| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 433 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Preisaufgaben der Société
                                 d'Encouragement in Paris.
                           
                              Chemische Künste.
                              1°. Preis von 6000 Franken, im J. 1854 zu ertheilen, für die ökonomische
                                 Fabrication von Ammoniak und Ammoniaksalzen behufs der Verwendung in der
                                 Landwirthschaft.
                              In Oesterreich hat man Salmiak und nebenbei kohlensaure Bittererde bereitet,
                                 indem man die Mutterlauge der Salinen mit dem durch Destillation gefaulten Harns
                                 gewonnenen Ammoniak zersetzte; zu demselben Zweck ließe sich das alkalische
                                 Wasser der Steinkohlengas-Anstalten verwenden, welches kohlensaures
                                 Ammoniak, schwefelwasserstoffsaures und blausaures Ammoniak enthält. Die
                                 bekannten Versuche Faraday's über die Ammoniakbildung beim Glühen der stickstofffreien
                                 organischen Substanzen mit den fixen Alkalien bei Luftzutritt; ferner die
                                 Wirkung des Stickstoffs auf die mit caustischem oder kohlensaurem Natron
                                 imprägnirte Kohle; endlich Boussingault's Versuche über die Verdichtung des atmosphärischen
                                 Sauerstoffs – machen es sehr wahrscheinlich, daß man zur ökonomischen
                                 Fabrication der Ammoniaksalze gelangen kann.
                              2°. Preis von 3000 Franken, im J. 1854 zu ertheilen, für die ökonomische
                                 Fabrication eines in den Haushaltungen und Gewerben anwendbaren Brennmaterials
                                 mittelst des Torfs.
                              Die Gesellschaft ist überzeugt, daß man mit dem Torf ein Brennmaterial darstellen
                                 kann, welches zu den Abdampf-Operationen im Großen, also in den
                                 Alaunfabriken, Brennereien, Brauereien, Salinen etc., sowie auch zum Brennen des
                                 Kalks, der Backsteine, Ziegel, des Porzellans und Steinguts, und selbst zur
                                 Glas- und Roheisen-Fabrication sehr vortheilhaft verwendet werden
                                 kann.
                              3°. Preis von 6000 Franken, im J. 1855 zu ertheilen, für die ökonomische
                                 Bereitung des Sauerstoffs, als Mittel hohe Temperaturen in der Industrie
                                 hervorzubringen.
                              Die Gesellschaft verweist auf die merkwürdigen Versuche von Boussingault, über die Verdichtung des atmosphärischen Sauerstoffs
                                 durch den glühenden Baryt, und über die Leichtigkeit womit der überoxydirte
                                 Baryt den aufgenommenen Sauerstoff fahren läßt. Die Entdeckung eines technischen
                                 Verfahrens, welches gestatten würde, mittelst des Baryts oder eines andern
                                 Körpers, den atmosphärischen Sauerstoff zu fixiren und ihn hernach ökonomisch in
                                 Gasform überzuführen, wäre für die Metallurgie, die Glas- und
                                 Porzellanfabrication, überhaupt alle Industriezweige welche eine hohe Temperatur
                                 anwenden müssen, sehr vortheilhaft. – Selbst für die Beleuchtung könnte
                                 man vielleicht aus dieser Entdeckung Nutzen ziehen, weil jetzt ein Theil der
                                 Wärme als reiner Verlust aufgewendet werden muß, um die vier Fünftel Stickstoff
                                 der atmosphärischen Luft zu erhitzen, mit welcher man die Verbrennung des
                                 Leuchtgases unterhält.
                              4°. Preis von 10,000 Franken, im J. 1865 zu ertheilen, für die Entdeckung
                                 eines Verfahrens, mit künstlichen Materialien welche wohlfeil zu stehen kommen,
                                 einen hydraulischen Mörtel zu bereiten, welcher der Wirkung des Meerwassers,
                                 wenigstens zehn Jahre lang, vollkommen widerstehen kann.
                              Die Erfahrung hat gelehrt, daß der künstlich bereitete hydraulische Kalk bei den
                                 Bauten welche sich in süßem Wasser befinden, während einer gewissen Anzahl von
                                 Jahren vollkommen widersteht, was aber bei seiner Anwendung zu den Bauten im
                                 Meerwasser nicht der Fall ist, indem hier Elemente ins Spiel kommen, welche die
                                 Adhärenz des unter dem Wasser erhärteten Mörtels nach und nach aufheben.
                                 – Die künstliche Puzzolane verändert sich nach einer mehr oder weniger
                                 kurzen Zeit im Meerwasser jedesmal. Dagegen bleibt die natürliche italienische
                                 Puzzolane unverändert, ihr Preis ist aber außerordentlich hoch.
                              
