischen Blätter abdruckt, entweder nachdem
                              letztere schwach gestreckt (verlängert) worden sind, oder in ihrem natürlichen
                              Spannungszustande. Bei der gewöhnlichen Construction der Thermometer muß die Scale
                              für jede Quecksilberröhre besonders gemacht werden, um nur annähernde Genauigkeit zu
                              erzielen; nach dem neuen System kann man hingegen eine beliebige Anzahl und
                              Mannichfaltigkeit von Scalen und Röhren mit gleicher Genauigkeit einander anpassen,
                              ohne irgend eine besondere Auswahl. Nachdem nämlich zwei fixe Punkte, z.B. der
                              Gefrier- und Siedepunkt, bestimmt und auf der Glas-Röhre bezeichnet
                              worden sind, streckt man die elastische Scale so weit, daß die Graduirung für den
                              Gefrier- und Siedepunkt auf derselben den Zeichen an der Röhre genau
                              entspricht; und wenn das elastische Material von gleichförmiger Breite, Dicke und
                              Elasticität ist, so wird man alle Zwischengrade mit dem entsprechenden
                              Quecksilberstand der Röhre übereinstimmend finden. Die Veränderungen in der
                              Temperatur und dem Druck der Atmosphäre haben auf den vulcanisirten Kautschuk keinen
                              merklichen Einfluß, und wenn die Streifen beschmutzt wurden, kann man sie waschen.
                              Für die meisten Zwecke sind parallele Streifen des elastischen Materials
                              ausreichend; wenn aber die größte Genauigkeit des Instruments für chemische,
                              meteorologische und technische Zwecke erforderlich ist, so schneidet man die
                              Streifen so zu, daß sie in der Mitte breiter oder enger sind, je nachdem sie nach
                              dem Bedrucken gestreckt werden müssen, oder man dieselben sich zusammenziehen läßt.
                              Benutzt man diesen
                              Kunstgriff für Thermometer, so kann man die Druckplatte den Unregelmäßigkeiten der
                              Ausdehnung verschiedener Flüssigkeiten genau anpassen, und alle Abdrücke derselben
                              müssen folglich für jeden Thermometer anwendbar seyn, für welchen die besondere
                              Flüssigkeit benutzt wird, deren bestimmtem Ausdehnungsverhältniß die ursprüngliche
                              Platte angepaßt worden ist. Nur wenige Thermometerröhren haben eine vollkommen
                              gleichförmige Weite, und daher sind in solchen Fällen die Angaben der
                              Quecksilbersäule fehlerhaft; die elastische Scala hilft aber diesem Uebelstand ab,
                              weil man die Streifen an den verschiedenen Punkten, welche den Ungleichheiten der
                              Röhrenweite entsprechen, breiter oder schmaler schneiden kann, so daß der
                              Unterschied in der Ausdehnung und Zusammenziehung mit dem Unterschied im Steigen und
                              Fallen der Quecksilbersäule übereinstimmt. (Practical
                                 Mechanic's Journal, Juni 1853, S. 68.)
                           
