| Titel: | Ueber die Darstellung von Urangelb bei der k. k. Silberhütte zu Joachimsthal; von Franz Friese. | 
| Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. X., S. 37 | 
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                        X.
                        Ueber die Darstellung von Urangelb bei der k. k.
                           								Silberhütte zu Joachimsthal; von Franz
                              									Friese.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für
                                 								Berg- und Hüttenwesen, 1854, Nr. 5 und 6.
                        Friese, über die Darstellung von Urangelb.
                        
                     
                        
                           Im verflossenen Jahre ist auf Befehl des h. Finanzministeriums bei der k. k.
                              									Silberhütte zu Joachimsthal die Verarbeitung der in den ärarischen Gruben gewonnenen
                              									Uranerze auf Urangelb eingeführt worden. So einleuchtend und gemeinnützig die Gründe
                              									sind, welche die oberste Bergwesensbehörde zu dieser Unternehmung veranlaßten, hat
                              									es doch nicht an Klagen und Beschwerden von Seite solcher gefehlt, welche diesen
                              									Fabricationszweig selbst auf Kosten der übrigen Gewerbetreibenden für sich allein
                              									behalten und ausbeuten wollten. Gegenüber diesen, zum Glück sehr vereinzelten
                              									Beschwerden dürfte es nicht unangemessen seyn, die speciellen Umstände, wodurch das
                              									h. Finanzministerium zur Errichtung der Joachimsthaler Urangelb-Fabrik
                              									bestimmt wurde, in der nachfolgenden actenmäßigen Darstellung zu veröffentlichen.
                              									Man wird daraus ersehen, daß die hohe Finanzverwaltung zu diesem Unternehmen
                              									vorzugsweise durch die Rücksicht auf die Bedürfnisse der Privatindustrie und
                              									namentlich um den inländischen Glasfabriken den Bezug des unentbehrlichen Urangelbs
                              									zu sichern und zu erleichtern, veranlaßt worden ist, und daß die vermehrte
                              									Concurrenz in diesem Industriezweige, worin bisher beinahe keine stattfand, auch den
                              									übrigen Darstellern dieses Farbstoffes keinen nennenswerthen Nachtheil, dagegen den zahlreichen
                              									Consumenten bedeutende Erleichterung bringen wird.
                           Die beigefügte Beschreibung des bei dieser Manipulation in Joachimsthal angewendeten
                              									Verfahrens dürfte nicht nur den Bergwerksverwandten, sondern auch den technischen
                              									Chemikern von Interesse seyn.
                           
                        
                           I.
                           Als der verewigte Unter-Staatssecretär des Ministeriums für Landescultur und
                              									Bergwesen, Hr. M. Layer, im Herbste des Jahres 1844 (als
                              									Vorstand der damaligen Central-Bergbau-Direction) Joachimsthal besuchte, um die Verhältnisse der dortigen
                              									Werke zu untersuchen, zog unter Anderem auch die Verwerthung der Uranerze, welche dort sowohl in der Grube, als auch durch
                              									Haldenkuttung gewonnen werden, seine Aufmerksamkeit auf sich. Diese Erze hatten
                              									beiläufig seit dem Jahre 1842 (früher waren sie kaum beachtet, und für wenige Gulden
                              									der Centner weggegeben worden) regelmäßige Abnehmer gefunden, und zwar:
                           
                              
                                 die reinsten Erze aus der Grube zu
                                 40 fl.
                                 C. M. pr. Ctr.
                                 
                              
                                 minder reine von der Haldenkuttung
                                    											zu
                                 30  „
                                   
