| Titel: | Die Fabrication geschweißter schmiedeiserner Röhren in England; vom Oberstlieutenant Jossa. Nach dem russischen Bergjournale bearbeitet von E. W. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. III., S. 18 | 
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                        III.
                        Die Fabrication geschweißter schmiedeiserner
                           Röhren in England; vom Oberstlieutenant Jossa. Nach dem russischen Bergjournale
                           bearbeitet von E. W.
                        Aus dem polytechn. Centralblatt, 1853, Liefer.
                              16.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Die Fabrication geschweißter schmiedeiserner Röhren in
                           England.
                        
                     
                        
                           Geschweißte schmiedeiserne Röhren werden vorzüglich verwendet bei den
                              Röhrendampfkesseln, welche insbesondere für Schiffsmaschinen fabricirt werden;
                              ferner zur Leitung des Gases bei der Gasbeleuchtung und endlich zur Heizung des
                              Wassers bei starkem Drucke nach Perkins' Systeme. Die
                              Dimensionen der Röhren pflegen sehr verschieden zu seyn. Die größten Maaße haben
                              gewöhnlich die Röhren für die Röhrendampfkessel, wo dann der äußere Durchmesser je
                              nach der Kesselgröße von 1 1/2 bis 7 engl. Zoll wechselt, während die Röhren an 7
                              Fuß lang sind. Ihre dem Durchmesser immer entsprechende Wandstärke nimmt von 3/16
                              bis 3/32 Zoll ab. Der innere Durchmesser der Gasröhren übersteigt selten 2 Zoll,
                              ihre Länge pflegt circa 15 Fuß zu betragen. Den Röhren
                              zum Heizen nach dem Systeme Perkins' gibt man gewöhnlich
                              etwa 1 Zoll zum äußeren und ungefähr 1/2 Zoll zum inneren Durchmesser, zur Länge
                              aber 12–13 Fuß.
                           Der Druck, welchem man alle diese genannten Röhren unterwirft, ist ebenfalls
                              ungleich. Die Gasröhren, weil sie einen sehr schwachen Druck auszuhalten haben,
                              werden bloß (?) mit einem Drucke von 200 bis 250 engl. Pfund (?!) auf 1 Quadratzoll
                              probirt. Die Röhren für die Röhrendampfkessel, da sie bei Kesseln von großentheils
                              niedrigem und äußerem Drucke in Anwendung kommen, werden je nach der Größe ihres
                              Durchmessers einem Drucke von 400–800 Pfd.(?) auf 1 Quadratzoll bei der Probe
                              ausgesetzt. Die Röhren für Dampfkessel, welche einen sehr großen Druck von innen in
                              einem stark erhitzten Zustande auszuhalten haben, probirt man mit einem Drucke von
                              3000 und noch mehr Pfunden (mit 200 Atmosphären). Bei der Probe wendet man die
                              hydraulische Presse an.
                           Von den nicht vielen in England für dieses Fabricat bestehenden Anlagen hatte ich
                              Gelegenheit gehabt, drei, welche um Birmingham herum in Staffordshire liegen,
                              wiewohl nur oberflächlich zu besehen.
                           Jede dieser Anlagen verfährt nach ihrem eigenen patentirten Verfahren. Das für die
                              Röhren bestimmte Steinkohlenpuddlingseisen bezieht man von verschiedenen Hüttenwerken in
                              Staffordshire. Es muß von guter Qualität seyn.
                           Die eisernen Röhren in den Dampfkesseln haben den hauptsächlichsten Mangel, daß sie
                              bald durchbrennen. Deßhalb wird zum Verpuddeln des Eisens für die Röhren ein Theil
                              ostindischen Holzkohlenroheisens genommen und mit englischem Roheisen gemischt.
                              Russisches und schwedisches Eisen ist nach dem Urtheile einiger Fabrikanten zur
                              Erzeugung der erwähnten Röhren ganz tauglich.
