| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 74 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Anwendung der Elektricität bei dem
                              Jacquard-Webstuhl.
                           Hr. Bonelli, Director der sardinischen Telegraphen,
                              skizzirt in der Gazette de Savoie eine von ihm gemachte
                              Erfindung, welche für die Musterweberei von großer Bedeutung werden kann; er
                              vereinfacht nämlich den Jacquardstuhl durch Anwendung des galvanischen Stromes, so
                              daß die nach Anweisung des Dessins durchlöcherten Karten oder Pappen entbehrlich
                              werden. Er sagt:
                           
                              „Eine sehr bedeutende Ausgabe verursachen bei dem Jacquardstuhl die
                                 Pappen, da für manches Muster bis 60,000 davon erforderlich sind, und man für
                                 ein wenig complicirtes farbiges Muster gewöhnlich schon 15,000 Pappen braucht,
                                 wovon das Hundert beiläufig 15 Franken kostet. Dazu kommen noch mancherlei
                                 Uebelstände. Der Messerkasten verursacht bei dem kraftvollen Herabfallen,
                                 welches zum Zurückdrängen der Platinen nöthig ist, ein solches Geräusch, daß man
                                 die Jacquardstühle nicht überall aufstellen kann, wenigstens nicht in den
                                 belebten Straßen der Städte. Ihr hohes Gestell und der zum Aufhängen der
                                 Musterpappen-Kette nöthige Raum nehmen viel Platz weg, und das
                                 Arbeitslocal muß überdieß eine sehr hohe Decke haben. Die große Menge der
                                 schraubenförmigen Drahtfedern, deren jede Nadel Eine besitzt, verursacht
                                 beständig Störungen, indem entweder solche Federn brechen, oder sich biegen und
                                 dann nicht mehr die erforderliche Kraft zum Zurückdrängen der Platinen
                                 besitzen.“
                              
                           
                              „Alle diese Uebelstände verschwinden bei Anwendung der Elektricität, deren
                                 kräftige Wirkung eben so leicht in Thätigkeit gesetzt als gänzlich aufgehoben
                                 werden kann. Dabei fällt der complicirte Mechanismus weg, man braucht keine
                                 Pappen und Drahtfedern mehr; das Pedal des Webers hebt die Litzen in die Höhe,
                                 wie es gegenwärtig der Fall ist, bringt ihre Köpfe in Berührung mit eben so
                                 vielen Stücken weichen Eisens, welche mit Kupferdrähten umgeben sind, die ein
                                 elektrischer Strom nach Belieben magnetisirt oder entmagnetisirt; einige Litzen
                                 bleiben erhoben und andere gehen herab, je nachdem man den Strom früher in einem
                                 Sinne als in einem andern durchgehen läßt. Der Jacquardstuhl wird dadurch so
                                 vereinfacht, daß er nicht mehr Platz als eine gewöhnliche Leinwandmaschine
                                 erfordert.“
                              
                           
                           
                              „Von einer Reihe Spitzen, welche wie die Zähne eines Kammes in derselben
                                 Linie angebracht sind, communicirt jede mit einem Elektromagnet. Man braucht nun
                                 bloß das Muster, welches mit Firniß auf einem mit der Batterie verbundenen
                                 metallenen Cylinder oder Blech gezeichnet ist, unter diesen Spitzen
                                 fortzuschieben. Der Strom wird bloß da durchgehen, wo der Firniß fehlt, es
                                 bleiben daher nur die entsprechenden Litzen erhoben und erzeugen dadurch das
                                 Muster mit aller Genauigkeit. Für die complicirtesten Dessins wird man fast drei
                                 Viertel der bisherigen Kosten und für die andern wenigstens die Hälfte ersparen;
                                 man kann überdieß durch einige Pinselstriche die Muster corrigiren und
                                 verändern.“
                              
                           „Sobald die nachgesuchten Erfindungspatente in Europa und Amerika
                                 sämmtlich ertheilt sind, wird man zu Turin einen elektrischen Webstuhl neben einem Jacquardstuhl öffentlich aufstellen
                                 und zur Vergleichung durch beide denselben gemusterten Stoff darstellen
                                 lassen.“ (Moniteur industriel, 1853, Nr.
                              1795.)
                           
