| Titel: | Krupp's patentirte Eisenbahnwagen-Reifen. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XCVII., S. 404 | 
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                        XCVII.
                        Krupp's patentirte
                           Eisenbahnwagen-Reifen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1853, Nr.
                              1570.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Krupp's Eisenbahnwagen-Reifen.
                        
                     
                        
                           Nur wenige Theile der Eisenbahnmaschinerie sind mehr berücksichtigt und abgeändert
                              worden als die Wagenräder; allein bis jetzt sind alle Constructionsarten noch nicht
                              von der Art gewesen, um das Lostrennen der Reife von den Radkränzen, als Folge einer
                              mangelhaften Schweißung, zu verhindern.
                           So vollkommen die Schweißung auch seyn mag, wenn das Rad aus der Werkstatt kommt, so
                              haben wir doch durchaus keine Gewähr für ihre Dauer. Unter den günstigsten
                              Verhältnissen des Materials und der Arbeit wird dieß so lange der Fall bleiben, als
                              die Spurkränze der Locomotiven- und Eisenbahnwagen-Räder nach dem bis
                              jetzt gebräuchlichen Verfahren angefertigt werden, d.h. eine Schweißstelle haben. Es
                              steht fest, daß die Mängel im Constructions-Princip liegen und daß dieses
                              also geändert werden muß, ehe wir darauf rechnen dürfen, alle Gefahren, die hieraus
                              entstehen, entfernt zu sehen.
                           Der Gußstahlfabrikant Krupp zu Essen in der preuß.
                              Rheinprovinz scheint uns diesen Umstand gehörig gewürdigt zu haben, und wir sind
                              überzeugt, daß die Anwendung seines Verfahrens sich in der Praxis als vollkommen
                              zweckmäßig erweisen wird. Er nimmt einen massiven Gußstahl-Stab, öffnet ihn
                              oder hauet ihn auseinander, dehnt ihn aus und bildet einen Spurkranz (tyre) daraus, der keine Schweißnaht hat. In seinem
                              Patent (vom 17. Decbr. 1852) beschreibt er zwei Verfahrungsarten, die eine nennt er
                              das „Schmieden“ und die andere das
                              „Walzen“. Wir wollen hier das Verfahren beim Schmieden im
                              Allgemeinen beschreiben.
                           Da zur Anfertigung eines guten und vollkommenen Spurkranzes erforderlich ist, daß der
                              Gußstahl dicht und frei von Blasen oder Poren sey, so muß das obere Ende des
                              Gußstücks weggehauen werden, indem dasselbe stets undicht ist. Für gewöhnliche
                              Spurkränze für Eisenbahnwagenräder gießt Hr. Krupp Stäbe von 8 bis 10 Zoll im Quadrat und von
                              hinreichender Länge. Die Hauptsache bei dem fertigen Reif ist Dichtigkeit und
                              Zähigkeit, welche man bekanntlich durch Schmieden und Walzen des Gußstahls
                              erlangt.
                           