                           Das erste und ausgedehnteste Etablissement „Birmingham patent iron tubes company“ befindet sich in der
                              Nähe des Dorfes Smethwick, 2 Meilen von Birmingham. Die Anfertigung dieser Röhren
                              zerfällt hier in nachstehende Hauptoperationen: 1) in das Zuschärfen der beiden über
                              einander zu schweißenden Ränder der ausgewalzten Schiene; 2) in das Rollen der
                              zugeschärften Schiene; 3) in das Adjustiren der gerollten Röhre auf einen
                              durchgehends gleichen inneren Durchmesser; 4) in das Schweißen und Auswalzen der
                              erhitzten Röhre; 5) in das Absägen der beiden Röhrenenden; 6) in das Geraderichten
                              der Röhren und 7) in das Probiren der fertigen Röhren; worauf die gelungenen mit
                              Fischthran geschmiert werden.
                           Das Zuschärfen der Ränder der Eisenschienen geschieht auf einer ziemlich langen
                              Zug- oder Ziehbank (Fig. 1–3), welche
                              durch ein Kettenräderwerk in Bewegung gesetzt wird. In der Mitte der Maschine ist
                              ein gußeiserner Rahmen A befestigt, worin zwei stählerne
                              Meißel a, a und zwei eiserne Zulagen b, b festsitzen. Auf der einen Seite befindet sich der
                              Meißel ober-, auf der anderen unterhalb der Zulage. Zwischen dem Meißel und
                              der Zulage bleibt eine dreieckige Spalte, die der Form der Schräge entspricht,
                              welche man den Rändern der Schiene c geben will. Das
                              Ende der Schiene, welches man vorerst in den Rahmen A
                              einläßt und zwischen den Meißeln a, a und den Schienen
                              b, b drückt, wird von der Zange d erfaßt, deren Schenkel an die Kette ohne Ende e angehakt sind. Wegen einer leichteren und geraden
                              Führung ruht die Zange auf dem eisernen Wagen g, dessen
                              vier Räder während der Arbeit längs der Bank hinrollen. Indem die Kettenscheibe f und dadurch die Laschenkette e in Bewegung gesetzt wird, wird die Schiene zwischen den Meißeln
                              durchgezogen, welche ihre Kanten zuschärfen. Die Schienen werden zu dieser Arbeit
                              nicht erhitzt. Bei feinem und gutem Eisen genügt ein einziger Durchgang. Starke
                              Eisenschienen aber werden zwischen den Meißeln zwei-, selbst dreimal
                              durchgezogen. Schlechtes Eisen, welches beim Beschneiden der Ränder Ungänzen zeigt,
                              gibt man der Hütte zurück.
                           
                           Nach der erfolgten Zuschärfung der Ränder wird das eine Ende der Eisenschiene mit
                              einem Handhammer zu einer 8–10 Zoll langen Rolle aufgebogen, indem die
                              zugeschärften Ränder einer über den anderen gelegt werden.
                           Diese Rolle wird nun an die zweite Zugbank (Fig. 4–8) abgegeben.