                        
                           Ueber die chemischen Vorgänge bei der Photographie auf Papier
                              und Glas; von Dr. J. Schnauß
                              in Jena.
                           Der Verfasser brachte verschiedene präparirte Papiere in die Camera obscura: 1) ein mit bloßem Jodsilber imprägnirtes Papier, das 20
                              Stunden lang in viel destillirtem Wasser gelegen hatte; 2) ein bloß mit
                              salpetersaurem Silber getränktes; 3) ein in einem Gemenge von salpetersaurem Silber
                              und etwa zwei Gewichtstheilen Essigsäure getränktes Papier; 4) ein wie nach 3)
                              bereitetes, auf das aber mit der Silberlösung zugleich etwas Gallussäure aufgetragen
                              war; 5) ein mit reinem Jodsilber getränktes und getrocknetes Papier, das mit
                              neutraler Lösung von salpetersaurem Silber bestrichen war. Diese Platten wurden bei
                              gleich starker Beleuchtung (indirectes Sonnenlicht) desselben Objects (einer weißen
                              Statue) in gleicher Entfernung von dem Objectivglase der Camera 100 Secunden der
                              Wirkung des Lichtes ausgesetzt. 1) zeigte beim Herausnehmen nach mehrstündiger
                              Einwirkung von Gallussäure keine Lichtwirkung oder Schwärzung; 2) war unverändert,
                              Gallussäure bewirkte sogleich eine allgemeine Zersetzung des Silbersalzes, indem
                              sich das ganze Papier brännte; 3) zeigte weder ohne noch mit Gallussäure ein
                              Lichtbild, letztere brachte auch nach stundenlanger Einwirkung im Dunkeln keine
                              Reduction hervor; 4) verhielt sich wie die vorhergehenden. Auf 5) trat nach
                              Behandlung mit Gallussäure und etwas Eisessig ein deutliches Bild hervor; die
                              Essigsäure verhindert hierbei die Reduction des Silbersalzes auf den vom Lichte
                              nicht getroffenen Stellen.
                           Aus diesen Versuchen geht hervor, daß Jodsilber und salpetersaures Silber zusammen
                              die eigentlich empfindliche Schicht bilden; die Hauptbedingung einer gegen das Licht
                              möglichst empfindlichen Schicht auf Papier oder Glas besteht also darin, daß das
                              Licht erst durch eine Schicht salpetersauren Silbers in Wasser dringen muß, bevor es
                              auf das Jodsilber gelangt. Diese Schicht Silberlösung muß während der Reduction
                              durch geeignete Substanzen auf dem Papiere bleiben, indem sich das aus der Silberlösung reducirte Silber auf die von dem Lichte
                                 getroffenen Stellen des Jodsilbers niederschlägt. Wird die Silberlösung
                              nach der Exposition abgewaschen, so erzeugt Gallussäure kein Bild mehr.
                           Die Wirkung der Essigsäure beruht nach der Ansicht des Verfassers darauf, daß sie an
                              den vom Lichte nicht getroffenen Stellen jeden basischen Einfluß fern hält. Zusatz
                              von Alkali oder eines löslichen neutralen Salzes, z.B.
                              essigsauren Ammoniaks oder essigsauren Kalks, zur Gallussäure verstärkt die
                              Reductionsfähigkeit der Gallussäure; eine nicht gerade concentrirte Lösung von
                              essigsaurem Kalk besitzt, wie Laborde gezeigt hat, die
                              Eigenthümlichkeit, eine zwanzigmal größere Menge Gallussäure aufzulösen, als eine
                              gleich große Menge Wasser. Daß Zusatz einiger Tropfen eines Gemenges von
                              salpetersaurem Silber und Essigsäure zur Gallussäure die Wirkung der Gallussäure
                              erhöht, ist durch Vermehrung von reducirtem Silber auf den vom Lichte getroffenen
                              Stellen zu erklären. Aehnlich wie Essigsäure wirken einige schwere Metallsalze,
                              deren Basen schwer lösliche oder unlösliche Verbindungen mit Gallussäure geben, z.B.
                              salpetersaures Zink, salpetersaures Blei; sie verlangsamen die Reduction durch
                              Gallussäure.
                           