                           
                              Oekonomische Künste.
                              1°. Preis von 2000 Franken, im Jahr 1854 zu ertheilen, für die
                                 Ausarbeitung einer allgemeinen Instruction, welche die Angabe der verschiedenen
                                 Sorten unverbrennlicher Materialien für Bauzwecke, ihrer gewöhnlichen
                                 Dimensionen, ihrer bequemsten Anwendung, ihres Preises etc. enthält. Der
                                 Verfasser muß in verschiedenen Abschnitten die verschiedenen Arten von
                                 Materialien behandeln, das unverbrennlich gemachte Holz, die Metalle,
                                 natürlichen und künstlichen Steine, Ziegel, und auch die verschiedenen Theile
                                 der Gebäude, Mauern, Wände, Fußböden, Treppen, Dächer, Decken etc.
                              2°. Preis von 3000 Franken, im Jahr 1854 zu ertheilen, für neue
                                 Verfahrungsarten, neue Arten von Materialien oder neue Constructionsweisen,
                                 wodurch die Unverbrennlichkeit erzielt werden kann. Den betreffenden
                                 Mittheilungen müssen Muster oder Modelle beigegeben werden.
                              
                           
                              Landwirthschaft.
                              1°. Preis von 3000 Franken, im J. 1855 zu ertheilen, für die Bestimmung
                                 des Einflusses, welchen die Bewässerungsarten mittelst des Regenwassers oder
                                 Quellwassers auf das
                                 Wachsthum der Bäume, auf die Bildung und Beschaffenheit des Holzes haben. Diese
                                 Frage wurde schon von einem unserer geschicktesten Förster, Hrn. Chevandier Sohn, studirt, sie
                                 erfordert aber eine noch viel umfassendere Experimental-Untersuchung. Der
                                 Versuch muß mindestens fünf Jahre dauern, und vergleichsweise auf Flächen von
                                 wenigstens einer Hektare angestellt werden, der Schlag muß beim Beginn des
                                 Versuchs wenigstens ein zehnjähriger seyn.
                              2°. Preis von 3000 Franken, im J. 1860 zu ertheilen, für die Bestimmung
                                 des Einflusses, welchen die Art der wirthschaftlichen Behandlung und des
                                 Lichtens auf den Ertrag an Holz derselben Art in gleichem Boden hat.
                              
                           
                              Außerordentlicher Preis.
                              Preis von 1000 Franken, im J. 1854 zu ertheilen, für das beste Werk über die
                                 Wirkungen der Kartoffelnahrung auf die Constitution, das Temperament, den
                                 Charakter der Individuen; auf die Sitten und Institutionen der Völker.
                                 Insbesondere soll ermittelt werden, ob die Kartoffeln mit Nutzen das Roggenbrod
                                 ersetzen, in welchem Verhältniß sie nähren, endlich ob der Kartoffelbranntwein
                                 weniger löslich ist, als der aus Wein oder Korn bereitete Branntwein.
                              Die Abhandlungen, mit den Modellen, Proben, Zeichnungen etc. sind portofrei an
                                 den Secretär der Société d'Encouragement
                                    pour l'industrie nationale, rue Bonaparte No. 44 in Paris,
                                 einzusenden.
                              
                           
                        
                           Die Gerste-Schneidmaschine.
                           Bezüglich einer im 2ten Novemberheft (S. 314 in diesem
                              Bande) des polytechnischen Journals mitgetheilten Notiz über eine
                              Gerste-Zerkleinerungsmaschine, bemerkt der Unterzeichnete, daß dergleichen
                              Maschinen schon seit mehreren Jahren von seiner Anstalt geliefert werden. Dieselben
                              sind äußerst einfacher Construction und zerschneiden jedes Gerstenkorn zum Behuf der
                              Graupendarstellung in drei oder zwei Theile, je nach der Größe des Korns. Die
                              Maschine kann für die Hand zugerichtet werden, eignet sich aber besser für ein
                              Roßwerk oder noch kräftigere Motoren. Mit einem zweipferdigen Göpel bewegt, liefert
                              sie stündlich 2 Dresdner (= 1 bayer.) Scheffel getheilte Gerste, und bewirkt durch
                              ihre sichere und fördernde Thätigkeit einen Gewinn von 33–45 Proc. bei der
                              nachherigen Graupenbereitung. Sie ist zugleich mit einem Schüttelwerk versehen,
                              welches fremde Theile aus der aufgeschütteten Frucht sondert. Ihre solide, einfache
                              Construction erlaubt eine Garantie von 5 Jahren Frist für dieselbe zu bieten; an
                              Reparaturen ist dabei fast nicht zu denken. Ihr Preis ist 150 Rthlr., ihr Gewicht
                              circa 7 Centner.
                           Leipzig, den 29. Decbr. 1853.
                           Dr. W. Hamm,               Fabrik
                              landwirthschaftlicher Maschinen.
                           
