| Titel: | Ueber die im Handel vorkommenden Guanosorten; von Prof. J. Girardin in Ronen. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XIII., S. 59 | 
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                        XIII.
                        Ueber die im Handel vorkommenden Guanosorten; von
                           Prof. J. Girardin in
                           Ronen.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, August 1853, S.
                              118.
                        Girardin, über die im Handel vorkommenden Guanosorten.
                        
                     
                        
                           In Folge meiner Mittheilung über ein von Havre gekommenes Guano-Muster,
                              welches mit dem peruvianischen Guano gar keine Aehnlichkeit hatte, wurde ich von der
                              Central-Ackerbaugesellschaft der untern Seine eingeladen, eine vergleichende
                              Untersuchung der verschiedenen zu Havre unter dem Namen Guano verkauften Düngerarten anzustellen, damit der Verein die Landwirthe
                              vor einem neuen Betruge warnen könne, welcher anstatt jenes mit den sogenannten concentrirten Düngern beabsichtigt zu seyn scheint.
                           Es ist um so nothwendiger, sich des Düngerhandels anzunehmen, als nachgerade unsere
                              Landwirthe, ihren gewohnten Widerwillen gegen alles Neue bezwingend, den Guano
                              anzuwenden beginnen und schon beträchtliche Mengen desselben verbrauchen.
                           In der zehnjährigen Uebersicht von Frankreichs Handel mit seinen Colonien und den
                              fremden Mächten, welche die Zollverwaltung für die Jahre 1837 bis 1846 herausgegeben
                              hat, findet man vor 1845 des Guano gar nicht erwähnt, von diesem Jahre an bis 1851
                              incl. betrug die Einfuhr desselben:
                           
                              
                                 1845  
                                 6,721,110
                                 Kilogr.
                                 Werth
                                 537,689 Fr.
                                 
                              
                                 1846
                                 3,129,990
                                     –
                                     –
                                 250,399
                                 
                              
                                 1847
                                 1,505,471
                                     –
                                     –
                                 120,438
                                 
                              
                                 1848
                                 5,327,432
                                     –
                                     –
                                 799115
                                 
                              
                                 1849
                                 3,924,715
                                     –
                                     –
                                 784,943
                                 
                              
                                 1850
                                 2,699,249
                                     –
                                     –
                                 539,850
                                 
                              
                                 1851
                                 3,834,048
                                     –
                                     –
                                 766,810
                                 
                              
                           Die Ursprungsländer sind: die sardinischen Staaten, die afrikanische Westküste, die
                              Insel Mauritius, die Vereinigten Staaten, Brasilien, Peru, Chili, Rio de la Plata
                              etc.
                           
                           In England ist der gegenwärtige Verbrauch bloß an peruvianischem Guano freilich von
                              ganz anderm Belang, indem er sich auf nicht weniger als 80,000 bis 100,000 Tonnen,
                              d.h. 81,252,000 bis 101,565,000 Kilogr. belauft.
                           Man kannte anfangs in Europa, als die Anwendung des Guano als Dünger versucht wurde,
                              nur den peruvianischen, welcher auf den Inseln Chinche, bei Pisco, dann auf den mehr
                              südlichen Inseln Iza, Ilo und Arica gesammelt wird. Vom Jahr 1841 an wurde er von
                              einer sogenannten peruvianischen Gesellschaft, die ihren Sitz in Lima hat und aus
                              französischen, englischen und peruvianischen Häusern besteht, nachdem sie von den
                              Regierungen Bolivia's und Peru's das Monopol seiner Nutzung erhalten hatte, in
                              Europa eingeführt. Einige Jahre darauf wurden ungeheure Guano-Lager auf der
                              Südwestküste von Afrika, im Gebiet der Colonie des Caps der guten Hoffnung, auf den
                              Inseln Ichaboë, Angra-Pequena, Malaga etc. entdeckt, und obwohl dieser
                              afrikanische Guano von geringerer Güte war als der peruvianische, kamen doch
                              englische Schiffe in so großer Anzahl an die afrikanischen Inseln, daß die Lager
                              bald erschöpft waren. Die Gewinnsucht veranlaßt englische und französische
                              Handelsleute, der peruvianischen Gesellschaft Concurrenz zu machen und überall
                              Guanolager aufzusuchen. Man fand solchen auf dem Cap Tenez, auf einigen Algerien
                              benachbarten kleinen Inseln, sowie auf den Küsten von Labrador, auf den Eierinseln
                              und an den Küsten Patagoniens. Heutzutage kömmt er von allen diesen Punkten und von
                              andern wenig bekannten Orten her, aber alle diese neuen Guanosorten sind stets als
                              Dünger viel schlechter als der peruvianische, dessen Qualität sich immer gleich
                              bleibt, wenn er nicht durch zu langes Liegen an der Luft verdorben ist oder
                              absichtlich verfälscht wurde.
                           Die Kaufleute welche Guano einführen, hüten sich wohl, den Ursprungsort desselben
                              anzugeben, damit man das, was sie verkaufen, für peruvianischen Guano halte, dessen
                              kräftige Wirkung bekannt ist; daß sie die Consumenten in dieser Hinsicht zu täuschen
                              suchen, beweist der Umstand, daß sie ihre Waare als peruvianischen Guano und Guano bester Qualität bezeichnen.
                           Man kann allerdings den Handelsleuten nicht verwehren, Guano anderswoher als von Peru
                              zu holen, man kann sie aber verbindlich machen, ihre Waare unter besondern
                              Benennungen zu verkaufen, welche eine Verwechselung mit einer bessern Waare nicht
                              zulassen, die ihrer Natur nach genau bestimmt und mit ihren eigenthümlichen
                              Merkmalen schon seit langer Zeit bekannt ist.
                           