                                    											„      „    „
                                 
                              
                                 die unreinsten endlich zu
                                 12  „
                                   
                                    											„      „    „
                                 
                              
                           Hiebei wurden jedoch die Uranerze ohne genauere Prüfung lediglich nach dem
                              									Augenschein classificirt.
                           Da diese Preise keine andere Begründung hatten, als daß sie von den Abnehmern willig
                              									bezahlt wurden, so sah sich Layer zu weiteren
                              									Nachforschungen veranlaßt, woraus sich ergab, daß die nahegelegenen Gruben zu
                              									Johanngeorgenstadt in Sachsen ihre Uranerze zu 60 bis 70 Thlr. pr. Ctr. absetzten,
                              									und daß in Sachsen wie auch in Böhmen mehrere Fabriken sich mit der Bereitung von
                              									Urangelb beschäftigten, welche sowohl die sächsischen als böhmischen Uranerze
                              									(letztere meistens durch Zwischenhändler) an sich zogen, und das gewonnene Urangelb
                              									zu 8–12 Thaler das Pfund absetzten. Da ferner erhoben wurde, daß die reinsten
                              									Joachimsthaler Uranerze, welche zu 40 fl. pr. Ctr. verkauft wurden, gegen 80 Procent
                              									Uranoxyd enthalten, dessen Darstellung aus den Erzen nur etwa 2 fl. C.-M. pr.
                              									Pfund kostete, so war es einleuchtend, daß die Joachimsthaler Preise hinsichtlich
                              									der reinsten Erzsorte bei weitem zu niedrig angesetzt waren, während es bezüglich
                              									der niederen Sorten an jeder Controle bei Beurtheilung ihres Gehaltes fehlte. Hierzu
                              									kam noch die Betrachtung, daß im vorliegenden Falle nicht die Consumenten, sondern
                              									nur die Zwischenhändler von den niedrigen Preisen der Joachimsthaler Uranerze
                              									Vortheil zogen – daß ferner die Verhältnisse der Joachimsthaler Hütte für die
                              									Uranoxyd-Fabrication sehr günstig erschienen – daß dieser neue
                              									Betriebszweig der verarmten Bevölkerung der dortigen Gegend sehr zu statten kommen
                              									würde – und daß endlich auch von mehreren Gewerbetreibenden der Wunsch
                              									ausgesprochen worden war, das hohe Montanärar möge zur Erleichterung der Consumenten
                              									die Bereitung von Uran- wie auch von Kobalt-Oxyd zu Joachimsthal in
                              									eigener Regie betreiben.
                           Aus diesen Gründen fand sich Layer veranlaßt, den Verkauf
                              									der Uranerze einstweilen gänzlich zu sistiren, und bei der damaligen Hofkammer im
                              									Münz- und Bergwesen den Antrag zu stellen:
                           
                              „Daß bei der Joachimsthaler k. k. Silberhütte die Verarbeitung der eigenen
                                 										Uranerze auf Oxyd eingeleitet, und der Preis des letzteren zur Erleichterung der
                                 										Gewerbe möglichst niedrig gestellt, zugleich aber – um jede Besorgniß vor
                                 										Beeinträchtigung der Industrie zu beseitigen – auch der Verkauf roher
                                 										Uranerze künftig insoferne gestattet werden sollte, daß nur die reinste Sorte zu
                                 										dem Preise von 280 fl. pr. Ctr., wobei dem Oxydfabrikanten noch immer ein
                                 										reichlicher Gewinn gesichert blieb, verkauft, die minderen Erzsorten aber
                                 										vorläufig vom Handel ausgeschlossen würden, indem einestheils ihr Gehalt und
                                 										Werth unsicher, anderntheils aber zu erwarten wäre, daß derselbe durch
                                 										zweckmäßige Aufbereitung zum Vortheile der Hütte wie des Oxydfabrikanten werbe
                                 										erhöht werden können.“
                              