                        
                           Neue Schleifsteine aus Südamerika.
                           Hr. Oberhäuser, der berühmte
                              Optiker in Paris, zeigte unlängst bei seiner Anwesenheit in München in einer Sitzung
                              des Central-Verwaltungsausschusses des polytechnischen Vereins daselbst einen
                              Schleifstein für feine Schneidwerkzeuge vor. Dieser hatte ein beinahe
                              chalcedonartiges Aussehen, gibt am Stahle lebhafte Funken, besitzt ein
                              außerordentlich feines Korn und eine Masse von seltener Gleichförmigkeit, so daß
                              diese Steine beim Gebrauche nie concav werden, sondern immer eben bleiben. Der
                              vorgezeigte Stein war ungefähr 8 Zoll lang, 1 Zoll dick und 1 1/2 Zoll breit und
                              kostete 13 bis 14 fl. Derlei Abziehsteine werden erst seit Kurzem aus Südamerika
                              nach Paris gebracht und finden reißenden Absatz, weil sie eben so unübertrefflich
                              wie unverwüstlich sind. Ein achtbarer Geognost erkannte diesen Schleifstein, der
                              gegenwärtig im Besitze des polytechnischen Vereins ist, als Kieselschiefer aus dem Gneisfels. Ob derselbe in seiner Masse nur aus
                              amorpher Kieselsäure oder aus dieser mit eingemengter krystallinischer Kieselsäure
                              bestehe, blieb noch unentschieden. (Kunst- und Gewerbeblatt des polytechn.
                              Vereins für Bayern, 1853, S. 455.)
                           
                        
                           Higgin's Beizmittel zum
                              Drucken gemischter Zeuge.
                           Das Beizmittel, welches sich der Chemiker J. Higgin in
                              Manchester am 24. Nov. 1852 patentiren ließ, ist eine Auflösung von Zinnoxyd und
                              Thonerde in Aetznatron (alumino-stannate of
                                 soda). Um dasselbe zu bereiten, fällt man Zinnchlorid mit Aetznatron, und setzt
                              dann von letzterm soviel zu, daß der Niederschlag sich wieder auflösen kann; man
                              erhält so Zinnoxyd-Natron (zinnsaures Natron).
                           Dieser Auflösung setzt man Thonerde-Natron zu, welches man folgendermaßen
                              bereitet: man löst Alaun auf (soviel daß man 1 Pfd. Thonerde auf je 14 Pfd.
                              metallischen Zinns im Zinnoxyd-Natron hat) und versetzt dessen Lösung
                              allmählich mit Aetznatron, bis die anfangs gefällte Thonerde sich vollständig wieder
                              aufgelöst hat.
                           Beide Auflösungen werden nun vermischt; man kann das Gemisch auch durch Abdampfen in
                              den Zustand eines trocknen Pulvers bringen, welches man zum Gebrauch nur wieder in
                              Wasser aufzulösen braucht.
                           Diese Beize wird zum Grundiren der Zeuge auf etwa 12° Twaddell (9°
                              Baumé) verdünnt, worauf man die mit ihr getränkten Zeuge durch Schwefelsäure
                              passirt, wie es gegenwärtig für das Zinnoxyd-Natron geschieht. Auf diese
                              Weise befestigt man eine Verbindung von Thonerde und Zinnoxyd in dem Zeug, welcher
                              nach dem Waschen und Trocknen bedruckt werden kann. (London
                                 Journal of arts, October 1853, S. 277.)
                           