                              An dem einen Ende derselben ist ein gußeiserner Rahmen A
                              befestigt, in welchen die gußeiserne Platte B mit einer
                              runden Oeffnung und zwar in dessen Mitte eingelegt ist, deren Größe dem äußeren
                              Durchmesser der aufgebogenen Rolle entspricht. Die Platte B wird in dem Rahmen durch Schrauben festgehalten. Für verschiedene
                              Röhrendurchmesser hat man auch verschiedene Platten. In das Loch der Platte setzt
                              man den Kopf a des knieförmigen eisernen Dornes c ein, dessen zweites Ende auf der Querstange d liegt, während das dritte Ende sich gegen eine runde
                              Vertiefung in der Platte B stemmt. Das aufgerollte Ende
                              der Schiene wird in die Oeffnung der Platte B gegeben
                              und von der Zange e gefaßt. Damit die Rolle aber durch
                              den Druck der Zange nicht eingebogen werde, steckt in derselben ein Holzpfropf. Der
                              noch nicht gerollte Theil der Schiene liegt auf der Bank unter dem Dorne c. Das Ende der Zange e ist
                              an eine Kette ohne Ende eingehakt. Während der Bewegung der letzteren wird die
                              Schiene bei ihrem Eintritte in den ringförmigen Raum des Loches a, welcher durch den eingesteckten Dornkopf gebildet
                              wird, nach und nach um diesen aufgebogen, und tritt auf der anderen Seite der Platte
                              B als noch ungeschweißte Röhre f heraus. Vor dem eben beschriebenen Aufbiegen werden
                              die Eisenschienen beinahe bis zur Rothglühhitze erhitzt. Die aufgebogenen Röhren
                              werden nun auf einen gleichen inneren Durchmesser adjustirt, indem man einen
                              eisernen Stab in Gestalt eines gewöhnlichen Ladstockes durchzieht.
                           Das Schweißen der Röhren erfolgt wieder auf einer besonderen Maschine, welche aus
                              vier gußeisernen, ins Kreuz gegen einander gestellten und nach einer Richtung
                              beweglichen Scheiben mit ausgerinntem Umfange besteht. In eine durch die Umfänge der
                              Scheiben gebildete runde Oeffnung wird die bis zur Schweißhitze erhitzte Röhre
                              eingelassen, welche zugleich auf dem eisernen Dorne mit einem angesteckten Kopfe von
                              der Größe der gewalzten Röhre geschoben wird. Die Scheiben, welche schnell gedreht
                              werden, drücken die Röhre und schleppen sie mit der ihnen eigenen Schnelligkeit
                              vorwärts. Der je nach der Größe des Röhrendurchmessers verschieden große Dorn liegt
                              in einer besonderen Rinne, unter welcher ein gußeiserner Kasten mit Kühlwasser sich
                              befindet. Das andere Ende des Dornes stemmt sich gegen ein am Ende der Bank
                              angebrachtes bewegliches Winkelstück, das mittelst einer Hebelverbindung gehoben,
                              falls es Noth thut, den Dorn gegen dasselbe zu stemmen, oder niedergelassen wird, wenn
                              letzterer zur Herabnahme der geschweißten Röhre entfernt werden soll.Die Abbildung dieses Walzwerkes zum Schweißen der Röhren wurde weggelassen,
                                    da im Nachfolgenden die von Bayliß verbesserte
                                    Construction dieser Maschine ausführlich beschrieben ist.
                              
                           Der Durchgang zwischen den Scheiben erfolgt sehr schnell, so daß eine 10–12
                              Fuß lange Röhre nicht mehr als 2 Secunden zwischen ihnen durchläuft, und durch sie
                              stark gedrückt, vollkommen zusammengeschweißt wird.
                           Das Glühen geschieht in einem langen Schweißofen, welcher auf der einen Seite vier
                              Heizungen und auf der andern einen Fuchs hat, welcher in einem unterirdischen Canale
                              mündet, mit dem die Esse in Verbindung steht. Die Arbeitsöffnung zum Eintragen und
                              Herausnehmen der Röhren befindet sich in dem der Maschine zugekehrten Ende des
                              Ofens, welcher so nahe steht, daß beim Beginne des Einlassens der Röhre die Hälfte
                              derselben noch im Ofen sich befindet. Die Enden der nun geschweißten Röhren werden
                              nach der Abkühlung mittelst einer Circularsäge abgesägt und nachgeputzt. Nicht ganz
                              gerade Röhren gibt man der Maschine zum Einrichten wieder ab, während die krummen
                              auf einem gußeisernen Tische gerollt werden, über welchem ein vor- und
                              rückwärts beweglicher flacher Kasten aus Gußeisen aufgehängt ist. Die Röhren werden
                              nämlich auf den Tisch gelegt und – gedrückt mit dem Kasten – so lange
                              gerollt, bis sie keine Krümmung haben.