                           Dieser Antrag wurde von Seite der h. Montanhofkammer zu Anfang des Jahres 1845
                              									genehmigt und zugleich vorläufige Versuche zur Ermittelung der vortheilhaftesten
                              									Methode, das Uranoxyd darzustellen, angeordnet. Verschiedene Umstände verzögerten
                              									jedoch die Einführung dieser Fabrication im Großen, und da mittlerweile der Absatz
                              									der Uranerze ins Stocken gerieth, so wurde im Jahre 1849 die Veräußerung der
                              									vorräthigen Erze zu dem herabgesetzten Preise von 2 fl. pr. Pfund
                              									Uranoxydul-Gehalt bewilligt. Doch schon im Jahre 1851 wurde dieser Preis in
                              									Folge der allgemeinen Preissteigerung des Uranoxydes und der hiedurch veranlaßten
                              									außerordentlich starken Nachfrage bei der Joachimsthaler Hütte für die geringste
                              									Erzsorte (mit 26 Procent Uranoxyd) um 20 kr. pr. Pfund, und für die reicheren Sorten
                              									stufenweise nach ihrem Gehalte erhöht, so daß die reinsten Erze wieder zu dem
                              									ursprünglichen Preise von 280 fl. pr. Centner verwerthet wurden.
                           Indessen stieg der Handelspreis des Uranoxydes, welcher im Jahre 1844 mit 10 fl. pr.
                              									Pfund bestanden, und die Festsetzung eines Preises von 280 fl. für den Centner Erz
                              									reinster Sorte begründet hatte, im Jahre 1852 bis auf das Doppelte, d. i. auf 20 fl.
                              									C.-M. pr. Pfund, ohne daß die Oxydfabrikanten sich zu einer entsprechend
                              									erhöhten Preisberechnung für die Erze verstehen wollten. Da die Ausbeute von Uranerzen zu Joachimsthal
                              									mittlerweile bedeutend zugenommen hatte, so sah sich das Ministerium für
                              									Landescultur und Bergwesen genöthigt, die beantragte Verarbeitung derselben –
                              									sollten sie nicht unter dem Werthe, lediglich zum Vortheile der Oxydfabrikanten,
                              									verschleudert werden – sofort anzuordnen, und den k. k. Assistenten Adolph Patera, welcher schon früher im Laboratorium des
                              									k. k. Generalprobiramtes sich mit dem Studium der Uransalze beschäftigt hatte, mit
                              									dieser Aufgabe zu betrauen. Zu Ende des Jahres 1852 wurden hierzu die nöthigen
                              									Einrichtungen in der Joachimsthaler k. k. Silberhütte getroffen, und zu Anfang 1853
                              									bereits die ersten Partien Urangelb dargestellt.
                           Obwohl dieses Präparat die gewöhnlich im Verkehr vorkommenden Sorten an Güte und
                              									Reinheit übertrifft, hat doch das h. Finanzministerium, um der Privatindustrie alle
                              									nur mögliche Erleichterung zukommen zu lassen, den Verkaufspreis desselben auf nur
                              									12 fl. C.-M. pr. Pfund festgesetzt, während der sonst übliche Preis des
                              									Urangelbs gegenwärtig 18 bis 20 fl. beträgt. Uebrigens wird auch der Verkauf roher
                              									Uranerze an Private durch den Betrieb der ärarischen Urangelbfabrik nicht
                              									ausgeschlossen.
                           
