| Titel: | Ueber zwei Pumpen der Londoner Industrie-Ausstellung; von Professor Dr. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXXXI., S. 333 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber zwei Pumpen der Londoner
                           Industrie-Ausstellung; von Professor Dr. Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannover'schen
                                 Gewerbe-Vereins, 1853, Heft 2.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Rühlmann, über zwei Pumpen der Londoner
                           Industrie-Ausstellung.
                        
                     
                        
                           I. Pumpe zum Heben von Flüssigkeiten,
                                 welche die Metalle angreifen, z.B. Schwefelsäure, Salzsäure etc.
                           Bei dieser in Fig.
                                 15 bis 18 im vierten Theile wahrer Größe abgebildeten Pumpe ist für ihren Zweck
                              alles Metall vermieden, die ganze Construction überhaupt, bis auf die Liederung, aus
                              sogenanntem Steinzeug (stone-ware)
                              hergestellt.
                           Die Verfertiger dieser nicht genug zu empfehlenden Pumpen (Vitreous stone-ware pumps) sind die HHrn. S. Green und Comp. in London (Imperial-Potteries, Princes-Street, Lambeth).
                           Der Hauptkörper A der Pumpe ist mit der sogenannten
                              Drückung E für das Dichtzeug p,
                                 q durch Bolzen r in der Verstärkung B, und mit dem Saugrohre C
                              wie mit dem Steigrohre D durch einen metallenen
                              sogenannten Bajonnetverschluß α verbunden,
                              welcher letztere Fig. 17 und 18 besonders gezeichnet
                              ist.
                           Die Liederungsringe p des Kolbens m, wie die Kappen q, welche denselben
                              umschließen, sind aus Gutta-percha gebildet. Die Ventile S₁ und S₂
                              bestehen ebenfalls aus Steinzeug.
                           Bemerkenswerth sind noch die Flanschen v am untern Theile
                              von A, welche schiefe Flächen xy bilden (siehe namentlich Fig. 16), um den bereits
                              gedachten Bajonnetverschluß mit Hülfe des Ringes α, Fig. 17 und 18, bewirken zu können.
                              Es besteht dieser Ring aus zwei Theilen, welche durch Schrauben β vereinigt sind. Drei hakenförmige Ansätze z übergreifen die schiefen Flächen der Flanschen v, während der Ring α
                              unter eine Wulst w des Verbindungsrohrs C, Fig. 16, faßt. Durch eine
                              geeignete Drehung von α, z wird eine Verbindung
                              von wünschenswerther Dichte erzeugt. Aufmerksam zu machen ist dabei auf die drei
                              Ausschnitte δ, Fig. 16, in der Flansche
                              v, um zuerst die hakenförmig umgebogenen Enden von
                              z aufbringen zu können.
                           
                           Auf den Kolben m ist oberhalb ein Ring n geschoben, der mit Cylinder-Bolzen o versehen ist, wo eine Lenkstange zur Bewegung der
                              Pumpe eingehangen werden kann. Der Preis einer derartigen Pumpe in London ist: 4
                              Pfd. St. 10 Sh.
                           
                        
                           II. Appold's
                                 Centrifugalpumpe.
                           Besonders bemerkenswerth war eine sogenannte Centrifugalpumpe von Appold (23, Wilson-street,
                                 Finsbury Square, London), von der Anordnung, daß sie genau die Form wie ein
                              sogenanntes Flügel- oder Centrifugalgebläse mit krummen Schaufeln oder
                              Flügeln hatte. An der kleinen Kreisöffnung in der Mitte der Cylindertrommel, welche
                              den Flügel einschloß, war das nach unten gehende Saugrohr angebracht, während das
                              Steigrohr über der Drehachse vom Mantel des Flügels aus aufstieg. Man kann sich auch
                              dadurch die Pumpe versinnlichen, daß sie der Form nach mit einer Turbine ohne
                              Leitcurven vergleichbar ist, welche sich um eine horizontale Achse dreht.
                           Wirklich neu war hierbei die Anwendung des Rades mit krummen Flügeln oder Schaufeln,
                              deren convexe Fläche bei der Umdrehung vorausging und wodurch überhaupt die
                              bemerkenswerthe Leistung erhalten wurde, wie man weder an früher bekannt gewordenen
                              Centrifugalpumpen, noch von den übrigen der Londoner Ausstellung je erwarten
                              konnte.
                           Die Höhe, auf welche diese Pumpe das Wasser zu heben hat, schreibt die
                              Umfangsgeschwindigkeit vor, welche man dem Flügelrade geben muß; d.h. je größer
                              diese Steighöhe ist, um so mehr Umdrehungen hat das Flügelrad in derselben Zeit zu
                              machen. Hierin liegt insbesondere der Grund, weßhalb diese Maschine nur für geringe
                              Hubhöhe wird brauchbar seyn. Aber auch dann wird dieselbe nur in dem Falle einer
                              guten Kolbenpumpe vorgezogen werden dürfen, wenn die zu hebende Flüssigkeit
                              bedeutend mit Schmutz verunreinigt ist.
                           Die Versuche, welche in London von Mosely und Morin,Reports of the Juries, p. 182. als Jurors dieser Gegenstände, während der
                              Londoner Ausstellung mit aller nur möglichen Sorgfalt gemacht wurden, gaben folgende
                              Resultate:
                           
                           
                              
                                 Nummer des  Versuchs.
                                 Höhe, auf welche
                                    das    Wasser
                                    gehoben          
                                    wurde.
                                  Wassermenge   pro Minute.
                                  Wirkungsgrad oderVerhältniß der
                                    Arbeit        zur
                                    Leistung.
                                  Umdrehungendes
                                    Flügelrades    pro Minute.
                                 
                              
                                 
                                   Fuß engl.   Meter.
                                 Gallons.    Liter.
                                 
                                 
                                 
                              
                                        1
                                       
                                    8,2        2,59
                                     210        954
                                           
                                    0,588
                                          828
                                 
                              
                                        2
                                       
                                    9,0        2,754
                                   1664      7440
                                           
                                    0,648
                                          620
                                 
                              
                                        3
                                     
                                    18,8        5,690
                                   1164      5274
                                           
                                    0,649
                                          792
                                 
                              
                                        4
                                     
                                    19,4        5,897
                                   1236      5610
                                           
                                    0,680
                                          788
                                 
                              
                                        5
                                     
                                    19,4        5,897
                                   1248      5676
                                           
                                    0,650
                                          800
                                 
                              
                                        6
                                     
                                    26,2        7,970
                                     432      1962
                                           
                                    0,398
                                          843
                                 
                              
                                        7
                                     
                                    27,6        8,235
                                     681      3090
                                           
                                    0,463
                                          876
                                 
                              
                           Bei den Versuchen benutzte man die Dynamometer von Poncelet und Morin.
                           Das Flügelrad der Ausstellung (jedenfalls dasselbe, womit Mosely und Morin experimentirten) hatte nach
                              den vom Referenten selbst genommenen Daten folgende Verhältnisse: Aeußerer
                              Flügeldurchmesser = 12 Zoll; Oeffnung im Mantel des Flügels = 6 Zoll; Breite der
                              Flügel, parallel der Drehachse gemessen: 3 Zoll; Zahl der krummen Schaufeln = 6. Bei
                              800 Umdrehungen pro Minute sollten 2000 Gallons Wasser
                              auf 10 Fuß Höhe gehoben werden, eine Angabe, die (wenn die angegebenen Dimensionen
                              richtig sind) glaubwürdig seyn dürfte, da sie von dem oben angeführten vierten
                              Versuche der Tabelle noch übertroffen wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
