| Titel: | Ueber verschiedene Mittel zum Conserviren des Harns und des Bluts behufs der Düngerfabrication; von Professor Payen. Vierte Abhandlung. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XCIII., S. 381 | 
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                        XCIII.
                        Ueber verschiedene Mittel zum Conserviren des
                           Harns und des Bluts behufs der Düngerfabrication; von Professor Payen. Vierte
                           Abhandlung.
                        Aus den Comptes rendus, Septbr. 1853, Nr.
                              13.
                        Payen, über Conservirung des Harns und Bluts zur
                           Düngerfabrication.
                        
                     
                        
                           In drei vorausgehenden AbhandlungenMan s. S. 148, 224 und 297 in diesem Bande des
                                    polytechn. Journals., welche siebzehn Reihen von Versuchen und Analysen enthalten, habe ich den
                              merkwürdigen Einfluß des trockenen oder schwach gebrannten Thons und des Kalks auf
                              die Conservirung der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Harns quantitativ
                              bestimmt, sowie das ganz entgegengesetzte Verhalten der Kreide, welche die
                              freiwillige Zersetzung dieser Bestandtheile und folglich den Stickstoffverlust
                              beschleunigt; ferner den analogen Einfluß des Begießens der Strohstreu, wodurch die
                              der Luft ausgesetzten Oberflächen vermehrt werden; endlich den Vortheil, welchen in
                              letzterm Falle die conservirende Eigenschaft des gelöschten Kalks gewähren kann,
                              vorausgesetzt daß jede vorausgehende Gährung des Harns vermieden wurde.
                           Andere seitdem angestellte Versuche hatten zum Zweck, den Einfluß zu bestimmen,
                              welchen gepulverte Holz-, Torf- und Knochenkohle auf die freiwillige
                              Zersetzung des Harns äußern; ferner diejenigen Wirkungen, welche Eisenvitriol und
                              Gyps, für sich allein oder vorher mit einer kohligen Substanz vermengt, ausüben. Ich
                              hatte mir bei diesen analytischen Versuchen auch vorgesetzt, die Wirkung des Kalks
                              und der Schwefelsäure auf die Bestandtheile des Bluts aus demselben Gesichtspunkt zu
                              untersuchen.
                           Die hauptsächlichsten Resultate dieser Versuche sind es, die ich hier mittheile.
                           Einfluß der gepulverten Holz-, Torf- und
                                 Knochenkohle. – Die achtzehnte Versuchsreihe hatte den Zweck, den
                              Einfluß dieser Kohlenpulver auf den Harn zu bestimmen; man hat dieselben schon
                              öfters, entweder für sich allein oder mit Thon vermengt, zum Verdicken der flüssigen
                              Excremente in den Viehställen benutzt. Ich wollte überdieß die antiseptische Wirkung
                              genau bestimmen, welche ein kleiner Zusatz von gepulvertem krystallisirtem
                              Eisenvitriol dabei noch ausübt.
                           
                           In folgender Tabelle sind die Resultate dieser Versuche zusammengestellt:
                           
                              
                                               Achtzehnte Versuchsreihe, 25ster Juli bis zum
                                    3ten und 29sten August.
                                 
                              
                                                      
                                    Kuhharn, Temperatur + 16 bis 21,6° R.
                                 Stickstoff
                                      per 100Kub. Cent.
                                  Verlust per 100Stickstoff.
                                 
                              
                                 1)
                                 100
                                  Kub. Cent.
                                 Harn im normalen 
                                         Zustand
                                    1,707
                                       –
                                 
                              
                                 2)
                                 100
                                         „
                                 desselben Harns
                                 + 100 Gram. Holzkohle
                                    0,921
                                     46
                                 
                              
                                 3)
                                 100
                                         „
                                             „
                                 + 100 Gram. Torfkohle
                                    1,132 *)
                                     33,65
                                 
                              
                                 4)
                                 100
                                         „
                                             „
                                 + 100 Gr. Knochenkohle
                                    1,168 *) 
                                     31,57
                                 
                              
                                 5)
                                 100
                                         „
                                             „
                                 + 100 Gram. Torfkohle
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 +      5 Gr.
                                    Eisenvitriol
                                    1,706 *)
                                       –
                                 