                           Dieselben Wirkungen der Essigsäure kehren bei Anwendung von Eisenoxydulsalzen wieder.
                              Ohne diese Säure wirken aber die Salze so kräftig reducirendreducireud, daß, wie nach dem Talbot'schen Verfahren,
                              schon während der ExpositionExpositiou die reducirende Einwirkung beginnt, so daß das Bild beim Herausnehmen
                              schon einigermaßen sichtbar ist. Dasselbe zeigt sich aber auch, wenn man bei der
                              ursprünglichen Bereitungsart des Papiers der essig-salpetersauren
                              Silberlösung einige Tropfen Gallussäure hinzufügt. (Aus dem Archiv der Pharmacie,
                              durch das Journal für prakt. Chemie, Bd. LIX S. 186.)
                           
                        
                           Ueber die Auffindung des Schwefelkohlenstoffs; von Professor
                              A. Vogel.
                           Wenn man zu einer Lösung von kaustischem Kali in absolutem Alkohol so viel
                              Schwefelkohlenstoff hinzusetzt, als sich darin aufzulösen vermag, so bildet sich
                              bekanntlich eine reichliche Menge weißgelblicher Krystalle von xanthogensaurem Kali.
                              Ich habe diese Eigenschaft benutzt, um in einer Flüssigkeit geringe Quantitäten von
                              Schwefelkohlenstoff zu entdecken. Setzt man zu einer größeren Menge der
                              alkoholischen Kalilösung nur einen Tropfen
                              Schwefelkohlenstoff, oder leitet man einen Luftstrom über Schwefelkohlenstoff in
                              dieselbe, so entsteht zwar die eigenthümliche Krystallbildung nicht, allein auch in
                              einer so verdünnten Lösung kann die entstandene Verbindung durch ihr Verhalten zu
                              Kupferoxydsalzen nachgewiesen werden. Das xanthogensaure Kali gibt nämlich, mit
                              einer Auflösung von essigsaurem Kupferoxyd oder Kupfervitriol versetzt, einen
                              voluminösen citronengelben Niederschlag. Diese Reaction tritt ein, wenn auch nur
                              eine geringe Menge Schwefelkohlenstoff zur alkoholischen Kalilösung zugesetzt ist,
                              und zeigt sich am deutlichsten, wenn man von der Flüssigkeit etwas bei gewöhnlicher
                              Temperatur auf einem Uhrglase verdampfen läßt und dann den Rückstand mit der
                              Auflösung eines Kupfersalzes übergießt. Da der gelbe Niederschlag von Ammoniak in
                              der Kälte fast nicht gelöst wird, so kann er durch Behandeln hiermit von dem
                              gleichzeitig gebildeten Kupferoxydhydrat getrennt werden.
                           Auch eine andere Eigenschaft des Schwefelkohlenstoffs kann zu einer noch
                              empfindlicheren Reaction benutzt werden, wenn es sich darum handelt, die geringsten
                              Spuren dieser Substanz zu entdecken. Wird nämlich eine wässerige oder alkoholische
                              Lösung von Schwefelkohlenstoff mit Kali gekocht, so
                              bildet sich Schwefelkalium, welches auf Zusatz einer Auflösung von salpetersauremselpetersaurem Bleioxyd einen schwarzen Niederschlag von Schwefelblei gibt. Kocht man
                              eine Auflösung von salpetersaurem Bleioxyd mit Kalilösung und setzt während des
                              Kochens eine höchst verdünnte Lösung von Schwefelkohlenstoff in Wasser hinzu, so
                              entsteht sogleich der charakteristische schwarze Niederschlag. Ein Tropfen von
                              schwefelwasserstofffreiem Schwefelkohlenstoff mit 2 Maaß Wasser geschüttelt, zeigte
                              ganz deutlich die angegebene Reaction, welche daher auch bei außerordentlicher
                              Verdünnung noch anwendbar ist.
                           Man hat bisher und auch mit Recht angenommen, daß in dem Steinkohlengase stets
                              Schwefelkohlenstoff enthalten sey, indem die Bedingungen zu dessen Bildung bei der
                              Gasbereitung aus Steinkohlen, die stets Schwefel enthalten, gegeben sind. Indeß ist
                              mir kein Versuch bekannt, welcher den directen Beweis für diese Annahme geliefert
                              hätte. Durch die beschriebene Reaction gelingt es, in dem aus Steinkohlen bereiteten
                              Leuchtgase sehr geringe Spuren von Schwefelkohlenstoff nachzuweisen. Zwei Kubikfuß
                              gereinigtes Steinkohlengas, durch Kalilauge von Schwefelwasserstoff gänzlich
                              befreit, so daß es auf Bleipapier durchaus nicht mehr wirkte, wurden langsam durch
                              eine alkoholische Kalilösung geleitet. Von dieser Flüssigkeit ein Theil etwas
                              abgedampft und zu einer kochenden Lösung von salpetersaurem Bleioxyd gesetzt, zeigt
                              deutlich eine schwarze Färbung, welche nur von einer geringen Menge in dem Gase
                              enthaltenen Schwefelkohlenstoffs herrühren kann. (Annalen der Chemie und Pharmacie,
                              Juni 1853, S. 369.)
                           
