| Titel: | Verbesserungen in der Construction der Dampfmaschinen, von Hrn. Penn in London. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXXVII., S. 322 | 
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                        LXXVII.
                        Verbesserungen in der Construction der
                           Dampfmaschinen, von Hrn. Penn in London.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1853, S.
                              263.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Penn's Verbesserungen in der Construction der
                           Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Schon vor längerer Zeit hat man vorgeschlagen, die Kolbenstangen der Dampfmaschinen
                              hohl zu machen, damit sie in dem Innern eine Kurbelstange aufnehmen können, welche
                              die Kraft und die Bewegung des Kolbens auf eine Kurbel an der Treibwelle überträgt,
                              auf dieselbe Weise wie dieß bei den direct wirkenden Dampfmaschinen der Fall
                              ist.
                           Das eine Ende der Kurbelstange ist durch ein Gelenk mit dem Kolben verbunden und zwar
                              ist dasselbe im Innern der hohlen Kolbenstange angebracht, während das andere Ende
                              wie gewöhnlich über die Kurbelwarze greift. Das erstere Ende hat daher eine
                              wiederkehrend geradlinige und das andere eine ununterbrochene drehende Bewegung. Die
                              Kurbelstange oscillirt also im Innern der hohlen Kolbenstange um den Bolzen, der sie
                              mit dem Kolben verbindet, und es muß daher die Kolbenröhre so weit seyn, daß die
                              schwingende Kurbelstange die Seitenwände bei ihrer schiefsten Stellung nicht
                              berührt.
                           Die Dimensionen, welche man folglich der Kolbenstange geben muß, haben jedoch einen
                              sehr bedeutenden Nachtheil, nämlich den, daß sie einen großen Raum im Innern des
                              Cylinders einnimmt, wodurch der für die Wirkungsoberfläche des Dampfs auf den Kolben
                              bleibende Raum sehr vermindert wird, daher der Dampfdruck auf der einen Seite des
                              Kolbens größer als auf der andern ist.
                           Man hat diesem Nachtheil dadurch abzuhelfen gesucht, daß man der hohlen Kolbenstange,
                              statt einer cylindrischen Form des Querschnitts, eine oblonge Form gab, die der ganzen
                              Länge der Stange nach zwei ebene Flächen darbot, welche durch zwei halbkreisförmige
                              Enden vereinigt wurden und daher in dem Innern der Röhre den ganzen Raum darbieten,
                              welcher zur Bewegung der Kurbelstange in der Längenrichtung erforderlich ist, in der
                              Breite aber nur einen solchen Raum, der zur freien Bewegung der Kurbelstange
                              zwischen den beiden Wänden hinreicht. Die Stopfbüchse in dem Cylinderdeckel muß
                              natürlich genau dem Querschnitte der Kolbenstange entsprechen.
                           Hr. Penn schlägt vor, die
                              Kolbenstange auch auf der entgegengesetzten Seite des Kolbens zu verlängern, so daß
                              beide Seiten des Kolbens dem Dampf eine gleiche Fläche darbieten, indem die
                              Verlängerung der Stange zu beiden Seiten des Kolbens einen gleichen räumlichen
                              Inhalt abschneidet. Diese Einrichtung sichert auch die geradlinige Bewegung des
                              Kolbens, und überdieß ist die innere Gelenkverbindung der Kolbenstange mit dem
                              Kolben auf diese Weise viel zugänglicher.
                           Die Figuren 5
                              bis 11
                              stellen verschiedene Ansichten, Anwendungen und einzelne Theile der Penn'schen Erfindung dar.
                           Fig. 1 zeigt
                              einen Querdurchschnitt von den Seitenwänden eines Schiffs mit seiner
                              Dampfmaschine.
                           A ist der Cylinder und B der
                              Kolben; C stellt die hohle Kolbenstange dar, welche eben
                              so gut einen kreisförmigen als einen länglich vierseitigen Querschnitt haben kann.
                              F ist die Kurbelstange, welche um die Achse a im Innern des Kolbenrohres C schwingt, und deren anderes Ende mit der Warze b der Kurbel G, welche die Welle H bewegt, verbunden ist.
                           Man sieht, daß die Kolbenstange C durch den Deckel E des Cylinders mittelst einer Stopfbüchse e geht und ihre Verlängerung durch den Boden D mittelst einer andern Stopfbüchse d. Beide Stopfbüchsen führen die hohle Stange, und der
                              Kolben B wird also der Art während seiner Bewegung
                              gehalten, daß er auf der innern Oberfläche des Cylinders überall gleiche Reibung
                              hat.
