| Titel: | Der doppelte Vacuum-Condensator für Meeres-Dampfschiffe von dem Amerikaner J. P. Pirsson. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XXXVI., S. 162 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXVI.
                        Der doppelte Vacuum-Condensator für
                           Meeres-Dampfschiffe von dem Amerikaner J. P. Pirsson.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Mai 1853,
                              S. 166.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Pirsson's doppelter Vacuum-Condensator.
                        
                     
                        
                           Unsere Quelle entlehnt die Beschreibung dieses Condensators dem schätzbaren Werke:
                              The Naval and Mail Steamers of the United States,
                              vom General Stuart, Chef des Ingenieur – Corps der
                              Vereinigten Staaten. Mit 36 Kupfertafeln. New-York 1853. Dieser doppelte
                              Vacuum-Condensator befindet sich am Bord des amerikanischen
                              Regierungs-Dampfschiffes „Alleghany“ und hat folgende,
                              in einem Briefe des Erfinders an den erwähnten General beschriebene Einrichtung.
                           Die Aufgabe, die Kessel der Meeres-Dampfschiffe mit süßem Wasser zu versehen,
                              hat seit Watt's Zeit die Aufmerksamkeit sehr vieler
                              Ingenieure erregt; ihre Versuche sind aber bis jetzt sämmtlich mißlungen, so daß das
                              Meereswasser bis auf den heutigen Tag zur Dampferzeugung auf dem Ocean angewendet
                              wird, und nur die mit dem Pirsson'schen Apparat
                              versehenen Schiffe eine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel machen.
                           Die ungeheure Wassermenge welche verdampft werden muß, um die Maschinen großer
                              Meeres-Dampfschiffe zu speisen, macht die Erfindung, ungesalzenes Wasser zu
                              verdampfen, zu einem höchst wichtigen Gegenstande. Um diesen Zweck zu erreichen,
                              erscheint die Idee, das auf dem Lande eingenommene süße Speisewasser sich zu
                              erhalten, indem man die verdichteten Dämpfe stets wieder zum Kessel zurückführt, als
                              die zunächst sich darbietende; das Wasser wird durch die Speisepumpen dem Kessel
                              zurückgegeben, und es bleibt daher fortwährend ein Strom süßen Wassers durch die
                              Maschine hindurch in Circulation. Der theoretische Apparat zur Ausführung dieser Idee ist ganz
                              einfach; man braucht nur den Dampf in einen luftdichten Raum ausströmen zu lassen,
                              welcher durch ihn umgebendes kaltes Wasser auf einer niedrigen Temperatur erhalten
                              wird, und alsdann das Condensationswasser mittelst einer Druckpumpe nach dem Kessel
                              zurückzuführen. Dieser Apparat bewirkt alles, was der gewöhnliche
                              Einspritz-Condensator leistet, und man erlangt überdieß den Vortheil, stets
                              ungesalzenes Wasser zu haben.
                           Die mit der Oberflächen-Condensation verbundenen praktischen Schwierigkeiten
                              und Gefahren sind aber so groß, daß dadurch bis jetzt alle ihre Vortheile in den
                              Hintergrund getreten sind, und erst Pirsson gelang es,
                              den Apparat so einzurichten, daß er durch Druck, Ausdehnung oder Zusammenziehung
                              nicht zerstört werden kann und daher keine Gefahr mehr darbietet.
                           Die Vermeidung der Gefahren für Menschenleben und Eigenthum ist bei
                              Meeres-Dampfschiffen von solcher Wichtigkeit, daß es gar nicht überraschen
                              kann, wenn jeder Vorschlag zu einer Abänderung in der Einrichtung der
                              Schiffs-Dampfmaschinen nur mit der größten Vorsicht aufgenommen wird. Daher
                              ist denn auch die erste Anforderung an einen Apparat, um sich süßes Wasser auf dem
                              Meere zu verschaffen, die, daß dadurch der Betrieb der Maschine nicht verändert und
                              auch keine Störungen derselben veranlaßt werden.
                           Ferner muß die Einrichtung eine solche seyn, daß, wenn der Apparat in Unordnung
                              gerathen ist, nur das süße Wasser verloren geht und der Betrieb mit dem gewöhnlichen
                              Einspritz-Condensator fortgesetzt werden kann. Alle diese Elemente fehlten
                              bei den bisher vorgeschlagenen Oberflächen-Condensatoren; denn sie
                              veranlaßten eine gänzliche Veränderung in dem Betriebe der Maschine, so daß die
                              geringste Unordnung bei dem Apparat, welche gar nicht zu vermeiden war, den
                              Stillstand der Maschine veranlaßte.
                           Diese einleitenden Bemerkungen waren nothwendig, um das Charakteristische des neuen
                              Apparats darzuthun.
                           Der Condensator des Dampfschiffes „Alleghany“ hat keineswegs in
                              allen seinen Theilen die wünschenswerthesten Formen und Verhältnisse, weil das
                              System der Maschinen und der vorhandene Raum sie nicht zuließen; in dem Princip des
                              Condensators ist übrigens durchaus nichts geändert.
                           Fig. 31 ist
                              theilweis ein Längenaufriß und theilweis ein Längendurchschnitt des Condensators und
                              Evaporators.
                           Fig. 32 ist
                              eine Ansicht von oben, und Fig. 33 ein Aufriß des
                              Exhaustionsendes.
                           