                              
                           *) Nach Abzug des vorher bestimmten Stickstoffs der Kohle; die
                              Brutto-Zahlen dieser drei Analysen waren: 3) 1,136; 4) 1,298 und 5)
                              1,754.
                           Die Gemenge 2), 3) und 4) blieben bis zum 3. August an der Luft, wurden alsdann im
                              Wasserbad abgedampft und hierauf analysirt; das Gemenge 5) blieb bis zum 29. August
                              an der Luft, bevor es abgedampft und analysirt wurde.
                           Aus diesen Resultaten geht hervor, daß die Kohlen sich dem Stickstoffverlust
                              widersetzen, ohne jedoch so wirksam zu seyn wie der Thon oder der (gelöschte) Kalk,
                              wenn man diese unter den günstigsten Umständen anwendet; daß in dieser Hinsicht die
                              Holzkohle minder wirksam ist als die Torfkohle, und diese wieder minder als die
                              Knochenkohle (Thierkohle); daß endlich die mit 5 Proc.
                              Eisenvitriol vermengte Torfkohle den Harn während 35tägiger Berührung mit der Luft,
                              sowie während des hernach im Wasserbad vorgenommenen Abdampfens zur Trockne, gegen
                              jede Veränderung geschützt hat.
                           Einfluß des Eisenvitriols oder Gypses, für sich allein oder
                                 mit Torfkohle vermengt. – Ich wollte die Wirkung dieser beiden
                              schwefelsauren Salze auf den Harn kennen lernen, welcher zuvörderst zwei Tage lang
                              den freiwilligen Reactionen überlassen wurde, und dann den Stickstoffverlust mit
                              demjenigen vergleichen, welchen bei demselben noch ganz frischen Harn das bloße
                              Austrocknen im Wasserbad verursachte.Den Eisenvitriol wendet man in der Schweiz seit langer Zeit an; man setzt ihn
                                    dem Stallmist zu, um dem Ammoniak-Verlust Einhalt zu thun. Hr.
                                    Schattenmann führte dieses Verfahren im Elsaß
                                    ein; er empfahl, das durch die Gährung des Harns erzeugte kohlensaure
                                    Ammoniak auf diese Weise genau zu sättigen. Im J. 1843 empfahl derselbe, die
                                    festen Excremente mittelst Eisenvitriol zu desinficiren, welcher durch
                                    Zersetzung des schwefelwasserstoffsauren Ammoniaks den Schwefel als
                                    Schwefeleisen fixirt.
                              
                           
                           
                              
                                            
                                    Neunzehnte Versuchsreihe, vom 9ten bis zum
                                    12ten August.
                                 
                              
                                                  
                                    Kuhharn, Temperatur 17,6 bis 19,2° R.
                                 Stickstoff
                                      per 100  
                                    Kub. Cent.
                                  Verlust per 100Stickstoff.
                                 
                              
                                 1)
                                 100
                                  Kub. Cent.
                                 Harn im normalen Zustand, sogleichanalysirt
                                      2,063
                                       –
                                 
                              
                                 2)
                                 100
                                         „
                                 Harn im normalen Zustand, sogleichzur Trockne
                                    abgedampft
                                      1,888
                                      8,4
                                 
                              
                                 3)
                                 100
                                         „
                                 Harn + 5 Gram. Gyps
                                      1,933
                                      6,3
                                 
                              
                                 4)
                                 100
                                         „
                                 Harn + 5 Gram. Gyps
                                      1,931
                                      6,3
                                 
                              
                                 5)
                                 100
                                         „
                                 Harn + 100 Gram. Torfkohle + 5Gram.
                                    Eisenvitriol
                                      1,995 *)
                                      3,3
                                 
                              
                                 6)
                                 100
                                         „
                                 Harn + 100 Gram. Torfkohle + 5Gram. Gyps
                                      2,006 *)
                                      2,7
                                 