                           Cylinder dieser Art können horizontal gelegt werden, wie es in der obigen Figur der
                              Fall ist, sie können aber auch senkrecht stehen. Die horizontale Lage ist bei
                              Schrauben-Dampfschiffen eine sehr vortheilhafte; sie gestattet die Hauptwelle
                              für die Kurbeln und die Achse der Schraube in eine gerade Linie zu legen, so daß die
                              eine die Verlängerung der andern bildet, und die Bewegung folglich direct und ohne
                              Zwischenkunst eines Räderwerks erfolgt.
                           
                           Ein Beispiel davon gibt unsere Fig. 1; die gesammte
                              Maschinerie kann unter das erste Deck und unter die Wasserlinie des Schiffes gelegt
                              werden.
                           I ist ein Gestell, welches die Welle H trägt; dieselbe ist mit zwei Kurbeln versehen, welche
                              zwei neben einander angebrachte Maschinen treiben, wie Fig. 2 zeigt, welche ein
                              Grundriß und zum Theil ein horizontaler Durchschnitt ist.
                           Diese Welle H bewegt sich in Lagern auf dem Gestell I, welches aus drei Theilen besteht, wovon zwei an den
                              Böden E der beiden Cylinder befestigt sind, während der
                              dritte Theil in der Mitte liegt und zugleich zur Verbindung beider Cylinder
                              dient.
                           Der vordere Theil der hohlen Kolbenstange C besteht mit
                              dem Kolben selbst aus einem Stück, während der andere Theil mit dem Kolben mittelst
                              eines vorstehenden Randes und Schrauben verbunden, das Ganze aber in dem Kolben
                              eingelassen ist.
                           Die Achse a, um welche die Kurbelstange schwingt, ist
                              mittelst Schraubenbolzen Z an einer Scheibe befestigt,
                              die im Innern des Kolbenrohres angebracht und in der Mitte ausgeschnitten ist, um
                              die Kurbelstange durchzulassen.
                           Man sieht, daß der Dampfvertheilungsschieber M, welcher
                              durch das Excentricum N bewegt wird und in der
                              Vertheilungsbüchse f eingeschlossen ist, dieselbe
                              Einrichtung wie bei den gewöhnlichen Dampfmaschinen hat.
                           Die Röhre P, in Fig. 5 in punktirten
                              Linien angegeben, führt den Dampf nach dem Condensator. Diese Anordnung ist nur dann
                              anwendbar, wenn der Condensator dem Dampfcylinder gegenüber liegt und die Luftpumpe
                              horizontal im Innern des Condensators angebracht ist, wie in Fig. 5 und 7.
                           Es ist eine bequeme Einrichtung, die Luftpumpe direct durch den Dampfkolben mittelst
                              der horizontalen Stange S zu betreiben, welche mit
                              diesem Kolben verbunden ist und durch den Cylinderdeckel E mittelst einer Stopfbüchse geht. Jedoch kann man die Luftpumpe im Innern
                              des Condensators auf verschiedenartige Weise anbringen und sie nach einer der
                              gewöhnlichen Methoden bewegen.
                           Fig. 8 bietet
                              ein anderes Beispiel der Anwendung hohler Kolbenstangen bei zwei Dampfcylindern dar;
                              beide Kolben wirken auf eine einzige Kurbel G, die an
                              der Treibwelle H angebracht ist. Die beiden Cylinder
                              sind sehr zweckmäßig an entgegengesetzten Seiten des Schiffes angebracht, so daß
                              ihre Centrallinien unter 45° geneigt sind und beide einen rechten Winkel
                              einschließen. Sie können dann wechselseitig auf die Warze b
                               derselben Kurbel G wirken, und auf diese Weise eine stetige Bewegung
                              hervorbringen, d.h. die Welle H regelmäßig drehen, wie
                              es zwei parallel zu einander angebrachte Cylinder thun würden, deren Kolbenstangen
                              auf zwei rechtwinkelig zu einander stehende Kurbeln wirken.
                           Die geneigte Stellung der beiden Cylinder gestattet, die Maschinen in einem engen
                              Raume des Schiffes und näher dem Hintertheile desselben anzubringen, als es bei
                              horizontal liegenden Cylindern möglich wäre; denn letztere beanspruchen mehr Raum
                              als der enge Hintertheil eines Schiffes bieten kann.