                        
                           Ueber die Absorption oder Verdichtung der Gase durch scheinbar
                              undurchdringliche Körper; von Jamin und Bertrand.
                           Hr. Jamin, Professor der Physik an der polytechnischen
                              Schule zu Paris, und Hr. Bertrand, Professor der Physik
                              am Stanislaus-Collegium, haben der Akademie der Wissenschaften durch Hrn. Arago eine Abhandlung überreicht, welche der
                              Ausgangspunkt einer Reihe von neuen Untersuchungen seyn wird, die uns den Schlüssel
                              zur Erklärung von zahlreichen Erscheinungen liefern dürften, deren Ursache noch
                              unbekannt ist. Es handelt sich von der Absorption der Gase, nicht bloß durch die
                              porösen Körper, wie z.B. die Kohle, sondern auch durch die scheinbar
                              undurchdringlichen Körper. Die Beobachtung der HHrn. Jamin und Bertrand besteht im Wesentlichen im
                              Folgenden. Sie nehmen einen gewöhnlichen kugelförmigen Ballon, welchen sie
                              einerseits mit einer Luftpumpe in Verbindung setzen, und andererseits mit einem
                              Manometer, dessen zweiter Schenkel in der Atmosphäre offen ist; in den Ballon bringt
                              man irgend ein nicht poröses Pulver, z.B. Quarzsand, Glasstücke, Metallfeile,
                              überhaupt einen festen Körper, welcher zerrieben oder gepulvert und sorgfältig
                              gewaschen worden ist. Angenommen, man habe als festen Körper zerstoßenes Glas
                              angewandt, dessen Dichtigkeit man kennt; man bestimmt genau den Inhalt des Ballons,
                              wiegt das zerstoßene Glas, welches man hineinbringt, und kann folglich den
                              freigebliebenen inneren Raum berechnen; man stellt nun das Vacuum her; dann leitet
                              man in den Ballon (die Methode brauchen wir nicht näher zu beschreiben) ein Volum
                              von irgendeinem Gas, genau gleich dem freien Inhalt des Ballons. Es ist leicht a priori den Druck des Gases zu berechnen, welches dann
                              im Ballon eingeschlossen ist, und ihn mit dem wirklichen Druck zu vergleichen,
                              welcher nach den besten bekannten Methoden bestimmt wurde; die Vergleichung des
                              theoretischen mit dem beobachteten Druck ergibt nun, daß ersterer in allen Fällen
                              stets größer als der zweite ist, woraus man schließen muß, daß der Ballon nicht mit
                              Gas erfüllt ist, daß die Menge des eingeführten Gases, welche ihn füllen sollte, ihn
                              also nicht ausfüllt, wenn man sich so ausdrücken darf, was sich nur durch die
                              Annahme erklären läßt, daß ein Theil des Gases durch feste Partikelchen absorbirt
                              oder verdichtet, d.h. auf ein kleineres Volum gebracht wird.
                           Man kann den Versuch auf andere Weise anstellen: anstatt nämlich in den Ballon ein
                              constantes Gasvolum einströmen zu lassen, kann man Gas hineinleiten, bis er voll
                              ist, d.h. bis sein innerer Druck z.B. dem atmosphärischen Druck gleich kommt. Da man
                              den Druck und die Dichtigkeit des Gases kennt, so kann man durch eine neue Wägung
                              das hineingebrachte Volum bestimmen und folglich erfahren wie viel Gas in dem
                              Augenblick eingetreten war, wo der Ballon voll befunden wurde. Nun zeigt sich in
                              allen Fällen, daß das hineingebrachte Volum größer war als der freie Inhalt des
                              Ballons, d.h. daß man zum Füllen des Ballons ein größeres Gasvolum hineinleiten
                              mußte, als dem auszufüllenden Raum entspricht; um wieviel dasselbe größer ist, dieß
                              hängt von der Natur des Gases und auch von der Natur des gepulverten festen Körpers
                              ab. Um einen Ballon zu füllen, dessen freier Inhalt 590 Kubikcentimeter betrug,
                              brauchte man z.B., als man Glasstücke hineinbrachte, 645 K. C. Kohlensäure, 602 K.
                              C. Luft, und nur 595 K. C. Wasserstoff. Die Differenzen, 55 K. C., 12 K. C., 5 K. C., drücken die
                              Quantitäten des durch die festen Partikelchen (die Glasstücke) absorbirten Gases
                              aus, und man sieht: 1) daß die Kohlensäure viel stärker absorbirt wird als die Luft,
                              daß hingegen das Wasserstoffgas kaum absorbirt wird; 2) daß in den drei beobachteten
                              Fällen das Gas um so mehr absorbirt wurde, je dichter es ist.
                           Will man, nachdem diese Absorption ihr Maximum erreicht hat (was erst nach einer
                              gewissen Zeit der Fall ist), neuerdings das Vacuum im Ballon herstellen, so ist
                              dieses sehr schwierig, oder man gelangt vielmehr nie dazu; die festen Partikelchen
                              geben niemals das Gas vollständig ab, welches sie um sich absorbirt oder verdichtet
                              haben; sie halten es zurück, und um bei einem zweiten ähnlichen Versuch den Ballon
                              zu füllen, braucht man daher weniger Gas. Wenn man das erste Mal, um den Ballon zu
                              füllen, folgende Gasvolume hineinleiten mußte:
                           721 K. C.     636 K.
                              C.     629 K. C.     627 K.
                              C.     622 K. C.
                           so braucht man das zweitemal, nachdem das Vacuum hergestellt
                              wurde, nur folgende Volume:
                           644 K. C.     630 K.
                              C.     621 K. C.     620 K.
                              C.     616 K. C.
                           Die Untersuchungen der HHrn. Jamin und Bertrand sind neu hinsichtlich der Form ihrer Versuche
                              der Methoden, welche sie zu den Messungen angewandt haben; denn die Thatsache, daß
                              die Gase an der Oberfläche aller Körper um feste Partikelchen herum absorbirt oder
                              verdichtet werden, war längst bekannt.
                           Hr. Jamin hat uns unlängst einen einfachen und sehr
                              interessanten Versuch mitgetheilt, welcher die Existenz dieser
                              Gas-Atmosphären auffallend nachweist. Man nimmt gepulvertes Bleiweiß oder
                              Zinkweiß, reibt es mittelst eines Läufers mit Wasser zu einem vollkommen
                              gleichförmigen dünnen Brei an, in welchem man keine Gasblase wahrnehmen kann. Man
                              gießt den Brei in einen Ballon mit langem Hals, so daß er zwei Drittel des Ballons
                              füllt; man bringt diesen Ballon unter die Glocke der Luftpumpe und stellt das Vacuum
                              her; man sieht dann, daß sich die Masse sogleich aufbläht und den Ballon ganz
                              ausfüllt, indem sie ein homogener Teig bleibt; alle die kleinen Atmosphären welche
                              die festen Partikelchen umgeben, dehnen sich nämlich aus, und nehmen einen größeren
                              Raum ein; wenn man fortfährt, das Vacuum herzustellen, so steigt die Flüssigkeit
                              über den Rand; in dem Augenblick aber, wo man die Luft wieder eintreten läßt, sinkt
                              die Masse plötzlich, mit Stoß und Geräusch auf ihr anfängliches Volum herab. (Cosmos, Jun. 1853.)
                           