                              
                           *) Nach Abzug des in der Kohle enthaltenen Stickstoffs; die
                              Brutto-Zahlen waren bei 5) 2,001 und bei 6) 2,013.
                           Alle Gemenge waren vor der Analyse ausgetrocknet worden; man sieht, daß sie merklich
                              beitrugen um die stickstoffhaltigen Bestandtheile des Harns zu conserviren. Die
                              Gemenge von Torfkohle mit 5 Procent Eisenvitriol oder Gyps waren am wirksamsten; sie
                              verminderten den Stickstoffverlust auf ungefähr 3 Proc. Der Gyps war etwas
                              kräftiger; man muß aber bedenken, daß er, wie Chevreul
                              nachwies, durch die organischen Substanzen leicht in Schwefelcalcium verwandelt wird
                              und dann übelriechende und nachtheilig wirkende Gase entwickelt.
                           Die zwanzigste Versuchsreihe wurde vorgenommen, um obige Resultate zu bestätigen,
                              vorzüglich aber, um die Wirksamkeit der Gemenge von Torfkohle mit Eisenvitriol oder
                              Gyps zur Verhinderung der ammoniakalischen Ausdünstungen zu erproben, nachdem man
                              den Harn 48 Stunden lang der freiwilligen Zersetzung überlassen hat.
                           
                           
                              
                                          Zwanzigste Versuchsreihe, vom 21sten bis zum
                                    23sten August.
                                 
                              
                                                   
                                    Kuhharn, Temperatur 17,6 bis 21,6° R.
                                 Stickstoff
                                      per 100Kub. Cent.
                                  Verlust per 100Stickstoff.
                                 
                              
                                 1)
                                 100
                                  Kub. Cent. 
                                 Harn im normalen Zustand
                                    2,064
                                       –
                                 
                              
                                 2)
                                 100
                                         „
                                 Harn im Wasserbad abgedampft
                                    1,810
                                    12,26
                                 
                              
                                 3)
                                 100
                                         „
                                 Harn nach 48 Stunden + 5 Gram.Eisenvitriol
                                    1,994
                                      3,34
                                 
                              
                                 4)
                                 100
                                         „
                                 Harn nach 48 Stunden + 5 Gram.Eisenvitriol + 100
                                    Gram. Torfkohle
                                    2,045 *)
                                      0,9
                                 
                              
                                 5)
                                 100
                                         „
                                 Harn nach 48 Stunden + 5 Gram.Gyps + 100 Gram.
                                    Torfkohle
                                    2,017 *)
                                      2,2
                                 
                              
                           *) Nach Abzug des Stickstoffs der Kohle; die Brutto-Zahlen
                              waren: 4)2,052; 5) 2,046.
                           Die in dieser Tabelle zusammengestellten Resultate bestätigen die vorhergehenden; sie
                              führen zu dem Schlusse, daß der Eisenvitriol und der Gyps, der Torfkohle zugesetzt,
                              in ziemlich gleichem Grade die Conservirung der stickstoffhaltigen Bestandtheile des
                              Harns bewirken.
                           
                        
                           Schlüsse in Bezug auf diesen ersten Theil der
                                 Versuche.
                           1) Die durch Verkohlung der Knochen, des Torfs und des Holzes erhaltenen Kohlenpulver
                              besitzen die Eigenschaft, einen Theil der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Harns
                              zu conserviren, aber sie lassen deren auch eine beträchtliche Menge als
                              ammoniakalische Ausdünstungen verloren gehen.
                           2) Der Eisenvitriol und der Gyps conserviren den Stickstoff bei weitem besser, aber
                              doch nicht vollständig.
                           3) Ein Gemenge von pulverförmigen Kohlen mit 5 Procent Eisenvitriol, ist am
                              wirksamsten, um ammoniakalische Ausdünstungen zu verhindern, wobei es noch zum
                              Verdicken des Harns dient und die Verdunstung des Wassers begünstigt.
                           Die Ergebnisse dieser Versuche zeigen uns, welche Vortheile die verschiedenen
                              pulverigen Verkohlungs-Rückstände und die salzigen Nebenproducte der
                              Alaun- und Eisenvitriol-Fabriken als Zusätze zum Stalldünger gewähren
                              können.
                           