                           Die Cylinder nehmen in dem vorliegenden Falle weniger Platz ein, und es wird auch die
                              Welle H kürzer, weil nur eine Kurbel statt zweier
                              vorhanden ist, und überdieß die Maschinen dem Hintertheile des Schiffs und folglich
                              der Triebschraube näher liegen. Ein Cylinder muß dem Hintertheil näher angebracht
                              seyn als der andere, weil die eine Kurbelstange hinter der andern die Warze b angreifen muß.
                           Ein anderer Theil der Verbesserungen des Hrn. Penn bezieht sich auf die Luftpumpen oder
                              vielmehr auf deren Ventile, in dem Fall wo diese Pumpen horizontal liegen. Das
                              System der Luftpumpen mit massiven Kolben, also doppelt-wirkend, und mit vier
                              an den Enden angebrachten Ventilen, zwei für den Eintritt und zwei für den Austritt,
                              ist bekannt; die auf diese Ventile bezüglichen Verbesserungen bestehen darin, jedes
                              Ventilpaar der Art anzubringen, daß ein Einlaßventil genau unter einem Auslaßventil
                              befindlich ist, damit eine und dieselbe Leitstange für beide dienen und die Sitze
                              beider Ventile in ihren respectiven Stellungen in dem ausgehöhlten Theil am Ende des
                              Pumpenkörpers festhalten kann. Wenn man die Leitstangen weggenommen hat, so sind die
                              Ventile frei, und man kann sie zur Untersuchung oder Reparatur herausnehmen; die
                              Ventilsitze können ebenfalls aus ihren Vertiefungen herausgenommen werden, um sie
                              mit andern zu vertauschen.
                           Fig. 5 zeigt
                              den senkrechten Durchschnitt des Condensators und der Luftpumpe, und Fig. 7 ist ein
                              horizontaler Durchschnitt davon.
                           Q ist ein metallener Behälter, welcher als Condensator
                              und als Warmwasserbehälter dient; er ist mit einem verticalen Scheider j, Fig. 7, versehen, der im
                              Behälter Q zwei Abtheilungen bildet, welche als zwei
                              getrennte Condensatoren für die beiden Maschinen dienen.
                           Die Pumpenkörper R, welche sich horizontal durch jede
                              Abtheilung erstrecken, haben eine Oeffnung an jedem Ende, von denen die eine durch
                              eine Thür q, die andere durch einen Deckel r verschlossen ist. Der Deckel r hat eine Stopfbüchse, durch welche die Stange S geht.
                           
                           Außerdem ist der innere Raum des Behälters Q am Umfang
                              des Pumpenkörpers mittelst eines horizontalen Scheiders getheilt, welcher in der
                              Figur nicht dargestellt ist und sich ungefähr im Niveau des obern Theils eines jeden
                              Pumpenkörpers R befindet; der Raum unterhalb dieses
                              Scheiders bildet den eigentlichen Condensator; der darüber befindliche Raum W dient als Warmwasserbehälter, in welchen die Luftpumpe
                              das Wasser und die Luft welche sie aus dem Condensator zog, ausströmen läßt. Das
                              überflüssige Wasser fließt durch das Rohr V ab.
                           a' sind die Einlaß- und b' die Auslaßventile; c' und d' sind ihre betreffenden Sitze; a' ist die Leitstange, welche oben an einem Deckel f' befestigt ist, der auf ein Loch im obern Theil des Warmwasserbehälters
                              geschraubt ist. Diese Stangen haben an ihrem Umfange Verstärkungen, durch welche sie
                              die Ventilsitze an ihrem Platze erhalten. Die Stangen e'
                              gehen durch die Ventile hindurch und letztere können sich an ersteren bis an die aus
                              Fig. 5
                              ersichtlichen Vorsprünge vertical aufwärts bewegen.
                           Wenn man den Deckel f' abhebt und die Ventilstange e' herauszieht, so sind die Ventile und ihre Sitze frei,
                              und man kann sie aus dem Apparat durch die Thür q oder
                              durch den Deckel r, sowie durch eine entsprechende Thür
                              des Warmwasserbehälters W herausnehmen.
                           Diese Ventilstangen liegen übrigens nicht genau in der Centrallinie der Pumpe,
                              sondern etwas seitwärts der Kolbenstange S.