                        
                           
                           Ueber Rübenfuselöl; von Prof. Dr.
                              Fehling.
                           Ich erhielt im vorigen Sommer aus einer Rübenzuckerfabrik, in der die Rübenmelasse
                              gebrannt wird, ein Rübenfuselöl, welches aus den zur Reinigung des Spiritus
                              verwendeten Holzkohlen abgeschieden war. Dieses Fuselöl enthält verschiedene freie
                              flüchtige Fettsäuren (Caprinsäure, Caprilsäure etc.) und ein neutrales Fett, welches
                              beim Verseifen mit Kali reine Caprinsäure (HO C₂₀ H₁₉
                              O₃) gab. Das unverseifte Fett war durch Destillation theilweise zersetzt,
                              seine Analyse gab sehr annähernd die Formel C₂₃ H₂₁
                              O₄, oder vielleicht C₂₃ H₂₂ O₄; nach der
                              ersten Formel würde das Fett caprinsaures Lipyloxyd seyn (C₁₉
                              H₁₉ O₃ . C₃ H₂ O). Es war mir wegen Mangel an
                              Material nicht mehr möglich, aus der verseiften Masse Glycerin abzuscheiden, doch
                              gab ein Tropfen des Fetts, auf dem Platinblech erhitzt, unzweifelhaften
                              Acroleingeruch. Ich hoffe bald neue Quantitäten dieses Fuselöls zu erhalten.
                           Vor einigen Monaten erhielt ich von Dr. E. Dingler in Augsburg ein sogenanntes Weinbeerenöl, welches
                              in Leipzig im Handel zu haben sey und für Rumfabriken gebraucht werden soll. Dieses
                              Oel verhält sich nun genau wie das vorige und ist ganz wie dieses zusammengesetzt;
                              die nach der Elementaranalyse zusammengesetzte Formel liegt näher an
                              C₂₃ H₂₂ O₄, als C₂₃
                              H₂₁ O₄. Es gibt beim Verseifen auch reine Caprinsäure.
                           In England soll in neuerer Zeit ein Whiskyöl in den Handel kommen, um dem rohen
                              Branntwein den Geruch des irischen Whiskys zu geben. Dieses Oel ist, wie Professor
                              Hofmann mir sagte, reines pelargonsaures Aethyloxyd,
                              dessen Säure aus Rautenöl (Caprinaldehyd) durch Salpetersäure von gewisser
                              Concentration erhalten wird. Dieses Product ist also ein Kunstproduct, während das
                              erste von mir untersuchte Product, wie ich sicher weiß, keineswegs ein Kunstproduct
                              ist, und auch das sogenannte Weinbeerenöl ist wohl ein natürliches Product,
                              vielleicht durch Destillation von Weinheft erhalten. (Amtlicher Bericht über die
                              29ste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte im September 1852. Wiesbaden
                              1853.)
                           