                           A zeigt ein Gefäß von Gußeisen, hinlänglich stark, um
                              dem atmosphärischen Druck zu widerstehen; es muß vollkommen luft- und
                              wasserdicht gemacht werden. a ist ein Kasten, um eine
                              Verbindung mit dem Exhaustionsrohr der Maschine herzustellen. b gewährt eine Verbindung mit der Röhre der großen Luftpumpe. c ist eine Injections- oder Einspritzröhre;
                              dieselbe dehnt sich längs der inneren Seite und unmittelbar über einer durchbohrten
                              Platte d aus, um das Wasser auf dem
                              Oberflächen-Condensator in Form eines Regens zu vertheilen.
                           B ist der Oberflächen-Kondensator; er besteht aus
                              einer Menge kleiner Röhren, die in durchlöcherte Platten eingelassen und mit Kappen
                              c, f bedeckt sind. In der Kappe f ist eine Oeffnung angebracht, welche mit dem
                              Exhaustionskasten a in Verbindung steht, durch welchen
                              der Dampf in die Röhren strömt. In dem Boden von e
                              befindet sich eine Entleerungs-Oeffnung, welche zu einer Röhre führt, die mit
                              einer kleinen Luftpumpe g in Verbindung steht. Bei e' ist eine Oeffnung in der Kappe e angebracht. Bei f' befindet sich ein
                              Scheider, bestehend aus einem Metallblech mit feinen Löchern, um den Dampf in allen
                              Röhren gleichförmig vertheilen zu können. Die Wirkung von diesem Theile des
                              Apparates ist folgende:
                           Nehmen wir an, daß die Maschine in Gang gebracht sey und, wie gewöhnlich, die
                              Einspritzung durch c bewirkt werde. Die große Luftpumpe,
                              welche mit dem Rohr b in Verbindung steht, so wie auch
                              die kleine Luftpumpe g thun ihre Wirkung; die große
                              entfernt das eingespritzte Salzwasser und bringt in A
                              eine Luftleere hervor, während die kleine den verdichteten Dampf durch die Röhre i ansaugt und eine Luftleere innerhalb des Oberflächen-Kondensators hervorbringt Nun ist es
                              klar, daß beim Vorhandenseyn nur einer Luftleere, nämlich
                              innerhalb des Oberflächen-Condensators B,
                              derselbe dem atmosphärischen Druck unterworfen seyn würde. Da aber nun die große
                              Luftpumpe die Luft aus dem Raume A entfernt, so hat der
                              Oberflächen-Condensator gar keinen Druck auszuhalten, daß Gefäß A dagegen den Druck der gewöhnlichen Kondensatoren. Alle
                              Gefahr eines Zerspringens u.s.w. ist daher von dem Oberflächen-Condensator
                              entfernt und auf den Einspritz-Condensator übertragen, der aber stark genug
                              gemacht werden kann, um jeder auf ihn einwirkenden Kraft zu widerstehen. Daraus
                              folgt 1) daß die Gefahr eines Bruches des Oberflächen-Condensators auf ein
                              Minimum reducirt ist; und 2) daß, wenn wirklich ein solcher Bruch vorkommt, nur das
                              süße Wasser ganz oder theilweise verloren geht, je nachdem der Bruch größer oder
                              kleiner ist.
                           