                           Zwei neue Versuchsreihen bezweckten die Wirkungen der faulen Gährung des Blutes
                              kennen zu lernen, welche im Sommer so schnell eintritt, so daß es in einigen Tagen
                              einen höchst widrigen übeln Geruch verbreitet; überdieß wollte ich die Wirkung
                              vergleichend untersuchen, welche einerseits der Kalk und andererseits die
                              Schwefelsäure, in kleinen Mengen, sowohl auf das seines Fibrins beraubte Blut, als
                              auf das Fibrin auszuüben vermögen, um die Gasentbindung aufzuheben oder
                              Stickstoffverlust zu verhüten.
                           Am 12. Juli in der Schlachtbank genommenes Ochsenblut wurde seines Fibrins beraubt,
                              das Fibrin bei Seite gethan und die Flüssigkeit im normalen Zustand analysirt.
                           Ein Theil der Flüssigkeit wurde in einem zur Hälfte damit gefüllten Gefäß zehn Tage
                              lang stehen gelassen; nach Verlauf dieser Zeit gab das Blut einen sehr starken,
                              fauligen, ekelhaften Geruch von sich. In diesem Zustande wurden 100 Kubikcentimeter
                              desselben im Wasserbade abgedampft, gleichzeitig ein gleiches Volum desselben im
                              luftleeren Raum ausgetrocknet und die beiden Rückstände analysirt.
                           Von sieben Portionen, jede in 100 Kubikcentimetern desselben ganz frisch vom Fibrin
                              befreiten Blutes bestehend, wurden drei in flachen Gefäßen mit 2, 5 und 10 Grammen
                              Kalk (Kalkhydrat) wohl vermengt. Die 6 Millimeter dicke Schicht welche jedes dieser
                              Gemenge bildete, anfangs flüssig, gestand sehr bald zu einer festen Masse, welche
                              man in Krumen zertheilte, um die freiwillige Austrocknung zu befördern.
                           Drei andere von den Portionen wurden mit denselben Quantitäten Kalk genau ebenso
                              präparirt, jedoch in Gläsern, um diese drei Gemenge in dicker Schicht zu erhalten,
                              welche der Austrocknung viel weniger Oberfläche darbietet. Diese sechs Gemenge
                              wurden 11 Tage lang stehen gelassen, nach deren Verlauf die in Krumen zertheilten
                              und in dünner Schicht der Luft ausgesetzten Gemenge braun und fast trocken geworden
                              waren. Die in dicken Massen gehaltenen Gemenge waren an der Oberfläche und an den
                              durch einige Risse der Luft ausgesetzt gewesenen Stellen braun geworden, während die
                              vor dem Zutritt der atmosphärischen Luft geschützten Antheile roth geblieben
                              waren.
                           Diese sechs Portionen wurden gleichzeitig im Wasserbad ausgetrocknet und dann
                              vergleichend analysirt.
                           Eine siebente Portion von 100 Kubikcentimetern seines Fibrins beraubten Bluts war,
                              ebenfalls ganz frisch, mit 5 Gram. Schwefelsäure von 53° B., wie man sie aus
                              den Bleikammern erhält, nach einem für die Zubereitung des Bluts zu Dünger bereits
                              gebräuchlichen Verfahren, vermengt worden. Dieses letztere Gemenge war braun und geronnen, hatte aber eine
                              viel geringere Consistenz als die andern; es gab einen scharfen, unangenehmen Geruch
                              von sich, während die Gemenge von (gelöschtem) Kalk und Blut fast geruchlos
                              waren.
                           Endlich wurden 100 Kubikcentimeter desselben seines Fibrins beraubten Bluts 41 Tage
                              lang der Faulniß überlassen; dieses Blut gab alsdann einen übeln, ekelhaften Geruch
                              von sich, der jedoch nicht viel widriger war, als nach 10 bis 12 Tagen. Diese
                              Flüssigkeit wurde, wie die andern Proben, im Wasserbad abgedampft und der Analyse
                              unterzogen. Die Resultate dieser, die 21ste Reihe bildenden, Analysen sind in
                              folgender Tabelle zusammengestellt.
                           
                              
                                          Einundzwanzigste Versuchsreihe, vom 12ten Juli
                                    bis zum 31ten August.
                                 
                              
                                         Vom Fibrin
                                    befreites Blut, Temperatur von 15,2 bis 21,6° R.
                                 Stickstoff
                                      per 100Kub. Cent.
                                  Verlust per 100Stickstoff.
                                 