                        
                           Ueber einen neuen gelben Farbstoff in der
                              Faulbaum-Wurzelrinde; von Dr. L. A. Buchner.
                           Der Verfasser hat gefunden, daß die Wurzelrinde des Faulbaums (Rhamnus Frangula) einen eigenthümlichen gelben Farbstoff enthält, welcher
                              flüchtig ist und bei der Aufbewahrung der getrockneten Rinde mit der Zeit aus
                              derselben heraus sublimirt und sich in kleinen goldgelben seidenartig glänzenden
                              Krystallchen außen auf derselben ansetzt. Man erhält diesen Farbstoff, den der
                              Verfasser Rhamnoxanthin nennt, am besten, indem man das
                              alkoholisch-ätherische Extract der Rinde in einem Apparate, den Mohr zur Bereitung der Benzoësäure vorgeschlagen
                              hat, einer Sublimation unterwirft, wobei er sich innerhalb der Papierdüte als stark
                              glänzendes hellgelbes krystallinisches Sublimat anlegt und dabei das ganze Papier
                              gelb färbt. Das Rhamnoxanthin ist geschmacklos und stickstofffrei. Es ist, wie die
                              meisten gelben Pflanzenfarben, am Lichte veränderlich; damit gefärbtes Papier u.s.w.
                              wird am Sonnenlichte sehr schnell gebleicht. In Wasser, namentlich kaltem, ist es
                              nur wenig, in Alkohol und Aether leicht löslich. Von Ammoniak und den fixen Alkalien
                              wird es mit prächtig purpurrother Farbe aufgelöst; auf Zusatz einer Säure wird es
                              aus dieser Lösung wieder mit hellgelber Farbe ausgeschieden. Das Rhamnoxanthin kommt
                              übrigens nicht bloß in der Wurzelrinde, sondern auch, obwohl in geringerer Menge, in
                              der Stammrinde und im Samen von Rhamnus Frangula vor;
                              auch in der Rinde und im Samen von Rhamnus catharticus
                              hat der Verfasser ein wenig davon aufgefunden. Aber die zum Gelbfärben benutzten
                              unreifen Beeren der letzteren Pflanze und diejenigen von Rhamnus infectorius, die sogenannten Gelbbeeren oder Avignonkörner,
                              enthalten kein Rhamnoxanthin, sondern die ersteren das Rhamnin Fleury's, welches blaßgelb ist, sich in Aether nicht löst, und von
                              Alkalien nicht mit purpurrother, sondern mit gelber Farbe gelöst wird, und die letzteren, je nach
                              ihrer Reife, einen oder zwei gelbe Farbstoffe (Chrysorhamnin und Xanthorhamnin nach
                              Kane), welche durch Alkalien nur etwas dunkler, aber
                              nicht purpurroth gefärbt werden. (A. d. gel. Anzeig. der k. bayr. Akad. der
                              Wissensch.)
                           
                        
                           Vorschrift für die Anwendung des sogenannten
                              Weinstein-Präparates in der Wollenfärberei.
                           Unter dem Namen Weinstein-Präparat kam vor mehreren Jahren eine weißgraue
                              Masse in den Handel, welche sich bei näherer Untersuchung als ein saures
                              schwefelsaures Natronsalz zeigte. Die Anwendung dieses Surrogates für Alaun und
                              Weinstein wird immer allgemeiner, da es einen Vortheil von 100 Proc. gewährt.
                           Die Farben, zu deren Absud es bisher immer genommen wird, sind Chromschwarz,
                              Chrombraun, Grau, alle Modefarben, Grün, Carminblau, und macht im Allgemeinen ein
                              Absud in 4 Pfd. Weinsteinpräparat denselben Effect, als ein Absud in 4 Pfd. Alaun
                              und 2 Pfd. Weinstein. Bei einigen Farben nimmt man noch etwas Alaun zum
                              Präparat.
                           