                           Die Kennzeichen des peruvianischen Guano sind folgende:
                           Er bildet ein trockenes Pulver von blaßgelber Farbe, nimmt aber, wenn er alt wird
                              oder der Luft ausgesetzt war, die Chocolade-Farbe an; in letzterem Fall
                              absorbirt er überdieß viel Feuchtigkeit, wird schwerer und klebt an den Fingern. Er
                              verbreitet einen starken faulen oder ammoniakalischen, zum Nießen reizenden Geruch;
                              er hat einen scharfen und entschieden salzigen Geschmack. In seiner Masse finden
                              sich zahlreiche, halbharte, weißliche Concremente, welche man mit den Fingern
                              zerdrücken kann und die, der Luft ausgesetzt, bald verwittern und in Staub
                              zerfallen, wobei sie einen sehr starken ammoniakalischen Geruch verbreiten.
                           In Wasser geworfen, fällt der peruvianische Guano rasch zu Boden und es schwimmt
                              nichts obenauf. Beim Erhitzen wird er schwarz und verbrennt mit schwacher Flamme,
                              indem er einen starken ammoniakalischen Dampf erzeugt; als Rückstand bleibt eine
                              bläulichweiße Schlacke voll Höhlen; das Gewicht dieses Rückstandes variirt zwischen
                              sehr engen Gränzen, 27 1/2 bis 35 Procent.
                           Mit gepulvertem, gebranntem Kalk zusammengerieben, verbreitet der peruvianische Guano
                              sogleich einen starken ammoniakalischen Geruch. In ein Glas geworfen, welches
                              concentrirte Chlorkalklösung enthält, veranlaßt er augenblicklich eine Entwickelung
                              von Gasblasen, welche ziemlich lange fortdauert. Mit Salzsäure zusammengebracht,
                              erzeugt er nur schwaches Aufbrausen. Mit Salpetersäure befeuchtet und in einer
                              Porzellanschale zum Trocknen gebracht, nimmt er eine schöne rothe Farbe an.
                           Endlich enthält dieser Guano nur sehr selten Kieselsteine, und man findet in ihm nur
                              1 bis 1 1/2, höchstens 2 1/2 Proc. Sand.
                           Nach diesen Eigenschaften zusammengenommen, kann man den peruvianischen Guano von
                              jenen andern Ursprungs leicht unterscheiden, denn diese letztern zeigen sich, wenn
                              auch nicht in allen, doch in mehreren Eigenschaften von demselben abweichend, wie
                              aus Folgendem zu ersehen ist.
                           Ich verschaffte mir, um die Absichten der Ackerbau-Gesellschaft zu erfüllen,
                              dreizehn Muster auf ebenso vielen Schiffen nach Havre gebrachter, zum Verkauf an die
                              Landwirthe bestimmter Guanosorten, deren Beschreibung und Ursprungsorte hier
                              folgen:
                           Nr. 1. Sack von beiläufig 2 Kil., mit der AufschriftAufschrft
                              Bornéo und einem Bleiblech, auf dessen
                              einer Seite die Worte: Guano du Pérou monopole,
                              auf der andern: Houtain et Ce. zu lesen waren.
                           Dieser, von dem Schiff le Bon Père gebrachte Guano
                              hat eine matte röthliche Farbe, enthält zahlreiche sehr voluminöse Concremente, hat
                              einen scharfen Geruch und scharfen, salzigen Geschmack.
                           