                              
                                 100
                                 Kub. Cent.
                                 frischen, des Fibrins beraubten Bluts, imnormalen
                                    Zustand
                                    3,450
                                       –
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 41 Tage gefaulten Bluts
                                    1,360
                                    69,25
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 11 Tage gefaulten Bluts, im
                                    Wasserbadabgedampft
                                    3,033
                                    13
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 11 Tage gefaulten Bluts, im luftleerenRaum
                                    abgedampft
                                    3,121
                                    10
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 frisches, ausgetrocknetes Blut + 2 Gram.Kalk, in
                                    dünner Schicht, im Wasserbad abgedampft
                                    3,060
                                    11
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 frisches, ausgetrocknetes Blut + 5 Gr. Kalk,in
                                    dünner Schicht, im Wasserbad abgedampft
                                    3,231
                                      6,4
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 frisches, ausgetrocknetes Blut + 10 Gr. Kalk,in
                                    dünner Schicht, im Wasserbad abgedampft
                                    3,428
                                      0,64
                                 
                              
                                 100
                                         „
                                 frisches, ausgetrocknetes Blut + 5 Gr.
                                    Schwefelsäurevon 53° B., in dünner Schicht
                                    3,444
                                      0,01
                                 
                              
                           Man sieht aus diesen Resultaten, daß das Blut nach einer 41 Tage bei einer Temperatur
                              von 15,2 bis 21,6° R. dauernden Fäulniß 69 Proc. des in ihm enthaltenen
                              Stickstoffs verlor; es ist aber merkwürdig, daß nach einer 11 Tage dauernden
                              Fäulniß, bei welcher sich ein ebenso ekelhafter Geruch entwickelte und nach dem
                              Abdampfen dieser übelriechenden Flüssigkeit im Wasserbad, der Verlust nur 13 Proc.
                              betrug, und wenn die Verdampfung ohne Wärme im luftleeren Raum geschah, gar nur 10
                              Procent.
                           
                           Man wird ferner bemerken, daß die conservirende Wirkung des Kalks um so größer war,
                              je mehr das Mengenverhältniß desselben über 2 Gram. per
                              + 100 Kubikcentimeter stieg; bei letzterm Verhältniß betrug der Verlust 11 Procent,
                              und bei 10 Gram. Kalkzusatz per 100 Kubikcentimeter
                              blieb er unter 1 Procent.
                           Endlich ersieht man, daß die Schwefelsäure unter gleichen Umständen, bis auf ein
                              Tausendtel, allen Stickstoffverlust verhütete.
                           Um den Einfluß kennen zu lernen, welchen ein länger andauernder feuchter Zustand auf
                              die Gemenge von Kalk und Blut haben würde, wurden gleichzeitig Gemenge wie die
                              vorigen bereitet, aber in ungefähr 5 Centimeter dicker Masse stehen gelassen. Die
                              Analysen ergaben folgende Zahlen.
                           
                              
                                                           
                                    Zweiundzwanzigste Versuchsreihe.
                                 
                              
                                                         Vom
                                    Fibrin befreites Blut.
                                 Stickstoff
                                      per 100Kub. Cent.
                                  Verlust per 100Stickstoff.
                                 
                              
                                 100
                                 Kub. Cent. 
                                 Blut + 2 Gr. Kalk (Gemenge in Masse)
                                    3,160
                                      8,5
                                 
                              
                                 100
                                       „
                                 Blut + 5 Gr. Kalk (Gemenge in Masse)
                                    3,309
                                      4
                                 
                              
                                 100 
                                       „
                                 Blut + 10 Gr. Kalk (Gemenge in Masse)
                                    3,364
                                      2,5
                                 
                              
                           Diese neuen Resultate stimmen mit den vorhergehenden überein; das Vermögen des Kalks,
                              die Zersetzung des Bluts zu verzögern, zeigt sich nämlich relativ größer, wenn das
                              Verhältniß des Kalkhydrats von 2 auf 5 und von 5 auf 10 Gramme per 100 Kubikcentimeter erhöht wird. Es geht aus diesen
                              Analysen ferner hervor, daß der andauernde feuchte Zustand den Stickstoffverlust in
                              allen drei Fällen bedeutend vergrößert hat.
                           Ganz ähnliche Versuche stellte ich mit dem Fibrin an,
                              welches in den Pariser Schlachthäusern aus dem größten Theil des für die Industrie
                              und den Ackerbau bestimmten Bluts abgeschieden wird. Dieser feste Faserstoff konnte
                              jedoch mit Kalkhydrat oder der Schwefelsäure nicht innig gemengt werden, wie das
                              flüssige Blut. Diese beiden Agentien Mußten ohne Zweifel auf die mit ihnen in
                              Berührung befindlichen Oberflächen ihre Wirkung äußern; das Innere der Fibrinstücke
                              blieb aber, wenigstens zum Theil, gegen ihre Einwirkung geschützt. Wenn man den
                              Einfluß dieses Umstandes berücksichtigt, so erkennt man in folgenden Resultaten den
                              Einfluß des Kalks und der Schwefelsäure zur Verhinderung der Fäulniß des
                              Fibrins.
                           