                        
                           Ueber die Entdeckung kleiner Mengen von Mangan auf nassem
                              Wege; von Dr. Julius Löwe.
                           Schon Crum gibt an, daß wenn man eine Lösung eines
                              Manganoxydulsalzes mit Bleihyperoxyd und Salpetersäure kocht, die Lösung eine
                              tiefrothe Farbe durch Bildung von Uebermangansäure einnimmt. Ich habe gefunden, daß
                              es beider genannten Körper nicht bedarf, um diese scharfe und höchst
                              charakteristische Reaction des Mangans auf nassem Wege auf gleiche Weise
                              hervorzurufen. Setzt man nämlich zur Lösung eines Manganoxydulsalzes
                              frischbereitetes unterchlorigsaures Natron oder Kalk, so scheidet sich je nach der
                              Menge des vorhandenen Metalls entweder sogleich oder doch nach sehr kurzer Zeit
                              Mangansuperoxyd als feiner braunschwarzer Niederschlag aus. Erhitzt man nun die
                              Lösung mit dem ausgeschiedenen Hyperoxyde bis zum Kochen und erhält sie bei geringen
                              Mengen kurze Zeit darin, so bildet sich ebenfalls auf Kosten des Sauerstoffs der
                              unterchlorigen Säure Uebermangansäure, welche, nachdem sich das noch überschüssige
                              Superoxyd abgesetzt hat, die darüberstehende Flüssigkeit intensiv kirschroth färbt.
                              Die geringsten Spuren genannten Metalles geben sich auf diese Art, wie bei der Crum'schen Reaction, zu erkennen, und ist auch die
                              Färbung durch unbedeutende Menge nur äußerst schwach, so läßt sie sich doch mit
                              Sicherheit wahrnehmen, wenn man das Reagensgläschen, in welchem der Versuch
                              ausgeführt wurde, auf ein weißes Blatt Papier stellt. In dem Gange der qualitativen
                              Analyse, wo man vermittelst Kali- oder Natronlauge die Oxyde des Eisens,
                              Mangans etc. von denen des Zinks, Chroms und der Thonerde trennt, kann man in dem
                              erhaltenen Alkaliniederschlage die Gegenwart des Mangans, selbst bei kleineren
                              Mengen unter dem Eisen etc. auf gleiche Art nachweisen, nur muß man den Niederschlag
                              vorher mit etwas Wasser ausgewaschen haben, da sonst bei Anwesenheit von zu viel ätzendem
                              Alkali sich leicht etwas Eisensäure bilden könnte, welche sich in ihrer Farbe nicht
                              viel von der Uebermangansäure unterscheidet und somit leicht Täuschungen veranlassen
                              würde. Denn ich habe gefunden, daß wenn man zu mäßig concentrirter kochender
                              Kali- oder Natronlauge, in der Eisenoxydhydrat suspendirt ist,
                              unterchlorigsaures Natron setzt, welches einen kleineren Ueberschuß von Soda
                              enthält, die Flüssigkeit in kürzester Zeit sich kirschroth färbt von entstandenem
                              eisensaurem Kali.
                           
                        
                           Clay's Verfahren zum Reinigen
                              des Steinkohlengases.
                           John Clay in Cottingham, Yorkshire, ließ sich am 18.
                              Decbr. 1852 ein Verfahren zum Reinigen des Steinkohlengases von Ammoniak und
                              Schwefelwasserstoff patentiren, welches darin besteht, das Kalkhydrat in dem
                              sogenannten trocknen Reiniger mit Torfkohle, Kochsalz und
                              Rotheisenstein, in gepulvertem Zustande vermengt, anzuwenden. Auf 2 Th.
                              Torfkohlenpulver nimmt er 1 Th. gepulvertes Kochsalz und 1 Th. gepulverten
                              Rotheisenstein. Nachdem dieses Gemenge mit den gasförmigen Unreinigkeiten gesättigt
                              ist, kann man es als Dünger benutzen. (London Journal of
                                 arts, Decbr. 1853, S. 424.)
                           