                        
                           Analyse des aus Holz dargestellten Leuchtgases.
                           Hr. Prof. Dr. Max Pettenkofer
                              in München, welcher gegenwärtig mit einer vollständigen
                              wissenschaftlich-technischen Arbeit über sein Holzgas beschäftigt ist, theilt
                              uns Folgendes über dessen Zusammensetzung brieflich mit:
                           
                              „Analyse eines Leuchtgases aus möglichst harzfreiem
                                    Fichtenholz:
                              
                           
                              
                                 
                                    
                                    a)
                                       ungereinigt.   
                                    b) gereinigt,
                                    
                                 
                                    schwerer Kohlenwasserstoff (ölbildendes
                                       Gas)   
                                          
                                       7,93
                                        10,57
                                    
                                 
                                    leichter Kohlenwasserstoff
                                         25,32
                                        33,76
                                    
                                 
                                    Kohlenoxyd
                                         28,21
                                        37,62
                                    
                                 
                                    Wasserstoff
                                         13,53
                                        18,05
                                    
                                 
                                    Kohlensäure
                                         25,01
                                          
                                       –
                                    
                                 
                              
                           
                              Die Absorption des schweren Kohlenwasserstoffes geschah mit rauchender
                                 Schwefelsäure, und die ganze Analyse wurde nach der Bunsen'schen Methode ausgeführt. Das specifische Gewicht des
                                 ungereinigten Gases berechnet sich auf 0,883, dasjenige des gereinigten (von
                                 Kohlensäure befreiten) Gases auf 0,667 – Resultate, welche mit directen
                                 Wägungen möglichst nahe übereinstimmen.
                              
                           
                              Aus dieser Zusammensetzung des ungereinigten Holzgases ersieht man, daß ein
                                 großer Theil des Sauerstoffes der Pflanzenfaser, die wir als Kohlehydrat
                                 betrachten müssen, sich mit Kohle zu Kohlensäure und Kohlenoxyd verbindet. Die
                                 gesteigerte Hitze wirkt ähnlich, wie die Gährung beim Zucker, einem mit der
                                 Pflanzenfaser sehr nahe verwandten Kohlenhydrate. Durch Ausscheidung von
                                 Sauerstoff aus dem Zucker in Form von Kohlensäure und Wasser, resultirt das eigentliche
                                 Leuchtgas, C₄H₄, Elaylgas. So wenig als sich in der Chemie nicht
                                 unterrichtete Personen wundern, daß man aus dem Zucker Aether und ölbildendes
                                 Gas erzeugt, ebensowenig wären sie auch berechtigt gewesen sich zu wundern, daß
                                 aus einem fast isomeren Körper wie die Pflanzenfaser, leuchtende gasförmige
                                 Producte erhalten werden.“
                              
                           Aus obiger Analyse ersieht man, daß das gereinigte Holzgas viel mehr schweren
                              Kohlenwasserstoff oder eigentliches Leuchtgas enthält, als das Steinkohlengas,
                              welches die Compagnien in London und Manchester dem Publicum liefern; nach Frankland's Analysen (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 365) beträgt der Gehalt dieses
                              Kohlengases an schwerem Kohlenwasserstoff nur 3 1/2 bis 5 1/2 Procent.
                           Nachdem die Holzgasbeleuchtung mit bestem Erfolg in Heilbronn a. N. eingeführt worden
                              ist, worüber ein Bericht von Hrn. Prof. Dr. Fehling im Polyt. Journal Bd. CXXVII S. 154 mitgetheilt wurde, nähern
                              sich die Einrichtungen für dieselbe Beleuchtung in der Stadt Bayreuth ihrer
                              Vollendung und andere Städte werden bald nachfolgen.
                           
                        
                           Ein neues boraxhaltiges, amerikanisches Naturproduct.
                           Dieses Product, welches im Gebiete von Iquique, zur Republik des Aequators (Peru)
                              gehörig, in beträchtlicher Menge vorzukommen scheint, besteht nach Lecanu's Analyse aus:
                           
                              
                                 Wasser
                                   34,60
                                 
                              
                                 erdigen Substanzen
                                   10,70
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                     9,87
                                 
                              
                                 schwefelsaurem Natron
                                     5,04
                                 
                              
                                 borsaurem Natron
                                   13,44
                                 
                              
                                 borsaurem Kalk
                                   26,35
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Der borsaure Kalk befindet sich in vierseitigen Prismen darin, wodurch sich dieses
                              Product von dem pulverförmigen borsauren Kalk unterscheidet, dem einzigen welchen
                              man bisher im Mineralreich aufgefunden hat.
                           Sollte sich dieses Mineral wirklich in bauwürdigen Quantitäten vorfinden, so könnte
                              einerseits der völlig gebildet darin enthaltene Borax, und andererseits die Borsäure
                              aus den beiden borsauren Salzen für den Handel daraus gewonnen werden; der borsaure
                              Kalk konnte auch durch doppelte Zersetzung etc. in borsaures Natron verwandelt
                              werden. (Comptes rendus, März 1853, Nr. 13.)
                           