                           Die Probe der fertigen Röhren geschieht durch Wasser mittelst einer Druckpumpe, durch
                              welche ein Druck von nahe 400 (?) engl. Pfunden auf 1 Quadratzoll ausgeübt wird.
                           Der Ausschuß pflegt jetzt, wenn es wahr ist, nicht mehr als 3–4 Proc. zu
                              betragen; im Anfange erreichte er aber an 20 Proc.
                           ––––––––––
                           Ein anderes Etablissement zur Anfertigung der Röhren, den HHrn. Roosseley gehörig, liegt in Wednesbury, nicht weit von der Stadt Dudley,
                              in Staffordshire. Hier werden außer den Röhren für die Dampfkessel ebenfalls solche
                              zur Heizung nach Perkins' Systeme und Gasröhren
                              fabricirt.
                           Die dortige Dampfmaschine hat einen Kessel mit der Heizung nach Perkins' Systeme. Der Dampfdruck in diesem Kessel übersteigt nicht 8 Pfd.,
                              der Wasserdruck in den Röhren jedoch erreicht 8 Atmosphären.
                           
                           Die Ränder der Schienen für Röhren zu Dampfkesseln werden hier beide auf einer
                              ähnlichen Zugbank, wie die in dem Etablissement bei Birmingham, zugeschärft. Nur
                              befinden sich statt Einem auf jeder Seite drei Meißel, welche die Ränder allmählich
                              mehr und mehr abnehmen. Die Größe der Schräge der Ränder pflegt 2–2 1/2 mal
                              größer zu seyn als die Dicke des Eisens. Die Schnelligkeit des Durchganges der
                              Schienen beträgt beim Zuschärfen nicht mehr als 1 Fuß in einer Secunde.
                           Das Aufbiegen des Eisens zu Feuerröhren für Dampfkessel geschah zur Zeit meiner
                              Anwesenheit nicht.
                           Bei Gasröhren werden die Ränder nicht beschnitten, und auch nicht, wie bei
                              Dampfröhren, der eine auf den anderen gedrückt, sondern nur an einander angestoßen.
                              Zum Zusammenrollen der Schienen dient ein ein eigener Presser, ähnlich einem
                              Squeezer. Am kürzeren Arme dieses Pressers (welcher in Fig. 9 und 10 im halb so großen
                              Maaßstabe als die übrigen Figuren dargestellt ist) ist eine gußeiserne Platte f, etwa 3 Fuß lang und circa
                              1 1/2 Fuß breit (in die Quere des Hebels), angebracht, welche beim Niederlassen auf
                              einen gleichfalls gußeisernen Stock i in Gestalt eines
                              Amboßes sich niederlegt. Längs der Plattenlänge befindet sich eine cylindrische
                              Rippe h und zwei Gesenke g,
                                 g verschiedener Größe, denen ähnliche Vertiefungen g', g' und h in dem Stocke i entsprechen. Die in das Gesenke h' gelegte Eisenschiene erhält durch den Druck der correspondirenden Rippe
                              h eine Rinnenform und wird hierauf in der anderen
                              cylindrischen Vertiefung zur Röhre aufgebogen – Das auf der gußeisernen
                              Sohlplatte b befestigte Gerüste a von Gußeisen besteht aus zwei Ständern, auf denen in Zapfenlagern die
                              Welle c sich dreht, welche den gußeisernen Hebel d trägt. Die schmiedeiserne Kurbelstange e verbindet den Schwanz des Hebels mit dem rotirenden
                              Krummzapfen. Die Platte f und die Bahn des Stockes mit
                              ihren Erhöhungen und Vertiefungen werden je nach den verschiedenen Dimensionen der
                              zu erzeugenden Röhren ausgewechselt.