                        
                           Gallois' Vorschrift für ein Brod, welches viel wohlfeiler
                              als das bloß aus Weizenmehl bereitete ist.
                           Man läßt 26 Pfd. Kartoffeln mit Wasser oder Dampf kochen. Wenn sie gut gekocht und
                              noch heiß sind, schält man sie und stampft sie dann in einem Mörser, bis die ganze
                              Masse einen gut bindenden Teig bildet, welcher leicht zwischen den Händen gerollt
                              und ausgezogen werden kann. Man beeilt sich das Ganze durch einen Durchschlag oder
                              ein grobes Drahtsieb zu passiren, indem man es mit der Hand oder mittelst eines
                              hölzernen Stößels drückt und reibt.
                           Den so durchgeschlagenen Kartoffelteig, nebst 3 Pfd. gewöhnlichem Sauerteig und 10
                              Pfd. Mehl, rührt man alsdann mit 8 Pfd. Wasser an, in welchen man vorher 1/4 Pfd.
                              Bierhefe vertheilt hat.
                           Dieses Gemisch bildet einen Sauerteig, welchen man anderthalb bis zwei Stunden lang
                              gähren lassen muß.
                           Hierauf setzt man 22 Pfd. Wasser zu, in welchem man 6 Loth Kochsalz aufgelöst
                              hat.
                           Nachdem dieses neue Gemisch gut verrührt worden ist, werden ihm 40 Pfund Mehl
                              einverleibt, indem man damit einen gehörig gekneteten Teig bildet.
                           Dieser Teig wird sogleich ausgewirkt, d.h. in Stücke von solcher Form und solchem
                              Gewicht abgetheilt, daß sie dem Brod entsprechen, das man erhalten will; man bringt
                              dieselben in Backschüffeln, worin sie bei gelinder Wärme bleiben, bis sie sich
                              gehörig gehoben haben; doch darf man nicht zu lange warten, weil der Teig sonst
                              zusammenfallen und das Brod schwer würde.
                           Nachdem sich die Brode genügend gehoben haben, werden sie sogleich in den Ofen
                              eingeschossen. Wenn der Ofen gehörig angeheizt ist, dauert das Backen ungefähr
                              fünfunddreißig Minuten für Brode von 4 Pfund.
                           Mit diesen Quantitäten erhält man 88 bis 94 Pfd. Brod, je nach der Güte der
                              Kartoffeln und des Mehls.
                           Die angewandten Materialien sind also folgende:
                           
                              
                                 Kartoffeln, 26 Pfd., welche nach dem
                                    Schälen   und Durchschlagen geben
                                   24
                                 Pfd.
                                   –
                                 Loth
                                 
                              
                                 ordinäres weißes Weizenmehl
                                   50
                                   „
                                   –
                                   „
                                 
                              
                                 Sauerteig
                                     3
                                   „
                                   –
                                   „
                                 
                              
                                 Bierhefe
                                     –
                                   „
                                   8
                                   „
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                     –
                                   „
                                   6
                                   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                   30
                                   „
                                   –
                                   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                    Summe
                                 107
                                 Pfd.
                                 14
                                 Loth
                                 
                              
                           
                           Hiernach lassen sich die Gestehungskosten dieses Brodes nach dem Preis des Mehls, der
                              Kartoffeln und der Handarbeit an jedem Orte berechnen. Payen, Mitglied des Instituts. (Moniteur
                                 industriel, Decbr. 1853, Nr. 1815.)
                           
