| Titel: | Verfahren zum Zusammenschweißen von Gußstahl und Eisen, von Hrn. Sanderson in Sheffield. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XLVIII., S. 207 | 
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                        XLVIII.
                        Verfahren zum Zusammenschweißen von Gußstahl und
                           Eisen, von Hrn. Sanderson
                           in Sheffield.
                        Aus Armengaud'sGénie industriel, Sept. 1853, S.
                              148.
                        Sanderson's Verfahren zum Zusammenschweißen von Gußstahl und
                           Eisen.
                        
                     
                        
                           Die Anfertigung von Gegenständen, deren Oberfläche mit Gußstahl bedeckt seyn muß,
                              bietet zwei Hauptschwierigkeiten dar: 1) die Erlangung einer genauen Verbindung der
                              beiden Metalle; 2) die Sicherung dieser genauen Verbindung durch Anwendung der Hitze, ohne
                              Benachtheiligung des Gußstahls.
                           Hr. Sanderson wendet das nachstehende Verfahren an:
                           Man nimmt Herdfrischeisen von der Form und Stärke des anzufertigenden Gegenstandes,
                              wärmt dasselbe bis zur starken Rothgluth und läßt es durch die passenden Kaliber
                              eines Walzwerks gehen. Darauf kommt es unter einen Hammer, der eine Vertiefung
                              bildet, welche die Breite und Tiefe hat, die zur Aufnahme des Stahls, welcher mit
                              dem Eisen verbunden werden soll, erforderlich ist.
                           Ist diese Vertiefung gebildet, so wird ein Eisenblech auf der Oberfläche oder an den
                              Seiten derselben angeschweißt oder sonst befestigt, so daß es eine Art Röhre zur
                              Aufnahme des flüssigen Gußstahls bildet. Das Eisen kann eben so gut kalt als warm
                              seyn.
                           Wollte man auf dieselbe Weise mit dem Stahl zwei, drei, auch selbst vier Seiten von
                              dem Eisen bedecken, so müßten alle mit Vertiefungen versehen werden, wie es vorher
                              für die eine beschrieben wurde, es müßten darüber Bleche befestigt werden, die den
                              Gußstahl aufnehmen u.s.w.
                           Um cylindrische Eisenstücke, wie Walzen, Kolbenstangen etc. mit einer Stahldecke zu
                              umgeben, nimmt man einen eisernen Kern von dieser Form und umgibt ihn mit einer,
                              wenigstens 6 Millimeter starken, eisernen Röhre. Diese bildet man entweder dadurch,
                              daß man Eisenblech cylindrisch biegt, oder indem man zwei Stücke Flacheisen
                              dergestalt durchwalzt oder preßt, daß jedes die halbcylindrische Figur von solchen
                              Dimensionen erhält, daß ihr innerer Durchmesser gleich der äußern Stärke der
                              verstahlten Stücke ist. Die Eisendecke wird später mittelst der Drehbank oder
                              mittelst Schleifen wieder weggenommen.
                           Wenn die Verstahlung 25 Millimeter stark werden soll, so muß der äußere Cylinder
                              einen Durchmesser haben, der den des eisernen Kerns um 50 Millimeter oder 5
                              Centimeter übersteigt.
                           Nachdem das Eisen so vorbereitet ist, daß es den flüssigen Stahl aufnehmen kann, wird
                              der Boden der Höhlung so verschlossen, daß der am obern offenen Ende eingegossene
                              Stahl nicht herauslaufen kann.
                           Man kann die gewöhnlich zum Stahlschmelzen dienenden Oefen zu diesem Proceß anwenden;
                              um aber die Schmelzung so wohlfeil als möglich zu bewerkstelligen, beschreibt Hr.
                              Sanderson einen Ofen, der mehrere Tiegel aufnehmen
                              kann und dessen besondere Einrichtung es gestattet, mittelst Regulatoren eine weit
                              größere und gleichförmigere Hitze zu erhalten und ein schlechteres und daher wohlfeileres
                              Brennmaterial anzuwenden, als in den gewöhnlichen Oefen.
                           Ist nun die eiserne Form zur Aufnahme des flüssigen Stahls bereit, so nimmt man die
                              Tiegel aus dem Ofen und gießt den Stahl in die Höhlung aus, darauf stellt man die
                              Tiegel in den Ofen zurück und besetzt sie von Neuem mit Stahl.
                           Da bei den auf diese Weise mit Stahl umgebenen Eisenstücken beide Metalle nicht
                              vollständig zusammengeschweißt sind, so bringt man die Stücke in einen Schweißofen
                              und macht sie schweißwarm, worauf man sie der Einwirkung eines schweren Hammers
                              unterwirft, um eine recht genaue Vereinigung. beider Metalle zu bewerkstelligen.
                           Hr. Sanderson zieht es jedoch vor, die schweißwarmen
                              Stücke durch die Kaliber eines Walzwerks gehen zu lassen, oder sie einer starken
                              Pressung zu unterwerfen, denn es wird dadurch nicht allein eine vollständige
                              Vereinigung des Eisens und des Stahls bewirkt, sondern man kann auch zu gleicher
                              Zeit den Stücken ihre endliche Form geben, sey es nun zu Spurkränzen für
                              Eisenbahnwagenräder, oder zu irgend andern Gegenständen:
                           Die Patentansprüche des Hrn. Sanderson beziehen sich:
                           1) auf die Art und Weise der Anfertigung der Eisenstäbe mit einer oder mit mehreren
                              Vertiefungen von allen Formen und Dimensionen, welche zur Aufnahme von flüssigem
                              Stahl dienen. Aus diesen Stäben mit Stahlüberzug werden alsdann die Gegenstände
                              angefertigt, die ebenfalls einen solchen haben sollen;
                           2) auf die Anwendung eines eisernen Mantels, um den Stahl gegen die Einwirkung des
                              Feuers während des Zusammenschweißens der beiden Metalle zu schützen;
                           3) auf die Art und Weise die rothglühenden, mit Stahl überzogenen Eisenstäbe zu
                              pressen, statt sie zu schmieden, und ihnen während dieser Pressung die Form zu
                              geben, welche sie erhalten sollen;
                           4) auf die Anwendung des oben erwähnten, eigenthümlichen Stahlschmelzofens, statt der
                              jetzt gebräuchlichen.