                        
                           Die Niederschläge der verschiedenen Farbstoffe mit chromsaurem
                              Kali sind löslich und in einen zum Färben von Wolle geeigneten Zustand zu
                              versetzen.
                           In dem Werke „Chemie der färbenden Pflanzen vom Professor Runge“ hat der Verfasser eine Reihe von
                              Versuchen, erläutert durch 200 Stoffmuster, über die Verbindungen der wichtigsten
                              Farbstoffe als Blauholz, Rothholz, Quercitron etc. mitgetheilt, die namentlich für
                              jeden Färber und Drucker von großem Nutzen sind, da sie ohne bestimmte Vorschriften
                              zu geben, viel Stoff zum Nachdenken, zu Versuchen und Anwendungen für die Praxis
                              liefern.
                           Durch dieselben wurde Schreiber dieses besonders auf das Verhalten der
                              Pinksalzlösungen zu den mit chromsaurem Kali erzeugten Farbholzniederschlägen
                              aufmerksam gemacht, und in Folge dessen hat er Versuche angestellt, die viel
                              versprechende Resultate lieferten.
                           Zu schwachen Holzabkochungen gegebene chromsaure Kalilösung erzeugt bekanntlich nach
                              kürzerer oder längerer Zeit darin Niederschläge, die den Farbstoff fast ganz
                              enthalten, nur wie angenommen wird, in einem dunkleren oxydirten Zustande.
                           
                           Diese Thatsache findet ihre praktische Anwendung schon seit längerer Zeit in der
                              Wollenfärbei bei den sogenannten Chromfarben.
                           Eben so wichtig für die Wollenfärberei wird die hier näher zu besprechende Thatsache
                              seyn, daß sich die Niederschläge, welche man durch Mischen von
                                 Farbholzbrühen und chromsaurem Kali erhält, wiederum lösen lassen, und die
                              Lösungen richtig behandelt, sich sehr gut zum Färben von Wolle und Seide eignen.
                           Das Lösungsmittel derselben ist Pinksalz, das Mittel, um die
                                 Lösung alsdann zum Färben zu disponiren, der Zusatz einer Säure.
                           Die Versuche wurden zuvörderst mit Blauholzniederschlägen angestellt, welche wie oben
                              erwähnt, bereitet und von der Mutterlauge durch Filtriren getrennt waren.
                           Mit dem einfachen schwarzen Niederschlag, unter Zusatz des gehörigen Quantums Wasser
                              wurde Wollenstoff eine Zeit lang kochend behandelt, wobei keine Färbung eintrat.
                           Der Niederschlag wurde mit Pinksalzlösung aufgelöst, in der verdünnten braunschwarzen
                              Lösung Wolle gekocht, die Färbung wurde eine sehr matte schmutzige. Bei dem nun
                              erfolgenden Zusatz von Säure färbt die Wolle sich sehr schön violett und püce. Die
                              Intensität und Schönheit der Farbe nahm mit dem Zusatz von Säure zu, natürlich nur
                              so lange das Verhältniß der letzteren kein sehr großes war.
                           Kalt färbte sich Seide sehr schön in dieser Lösung.
                           Von den angewandten Säuren lieferte arsenige Säure das beste Resultat, dann
                              Weinsteinsäure, hierauf folgte die Schwefelsäure, welcher letzteren bei ihrer
                              Billigkeit der Vorzug bei der Anwendung im Großen zu geben ist.
                              Rothholzniederschläge lieferten dieselben Resultate, nur waren die Farben schön
                              rosenrothe und purpurfarbene.
                           Sämmtliche Proben sind heute, nach 8 Wochen der Herstellung, noch unverändert.
                           Leider fehlte bis jetzt die Zeit diesen gewiß wichtigen Gegenstand durch genaue nach
                              Maaß und Gewicht zu machende Versuche weiter zu erschöpfen, und wäre es
                              wünschenswerth, daß von mehreren Seiten solche angestellt würden.
                           Sollte sich wider Erwarten für die Färberei kein Nutzen durch Ausbeute dieser
                              Thatsachen herausstellen, so ist er für die Druckerei von Wollenstoffen sicher da;
                              ich erzeuge nämlich sehr schöne Stoffe auf die Art, daß ich sie zuerst mit
                              chromsaurem Kali ansiede, in Holzbädern ausfärbe, trockne, dann mit einer verdickten
                              Lösung von Pinksalz und Schwefel- oder Weinsteinsäure bedrucke und dämpfe.
                              Das erhaltene Product sind schwarze Böden mit violetten Figuren, und braune Böden
                              mit rothem Muster, Oliven mit Grün etc., je nach Herstellung des Grundes und
                              Zusatzes zur Druckmasse.
                           Folgende Punkte sind noch durch Versuche zu erledigen:
                           1) Ist ein Unterschied in Bezug auf Intensität, Schönheit und Aechtheit zwischen
                              einer Probe einfach mit Pinksalz, Schwefelsäure und einer Abkochung gefärbt und
                              einer anderen, wobei die letztere erst durch chromsaures Kali gefällt, und dann mit
                              Pinksalz und Schwefelsäure gefärbt wurde, bei Anwendung ganz gleicher Mengen der
                              Substanzen?
                           Da das chromsaure Kali die Farbstoffe oxydirt, so entstände die Frage: wird der
                              oxydirte Farbstoff hier auf irgendeine Weise reducirt, oder hat man es mit einer
                              Lösung des oxydirten Farbstoffes zu thun? Im letzteren Falle müßte bei gleichen
                              Mengen Farbmaterial gegen das einfache Verfahren ein Dunklerfärben stattfinden.
                           3) Wie verhält sich die Mutterlauge nach Abscheidung der Chromniederschläge, ist noch
                              Farbstoff darin? (Deutsche Muster-Zeitung, 1853, Nr. 3)
                           