                        
                           Die Gall'sche Weinveredlung.
                           Gall sagt in seiner Darstellung guter Mittelweine aus
                              unreifen Trauben: „die zu lösende Aufgabe bestehe darin, einmal aus dem
                                 gegebenen Ertrag neben geringeren Sorten durch Ausscheidung des besten Gewächses
                                 und besondere Behandlung desselben feinere Sorten darzustellen und dann durch
                                 Anwendung künstlicher, übrigens naturgemäßer Mittel, wie sie erfahrungsgemäß
                                 auch in andern Ländern angewendet worden, die geringen Weine in bessere, relativ
                                 gute umzuwandeln.“ Die Stoffe, welche die Natur in den reifen Trauben
                              zur Darstellung des Weines an die Hand gibt, sind im Wesentlichen Zucker, freie Säure (Weinsäure, Traubensäure und
                              Citronensäure), Wasser. Ein gewisses Verhältniß dieser drei Stoffe gibt dem aus den
                              Trauben bereiteten Weine besondere Güte und Vorzüge. In Jahrgängen, in denen die
                              Traube nicht vollkommen zur Reise gelangt, sind die genannten Stoffe nicht im
                              richtigen Verhältniß entwickelt. Während nun in vorzüglichen Jahren die Natur in den
                              Trauben noch besondere ätherische Stoffe entwickelt, welche den vorzüglichen Weinen
                              ihr so hochgeschätztes Aroma geben, das künstlich nicht gemacht werden kann, fehlen
                              in gewöhnlichen oder schlechten Jahren diese ätherischen Stoffe theilweise oder
                              gänzlich. Da sie nun nicht künstlich dargestellt werden können, so bleibt in diesen
                              Fällen nur noch übrig, die obengenannten drei, in den unreifen Trauben in andern
                              Mengen vorhandenen Stoffe durch geeignete Zusätze in das gehörige Verhältniß zu
                              bringen, um den zu bereitenden Weinen, wenn auch nicht das Bouquet, so doch durch
                              Erhöhung des Zuckergehaltes und Verminderung des Säuregehaltes die Eigenschaften
                              brauchbarer, mittelguter Weine zu ertheilen.
                           Die in den unreifen Trauben im Ueberschuß vorhandene Säure wird durch die Reife zum
                              Theil in Zucker und Wasser
                              umgewandelt, welche in der vollkommen reifen Traube im richtigen Verhältniß
                              vorhanden sind. In einem aus unreifen Trauben bereiteten Moste ist nur bei einer
                              gewissen Menge Wasser zu wenig Zucker und zu viel Säure
                                 vorhanden. Da der Zucker bei der Gährung sich in Weingeist verwandelt, so
                              ist der aus solchem Moste entstandene Wein wegen zu geringer
                                 Entwickelung von Weingeist zu schwach, und wegen übermäßig vorhandener Säure zu
                                 sauer. Aroma hat er wenig oder keines. Was einem solchen Weine aber noch zu
                              geben ist, ist das, daß durch Hinzufügung von Zucker dem
                              Moste die Möglichkeit gegeben wird, die gewünschte Quantität Weingeist zu
                              entwickeln, während durch Wasserzuschuß die Säure auf das richtige Verhältniß herabzubringen ist.
                           Es muß also einem sauren Traubensaft so viel Zucker und Wasser
                                 hinzugefügt werden, daß diese drei Stoffe in richtigem Verhältniß vorhanden
                                 sind. – Dieß ist die Grundlage des ganzen Geschäfts, und man sieht,
                              daß Gall nicht durch künstliche, zusammengesetzte,
                              chemische Präparate oder durch mystische Geheimmittel aller Art, durch Schmiererei
                              zu Werke geht, sondern einfach die Natur belauscht und derselben da zu Hülfe kommt,
                              wo sie in ihrer vollständigen Entwickelung durch äußere Einwirkungen gehemmt
                              wurde.
                           Wirft man noch die Frage auf: Was für Zucker soll
                              angewendet werden? so ist hier nur zu bemerken, daß es auf die Preise desselben
                              ankommt, indem aller im Handel vorkommende Zucker bei der Gährung Weingeist gibt.
                              Rohrzucker ist bei seiner etwa um 1/3 stärkeren
                              Wirkung dem anderen vorzuziehen, wenn er nicht durch Zölle etc. zu theuer kommt. Die
                              Hauptfrage ist aber nun die: Wie soll das richtige Verhältniß gefunden werden? Antwort: In gutem Moste
                              guter Jahrgänge sind enthalten auf 1000 Pfd.:
                           240 Pfd. Zucker, 6 Pfd. Säure und 754 Pfd. Wasser (und einige andere unwesentliche