                           Das Gußstück ist ein Stab mit runden Enden. Fig. 8 stellt den Amboß
                              dar, mittelst dessen dem Stabe eine vorläufige Form gegeben wird. A ist der Amboß, der auf einem schweren Block von
                              Gußeisen B so liegt, daß er in der Vertiefung a, a vor- und zurückgeschoben werden kann, damit
                              jeder Theil des Gußstahl-Stabes unter die Hammerbahn kommt. Die Spurkränze
                              des Tyre werden aus dem obern Theil des Stahls gebildet, indem derselbe durch die
                              Hammerschläge in den vertieften Amboß getrieben wird, bis er die an den Rändern
                              befindlichen Vertiefungen b, b ausfüllt, indem die Höhe
                              der rohen Gußstahlstäbe hinreicht, um das ganze Amboßgesenk auszufüllen. Durch
                              dieses Schmieden wird die Höhe der Stäbe auf etwa 5 1/4 Zoll vermindert, welches
                              etwa die Breite des vollendeten Tyre ist. Die Form und Größe des Spurkranzes hängt
                              von der Tiefe der Theile b, b des Gesenkes ab und es
                              können diese Theile, sowie das ganze Gesenk, zu den verschiedenen Arten von Tyres
                              verschiedene Form und Größe haben.
                           Nachdem die Stäbe auf diese Weise vorläufig ausgeschmiedet worden sind, wird in jedes
                              ihrer beiden runden Enden ein etwa zwei Zoll im Durchmesser haltendes Loch gebohrt,
                              oder während der Stab noch heiß ist, durchgehauen. Alsdann wird der Stab zwischen
                              diesen Löchern mittelst einer gewöhnlichen Stoßmaschine oder einer Kreissäge in der
                              Längenrichtung durchgeschnitten und in zwei gleiche Theile getheilt. Der Stab kann
                              alsdann geöffnet und in die kreisförmige Gestalt gebracht werden, welche zur Bildung
                              des Tyre nothwendig ist. Zuerst werden die runden Enden bis auf ungefähr 6 bis 8
                              Zoll geöffnet, was man durch runde Keile bewirkt, die durch Hämmern oder Druck
                              eingetrieben werden, während der Stab in Gluth befindlich ist.
                           Die in den runden Löchern gebliebenen Ecken müssen zunächst in eine Curve verwandelt
                              werden, welche der äußern des Reifs entspricht, so daß, nachdem der Stab geöffnet
                              worden ist, seine innere Fläche glatt und eben ist. Nun wird der Stab wieder gewärmt
                              und es werden Keile in die Oeffnung getrieben, um dieselbe weiter zu machen. Der
                              Stab ist nun soweit fertig, um zur Ziehmaschine gebracht zu werden. Beim Ziehen muß
                              man den Stab von Zeit zu Zeit zu einem andern Amboß bringen, wie er in den Figuren 9 und
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                              dargestellt ist, um den Stahl zu verdichten und zusammen zu pressen, während seine
                              Oberfläche stets glatt erhalten wird. Nachdem die Seiten des Stabes soweit als
                              erforderlich ausgedehnt worden sind, gelangt der in einen Kranz verwandelte Stab zu
                              dem erwähnten Amboß, der folgende Einrichtung hat. A ist
                              der Amboß, welcher auf einem starken Gerüst B, B liegt.
                              Zwischen beiden Theilen des Gerüstes ist ein Raum welcher den Kranz aufnimmt, so daß
                              er auf den Amboß gehängt
                              werden kann. B' ist ein starker Bolzen mit Keil, der
                              durch beide Theile des Gerüstes B, B geht und dieselben
                              fest zusammenhängt. Sobald ein Reif auf den Amboß gebracht, oder von demselben
                              weggenommen werden soll, muß der Bolzen auch herausgezogen werden. C ist ein Werkzeug, dessen untere Fläche ein Gesenk von
                              der Form des Tyre hat, während auf die obere Fläche die Bahn des Hammers D fällt. E, E sind Stäbe an
                              dem Werkzeuge (Gesenk) C, um dasselbe zu handhaben und
                              an den nöthigen Punkten festzuhalten. Durch die auf den Obertheil des Gesenkes
                              geführten Schläge eines Stempel- oder Dampfhammers wird dem Kranz überall
                              gleiche Form und Dicke und die vollständige kreisrunde Gestalt ertheilt. Nachdem nun
                              dieser Theil der Bearbeitung des Tyre vollendet ist, wird er horizontal auf den
                              Amboß gelegt und ebenfalls überschmiedet, um die Kanten abzurichten und zu
                              schlichten. Um aber eine vollkommene Rundung zu bewirken, ehe die Tyres zum Abdrehen
                              auf die Drehbank gelangen, werden sie auf eine Maschine gebracht, wie solche bei
                              Anfertigung schmiedeiserner Räder gebräuchlich ist.
                           Endlich wird der Tyre auf eine Scheibendrehbank gebracht, welche besonders dazu
                              eingerichtet ist, und abgedreht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