                        
                           Anwendung der Milch in den Wollenmanufacturen.
                           Nachdem in der letzten Zeit der Preis der Tonne Olivenöl von 40 Pfd. Sterl. auf 70
                              Pfd. Sterl. gestiegen ist, haben die englischen Wollenmanufacturen angefangen
                              dasselbe mit Milch vermischt anzuwenden. Diese Mischung soll viel besser entsprechen
                              als das Oel allein, wahrscheinlich (?) weil das in den Milchkügelchen enthaltene
                              thierische Fett kräftiger auf die Wollenfasern wirkt als das reine Pflanzenöl für sich allein. (Practical Mechanic's Journal, Juni 1853, S. 77.) Nach
                              den Untersuchungen von Le Bel und Boussingault enthalten 100 Gewichtstheile Kuhmilch 3 1/2 bis 4 Theile
                              Fette.
                           
                        
                           Ueber das Verhältniß der organischen Materie zum Wasser im
                              rohen und gebratenen Hammelfleisch.
                           Ein mageres Stück Muskelfleisch von einer Hammelskeule lieferte Hrn. Lassaigne beim Austrocknen behufs der Bestimmung seines
                              normalen Wassergehalts 65 Proc. Wasser auf 35 Proc. organische Materie, während es,
                              auf gewöhnliche Weise gebraten, nur noch 53,4 Wasser auf 46,6 trockener organischer
                              Materie enthielt. Durch die Einwirkung der Hitze erhöht sich also der Gehalt an
                              organischer Materie um wenigstens 11 Proc. Das rohe Fleisch verliert sonach beim
                              Braten mittelst directen Feuers ein Viertheil seiner Masse, und 3/4 gebratenen
                              Hammelfleischs sind 1 Theil des ungebratenen Fleisches äquivalent. (Journal de Chimie médicale, März 1853, S.
                              158.)
                           
