| Titel: | Neues Verfahren Lichtbilder auf Wachspapier darzustellen. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XLVI., S. 201 | 
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                        XLVI.
                        Neues Verfahren Lichtbilder auf Wachspapier
                           darzustellen.
                        Aus dem Cosmos, Revue encyclopedique, Septbr. 1853, S.
                              432.
                        Verfahren Lichtbilder auf Wachspapier darzustellen.
                        
                     
                        
                           Hr. Crookes hat mit dem besten Erfolg nachstehendes
                              Verfahren zum Photographiren auf Wachspapier angewandt. Es besitzt, sagt er, eine
                              außerordentliche Empfindlichkeit, weil zwei Minuten anstatt zehn hinreichen die
                              Bilder zu erzeugen, und es gestattet überdieß das empfindlich gemachte Papier
                              mehrere Wochen aufzubewahren; diese zwei Vortheile sind aber von außerordentlicher
                              Wichtigkeit, wenn man auf Reisen operiren muß, denn man kann vor der Abreise alles
                              Papier präpariren dessen man bedarf und die Bilder erst nach der Rückkehr
                              entwickeln, vorausgesetzt daß man nicht über drei Wochen abwesend ist. Das Verfahren
                              des Hrn. Crookes ist im Grunde nur eine Abänderung von
                              demjenigen des Hrn. Legray.
                           Er bedient sich des feinen Papiers der HHrn. Gebrüder de
                                 Canson in Annonay; nachdem die Bogen in der geeigneten Größe zugeschnitten
                              und auf der
                              glattesten Seite bezeichnet worden sind, taucht man sie in geschmolzenes Wachs und
                              überfährt dann jedes Blatt besonders, nachdem es zwischen Fließpapier gelegt wurde,
                              mit dem heißen Bügeleisen, bis man auf der Oberfläche keine Stellen mit dickerem
                              Wachs mehr gewahr wird.
                           Die zweite Operation ist das Jodiren der Papierblätter in einem Bade, welches aus 30
                              Grammen Jodkalium und 567 Grammen Wasser besteht, nebst soviel freiem Jod, daß die
                              Lösung die Farbe des Xereserweins annimmt. Dieses Bad hat die Eigenschaft dem Papier
                              das Eisen und das Kupfer zu entziehen, welche die gewöhnliche Ursache der Flecken
                              sind; man muß es von Zeit zu Zeit erneuern. Man läßt die Papierblätter wenigstens
                              zwei Stunden lang im Bad eingetaucht, indem man besorgt ist die Luftblasen zu
                              entfernen; dann läßt man die Papierblätter, an einem Eck aufgehängt, an der Luft
                              trocknen; sie nehmen eine dunkle Purpurfarbe an, weil sich das Jod mit dem Stärkmehl
                              des Papiers verbindet.
                           Die dritte Operation ist das Empfindlichmachen; man nimmt:
                           
                              
                                 salpetersaures Silber
                                   9 Gramme
                                 72 Centigramme,
                                 
                              
                                 Eisessig oder krystallisirte
                                    Essigsäure    
                                   9 Gramme
                                 72 Centigramme,
                                 
                              
                                 Wasser
                                 30 Gramme;
                                 
                                 
                              
                           man breitet die bezeichnete Seite des Papierblattes auf dieser
                              Lösung aus und läßt sie auf derselben eine Zeit über liegen, welche um eine halbe
                              Minute länger ist als die zu seiner Entfärbung erforderliche Zeit, welche 7 bis 10
                              Minuten beträgt. Hierauf läßt man das Papier einige Minuten auf der Oberfläche von
                              destillirtem Wasser schwimmen; man trocknet es dann zwischen Fließpapier und bewahrt
                              es in einer vollkommen verschlossenen Mappe gegen den Zutritt von Licht vollkommen
                              geschützt auf. Wenn man es nur einmal auf der Oberfläche von destillirtem Wasser
                              gewaschen hat, bleibt es bloß fünf oder sechs Tage lang empfindlich; wurde das
                              Waschen aber mehrmals wiederholt, so behält das Papier seine Empfindlichkeit Wochen
                              lang.
                           Es ist schwer, die Dauer der Exposition in der camera
                                 obscura im Voraus zu bestimmen, weil die Lichtstärke eine wandelbare ist;
                              aber mit einer Linse von 12 engl. Zoll (25 Centimeter) Brennweite und 1/2 Zoll
                              Oeffnung werden an einem sehr sonnigen Tag eine oder zwei Minuten hinreichen; ist
                              die Witterung hingegen trüb und die Sonne bedeckt, so muß die Exposition sechs bis
                              zehn Minuten dauern.
                           Um das Bild zu entwickeln, benutzt Hr. Crookes vier Theile
                              einer fast gesättigten Auflösung von Gallussäure, mit einem Theil der Lösung, welche zum
                              Empfindlichmachen des Papiers gedient hat; man muß die zwei Flüssigkeiten gut
                              mischen und auf ihrer Oberfläche die bezeichnete Seite des Papiers schwimmen lassen.
                              Die Bilder fangen sogleich an zum Vorschein zu kommen, und sie müssen in weniger als
                              einer Stunde vollständig entwickelt seyn, bevor das gallus-salpetersaure
                              Silber zersetzt ist; man wascht das Bild dann und taucht es hierauf in eine
                              hinreichend concentrirte Auflösung von unterschwefligsaurem Natron, bis das gelbe
                              Jodsilber verschwindet; man wascht es noch mehrmals, läßt es trocknen und überfährt
                              es dann neuerdings mit dem heißen Bügeleisen oder nähert es dem Feuer bis das Wachs
                              wieder geschmolzen ist.
                           Man muß mit der größten Sorgfalt darüber wachen, daß das für das
                              gallus-salpetersaure Silber bestimmte Gefäß vollkommen rein ist; man reinigt
                              dasselbe von Zeit zu Zeit mit concentrirter Salpetersäure, damit die bei den
                              vorhergehenden Operationen entstandenen Flecken verschwinden, außerdem würde das
                              Papierblatt unfehlbar beschmutzt werden. – Die Gallussäure und das
                              essig-salpetersaure Silber müssen vor dem Vermischen filtrirt werden.
                           Wenn man das beschriebene Verfahren genau befolgt, kann man sicher seyn vortreffliche
                              Resultate zu erhalten.