                              Bestandtheile). Das wäre somit ein Normalmost. Haben wir nun einen Most wie der
                              heurige, der statt 6 Pfd. 9 Pfd. Säure enthält, so hätte man, wollte der Zuckerbedarf berechnet werden, so zu rechnen: 6 Pfd.
                              Säure des Normalmostes brauchen 240 Pfd. Zucker, wie viel Pfd. Zucker sind zu den 9 Pfd. Säure des zu
                              verbessernden Mostes nöthig? Die Proportion heißt also: 6 : 240 = 8 : x (x – 360 Pfd.
                              Zucker). Den Zuckerbedarf hätten wir nun, und es handelt sich nur noch um die Menge
                              des Wasserzuschusses. Dieser wird durch folgende Rechnung
                              gefunden: 6 Pfd. Säure des Normalmostes brauchen 754 Pfd. Wasser; wie viel Wasser
                              brauchen die 9 Pfd. Säure des zu verbessernden Mostes? Proportion: 6 : 754 = 9 : x (x = 1131 Pfd.
                              Wasser).
                           Der zu verbessernde Most enthält also in 1000 Pfd.: 120 Pfd. Zucker, 9 Pfd. Säure und
                              871 Pfd. Wasser. Man hat also hinzuzusetzen 360 Pfd. – 120 = 240 Pfd. Zucker,
                              1131 – 871 = 260 Pfd. Wasser und hat dann 360 + 9 + 1131 = 1500 Pfd. Most,
                              dessen Bestandtheile in richtigem Verhältniß stehen. Probe des richtigen
                              Verhältnisses:
                           1) Wie viel Säure ist in 1000 Pfd. Most enthalten, wenn 1500
                              Pfd. Most 9 Pfd. Säure haben? 1500 : 1000 = 9 : x (x = 6).
                           2) Wie viel Zucker ist in 1000 Pfd. Most enthalten, wenn 1500
                              Pfd. Most 300 Pfd. Zucker haben? 1500 : 1000 = 360 : x
                              (x – 240).
                           3) Wie viel Wasser haben 1000 Pfd. Most, wenn 1500 Pfd. Most
                              360 Pfd. Wasser enthalten? 1500 : 1000 = 1131 x (x = 754).
                           Der verbesserte Most enthält also die Bestandtheile des
                                 Normalmostes in richtigem Verhältniß.
                           Kennt man nun das Verhältniß der Bestandtheile eines zu verbessernden Mostes, so muß
                              es nach den gegebenen Auseinandersetzungen leicht seyn, den Bedarf von Zucker und
                              Wasser auszurechnen.
                           Nun entsteht aber noch die Hauptfrage: Wie soll der Nichtchemiker den Zuckergehalt des zu veredelnden Mostes, sowie dessen Säuregehalt ermitteln?
                           Der Zuckergehalt des Mostes kann durch die Oechsle'sche Weinwaage
                              ermittelt werden.
                           Bevor der Most mit der Oechsle'schen Mostwaage untersucht
                              wird, muß er auf eine Temperatur von 14° R. gebracht werden, da die Angaben
                              der fraglichen Waage auf diese Temperatur sich beziehen.
                           Der Säuregehalt eines Mostes kann durch das von Gall angegebene Acetimeter oder in Ermangelung desselben
                              auf andere Art, auf chemischem Wege gefunden werden. Daß diese Untersuchung genau seyn muß, geht daraus hervor, weil sich nach dem
                              Säuregehalt die viel bedeutenderen Mengen von Zucker
                              und Wasser bestimmen.
                           Bevor Zucker und Wasser zugesetzt werden, hat eine Entschleimung des Mostes voranzugehen, namentlich des weißen, durch arsenikfreie Schnitten, wodurch die im
                              Moste enthaltenen, von den unreifen Trauben in großer Menge gelieferten schleimigen
                              Stoffe niedergeschlagen werden, von denen der nach 1 bis 2 Tagen wasserhell
                              gewordene Most abgelassen und dann der weitern Behandlung unterworfen wird. Die
                              Gährung läßt man in verschlossenen Räumen vor sich gehen.
                              Zu bemerken ist, daß 1 Pfd. Zucker durch die Gährung etwa 1/2 Pfd. Weingeist
                              liefert. Gute deutsche Mittelweine haben 7 bis 10 Procent Weingeist. Der
                              Zuckergehalt des Mostes muß also zur Erzeugung solcher Mittelweine auf 14 bis 20
                              Proc. gebracht werden. Der Säuregehalt darf nicht unter 4, 5 und nicht über 6 per mille betragen. Bei dem rothen Weine ist kein, oder
                              ein viel geringerer Wasserzuschuß zu geben, da derselbe seine Säure selbst
                              frühzeitig als Weinstein abscheidet. (Schweiz. Gewerbefreund, 1853, S. 185.) Ueber
                              die von Dr. Gall durch sein
                              Veredlungsverfahren erzielten Resultate wurde schon im polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 166 berichtet. Die Redact.
                           