                        
                           Ueber die Erkennung von Blutflecken; von Dr. Julius Löwe.
                           Es ist für den Chemiker in vielen gerichtlichen Fällen eine schwierige Ausgabe, die
                              Gegenwart des Blutes auf Leinwand oder anderen Kleidungsstücken, welche ihm vom
                              Gerichte zur Untersuchung eingehändigt, mit aller Gewißheit darzuthun. Bis jetzt ist
                              es immer noch das Mikroskop, das bei starker Vergrößerung die entscheidende Antwort
                              aus die gestellte Frage ertheilen muß, und selbst die Resultate von diesem sind
                              getrübt, sobald das Blut auf dem haftenden Gegenstande eingetrocknet, denn bei
                              dessen Erweichung mit Wasser werden die sonst charakteristischen Formen der
                              Blutkörperchen oft wesentlich verändert, sie schwellen gleichsam zu durchsichtigen
                              Halbkugeln auf, erscheinen auch oft an ihren Rändern gefranzt oder zerrissen, so daß
                              es einer großen Uebung und Umsicht im Gebrauche des Mikroskops bedarf, welche mehr
                              in diesem speciellen Falle dem Physiologen als Chemiker eigen ist, um die schwierige
                              Frage zu einer gewünschten Entscheidung zu führen. Außerdem muß ein Schluß in so
                              wichtigen Fällen, wie sie die forensische Chemie bietet, bei denen der Richter oft
                              ganz mit auf die Aussage des Analytikers sich stützt, nicht nur aus einem einzigen
                              angestellten Versuche, sondern aus einer Neide solcher herausgewachsen seyn. Wird
                              die Frage specieller gestellt, und handelt es sich darum zu ermitteln, ob
                              Menschen- oder Thierblut, dann freilich werten alle chemischen Reactionen bei
                              der großen Identität dieser alle lebenden Wesen höherer Ordnung durchströmenden
                              Flüssigkeit uns im Stiche lassen, und nur mikrometrische Messungen mit Hülfe des
                              bewaffneten Auges entscheiden. – Eine Untersuchung gleicher Art, welche ich
                              die Ehre hatte in Gemeinschaft mit Hrn. Prof. Böttger
                              auszuführen, hat mich veranlaßt, die bis jetzt bekannten chemischen Reactionen über
                              diesen Gegenstand zu prüfen, und mich auf eine eigene Methode geführt, welche ich in
                              der durchblätterten chemischen Literatur nicht erwähnt fand und die ich einem
                              chemischen Publicum zu deren Begutachtung in diesem Journale niederlege. Was Bertazzi (Jodwasser) und Andere in dieser Sache
                              mittheilen, dem konnte ich bei öfters wiederholter Ausführung wenig Befriedigung
                              abgewinnen, ebenso erscheint mir die Art der Erkennung von Blutflecken mit
                              concentrirter Schwefelsäure nach Piria doch nicht
                              genugsam entscheidend, wenn ich auch dessen Angaben bestätigen muß. Weit mehr
                              Anerkennung verdienen die um Umsicht ausgeführten mikroskopischen und
                              mikrochemischen Untersuchungen von C. Schmidt, welche
                              derselbe in einem kurzen Heftchen dem Drucke übergeben hat.
                           Gestützt nun auf die Tatsache, daß stickstoffhaltige Körper und namentlich Blut, in
                              dessen Masse eine so reiche Menge von Proteinverbindungen verflüssigt sind, beim
                              Zusammenschmelzen mit kohlensaurem Kali die Ursache zur Bildung von Cyankalium sind,
                              und letzteres bei wässeriger Lösung mit Eisenfeile in Berührung sich in gelbes Blutlaugensalz umsetzt,
                              zweifelte ich nicht, daß die Nachweisung der Blutflecken durch folgenden Versuch
                              sich müsse feststellen lassen:
                           Ein Stückchen der mit Blut durchdrungenen Leinwand wird mit destillirtem Wasser in
                              einer kleinen Porzellanschale befeuchtet und so lange damit in Berührung gelassen,
                              bis das letztere die ausgetrocknete rothe Masse völlig gelöst und die Leinwand fast
                              farblos erscheint. Letztere nimmt man alsdann mit der Pincette heraus, preßt sie
                              zusammengefaltet zwischen zwei Glasplättchen aus, reinigt sie noch vollständig mit
                              etwas destillirtem Wasser und spült die letzten Tropfen zu dem rothen Inhalte des
                              Schälchens. Die gefärbte Flüssigkeit versetzt man mit kohlensaurem Kali und dampft
                              sie bei 105° C. zur vollständigen Trockne ab; eine höhere Temperatur muß
                              sorgfältig vermieden werden. Den nun erhaltenen wasserfreien Rückstand gibt man in
                              eine mehr lange als weite Glasröhre, welche unten in einer Spitze ausgezogen und
                              bedeckt ihn noch mit einer Lage von kohlensaurem Kali, um so viel als thunlich den
                              Zutritt der atmosphärischen Luft zu verhüten, welche leicht eine Umsetzung des
                              Cyankaliums in cyansaures Kali während der Schmelzung herbeiführen könnte, welches
                              letztere Salz bekanntlich für die Bildung von Ferrocyankalium ganz ohne Einfluß ist,
                              wodurch leicht ein negatives Resultat sich ergeben würde. Auch könnte man die
                              Schmelzung in einem kleinen eisernen Tiegel ausführen, der von etwas mehr hoher als
                              weiter Gestalt und nach Art der Platintiegel mit einem übergreifenden Deckel zu
                              verschließen ist. – Die Masse im Glasröhrchen setzt man nun längere Zeit
                              hindurch mit Hülfe des Löthrohrs einer starken Schmelzhitze aus, läßt sie dann
                              erkalten, schneidet in der Nähe der dunklen Probe das Röhrchen mit einem Feilstriche
                              ab und wirft es mit seinem offenen Ente in ein Reagensgläschen, in welches man ein
                              wenig warmes Wasser und Eisenfeile oder besser Schwefeleisen (da letztere Verbindung
                              leichter von der Cyankaliumlösung aufgenommen und zersetzt wird) gebracht hat. Den
                              Proceß der Ferrocyankaliumbildung sucht man durch gelindes Erwärmen zu beschleunigen
                              und zu unterstützen, filtrirt dann die Lösung von dem metallischen Rückstand in ein
                              anderes Probirgläschen ab, säuert das alkalische Filtrat mit Salzsäure schwach an,
                              um das vorhandene kohlensaure Kali zu zersetzen, und gibt nun zu der schwach sauren
                              Lösung 1–2 Tropfen Eisenchlorid. Die Flüssigkeit färbt sich sogleich gelblich
                              grün, da die entstehende Verbindung von Berlinerblau wegen ihrer großen Vertheilung
                              in der vom überschüssigen Eisensalze gelb gefärbten Lösung suspendirt ist. Nach
                              kurzem Stehen hat sich das blaue Präcipitat an dem Boden des Röhrchens abgesetzt und
                              kann nun an seinen charakteristischen Eigenschaften erkannt werden. Eine große
                              Anzahl von Versuchen, welche ich mit ganz kleinen Proben von mit Blut imprägnirter
                              Leinwand ausführte, haben stets ein positives Resultat gehabt, mochte die
                              eingetrocknete Masse nun längere oder kürzere Zeit auf der Faser gehaftet haben, und
                              ich lebe der Ueberzeugung, daß auch nach einem Abschnitte von Jahren ihre Gegenwart
                              dieser Beweisführung sich nicht entziehen wird. Getragene und von Schweiß
                              durchdrungene Leinwand habe ich für sich der Schmelzung mit kohlensaurem Kali
                              unterworfen, um durch den Versuch festzustellen, ob die in den schweißigen
                              Exhalationen enthaltenen Ammoniakverbindungen zur Cyanbildung beitragen könnten,
                              wodurch freilich in manchen Fällen das Experiment zweifelhaft würde; allein nie habe
                              ich die geringsten Spuren von blauen Flöckchen bei Zusatz von Eisenchlorid und nach
                              langer Zeit ruhigen Stehens wahrnehmen können, was mir unmöglich würde entgangen
                              seyn, indem der gefärbte Niederschlag bei der geringsten Bewegung des Gläschens in
                              kleinen Wirbeln vom Boden aufsteigt. Die Lösung des Eisensalzes wurde vor dem
                              Zusatze nochmals filtrirt, um allen Täuschungen vorzubeugen und alsdann das Röhrchen
                              mit einem Korke verschlossen. Außerdem ist wohl a priori
                              schon wahrscheinlicher, daß Ammoniakverbindungen bei Gegenwart des Alkalis schon bei
                              niederer Temperatur sich zersetzt und verflüchtigt haben würden, als anzunehmen, daß
                              bei den hohen Hitzgraden, wie sie die Cyanbildung verlangt, letztgenannte Verbindung
                              aus den Bestandtheilen des Ammoniaks entstehen sollte. Gerade der hohe Reichthum des
                              Blutes an Proteinsubstanzen ist der Cyanbildung selbst bei so geringen dem Versuche
                              ausgesetzten Mengen günstig, und es scheint mir, daß dieses Experiment
                              charakteristisch genug ist, um die Gegenwart einer so complicirten Flüssigkeit in
                              zweifelhaften Fällen mit Erfolg darzuthun. Wo organische Pigmente wegen ihrer
                              Aehnlichkeit mit dem Blutfarbstoffe einen Zweifel aufkommen lassen, da läßt
                              letzterer sich schon beseitigen durch das deutlich ausgeprägte Verhalten jener zu
                              Ammoniak, unterchlorigsaurem Kalk, Natron oder freiem Chlor, und was die Rostflecken
                              anbelangt, so werden diese nimmer, haften sie auf der Pflanzenfaser oder auf den
                              Klingen schneidender Instrumente, beim Verschmelzen mit kohlensaurem Alkali,
                              Cyankalium oder Doppelcyanüre erzeugen können.
                           