                              
                                 Auf
                                 50
                                 Pfund chromschwarz zu färbende Wolle nimmt man
                                 
                              
                                 
                                   1
                                     „    chromsaures
                                    Kali,
                                 
                              
                                 
                                   1 1/2
                                     „    Präparat.
                                 
                              
                           Bei 70 Grad R. eingehen, dann 50 Minuten sieden und in einem frischen Blauholzbade
                              ausfärben, welches nach der Nüance 1/4 bis 1/2 Pfd. Blauholz enthält.
                           
                              
                                 Auf 
                                 50
                                 Pfund chrombraun zu färbende Schafwollgarne:
                                 
                              
                                 
                                   1
                                   „      Chromkali,
                                 
                              
                                 
                                   1 1/2
                                   „      Präparat,
                                 
                              
                                 
                                      1/2
                                   „      Alaun.
                                 
                              
                           Nach einstündigem Absud auf einem frischen Bade ausfärben, welches 8 bis 10 Pfd.
                              Rothholz enthält; oder für Gelbbraun und Bronze aus Rothholz, Gelbholz- und
                              Blauholzabkochungen in verschiedenen Verhältnissen zusammengesetzt ist.
                           Zu Grün nehmen Einige Alaun zu dem Präparat, Andere nicht, und werfen das Präparat im
                              Verhältnisse von 1/2 Pfd. auf 10 Pfd. Wolle anstatt einem Vorsud, gleich mit in den
                              Farbkessel. (Deutsche Muster-Zeitung, 1853, Nr. 6.)
                           
                        
                           Ansatz zum Färben von Grau und Schwarz auf Baumwolle in einem
                              Zuge.
                           Die Eisenoxydsalzlösung wird so lange mit gewöhnlichem Syrup vermengt, bis
                              kaustisches Ammoniak darin keinen Niederschlag erzeugt, sondern eine klare braune
                              Lösung bildet. Es wird von dem Ammoniak dann so lange zugeschüttet, bis dasselbe
                              deutlich hervorriecht. Dieser Ansatz wird mit einer concentrirten Blauholz-
                              oder Gallusabkochung vermischt, welche, da das Ammoniak dem Eisensalze die Kraft,
                              diese Abkochungen zu brechen, benommen hat, den Ansatz nur sehr schwach, fast gar
                              nicht trübt. Nimmt man nun Stoffe durch diese Lösung, und setzt sie der Luft zum
                              Trocknen aus, so verdampft nach und nach das Ammoniak, und in eben dem Maaße tritt
                              dann auf den Stoffen die Einwirkung der wieder Kraft erlangenden Eisensalze auf die
                              Pigmente ein, und dieselben nehmen nach und nach eine schwärzere Färbung an.
                           Eine schnellere und kräftigere Wirkung, als das Trocknen, bringt das Dämpfen der
                              durch den Ansatz genommenen Stoffe hervor, hierbei wird die Farbe selbst fester.
                           Bedruckt man Baumwollenwaaren mit der Lösung, anstatt dieselben ganz durchzunehmen,
                              und dämpft dann, so lassen sich leicht graue und schwarze Dessins erzeugen.
                           
                           Je nach der Concentration des Ansatzes sind die Farben auch dunkel; zu schwach darf
                              derselbe nicht benutzt werden, da eine Anziehungskraft der Baumwollenfaser zu dem
                              Ansatze nicht vorhanden ist, derselbe diese daher anfänglich nur mechanisch
                              durchdringen muß. Mit Verdampfung des Ammoniaks tritt erst eine Befestigung ein.
                           Der Zusatz von chromsaurem Kali zur ammoniakalischen Lösung gibt dunklere und festere
                              Farbentöne. Blausaures Kali hinzugegeben, gibt bläulichen Schein. Der Ansatz als
                              Dinte benutzt, gibt auf dem Papiere nach und nach eine blauschwarze Farbe;
                              Stahlfedern werden dadurch nicht im Geringsten angegrissen. (A. a. O.)
                           