                           Hierin liegt also die Lösung der ganzen Frage. Um aber die Sicherheit noch
                              bedeutender zu machen, ist die Oeffnung e' angebracht
                              (was bei einem Oberflächen-Condensator nach alter Einrichtung gar nicht
                              thunlich seyn würde). Dadurch wird nämlich unter allen Umständen eine absolute
                              Gleichheit zwischen der Luftverdünnung in A und der in
                              B herbeigeführt, so daß, wenn irgend ein Theil des
                              Dampfes unverdichtet bleiben sollte (weil die Oberfläche oder das
                              Condensationswasser ungenügend ist), er durch diese Oeffnung e' strömt und durch unmittelbare Berührung mit dem Strahl verdichtet
                              wird.
                           Die demnächst wesentliche Einrichtung der Maschine bezieht sich auf die Möglichkeit
                              einer Ausdehnung und Zusammenziehung. Der Oberflächen-Condensator ist nämlich
                              gänzlich von dem Gefäß A getrennt; die Verbindung mit
                              dem Kasten oder Rohr a ist zum Verschieben eingerichtet,
                              und es können sich daher sämmtliche Röhren ausdehnen oder zusammenziehen, ohne daß
                              dadurch irgend ein Bruch veranlaßt wird. Entstehen kleine Undichtheiten, so wird
                              dadurch die Luftleere nicht vermindert, weil nichts zum Eindringen vorhanden
                              ist.
                           Eine natürliche Folge des Umstandes, daß kein Druck auf den
                              Oberflächen-Condensator einwirkt, ist die Möglichkeit ihn sehr leicht zu
                              machen. Auch ist es gar nicht nöthig den Oberflächen-Condensator aus Röhren
                              zu bilden; Metallbleche, welche Dampf und Wasser in dünne Schichten theilen, sind
                              eben so wirksam. Röhren verdienen übrigens den Vorzug, weil ihre Handhabung allen
                              Maschinenwärtern bekannt ist, andere entschiedene Vortheile hat aber das
                              Röhrensystem durchaus nicht.
                           Es ist nun noch ein anderes Gefäß zu beschreiben, welches in Verbindung mit dem
                              Condensator angewendet wird. Man sieht dasselbe in C.
                              Der Zweck dieses Apparates ist bloß, den Verlusten abzuhelfen, welche durch
                              Undichtheiten der Kessel, Maschinen und Leitröhren veranlaßt werden. Das süße
                              Wasser, welches vor der Abfahrt des Schiffs in den Dampfkessel kommt, ist dasjenige
                              welches beständig angewandt wird; fände nun kein Verlust an solchem durch
                              Undichtheiten statt, so wäre auf der längsten Reise auch kein Ersatz nöthig. Um
                              diesen nun herbeizuschaffen, wendet Hr. Pirsson den
                              Evaporator C an; derselbe besteht aus einem metallenen
                              Gefäß, innerhalb dessen eine Reihe von Röhren D
                              vorhanden ist, welche durch m mit der Dampfkammer in
                              Verbindung stehen. n ist eine Röhre, welche C mit dem Exhaustionsrohr a
                              verbindet. o' ist eine Röhre, durch welche Meerwasser
                              nach C gelangt. p ist eine
                              Röhre, welche C mit der Röhre d verbindet, die zu der großen Luftpumpe führt. r ist eine zum Kessel führende Röhre. s eine
                              Röhre, welche in die Exhaustionsöffnung h ausläuft.
                           