                           
                              
                                             Dreiundzwanzigste Versuchsreihe, vom 13ten Juli
                                    bis 8ten August.
                                 
                              
                                                         
                                    Blutfibrin, Temperatur 15,2 bis 20° R.
                                 Stickstoff
                                      per 100Kub. Cent.
                                  Verlust per 100Stickstoff.
                                 
                              
                                 100 
                                 Gramme 
                                 normalen Fibrins
                                    4,587
                                      –
                                 
                              
                                 100 
                                       „
                                 18 Tage lang in dünner Schicht der
                                    Luftausgesetzten Fibrins
                                    3,334 
                                    27,3
                                 
                              
                                 100
                                       „
                                 Fibrin + 5 Gr. Kalk, 18 Tage lang indünner Schicht
                                    der Luft ausgesetztes Gemenge 
                                    4,330
                                      5,6
                                 
                              
                                 100
                                       „
                                 Fibrin + 10 Gr. Kalk, 18 Tage lang indünner
                                    Schicht der Luft ausgesetztes Gemenge 
                                    4,271
                                      6,8
                                 
                              
                                 100
                                       „
                                 Fibrin + 5 Gr. Schwefelsäure von 53° B.,
                                    18Tage lang in dünner Schicht der Luft ausgesetztesGemenge
                                    4,220
                                      8
                                 
                              
                                 100 
                                       „
                                 Fibrin, 26 Tage lang in Masse an der
                                    Luftgelassen
                                    3,010
                                    34,38
                                 
                              
                                 100
                                       „
                                 Fibrin + 5 Gr. Kalk, 26 Tage lang, in Massean der
                                    Luft gelassenes Gemenge
                                    3,970 
                                    13,45
                                 
                              
                           Nach Verlauf eines jeden dieser Versuche (18 bis 26 Tage) wurde das Product im
                              Wasserbad zur Trockne abgedampft und dann analysirt.
                           Unter diesen Umständen ging das der Luft ausgesetzte normale Fibrin rasch in Fäulniß
                              über, wobei sich ein übler, ekelhafter Geruch entwickelte und ein Verlust von 27
                              Procent Stickstoff statt fand; bei 26 Tage andauernder Fäulniß stieg der Verlust auf
                              34 Proc. des gesammten Stickstoffs.
                           Unter übrigens ganz gleichen Umständen verminderte der (gelöschte) Kalk den Verlust
                              um drei Viertel oder zwei Drittel und verhütete großentheils die Entwickelung
                              übelriechender Gase.
                           Auch die Schwefelsäure zeigte sich von vortheilhaftem Einfluß für die Conservirung,
                              jedoch etwas minder kräftig.
                           Der Kalk gewährt bei seiner Anwendung zur Conservirung des Bluts überdieß den
                              Vortheil, fast sogleich eine feste Verbindung zu bilden, welche leichter zu
                              handhaben ist und rascher austrocknet.
                           Schließlich kann ich bezüglich der Conservirung des Düngers drei von unterrichteten
                              Landwirthen eingeführte Verbesserungen erwähnen. Zu Eterpigny, in der Nähe von
                              Arras, gründete Hr. d'Herlincourt, ein großer Gutsbesitzer, auf die Anwendung gebrannten Thons als Verdickungsmittel (Träger) des
                              Harns, ein System, welches die Wirksamkeit seines Düngers zu verdoppeln verspricht. In seiner Nähe
                              hat Hr. Decrombecque zu Lens,
                              einer der ersten welche die Vortheile des Ansammelns und Zusammenschlagens der Streu
                              unter dem Thiere, mit Zusatz trocknen oder gebrannten Thons erkannten, unlängst die
                              ungeheuren Düngerhaufen, welche auf den Pachthöfen beständig einen übeln Geruch
                              verbreiten und Ammoniak und Feuchtigkeit verdunsten, ganz aufgegeben. Gleiche
                              Anordnungen traf Hr. Baillet,
                              ein Landwirth im Arondissement von Valenciennes.