| Titel: | Ueber einen von den HHrn. Legris und Choisy zu Paris construirten Apparat zum Wärmen des Speisewassers für Dampfkessel; Bericht vom Hrn. Bergwerks-Ingenieur Le Chatelier. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LVI., S. 242 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LVI.
                        Ueber einen von den HHrn. Legris und Choisy zu
                           Paris construirten Apparat zum Wärmen des Speisewassers für
                           Dampfkessel; Bericht vom Hrn. Bergwerks-Ingenieur Le Chatelier.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Juli 1653, S. 395.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Legris' Apparat zum Wärmen des Speisewassers für
                           Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Das Princip des von den HHrn. Legris und Choisy combinirten und in mehreren Etablissements des
                              Seine-Departements angewendeten Apparats ist auf die theilweise Condensation,
                              unter dem atmosphärischen Druck, des aus dem Cylinder ausströmenden Dampfes
                              begründet.
                           Der Dampf entweicht in einen Raum, mit welchem die Auslaßröhre in Verbindung steht
                              und worin eine Brause zu gleicher Zeit das kalte Wasser, welches von einem obern
                              Behälter herkommt, als feinen Regen zertheilt. Die Menge des eingespritzten Wassers
                              wird nach den Bedürfnissen der Speisung regulirt und das Product der Condensation
                              hat eine Temperatur von etwa 100° C.; es fließt in einen untern Trog ab, aus
                              welchem es durch die Speisepumpe weggenommen und in den Kessel gedrückt wird.
                           Der Warmwassertrog hat an seinem obern Theil eine Abflußrohre, mittelst welcher sich
                              die auf der Oberfläche schwimmenden fettigen Materien entfernen. Das
                              Condensationswasser, welches plötzlich und in sehr zertheiltem Zustande der
                              Einwirkung des ausströmenden Dampfs ausgesetzt wurde und eine Temperatur von
                              100° annahm, hat die Kohlensäure verloren, mittelst welcher der kohlensaure
                              Kalk, wovon mehr oder weniger in allen Quell-, Brunnen- und
                              Flußwassern vorkommt, aufgelöst gehalten wurde. Derselbe wird gefällt und setzt sich
                              zum Theil auf dem Boden des Troges ab, oder gelangt nur noch als Schlamm in den Kessel, hat also keine
                              incrustirenden Eigenschaften mehr. Die Speisepumpe ist etwa 1 Meter unter dem Troge
                              angebracht, und der Niveauunterschied reicht hin, um das Spiel der Ansaugeventile zu
                              sichern.
                           Dieß sind mit wenigen Worten die Eigenschaften des Apparates der HHrn. Legris und Choisy, nicht genau so, wie sie denselben in
                              ihrem Patent beschrieben haben, sondern wie seine Benutzung zweckmäßig ist; denn in
                              jenem nehmen sie an, daß es vortheilhaft sey die fettigen Materien in den Kessel
                              überzuführen.
                           Offenbar hat dieser Apparat Vortheile gegen diejenigen, bei denen metallische Flächen
                              zwischen dem entweichenden Dampf und dem Condensationswasser vorhanden sind. Die
                              mittelst dieses Apparats erzielte Brennmaterial-Ersparung wird durch die dem
                              Speisewasser mitgetheilte Wärmemenge gemessen. Die Gesammtwärme des Wasserdampfes
                              von 5 Atmosphären beträgt 650 Einheiten, und wenn man daher mit Wasser von
                              10° C. speist, so muß die Herdfeuerung ihm 640 Wärmeeinheiten mittheilen;
                              diese Wärme wird auf 550 Einheiten vermindert werden, wenn man mit Wasser von
                              100° C. speist. Die Gränze der Ersparung, welche in diesem Fall der Apparat
                              von Legris und Choisy und alle
                              ähnlichen gewähren können, beträgt daher 90/550 = 16 1/3 Procent.
                           Zu diesem Vortheil kommt noch der einer weit größeren Regelmäßigkeit bei der
                              Dampferzeugung, welche durch kein intermittirendes Einspritzen von kaltem Wasser
                              gestört wird.
                           
                        
                           Beschreibung der Abbildung.
                           Fig. 1 ist ein
                              Längendurchschnitt des Speiseapparats und ein Querdurchschnitt des Kessels mit
                              seinen Siederöhren.
                           Nachdem der Dampf seine Elasticität verloren hat, strömt er mittelst der Röhre A herbei, um durch die Röhre B ins Freie zu entweichen. In diesem Moment besitzt der Dampf noch eine
                              Wärme von 100° E., von der man bis jetzt aber nie mehr als 25° benutzt
                              hat.
                           Bei dem neuen System läßt man das Wasser mit einer Mittlern Temperatur von 90°
                              C. in den Dampfkessel gelangen und zwar auf folgende Weise.
                           Statt das kalte Wasser aus dem Behälter H mittelst der
                              Röhre F direct in den Kessel O zu leiten, verlängert man sie in entgegengesetzter Richtung und führt
                              sie bis zu dem untern Theil C des
                              Dampf-Ausströmungsrohrs B. Die Röhre wird hier
                              durch ein kaltes Wasser einspritzendes Rohr D fortgesetzt, welches in
                              eine Brause d auslauft. Durch dieses Rohr strömt die
                              verlangte und durch einen Vertheilungshahn G regulirte
                              Menge kalten Wassers in den Behälter C. Der Hahn ist mit
                              einem Hebel verbunden und dieser mit dem Schwimmer J in
                              dem Behälter I. Steigt der Schwimmer J und mit ihm der Wasserstand in I, so wird der Hahn mehr verschlossen, und sinkt er, so vermindert sich
                              der Wasserstand und der Hahn wird geöffnet. Wenn nun der aus dem Cylinder
                              ausströmende Dampf in die Ausströmungsröhre A gelangt,
                              so trifft er das gleichzeitig in einem feinen Regen aus der Brause d hervorkommende Wasser und erwärmt dasselbe. Das warme
                              Wasser gelangt mittelst der Röhre E in den Trog I und zwar in die Abtheilung R des untern Theils, wo es seine erdigen Theile absetzt, so daß der übrige
                              Theil des Wassers im Behälter I möglichst frei davon
                              bleibt. Der Wasserstand im Behälter I wird mittelst des
                              Schwimmers J angegeben, der mit dem Hahn G, wie schon oben bemerkt, in Verbindung steht und den
                              Zufluß des kalten Wassers aus dem Troge H regulirt.
                           K Saugröhre für das in dem Behälter I befindliche Wasser.
                           L Körper der Speisepumpe; M
                              Ventilbüchse; N Steigeröhre, welche mit dem Kessel O in Verbindung steht.
                           P Röhre, die mit einem Hahn a versehen und dadurch mit der Röhre N
                              verbunden ist. Diese Röhre hat den Zweck, die Luft, den Dampf und den Druck
                              wegzuschaffen, welche den Gang der Speisepumpe unterbrechen könnten; sie steht mit
                              dem Innern des Behälters I in Verbindung.
                           Q Kessel; Q', Q' Siederöhren.
                           Der hier beschriebene Speiseapparat kann sowohl mit feststehenden, als auch mit
                              Schiffs-Dampfmaschinen und mit Locomotiven verbunden werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