                           Hr. Penn hat noch eine dritte
                              Verbesserung in der Construction der Schiffs-Dampfmaschinen gemacht, deren
                              Zweck hauptsächlich in einer Verminderung der Reibung und der Abnutzung besteht,
                              welche am innern Ende der horizontalen Schraubenachse stattfinden. Dieses Ende der
                              Achse drückt, während die Achse sich zugleich schnell dreht, sehr stark gegen einen
                              festen Punkt des Schiffes und überträgt die ganze von der Treibschraube entwickelte
                              Kraft. Man erreicht diesen Zweck durch Anwendung einer ebenen Scheibe von gehärtetem
                              Stahl, an der Stelle, wo die Berührung des platten Endes der Treibwelle stattfindet,
                              welches ebenfalls aus gehärtetem Stahl besteht. Diese Scheibe erhält durch einen
                              unten beschriebenen Mechanismus eine langsame drehende und bezüglich der
                              Schraubenachse excentrische Bewegung, welche letztere daher während ihrer schnellen
                              Drehung fortwährend mit anderen Punkten der ebenen Scheibe in Berührung kommt.
                           Fig. 9 ist ein
                              Längendurchschnitt des Apparates, Fig. 10 ein horizontaler
                              Durchschnitt, und Fig. 11 ein Querdurchschnitt durch das Ende.
                           A ist ein gußeiserner, gut befestigter Kasten. H ist die Verlängerung der Treibschraubenwelle, welche
                              sich gegen die Scheibe von gehärtetem Stahl B stützt;
                              die Scheibe ist mit dem Schraubenrade D fest
                              verbunden.
                           
                           Das Rad hat auf der entgegengesetzten Seite von der Scheibe B einen kreisförmigen Vorsprung e, welcher
                              sich in der Pfanne f dreht. Ein Bolzen g kann in der mittlern Oeffnung des Rades D angebracht werden, um dasselbe bei seiner Drehung
                              vollständiger zu unterstützen. Das Rad D steht
                              excentrisch bezüglich der Treibwelle H, und die Pfanne
                              f, in welcher sich das Rad D dreht, ist mit dem Arme k verbunden, der
                              durch die Wand des Kastens geht und wieder excentrisch bezüglich der Pfanne steht.
                              Die Excentricität des Rades D bezüglich der Treibwelle
                              H, und die der Pfanne f'
                              bezüglich des Arms oder der kurzen Welle k sind übrigens
                              der Art, daß sie sich neutralisiren können, d.h. wenn man mit Hülfe des Hebels K die Pfanne um 180° gedreht hat, indem man von
                              der in Fig.
                                 10 angegebenen Lage ausgeht, die Treibwelle H
                              und das Rad D concentrisch liegen. Wenn man demnach dem
                              Hebel Zwischenlagen gibt, so kann man jeden beliebigen Grad der Excentricität der
                              Scheibe B herstellen.
                           Eine endlose Schraube j auf der Treibwelle H greift in ein Schraubenrad J auf der Welle I. Diese Welle trägt ein
                              Zahnrad N, welches in ein anderes G eingreift, auf dessen Welle F eine andere
                              endlose Schraube E sitzt, die das Schraubenrad D bewegt.
                           Man begreift, daß die drehende Bewegung dieses letztern Rades im Verhältniß zu
                              derjenigen der Treibwelle H wegen des angewendeten
                              Räderwerks eine sehr langsame seyn muß.
                           Damit bei einer Aenderung der Excentricität des Rades D,
                              mittelst des Hebels K, die endlose Schraube E in die Zähne dieses Rades einzugreifen fortfährt, läßt
                              man die Welle F von zwei Armen r tragen, die um die feste Welle S drehbar
                              sind und zugleich bewirken, daß das Rad G ungeachtet
                              seiner Lagenveränderungen stets mit dem Rade N in
                              Eingriff bleibt. Diese Welle wird durch die beiden Arme horizontal erhalten und die
                              endlose Schraube E kann auf derselben hingleiten,
                              während sie durch einen Vorstecker verhindert wird sich um dieselbe zu drehen.
                           Zwei starke Ringe t, welche die Verlängerungen der beiden
                              durch Schraubenbolzen x verbundenen Hälften eines Ringes
                              U bilden, der die Pfanne f umfaßt, halten die endlosen Schrauben E
                              zwischen sich, umfassen die Welle F, und können allen
                              Bewegungen sowohl der horizontalen der Schraube, als der verticalen Bewegung der
                              Welle F folgen.
                           Die Treibwelle H liegt nahe ihrem Ende in einem Lager b, welches in einer Oeffnung der im Kasten A befindlichen Scheidewand a
                              angebracht ist.
                           Letztere Verbesserungen können mit geringen Abänderungen bei Mühlwellen und in allen
                              den Fällen angewandt werden, wo die Enden der Wellen in Folge starken Druckes und schneller Rotation
                              bedeutender Erhitzung oder Abnutzung ausgesetzt sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
