| Titel: | Ueber Ersatzmittel des Baumöls zum Einfetten der Wolle. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. CIX., S. 429 | 
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                        CIX.
                        Ueber Ersatzmittel des Baumöls zum Einfetten der
                           Wolle.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1853, Nr. 1782 und
                              1785.
                        Ueber Ersatzmittel des Baumöls zum Einfetten der Wolle.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich muß die Wolle, nachdem sie zuvor gewaschen wurde oder auch in ihrem
                              natürlichen Zustande, mit Gallipoliöl, Baumöl, Rüböl, Wallrath, oder (von der
                              Fabrication der Stearinkerzen herrührender) Oleïnsäure getränkt werden, um
                              ihr die gehörige Geschmeidigkeit zu ertheilen und das darauf folgende Krempeln zu
                              erleichtern. Dieses Einfetten (Schmalzen) verursacht bedeutende Kosten, die sich
                              jedoch sehr ungleich stellen, weil die gröbsten Wollsorten gerade am meisten Oel
                              verschlucken.
                           Die HHrn. Dennison und
                              Pell, Wollspinner zu
                              Hallifax, haben eine Mischung erfunden, welche, wie sie glauben, wegen ihrer
                              geringern Kosten und ihrer Eigenschaften, das Oel mit Vortheil ersetzen könnte. Man
                              nimmt Meergras (Seetang, Fucus marinus) und läßt es in
                              Wasser bis zur Gallertconsistenz kochen. 1 Kilogr. Fucus
                              soll 40 Liter Gallerte geben. Nachdem diese durch ein Sieb passirt worden ist, setzt
                              man ihr, noch warm, eines der oben angeführten Oele zu 1/4 bis 3/4 Theil auf 1 Theil Gallerte zu, und
                              mischt alles gut mit einander. Diese Mischung kömmt kaum halb so theuer zu stehen
                              als Oel, und soll so vorzügliche Dienste thun, daß die damit getränkte Wolle sich
                              leichter krempeln und spinnen läßt, als mit Oel getränkte, und das damit überzogene
                              Garn soll zum Weben keine besondere Schlichte erheischen, weil die es überziehende
                              und durchdringende klebrige Substanz die Schlichte ersetzt.
                           Die Stearinkerzen-Fabrikanten Wilson und Comp. haben darauf aufmerksam gemacht, daß die durch
                              Behandlung der Fette mit Kalk behufs der Stearinkerzen-Fabrication gewonnene
                              Oleïnsäure, welche seit einer Reihe von Jahren zum Fetten der Wolle benutzt
                              wird, durch mechanische oder chemische Mittel schwer von der Talgsäure zu befreien
                              ist, welche sie hartnäckig zurückhält, so wie auch von der Schwefelsäure welche bei
                              dieser Fabrication angewandt wird; daß solche unreine Oleïnsäure der Wolle
                              nicht die gehörige Geschmeidigkeit verleiht, die Krempel angreifetAuf diese Nachtheile der in den Stearinkerzenfabriken gewonnenen
                                    Oleïnsäure hat Hr. Prof. Runge schon im Jahr 1841 aufmerksam gemacht und auf die
                                    Brauchbarkeit der aus Palmöl bereiteten Elainsäure zu diesem Zweck
                                    hingewiesen; man s. polytechn. Journal Bd.
                                       LXXXI S. 484. A. d. Red. und überdieß ihre braune Farbe die Verwendung bei feiner Wolle und solcher
                              die ihre ganze Weiße behalten soll, nicht gestattet. Sie schlagen daher vor, statt
                              solcher Oleïnsäure die durch Destillation der Fette mittelst überhitzten
                              Wasserdampfs erhaltenen Oele zu benutzen, namentlich die bei der Destillation des
                              Palmöls entstehenden.
                           Der hohe Preis, auf welchen in jüngster Zeit das Baumöl gestiegen ist, veranlaßte die
                              Fabrikanten zu Elbeuf, dasselbe zum Einfetten der Wolle durch das Erdeichelöl zu ersetzen. Dieses Oel wird in Rouen
                              fabricirt, hat keinen übeln Geruch und scheint Verbreitung zu gewinnen. Viele
                              Fabrikanten verkaufen es mehr oder minder rein oder mit Rüböl, Lewatöl etc.
                              gemischt. Die Erdeichel wird auch bereits in Frankreich in großer Menge eingeführt;
                              im Jahr 1852 erhielt man davon ungefähr 60 Millionen Kilogr. aus Afrika und
                              Algerien. Wiewohl das Oel der Erdeichelsamen dem Olivenöl am nächsten kömmt, es ist
                              doch ein trocknendes Oel, und dürfte daher jenes zum Einfetten der Wolle nicht
                              vollständig ersetzen.