                           Die aufgebogenen Röhren bekommen Schweißhitze in einem geschlossenen Herde von zwei
                              Abtheilungen und mit Wind. Der Herd steht gleich neben der Bank (Fig. 11 und 12). Zuerst
                              wird gewöhnlich die eine Hälfte der Röhre oder etwas mehr, je nachdem es möglich
                              ist, in der ersten Abtheilung erhitzt und hierauf in der zweiten vollends eine
                              Weißglühhitze gegeben, wobei die zusammenzuschweißenden Stellen mit Sand bestreut
                              werden. Der mit Schweißhitze behandelte Theil c der
                              Röhre wird auf einen horizontalen gestählten Dorn B,
                              welcher mit einem Ende in einen Stempel F in der Mauer
                              befestigt ist, angeschoben. Oberhalb des Dornes, in einer Richtung mit ihm und der
                              Maschine, ist eine verticale gußeiserne Scheibe a in dem
                              schmiedeisernen Kloben b, welcher, oben mit einer durch
                              das Gerüst gehenden Spindel e versehen, zwischen den
                              Leitungen d, d des Rahmens A
                              gehoben und gesenkt werden kann. Mit dem Hebel A' drückt
                              der Arbeiter diese Scheibe auf den schmiedeisernen Dorn nieder, wodurch die Ränder
                              der auf den Dorn gesteckten Röhre c zusammengeschweißt
                              werden. Zugleich wird die Röhre, in welcher der Pfropf f
                              steckt, von der mittelst der kleinen Kette o an die
                              große Kette ohne Ende E befestigten Zange erfaßt und
                              durchgezogen, was auf einer der vorigen ähnlichen Maschine vollzogen wird. Dabei
                              kommt in das von der Zange gefaßte Röhrenende ein Pfropf, damit es nicht
                              zusammengedrückt werde. Der Herd und die Zugbank bei dieser Arbeit sind eben so
                              eingerichtet, wie die beim Schweißen gebrauchten und können selbe im Nothfalle
                              ersetzen.
                           Die durch die Zange durchgezogene Röhre wird unter einer gußeisernen Walze
                              abgerichtet. Die Enden der Röhren werden im kalten Zustande in einer besonderen Bank
                              abgeschnitten, wobei die Röhre gewendet wird und der Meißel fix ist.
                           Bei Gasröhren von einem nicht großen Durchmesser werden die Ränder der Eisenschienen
                              beim Aufbiegen nur angestoßen, und das Zusammenschweißen derselben erfolgt auf der
                              Zugbank durch die runde Zange ohne Einsetzen des Dornes.
                           Die Röhren zu Dampfkesseln probirt man auch hier mit der Druckpumpe bei einem Drucke
                              von 360 (?) engl. Pfd. auf 1 Quadratzoll, die Gasröhren bloß (?) mit 250 (?)
                              Pfunden. Bei Röhren zur Heizung nach Perkins findet eine
                              Probe von 3000(!?) engl. Pfunden statt. Wie versichert wird, reißen die Röhren bei
                              der Probe nie längs der Schweißnaht, wohl aber an ganzen Stellen, und an der
                              Zerreißungsfläche pflegt man größtentheils Schichten von einem Eisen zu bemerken,
                              das aussieht, als wenn es nicht genug geschweißt wäre.
                           ––––––––––
                           Das dritte Etablissement für Fabrication von geschweißten Röhren, dem Hrn. Richardson eigenthümlich, ist in dem Städtchen
                              Darlastongreen, nahe Wednesbury in Staffordshire, wo dieselben nach James Roose's patentirten Verfahren erzeugt werden.
                           Bei meiner Anwesenheit wurden Röhren für Dampfkessel, bei welchen die Ränder über
                              einander gebracht werden, nicht angefertigt, und ich konnte bloß die Erzeugung von
                              Gasröhren beobachten. Der hiesige Betrieb ist nicht so complicirt wie in den anderen
                              Anlagen, indem die zur Röhre vorgerichtete Eisenschiene mit Einer Hitze zugleich
                              aufgebogen und zusammengeschweißt wird.