                           Nr. 2. Sack, auf beiden Seiten mit der Aufschrift: Nélie et Mathilde, und darunter: 5 Kilogr. An der Oeffnung dieses Sackes befindet sich ein
                              Bleiblech mit der Aufschrift auf der einen Seite: Guano du
                                 Pérou monopole, und auf der andern: Houtain
                                 et Ce.
                           Dieser, von dem Schiff Nélie und Mathilde gebrachte Guano hat eine ganz ziegelrothe Farbe;
                              er fühlt sich sanft, etwas feucht an, und enthält ziemlich viele Concremente; sein
                              Geruch ist stark, sein Geschmack scharf und salzig.
                           Nr. 3. Leinener Sack mit der Aufschrift Bornéo und einem Bleiblech mit denselben
                              Worten wie die beiden ersten.
                           Dieser, von dem Schiff Borneo gebrachte Guano hat die
                              Milchkaffeefarbe und fühlt sich nicht sehr feucht an; sein Geruch ist stark, sein
                              Geschmack scharf und sehr salzig.
                           Nr. 4. Weißer Guano von
                                 Bolivia, eingeführt durch das Schiff l'Emile.
                           Er hat eine blonde Farbe, fühlt sich sehr feucht an, enthält viele und große, innen
                              weißliche Concremente; man sieht darin Theilchen von Federn und selbst ganze kleine
                              Federchen, sein Geruch ist sehr ammoniakalisch, sein Geschmack scharf und
                              salzig.
                           Nr. 5. Von dem Schiffe Bombay
                              gebrachter Guano, nach der Angabe ein Gemenge von weißem Bolivia-Guano und
                              Chili-Guano.
                           Er hat eine röthliche Farbe, enthält viele weißliche Concremente mit reichlichen
                              thierischen und pflanzlichen Ueberresten; er riecht schwach ammoniakalisch und
                              schmeckt salzig und scharf.
                           Nr. 6. Mit dem Namen Chili
                                 lag bezeichneter Guano; Ursprung unbekannt.
                           Er hat die Chocolade-Farbe, enthält einige kleine Concremente, keine
                              organischen Ueberreste, ist sehr hygroskopisch, riecht schwach ammoniakalisch,
                              schmeckt salzig und scharf.
                           Nr. 7. Mit dem Namen gelber Chili (Chili jaune) bezeichneter Guano; Ursprung unbekannt.
                           Er hat eine bräunlich-blaßgelbe Farbe, ist sehr feucht, enthält keine
                              Concremente, aber Vogelfedern, hat keinen Geruch; sein Geschmack ist salzig und
                              etwas scharf.
                           Nr. 8. Sogenannter patagonischer Guano. Sack von sehr grober Leinwand, auf einer Seite mit
                              der Aufschrift P und 1. Schiff nicht bezeichnet.
                           Von sehr blasser blonder Farbe, sehr viele Concremente enthaltend, fühlt sich nur
                              schwach feucht an; Geruch stark, Geschmack salzig und scharf.
                           Nr. 9. Sogenannter patagonischer Guano. Sack von Zwillich, auf einer Seite mit einem P und 2. Schiff nicht bezeichnet.
                           