                        
                           Neues Mittel gegen die Kartoffelkrankheit.
                           Das Gardener's chronicle berichtet über ein Buch, welches
                              kürzlich in Rußland von dem Staatsrath und Professor A. N. C. Bollmann über die Kartoffelkrankheit erschien. Nach dem Verfasser braucht
                              man die Kartoffeln nur bei einer hinreichend hohen und lange genug andauernden
                              Temperatur auszutrocknen, damit die Knollen, welche dieselben nach der Saat liefern,
                              vollkommen gegen die Krankheit geschützt sind. Man verdankt diese Entdeckung einem
                              glücklichen Zufall. Jemand hatte im Frühling 1850 ein Loos Kartoffeln in eine sehr
                              heiße Kammer gebracht; nach drei Wochen waren sie vollkommen trocken geworden; er
                              steckte sie aus und war sehr erstaunt, nicht nur eine reichlichere, sondern ganz
                              gesunde Ernte zu erhalten; im Jahre 1851 wiederholte er den Versuch mit gleichem
                              Resultat. Er theilte diese Thatsache Hrn. Bollmann mit,
                              welcher seinerseits Versuche, und zwar unter den ungünstigsten Umständen anstellte;
                              sein Vorrath von Kartoffeln war erschöpft und er daher genöthigt, die erforderlichen
                              Saatknollen zu kaufen, viele von diesen waren krank, einige sogar ganz faul;
                              dessenungeachtet ließ er sie einen Monat lang in einer heißen Kammer austrocknen,
                              zerschnitt dann die größten in vier Theile, die kleinen in Hälften, und ließ sie
                              noch eine ganze Woche trocknen; sie waren dann so hart geworden, daß man befürchten
                              mußte die Keime seyen abgestorben; in den Boden gebracht, keimten sie jedoch
                              vollkommen, und gaben drei Wochen vor allen andern die ersten jungen Kartoffeln von
                              ausgezeichneter Güte; man erhielt neun Knollen auf einen der gesteckten; während die
                              Ernten der benachbarten Felder von der Krankheit ergriffen war, zeigte sich keine
                              einzige von den Kartoffeln des Hrn. Bollmann krank.
                           Derselbe theilt zahlreiche derartige Thatsachen mit. Hr. Wasileffski pflegt während des ganzen Winters Kartoffeln in dem weiten
                              Kamin aufzubewahren, worin er seine Schinken räuchert; im Jahre 1852 steckte er
                              solche geräucherte und trockene Knollen und erhielt eine sehr reichliche Ernte mit
                              sehr wenig kranken Knollen, während die mit wasserhaltigen Knollen besteckten Felder
                              von der Krankheit furchtbar verherrt wurden. Hr. Bollmann
                              ist daher überzeugt, daß man sich gegen die Krankheit. vollkommen sichern kann,
                              indem man ganz ausgetrocknete Saatkartoffeln anwendet. Ueber die zum Trocknen der
                              Kartoffeln erforderliche Temperatur und Zeit spricht sich der Verfasser nicht
                              deutlich genug aus; die Kammer worin er seine ersten Kartoffeln trocknete, war auf
                              18° R. geheizt; ein anderesmal benutzte er eine Trocknenkammer von 48°
                              R. (Cosmos, Juni 1853.)
                           