                        
                           Zusatz zum Dampfblau für den Zeugdruck.
                           Man entwickelt die blaue Farbe aus dem blausauren Kali in der Färberei und Druckerei
                              auf zweierlei Weise, einmal indem man die Lösung desselben mit Eisenoxydsalzlösung
                              in Berührung bringt (Färberei), oder aber dieselbe mit einer Säure versetzt und
                              dämpft (Dampffarbendruck). In dem ersteren Falle bildet das ganze im blausauren Kali
                              enthaltene Eisen, dann aber auch noch das des damit in Berührung gebrachten
                              Eisenoxydsalzes, indem es sich mit einem Theil der Blausäure aus dem Kalisalz
                              verbindet, den blauen Niederschlag, welcher die Farbe gibt. In dem zweiten Fall ist
                              die erhaltene Farbe nur das im blausauren Kali enthaltene, niedergeschlagene
                              blausaure Eisen. Die Blausäure, die sich bei jenem Verfahren mit dem zugesetzten
                              Eisen zu neuer Farbe verbindet, wird hier unbenutzt verflüchtigt. Wie leicht zu
                              ersehen, erhält man mit derselben Menge blausauren Kalis bei der ersteren Methode
                              noch einmal so viel Farbe als bei der letzteren, dennoch ist diese nicht zu
                              entbehren. In der Dampffarbendruckerei, bei welcher die zur Erzeugung der Farben
                              nöthigen Stoffe mit einander gemischt aufgedruckt werden, läßt sich das Blau nicht
                              durch Mischen von blausaurem Kali und Eisenoxydsalz herstellen, weil sich hier
                              sofort der blaue Niederschlag, der sich erst später auf dem Stoff selbst bilden
                              soll, in der Druckmasse bildet, und dadurch ganz nutzlos ohne die geringste
                              Affinität zur Faser zu haben, verloren geht, was bei der Zersetzung mit Säure nicht
                              der Fall ist. Trotzdem ist es möglich, dem Dampfblau einen Zusatz von Eisen zu
                              geben, welcher dasselbe bedeutend dunkler macht, wenn man dazu folgenden Weg
                              einschlägt.
                           Dem Blau wird allgemein ein Niederschlag von Zinnsalz und blausaurem Kali zugesetzt,
                              um demselben den angenehmen violetten Ton zu ertheilen; zu dem hier zu erreichenden
                              Zweck bereitet man sich einen Niederschlag, der neben dem Zinn auch Eisen enthält
                              und zwar auf nachstehende Art:
                           
                              
                                 1 Pfund
                                 salzsaure Zinnoxydlösung von 60°
                                    Baumé.
                                 
                              
                                 1   „
                                 salzsaure Eisenoxydullösung von 50° B.
                                 
                              
                           werden mit 2 Quart Wasser verdünnt und dann zu einer Lösung
                              von 1 1/2 Pfund blausaurem Kali in 3 Quart Wasser gegeben. Es bildet sich ein
                              bläulich-weißer Niederschlag, welchen man auf einem Filter sammelt. Von
                              diesem Niederschlag setzt man dem Blau eine gehörige Quantität zu und erzielt
                              dadurch eine Farbe, die bedeutend dunkler und dabei eben so schön ist als die mit
                              reinem Zinnniederschlag bereitete. W. G. j. (A. a.
                              O.)
                           
