| Titel: | Ueber die Anwendung von Salzsäure anstatt Salpetersäure bei der Bunsen'schen Batterie; von Hrn. Le Roux. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXVII., S. 277 | 
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                        LXVII.
                        Ueber die Anwendung von Salzsäure anstatt
                           Salpetersäure bei der Bunsen'schen Batterie; von Hrn. Le Roux.
                        Aus den Comptes rendus, Octbr. 1853, Nr.
                              16.
                        Le Roux, über die Anwendung von Salzsäure bei der Bunsen'schen
                           Batterie.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich beruht bei Bunsen's
                              Batterie die Elektricitäts-Entwickelung hauptsächlich auf der Verbindung,
                              welche der bei der Zersetzung des Wassers freigewordene Wasserstoff mit dem
                              Sauerstoff eingeht, welchen die im Diaphragma enthaltene Gasquelle liefert, letztere
                              mag nun concentrirte
                              Salpetersäure oder irgend ein Körper oder eine Mischung seyn welche leicht
                              Sauerstoff entwickelt. Die Versuche welche ich neuerlich über diesen wichtigen
                              Gegenstand anstellte, brachten mich natürlich auf den Gedanken, daß jeder andere
                              Körper welcher sich mit dem Wasserstoff zu vereinigen vermag, die Rolle des
                              Sauerstoffs in Bunsen's
                              Batterie spielen könnte. Da das Chlor eine große Verwandtschaft zum Wasserstoff hat,
                              so vermuthete ich daß es die erforderlichen Bedingungen erfüllen würde. Ich brachte
                              nun in das Diaphragma eines Elements, und um eine neue Kohle herum, ein Gemenge von
                              Mangansuperoxyd und verdünnter Salzsäure (gleiche Theile Säure und Wasser); ich
                              erhielt so einen Strom von der nämlichen Stärke wie mit gewöhnlicher
                              Salpetersäure.
                           Wenn man die Temperatur des Gemenges ein wenig erhöht, bis gegen 35° C.
                              beiläufig, um die Chlorentwickelung zu befördern, so nimmt die
                              Elektricitäts-Entwickelung beträchtlich zu. Sie beruht in diesem Falle auf
                              der Verbindung des Wasserstoffs mit dem Chlor, wodurch die Hälfte der Salzsäure
                              wieder erzeugt wird. Wenn man bei der jetzt gebräuchlichen Anordnung der Elemente
                              mit einer kleinen Menge Braunstein bei gewöhnlicher Temperatur operirt, so bemerkt
                              man eine sehr rasche Abnahme der Stromstärke, nach Verlauf einer halben Stunde
                              beiläufig um die Hälfte; der Grund ist, weil sich aller Braunstein auf dem Boden des
                              Diaphragma absetzt, und da die mit demselben in Berührung stehende Salzsäure sich
                              allmählich abschwächt und nicht erneuert wird, so vermindert sich die
                              Chlorerzeugung; es genügt alsdann, damit die Batterie wieder ihre ganze Stärke
                              erhält, die Kohle so zu rütteln daß das Gemenge getrübt wird. Diesem Uebelstand
                              ließe sich leicht durch eine besondere Anordnung der Batterie abhelfen, welche darin
                              bestünde den Braunstein auf einer großen Fläche zu verbreiten, indem man sehr weite
                              und wenig tiefe Diaphragmen anwendet.
                           Diese Wirkung des Chlors erklärt uns was vorgeht, wenn man die Salpetersäure in der
                              Bunsen'schen Batterie durch käufliche Salzsäure ersetzt. Man hat einige Zeit lang
                              einen ziemlich starken Strom, derselbe wird aber bald beträchtlich schwächer und
                              zugleich bemerkt man daß sich die Säure vollständig entfärbt. Der Hergang erklärt
                              sich folgendermaßen: die Salzsäure, welche Chlor aufgelöst enthält, wirkt durch
                              dieses Chlor, da aber das Chlor bald mangelt, so erhält man nur noch den durch die
                              Auflösung des Zinks erzeugten Strom.Ich habe im Vorstehenden angenommen, daß man mit Salzsäure gesäuertes Wasser
                                    anwandte; wird aber das Wasser mit Schwefelsäure angesäuert, so entstehteine
                                    merkwürdige Reaction; nachdem sich nämlich in Folge der Endosmose ein Theil
                                    des gesäuerten Wassers mit der Salzsäure vermischt hat, entwickelt sich
                                    reichlich Schwefelwasserstoff aus dieser Flüssigkeit. In diesem Falle wird
                                    die Schwefelsäure durch den Wasserstoff zersetzt und manchmal, wenn nicht
                                    genug Wasserstoffgas erzeugt wird, schlägt sich sogar Schwefel aus der
                                    Salzsäure nieder.