                        
                           Ueber ungewöhnliche Wurzelentwickelung des Raps.
                           Hr. Regierungsrath v. Massow hatte auf seinem Gute
                              Kammelwitz bei Steinau.a. O. im Mai d. Is. durch Drainirung ein sonst überaus nasses
                              Feld von 25 Morgen so trocken gelegt, daß es sich zum Bau des Rapses geschickt
                              zeigte. Im August des vorigen Jahres gesäet, gedieh er auch im Laufe dieses Winters
                              trefflich, so daß die starkbeblätterten Stauden Anfang Mai durchschnittlich die Höhe
                              von 2 bis 3 Fuß erreicht hatten. Plötzlich hörte der sonst reichliche Abfluß des
                              Wassers auf, das Feld versumpfte und das fernere Gedeihen des Rapses erschien sehr
                              zweifelhaft. Bei genauer Betrachtung der Röhren (der Hauptstrang wurde stellenweise
                              innerhalb einer Länge von 600 F., mehrere seitliche von 100 F. Länge geöffnet), fand
                              man sie mit einem fädigen weißlichen Gebilde dicht erfüllt, welches eben durch seine
                              Anhäufung den Abfluß verhinderte. Es erschien dem Aeußern nach durchweg
                              wurzelähnlich, gehört jedoch nicht in die Reihe der Kryptogamen, die heut, an allem
                              Schuld, wie neulich
                              jemand scherzhaft sagte, zuweilen allerdings auch wirklich in Röhren von
                              Wasserleitungen ihren Wohnsitz aufschlagen. In der Mitte jeder einzeln
                              ungegliederten Faser zeigt die mikroskopische Untersuchung ein Spiralgefäßbündel,
                              umgeben von dünnwandigen Parenchymzellen von derselben Art, wie wir sie bei Wurzeln
                              des Raps sehen, wofür auch ihr starker rübenartiger Geruch und Geschmack sprechen.
                              Endlich haben auch nach den Versicherungen des Hrn. Regierungsrath v. Massow, dem ich die Mittheilung dieses interessanten
                              Factums verdanke, genaue später angestellte Untersuchungen den Zusammenhang der
                              Wurzeln der Rapspflanze mit den im Innern der Drainröhren vorhandenen oft noch
                              2–3 F. langen Wurzelfasern auf das Bestimmteste nachgewiesen, obschon sich
                              die Röhren in der nicht geringen Tiefe von mindestens 4, theilweise selbst 6 F.
                              befinden. Der lockere Boden begünstigte wohl das Hinabsteigen der Wurzel, und das
                              fließende Wasser beförderte diese gewaltige Entwickelung, die mir bei Landpflanzen
                              in solchem Grade noch nicht vorgekommen ist. Insofern aber diese ganze Wahrnehmung
                              nicht unbedeutenden Nachtheil veranlaßt, dem vielleicht durch eigene Vorrichtungen
                              bei Anlage der Drainage vorgebeugt werden könnte, wollte ich nicht verfehlen, sie
                              zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, wie auch noch anzuführen, daß Hr. v. Massow sich bereit erklärt, nähere Auskunft zu ertheilen,
                              wie es ihm gelungen ist das beinahe drei Wochen hindurch vom Wasser überfluthete
                              Rapsfeld noch so zu erhalten, daß es immerhin noch einen durchschnittlichen Ertrag
                              von mindestens 12 Schäffel pro Morgen mit Sicherheit
                              erwarten läßt.
                           Breslau, den 11 Junius 1853.
                           H. R. Göppert.
                           (Beilage zu Nr. 135 der Schlessischen Zeitung.)
                           
                        
                           Fliegentödtende Mittel.
                           Im Handel kommt fliegentödtendes Papier vor, welches mit einer starken Lösung von
                              arseniksaurem Kali, manchmal auch der Lösung eines arsenigsauren Salzes, welcher
                              etwas Gummi und Zucker zugesetzt wurde, getränkt ist. Statt dieses, durch
                              Verschleppung und andere mögliche Zufälle so gefährlichen Mittels, empfiehlt Hr. Villain (zu Reims) zwei unschuldige Mittel:
                           1) Man nehme 2 Thle. Alkohol von 86 Proc. Tralles und 1 Thl. weißen Zucker, lasse den
                              Zucker im Alkohol zergehen, entzünde dann den Alkohol, lasse ihn auf sein halbes
                              Volum abbrennen und bringe 4 Löffel voll von dieser Flüssigkeit auf einen flachen
                              Teller. Die Fliegen, durch deren Geruch angezogen, trinken davon und werden in der
                              Flüssigkeit selbst, oder schon davon geflogen, berauscht.
                           2) Man nehme zwei. Brettchen von 1 Fuß Länge und 4 Zoll Breite, befestige das eine
                              derselben an einem Gegenstand in der senkrechten Stellung und an seinem untern
                              Theil, das andere aber nur mit einem Ende mittelst eines Scharniers; das zweite,
                              durch sein unteres Ende bewegliche Brettchen muß sich seiner ganzen Länge nach an
                              das erste anlegen lassen. Die Brettchen werden auf den einander gegenüberliegenden
                              Seiten mit einer sehr dicken gummösen und stark gezuckerten Flüssigkeit oder mit
                              Honig bestrichen. Man hält die Brettchen am untersten Theil durch einen beweglichen
                              Untersatz oder mittelst einer Feder und Bindfaden 4 Zoll von einander entfernt;
                              nachdem sich viele Fliegen auf der Oberfläche der zwei überzogenen Brettchen
                              angesetzt haben, zieht man sie rasch zusammen. (Journal de
                                 Chimie médicale, Februar 1853, S. 106.)