                           Seine Farbe ein mattes und blasses Blond; er enthält einige Concremente, scheint
                              nicht sehr feucht zu seyn, fühlt sich rauher an als der vorhergehende; ist beinahe
                              geruchlos, der Geschmack nicht so stark wie beim vorigen.
                           Nr. 10. Guano, auf dem Schiff Ducouédic eingeführt und als eine Chili-Sorte
                              betrachtet.
                           Von gelblichbrauner Farbe, enthält ziemlich große Concremente und Kieselsteine, nebst
                              verschiedenen organischen Ueberresten, z.B. Federn, kleinen Zweigchen etc. Scheint
                              nicht sehr feucht zu seyn. Geruchlos und geschmacklos.
                           Nr. 11. Auf dem Schiff Ave-Maria eingeführter Guano.
                           Hat die Farbe des Milchkaffees, enthält viele Concremente und Kieselsteine; die
                              Concremente zeigen auf dem Bruche viele glänzende Punkte; er enthält viele
                              Pflanzenüberreste und Vogelfedern; ist geruchlos und hat einen schwach salzigen
                              Geschmack.
                           Nr. 12. Auf dem Schiff Edwige
                              eingeführter Guano.
                           Von Isabellfarbe; enthält nur wenige und kleine Concremente, keine organischen
                              Ueberreste. Geruchlos und geschmacklos.
                           Nr. 13. Guano von Patagonien, Insel Watchman, eingeführt
                              auf dem Schiff Bayard.
                           Graue Farbe; enthält eine große Menge kleiner, runder Kieselsteine und andere in
                              nicht geringerer Anzahl, die leicht als kohlensaurer Kalk zu erkennen sind; auch
                              Holzstückchen und Haare sind in ziemlich großer Menge darin zu finden. Geruchlos,
                              Geschmack erdig.
                           Ehe ich zur chemischen Analyse dieser Guanosorten schritt, suchte ich auf
                              mechanischem Wege die Mengenverhältnisse der Kieselsteine, zerreiblichen Concremente
                              und des Pulvers, welche sie enthalten, zu ermitteln. Zu diesem Behufe siebte man sie
                              in einem blechernen Durchschlag, dessen runde Löcher einen halben Millimeter im
                              Durchmesser hatten. Durch diese Löcher ging nur das feine, zarte Pulver. Was im
                              Durchschlag zurückblieb, wurde in einem Marmormörser zerrieben und wieder gesiebt,
                              worauf im Durchschlag nichts zurückblieb, als die eigentlichen Kieselsteine. Daß
                              diese als Dünger ohne alle Wirkung sind, versteht sich, daher ein Guano um so besser
                              seyn wird, je weniger er davon enthält.
                           Die nach dieser Methode erhaltenen Resultate sind folgende:
                           
                              
                                 
                                     1.
                                     2.
                                     3.
                                     4.
                                      5.
                                      6.
                                 
                              
                                 feines und zartes Pulver
                                   62,8
                                   64,4
                                   68,2
                                   57,0
                                   64,76
                                   89,75
                                 
                              
                                 zerreibliche Concremente
                                   30,2
                                   21,6
                                   25,8
                                   27,4
                                   22,39
                                     5,75
                                 
                              
                                 Kieselsteine
                                     7,0
                                   14,0
                                     6,0
                                   15,6
                                   12,85
                                     4,50
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                     7.
                                     8.
                                     9.
                                    10.
                                    11.
                                    12.
                                    13.
                                 
                              
                                 feines und zartes Pulver
                                 100,0
                                   35,4
                                   41,0
                                   83,6
                                   34,1
                                   80,0
                                   60,00
                                 
                              
                                 zerreibliche Concremente
                                 –
                                   47,2
                                   33,8
                                     9,4
                                   33,3
                                   14,1
                                   27,35
                                 
                              
                                 Kieselsteine
                                 –
                                   17,4
                                   25,2
                                     7,0
                                   32,6
                                     5,9
                                   12,65
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,00
                                 