                        
                           II.
                           Das von Hrn. A. Patera bei der Darstellung von Urangelb
                              									beobachtete Verfahren ist sehr einfach und ganz darauf berechnet, um mit den
                              									geringsten Kosten ein möglichst vollkommenes Product zu erhalten.
                           Bis zum Schlusse des Verwaltungsjahres 1853 wurden 2765 1/2 Pfund Uranerze mit einem
                              									durchschnittlichen Gehalte von 45 Pfd. Uranoxydul im Centner verarbeitet.
                           Diese Erze wurden im Mörser zerstoßen und sodann durch ein feines Sieb gesiebt, wobei
                              									sich durchschnittlich ein Verlust von 2 1/4 Procent ergab. Die anfänglich versuchte
                              									Anwendung von Naßmühlen, um das gestoßene Erz vollends fein zu machen, wurde bald
                              									wieder aufgegeben, weil der erhaltene Erzschlamm beim Trocknen so hart wurde, daß er
                              									nochmals gerieben werden mußte, wodurch der Verlust und die Unkosten unnöthig
                              									vergrößert werden, da schon das zerstoßene und gesiebte Erz durch das nachfolgende
                              									Rösten mit Kalk vollständig aufgeschlossen werden kann.
                           Das feingepulverte Erz wurde mit etwa 14 Procent zerfallenem Kalk (statt dessen auch
                              									fein gepochter Kalkstein verwendet werden könnte) innig gemengt und sodann im
                              									Flammofen bei mäßiger Rothglühhitze geröstet. Ein größerer Kalkzuschlag veranlaßt
                              									bei der weiteren Behandlung reichere Rückstände, wahrscheinlich weil der bei der
                              									nachfolgenden Auflösung in Schwefelsäure erzeugte Gyps die feinen Erztheilchen
                              									einhüllt, und der Einwirkung der Säure entzieht.
                           Der Flammofen faßt einen halben Centner Erz sammt Zuschlag und steht mit einem gleich
                              									großen Vorwärmherde und einer Flugstaubkammer in Verbindung. Die Anfangs graue
                              									Beschickung wird bald braun, und bei sehr hohem Urangehalt gelbbraun, von dem
                              									gebildeten uransauren Kalk; die Röstung wird jedoch durch etwa fünf Stunden
                              									gleichmäßig fortgesetzt, um den Arsenik möglichst vollständig zu entfernen.
                           Der von Hrn. A. Patera beim Rösten der Uranerze
                              									angewendete Kalkzuschlag ist von wesentlichem Vortheile, indem erst durch dieses
                              									Verfahren die Möglichkeit gegeben wird, das Urangelb im Großen aus den Erzen zu
                              									gewinnen; denn während nach den früher gebräuchlichen Methoden die Anwendung concentrirter Salpeter- und Schwefelsäure den
                              									Gebrauch von Porzellan- und Glas-Gefäßen nöthig machte, und daher nur
                              									geringe Erzquantitäten auf einmal verarbeitet werden konnten, wird nach der von Hrn.
                              									A. Patera schon im Jahre 1847 der k. k. Akademie der
                              									Wissenschaften zu Wien mitgetheilten Methode das Uranerz durch die Röstung mit
                              									Kalkzusatz derart aufgeschlossen, daß es in verdünnter
                              									Schwefelsäure löslich ist, wodurch die Anwendung hölzerner Bottiche und ein
                              									fabrikmäßiger Betrieb ermöglicht wird.
                           Das geröstete Erz wurde in Partien zu 50 Pfd. in hölzernen Bottichen mit verdünnter
                              									Schwefelsäure behandelt, indem auf das mit Wasser angerührte Erz concentrirte
                              									Schwefelsäure gegossen wurde, um die hiebei entwickelte Wärme zur Beförderung der
                              									Auflösung zu benützen Auf 1/2 Centner Erz wurden bei dem durchschnittlichen Gehalte
                              									von 45 Procent Uranoxydoxydul 22 Pfd. concentrirte Schwefelsäure gerechnet. Sehr
                              									vortheilhaft erwies sich ein kleiner Zusatz von Salpetersäure (höchstens 2 Pfd. auf
                              									1/2 Centner Erz), um das allenfalls entstandene Uranoxydul in Oxyd zu verwandeln.
                              									Die mit Schwefelsäure behandelte Masse wurde nach längerem Umrühren mit Wasser
                              									verdünnt und der Ruhe überlassen.
                           Die klar gewordene Lösung wurde sodann in Bottichen, an deren Boden eine
                              									Filtrir-Vorrichtung von grober Leinwand angebracht ist, filtrirt, und der
                              									Rückstand mit heißem Wasser ausgewaschen. Dieses Waschwasser wurde beim Auflösen der
                              									nächsten Erzpartie als Verdünnungsflüssigkeit benützt, die filtrirte Lösung aber der
                              									weiteren Behandlung unterzogen. Das Filtriren ging ohne Schwierigkeit vor sich, wenn
                              									der Kalkzuschlag beim Verrösten der Erze nicht zu hoch war. Die filtrirte Lauge
                              									blieb bei gehöriger Röstung auch nach längerem Stehen klar; bei einigen Posten aber, welche nicht lange
                              									genug geröstet worden waren, setzte sie einen berggrünen Niederschlag ab, welcher
                              									aus Kupfer, Arsen und 20 bis 40 Proc. Uranoxyd bestand, welchem Uebelstande später
                              									durch längeres Rösten unter Kohlezusatz vollständig abgeholfen wurde.