                           
                           Die Zugbank zum Zusammenschweißen gleicht vollkommen jener in Birmingham, nur fehlt
                              die Kette ohne Ende. Das Verfahren selbst unterscheidet sich in dem, daß in
                              Birmingham die bloß schwach erhitzte Eisenschiene zur Röhre aufgebogen wird, während
                              hier das Eisen bis zur Schweißhitze gebracht, bei Einem Durchgange zugleich gerollt
                              und zusammengeschweißt wird. Das eine Ende der Schiene biegt man nämlich mit
                              Handarbeit zur Röhre auf. Hierauf gibt man der Schiene Schweißhitze, steckt das
                              aufgebogene Ende in die runde Oeffnung der Platte der Zugbank und gibt in die
                              angefangene Röhre den Dorn. Nachdem dieses Ende von der an die Kette angehakten
                              Zange erfaßt worden, wird die Schiene gezogen, wobei ihre Ränder allmählich um den
                              Dorn sich aufrollen und bei dem darauf erfolgten Eintritte in die Oeffnung der
                              Platte durch den Druck daselbst zusammengeschweißt werden.
                           Bei der Probe der Dampfröhren mittlerer Dimensionen wendet man einen Druck von 360
                              Pfd. auf 1 Quadratzoll, bei größeren Röhren einen von 585–810 engl. Pfunden
                              an. Gasröhren prüft man durch einen Druck von 243 Pfd. Von 160 Röhren soll hier bei
                              der Probe nicht mehr als eine zerreißen und das nicht immer.
                           Nach Bedarf bekommen die Gasröhren verschiedene Krümmungen, was im kalten Zustande
                              geschieht.
                           Kreuz- und Kniestücke für Gasröhren werden mit der Hand geschmiedet, indem die
                              nach der Form der Röhren gefertigten Flügel über Dornen zusammengeschweißt werden.
                              Die Figuren
                                 13–20 stellen verschiedene Arten von Gasröhrenverbindungen vor.
                           Fig. 13
                              Verbindung zweier großen Röhren a, a durch einen Muff
                              b, welcher ein Schraubengewinde in zwei
                              entgegengesetzten Richtungen hat, so daß bei der Drehung des Muffes nach der oder
                              jener Seite die Röhren a, a einander sich nähern oder
                              von einander entfernen. Fig. 14 einfache
                              Verbindung zweier geraden Röhren durch Schraubengewinde. Fig. 15 Schraubenpfropf
                              zum Schließen einer Endröhre. Fig. 16 Hahn in einer
                              Gasröhre. Fig.
                                 17 Verbindung einer Seitenröhrentour mit gerader Röhre. Fig. 18 kreuzförmige
                              Verbindung von vier Röhren. Fig. 19 Verbindung von
                              zwei Röhren unter einem rechten Winkel. Fig. 20 bogenförmige
                              Verbindung zweier Röhren.
                           Die Röhren verkauft man gewöhnlich nach Pfunden. Ihr Preis wechselt mit dem
                              Durchmesser. In den verschiedenen Etablissements sind die Preise einander ziemlich
                              gleich. Ich führe hier bloß die Durchschnittspreise an.
                           
                           Für Röhren zu Dampfkesseln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 130, S. 25
                              Wandstärke; Nummer; Aeußerer Durchmesser in Zollen Preis pro Fuß in österr. Kreuzern in Silbergeld.
                              
                           Für Gasröhren, deren Zugehör und
                                 dergleichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 130, S. 25
                              Innerer Durchmesser; Zolle;
                                 Oesterreichische Kreuzer in Silbergeld; Röhren von 4–12 Fuß pro Fuß; Röhren von 2–4 Fuß als Zugabe pro Fuß; Röhren 2 Fuß lang; Schmiedeiserne Hähne pro
                                 Stück; Schmiedeisernes Knie pro Stück; Kreuzröhren
                                 pro Stück
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