                              
                           Die chemische Analyse wurde auf folgende Art ausgeführt.
                           Das Wasser wurde dadurch bestimmt, daß man ein bestimmtes Gewicht des Guano's mit
                              einigen Tropfen Salzsäure befeuchtete und dann in einem Porzellanschälchen bei
                              100° C. trocknete. Auf diese Weise verlor das Pulver all sein Wasser und
                              keine Spur Ammoniak.
                           Der Bruttogehalt an organischen Materien und Ammoniaksalzen wurde durch vorsichtiges
                              Einäschern von 10 Grammen des Guano's in einem Platinschälchen bestimmt. Der
                              Verlust, nach Abzug des in jedem Muster enthaltenen Wassers, gab das
                              Mengenverhältniß der durch die Hitze zerstörten Bestandtheile.
                           Die Asche, deren Gewicht bekannt war, wurde mit siedendem Wasser ausgelaugt, um die
                              respectiven Gewichte der auflöslichen und der unauflöslichen Salze zu erhalten. Der
                              unlösliche Rückstand wurde mit Salzsäure gekocht und aus der sauren Flüssigkeit
                              aller phosphorsaure Kalk durch einen schwachen Ueberschuß von Ammoniak
                              niedergeschlagen.
                           Der Theil der Asche, welcher der aufeinanderfolgenden Einwirkung des siedenden
                              Wassers und der Salzsäure widerstand, repräsentirte den in jedem Muster enthaltenen
                              Sand mit den Kieselsteinen.
                           Das Kali wurde bestimmt durch Ausziehen eines bekannten Gewichts Guano mit siedendem
                              Wasser, Filtriren, Neutralisiren der Flüssigkeit mit Salzsäure, Zusetzen von
                              Alkohol, Abdampfen auf zwei Drittel, Filtriren behufs der Absonderung des
                              schwefelsauren Kalks, welcher in einigen Guanosorten in ziemlich großer Menge
                              enthalten ist, und Fällen des Kalis mittelst Chlorplatins. Der auf einem Filter
                              gesammelte und mit Alkohol gut ausgewaschene Niederschlag wurde alsdann bei
                              100° C. getrocknet und gewogen.
                           Sämmtlicher Stickstoff jedes Guano's, d.h. sowohl derjenige der Ammoniaksalze, als
                              derjenige der stickstoffhaltigen organischen Materien, wurde durch Verbrennung von 1
                              Gramm des Pulvers mit Natronkalk, nach Peligot's Methode,
                              bestimmt.
                           Um zu erfahren, wie viel Stickstoff von den Ammoniaksalzen herrührt und folglich
                              welches Quantum Ammoniak in jedem Guano enthalten ist, wandte ich das von Melsens vorgeschlagene Verfahren an, welches ich
                              hinlänglich genau fand; ich brachte nämlich von guten Guanosorten 1 Gramm, von den
                              schlechten 5 und sogar 10 Gramme, rasch in eine Phiole, die zum Theil mit concentrirter Chlorkalklösung
                              gefüllt war. Das bei der Einwirkung, welche bei gewöhnlicher Temperatur vor sich
                              geht, entwickelte Stickgas wurde in einer in Kubikcentimeter getheilten Röhre
                              gesammelt; das nach einstündiger Berührung gemessene Volum desselben ergab das Volum
                              des in den Ammoniaksalzen enthaltenen Stickstoffs.
                           Folgendes sind die bei der Analyse der dreizehn Muster erhaltenen Resultate:
                           
                              
                                 
                                       
                                    1.
                                      2.
                                       3.
                                       4.
                                       5.
                                       6.
                                       7.
                                 
                              
                                 Wasser
                                     8,9900
                                   20,054
                                   17,160
                                   20,300
                                   11,100
                                   17,520
                                   18,800
                                 
                              
                                 Sand und Kieselsteine
                                     4,2000
                                     1,250
                                     1,000
                                     1,190
                                   10,400
                                   15,400
                                     4,300
                                 
                              
                                 Phosphorsaurer Kalk
                                   24,0000
                                   24,000
                                   24,500
                                   28,000
                                   25,500
                                   37,000
                                   40,000
                                 
                              
                                 Andere unlösl. Salze
                                     2,6000
                                     3,000
                                     0,500
                                     2,700
                                   20,700
                                   11,238
                                     5,800
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,9648
                                     2,319
                                     2,894
                                     1,061
                                     2,180
                                     2,162
                                     2,026
                                 
                              
                                 Andere lösliche Salze
                                     5,0352
                                     2,981
                                     4,306
                                     0,239
                                     0,920
                                     1,380
                                   10,974
                                 
                              
                                 Organische Materien und
                                    Ammoniaksalze
                                   57,2100
                                   46,396
                                   49,640
                                   46,510
                                   29,200
                                   15,300
                                   18,100
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 
                              
                           
                              
                                 Stickstoff in 100
                                    Theil.   
                                 11,30   
                                 12,18   
                                 13,47   
                                 14,58   
                                 11,30   
                                 2,66   
                                 4,48
                                 
                              
                                 Ammoniak in 100 Th.
                                   4,90
                                   8,23
                                   7,04
                                   4,90
                                   2,29
                                 2,30
                                 1,416
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                       8.
                                       9.
                                      10.
                                      11.
                                      12.
                                      13.
                                 