                           Die Operation ist die folgende: Sobald in dem Condensator eine Luftleere gebildet
                              ist, entsteht auch in C eine solche, da zwischen beiden
                              eine Verbindung durch a stattfindet. Nun öffne man den
                              Hahn in der Röhre o' und lasse Meerwasser bis zu der
                              gehörigen Höhe einfließen, welche man durch die gläserne Wasserstandsröhre t erkennen kann. Es wird alsdann Dampf durch r eingelassen, der in die Röhren D strömt und das Meerwasser bald zum Sieden bringt. Die Dämpfe werden
                              durch n in den Condensator angesaugt und daselbst mit
                              den aus der Maschine ausströmenden Dämpfen condensirt; das Condensationswasser
                              gelangt alsdann zu den Speisepumpen und von diesen in die Kessel. Was daher in C verdampft, wird dem Speisewasser beigefügt, bis der
                              Verlust ersetzt ist. Die Röhre p dient zum Entfernen
                              eines Theils des concentrirten Meerwassers. s ist eine
                              Röhre zum Ansaugen des Wassers aus m, welches durch die
                              Condensation des Dampfes innerhalb der Röhren D entsteht
                              und an und für sich ungesalzen ist. Sobald der Kessel auf diese Weise gefüllt ist,
                              wird das salzige Wasser durch p abgelassen und man läßt
                              einige Minuten einen Strom durch den Kessel fließen, um ihn gehörig auszuwaschen,
                              worauf man das Abflußrohr wiederum verschließt.
                           Sehr nöthig ist es, daß der Capitän des Schiffs sich mit dem Maschinisten
                              verständigt, wenn das Schiff auf dem Meere angehalten werden soll; denn wenn der
                              Maschinist plötzlich beordert wird, die Maschine, z.B. wegen Messung der Tiefe
                              u.s.w., anzuhalten, so müssen die Sicherheitsventile geöffnet werden, und es
                              entweicht sehr viel süßes Wasser unbenutzt in die Luft. In allen solchen Fällen muß
                              der Maschinist 15 bis 20 Minuten vorher benachrichtigt werden, um die Dampferzeugung
                              zu vermindern.
                           Dimensionen des Alleghany-Condensators.
                           
                              
                                 Aeußerer Kasten oder Mantel:
                                 
                              
                                     größte
                                    Länge    
                                 72 3/4
                                 Zoll.
                                 
                              
                                     größte
                                    Höhe
                                 62 1/2
                                   „
                                 
                              
                                     größte
                                    Breite
                                 39 1/2
                                   „
                                 
                              
                                 Oberflächen-Condensator:
                                 
                              
                                     Quadratsuße in den
                                    Röhren    
                                 1000
                                 Fuß.
                                 
                              
                                     Länge der
                                    Röhren
                                      4
                                   „
                                 
                              
                                     Anzahl der
                                    Röhren
                                 1000
                                   „
                                 
                              
                                     Durchmesser
                                    außerhalb
                                      1
                                 Zoll.
                                 
                              
                                     Gewicht der
                                    Röhren
                                    20
                                 Unzen auf den Quadratfuß.
                                 
                              
                           
                           Diese Dimensionen sind unter der Voraussetzung berechnet, daß eine Luftverdünnung von
                              26 1/2 Zoll unterhalten wird, und das Condensationswasser eine Temperatur von
                              130° F. (54 1/2° C.) hat.
                           Evaporator. – Aeußerer Kasten oder Mantel:
                           
                              
                                     größte
                                    Höhe
                                 71
                                 Zoll.
                                 
                              
                                     größte
                                    Länge
                                 38
                                   „
                                 
                              
                                     größte
                                    Breite    
                                 27 1/2
                                   „
                                 
                              
                                 Kupferne Röhren:
                                 
                              
                                     Länge
                                     4
                                 Fuß.
                                 
                              
                                     Durchmesser
                                     1 1/2
                                   „
                                 
                              
                                     Anzahl der
                                    Quadratfuße    
                                 200
                                   „
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