                        
                           Der Chilisalpeter als Düngerstoff.
                           Der Würfelsalpeter, auch Chilisalpeter, Sodasalpeter genannt (salpetersaures Natron), ist
                              zweifelsohne einer der kräftigsten Düngerstoffe und verspricht für die
                              Landwirthschaft ebenso werthvoll und bedeutend zu werden, wie der Guano. Ganz ausführlich ist die Wirksamkeit dieses
                              ausgezeichneten Minerals in dem neuerschienenen interessanten Werke des Dr. Hartstein
                              „Vom englischen und schottischen
                                    Düngerwesen“ beschrieben und hervorgehoben, und findet sich
                              darin eine besonders reichhaltige Zusammenstellung der damit erhaltenen Erfolge.
                              Schon früher haben auch tüchtige deutsche Landwirthe den Werth des Würfelsalpeters
                              zur Düngung untersucht, hervorgehoben und anerkannt. unter A. Hr. Wilhelm Hirschfeld auf Groß-Nordsee in Holstein, und unser
                              vielberühmter Ackerbauchemiker, Hr. Professor Stöckhardt
                              in Tharand, hat sich gleichfalls über den Werth dieses Düngerstoffs hinreichend
                              ausgesprochen.
                           Der Würfelsalpeter wirkt auf alle Getreidearten, Hülsenfrüchte, Wurzelgewächse und
                              Futtersaaten gleich entschieden gut. Hr. Dr. Hartstein führt in seinem genannten Werke eine Reihe von
                              47 Versuchen im Großen an. wonach auf dem württemb. Morgen eine Gabe von 74 Pfund Würfelsalpeter
                              einen Mehrgewinn lieferte bei:
                           
                              
                                 
                                 Simri Körner  
                                 Ctr. Stroh.
                                 
                              
                                 Weizen   
                                       7–9
                                     4–7
                                 
                              
                                 Gerste
                                       
                                    12
                                       7
                                 
                              
                                 Haber
                                     16–20
                                     9–13
                                 
                              
                                 Erbsen
                                          8
                                       6
                                 
                              
                                 Gras
                                     10–16
                                    Ctr. Heu.
                                 
                              
                           Darnach ist die außerordentliche Wirksamkeit dieses Düngerstoffs leicht zu
                              ermessen.
                           Aber er bietet noch außerdem Vorzüge, namentlich dem Guano
                              gegenüber, welche mit Sicherheit annehmen lassen, daß er diesen mit der Zeit
                              gänzlich verdrängen wird. Vor Allem sind seine dungkräftigen Stoffe weit minder
                              flüchtig, wie die des Guano, weßhalb auch dieser bei trockenem Wetter auf die
                              Früchte gar nicht wirkt, wohingegen der Würfelsalpeter sich
                                 bei jeder Witterung wirksam zeigt. Der Würfelsalpeter scheint daher berufen
                              zu seyn, das Monopol des Guano aufzuheben; schon aus dem ferneren Grunde, weil er viel wohlfeiler ist! Denn der Bedarf per Morgen
                              preußisch übersteigt niemals 75 Pfund, und zwar ist dieß die höchste Menge für den
                              ärmsten Boden, während für Mittlern Boden schon 40 Pfund, für guten Boden sogar nur
                              25 Pfund hinreichen, um den auffallendsten Mehrertrag zu sichern. Zu dem Allem kommt
                              noch, daß der Würfelsalpeter durchaus ohne Unbequemlichkeit und Nachtheil ausgesäet
                              werden kann, und durchaus keiner Verfälschung unterworfen ist. Das letztere ist
                              nicht hoch genug anzuschlagen; denn selbst bei dem directen Bezug des Guano aus Peru
                              ist der Käufer nicht immer gegen Verfälschung gesichert.
                           Um diese Vorzüge auch so rasch und ausgedehnt wie möglich der deutschen
                              Landwirthschaft anheim zu geben, habe ich mich entschlossen, eine erste Ladung Würfelsalpeter direct zu beziehen, und ist
                              dieselbe so eben in vorzüglichster Qualität eingetroffen. Den Centner Würfelsalpeter
                              kann ich frei ab hier mit 7 Thaler preußisch
                              ablassen.
                           Leipzig, den 1. August 1853.
                           Dr. W. Hamm.
                           (Württb. Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft,
                              1853, Nr. 38.)