                        
                           Ueber die Wirkung des schwefelsauren Kalks auf vegetabilische
                              Substanzen (mit Bezug auf die Kartoffelkrankheit); vom Ritter Claussen.
                           Vor einiger Zeit machte ich mehrere Versuche über die Wirkung des schwefelsauren
                              Kalks auf vegetabilische Substanzen. Ich stellte einen Theil der damals von mir
                              gebrauchten Substanzen sorgfältig bei Seite; als ich etwa zwei Wochen später zu
                              meinen Versuchen zurückkehrte, war ich erstaunt, zu finden, daß bei denjenigen Portionen der
                              Vegetabilien, welche der Einwirkung von schwefelsaurem Kalk ausgesetzt gewesen
                              waren, keine Zersetzung stattgefunden hatte, während die nicht so behandelten
                              vollständig verdorben waren. Unter den angewandten Vegetabilien befand sich eine
                              Anzahl Kartoffeln, deren jede von der herrschenden Krankheit befallen war; einige
                              derselben sind bis jetzt gesund geblieben, die andern sind vor einiger Zeit gänzlich
                              verfault. Ich verschaffte mir hernach mehr Kartoffeln, und auch einige Runkelrüben;
                              jene waren, so weit ich es beurtheilen konnte, alle krank. Ich theilte die
                              Kartoffeln in drei Portionen. Ein Loos brachte ich in ein Gefäß mit einer schwachen
                              Auflösung von Schwefelsäure, und von diesem brachte ich sie in ein Gefäß mit
                              Kalkwasser. Bei dem zweiten Loos wurde das Verfahren umgekehrt, nämlich die
                              Kartoffeln zuerst in das Kalkwasser und dann in die Säure gebracht. Das dritte Loos
                              wurde unberührt gelassen. Zehn Tage hernach untersuchte ich die Kartoffeln, und
                              fand, wie ich erwartete, daß die nicht mit schwefelsaurem Kalk behandelten rasch
                              verdarben. Diejenigen, welche zuerst in das Kalkwasser und dann in das Sauerwasser
                              gebracht worden waren, zeigten sich nahezu verdorben; während diejenigen, welche auf
                              die zuerst beschriebene Art behandelt worden waren, so gesund blieben als sie
                              anfangs waren. Nach dem Aufschneiden zeigte es sich, daß der erkrankte Theil der
                              Kartoffeln sich innerlich nicht ausgebreitet hatte, und der Geschmack der Wurzel
                              hatte durch die Anwendung des Verfahrens gar nicht gelitten; auch glaube ich nicht
                              daß der schwefelsaure Kalk ihre Keimkraft benachtheiligen kann. Auf die Runkelrüben
                              wirkte der schwefelsaure Kalk ähnlich wie auf die Kartoffeln. Ich bemerke noch daß
                              ich bei andern Gelegenheiten Salzsäure und andere Säuren mit gleichem Erfolg
                              angewandt habe; es scheint nur Bedingung zu seyn, daß das angewandte Agens sehr
                              schnell in Berührung mit den zu conservirenden Substanzen ein Salz zu erzeugen
                              vermag. Nach den bisherigen Erfahrungen gibt es kein sicheres Mittel, um das
                              Erkranken der Kartoffel zu verhindern, während sie sich im Boden befindet und zur
                              Reife gelangt; es wäre daher ein sehr großer Vortheil, wenn ein Verfahren entdeckt
                              würde, durch dessen Anwendung die Kartoffeln nach dem Herausnehmen gegen das in
                              Folge der Krankheit eintretende Verderben geschützt werden könnten. Die Resultate,
                              welche ich mitgetheilt habe, scheinen mir die Möglichkeit anzudeuten, diesem Verlust
                              zu begegnen. Ich bin durch meine Geschäfte jetzt verhindert über die Anwendbarkeit
                              dieses Verfahrens im Großen Versuche anzustellen, wobei sich keine unübersteiglichen
                              Schwierigkeiten darbieten dürften. Die von mir angewandte Säure war sehr schwach,
                              beläufig 1 Theil auf 200 Theile Wasser; das Kalkwasser hatte die Consistenz der
                              Milch. Die Materialien sind also nicht kostspielig, so daß der Vorschlag gewiß
                              berücksichtigt und geprüft zu werden verdient. (Aus dem Athenaeum durch die Chemical Gazette, 1853,
                              Nr. 266.)
                           Liebig veröffentlichte schon im J. 1845 (polytechn.
                              Journal Bd. XCVIII S. 416), daß nach seinen
                              Versuchen aufgelöste Schwefelsäure dem Fortgang der Fäulniß der Kartoffeln sicher
                              Einhalt thut; er empfahl, die kranken Kartoffeln – um sie leicht und mit
                              geringen Kosten längere Zeit aufbewahren und dann verschiedenartig verwenden zu
                              können – in etwa 1/4 Zoll dicke Scheiben zu schneiden und diese in Wasser zu
                              tauchen, welches 2 bis 3 Procent Schwefelsäure enthält. Nach 24 bis 36 Stunden kann
                              man die saure Flüssigkeit abziehen, und was noch davon übrig bleibt, läßt sich durch
                              wiederholtes Eintauchen in frisches Wasser entfernen. Auf diese Art behandelt,
                              trocknen die Kartoffeln leicht. Liebig wandte dieses
                              Verfahren an, weil er bei Untersuchung gesunder und kranker Kartoffeln gefunden
                              hatte, daß dieselben ein beträchtliches Quantum vegetabilischen Caseïns
                              enthalten, welches sich durch Säuren niederschlagen läßt.
                              Claussens Vorschlag ist im
                              wesentlichen derselbe, denn indem er die aus der Säure genommenen Kartoffeln in
                              Kalkwasser bringt, entfernt er die überschüssige Säure statt des Auswaschens durch
                              Neutralisation.
                           Die Redact.