                              
                                 Wasser
                                   12,740
                                   15,025
                                   19,740
                                   21,500
                                   15,300
                                   18,0000
                                 
                              
                                 Sand und Kieselsteine
                                     3,710
                                     2,245
                                     2,280
                                   17,700
                                   20,000
                                   16,0000
                                 
                              
                                 Phosphorsaurer Kalk
                                   18,000
                                   31,800
                                   34,800
                                   35,600
                                   11,500
                                   33,8000
                                 
                              
                                 Andere unlösl. Salze
                                   38,200
                                   25,200
                                   23,200
                                     1,100
                                   18,350
                                   12,3000
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,771
                                     0,578
                                     1,824
                                     2,500
                                     0,676
                                     0,4824
                                 
                              
                                 Andere lösliche Salze
                                   14,329
                                   13,622
                                     8,576
                                     0,300
                                     2,874
                                     8,8176
                                 
                              
                                 Organische Materien u. Ammoniaksalze
                                   12,250
                                   11,530
                                     9,580
                                   21,300
                                   31,300
                                   10,6000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,0000
                                 
                              
                           
                              
                                 Stickstoff in 100
                                    Theil.   
                                 1,82
                                 1,82
                                 1,09
                                 4,82
                                 4,12
                                 1,250
                                 
                              
                                 Ammoniak in 100 Thl.
                                 0,183   
                                 0,183   
                                 0,176   
                                 0,76   
                                 Spur   
                                 Spur
                                 
                              
                           Diese Tabellen zeigen, welcher große Unterschied zwischen den unter dem Namen Guano in den Handel kommenden Substanzen stattfindet und
                              wie die Landwirthe, welche ohne Rücksicht einen statt des andern als Dünger
                              verwenden, getäuscht werden können.
                           Offenbar wird derjenige Landwirth, welcher die sieben letzten Sorten der Tabelle in
                              derselben Menge wie die peruv. Guanosorten anwendet, durchaus nicht die kräftigen
                              Wirkungen dieser letztern erzielen; er bringt nämlich in seinen Boden nur fast träge
                              Stoffe, denn bei den Guano's sind es vorzüglich die Ammoniaksalze und das Kali,
                              welche ihren Werth als Dünger bedingen. Der phosphorsaure Kalk, die stickstofffreien
                              organischen Materien, die
                              auflöslichen und unauflöslichen Salze haben nur einen secundären Werth; das Wasser,
                              der Sand und die Kieselsteine aber gar keinen.
                           Vor einigen Jahren, wo man nur den peruvianischen Guano kannte, war der Landwirth
                              noch aller Unsicherheit überhoben; denn dieser Guano hat eine fast unwandelbare
                              Zusammensetzung; man weiß, daß in 100 Kilogr. ächten peruv. Guano's durchschnittlich
                              enthalten sind:
                           
                              
                                   2,5
                                 bis 3 Kilogr. Kali;
                                 
                              
                                 24
                                 Kilogr. phosphorsaurer Kalk;
                                 
                              
                                 12
                                 Kilogr. Stickstoff, wovon beinahe die Hälfte in Form
                                    von Ammoniaksalzen.
                                 
                              
                           Wenn man von gutem peruv. Guano 400 Kil. per Hektare (730
                              Pfd. bayer. auf 3 bayer. Morgen) verwendet, ist man der zu erzielenden Resultate
                              gewiß. Bei den erwähnten angeblichen Guano's aber, welche von allen Inseln der neuen
                              Welt zusammengeholt werden und meistentheils aus Erbe bestehen, die mit einer
                              kleinen Quantität von Vogelexcrementen vermengt ist, kann man auf nichts rechnen,
                              weil ihre chemische Zusammensetzung außerordentlich wandelbar ist und sie oft nur
                              unbedeutende Spuren von Stickstoff und Ammoniaksalzen enthalten.
                           Allerdings werden diese angeblichen Guano's wohlfeiler verkauft als die
                              peruvianischen; aber der Preisunterschied steht nicht im Verhältniß mit ihrem
                              geringeren Werth als Dünger, und es ist mit ihrem Ankauf immer Schaben verbunden,
                              denn, da sie auf die Pflanzen und das Erdreich nur sehr langsam einwirken, so
                              verliert man nicht nur großen Theils den Ankaufspreis, sondern auch die Zeit,
                              während welcher man eine gute Ernte hätte machen können; für den Landwirth aber ist
                              die Zeit Geld.
                           Folgende sehr einfache Berechnungen werden die Nachtheile klar darthun, welchen sich
                              die Landwirthe aussetzen, die andern als peruv. Guano kaufen.
                           Wie wir oben sagten, ist guter peruv. Guano, im Verhältniß von 400 Kil. per Hektare verwendet, von guter Wirkung. Sein
                              Stickstoffgehalt (durchschnittlich 12 Gewichtsprocente) gibt den 100 Kil. als Dünger
                              einen Werth von 25 Fr. Dieß ist der Ausgangspunkt für alle zwischen den
                              verschiedenen Guano's anzustellenden Vergleichungen; hiernach sind von den
                              verschiedenen oben erwähnten Guanosorten folgende Quantitäten anzuwenden, welchen
                              wir ihren wirklichen Werth im Vergleich mit ihrem gegenwärtigen Preis, beide in
                              Francs ausgedrückt, beisetzen.
                           