                           Die filtrirte, schön grün gefärbte, etwas saure Uranoxydlösung wurde mit Soda
                              									übersättiget. Hiebei wird das Uranoxyd Anfangs mit allen übrigen in der Lauge
                              									enthaltenen Metalloxyden und Erden gefällt, durch überschüssige Soda aber als
                              									kohlensaures Uranoxyd-Natron vollständig wieder aufgelöst, während die
                              									übrigen Metalloxyde größtentheils in dem Niederschlage bleiben. Dieser wird, um das
                              									etwa zurückgebliebene Uranoxyd zu gewinnen, in Sodalösung gekocht, abfiltrirt,
                              									gewaschen, und die gewonnene viel freie Soda enthaltende Lauge bei Behandlung der
                              									nächsten Erzpartie verwendet.
                           Das Auflösen des Uranoxydes in Soda geschah ebenfalls in hölzernen Bottichen. So
                              									lange dieselben neu waren, löste sich in der Soda Harz auf, welches reducirend auf
                              									das Uranoxyd wirkte, so daß das Urangelb eine schmutzige ins Gräuliche fallende
                              									Farbe erhielt. Bei fortgesetztem Gebrauche der Bottiche verschwand jedoch dieser
                              									Uebelstand, so daß dieselben nun vollkommen entsprechen.
                           Die schön goldgelbe Lösung von kohlensaurem Uranoxyd-Natron wird in kleinen
                              									Bottichen mit Schwefelsäure neutralisirt, und wenn der Neutralisationspunkt erreicht
                              									ist, in einem kupfernen Kessel unter vorsichtigem Zusatz von verdünnter
                              									Schwefelsäure gekocht, wobei sich ein schwerer Niederschlag von wasserhaltigem
                              									uransaurem Natron – das gewünschte Product – abscheidet. Dieser
                              									Niederschlag von Urangelb wird in leinenen Spitzbeuteln abfiltrirt, gewaschen,
                              									ausgepreßt und getrocknet, sodann wieder in Stücke zerbrochen, nochmals mit heißem
                              									Wasser ausgewaschen (um jede Spur von Glaubersalz zu entfernen), getrocknet und
                              									endlich zerrieben. Die vom Urangelb abfiltrirte Lauge besteht aus Glaubersalz,
                              									welches durch Abdampfen gewonnen wird.
                           Das Trocknen des Urangelbs geschieht in einer Trockenstube auf von Holz geflochtenen
                              									Schwingen, wobei das Päparat mit Druckpapier bedeckt wird.Es ereignete sich einigemale bei besonders reinen Partien, daß das gewonnene
                                    											Urangelb beim Trocknen zu einer krystallinischen, dem Gummigutti ähnlichen
                                    											Masse erstarrte. Hr. Patera fand es aus 1 Atom
                                    											Natron auf 2 At. Uranoxyd und 6 Wasser zusammengesetzt; dieselbe
                                    											Zusammensetzung erhält man aus den Analysen des Gummierzes (Breithaupt) und des Eliasites (Haidinger), wenn man die Verunreinigungen
                                    											wegläßt: nur enthält das Gummierz Kalkerde und der Eliasit Kalk- und
                                    											Talkerde als Basis statt Natron. Nach Hrn. Patera
                                    											scheint dieses Gummigutti-ähnliche Product das
                                    											eigentliche Salz zu seyn, da nur bei diesem der Wassergehalt constant blieb,
                                    											während verschiedene Muster von käuflichem Urangelb stets einen
                                    											verschiedenen Wassergehalt (8–12 Proc.) zeigten. Das in Porzellanmörsern zerriebene und gesiebte Product wird in papiernen Hülsen
                              									eingestampft, jede mit 1 Pfd. Urangelb, mit dem k. k. Hüttenamtssiegel verschlossen,
                              									etikettirt und in Kisten zu 25 Pfd. abgeliefert.
                           Aus der oben angegebenen Menge von Uranerzen wurden 1208 Pfd. Urangelb gewonnen,
                              									während in den Rückständen nur 96 Pfund verblieben, wovon jedoch directen Versuchen
                              									zufolge noch 80 Pfd. ausbringbar sind, und in der nächsten Campagne werden zu gute
                              									gebracht werden.
                           Das Joachimsthaler Urangelb ist saures uransaures Natron mit mehreren Atomen
                              									(durchschnittlich 10 Proc.) Wasser. Die übrigen im Handel vorkommenden Sorten
                              									Urangelb sind gewöhnlich nach derselben chemischen Formel zusammengesetzt, nur
                              									enthalten dieselben Kali anstatt Natron, und außerdem von fremden Metalloxyden weit
                              									größere Antheile als das Joachimsthaler.
                           Der Natrongehalt an der Stelle eines gleich großen Kaligehaltes kann bei der
                              									Glasfärbung keinen Nachtheil bringen, da ohnedieß viele, und namentlich die
                              									böhmischen Gläser, sich durch einen hohen Natrongehalt auszeichnen.
                           Bereits hat das an der k. k. Silberhütte zu Joachimsthal dargestellte Urangelb von
                              									Seite mehrerer Glasfabrikanten wegen seiner schönen und reinen Farbe in Gläsern die
                              									verdiente Anerkennung gefunden, und sind nicht unbedeutende Bestellungen darauf
                              									eingelaufen. Auch läßt der festgesetzte sehr billige Preis mit Grund eine baldige
                              									ausgedehntere Verwendung dieses schönen Farbstoffs erwarten.