                           
                              
                                      Benennung der
                                    Guano's.
                                   Für 1 Hektareerfordert.
                                    Menge.  
                                 Wirkl. Werth   der 100
                                    Kil.
                                 Verkaufspreis der 100 Kil.
                                 
                              
                                 Guter peruv. Guano (Monopol)
                                     400,00 Kil.
                                   25      Fr.
                                   28–30   Fr.
                                 
                              
                                 Weißer Guano von Bolivia
                                     329,21  „
                                   30,37   „
                                     
                                    –        
                                    „
                                 
                              
                                 Guano von Bombay
                                     424,77  „
                                   23,54   „
                                     20        „
                                 
                              
                                 Guano Chili lag
                                   1804,00  „
                                     5,54  
                                    „
                                     
                                    –        
                                    „
                                 
                              
                                 Gelber Chili-Guano
                                   1071,00  „
                                     9,35  
                                    „
                                     
                                    –        
                                    „
                                 
                              
                                 Guano von Patagonien Nr. 1 und 2
                                   2626,00  „
                                     3,79  
                                    „
                                     
                                    –        
                                    „
                                 
                              
                                 Guano von Ducouédic
                                   4403,00  „
                                     2,27  
                                    „
                                 25 und 27 „
                                 
                              
                                 Guano von Ave-Maria
                                     996,00  „
                                   10,04   „
                                     18        „
                                 
                              
                                 Guano von Edwige
                                   1165,00  „
                                     5,58  
                                    „
                                     16        „
                                 
                              
                                 Guano von Bayard
                                   3840,00  „
                                     2,60  
                                    „
                                     20        „
                                 
                              
                           Wir wollen nun zeigen, wie hoch die Düngung einer Hektare mit den verschiedenen
                              Guanosorten zu stehen kommt, wenn man dieselben so anwenden will, daß sie dieselben
                              Wirkungen hervorbringen wie guter peruv. Guano.
                           Kosten der Düngung einer Hektare nach dem gegenwärtigen
                                 Verkaufspreis.
                           
                              
                                 Guter peruv. Guano
                                     112 bis 120 Fr.
                                 
                              
                                 Guano von Bombay
                                     84,95 Fr.
                                 
                              
                                     „      
                                    „  
                                    Ducouédic    
                                 1100,75 bis 1188,31 Fr.
                                 
                              
                                     „      
                                    „   Ave-Maria
                                         179,28  Fr.
                                 
                              
                                     „      
                                    „   Edwige
                                         186,40  
                                    „
                                 
                              
                                     „      
                                    „   Bayard
                                         768      
                                    „
                                 
                              
                           Da die Landleute immer dem billigeren Preise nachgehen, so ist es Sache der
                              Ackerbaugesellschaften, Mittel vorzuschlagen, wodurch dem Unfug der Handelsleute
                              gesteuert werden kann.
                           Meines Erachtens wäre das beste Mittel, den Guano-Verkauf unter die Controle
                              der Regierung zu stellen, und eine Verordnung darüber zu erlassen welche
                              insbesondere festsetzen müßte, daß aller Guano mit seinem Ursprungsort sowie mit dem
                              Namen der Sorte in deutlicher Schrift zu bezeichnen ist, und daß die Aufschrift
                              überdieß die quantitative chemische Zusammensetzung der
                              Waare anzugeben hat, nämlich den Procentgehalt an: 1) Wasser, 2) phosphorsaurem
                              Kalk, 3) Stickstoff, 4) in Wasser unlöslichen Salzen (außer dem phosphorsauren
                              Kalk), 5) in den Säuren unlöslicher Kieselerde.